Wichtige Datenschutz-informationen - Was Sie als Mitglied wissen sollten

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Wichtige Datenschutz-informationen - Was Sie als Mitglied wissen sollten
MÄRZ 2018
45. JAHRGANG · NR. 158

                                                                                          Info-Magazin
                                                                                   des OÖ Landesjagdverbandes
                                                                                      Hohenbrunn 1 · 4490 St.Florian

                         Wichtige Datenschutz-
                         informationen
                         Was Sie als Mitglied
                         wissen sollten

                         Der Goldschakal
                         Neuigkeiten aus
                         Oberösterreich

                         Erfolgreiche                               Österreichische Post AG, MZ 02Z030514 M
                                                    Retouren an: OÖ Landesjagdverband · Hohenbrunn 1 · 4490 St. Florian

                         Wiederbewaldung
                         Zusammenarbeit von
                         Waldbesitzern und Jägern
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Abgabe von Waffen nur an Inhaber einer Erwerbserlaubnis.
© 2018
BRANDMARK

                                                                                  Import & Fachhandels-Auskunft:
                                                                            Idl GmbH | Südbahnstraße 1 | A-9900 Lienz
                                                           www.mauser.com             office@waffen-idl.com
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Der Landesjägermeister berichtet
Ökonomierat Sepp Brandmayr

Wald und Jagd
gemeinsam

Waldeigentümer und Jäger treten gemeinsam für ein Aufkom-      Für uns Jäger bedeutet dies, dass wir unbedingt darauf ach-
men des durch Unwetter und Schädlinge in Mitleidenschaft       ten müssen, dass die Aufforstungsflächen verlässlich und in-
gezogenen Waldes ein – ganz im Sinne des Forst & Jagd-         tensiv bejagt werden. Dass Hochstände und Leitern entspre-
Dialogs.                                                       chend strategisch aufgestellt und besetzt werden, und dass
Unwetter und baumtötende Insekten wie Kupferstecher,           ein beträchtlicher Teil der Abschüsse in den Gefährdungs-
Buchdrucker und andere Borkenkäfer haben riesige Schäden       bereichen durchgeführt wird. Die Jagdleiter sind daher aufge-
an großen Flächen unserer Wälder angerichtet. Zudem ist für    fordert, in den Jahren des Aufkommens der Neuaufforstungen
kommendes Jahr mit einem weiteren Angriff dieser Schäd-        und Naturverjüngungen ihre Jagden so zu organisieren, dass
linge zu rechnen.                                              das strenge Bejagen dieser Flächen gewährleistet ist.
Die Natur lehrt uns, dass wir einer veränderten Baumwahl       „In meinem Teil nicht!“, diese Aussage eines verantwor-
unsere Aufmerksamkeit widmen müssen, weil sich auch die        tungsbewussten Jägers, einer Jägerin, darf es bei guter Orga-
Waldgemeinschaften im Zeitalter des Klimawandels anders        nisation nicht geben. Interne Streitereien, Jagdneid oder gar
entwickeln werden.                                             Verweigerung einer gegenseitigen Zusammenarbeit mit den
Die Aufforstungen werden daher auch die Jagdreviere stark      Waldbesitzern sind mehr als kontraproduktiv! Ich bitte hier
beeinflussen.                                                  die gesamte oberösterreichische Jägerschaft um ihr Mittun
Insbesondere die Einzelschutzmaßnahmen, kleine und             und um gemeinsame Bewältigung der Aufgaben im Sinne des
mittelgroße Zäunungen müssen den großflächigen Einzäu-         Wildes und deren Lebensräume.
nungen vorgezogen werden, damit letztere keine Fallenwir-
kung für das Wild oder eine Kanalisierung oder Konzentration   Mit einem aufrichtigen Weidmannsdank und einem kräftigem
des Wildes auf nichtgezäunte Flächen zur Folge haben.          Weidmannsheil für das neue Jagdjahr

                                                               Ihr

www.maniga.at

                                                                                            MÄRZ 2018       OÖ JÄGER     3
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INFO

                                                  INFORMATIONEN

M
           it diesen Hinweisen informie-     unserer berechtigten Interessen und zur        ist oder wir dazu gesetzlich verpflichtet
           ren wir Sie über die Verarbei-    Erfüllung von rechtlichen und vertrag-         sind. Dabei berücksichtigen wir die ent-
           tung Ihrer personenbezogenen      lichen Verpflichtungen verarbeitet.            sprechenden Verjährungs- und Aufbe-
Daten und die Ihnen nach dem Daten-          Für die Verarbeitung von besonders ge-         wahrungsfristen.
schutzrecht zustehenden Rechte gemäß         schützten personenbezogenen Daten,
der ab 25. Mai 2018 in Kraft tretenden EU-   wie z.B. Ihre Gesundheitsdaten, holen          Rechte der betroffenen Personen
Datenschutzgrundverordnung (DSGVO).          wir vorher Ihre Einwilligung ein – sofern      Sie haben bei Vorliegen der dafür er-
                                             die Verarbeitung nicht zur Wahrung von         forderlichen Voraussetzungen folgende
Verantwortlicher für die                     Rechtsansprüchen erforderlich ist.             Rechte:
Datenverarbeitung                                                                           Recht auf Auskunft, Berichtigung, Lö-
Oberösterreichische Versicherung AG,         Kategorien von Empfängern                      schung, Beschwerderecht bei der öster-
Gruberstraße 32, 4020 Linz                   Soweit dies zur Vertragserfüllung erfor-       reichischen Datenschutzbehörde sowie
Telefon: +43 57891-710, E-Mail-Adresse       derlich oder gesetzlich vorgeschrieben         ab 25.5.2018 das Recht auf Einschrän-
(allgemein): office@ooev.at                  ist, übermitteln wir im Einzelfall not-        kung der Verarbeitung und Datenüber-
Für Fragen zur Verarbeitung Ihrer Daten      wendige Daten an die damit befassten           tragbarkeit.
kontaktieren Sie unseren Datenschutzbe-      Empfänger, wie Vor-, Mit- und Rückver-         Wenn die Verarbeitung auf einer Einwil-
auftragten unter der o.a. Adresse mit dem    sicherer, Vermittler, externe Dienstleister,   ligung beruht, haben Sie das Recht die-
Zusatz – Datenschutzbeauftragter – oder      Ärzte, Krankenhäuser, Sachverständige,         se jederzeit zu widerrufen. Diese Daten
per E-Mail unter: datenschutz@ooev.at        Sozialversicherungsträger, Aufsichts- und      werden wir dann nicht weiterverarbeiten,
                                             Finanzbehörden sowie Strafverfolgungs-         sofern nicht ein anderer Grund für eine
Zwecke für die Verarbeitung                  behörden.                                      rechtmäßige Verarbeitung vorliegt.
personenbezogener Daten                      Weiters nehmen wir an Einrichtungen der
Vorrangiger Zweck für die Verarbeitung       Versicherungswirtschaft teil, über wel-        Automatisierte Entscheidungs­
personenbezogener Daten ist die (vor)        che bestimmte personenbezogene Daten           findung im Einzelfall
vertragliche Bedarfsanalyse, Beratung,       ausgetauscht werden (zur Unterstützung         Auf Basis Ihrer Angaben zum Risiko, zu
(Versicherungs-)     Vertragsanbahnung,      der Risikobeurteilung im Antragsfall,          denen wir Sie bei Antragstellung befra-
-verwaltung und -erfüllung sowie die         zur Sachverhaltsaufklärung bei der Lei-        gen, entscheiden wir mitunter vollauto-
Schadenabwicklung.                           stungsprüfung sowie bei der Bekämpfung         matisiert über das Zustandekommen des
Ihre Daten werden für die Bearbeitung        von Versicherungsmissbrauch).                  Vertrages.
von Anträgen, die Risikoprüfung, die
Ausstellung des Versicherungsscheines,       Übermittlung an Empfänger                      Ausführliche Datenschutzinformationen
die Verwaltung und Bearbeitung von Ver-      in Drittländern                                gemäß Artikel 12, 13 und 14 der EU-
trägen und Versicherungsfällen ermittelt     Wir übermitteln personenbezogene Da-           Datenschutzgrundverordnung (DSGVO)
und verarbeitet.                             ten an unsere Rückversicherer in der           finden Sie unter http://www.keinesor-
Wenn Sie uns diese Daten nicht oder          Schweiz, für die die EU Kommission ein         gen.at/Rechtsgrundlagen/Datenschutz.
nicht im benötigten Umfang bereitstellen,    angemessenes Datenschutzniveau bestä-          Auf Ihren Wunsch übersenden wir Ih-
können wir das von Ihnen gewünschte          tigt hat (Entscheidung 2000/518/EG der         nen diese Informationen gerne auch po-
Vertragsverhältnis u.U. nicht begründen      Kommission).                                   stalisch.
oder Ansprüche aus einem Versiche-           Sollte aufgrund Ihrer Angaben im Bereich
rungsvertrag nicht beurteilen oder erfül-    der Vorsorge- bzw. Lebensversicherung
len. Darüber hinaus verarbeiten wir Ihre     ein US-Bezug bestehen, sind wir gesetz-        Oberösterreichische Versicherung AG,
Daten für Marketingaktivitäten sowie für     lich verpflichtet, bestimmte personenbe-       Generaldirektion: 4020 Linz,
statistische Zwecke.                         zogene Daten an die US-Finanzbehörde           Gruberstraße 32, Telefon +43 57891-710,
                                             zu übermitteln.                                efax +43 57891-91566.
Rechtsgrundlage der Verarbeitung                                                            www.keinesorgen.at, office@ooev.at,
der Daten                                    Speicherdauer (Löschfristen)                   Gesellschaftsform: Aktiengesellschaft.
Die Daten werden aufgrund der Erlaub-        Wir speichern Ihre personenbezogenen           UID-Nummer: ATU22854105. Firmensitz:
nistatbestände nach der DSGVO, vorran-       Daten nur solange und soweit das für           Linz. Firmenbuch: FN 36941a, LG Linz.
gig zur Vertragserfüllung, zur Wahrung       die oben genannten Zwecke erforderlich         DVR: 0029629.

4      OÖ JÄGER     MÄRZ 2018
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ZUM DATENSCHUTZ

D
        ie persönlichen Daten werden          al, das von sorgfältig ausgesuchten Un-   Rechte: Recht auf Auskunft, Berichti-
        in der behördlichen Datenbank         ternehmen stammt und vom Vorstand         gung, Löschung, Beschwerderecht bei
        des OÖ Landesjagdverbandes            geprüft wurde, ausgeschickt. Die per-     der österreichischen Datenschutzbehörde
als Körperschaft öffentlichen Rechts ge-      sönlichen Daten (Name und Adresse)        sowie das Recht auf Einschränkung der
mäß Datenschutzgesetz 2000, BGBI. I Nr.       werden dabei nicht weitergegeben und      Verarbeitung und Datenübertragbarkeit.
165/1999 i.d.g.F. (DSG) gespeichert.          verbleiben ausschließlich beim OÖ Lan-    Wenn die Verarbeitung auf einer Einwil-
Verantwortlich für die Datenverarbeitung      desjagdverband.                           ligung beruht, haben Sie das Recht die-
ist der OÖ Landesjagdverband, Hohen-          Zum Zwecke des Postversandes werden       se jederzeit zu widerrufen. Diese Daten
brunn 1, 4490 St. Florian, Telefon: +43       Name und Adresse an das beauftrag-        werden wir dann nicht weiterverarbeiten,
(0)7224/20083, e-mail: office@ooeljv.at       te Versandunternehmen gemäß Daten-        sofern nicht ein anderer Grund für eine
                                              schutzgesetz 2000, BGBI. I Nr. 165/1999   rechtmäßige Verarbeitung vorliegt.
Rechtsgrundlage, Daten­                       i.d.g.F. (DSG), zur einmaligen Anwen-
anwendung und Zweck der                       dung gegeben und danach gelöscht. Diese   Ausführliche Datenschutzinformationen
Verarbeitung der Daten                        Zustimmung wird bzw. wurde gesondert      gemäß Datenschutzgesetz 2000, BGBI. I
Rechtsgrundlage ist das OÖ Jagdgesetz.        eingeholt und kann jederzeit widerrufen   Nr. 165/1999 i.d.g.F. (DSG) finden Sie auf
Die Übermittlung aller im Zusammen-           werden.                                   unserer Homepage www.ooeljv.at
hang mit der Innehabung einer Jagdkarte
bzw. einer Jagdausübung in Oberöster-         Rechte der betroffenen Personen           Auf Ihren Wunsch übersenden wir Ihnen
reich dem OÖ. Landesjagdverband be-           Sie haben bei Vorliegen der dafür er-     diese Informationen gerne auch posta-
kanntgegebenen Daten bzw. bei diesem          forderlichen Voraussetzungen folgende     lisch.
anfallenden personenbezogenen und ge-
mäß Datenschutzgesetz 2000, BGBI. I Nr.
165/1999 i.d.g.F. (DSG), automationsun-
terstützt verarbeiteten Daten erfolgt an
l	die   zuständigen Abteilungen des
   Amtes der OÖ. Landesregierung
l	die zuständigen Mitglieder der OÖ.

   Landesregierung
l	Gerichte, Behörden und Dienststellen

   im Rahmen ihrer gesetzlichen Aufga-
   ben sowie an Dritte (z.B. Statistik Aus-
   tria ausschließlich zur Erstellung der
   gesamtösterreichischen Jagdstatistik)

Der Landesjagdverband ist, wie im OÖ
Jagdgesetz §§ 35-41 vorgeschrieben,
Versicherungsnehmer für die Mitglieder
des OÖ Landesjagdverbandes. Die da-
für erforderlichen personenbezogenen
Daten werden an die damit beauftragte
Versicherung weitergegeben. Informati-
onen zum Datenschutz der Versicherung
finden Sie auf der gegenüber liegenden
Seite bzw. auf unserer Homepage www.
ooeljv.at

Auftragsverarbeiter
Bei Zustimmung wird für Jägerinnen und
Jäger interessantes Informationsmateri-

                                                                                                MÄRZ 2018       OÖ JÄGER       5
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EDITORIAL

Pünktlichkeit ist die Fähigkeit,
auf die Unpünktlichen zu warten
Mit diesem Zitat, dessen Ursprung unbekannt ist, ent-
                                                             8                                          12
schuldige ich mich in aller Form bei Ihnen, liebe Lese-
rin und lieber Leser, dass der Oö Jäger dieses Mal etwas
später als gewohnt bei Ihnen angekommen ist! Krankheit
und in der Folge viel am Schreibtisch und im E-Mail-Fach
waren die Gründe …

Nun ist er aber da und bietet hoffentlich wieder für
jeden Jäger interessante und wichtige Informationen so-
wie Anregungen rund um die Jagd in Oberösterreich und
darüber hinaus.

Die EU-Datenschutzgrundverordnung lässt auch uns
nicht verschont und verspricht zahlreiche Bürokratis-
men, die wir möglichst gering halten wollen. Wir sind
stets, und werden auch zukünftig, mit Ihren Daten äu-        38                                         58
ßerst sensibel umgegangen. Wenn Sie dennoch Bedenken
haben sollten oder etwas missfällt, melden Sie sich bitte.
                                                             Der Landesjägermeister berichtet
Wichtiger für die Jagd und unser Wild ist aber, dass         ÖR Sepp Brandmayr                                                3
die Jägerinnen und Jäger abermals mit offenen Augen
und Ohren im neuen Jagdjahr durch die Revier gehen,          Niederwild-Symposium 2018:
um Wildtiere sowie Lebensräume im Einklang mit den           Prädatoren in der Kulturlandschaft regulieren?!                  8
Grundbesitzern zu hegen, zu pflegen und v.a. im Sinne
                                                             Niederwild-Symposium 2018:
einer artenreichen Fauna und Flora bewirtschaften!
                                                             Empfehlung für die Praxis „Das Mögliche tun“                    12
Dazu ein kräftiges Weidmannsheil!                            Erfolgreiche Wiederbewaldung nach Windwürfen und
Viel Spaß beim Lesen!                                        Borkenkäferschäden braucht die Zusammenarbeit
Ihr
                                                             von Waldbesitzern und Jägern                                    18
                                                             Der Goldschakal –
                                                             Gibt es Neuigkeiten aus Oberösterreich?                         22
                                                             Unfallversicherung für Jagdpächter                              27
Mag. Christopher Böck                                        Jagd- und Waffenrecht:
Geschäftsführer, Wildbiologe,
Redaktionsleiter                                             Jagdhunde (Haltung und Meldepflichten) und Jagdfreistellung     30
                                                             Der oö. Jäger und sein Revier:
                                                             Die Gesellschaftsjagd im Herbst                                 36
                                                             wild auf Wild:
                                                             Rehleber auf Wildkräuter-Brot-Salat                             38
Titelfoto:
Während Diskussionen um die                                  AUS DER GESCHÄFTSSTELLE.                                      ab 40
Wiederkehr des Wolfes gerade
laufen, streift der „kleine Bruder“
– der Goldschakal – schon
                                                             Trichinenbeschau über neues Labor                               40
länger durch Österreich.
                                                             JBIZ-Seminare                                                   42
Foto: R. Sandfort
                                                             Preis für Artenschutz und Lebensraum                            46

6       OÖ JÄGER         MÄRZ 2018
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                                                                                                  AUF‘S JAGDMUSEUM

                     18                                           22

                                                                       Besuchen Sie uns und empfehlen
                                                                       Sie es weiter!
                     64           80                                   Ab Karsamstag, 31. März
                                                                       ist das OÖ. Jagdmuseum
IM VISIER. DIE JAGD IN DER ÖFFENTLICHKEIT.                    ab 48    wieder geöffnet!
Weiter auf der Pirsch nach „Fragen zur Jagd“                      48

LEBENSRAUMGESTALTUNG.                                         ab 52
Praxis: Was bringt der gelbe Futterkübel für Fasan und Rebhuhn?   52

SCHULE & JAGD.                                                ab 58    Jagdliches Bildungs- und
                                                                                                  KURSE & SEMINARE
                                                                       InformationsZentrum        siehe Seite 42

HUNDEWESEN.                                                   ab 61
                                                                       Freitag, 23. März 2018
BRAUCHTUM & JAGDKULTUR.                                       ab 64    Messerschleifkurs – Scharfe Messer für eine
                                                                       erfolgreiche Jagdsaison
Geschichte der Jagdkultur und das Dritte Reich:
Auswirkungen auf unser heutiges Weidwerk, Teil I                  64
                                                                       Samstag, 14. April 2018
SCHIESSWESEN.                                                 ab 75    Schule und Jagd –
                                                                       Von der Planung zur Umsetzung
FALKNEREI.                                                        78
                                                                       Freitag, 25. Mai 2018
AUS DEN BEZIRKEN.                                             ab 79    Schulung nordischer Krähenfang –
Bezirksjägertage Braunau, Perg und Ried                           80   Aktiver Artenschutz und Niederwildhege
                                                                       mit dem Krähenfang
NEUE PRODUKTE AUF DEM JAGDSEKTOR.                             ab 86
                                                                       Freitag, 22. Juni 2018
NEUE BÜCHER.                                                  ab 88    Der Jungjäger: Grüne Praxis im Revier –
                                                                       Ein Tag im praktischen Jagdbetrieb für junge und jung
Kleinanzeigen                                                     90   gebliebene Jägerinnen und Jäger
Impressum, Sonne und Mond                                         91

                                                                                                   MÄRZ 2018       OÖ JÄGER   7
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Vom Niederwild-Symposium 2018 des OÖ Landesjagdverbandes
Niederwild unter Druck – Ursachen, Entwicklungen, Maßnahmen

          Prädatoren in der
    Kulturlandschaft regulieren?!
                                    TEXT Dr. Daniel Hoffmann, Game Conservancy Deutschland e.V.
                                                   FOTOS D. Hoffmann, Thinkstock

D
         er Begriff Niederwild umfasst       ist davon auszugehen, dass bei anhal-        lich festzustellen, dass die Artenschutz-
         nur einen kleinen Auszug an         tend rückläufiger Tendenz bereits heute      bemühungen, die von einer unglaublich
         Wildtierarten, der in den ver-      ein Verlust von ca. 80% eingetreten ist.     gestiegenen Anzahl an behördlichen Mit-
gangenen wenigen Jahrzehnten eine            Trotzdem das Rebhuhn so sehr in der Be-      arbeitern in diesem Sektor und erheblich
problematisch negative Populationsent-       drängnis ist und auch als Indikator einer    vervielfachten Etats im staatlichen wie
wicklung hat hinnehmen müssen. In der        artenreichen Feldflur gelten kann, ist das   im verbändeorganisierten Naturschutz
Kulturlandschaft, insbesondere in den        Interesse des behördlichen wie auch ver-     überwiegend am Ziel einer artenreichen
agrarisch geprägten Offenlandschaften        bandsmäßig organsierten Naturschutzes        Landschaft vorbeigehen. Stattdessen be-
Mitteleuropas, haben sowohl ehemalige        an der Art gering.                           lobigen sich verschiedene Stellen und
„Allerweltsarten“ als auch per se seltene    Dabei wäre das Rebhuhn gerade geeignet,      Verbände mit der scheinbar beweihräu-
Arten in ihrer Populationsdichte deutlich    Missstände und Versäumnisse im Natur-        cherungswürdigen Leistung, dass z.B.
abgenommen oder sind regional vollstän-      schutz der vergangenen Jahrzehnte aus-       Wolf und Biber nun als Flaggschiffe des
dig verschwunden.                            zuräumen und aufzubereiten. Betrachtet       Artenschutzes gelten und deren Ausbrei-
Das Beispiel Rebhuhn ist wohl eines der      man darüber hinaus die Entwicklung           tung eines besonderen Einsatzes bedurft
Bekanntesten in der Jägerschaft und es       der allermeisten Bodenbrüter, ist deut-      hätte.

8     OÖ JÄGER      MÄRZ 2018
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Einziges erforderliches Zutun, um die-        auch aufgrund von teils hanebüchenen
se beiden genannten Arten zu fördern          EU-Vorgaben und Ländergesetzgebungen
ist es, das Ende der jagdlichen Verfol-       (Thema Flächenunterstützung etc.) kaum
gung zu beschließen, einige Individuen        geben kann, sind viele Offenlandarten                    Wer Vögel, ebenso Insekten oder
gezielt auszusetzen und die Individuen        unter dem derzeitigen gesetzlichen Na-                  auch Pflanzen der Agrarlandschaft
und Familienverbände sich ohne Ein-           turschutzszenario nicht zu erhalten.                       langfristig schützen möchte,
schränkung und ohne Rücksicht auf das                                                                muss vollständig umdenken und mit
Eigentum Dritter in der freien Landschaft     Erforderlich würde für das Niederwild                     den Landnutzern großräumige
ausbreiten zu lassen. Ein Erfolg des „Na-     i.w.S. Schutzgebiete, in denen nicht pri-              Konzepte entwickeln, die nahrungs­
turschutzes“ im Sinne, dass hier aktiv        mär die zu schützenden Arten im Vorder-                reiche, kleinparzellierte, mosaikartig
Habitatgestaltung oder ähnliches zu der       grund stehen, sondern die dort wirtschaf-                verteilte und ruhige Ganzjahres­
Erholung der Populationen geführt hätte,      tenden Menschen. Wer Vögel, ebenso                          biotopkomplexe schaffen.
ist nicht ansatzweise der Fall. Somit ent-    Insekten oder auch Pflanzen der Agrar-
wickeln sich – wie manch andere Arten         landschaft langfristig schützen möchte,               Nun wird die berechtigte Frage aufgewor-
auch – Wolf und Biber völlig unabhängig       muss vollständig umdenken und mit den                 fen, warum in den bestehenden Natur-
naturschützerischer Aktivitäten oder z.B.     Landnutzern großräumige Konzepte ent-                 schutzgebieten, die in großer Zahl gerade
Ausweisungen von Naturschutzgebieten.         wickeln, die nahrungsreiche, kleinparzel-             im Zuge der inflationären Ausweisung
                                              lierte, mosaikartig verteilte und ruhige              von Natura 2000 – Gebieten deutlichen
Diese Scheinerfolge werden allerdings         Ganzjahresbiotopkomplexe schaffen, die                Flächenzugewinn erfahren haben, nicht
gerne genutzt, um von den tatsächlichen       nur dann möglich sind, wenn der dort                  oder nur marginal in der Lage sind, Nie-
Problemen abzulenken, womit wieder            wirtschaftende Bauer mit dieser durchaus              derwild zu schützen oder auch nur ihre
das Rebhuhn in den Fokus der Betrach-         produktiven Landschaftsgestaltung finan-              durch Naturschutzverwaltungen defi-
tung rücken kann. Die Art ist bereits spä-    ziell erfolgreicher wirtschaften kann als             nierten Schutzziele zu erhalten, jeden-
testens seit den 1970er Jahren deutlich       mit herkömmlichen Methoden, die der                   falls dann nicht oder nur unzureichend,
rückläufig. In der Historie sind zahlreiche   Markt üblicherweise von ihm abverlangt.               wenn es sich um Bodenbrüter handelt.
Veränderungen der Landschaft eingetre-        Ergänzend aber unumgänglich wird eine                 Mehrere Punkte führen zu einer Min-
ten, die dem Rebhuhn, aber auch dem           effiziente Prädatorenbejagung, die unter              derqualität vieler Naturschutzgebiete.
Kiebitz, der Grauammer wie vielen an-         dem aktuellen Populationsdruck genera-                Teilweise werden für viele Millionen
deren Arten sukzessive das Überleben in       listischer Beutegreifer jedoch nur noch               Euros Landschaften von Naturschutz-
der „Normallandschaft“ weitgehend un-         ausnahmsweise im Ehrenamt zu leisten                  romantikern entwickelt, die es in dieser
möglich werden lassen.                        wäre.                                                 Form nie zuvor gegeben hat und die in
Die Aufzählung negativ wirkender Fak-
toren ist lang und kann hier nur teil-
weise und ohne Gewichtung erfolgen:
Weitgehende Aufhebung der Dreifelder-
wirtschaft, intensivierter Maschinen-,
Dünger- und Pestizideinsatz, Reduktion
der Zahl angebauter Feldfrüchte, Vergrö-
ßerung der Schläge, Vervielfachung der
generalistischen Prädatoren, Umstellung
von Sommer- auf Wintergetreide, Wegfall
beinahe sämtlicher Brachen im Zuge der
Förderung regenerativer Energien durch
das EEG, Umbau des Grünlandes in Sila-
geproduktionsstätten usw.

De facto gibt es jedoch kein Naturschutz-
gebiet, das auf die Wiederherstellung der
Lebensgrundlagen der Arten der ehemals
typischen Agrarlandschaft abzielt und
auch der moderne Biolandbau ist nicht im
Ansatz in der Lage, Brut- oder Aufzucht-
stätte für Rebhuhn und Co. zu schaffen
und damit Stütze der Populationen zu
werden. Ständige mechanische Eingriffe
mit Großmaschinen sind für eine erfolg-
reiche Jungenaufzucht kontraproduktiv.         Streifenweises Auslassen von Herbizide sollte künftig nicht nur ein Versehen sein. Wer Arten
Da es solche Schutzgebiete nicht gibt und      schützen will, muss dies als Naturschutzmaßnahme anerkennen.

                                                                                                              MÄRZ 2018          OÖ JÄGER     9
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einem völlig anderen landschaftsöko-                        und entwickeln sich zu reinen Hoch-                wenn auch extensive Bewirtschaftung
logischen Kontext stehen, als es jemals                     staudenfluren, die relativ artenarm sind           stets möglich war. Dass sich mit der neu-
zuvor der Fall war. Beispiele extensiver                    und als Nahrungs- und Bruthabitate für             en, gegenüber früheren Zeiten deutlich
Wiesenlandschaften, die für Limikolen                       viele Limikolen nur bedingt und nur im             überzogenen Unterwassersetzung der
und viele Niederwildarten grundsätzlich                     Randbereich interessant sind. Die Klein-           Flächen nicht die erwünschte Artenviel-
geeignet sind, gibt es zahlreich und doch                   parzelliertheit fehlt also in der Wiesenbe-        falt einstellt, sollte dann nicht verwun-
sind sie bezüglich der Ansprüche ihres                      wirtschaftung, der Beweidung, sofern sie           dern.
Habitatmanagements sehr verschieden.                        erlaubt ist und auch in der Bereitstellung         Dennoch bieten Naturschutzgebiete ge-
Grünländer der Mittelgebirge oder auch                      von Sukzessionsflächen und Hochstau-               genüber der intensiv genutzten Agrar-
mancher Tieflagen wären auch ohne in-                       denfluren. Monotone Maßnahmen auf                  landschaft noch vergleichsweise gute
tensive Landwirtschaft heute nicht mehr                     großen Flächen mancher Naturschutzge-              Habitate für die Brut und die Aufzucht.
vergleichbar mit ihrem Zustand vor eini-                    biete führen daher auch dort häufig zur            Übersehen wird dabei von Naturschutz-
gen Jahrzehnten. Begradigungen haben                                                                           seite regelmäßig, dass die bloße Zahl an
zu einer erhöhten Abflussgeschwindig-                                                                          Bruten, beispielsweise der Uferschnepfe
keit der Bäche und Flüsse geführt. Hier-                                                                       oder des Kiebitzes nicht aussagekräftig
durch ist ein tieferes Einschneiden der                                                                        für die Qualität eines Schutzgebietes ist.
                                                             Ergänzend aber unumgänglich wird
Fließgewässer zu beobachten, was unter                                                                         Erst ein dauerhaft ausreichender Auf-
                                                             eine effiziente Prädatorenbejagung,
anderem zur Folge hat, dass die Wiesen                                                                         zuchterfolg führt zu Artenschutzerfolgen.
im Umland nicht mehr überschwemmt
                                                            die unter dem aktuellen Populations­               Dieser wird jedoch meist durch eine ex-
und damit auf natürliche Art und Weise
                                                             druck generalistischer Beutegreifer               trem hohe Prädationsrate unterbunden,
durch das mitgeführte Schwemmmaterial
                                                            jedoch nur noch ausnahmsweise im                   die durch Jagdverbote in Schutzgebieten
gedüngt werden. In der Folge fehlen Pfüt-                         Ehrenamt zu leisten wäre.                    gefördert oder erst hervorgerufen wird.
zen und temporäre Klein- und Kleinstge-                                                                        Seit einigen wenigen Jahren haben jedoch
wässer, die für die Insektenentwicklung                     Monotonie und damit zur Artenarmut.                einzelne Verantwortliche erkannt, dass
von erheblicher Bedeutung waren. Solche                     Während nun manche Wiesen aufgrund                 die Reduktion der generalistischen Prä-
Wiesen wurden in früheren Jahren relativ                    des erhöhten Oberflächenwasserabflusses            datoren wie Rabenkrähen, Hauskatzen,
spät gemäht und im späten Jahr kam ggf.                     zu trocken werden, wird gelegentlich in            Wieseln, Wildschweinen und allen voran
die Weidenutzung zum Tragen. Gedüngt                        Naturschutzgebieten der norddeutschen              Füchsen sowie mancherorts die invasiven
wurde mit Stallmist, während die Flächen                    Tiefebene eine langfristige Vernässung             Neozoen einen Bruterfolg von Limikolen
heute oftmals noch ohne Viehbesatz                          angestrebt.    Diese    Vernässungsmaß-            vollständig unterbinden. Ein sehr ein-
ausgehagert werden, was nur bedingt                         nahmen werden oftmals so sehr inten-               drucksvolles deutsches Beispiel stellt das
zur Steigerung der Pflanzenartenvielfalt                    siviert, dass eine Bewirtschaftung der             Schutzgebiet Dümmer in Niedersachsen
führt, jedoch für das Niederwild kaum                       Grünländer kaum noch möglich ist. Die              dar. Während die Aufzuchterfolge unter
Nutzen bringt.                                              Artenvielfalt, die die Naturschutzgebiete          anderem von Kiebitz, Großem Brachvogel
Andere Grünländer wurden großräumig                         jedoch wiederherzustellen versuchen, ist           und der Uferschnepfe in diesem großräu-
vollständig aus der Nutzung genommen                        zu Zeiten am höchsten gewesen, als eine,           migen und extensiv bewirtschafteten Na-
                                                                                                               turschutzgebiet bis 2010 dauerhalft unter
                                                                                                               der Erhaltungsgrenze der Populationen
                                                                                                               lagen, wurde durch den lokal ansässigen
                                                                                                               Naturschutzverein ein Projekt umgesetzt,
                                                                                                               das vorsah, in einem Teil des Gebietes
                                                                                                               eine intensive Prädatorenbejagung durch-
                                                                                                               zuführen, während die zweite Hälfte wie
                                                                                                               bisher nicht bejagt wird. Das Habitatma-
                                                                                                               nagement blieb davon unberührt und
                                                                                                               dennoch konnten die Aufzuchterfolge in
                                                                                                               dem nun bejagten Teil des Schutzgebietes
                                                                                                               von annähernd null auf Werte gesteigert
                                                                                                               werden, die die Fortexistenz der Popula-
                                                                                                               tionen nun sichern können. In dem un-
                                                                                                               bejagten Teil blieben die Aufzuchterfolge
                                                                                                               nahe der Nulllinie.

                                                                                                               Einzig ein angepasstes Habitatmanage-
                                                                                                               ment in Verbindung mit einer intensiven
                                                                                                               Prädatorenbejagung führt zu Erfolgen im
                                                                                                               Artenschutz für empfindliche Arten, die
 Alleinige Mahd von Naturschutzgebieten hilft nicht allen Arten. Artenreiche Hecken gibt es nicht ohne Säge.   in der modernen Zivilisationslandschaft

10     OÖ JÄGER          MÄRZ 2018
Prädatoren in der Kulturlandschaft regulieren?!

nicht mehr überleben können. Natur-
schutzgebiete verfehlen allerdings auch
dann noch ihren Sinn, wenn sie nur eine
Arterhaltung erreichen können. Ziel muss
sein, dass in diesen Gebieten so viele In-
dividuen erfolgreich aufgezogen werden,
dass auch eine Wiederbesiedlung anderer
Landstriche dadurch möglich wird. Dies
ist in der bisherigen Naturschutzstrategie
Deutschlands kaum Realität geworden,
da insbesondere das Prädatorenmanage-
ment mit Scheuklappen betrachtet wird
und die Habitatgestaltung sich zu un-
flexibel an überlieferten Wunschvorstel-
lungen mancher „Naturschutzdinosauri-
er“ orientiert.

        Naturschutz muss über
                                              Kleine Streifen bei der ersten Mahd bis in den September stehen lassen hilft Insekten und dem Niederwild.
 die Nutzer ohne Einschränkung der
    Eigentumsrechte in die Fläche
 gelangen, dann kann in Verbindung           tem nicht! Nicht einmal die Masse der                     Zum Autor:
     mit intelligent organisierten           Allerweltsarten unter den Insekten ist                    Dr. Daniel Hoffmann, Geschäfts­
       Naturschutzgebieten und               durch die bisherigen Strategien des Na-                   führender Direktor Game Conservancy
einer intensiven Beutegreiferbejagung        turschutzes zu erhalten, wie eine jüngst                  Deutschland e.V., E-Mail:
    das Niederwild eine Zukunfts-            erschienene Arbeit aus dem Raum Kre-                      d.hoffmann@gameconservancy.de
           option erlangen.                  feld beschreibt.

Darüber hinaus muss man anerkennen,
dass das klassische Niederwild, wie Feld-
hase, Fasan, Rebhuhn und ebenso die
ehemals häufigen Arten wie Grauammer,
Feldsperling und viele andere nicht mit
den bisherigen Schutzgebietskonzepten
zu erhalten sind. Diese ehemals häufigen
                                               IM REVIER.
Arten sind heute selten und alleine die
Seltenheit ist bereits Vorbote der bevor-
stehenden regionalen, teilweise überre-
gionalen Extinktion (Auslöschung), da
diese Arten populationsbiologisch nicht
dafür ausgelegt sind, die langfristige Ar-
terhaltung durch wenige Individuen zu
realisieren.
Naturschutz muss über die Nutzer ohne
Einschränkung der Eigentumsrechte in
die Fläche gelangen, dann kann in Ver-
bindung mit intelligent organisierten Na-
turschutzgebieten und einer intensiven
Beutegreiferbejagung das Niederwild
eine Zukunftsoption erlangen. Der bishe-
rige „deutsche Weg“ der daraus besteht
Schutzgebiete auszuweisen, ein unflexi-
bles Habitatmanagement einzuführen,
das Jagdrecht einzuschränken und ein         AMPFLWANG. Mitte Dezember erlegte Johann Fekürer nach langen Wochen des An-
aufgeweichtes und wirtschaftlich nicht       sitzens im genossenschaftlichen Jagdgebiet Ampflwang einen reifen Muffelwidder.
lukratives Greeningpaket für die Land-       Foto (v.l.n.rechts): Revierjäger Philipp Schartmüller, Johann Fekürer und Jagdleiter
wirte aufzulegen, genügt jedoch bei wei-     Franz Kaltenbrunner.

                                                                                                                   MÄRZ 2018           OÖ JÄGER           11
THEMA

Vom Niederwild-Symposium 2018 des OÖ Landesjagdverbandes
Niederwild unter Druck – Ursachen, Entwicklungen, Maßnahmen

                                      Empfehlung für die Praxis

                           „Das Mögliche tun“
                      Niederwildforschung in Rheinland-Pfalz
                                              TEXT Wildmeister Christoph Hildebrandt
                                                  FOTOS C. Hildebrandt, Fotolia

I
     m April 2001 startete das Niederwild-   um Rheinhessen, eine der früheren Hoch-      derte Hegemaßnahmen durchzuführen.
     projekt „Das Mögliche tun“. Auftrag-    burgen der Niederwildjagd in Rheinland-      Als sogenannte Nullreviere, welche sich
     geber waren das zuständige Ministe-     Pfalz (RLP). Die Jäger der drei anein-       im gleichen Naturraum befanden, wur-
rium für Umwelt und Forsten Rheinland        andergrenzenden        gemeinschaftlichen    den die Reviere Bobenheim-Roxheim mit
Pfalz und der Landesjagdverband Rhein-       Jagdbezirke Bechtheim, Osthofen Nord         900 ha Größe, 15 km südlich, und Gau
land Pfalz e.V.                              und Osthofen Süd mit einer Revierfläche      Odernheim mit 1500 ha Größe, 10 km
Die Laufzeit, zuerst begrenzt auf fünf       von ca. 3000 ha erklärten sich bereit, un-   nördlich des Versuchsreviers hinzugezo-
Jahre, wurde 2005 um zwei weitere Jahre      ter Anleitung eines Berufsjägers gegenü-     gen. In diesen Revieren wurden (sollten)
verlängert. Ausgesucht wurde die Region      ber der sonst stattfindenden Hege verän-     keine verändernden Hegemaßnahmen

12    OÖ JÄGER      MÄRZ 2018
„Das Mögliche tun“
                                                                                                   Niederwildforschung in Rheinland-Pfalz

durchgeführt (werden). Sie dienten le-
diglich zum Vergleich, wie sich die Be-
sätze unter den gleichen klimatischen
Bedingungen und gleichbleibenden He-
gemaßnahmen entwickelten. Die teilneh-
menden Reviere wurden aufgrund der
Tatsache, dass hier schon aus vielen vo-
rausgegangenen Jahren Hasenzähldaten
zum Vergleich vorlagen, ausgewählt.

Fragestellungen
Können agrochemikalische Rückstande,
welche Fertilitätsstörungen bei Wildtie-
ren hervorrufen sollen (wie etwa Phta-
late) in den Wildtieren Feldhase, Reb-
huhn und Fasan nachgewiesen werden?
Hierzu wurde die Gesellschaft für ange-
wandte „Rainer Hartmann Biologie und
Geologie mbH“ beauftragt. Das Ergebnis
war, dass keinerlei signifikante Einflüsse
zu erkennen waren.

Ist es möglich, die Niederwildbesätze un-
ter Anleitung eines Berufsjägers mit den
jagdrechtlich möglichen Mitteln nach-
haltig anzuheben und zu stabilisieren,
also „Das Mögliche tun“? Hierzu wurde
zuerst mit einer Prädatorenkontrolle für
zwei Jahre begonnen und dann für drei
Jahre mit einer zusätzlichen Biotopver-
besserung gearbeitet.
Nach diesen fünf Jahren kam es in der         Quelle WILD DJV Erstellt C. Hildebrandt
Gemarkung Osthofen zu einer Flurbe-
reinigung. Um dadurch eventuell eintre-
tende Einflüsse dokumentieren zu kön-        wurden anhand eines sich in der Laufzeit     ein Altfuchs seinen Nachwuchs ausgrub
nen, entschloss man sich, das Projekt        immer wieder verbessernden Konzeptes         und verschleppte.
um zwei weitere Jahre zu verlängern.         die Hegemaßnahmen verbessert, umge-          Durchschnittlich dauerte es vier Tage,
Die bis dahin angelegten Biotope wur-        wandelt und angepasst.                       bis das komplette Geheck gefangen
den zurückgebaut. Die Biotopsstruktur                                                     war. Sollten die Jungfüchse schon etwa
in Bechtheim war somit wieder wie zu         Hegemaßnamen durch Jäger                     katzengroß gewesen sein, dies konnte
Beginn des Projekts im Jahr 2001. In den     unter Anleitung                              anhand der etwa kleinen Finger großen
Jagdbögen Osthofens waren Ausgleichs-        In den Projektrevieren wurde damit be-       Losungsstränge bestimmt werden, wurde
biotopflächen hinzugekommen, die alten       gonnen, alle Mutterbaue des Fuchses der      aus Tierschutzgründen nicht mit der Falle
Biotope aber aufgrund der Flurbereini-       letzten zehn Jahre zu kartieren, insge-      gearbeitet. Hier mussten die Jäger auch
gung verschwunden, so dass in Summe          samt waren dies 193 Fuchsmutterbaue.         dazulernen.
in den Jagdbögen Osthofens die Wildä-                                                     Die übliche Vorgehensweise der Jäger
cker wieder in der Anzahl ähnlich wie        Diese Fuchsbaue wurden gegen Ende            war, dass man sich nach Entdeckung
zu Projektbeginn vorhanden waren. Alle       April auf Belegung durch Jungfüchse          eines Jungfuchsbaues abends an den Bau
gesammelten Daten wurden von Prof. Dr.       untersucht und sofort bei dem kleinsten      setzte und schoss, was man bekam. Meist
Wolfgang Rohe von der Hochschule für         Verdacht, dass hier Jungfüchse aufgezo-      schleppte dann die Fähe die restlichen
Angewandte Wissenschaft und Kunst,           gen werden, mit der Eberswalder Jung-        Jungfüchse über Nacht weg und man
Fachhochschule Hildesheim/ Holzmin-          fuchsfalle (Doppelklappe) bestückt. Alle     bekam nur einen Teil des Gehecks. Nach
den/ Göttingen, Fakultät Ressourcenma-       Hauptspielplatzröhren bekamen eine Fal-      mehreren Gesprächen wurde diese Me-
nagement Göttingen, zusammengestellt.        le. Kleinere Röhren wurden mit Steinen       thode umgewandelt. Erst wurden durch
                                             und Holzpfählen verbarrikadiert.             Ansitze in sicherer Entfernung zum Bau
Um    strukturierte  Hegemaßnahmen           Immer wieder kam es vor, wenn nicht in       bestätigt, wie viele Jungfüchse in diesem
durchzuführen, wurde analysiert, wer in      der ersten Nacht schon gegen 22 Uhr und      waren; danach wurden diese während
welchem Zeitraum wen beeinflusst. So         3 Uhr die Fallen kontrolliert wurden, dass   eines Frühansitzes erlegt. Mit genügend

                                                                                                  MÄRZ 2018         OÖ JÄGER       13
THEMA

Zeit in den Tag hineinjagend war sicher-     Kiebitz, Fasan bis hin zu den Weihen, ist   schnittliche Strecke belief sich auf zwei
gestellt, dass alle Jungfüchse des Baues     aber die Geheckdichte im Lebensraum der     bis fünf Dachse. Durch Ansitz mit der
erlegt werden konnten.                       wesentliche Einflussfaktor. Wenn man        Doppelflinte am Jungdachsbau Anfang
Auffällig vor den Mutterbauen war der        bedenkt, dass ein Fuchs pro Nacht ca. 8,5   August und durch die Fallenjagd wurde
von den Jungfüchsen hohe Anteil an           km Wegstrecke hinterlegt (Labhard: Der      diese deutlich auf durchschnittlich 35
nicht verwertetem Futter, welches durch      Rotfuchs) und dies zur Aufzuchtzeit um      Dachse als Jahresstrecke erhöht.
die Altfüchse zugetragen wurde, woraus       den Geheckbau, dann wird deutlich, dass     Zur Stärkung der Gemeinschaft wurden
geschlossen wird, dass Altfüchse ihren       alles, was in der näheren Umgebung an       revierübergreifende Raubwildjagden or-
Nachwuchs weit über der notwendigen          Jungtieren im „Nest“ sitzt, leichte und     ganisiert. Wer Zeit hatte, kam zum Nach-
Menge an Nahrung versorgen.                  wertvolle Beute ist. Je niedriger die Ge-   barn, wenn Senf oder Ölrettich gemulcht
Diese Erkenntnis sollte der Schlüssel zum    heckdichte war, oder je schneller man       wurde. Ab Herbst wurden Rübenäcker,
Erfolg werden. Der Haupteingriff auf die     das gesamte Jungfuchsgeheck erlegen         Feldgehölze, Schilfgebiete auf Fuchs & Co
Nachwuchsmortalität des Niederwildes         konnte, desto höher war die Chance des      gedrückt.
durch Prädatoren findet in der Regel dann    Überlebens aller Jungwildnachkommen.        Um die Fuchsgeheckdichte der folgenden
statt, wenn diese selbst ihren Nachwuchs                                                 Jagdjahre zu reduzieren, wurden für das
mit Futter versorgen. Auf das Klima und                                                  Projekt zwei Rauhaardackel erworben,
Landwirtschaft hat der Jäger keinen, bis                                                 von mir abgerichtet, um ausschließlich
kaum einen Einfluss. Hier hingegen konn-                                                 für die Stöberjagd und Baujagd im DMT
                                                Auf die Überlebensrate aller am
te mit einer effektiven, aber zeitaufwen-                                                Revier eingesetzt zu werden.
digen Maßnahme deutlich das Überleben
                                              Boden aufgezogenen Jungtiere vom           Um den Druck aus den Nachbarrevieren
von Jungwild beeinflusst werden. Konnte
                                               Hasen über Kiebitz, Fasan bis hin         im Frühjahr zu reduzieren wurden zu-
frühzeitig das gesamte Geheck erlegt wer-
                                              zu den Weihen, ist aber die Geheck­        sätzliche Fuchsjagdwochen organisiert.
den, erlosch bei den Altfüchsen in Kürze           dichte im Lebensraum der              Jede hierbei erlegte Fähe konnte keinen
die Notwendigkeit Futter für ihre Jungen           wesentliche Einflussfaktor.           Geheckbau mehr anlegen, welcher dann
beizutragen und sie mussten nur noch für                                                 mit hohem Zeitaufwand zu bejagen ge-
sich selbst sorgen.                          Damit die aus den Nachbarrevieren groß      wesen wäre.
Hier erlaube ich mir den Hinweis, dass       gewordenen Haarraubwildarten abgefan-       Ab August wurden die Rabenkrähen und
es egal ist, ob aufgrund eines Einflusses,   gen werden konnten, wurden 26 Lebend-       die Elstern ebenso mit allen zur Verfü-
durch wen oder was auch immer, die Ge-       fangfallen und elf Fuchskunstbauten im      gung stehenden Mitteln bejagt. Am Mor-
heckgröße der Füchse hoch oder niedrig       Revier eingebaut. Diese sollten von den     genstrich mit freundlichem oder feind-
ist. Unabhängig, ob Altfüchse zwei oder      Jägern vor Ort betreut werden. Einige       lichem Lockbild. Am Luderplatz von den
neun Jungfüchse versorgen müssen,            Jäger kümmerten sich sehr gut darum,        älteren Jägern, ähnlich der Hüttenjagd.
wurde die Futtermenge nicht angepasst.       andere Jäger eher schlecht. Durch den       Elstern an Schlafbäumen oder durch
Häufig wird aus den Lagern der Jagdgeg-      frühzeitigen Erfolg bei der Jungfuchsbe-    Treiben entlang der bekannten Tagesein-
ner darauf hingewiesen, dass bei hohem       jagung, reduzierte sich die Chance des      stände, wie Heckenstreifen, erlegt. Um
Jagddruck auf die Füchse, die Höhe des       Fallenfangerfolges und musste oft neu       wiederum einen positiven Effekt für das
Wurfes nach oben beeinflusst wird.           besprochen werden.                          Steigern der Niederwildbesätze zu erzie-
Auf die Überlebensrate aller am Boden        Dachse wurden vor der Projektzeit auch      len, sollten möglichst gegen Ende Febru-
aufgezogenen Jungtiere vom Hasen über        eher vernachlässigt bejagt. Die durch-      ar, mit Aufgang der Schonzeit, die Dichte

 Schlüsselfaktor Jungfuchsfang

14    OÖ JÄGER        MÄRZ 2018
„Das Mögliche tun“
                                                                                                  Niederwildforschung in Rheinland-Pfalz

 der dann im Revier brütenden Krähen­        nen Äckern angelegt. Andere Landwirte       holzen der Getreidefelder wurde in den
 vögel reduziert sein. Diese Bejagungs-      hatten trotz dem Angebot von € 500,-/ha     Niederwildäckern der Mulcher zum
 methoden des Raubwildes wurden die          Pacht keinerlei Interesse, solche Biotope   Schröpfschnitt eingesetzt. Dies ebenso
 gesamte Projektzeit durchgeführt.           anzulegen. Sie befürchteten eine Verun-     nicht klassisch, indem linear abgemulcht
                                             krautung. Selbst mit der Erkenntnis, dass   wurde, sondern in mäandrierendem Ver-
 Biotopgestaltung in den                     es zu keiner Verunkrautung in den Nach-     lauf. Hiermit wurde die Einblickmöglich-
 Projektrevieren                             barschlägen kam, wurde dies durch diese     keit durch die vorkommenden Habichte
 Zu Projektbeginn wurden 28 Wildäcker        Landwirte als unnötig bewertet.             in diese Flächen reduziert und der Grenz-
 mit ca. 12 ha Fläche durch die drei Jagd-   Mit einer mehrjährigen, artenreichen,       linienanteil in der Fläche erhöht. In den
 gesellschaften bewirtschaftet, die klas-    lichten Kräutermischung konnte ein hö-      Folgejahren wurden diese Flächen mäan-
 sisch mit Mais, Topinambur und etwas        herer Nutzen für das Niederwild erreicht    drierend eingesät.
 Klee bestellt waren. Meist wurden diese     werden, als mit den Mais- und Topi-
 im Januar gegrubbert, gemulcht oder ge-     namburäckern. Auch die Pflege wurde         Zur klassischen Niederwildhege gehörte
 pflügt und boten somit im Frühjahr keine    neu definiert. Bei Verdacht einer frühen    selbstverständlich auch das Beschicken
 Deckung mehr. Neue Sämereien-Empfeh-        Verunkrautung kam in der Auflaufzeit        von Fasanen- und Rebhuhnschütten. Zu-
 lungen wurden in den ersten beiden Pro-     ein Schröpfschnitt zum Einsatz. Dies        sätzlich wurden die Feldhasen im Winter
 jektjahren keine gegeben.                   reduzierte zwar oft das Vorhandensein       im offenen Feld mit Zuckerrüben gefüt-
 Ab 2003 wurden zusätzlich 88 Flächen        von einjährigen Arten, wie z.B. Son-        tert.
 auf neun Hektar als Verbindungsbiotope      nenblume, stärkte aber das Überleben
 mit Kräutern entlang von Wegen, He-         von den mehrjährigen wichtigen Kräu-        Im Jahr 2005 wurde dann durch eine
 ckenstreifen, aber auch in die landwirt-    terarten, welche die zur Kükenaufzucht      Flurbereinigung in der Gemarkung Ost-
 schaftliche Fläche hinein angelegt. Die     notwendigen Insekten beherbergen und        hofen die Ackerschlaggröße deutlich
 Kräuterstreifen in den Ackerschlägen        zur Produktion der hoch energetischen       erhöht. So kam es zum Beispiel in dem
 wurden nur von Jagdgesellschaftern, die     Mutterhasenmilch notwendig sind. In         Gemarkungsteil Wasserwerk dazu, dass
 selbst Landwirte waren, auf deren eige-     der Vegetationsphase kurz vor dem Ver-      dort auf einer Fläche von 90 ha, aus 81

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THEMA

 Biotope mäandrierend mit mehrjährigen Kräutermischungen nutzen.

verschiedenen Feldern nur noch 19 unter-           im Herbst 2007 auf 76,3 ha 144 Hasen       „Sauern“, hier wurde deutlich über den
schiedliche Ackerflächen mit einer durch-          gezählt, wenngleich ab 2005 und 2006       Zuwachs geschossen. So wurde ein Be-
schnittlichen Ackerschlaggröße von 4,7             der Hase dort auch schon bejagt wurde.     jagungsplan entwickelt, der nur erlaubte,
ha wurden. Da die Datengrundlage der               Die Rebhuhndichte dagegen reduzierte       dass nach den Zählflächen in bestimmten
letzten fünf Jahre erfasst war, konnte der         sich dort von einem Herbstbesatz mit 116   Lebensräumen Hasen entnommen wer-
Landesjagdverband Rheinland-Pfalz e.V.             Hühnern 2004 auf 74 Hühner 2007.           den sollten.
auf Anraten bewirken, die Projektzeit um                                                      Vorgabe war, dass nach der Herbstzäh-
zwei weitere Jahre zu verlängern, um so            Nachhaltige Nutzung                        lung, abzüglich der Wintersterblichkeit
den möglichen Einfluss dieser Flurberei-           Nachdem sich die Besätze nunmehr in        von 15%, in dem Lebensraum 50 Hasen
nigung mit zu untersuchen. Die von 2003            den Projektrevieren gut entwickelten,      als Frühjahrsbesatz vorhanden bleiben
bis 2005 neu angelegten Biotope wurden             wurden Stimmen laut, auch einmal ja-       sollten. Diese Dichte konnte der dort
wieder zurück gebaut, sodass das Nie-              gen zu wollen. Die klassische Bejagung     vorgefundene Naturraum hergeben. Er-
derwild mit den durchschnittlich vier bis          nach dem Motto “kommt wir ziehen nun       schlossen hatte sich diese Zahl aufgrund
sechs Hektar großen Ackerschlägen nun              einmal los und schauen, was sich erbeu-    der im Jahr 2004 aufgetretenen EBHS
eine andere Biotopvoraussetzung hatte.             ten lässt“ wurde schon lange nicht mehr    (European Hair Syndrom). 2004 wur-
Anhand des Gemarkungsteils Wasser-                 praktiziert. Die letzten Hasenjagden in    den insgesamt 149 verendete Hasen ge-
werk ließ sich abschließend sehr gut do-           den Revieren waren zum Teil 15 Jahre       funden. Der Feldhase wurde von dieser
kumentieren, dass der Hase mit diesen              her. Osthofen Nord hatte die letzte Jagd   Seuche heimgesucht, als Besatzdichten
Veränderungen sehr wohl zurechtkam,                im Jahr 1998. Hier wurde zwar nach         von über 150 Hasen auf 100 ha ermittelt
das Rebhuhn hingegen nicht. Im Frühjahr            Zählergebnissen des Zuwachses gejagt,      wurden.
2001 zählten wir auf einer Zählfläche von          aber nicht nach dem Zählergebnis in
76,3 ha 41 Hasen im Herbst 2005 waren              den Teilflächen. Es kam daher zu einem     Fasanen- und Rebhuhnbesätze wurden
es 83. Nach der Flurbereinigung wurden             Verlust des Stammbesatzes im Revierteil    durch Zähltreiben und Verhörmethoden
                                                                                              erfasst und nach Rücksprache mit den
                                                                                              Jagdgesellschaftern ab Herbst 2004 scho-
                                                                                              nend bejagt.
                                                                                              Zu Projektbeginn lag die Fasanenstrecke
                                                                                              bei zwei Stück. In den Jahren 2004 bis
                                          Die Seminarunterlagen                               2006 wurden 284 Hähne und im Jagdjahr
                                          zum Niederwild-Symposium 2018                       2007/08 205 Fasanenhähne erlegt, ohne
                                                                                              dass je eine Auswilderung stattgefunden
                                          Niederwild                                          hatte.
            OÖ Niederwild-
            Symposium 2018:
                                          unter Druck                                         Die Rebhuhnjagd blieb die Ausnahme.
                                                                                              Nur in der Jagdgesellschaft Osthofen Süd
            Niederwild                    Ursachen, Entwicklungen, Maßnahmen                  wollten die Jäger einige Hühner jagen. In
            unter Druck
            Ursachen, Entwicklungen,
                                                                                              den anderen beiden Revieren war der An-
            Maßnahmen                     online lesen: www.ooeljv.at                         blick dieser Art den Jägern Lohn genug
                                                                                              und sie wollten diese eher noch mehr
                                                                                              aufbauen, als zu nutzen.

16    OÖ JÄGER                MÄRZ 2018
„Das Mögliche tun“
                                                                                                       Niederwildforschung in Rheinland-Pfalz

Die Feldhasenjagd begann im Jahr 2004 und wurde nachfolgender                                Absturzes hat meines Erachtens die feh-
Planung durchgeführt:                                                                        lende Motivation der Jäger vor Ort. Denn
                                                                                             der Biotop hat sich nicht verändert, daher
                                                                                             kann dies nicht die Ursache für den Rück-
                                                                                             gang der Besätze sein.

                                                                                                    Erfolgreich konnten diese
                                                                                             Reviere nur sein, da eine zusammen­
                                                                                                 hängende Fläche von beinahe
                                                                                                3.000 Hektar gegeben war und
                                                                                             sie einen professionellen Moderator
                                                                                              für alle Belange der Niederwildhege
                                                                                                          vor Ort hatten.
                                                                                             Viele der Jäger haben seit kurzem einen
                                                                                             Jagderlaubnisschein in einem Schwarz-
                                                                                             wildrevier und nutzen ihre Zeit jagdlich
                                                                                             meist dort. Die „Alten“ können und wol-
                                                                                             len diese aufwendige Arbeit nicht mehr
                                                                                             länger alleine stemmen. Niederwildhe-
                                                                                             ge ist Knochenarbeit, bedarf fleißiger,
                                                                                             motivierter Jäger auf großer Fläche von
                                                                                             mindestens 2.500 Hektar sowie einen
Im Rahmen dieses Bejagungsplans wurden in den Projektjahren ab 2004 bis 2007                 niederwildgerechten Naturraum mit kli-
976 Feldhasen erlegt.                                                                        matisch günstigen Bedingungen. Diesen
                                                                                             Naturraum finden Hase, Fasan, Rebhuhn
Die Entwicklung der Niederwildbesätze                                                        und Co. aufgrund der Zwänge in der
in den Projektrevieren und der Nullreviere                                                   landwirtschaftlichen Produktion immer
 2001          Bechtheim      Osthofen Nord   Osthofen Süd   Gau Odernheim   Bobenheim
                                                                                             seltener vor. Hier müsste die Politik die
                                                                             Roxheim         Weichen stellen!
 Hase          175            327             119            81              221
                                                                                             Eine Schonung von Prädatoren schadet
 Kanin         60             180             70
                                                                                             allen Bodenbrütern und Co. Die Jung-
 Fasan         50             30              35
                                                                                             fuchsbejagung ist ein Schlüssel, um die
 Rebhuhn       35             42              46                                             Vermehrungsrate des Niederwildes zu
                                                                                             einer stabilen Nutzungsrate zu bringen.
 2007          Bechtheim      Osthofen Nord   Osthofen Süd   Gau Odernheim   Bobenheim       Der größte jagdlich hausgemachte Fehler
                                                                             Roxheim         ist, wenn die Jahresstrecke der Füchse zu
 Hase          434            683             539            134             246             75 % im Herbst und Winter erlegt wird
 Kanin         ca. 500        ca. 600         ca. 600                                        und nicht von Ende April bis zum 1. Juni.
 Fasan         210            325             280
 Rebhuhn       212            189             215

Die Vergleichsreviere zählten nur Feldha-      ment“ und „nachhaltiges Nutzen“ wur-          Zum Autor:
sen. Gau Odernheim begann im Herbst            den intensiv erarbeitet und mit viel          Christoph Hildebrandt
2001 mit 81 und schloss im Herbst 2007         Schweiß umgesetzt.                            E-Mail: c.hildebrandt@ljv-rlp.de
mit 134. Der leichte Anstieg kam erst, als     Erfolgreich konnten diese Reviere nur         Wildmeister, Akademischer Jagdwirt,
die Jäger begannen, Jungfüchse – ähn-          sein, da eine zusammenhängende Fläche         Leiter der Landesjagdschule
lich wie die Projektreviere – am Bau zu        von beinahe 3.000 Hektar gegeben war          Landesjagdverband Rheinland-Pfalz
entnehmen. Das Revier Bobenheim Rox-           und sie einen professionellen Moderator
heim begann im Herbst 2001 mit 221 Ha-         für alle Belange der Niederwildhege vor
sen und schloss seine Zählung im Herbst        Ort hatten.
2007 mit 246 Hasen.                            Heute, im Jahr 2018, sieht die Lage der
                                               Projektreviere schlechter aus, als vor Pro-
Ausblick                                       jektbeginn 2001. Durch verschiedene Um-
Die drei Säulen der Niederwildhege „Bio-       stände kam es zu einem völligen Absturz
topverbesserung“, „Prädatoren-Manage­          der Besätze. Den größten Anteil dieses

                                                                                                     MÄRZ 2018          OÖ JÄGER       17
REPORT

Die forstliche und jagdliche Planung Hand in Hand.

                                      Erfolgreiche Wiederbewaldung
       Forst & Jagd
          Dialog                      nach Windwürfen und
                                      Borkenkäferschäden
         Mariazeller Erklärung

                                      braucht die Zusammenarbeit
                                      von Waldbesitzern und Jägern
                                 TEXT Dipl.-Forsting. Wolf-Dietrich Schlemper, Dipl.-Ing. Dr. Josef Kerschbaummayr
                                                            FOTOS LKOÖ, F. Reinthaler

             Stürme und Borkenkäfer des Jahres 2017 haben in vielen Wäldern unseres Bundeslandes
           Blößen und aufgelichtete Bestände hinterlassen. Die notwendigen Frühjahrsaufforstungen auf
           diesen Schadflächen werden häufig mit den Forstberatern vor Ort geplant. Viele Waldbesitzer
                           befürchten Verbiss- und Fegeschäden in ihren Aufforstungen.

Aus der Sicht des Rehwildes                          dingungen schafft. Hierzu muss man             wild optimal in seinem Verhalten entge-
und des Jägers                                       wissen, was das Rehwild braucht. Es            gen. Die neu entstandenen Verhältnisse
Klar ist, dass die Flächen wiederbewal-              braucht gute Nahrung, ausreichend Wär-         begünstigen die Tierart. Das Rehwild ist
det werden müssen. Klar ist aber den                 me (Klimaschutz), ausreichend Deckung          ein Drücker- und Schlüpfer-Typ. Es ver-
meisten Jägern wie Waldbesitzen nicht,               (Feindschutz) und einiges mehr. Rand-          sucht weite Fluchten zu vermeiden. Es
dass die neue Ausgangssituation für                  linien – also wechselnde waldbauliche          versucht sich sicher zu fühlen, sodass es
das Rehwild sehr gute Lebensraumbe-                  Struktur (hell-dunkel) kommen dem Reh-         Äsen, Wiederkauen und gleichzeitig Son-

18     OÖ JÄGER        MÄRZ 2018
ne tanken kann. Randlinien, wie sie im       Abschuss gestellt werden. Im Jahr 2018                    Gegenseitiges Verständnis,
Übermaß durch den Käfer und den Sturm        muss vermehrt weibliches Wild erlegt                      gemeinsame Ziele und
entstanden sind, kommen dem Rehwild          werden.                                                   Zusammenarbeit
derartig entgegen, dass es wahrschein-       Es ist nicht unbedingt immer notwen-                      Um das Aufwachsen der Aufforstungen,
lich mit verkleinerten Territorien und mit   dig, mehr Rehwild zu schießen, aber                       besonders auch der Mischbaumarten,
einer verstärkten Reproduktion darauf        es müssen mehr Zuwachsträger erlegt                       ohne nennenswerte Beeinträchtigungen
reagiert. Unter normalen Bedingungen         werden. Derzeit haben wir die bekannte                    sicherzustellen, sind gegenseitiges Ver-
bekommt die Geiß meistens zwei Kitze,        Drittelregelung. Ein männliches Rehwild,                  ständnis, rechtzeitige Abstimmungen
wobei das zweite Kitz nicht immer über-      ein weibliches Rehwild und ein Kitz; so                   und nicht zuletzt Zusammenarbeit zwi-
lebt. Unter sehr guten Bedingungen ist       verteilt sich der Abschuss. Dies ist auch                 schen Waldbewirtschaftern und Jägern
auch mit Drillingen, zumindest bei der       prinzipiell der richtige Weg. Aufgrund der                notwendig.
Geburt zu rechnen. Für Drillinge ausrei-     veränderten Situation aber nicht immer                    In vielen Fällen wird auf gefährdeten Flä-
chend Milch zu haben, ist eher selten        zielführend. Jetzt müssen unter Umstän-                   chen eine Absenkung des Wildstandes
der Fall. Wenn es zu Drillingen kommt,       den mehr weibliche Rehe erlegt werden,                    erforderlich sein.
werden höchstwahrscheinlich nur zwei         um aufgrund des Zuwachses mindestens                      Eine umfassende Betreuung und Siche-
Kitze überleben. Die geänderten Lebens-      in der Dichte gleich zu bleiben. Verän-                   rung der aufgeforsteten Flächen bedarf
raumbedingungen werden vielerorts zwei       derte waldbauliche Situationen verlangen                  aber zusätzlicher, aufeinander abge-
gesunde Kitze mit sich bringen, denn die     eben auch veränderte jagdliche Strate-                    stimmter, forstlicher und jagdlicher Maß-
gute Äsung für die Milch ist vorhanden.      gien.                                                     nahmen.
Der Rehwildbestand in einem Revier, das
heißt, die Rehwilddichte (wie viele Rehe     Aus der Sicht des Waldbauers                              Jagdausübung
leben in meinem Revier), ist in erster Li-   Die von Wind und Käfern geschaffenen                      Aufforstungsflächen und deren Umge-
nie vom Lebensraum abhängig. Die Reh-        Freiflächen müssen einerseits rasch auf-                  bung sind schwerpunktmäßig zu beja-
wilddichte wird durch den Zuwachs, die       geforstet werden, andererseits suchen                     gen.
Sterblichkeit und die Ab- bzw. Zuwande-      wildlebende Tiere dort ihre Nahrung.                      Die jagdliche Zielsetzung ist danach aus-
rung bestimmt. In den Schadgebieten ist      Viele Mischbaumarten – wie Laubbäume                      zurichten, auf diesen Flächen möglichst
höchstwahrscheinlich mit einem höheren       oder Tanne – werden von Natur aus gerne                   viele Stücke zu erlegen. Erfolgreiche
Zuwachs, einer geringeren „natürlichen“      verbissen, die gute Nährstoffversorgung                   Schwerpunktbejagung auf besonders ge-
Sterblichkeit (ohne Büchse, Auto und         von Pflanzen aus Forstgärten bewirkt ei-                  fährdeten Flächen bedeutet aber auch
Co) und einer Zuwanderung zu rechnen.        nen zusätzlichen Verbissanreiz.                           Zurückhaltung auf weniger gefährdeten
Sprich, es befindet sich höchstwahr-                                                                   Flächen.
scheinlich mehr Rehwild auf der Fläche,       Wie können nun Waldbesitzer und                          Falls in begründeten Einzelfällen die im
als vor den Kalamitätsergeignissen (Wind      Jäger gemeinsam zur erfolgreichen                        Gesetz genannten Voraussetzungen vor-
und Käfer). Das Rehwild wird schon im         Wiederbewaldung der durch Stürme                         liegen, kann auch von der Möglichkeit
heurigen Jahr, aber vor allem in den kom-     und Borkenkäfer geschädigten Wald-                       des Zwangsabschusses Gebrauch ge-
menden Jahren, auf die veränderten Le-        flächen beitragen?                                       macht werden.
bensraumbedingungen reagieren.

        Die neu entstandenen
 Verhältnisse begünstigen die Tierart.
  Das Rehwild ist ein Drücker- und
            Schlüpfer-Typ.

Die Folgen sind absehbar: Die Strecken-
ergebnisse beim Rehwild werden viel
schneller erreicht und der Wildeinfluss
kann trotzdem über ein untragbares Maß
hinausgehen. Auch die Fallwildzahlen
könnten steigen. Es ist einfach mehr
da, dies bedeutet auch, dass mehr abge-
schöpft, also erlegt werden kann.

Ein „Hinterherrennen“ von unerreich-
baren Abschussplänen wäre fehl am             Bei idealen Bedingungen reproduziert Rehwild sehr erfolgreich und bekommt in der Regel Zwillings- und
Platz. Die Weichen müssen heuer beim          Drillingskitze.

                                                                                                                  MÄRZ 2018           OÖ JÄGER        19
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