Wichtige Datenschutz-informationen - Was Sie als Mitglied wissen sollten
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MÄRZ 2018 45. JAHRGANG · NR. 158 Info-Magazin des OÖ Landesjagdverbandes Hohenbrunn 1 · 4490 St.Florian Wichtige Datenschutz- informationen Was Sie als Mitglied wissen sollten Der Goldschakal Neuigkeiten aus Oberösterreich Erfolgreiche Österreichische Post AG, MZ 02Z030514 M Retouren an: OÖ Landesjagdverband · Hohenbrunn 1 · 4490 St. Florian Wiederbewaldung Zusammenarbeit von Waldbesitzern und Jägern
Abgabe von Waffen nur an Inhaber einer Erwerbserlaubnis. © 2018 BRANDMARK Import & Fachhandels-Auskunft: Idl GmbH | Südbahnstraße 1 | A-9900 Lienz www.mauser.com office@waffen-idl.com
Der Landesjägermeister berichtet Ökonomierat Sepp Brandmayr Wald und Jagd gemeinsam Waldeigentümer und Jäger treten gemeinsam für ein Aufkom- Für uns Jäger bedeutet dies, dass wir unbedingt darauf ach- men des durch Unwetter und Schädlinge in Mitleidenschaft ten müssen, dass die Aufforstungsflächen verlässlich und in- gezogenen Waldes ein – ganz im Sinne des Forst & Jagd- tensiv bejagt werden. Dass Hochstände und Leitern entspre- Dialogs. chend strategisch aufgestellt und besetzt werden, und dass Unwetter und baumtötende Insekten wie Kupferstecher, ein beträchtlicher Teil der Abschüsse in den Gefährdungs- Buchdrucker und andere Borkenkäfer haben riesige Schäden bereichen durchgeführt wird. Die Jagdleiter sind daher aufge- an großen Flächen unserer Wälder angerichtet. Zudem ist für fordert, in den Jahren des Aufkommens der Neuaufforstungen kommendes Jahr mit einem weiteren Angriff dieser Schäd- und Naturverjüngungen ihre Jagden so zu organisieren, dass linge zu rechnen. das strenge Bejagen dieser Flächen gewährleistet ist. Die Natur lehrt uns, dass wir einer veränderten Baumwahl „In meinem Teil nicht!“, diese Aussage eines verantwor- unsere Aufmerksamkeit widmen müssen, weil sich auch die tungsbewussten Jägers, einer Jägerin, darf es bei guter Orga- Waldgemeinschaften im Zeitalter des Klimawandels anders nisation nicht geben. Interne Streitereien, Jagdneid oder gar entwickeln werden. Verweigerung einer gegenseitigen Zusammenarbeit mit den Die Aufforstungen werden daher auch die Jagdreviere stark Waldbesitzern sind mehr als kontraproduktiv! Ich bitte hier beeinflussen. die gesamte oberösterreichische Jägerschaft um ihr Mittun Insbesondere die Einzelschutzmaßnahmen, kleine und und um gemeinsame Bewältigung der Aufgaben im Sinne des mittelgroße Zäunungen müssen den großflächigen Einzäu- Wildes und deren Lebensräume. nungen vorgezogen werden, damit letztere keine Fallenwir- kung für das Wild oder eine Kanalisierung oder Konzentration Mit einem aufrichtigen Weidmannsdank und einem kräftigem des Wildes auf nichtgezäunte Flächen zur Folge haben. Weidmannsheil für das neue Jagdjahr Ihr www.maniga.at MÄRZ 2018 OÖ JÄGER 3
INFO INFORMATIONEN M it diesen Hinweisen informie- unserer berechtigten Interessen und zur ist oder wir dazu gesetzlich verpflichtet ren wir Sie über die Verarbei- Erfüllung von rechtlichen und vertrag- sind. Dabei berücksichtigen wir die ent- tung Ihrer personenbezogenen lichen Verpflichtungen verarbeitet. sprechenden Verjährungs- und Aufbe- Daten und die Ihnen nach dem Daten- Für die Verarbeitung von besonders ge- wahrungsfristen. schutzrecht zustehenden Rechte gemäß schützten personenbezogenen Daten, der ab 25. Mai 2018 in Kraft tretenden EU- wie z.B. Ihre Gesundheitsdaten, holen Rechte der betroffenen Personen Datenschutzgrundverordnung (DSGVO). wir vorher Ihre Einwilligung ein – sofern Sie haben bei Vorliegen der dafür er- die Verarbeitung nicht zur Wahrung von forderlichen Voraussetzungen folgende Verantwortlicher für die Rechtsansprüchen erforderlich ist. Rechte: Datenverarbeitung Recht auf Auskunft, Berichtigung, Lö- Oberösterreichische Versicherung AG, Kategorien von Empfängern schung, Beschwerderecht bei der öster- Gruberstraße 32, 4020 Linz Soweit dies zur Vertragserfüllung erfor- reichischen Datenschutzbehörde sowie Telefon: +43 57891-710, E-Mail-Adresse derlich oder gesetzlich vorgeschrieben ab 25.5.2018 das Recht auf Einschrän- (allgemein): office@ooev.at ist, übermitteln wir im Einzelfall not- kung der Verarbeitung und Datenüber- Für Fragen zur Verarbeitung Ihrer Daten wendige Daten an die damit befassten tragbarkeit. kontaktieren Sie unseren Datenschutzbe- Empfänger, wie Vor-, Mit- und Rückver- Wenn die Verarbeitung auf einer Einwil- auftragten unter der o.a. Adresse mit dem sicherer, Vermittler, externe Dienstleister, ligung beruht, haben Sie das Recht die- Zusatz – Datenschutzbeauftragter – oder Ärzte, Krankenhäuser, Sachverständige, se jederzeit zu widerrufen. Diese Daten per E-Mail unter: datenschutz@ooev.at Sozialversicherungsträger, Aufsichts- und werden wir dann nicht weiterverarbeiten, Finanzbehörden sowie Strafverfolgungs- sofern nicht ein anderer Grund für eine Zwecke für die Verarbeitung behörden. rechtmäßige Verarbeitung vorliegt. personenbezogener Daten Weiters nehmen wir an Einrichtungen der Vorrangiger Zweck für die Verarbeitung Versicherungswirtschaft teil, über wel- Automatisierte Entscheidungs personenbezogener Daten ist die (vor) che bestimmte personenbezogene Daten findung im Einzelfall vertragliche Bedarfsanalyse, Beratung, ausgetauscht werden (zur Unterstützung Auf Basis Ihrer Angaben zum Risiko, zu (Versicherungs-) Vertragsanbahnung, der Risikobeurteilung im Antragsfall, denen wir Sie bei Antragstellung befra- -verwaltung und -erfüllung sowie die zur Sachverhaltsaufklärung bei der Lei- gen, entscheiden wir mitunter vollauto- Schadenabwicklung. stungsprüfung sowie bei der Bekämpfung matisiert über das Zustandekommen des Ihre Daten werden für die Bearbeitung von Versicherungsmissbrauch). Vertrages. von Anträgen, die Risikoprüfung, die Ausstellung des Versicherungsscheines, Übermittlung an Empfänger Ausführliche Datenschutzinformationen die Verwaltung und Bearbeitung von Ver- in Drittländern gemäß Artikel 12, 13 und 14 der EU- trägen und Versicherungsfällen ermittelt Wir übermitteln personenbezogene Da- Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) und verarbeitet. ten an unsere Rückversicherer in der finden Sie unter http://www.keinesor- Wenn Sie uns diese Daten nicht oder Schweiz, für die die EU Kommission ein gen.at/Rechtsgrundlagen/Datenschutz. nicht im benötigten Umfang bereitstellen, angemessenes Datenschutzniveau bestä- Auf Ihren Wunsch übersenden wir Ih- können wir das von Ihnen gewünschte tigt hat (Entscheidung 2000/518/EG der nen diese Informationen gerne auch po- Vertragsverhältnis u.U. nicht begründen Kommission). stalisch. oder Ansprüche aus einem Versiche- Sollte aufgrund Ihrer Angaben im Bereich rungsvertrag nicht beurteilen oder erfül- der Vorsorge- bzw. Lebensversicherung len. Darüber hinaus verarbeiten wir Ihre ein US-Bezug bestehen, sind wir gesetz- Oberösterreichische Versicherung AG, Daten für Marketingaktivitäten sowie für lich verpflichtet, bestimmte personenbe- Generaldirektion: 4020 Linz, statistische Zwecke. zogene Daten an die US-Finanzbehörde Gruberstraße 32, Telefon +43 57891-710, zu übermitteln. efax +43 57891-91566. Rechtsgrundlage der Verarbeitung www.keinesorgen.at, office@ooev.at, der Daten Speicherdauer (Löschfristen) Gesellschaftsform: Aktiengesellschaft. Die Daten werden aufgrund der Erlaub- Wir speichern Ihre personenbezogenen UID-Nummer: ATU22854105. Firmensitz: nistatbestände nach der DSGVO, vorran- Daten nur solange und soweit das für Linz. Firmenbuch: FN 36941a, LG Linz. gig zur Vertragserfüllung, zur Wahrung die oben genannten Zwecke erforderlich DVR: 0029629. 4 OÖ JÄGER MÄRZ 2018
ZUM DATENSCHUTZ D ie persönlichen Daten werden al, das von sorgfältig ausgesuchten Un- Rechte: Recht auf Auskunft, Berichti- in der behördlichen Datenbank ternehmen stammt und vom Vorstand gung, Löschung, Beschwerderecht bei des OÖ Landesjagdverbandes geprüft wurde, ausgeschickt. Die per- der österreichischen Datenschutzbehörde als Körperschaft öffentlichen Rechts ge- sönlichen Daten (Name und Adresse) sowie das Recht auf Einschränkung der mäß Datenschutzgesetz 2000, BGBI. I Nr. werden dabei nicht weitergegeben und Verarbeitung und Datenübertragbarkeit. 165/1999 i.d.g.F. (DSG) gespeichert. verbleiben ausschließlich beim OÖ Lan- Wenn die Verarbeitung auf einer Einwil- Verantwortlich für die Datenverarbeitung desjagdverband. ligung beruht, haben Sie das Recht die- ist der OÖ Landesjagdverband, Hohen- Zum Zwecke des Postversandes werden se jederzeit zu widerrufen. Diese Daten brunn 1, 4490 St. Florian, Telefon: +43 Name und Adresse an das beauftrag- werden wir dann nicht weiterverarbeiten, (0)7224/20083, e-mail: office@ooeljv.at te Versandunternehmen gemäß Daten- sofern nicht ein anderer Grund für eine schutzgesetz 2000, BGBI. I Nr. 165/1999 rechtmäßige Verarbeitung vorliegt. Rechtsgrundlage, Daten i.d.g.F. (DSG), zur einmaligen Anwen- anwendung und Zweck der dung gegeben und danach gelöscht. Diese Ausführliche Datenschutzinformationen Verarbeitung der Daten Zustimmung wird bzw. wurde gesondert gemäß Datenschutzgesetz 2000, BGBI. I Rechtsgrundlage ist das OÖ Jagdgesetz. eingeholt und kann jederzeit widerrufen Nr. 165/1999 i.d.g.F. (DSG) finden Sie auf Die Übermittlung aller im Zusammen- werden. unserer Homepage www.ooeljv.at hang mit der Innehabung einer Jagdkarte bzw. einer Jagdausübung in Oberöster- Rechte der betroffenen Personen Auf Ihren Wunsch übersenden wir Ihnen reich dem OÖ. Landesjagdverband be- Sie haben bei Vorliegen der dafür er- diese Informationen gerne auch posta- kanntgegebenen Daten bzw. bei diesem forderlichen Voraussetzungen folgende lisch. anfallenden personenbezogenen und ge- mäß Datenschutzgesetz 2000, BGBI. I Nr. 165/1999 i.d.g.F. (DSG), automationsun- terstützt verarbeiteten Daten erfolgt an l die zuständigen Abteilungen des Amtes der OÖ. Landesregierung l die zuständigen Mitglieder der OÖ. Landesregierung l Gerichte, Behörden und Dienststellen im Rahmen ihrer gesetzlichen Aufga- ben sowie an Dritte (z.B. Statistik Aus- tria ausschließlich zur Erstellung der gesamtösterreichischen Jagdstatistik) Der Landesjagdverband ist, wie im OÖ Jagdgesetz §§ 35-41 vorgeschrieben, Versicherungsnehmer für die Mitglieder des OÖ Landesjagdverbandes. Die da- für erforderlichen personenbezogenen Daten werden an die damit beauftragte Versicherung weitergegeben. Informati- onen zum Datenschutz der Versicherung finden Sie auf der gegenüber liegenden Seite bzw. auf unserer Homepage www. ooeljv.at Auftragsverarbeiter Bei Zustimmung wird für Jägerinnen und Jäger interessantes Informationsmateri- MÄRZ 2018 OÖ JÄGER 5
EDITORIAL Pünktlichkeit ist die Fähigkeit, auf die Unpünktlichen zu warten Mit diesem Zitat, dessen Ursprung unbekannt ist, ent- 8 12 schuldige ich mich in aller Form bei Ihnen, liebe Lese- rin und lieber Leser, dass der Oö Jäger dieses Mal etwas später als gewohnt bei Ihnen angekommen ist! Krankheit und in der Folge viel am Schreibtisch und im E-Mail-Fach waren die Gründe … Nun ist er aber da und bietet hoffentlich wieder für jeden Jäger interessante und wichtige Informationen so- wie Anregungen rund um die Jagd in Oberösterreich und darüber hinaus. Die EU-Datenschutzgrundverordnung lässt auch uns nicht verschont und verspricht zahlreiche Bürokratis- men, die wir möglichst gering halten wollen. Wir sind stets, und werden auch zukünftig, mit Ihren Daten äu- 38 58 ßerst sensibel umgegangen. Wenn Sie dennoch Bedenken haben sollten oder etwas missfällt, melden Sie sich bitte. Der Landesjägermeister berichtet Wichtiger für die Jagd und unser Wild ist aber, dass ÖR Sepp Brandmayr 3 die Jägerinnen und Jäger abermals mit offenen Augen und Ohren im neuen Jagdjahr durch die Revier gehen, Niederwild-Symposium 2018: um Wildtiere sowie Lebensräume im Einklang mit den Prädatoren in der Kulturlandschaft regulieren?! 8 Grundbesitzern zu hegen, zu pflegen und v.a. im Sinne Niederwild-Symposium 2018: einer artenreichen Fauna und Flora bewirtschaften! Empfehlung für die Praxis „Das Mögliche tun“ 12 Dazu ein kräftiges Weidmannsheil! Erfolgreiche Wiederbewaldung nach Windwürfen und Viel Spaß beim Lesen! Borkenkäferschäden braucht die Zusammenarbeit Ihr von Waldbesitzern und Jägern 18 Der Goldschakal – Gibt es Neuigkeiten aus Oberösterreich? 22 Unfallversicherung für Jagdpächter 27 Mag. Christopher Böck Jagd- und Waffenrecht: Geschäftsführer, Wildbiologe, Redaktionsleiter Jagdhunde (Haltung und Meldepflichten) und Jagdfreistellung 30 Der oö. Jäger und sein Revier: Die Gesellschaftsjagd im Herbst 36 wild auf Wild: Rehleber auf Wildkräuter-Brot-Salat 38 Titelfoto: Während Diskussionen um die AUS DER GESCHÄFTSSTELLE. ab 40 Wiederkehr des Wolfes gerade laufen, streift der „kleine Bruder“ – der Goldschakal – schon Trichinenbeschau über neues Labor 40 länger durch Österreich. JBIZ-Seminare 42 Foto: R. Sandfort Preis für Artenschutz und Lebensraum 46 6 OÖ JÄGER MÄRZ 2018
SEITENBLICKE AUF‘S JAGDMUSEUM 18 22 Besuchen Sie uns und empfehlen Sie es weiter! 64 80 Ab Karsamstag, 31. März ist das OÖ. Jagdmuseum IM VISIER. DIE JAGD IN DER ÖFFENTLICHKEIT. ab 48 wieder geöffnet! Weiter auf der Pirsch nach „Fragen zur Jagd“ 48 LEBENSRAUMGESTALTUNG. ab 52 Praxis: Was bringt der gelbe Futterkübel für Fasan und Rebhuhn? 52 SCHULE & JAGD. ab 58 Jagdliches Bildungs- und KURSE & SEMINARE InformationsZentrum siehe Seite 42 HUNDEWESEN. ab 61 Freitag, 23. März 2018 BRAUCHTUM & JAGDKULTUR. ab 64 Messerschleifkurs – Scharfe Messer für eine erfolgreiche Jagdsaison Geschichte der Jagdkultur und das Dritte Reich: Auswirkungen auf unser heutiges Weidwerk, Teil I 64 Samstag, 14. April 2018 SCHIESSWESEN. ab 75 Schule und Jagd – Von der Planung zur Umsetzung FALKNEREI. 78 Freitag, 25. Mai 2018 AUS DEN BEZIRKEN. ab 79 Schulung nordischer Krähenfang – Bezirksjägertage Braunau, Perg und Ried 80 Aktiver Artenschutz und Niederwildhege mit dem Krähenfang NEUE PRODUKTE AUF DEM JAGDSEKTOR. ab 86 Freitag, 22. Juni 2018 NEUE BÜCHER. ab 88 Der Jungjäger: Grüne Praxis im Revier – Ein Tag im praktischen Jagdbetrieb für junge und jung Kleinanzeigen 90 gebliebene Jägerinnen und Jäger Impressum, Sonne und Mond 91 MÄRZ 2018 OÖ JÄGER 7
THEMA Vom Niederwild-Symposium 2018 des OÖ Landesjagdverbandes Niederwild unter Druck – Ursachen, Entwicklungen, Maßnahmen Prädatoren in der Kulturlandschaft regulieren?! TEXT Dr. Daniel Hoffmann, Game Conservancy Deutschland e.V. FOTOS D. Hoffmann, Thinkstock D er Begriff Niederwild umfasst ist davon auszugehen, dass bei anhal- lich festzustellen, dass die Artenschutz- nur einen kleinen Auszug an tend rückläufiger Tendenz bereits heute bemühungen, die von einer unglaublich Wildtierarten, der in den ver- ein Verlust von ca. 80% eingetreten ist. gestiegenen Anzahl an behördlichen Mit- gangenen wenigen Jahrzehnten eine Trotzdem das Rebhuhn so sehr in der Be- arbeitern in diesem Sektor und erheblich problematisch negative Populationsent- drängnis ist und auch als Indikator einer vervielfachten Etats im staatlichen wie wicklung hat hinnehmen müssen. In der artenreichen Feldflur gelten kann, ist das im verbändeorganisierten Naturschutz Kulturlandschaft, insbesondere in den Interesse des behördlichen wie auch ver- überwiegend am Ziel einer artenreichen agrarisch geprägten Offenlandschaften bandsmäßig organsierten Naturschutzes Landschaft vorbeigehen. Stattdessen be- Mitteleuropas, haben sowohl ehemalige an der Art gering. lobigen sich verschiedene Stellen und „Allerweltsarten“ als auch per se seltene Dabei wäre das Rebhuhn gerade geeignet, Verbände mit der scheinbar beweihräu- Arten in ihrer Populationsdichte deutlich Missstände und Versäumnisse im Natur- cherungswürdigen Leistung, dass z.B. abgenommen oder sind regional vollstän- schutz der vergangenen Jahrzehnte aus- Wolf und Biber nun als Flaggschiffe des dig verschwunden. zuräumen und aufzubereiten. Betrachtet Artenschutzes gelten und deren Ausbrei- Das Beispiel Rebhuhn ist wohl eines der man darüber hinaus die Entwicklung tung eines besonderen Einsatzes bedurft Bekanntesten in der Jägerschaft und es der allermeisten Bodenbrüter, ist deut- hätte. 8 OÖ JÄGER MÄRZ 2018
Einziges erforderliches Zutun, um die- auch aufgrund von teils hanebüchenen se beiden genannten Arten zu fördern EU-Vorgaben und Ländergesetzgebungen ist es, das Ende der jagdlichen Verfol- (Thema Flächenunterstützung etc.) kaum gung zu beschließen, einige Individuen geben kann, sind viele Offenlandarten Wer Vögel, ebenso Insekten oder gezielt auszusetzen und die Individuen unter dem derzeitigen gesetzlichen Na- auch Pflanzen der Agrarlandschaft und Familienverbände sich ohne Ein- turschutzszenario nicht zu erhalten. langfristig schützen möchte, schränkung und ohne Rücksicht auf das muss vollständig umdenken und mit Eigentum Dritter in der freien Landschaft Erforderlich würde für das Niederwild den Landnutzern großräumige ausbreiten zu lassen. Ein Erfolg des „Na- i.w.S. Schutzgebiete, in denen nicht pri- Konzepte entwickeln, die nahrungs turschutzes“ im Sinne, dass hier aktiv mär die zu schützenden Arten im Vorder- reiche, kleinparzellierte, mosaikartig Habitatgestaltung oder ähnliches zu der grund stehen, sondern die dort wirtschaf- verteilte und ruhige Ganzjahres Erholung der Populationen geführt hätte, tenden Menschen. Wer Vögel, ebenso biotopkomplexe schaffen. ist nicht ansatzweise der Fall. Somit ent- Insekten oder auch Pflanzen der Agrar- wickeln sich – wie manch andere Arten landschaft langfristig schützen möchte, Nun wird die berechtigte Frage aufgewor- auch – Wolf und Biber völlig unabhängig muss vollständig umdenken und mit den fen, warum in den bestehenden Natur- naturschützerischer Aktivitäten oder z.B. Landnutzern großräumige Konzepte ent- schutzgebieten, die in großer Zahl gerade Ausweisungen von Naturschutzgebieten. wickeln, die nahrungsreiche, kleinparzel- im Zuge der inflationären Ausweisung lierte, mosaikartig verteilte und ruhige von Natura 2000 – Gebieten deutlichen Diese Scheinerfolge werden allerdings Ganzjahresbiotopkomplexe schaffen, die Flächenzugewinn erfahren haben, nicht gerne genutzt, um von den tatsächlichen nur dann möglich sind, wenn der dort oder nur marginal in der Lage sind, Nie- Problemen abzulenken, womit wieder wirtschaftende Bauer mit dieser durchaus derwild zu schützen oder auch nur ihre das Rebhuhn in den Fokus der Betrach- produktiven Landschaftsgestaltung finan- durch Naturschutzverwaltungen defi- tung rücken kann. Die Art ist bereits spä- ziell erfolgreicher wirtschaften kann als nierten Schutzziele zu erhalten, jeden- testens seit den 1970er Jahren deutlich mit herkömmlichen Methoden, die der falls dann nicht oder nur unzureichend, rückläufig. In der Historie sind zahlreiche Markt üblicherweise von ihm abverlangt. wenn es sich um Bodenbrüter handelt. Veränderungen der Landschaft eingetre- Ergänzend aber unumgänglich wird eine Mehrere Punkte führen zu einer Min- ten, die dem Rebhuhn, aber auch dem effiziente Prädatorenbejagung, die unter derqualität vieler Naturschutzgebiete. Kiebitz, der Grauammer wie vielen an- dem aktuellen Populationsdruck genera- Teilweise werden für viele Millionen deren Arten sukzessive das Überleben in listischer Beutegreifer jedoch nur noch Euros Landschaften von Naturschutz- der „Normallandschaft“ weitgehend un- ausnahmsweise im Ehrenamt zu leisten romantikern entwickelt, die es in dieser möglich werden lassen. wäre. Form nie zuvor gegeben hat und die in Die Aufzählung negativ wirkender Fak- toren ist lang und kann hier nur teil- weise und ohne Gewichtung erfolgen: Weitgehende Aufhebung der Dreifelder- wirtschaft, intensivierter Maschinen-, Dünger- und Pestizideinsatz, Reduktion der Zahl angebauter Feldfrüchte, Vergrö- ßerung der Schläge, Vervielfachung der generalistischen Prädatoren, Umstellung von Sommer- auf Wintergetreide, Wegfall beinahe sämtlicher Brachen im Zuge der Förderung regenerativer Energien durch das EEG, Umbau des Grünlandes in Sila- geproduktionsstätten usw. De facto gibt es jedoch kein Naturschutz- gebiet, das auf die Wiederherstellung der Lebensgrundlagen der Arten der ehemals typischen Agrarlandschaft abzielt und auch der moderne Biolandbau ist nicht im Ansatz in der Lage, Brut- oder Aufzucht- stätte für Rebhuhn und Co. zu schaffen und damit Stütze der Populationen zu werden. Ständige mechanische Eingriffe mit Großmaschinen sind für eine erfolg- reiche Jungenaufzucht kontraproduktiv. Streifenweises Auslassen von Herbizide sollte künftig nicht nur ein Versehen sein. Wer Arten Da es solche Schutzgebiete nicht gibt und schützen will, muss dies als Naturschutzmaßnahme anerkennen. MÄRZ 2018 OÖ JÄGER 9
THEMA einem völlig anderen landschaftsöko- und entwickeln sich zu reinen Hoch- wenn auch extensive Bewirtschaftung logischen Kontext stehen, als es jemals staudenfluren, die relativ artenarm sind stets möglich war. Dass sich mit der neu- zuvor der Fall war. Beispiele extensiver und als Nahrungs- und Bruthabitate für en, gegenüber früheren Zeiten deutlich Wiesenlandschaften, die für Limikolen viele Limikolen nur bedingt und nur im überzogenen Unterwassersetzung der und viele Niederwildarten grundsätzlich Randbereich interessant sind. Die Klein- Flächen nicht die erwünschte Artenviel- geeignet sind, gibt es zahlreich und doch parzelliertheit fehlt also in der Wiesenbe- falt einstellt, sollte dann nicht verwun- sind sie bezüglich der Ansprüche ihres wirtschaftung, der Beweidung, sofern sie dern. Habitatmanagements sehr verschieden. erlaubt ist und auch in der Bereitstellung Dennoch bieten Naturschutzgebiete ge- Grünländer der Mittelgebirge oder auch von Sukzessionsflächen und Hochstau- genüber der intensiv genutzten Agrar- mancher Tieflagen wären auch ohne in- denfluren. Monotone Maßnahmen auf landschaft noch vergleichsweise gute tensive Landwirtschaft heute nicht mehr großen Flächen mancher Naturschutzge- Habitate für die Brut und die Aufzucht. vergleichbar mit ihrem Zustand vor eini- biete führen daher auch dort häufig zur Übersehen wird dabei von Naturschutz- gen Jahrzehnten. Begradigungen haben seite regelmäßig, dass die bloße Zahl an zu einer erhöhten Abflussgeschwindig- Bruten, beispielsweise der Uferschnepfe keit der Bäche und Flüsse geführt. Hier- oder des Kiebitzes nicht aussagekräftig durch ist ein tieferes Einschneiden der für die Qualität eines Schutzgebietes ist. Ergänzend aber unumgänglich wird Fließgewässer zu beobachten, was unter Erst ein dauerhaft ausreichender Auf- eine effiziente Prädatorenbejagung, anderem zur Folge hat, dass die Wiesen zuchterfolg führt zu Artenschutzerfolgen. im Umland nicht mehr überschwemmt die unter dem aktuellen Populations Dieser wird jedoch meist durch eine ex- und damit auf natürliche Art und Weise druck generalistischer Beutegreifer trem hohe Prädationsrate unterbunden, durch das mitgeführte Schwemmmaterial jedoch nur noch ausnahmsweise im die durch Jagdverbote in Schutzgebieten gedüngt werden. In der Folge fehlen Pfüt- Ehrenamt zu leisten wäre. gefördert oder erst hervorgerufen wird. zen und temporäre Klein- und Kleinstge- Seit einigen wenigen Jahren haben jedoch wässer, die für die Insektenentwicklung Monotonie und damit zur Artenarmut. einzelne Verantwortliche erkannt, dass von erheblicher Bedeutung waren. Solche Während nun manche Wiesen aufgrund die Reduktion der generalistischen Prä- Wiesen wurden in früheren Jahren relativ des erhöhten Oberflächenwasserabflusses datoren wie Rabenkrähen, Hauskatzen, spät gemäht und im späten Jahr kam ggf. zu trocken werden, wird gelegentlich in Wieseln, Wildschweinen und allen voran die Weidenutzung zum Tragen. Gedüngt Naturschutzgebieten der norddeutschen Füchsen sowie mancherorts die invasiven wurde mit Stallmist, während die Flächen Tiefebene eine langfristige Vernässung Neozoen einen Bruterfolg von Limikolen heute oftmals noch ohne Viehbesatz angestrebt. Diese Vernässungsmaß- vollständig unterbinden. Ein sehr ein- ausgehagert werden, was nur bedingt nahmen werden oftmals so sehr inten- drucksvolles deutsches Beispiel stellt das zur Steigerung der Pflanzenartenvielfalt siviert, dass eine Bewirtschaftung der Schutzgebiet Dümmer in Niedersachsen führt, jedoch für das Niederwild kaum Grünländer kaum noch möglich ist. Die dar. Während die Aufzuchterfolge unter Nutzen bringt. Artenvielfalt, die die Naturschutzgebiete anderem von Kiebitz, Großem Brachvogel Andere Grünländer wurden großräumig jedoch wiederherzustellen versuchen, ist und der Uferschnepfe in diesem großräu- vollständig aus der Nutzung genommen zu Zeiten am höchsten gewesen, als eine, migen und extensiv bewirtschafteten Na- turschutzgebiet bis 2010 dauerhalft unter der Erhaltungsgrenze der Populationen lagen, wurde durch den lokal ansässigen Naturschutzverein ein Projekt umgesetzt, das vorsah, in einem Teil des Gebietes eine intensive Prädatorenbejagung durch- zuführen, während die zweite Hälfte wie bisher nicht bejagt wird. Das Habitatma- nagement blieb davon unberührt und dennoch konnten die Aufzuchterfolge in dem nun bejagten Teil des Schutzgebietes von annähernd null auf Werte gesteigert werden, die die Fortexistenz der Popula- tionen nun sichern können. In dem un- bejagten Teil blieben die Aufzuchterfolge nahe der Nulllinie. Einzig ein angepasstes Habitatmanage- ment in Verbindung mit einer intensiven Prädatorenbejagung führt zu Erfolgen im Artenschutz für empfindliche Arten, die Alleinige Mahd von Naturschutzgebieten hilft nicht allen Arten. Artenreiche Hecken gibt es nicht ohne Säge. in der modernen Zivilisationslandschaft 10 OÖ JÄGER MÄRZ 2018
Prädatoren in der Kulturlandschaft regulieren?! nicht mehr überleben können. Natur- schutzgebiete verfehlen allerdings auch dann noch ihren Sinn, wenn sie nur eine Arterhaltung erreichen können. Ziel muss sein, dass in diesen Gebieten so viele In- dividuen erfolgreich aufgezogen werden, dass auch eine Wiederbesiedlung anderer Landstriche dadurch möglich wird. Dies ist in der bisherigen Naturschutzstrategie Deutschlands kaum Realität geworden, da insbesondere das Prädatorenmanage- ment mit Scheuklappen betrachtet wird und die Habitatgestaltung sich zu un- flexibel an überlieferten Wunschvorstel- lungen mancher „Naturschutzdinosauri- er“ orientiert. Naturschutz muss über Kleine Streifen bei der ersten Mahd bis in den September stehen lassen hilft Insekten und dem Niederwild. die Nutzer ohne Einschränkung der Eigentumsrechte in die Fläche gelangen, dann kann in Verbindung tem nicht! Nicht einmal die Masse der Zum Autor: mit intelligent organisierten Allerweltsarten unter den Insekten ist Dr. Daniel Hoffmann, Geschäfts Naturschutzgebieten und durch die bisherigen Strategien des Na- führender Direktor Game Conservancy einer intensiven Beutegreiferbejagung turschutzes zu erhalten, wie eine jüngst Deutschland e.V., E-Mail: das Niederwild eine Zukunfts- erschienene Arbeit aus dem Raum Kre- d.hoffmann@gameconservancy.de option erlangen. feld beschreibt. Darüber hinaus muss man anerkennen, dass das klassische Niederwild, wie Feld- hase, Fasan, Rebhuhn und ebenso die ehemals häufigen Arten wie Grauammer, Feldsperling und viele andere nicht mit den bisherigen Schutzgebietskonzepten zu erhalten sind. Diese ehemals häufigen IM REVIER. Arten sind heute selten und alleine die Seltenheit ist bereits Vorbote der bevor- stehenden regionalen, teilweise überre- gionalen Extinktion (Auslöschung), da diese Arten populationsbiologisch nicht dafür ausgelegt sind, die langfristige Ar- terhaltung durch wenige Individuen zu realisieren. Naturschutz muss über die Nutzer ohne Einschränkung der Eigentumsrechte in die Fläche gelangen, dann kann in Ver- bindung mit intelligent organisierten Na- turschutzgebieten und einer intensiven Beutegreiferbejagung das Niederwild eine Zukunftsoption erlangen. Der bishe- rige „deutsche Weg“ der daraus besteht Schutzgebiete auszuweisen, ein unflexi- bles Habitatmanagement einzuführen, das Jagdrecht einzuschränken und ein AMPFLWANG. Mitte Dezember erlegte Johann Fekürer nach langen Wochen des An- aufgeweichtes und wirtschaftlich nicht sitzens im genossenschaftlichen Jagdgebiet Ampflwang einen reifen Muffelwidder. lukratives Greeningpaket für die Land- Foto (v.l.n.rechts): Revierjäger Philipp Schartmüller, Johann Fekürer und Jagdleiter wirte aufzulegen, genügt jedoch bei wei- Franz Kaltenbrunner. MÄRZ 2018 OÖ JÄGER 11
THEMA Vom Niederwild-Symposium 2018 des OÖ Landesjagdverbandes Niederwild unter Druck – Ursachen, Entwicklungen, Maßnahmen Empfehlung für die Praxis „Das Mögliche tun“ Niederwildforschung in Rheinland-Pfalz TEXT Wildmeister Christoph Hildebrandt FOTOS C. Hildebrandt, Fotolia I m April 2001 startete das Niederwild- um Rheinhessen, eine der früheren Hoch- derte Hegemaßnahmen durchzuführen. projekt „Das Mögliche tun“. Auftrag- burgen der Niederwildjagd in Rheinland- Als sogenannte Nullreviere, welche sich geber waren das zuständige Ministe- Pfalz (RLP). Die Jäger der drei anein- im gleichen Naturraum befanden, wur- rium für Umwelt und Forsten Rheinland andergrenzenden gemeinschaftlichen den die Reviere Bobenheim-Roxheim mit Pfalz und der Landesjagdverband Rhein- Jagdbezirke Bechtheim, Osthofen Nord 900 ha Größe, 15 km südlich, und Gau land Pfalz e.V. und Osthofen Süd mit einer Revierfläche Odernheim mit 1500 ha Größe, 10 km Die Laufzeit, zuerst begrenzt auf fünf von ca. 3000 ha erklärten sich bereit, un- nördlich des Versuchsreviers hinzugezo- Jahre, wurde 2005 um zwei weitere Jahre ter Anleitung eines Berufsjägers gegenü- gen. In diesen Revieren wurden (sollten) verlängert. Ausgesucht wurde die Region ber der sonst stattfindenden Hege verän- keine verändernden Hegemaßnahmen 12 OÖ JÄGER MÄRZ 2018
„Das Mögliche tun“ Niederwildforschung in Rheinland-Pfalz durchgeführt (werden). Sie dienten le- diglich zum Vergleich, wie sich die Be- sätze unter den gleichen klimatischen Bedingungen und gleichbleibenden He- gemaßnahmen entwickelten. Die teilneh- menden Reviere wurden aufgrund der Tatsache, dass hier schon aus vielen vo- rausgegangenen Jahren Hasenzähldaten zum Vergleich vorlagen, ausgewählt. Fragestellungen Können agrochemikalische Rückstande, welche Fertilitätsstörungen bei Wildtie- ren hervorrufen sollen (wie etwa Phta- late) in den Wildtieren Feldhase, Reb- huhn und Fasan nachgewiesen werden? Hierzu wurde die Gesellschaft für ange- wandte „Rainer Hartmann Biologie und Geologie mbH“ beauftragt. Das Ergebnis war, dass keinerlei signifikante Einflüsse zu erkennen waren. Ist es möglich, die Niederwildbesätze un- ter Anleitung eines Berufsjägers mit den jagdrechtlich möglichen Mitteln nach- haltig anzuheben und zu stabilisieren, also „Das Mögliche tun“? Hierzu wurde zuerst mit einer Prädatorenkontrolle für zwei Jahre begonnen und dann für drei Jahre mit einer zusätzlichen Biotopver- besserung gearbeitet. Nach diesen fünf Jahren kam es in der Quelle WILD DJV Erstellt C. Hildebrandt Gemarkung Osthofen zu einer Flurbe- reinigung. Um dadurch eventuell eintre- tende Einflüsse dokumentieren zu kön- wurden anhand eines sich in der Laufzeit ein Altfuchs seinen Nachwuchs ausgrub nen, entschloss man sich, das Projekt immer wieder verbessernden Konzeptes und verschleppte. um zwei weitere Jahre zu verlängern. die Hegemaßnahmen verbessert, umge- Durchschnittlich dauerte es vier Tage, Die bis dahin angelegten Biotope wur- wandelt und angepasst. bis das komplette Geheck gefangen den zurückgebaut. Die Biotopsstruktur war. Sollten die Jungfüchse schon etwa in Bechtheim war somit wieder wie zu Hegemaßnamen durch Jäger katzengroß gewesen sein, dies konnte Beginn des Projekts im Jahr 2001. In den unter Anleitung anhand der etwa kleinen Finger großen Jagdbögen Osthofens waren Ausgleichs- In den Projektrevieren wurde damit be- Losungsstränge bestimmt werden, wurde biotopflächen hinzugekommen, die alten gonnen, alle Mutterbaue des Fuchses der aus Tierschutzgründen nicht mit der Falle Biotope aber aufgrund der Flurbereini- letzten zehn Jahre zu kartieren, insge- gearbeitet. Hier mussten die Jäger auch gung verschwunden, so dass in Summe samt waren dies 193 Fuchsmutterbaue. dazulernen. in den Jagdbögen Osthofens die Wildä- Die übliche Vorgehensweise der Jäger cker wieder in der Anzahl ähnlich wie Diese Fuchsbaue wurden gegen Ende war, dass man sich nach Entdeckung zu Projektbeginn vorhanden waren. Alle April auf Belegung durch Jungfüchse eines Jungfuchsbaues abends an den Bau gesammelten Daten wurden von Prof. Dr. untersucht und sofort bei dem kleinsten setzte und schoss, was man bekam. Meist Wolfgang Rohe von der Hochschule für Verdacht, dass hier Jungfüchse aufgezo- schleppte dann die Fähe die restlichen Angewandte Wissenschaft und Kunst, gen werden, mit der Eberswalder Jung- Jungfüchse über Nacht weg und man Fachhochschule Hildesheim/ Holzmin- fuchsfalle (Doppelklappe) bestückt. Alle bekam nur einen Teil des Gehecks. Nach den/ Göttingen, Fakultät Ressourcenma- Hauptspielplatzröhren bekamen eine Fal- mehreren Gesprächen wurde diese Me- nagement Göttingen, zusammengestellt. le. Kleinere Röhren wurden mit Steinen thode umgewandelt. Erst wurden durch und Holzpfählen verbarrikadiert. Ansitze in sicherer Entfernung zum Bau Um strukturierte Hegemaßnahmen Immer wieder kam es vor, wenn nicht in bestätigt, wie viele Jungfüchse in diesem durchzuführen, wurde analysiert, wer in der ersten Nacht schon gegen 22 Uhr und waren; danach wurden diese während welchem Zeitraum wen beeinflusst. So 3 Uhr die Fallen kontrolliert wurden, dass eines Frühansitzes erlegt. Mit genügend MÄRZ 2018 OÖ JÄGER 13
THEMA Zeit in den Tag hineinjagend war sicher- Kiebitz, Fasan bis hin zu den Weihen, ist schnittliche Strecke belief sich auf zwei gestellt, dass alle Jungfüchse des Baues aber die Geheckdichte im Lebensraum der bis fünf Dachse. Durch Ansitz mit der erlegt werden konnten. wesentliche Einflussfaktor. Wenn man Doppelflinte am Jungdachsbau Anfang Auffällig vor den Mutterbauen war der bedenkt, dass ein Fuchs pro Nacht ca. 8,5 August und durch die Fallenjagd wurde von den Jungfüchsen hohe Anteil an km Wegstrecke hinterlegt (Labhard: Der diese deutlich auf durchschnittlich 35 nicht verwertetem Futter, welches durch Rotfuchs) und dies zur Aufzuchtzeit um Dachse als Jahresstrecke erhöht. die Altfüchse zugetragen wurde, woraus den Geheckbau, dann wird deutlich, dass Zur Stärkung der Gemeinschaft wurden geschlossen wird, dass Altfüchse ihren alles, was in der näheren Umgebung an revierübergreifende Raubwildjagden or- Nachwuchs weit über der notwendigen Jungtieren im „Nest“ sitzt, leichte und ganisiert. Wer Zeit hatte, kam zum Nach- Menge an Nahrung versorgen. wertvolle Beute ist. Je niedriger die Ge- barn, wenn Senf oder Ölrettich gemulcht Diese Erkenntnis sollte der Schlüssel zum heckdichte war, oder je schneller man wurde. Ab Herbst wurden Rübenäcker, Erfolg werden. Der Haupteingriff auf die das gesamte Jungfuchsgeheck erlegen Feldgehölze, Schilfgebiete auf Fuchs & Co Nachwuchsmortalität des Niederwildes konnte, desto höher war die Chance des gedrückt. durch Prädatoren findet in der Regel dann Überlebens aller Jungwildnachkommen. Um die Fuchsgeheckdichte der folgenden statt, wenn diese selbst ihren Nachwuchs Jagdjahre zu reduzieren, wurden für das mit Futter versorgen. Auf das Klima und Projekt zwei Rauhaardackel erworben, Landwirtschaft hat der Jäger keinen, bis von mir abgerichtet, um ausschließlich kaum einen Einfluss. Hier hingegen konn- für die Stöberjagd und Baujagd im DMT Auf die Überlebensrate aller am te mit einer effektiven, aber zeitaufwen- Revier eingesetzt zu werden. digen Maßnahme deutlich das Überleben Boden aufgezogenen Jungtiere vom Um den Druck aus den Nachbarrevieren von Jungwild beeinflusst werden. Konnte Hasen über Kiebitz, Fasan bis hin im Frühjahr zu reduzieren wurden zu- frühzeitig das gesamte Geheck erlegt wer- zu den Weihen, ist aber die Geheck sätzliche Fuchsjagdwochen organisiert. den, erlosch bei den Altfüchsen in Kürze dichte im Lebensraum der Jede hierbei erlegte Fähe konnte keinen die Notwendigkeit Futter für ihre Jungen wesentliche Einflussfaktor. Geheckbau mehr anlegen, welcher dann beizutragen und sie mussten nur noch für mit hohem Zeitaufwand zu bejagen ge- sich selbst sorgen. Damit die aus den Nachbarrevieren groß wesen wäre. Hier erlaube ich mir den Hinweis, dass gewordenen Haarraubwildarten abgefan- Ab August wurden die Rabenkrähen und es egal ist, ob aufgrund eines Einflusses, gen werden konnten, wurden 26 Lebend- die Elstern ebenso mit allen zur Verfü- durch wen oder was auch immer, die Ge- fangfallen und elf Fuchskunstbauten im gung stehenden Mitteln bejagt. Am Mor- heckgröße der Füchse hoch oder niedrig Revier eingebaut. Diese sollten von den genstrich mit freundlichem oder feind- ist. Unabhängig, ob Altfüchse zwei oder Jägern vor Ort betreut werden. Einige lichem Lockbild. Am Luderplatz von den neun Jungfüchse versorgen müssen, Jäger kümmerten sich sehr gut darum, älteren Jägern, ähnlich der Hüttenjagd. wurde die Futtermenge nicht angepasst. andere Jäger eher schlecht. Durch den Elstern an Schlafbäumen oder durch Häufig wird aus den Lagern der Jagdgeg- frühzeitigen Erfolg bei der Jungfuchsbe- Treiben entlang der bekannten Tagesein- ner darauf hingewiesen, dass bei hohem jagung, reduzierte sich die Chance des stände, wie Heckenstreifen, erlegt. Um Jagddruck auf die Füchse, die Höhe des Fallenfangerfolges und musste oft neu wiederum einen positiven Effekt für das Wurfes nach oben beeinflusst wird. besprochen werden. Steigern der Niederwildbesätze zu erzie- Auf die Überlebensrate aller am Boden Dachse wurden vor der Projektzeit auch len, sollten möglichst gegen Ende Febru- aufgezogenen Jungtiere vom Hasen über eher vernachlässigt bejagt. Die durch- ar, mit Aufgang der Schonzeit, die Dichte Schlüsselfaktor Jungfuchsfang 14 OÖ JÄGER MÄRZ 2018
„Das Mögliche tun“ Niederwildforschung in Rheinland-Pfalz der dann im Revier brütenden Krähen nen Äckern angelegt. Andere Landwirte holzen der Getreidefelder wurde in den vögel reduziert sein. Diese Bejagungs- hatten trotz dem Angebot von € 500,-/ha Niederwildäckern der Mulcher zum methoden des Raubwildes wurden die Pacht keinerlei Interesse, solche Biotope Schröpfschnitt eingesetzt. Dies ebenso gesamte Projektzeit durchgeführt. anzulegen. Sie befürchteten eine Verun- nicht klassisch, indem linear abgemulcht krautung. Selbst mit der Erkenntnis, dass wurde, sondern in mäandrierendem Ver- Biotopgestaltung in den es zu keiner Verunkrautung in den Nach- lauf. Hiermit wurde die Einblickmöglich- Projektrevieren barschlägen kam, wurde dies durch diese keit durch die vorkommenden Habichte Zu Projektbeginn wurden 28 Wildäcker Landwirte als unnötig bewertet. in diese Flächen reduziert und der Grenz- mit ca. 12 ha Fläche durch die drei Jagd- Mit einer mehrjährigen, artenreichen, linienanteil in der Fläche erhöht. In den gesellschaften bewirtschaftet, die klas- lichten Kräutermischung konnte ein hö- Folgejahren wurden diese Flächen mäan- sisch mit Mais, Topinambur und etwas herer Nutzen für das Niederwild erreicht drierend eingesät. Klee bestellt waren. Meist wurden diese werden, als mit den Mais- und Topi- im Januar gegrubbert, gemulcht oder ge- namburäckern. Auch die Pflege wurde Zur klassischen Niederwildhege gehörte pflügt und boten somit im Frühjahr keine neu definiert. Bei Verdacht einer frühen selbstverständlich auch das Beschicken Deckung mehr. Neue Sämereien-Empfeh- Verunkrautung kam in der Auflaufzeit von Fasanen- und Rebhuhnschütten. Zu- lungen wurden in den ersten beiden Pro- ein Schröpfschnitt zum Einsatz. Dies sätzlich wurden die Feldhasen im Winter jektjahren keine gegeben. reduzierte zwar oft das Vorhandensein im offenen Feld mit Zuckerrüben gefüt- Ab 2003 wurden zusätzlich 88 Flächen von einjährigen Arten, wie z.B. Son- tert. auf neun Hektar als Verbindungsbiotope nenblume, stärkte aber das Überleben mit Kräutern entlang von Wegen, He- von den mehrjährigen wichtigen Kräu- Im Jahr 2005 wurde dann durch eine ckenstreifen, aber auch in die landwirt- terarten, welche die zur Kükenaufzucht Flurbereinigung in der Gemarkung Ost- schaftliche Fläche hinein angelegt. Die notwendigen Insekten beherbergen und hofen die Ackerschlaggröße deutlich Kräuterstreifen in den Ackerschlägen zur Produktion der hoch energetischen erhöht. So kam es zum Beispiel in dem wurden nur von Jagdgesellschaftern, die Mutterhasenmilch notwendig sind. In Gemarkungsteil Wasserwerk dazu, dass selbst Landwirte waren, auf deren eige- der Vegetationsphase kurz vor dem Ver- dort auf einer Fläche von 90 ha, aus 81 Entdecken Sie Österreichs persönlichstes Finanzportal. Online Banking neu erleben Mein ELBA ist mehr als nur Online Banking – es ist Ihr neues persönli ches Finanzportal. Im individuellen Design, mit einem umfassenden Überblick über Ihre Finanzen und dem direkten Draht zu Ihrem Raiff eisen Berater. Entdecken auch Sie die Zukunft des Online Bankings! www.rlbooe.at/meinelba MÄRZ 2018 OÖ JÄGER 15
THEMA Biotope mäandrierend mit mehrjährigen Kräutermischungen nutzen. verschiedenen Feldern nur noch 19 unter- im Herbst 2007 auf 76,3 ha 144 Hasen „Sauern“, hier wurde deutlich über den schiedliche Ackerflächen mit einer durch- gezählt, wenngleich ab 2005 und 2006 Zuwachs geschossen. So wurde ein Be- schnittlichen Ackerschlaggröße von 4,7 der Hase dort auch schon bejagt wurde. jagungsplan entwickelt, der nur erlaubte, ha wurden. Da die Datengrundlage der Die Rebhuhndichte dagegen reduzierte dass nach den Zählflächen in bestimmten letzten fünf Jahre erfasst war, konnte der sich dort von einem Herbstbesatz mit 116 Lebensräumen Hasen entnommen wer- Landesjagdverband Rheinland-Pfalz e.V. Hühnern 2004 auf 74 Hühner 2007. den sollten. auf Anraten bewirken, die Projektzeit um Vorgabe war, dass nach der Herbstzäh- zwei weitere Jahre zu verlängern, um so Nachhaltige Nutzung lung, abzüglich der Wintersterblichkeit den möglichen Einfluss dieser Flurberei- Nachdem sich die Besätze nunmehr in von 15%, in dem Lebensraum 50 Hasen nigung mit zu untersuchen. Die von 2003 den Projektrevieren gut entwickelten, als Frühjahrsbesatz vorhanden bleiben bis 2005 neu angelegten Biotope wurden wurden Stimmen laut, auch einmal ja- sollten. Diese Dichte konnte der dort wieder zurück gebaut, sodass das Nie- gen zu wollen. Die klassische Bejagung vorgefundene Naturraum hergeben. Er- derwild mit den durchschnittlich vier bis nach dem Motto “kommt wir ziehen nun schlossen hatte sich diese Zahl aufgrund sechs Hektar großen Ackerschlägen nun einmal los und schauen, was sich erbeu- der im Jahr 2004 aufgetretenen EBHS eine andere Biotopvoraussetzung hatte. ten lässt“ wurde schon lange nicht mehr (European Hair Syndrom). 2004 wur- Anhand des Gemarkungsteils Wasser- praktiziert. Die letzten Hasenjagden in den insgesamt 149 verendete Hasen ge- werk ließ sich abschließend sehr gut do- den Revieren waren zum Teil 15 Jahre funden. Der Feldhase wurde von dieser kumentieren, dass der Hase mit diesen her. Osthofen Nord hatte die letzte Jagd Seuche heimgesucht, als Besatzdichten Veränderungen sehr wohl zurechtkam, im Jahr 1998. Hier wurde zwar nach von über 150 Hasen auf 100 ha ermittelt das Rebhuhn hingegen nicht. Im Frühjahr Zählergebnissen des Zuwachses gejagt, wurden. 2001 zählten wir auf einer Zählfläche von aber nicht nach dem Zählergebnis in 76,3 ha 41 Hasen im Herbst 2005 waren den Teilflächen. Es kam daher zu einem Fasanen- und Rebhuhnbesätze wurden es 83. Nach der Flurbereinigung wurden Verlust des Stammbesatzes im Revierteil durch Zähltreiben und Verhörmethoden erfasst und nach Rücksprache mit den Jagdgesellschaftern ab Herbst 2004 scho- nend bejagt. Zu Projektbeginn lag die Fasanenstrecke bei zwei Stück. In den Jahren 2004 bis Die Seminarunterlagen 2006 wurden 284 Hähne und im Jagdjahr zum Niederwild-Symposium 2018 2007/08 205 Fasanenhähne erlegt, ohne dass je eine Auswilderung stattgefunden Niederwild hatte. OÖ Niederwild- Symposium 2018: unter Druck Die Rebhuhnjagd blieb die Ausnahme. Nur in der Jagdgesellschaft Osthofen Süd Niederwild Ursachen, Entwicklungen, Maßnahmen wollten die Jäger einige Hühner jagen. In unter Druck Ursachen, Entwicklungen, den anderen beiden Revieren war der An- Maßnahmen online lesen: www.ooeljv.at blick dieser Art den Jägern Lohn genug und sie wollten diese eher noch mehr aufbauen, als zu nutzen. 16 OÖ JÄGER MÄRZ 2018
„Das Mögliche tun“ Niederwildforschung in Rheinland-Pfalz Die Feldhasenjagd begann im Jahr 2004 und wurde nachfolgender Absturzes hat meines Erachtens die feh- Planung durchgeführt: lende Motivation der Jäger vor Ort. Denn der Biotop hat sich nicht verändert, daher kann dies nicht die Ursache für den Rück- gang der Besätze sein. Erfolgreich konnten diese Reviere nur sein, da eine zusammen hängende Fläche von beinahe 3.000 Hektar gegeben war und sie einen professionellen Moderator für alle Belange der Niederwildhege vor Ort hatten. Viele der Jäger haben seit kurzem einen Jagderlaubnisschein in einem Schwarz- wildrevier und nutzen ihre Zeit jagdlich meist dort. Die „Alten“ können und wol- len diese aufwendige Arbeit nicht mehr länger alleine stemmen. Niederwildhe- ge ist Knochenarbeit, bedarf fleißiger, motivierter Jäger auf großer Fläche von mindestens 2.500 Hektar sowie einen Im Rahmen dieses Bejagungsplans wurden in den Projektjahren ab 2004 bis 2007 niederwildgerechten Naturraum mit kli- 976 Feldhasen erlegt. matisch günstigen Bedingungen. Diesen Naturraum finden Hase, Fasan, Rebhuhn Die Entwicklung der Niederwildbesätze und Co. aufgrund der Zwänge in der in den Projektrevieren und der Nullreviere landwirtschaftlichen Produktion immer 2001 Bechtheim Osthofen Nord Osthofen Süd Gau Odernheim Bobenheim seltener vor. Hier müsste die Politik die Roxheim Weichen stellen! Hase 175 327 119 81 221 Eine Schonung von Prädatoren schadet Kanin 60 180 70 allen Bodenbrütern und Co. Die Jung- Fasan 50 30 35 fuchsbejagung ist ein Schlüssel, um die Rebhuhn 35 42 46 Vermehrungsrate des Niederwildes zu einer stabilen Nutzungsrate zu bringen. 2007 Bechtheim Osthofen Nord Osthofen Süd Gau Odernheim Bobenheim Der größte jagdlich hausgemachte Fehler Roxheim ist, wenn die Jahresstrecke der Füchse zu Hase 434 683 539 134 246 75 % im Herbst und Winter erlegt wird Kanin ca. 500 ca. 600 ca. 600 und nicht von Ende April bis zum 1. Juni. Fasan 210 325 280 Rebhuhn 212 189 215 Die Vergleichsreviere zählten nur Feldha- ment“ und „nachhaltiges Nutzen“ wur- Zum Autor: sen. Gau Odernheim begann im Herbst den intensiv erarbeitet und mit viel Christoph Hildebrandt 2001 mit 81 und schloss im Herbst 2007 Schweiß umgesetzt. E-Mail: c.hildebrandt@ljv-rlp.de mit 134. Der leichte Anstieg kam erst, als Erfolgreich konnten diese Reviere nur Wildmeister, Akademischer Jagdwirt, die Jäger begannen, Jungfüchse – ähn- sein, da eine zusammenhängende Fläche Leiter der Landesjagdschule lich wie die Projektreviere – am Bau zu von beinahe 3.000 Hektar gegeben war Landesjagdverband Rheinland-Pfalz entnehmen. Das Revier Bobenheim Rox- und sie einen professionellen Moderator heim begann im Herbst 2001 mit 221 Ha- für alle Belange der Niederwildhege vor sen und schloss seine Zählung im Herbst Ort hatten. 2007 mit 246 Hasen. Heute, im Jahr 2018, sieht die Lage der Projektreviere schlechter aus, als vor Pro- Ausblick jektbeginn 2001. Durch verschiedene Um- Die drei Säulen der Niederwildhege „Bio- stände kam es zu einem völligen Absturz topverbesserung“, „Prädatoren-Manage der Besätze. Den größten Anteil dieses MÄRZ 2018 OÖ JÄGER 17
REPORT Die forstliche und jagdliche Planung Hand in Hand. Erfolgreiche Wiederbewaldung Forst & Jagd Dialog nach Windwürfen und Borkenkäferschäden Mariazeller Erklärung braucht die Zusammenarbeit von Waldbesitzern und Jägern TEXT Dipl.-Forsting. Wolf-Dietrich Schlemper, Dipl.-Ing. Dr. Josef Kerschbaummayr FOTOS LKOÖ, F. Reinthaler Stürme und Borkenkäfer des Jahres 2017 haben in vielen Wäldern unseres Bundeslandes Blößen und aufgelichtete Bestände hinterlassen. Die notwendigen Frühjahrsaufforstungen auf diesen Schadflächen werden häufig mit den Forstberatern vor Ort geplant. Viele Waldbesitzer befürchten Verbiss- und Fegeschäden in ihren Aufforstungen. Aus der Sicht des Rehwildes dingungen schafft. Hierzu muss man wild optimal in seinem Verhalten entge- und des Jägers wissen, was das Rehwild braucht. Es gen. Die neu entstandenen Verhältnisse Klar ist, dass die Flächen wiederbewal- braucht gute Nahrung, ausreichend Wär- begünstigen die Tierart. Das Rehwild ist det werden müssen. Klar ist aber den me (Klimaschutz), ausreichend Deckung ein Drücker- und Schlüpfer-Typ. Es ver- meisten Jägern wie Waldbesitzen nicht, (Feindschutz) und einiges mehr. Rand- sucht weite Fluchten zu vermeiden. Es dass die neue Ausgangssituation für linien – also wechselnde waldbauliche versucht sich sicher zu fühlen, sodass es das Rehwild sehr gute Lebensraumbe- Struktur (hell-dunkel) kommen dem Reh- Äsen, Wiederkauen und gleichzeitig Son- 18 OÖ JÄGER MÄRZ 2018
ne tanken kann. Randlinien, wie sie im Abschuss gestellt werden. Im Jahr 2018 Gegenseitiges Verständnis, Übermaß durch den Käfer und den Sturm muss vermehrt weibliches Wild erlegt gemeinsame Ziele und entstanden sind, kommen dem Rehwild werden. Zusammenarbeit derartig entgegen, dass es wahrschein- Es ist nicht unbedingt immer notwen- Um das Aufwachsen der Aufforstungen, lich mit verkleinerten Territorien und mit dig, mehr Rehwild zu schießen, aber besonders auch der Mischbaumarten, einer verstärkten Reproduktion darauf es müssen mehr Zuwachsträger erlegt ohne nennenswerte Beeinträchtigungen reagiert. Unter normalen Bedingungen werden. Derzeit haben wir die bekannte sicherzustellen, sind gegenseitiges Ver- bekommt die Geiß meistens zwei Kitze, Drittelregelung. Ein männliches Rehwild, ständnis, rechtzeitige Abstimmungen wobei das zweite Kitz nicht immer über- ein weibliches Rehwild und ein Kitz; so und nicht zuletzt Zusammenarbeit zwi- lebt. Unter sehr guten Bedingungen ist verteilt sich der Abschuss. Dies ist auch schen Waldbewirtschaftern und Jägern auch mit Drillingen, zumindest bei der prinzipiell der richtige Weg. Aufgrund der notwendig. Geburt zu rechnen. Für Drillinge ausrei- veränderten Situation aber nicht immer In vielen Fällen wird auf gefährdeten Flä- chend Milch zu haben, ist eher selten zielführend. Jetzt müssen unter Umstän- chen eine Absenkung des Wildstandes der Fall. Wenn es zu Drillingen kommt, den mehr weibliche Rehe erlegt werden, erforderlich sein. werden höchstwahrscheinlich nur zwei um aufgrund des Zuwachses mindestens Eine umfassende Betreuung und Siche- Kitze überleben. Die geänderten Lebens- in der Dichte gleich zu bleiben. Verän- rung der aufgeforsteten Flächen bedarf raumbedingungen werden vielerorts zwei derte waldbauliche Situationen verlangen aber zusätzlicher, aufeinander abge- gesunde Kitze mit sich bringen, denn die eben auch veränderte jagdliche Strate- stimmter, forstlicher und jagdlicher Maß- gute Äsung für die Milch ist vorhanden. gien. nahmen. Der Rehwildbestand in einem Revier, das heißt, die Rehwilddichte (wie viele Rehe Aus der Sicht des Waldbauers Jagdausübung leben in meinem Revier), ist in erster Li- Die von Wind und Käfern geschaffenen Aufforstungsflächen und deren Umge- nie vom Lebensraum abhängig. Die Reh- Freiflächen müssen einerseits rasch auf- bung sind schwerpunktmäßig zu beja- wilddichte wird durch den Zuwachs, die geforstet werden, andererseits suchen gen. Sterblichkeit und die Ab- bzw. Zuwande- wildlebende Tiere dort ihre Nahrung. Die jagdliche Zielsetzung ist danach aus- rung bestimmt. In den Schadgebieten ist Viele Mischbaumarten – wie Laubbäume zurichten, auf diesen Flächen möglichst höchstwahrscheinlich mit einem höheren oder Tanne – werden von Natur aus gerne viele Stücke zu erlegen. Erfolgreiche Zuwachs, einer geringeren „natürlichen“ verbissen, die gute Nährstoffversorgung Schwerpunktbejagung auf besonders ge- Sterblichkeit (ohne Büchse, Auto und von Pflanzen aus Forstgärten bewirkt ei- fährdeten Flächen bedeutet aber auch Co) und einer Zuwanderung zu rechnen. nen zusätzlichen Verbissanreiz. Zurückhaltung auf weniger gefährdeten Sprich, es befindet sich höchstwahr- Flächen. scheinlich mehr Rehwild auf der Fläche, Wie können nun Waldbesitzer und Falls in begründeten Einzelfällen die im als vor den Kalamitätsergeignissen (Wind Jäger gemeinsam zur erfolgreichen Gesetz genannten Voraussetzungen vor- und Käfer). Das Rehwild wird schon im Wiederbewaldung der durch Stürme liegen, kann auch von der Möglichkeit heurigen Jahr, aber vor allem in den kom- und Borkenkäfer geschädigten Wald- des Zwangsabschusses Gebrauch ge- menden Jahren, auf die veränderten Le- flächen beitragen? macht werden. bensraumbedingungen reagieren. Die neu entstandenen Verhältnisse begünstigen die Tierart. Das Rehwild ist ein Drücker- und Schlüpfer-Typ. Die Folgen sind absehbar: Die Strecken- ergebnisse beim Rehwild werden viel schneller erreicht und der Wildeinfluss kann trotzdem über ein untragbares Maß hinausgehen. Auch die Fallwildzahlen könnten steigen. Es ist einfach mehr da, dies bedeutet auch, dass mehr abge- schöpft, also erlegt werden kann. Ein „Hinterherrennen“ von unerreich- baren Abschussplänen wäre fehl am Bei idealen Bedingungen reproduziert Rehwild sehr erfolgreich und bekommt in der Regel Zwillings- und Platz. Die Weichen müssen heuer beim Drillingskitze. MÄRZ 2018 OÖ JÄGER 19
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