57 Jahre musikmarkt Servus und Tschüss - Juli | 07-16 - Radioszene
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U1_U4_07_typo_Z.qxd 05.07.16 16:50 Seite U1 Juli | 07-16 08. Juli, Jahrgang 58 www.musikmarkt.de 57 Das Branchenmagazin Jahre musikmarkt Servus und Tschüss
U1_U4_07_typo_Z.qxd 05.07.16 16:50 Seite U2 IHR HABT 57 JAHRE MUSIK GELEBT. IHR HABT DIE CHARTS NACH DEUTSCHLAND GEHOLT. LIEBER MUSIKMARKT, WIR MÖCHTEN UNS FÜR DIE SPANNENDE, KREATIVE UND IMMER PARTNERSCHAFTLICHE ZUSAMMENARBEIT MIT EUCH BEDANKEN UND WÜNSCHEN ALLEN KOLLEGEN DAS BESTE FÜR DIE ZUKUNFT. IHR WERDET DEM DEUTSCHEN MUSIKMARKT UND UNS FEHLEN. KEEP ON ROCKIN‘! EUER GFK ENTERTAINMENT TEAM
01_editorial_Z 05.07.16 18:15 Seite 1 editorial musikmarkt 07|16 Schluss, Aus, Vorbei Sicher, es hätten sich auch andere Formulierungen für die fi- nale Headline finden lassen: Die letzte Ausfahrt, Ende und Aus, Ruhe in Frieden oder, wie Andy Zahradnik, unser Kor- respondent in Wien, getitelt hat: Der letzte Walzer (S. 46-49). Egal, schließlich weiß mittlerweile jeder worum es geht: „musikmarkt“ wird es nach dieser Ausgabe, nach ziemlich genau 57 Jahren, nicht mehr geben. Und zu behaupten, dass mir diese Zeilen nicht extrem schwer fallen würden, wäre eine glatte Lüge. Aber wie haben wir es in der Redaktionskonferenz beschlos- sen? Trauer ist erlaubt, gerne auch ein wenig Sentimentalität, | Stefan Zarges, Chefredakteur ein bisschen Wehmut hier und da, bitte sehr, aber bestimmt kein triefendes Pathos. Und auch kein Blick zurück im Zorn. Das letzte Heft. Wir haben es etwas anders komponiert: „business as usual“, Bestandsaufnahmen und Zukunfsthemen, ein emotionaler Rückblick und auch die eine oder andere durchaus persönli- che Erinnerung. Stichwort Erinnerung: Als wir 2009 ein rundes Jubiläum gefeiert haben, hieß unser Motto: „50 Jahre mittendrin“. Und natürlich hätte ich, hätten wir alle liebend gerne den sechzigsten noch mitgenom- men, womöglich doch noch einmal ein rauschendes Fest gefeiert. Mit der Branche und für die Bran- che. Schön wär’s gewesen. Stopp: jetzt bin ich dort angekommen, wo ich nicht hin wollte, mittendrin im berüchtigten Konjunktiv: hätte, hätte, Fahradkette, wie ein Kanzlerkandidat der SPD vor ein paar Jahren gedichtet hat. Genau die ist uns jetzt, um im Bild zu bleiben, gerissen, nicht kurz vor dem Ziel, aber kurz vor der Zielgeraden des nächsten runden Geburtstags. Das allerdings klingt fast schon mehr nach Komödie als nach Tragödie. Warum es soweit gekommen ist? Dafür gibt es nicht den einen Grund, sondern eine ganze Reihe von Gründen. Die lang andauernde Krise einer Branche, die, jedenfalls im Moment, Vergangenheit zu sein scheint, ist vielen, auch uns, an die Substanz gegangen. Das ist das eine. Das andere ist die Wucht, mit der die Digitalisierung jede Branche herausfordert. Und solange die meistens noch print- dominierten Verlage kein digitales Geschäftsmodell gefunden haben, mit dem sie tatsächlich und nicht nur scheinbar Geld verdienen, wird der digitale Durchbruch auf sich warten lassen. Trotz allem, das Leben geht weiter, irgendwie und sowieso. Und wenn nur ein Körnchen Wahrheit darin steckt, dass mit jedem Ende auch etwas Neues beginnt, hoffen wir einfach alle auf eine span- nende Zukunft. Bevor ich mich jetzt von Ihnen verabschiede, möchte ich mich ausdrücklich bedanken: bei meinem Team für Leidenschaft und Engagement über all die Jahre, bei unseren Kollegen des Keller Verlages für ihre Unterstützung und bei unseren Freunden und Partnern für ihre kritische Solidarität. Behalten Sie uns in guter Erinnerung! Herzlichst Ihr ePaper jetzt online lesen www.musikmarkt.de/ePaper0716 1
02_03_inhalt_Z 05.07.16 18:38 Seite 2 over & out over & out All Things Must Pass Enthüllung nach 57 Jahren: Warum uns selbst Musiker in Baumwollsäcken stets mehr interes- sierten als tiefgefrorener Kabeljau. Und zu guter Letzt: Warum wir die Apokalypse dann doch ganz bewusst abgesagt haben. „musikmarkt“- Autoren sagen Tschüss ab Seite 32 recorded music Label Love Seit fast 20 Jahren betreibt Gregor Samsa in Ei- genregie sein Label Sounds Of Subterrania – entgegen allen wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Bei seinen Produkten stimmt bis zum letzten De- tail alles. Die Artworks sind nicht bloß Produkt- verpackung, sondern Teil des Gesamtkunst- werks. Gut, dass es noch solche Musikliebhaber gibt ab Seite 36 live entertainment Hungry Heart Darauf werden die Menschen immer Hunger ha- ben: Weit über 30 Millionen Menschen besuchen jährlich Konzert- und Showveranstaltungen in Deutschland. Innerhalb von wenigen Jahrzehn- ten ist aus einer überschaubaren Branche ein wichtiger Teil der Unterhaltungsindustrie ge- worden ab Seite 34 2
02_03_inhalt_Z 05.07.16 18:38 Seite 3 juli | 16 branche over & out 4 Cover Girls & Boys 32 All Things Must Pass? The Beat Goes On! inhalt rewind | Die Redaktion durchforstete das mm-Archiv kolumne | Enthüllung nach 57 Jahren: Warum uns und kürte die persönlichen Lieblingscover der vergan- selbst Musiker in Baumwollsäcken stets mehr inte- genen sechs Jahrzehnte ressierten als tiefgefrorener Kabeljau. Und zu guter Letzt: Warum wir die Apokalypse dann doch ganz 6 Most Wanted bewusst abgesagt haben online | Die meistgeklickten News auf 34 Darauf werden die Menschen Hunger haben www.musikmarkt.de von 2010 bis 2016 live | Konzert- und Showveranstaltungen waren, 8 Vorhang auf! sind und bleiben beim Publikum zum beliebten war was? | Uwe Schleifenbaum nimmt die erste Freizeitspektakel „musikmarkt“-Ausgabe von 1959 unter die Lupe 36 Die Hoffnung stirbt zuletzt labels | Seit fast 20 Jahren betreibt Gregor Samsa 10 EU-Mission Euro-Pop in Eigenregie sein Label Sounds Of Subterrania – wirtschaft | Ein eigenständiges Förderprogramm entgegen allen wirtschaftlichen Schwierigkeiten für die europäische Musikbranche 38 Der Musikmarkt in der DDR hatte eigene Regeln 11 Brexit: what next? ost | Warum wir zu Mauerzeiten im Osten vom wirtschaft | „Vote remain“ lautete das Motto der „musikmarkt“ keine Ahnung hatten und uns britischen Branche vor dem Referendum. Und nun? Plattensammler die Charts nicht interessierten 12 „Hätte mir 1000 Besucher mehr gewünscht“ 40 Das Aus für den „musikmarkt“ reißt eine Lücke event | Die Veranstalter der HipHop Convention hörbuch | Autor Simon Colin über seine langjäh- zeigten sich mit den Besucherzahlen nicht ganz rige Partnerschaft mit „musikmarkt“ zufrieden 41 Never waste a good crisis medien | Autor Manfred Tari wagt einen Blick in die 14 Panels, Preise, Palmen Zukunft des Journalismus event | Zum 50. Mal traf sich die Branche Anfang Juni im südfranzösischen Cannes zur MIDEM 42 Deutschland als Karrierestandort für klassische Musiker 18 Zukunft gestalten event | Die Konferenz MEXCON lieferte Einblicke klassik | Noch nie war der deutschsprachige Raum in Sachen klassischer Musik so gefragt titel auf künftige Herausforderungen für Venues 44 Ein Ausblick zum Ende 20 Zwischen Unwetter und Shitstorm zukunft | Ein letztet Blick in die Glaskugel: die in eigener sache festivals | Wetterkapriolen stellen Festivalveran- Zukunft der Musikbranche Dies ist sie, die letzte Ausgabe von stalter und Fans vor Herausforderungen musikmarkt. Als Alternative für 45 …ich habe sie nie nach Fritzchen gefragt rewind | Autor Andy Zahradnik über Sabina Sauter, den Titel war noch „Wir sind 21 The Next Big Thing so etwas wie das humanoide Betriebssystem der dann mal weg“ im Gespräch. Nun ticketing | Print-At-Home oder aufs Smartphone: Hanns-Wolfgang Trippe über die Zukunft des Ticke- „musikmarkt“-Redaktion haben wir uns für diese Variante ting-Geschäfts entschieden und hoffen, dass Sie 46 Der letzte Walzer austria | „Unser Mann in Wien“ blickt auf seine auch in diesem vermutlich ir- 22 Ein juristisches Trauerspiel gendwann „historischen“ Heft „musikmarkt“-Zeit zurück event | Die „Loveparade“, das Desaster von Duis- noch einiges Lesenswertes entde- burg, gerät nach sechs Jahren immer mehr zu einer 50 Her mit der Zukunft! „never ending story“ schweiz | Als Künstler hat man es in der Schweiz cken werden. nicht leicht. Aber bestimmt nicht schwerer als 23 VDKD-Musikpreis geht an Alexej Gerassimez andernorts event | Der 30-jährirge Percussionist erhält den mit 10 000 Euro dotierten Musikpreis 24 Der Vorhang zu und viele Fragen offen? charts wirtschaft | Zwei Gerichtsentscheidungen hielten 52 best of | Das Beste aus sechs Jahrzehnten: die Urheberrechtler in der Musikindustrie die ver- GfK präsentiert die erfolgreichsten Singles und gangenen sechs Monate auf Trab Alben vergangener Musik-Epochen 26 Der Schlager ist zurück im Radio 58 charts | Die Aufsteiger, die Absteiger und die radio & records | Über die Rückkehr des Deut- Neueinsteiger im Juni schen Schlagers bei den Öffentlich-Rechtlichen 29 Vintage plus Hightech tonstudios | Das Maarwegstudio 2 vereint Retro-Style mit moderner Aufnahmetechnik 1 Editorial 59 Impressum 60 Anzeigenmarkt 3
04_05_TEAM_Z 05.07.16 18:07 Seite 4 rewind branche musikmarkt 07|16 Best Of: Die Cover-Favoriten der Redaktion 2010 war mir „musikmarkt“ noch kein Ich kann nicht ernsthaft behaup- Begriff. Das „Summer Breeze“ besuchte ten, ein Fan von Placebo zu sein. ich dafür schon zum dritten Mal. Neben Diese Wahl hat einen ziemlich der räumlichen Nähe lockte mich stets banalen, nämlich eitlen Grund: das Line-up, das fast jedem Rock- und Die Woche, in der diese Ausgabe Metal-Fan gerecht wird. Wolkenbruch- erschienen ist, war gleichzeitig Headbangen zu Machine Head, Teen- meine erste Arbeitswoche. Nein, diese Titelseite glänzt nicht durch agerzeiten-Flashback mit Children Of | Stefan Zarges künstlerische Originalität und ist nicht Bodom und nächtliche Traumtänze bei „top top top“, wie Ex-FCB-Trainer Guar- Long Distance Cal- diola sagen würde. Ich war auch nie ein ling waren beson- Schlagerfan, aber mit Lena Valaitis auf dere Erlebnisse. dem Titel begann am 1. April 1981 meine Auch heuer steht Das erste Musikvideo, die erste CD 35-jährige Laufbahn bei „musikmarkt“. wieder massig und das prägende Teenie-Album. Mi- | Sabina Sauter Metal auf dem chael Jackson habe ich zwar nie live Programm – gesehen, doch seine Musik begleitete mein Nacken mich bis zu seinem Tod im Jahr 2009, wird’s mir das auch zu meinem Umbruchsjahr danken. wurde, als ich nach München zog und | Andreas beim „musikmarkt” landete. Es war Potzel eine großartige Zeit mit tollen Part- nern, Projekten und wunderbaren Kol- legen. It was a great „HISTORY”! | Ivana Dragila 4
04_05_TEAM_Z 05.07.16 18:08 Seite 5 rewind musikmarkt 07|16 branche Im Sommer 1990 Ursprünglich wollte ich ein „klassi- Angus Young mit Schnute, Hörnern und war ich zwölf, sches“ „musikmarkt“-Cover für die- Teufelsschwanz in der rechten Hand auf der „musik- sen Rückblick auswählen – etwas mit dem Cover des „musikmarkt“: groß- markt“ ein den Beatles oder Bob Dylan oder artig! Das war 1979, als der frühere Th i r tyso m e- sowas. Aber dann lief mir das Tag Sänger Bon Scott noch lebte, meine Ge- thing. Mein Team mit diesem großartigen In- burt allerdings noch in weiter Ferne lag. Kinderzimmer Your-Face-Titel über den Weg und es Trotzdem: AC/DC machten mich in Teen- war damals war um mich geschehen! Schließlich agerzeiten zum Rockfan. Ich kaufte mir von oben bis weiß doch jeder zwischen 20 und 50, alle, ja wirklich alle Alben inklusive unten mit dass auf „Whoomp!“ ein „There It Is“ Bonusboxes und DVDs. Und 2009 stand Postern der folgt – und das wird auch immer so ich im Münchner Olympiastadion in der New Kids On The Block zuge- bleiben. Gab es das Wort „Whoomp“ ersten Reihe. Angus Young zog seine klebt. Jahre später, 2008, feierte die Boy- überhaupt vor diesem famosen One- Schnute keine drei Meter entfernt direkt band ein Comeback. Im Münchner Sofitel Hit-Wonder von 1994? Egal. Vor 15 Jahren veröffentlichten Depeche in meine Richtung. Letztes Jahr hatte gab es dazu eine Pressekonferenz. Auf der „Whoomp“ gehört für mich für alle Mode ihr zehntes Studioalbum „Exci- ich noch einmal das Glück, die austra- Toilette kam es zu einer Begegnung mit Ewigkeit zum „There It Is“ wie der ter“. Zwei Jahre später erschien Martin lischen Rocker live zu sehen – presse- meinem damaligen NKOTB-Liebling Joey. Radetzky-Marsch zu Bonduelle. Gores „Counterfeit2“ und kurz darauf akkreditiert für den „musikmarkt“. I’m Und er erklärte mir den Wasserhahn. Ein | Martina Gabric „Paper Monsters“, Dave Gahans Solode- gonna ride on! Meet & Greet, das ich garantiert nie ver- büt. Wenngleich bei Fans die Angst vor | Michael Nützel gessen werde. Dass sein Gesicht einst einer möglichen Trennung der Band mit- meine Bettdecke zierte, wollte ich ihm spielte, sind die musikalischen Neben- dann aber doch nicht verraten. projekte willkommenes Futter für die | Renzo Wellinger von Platte und Tour zur nächsten Platte und Tour darbenden Devotees. So auch jüngst Gahans erneutes Zusammenspiel mit den Soulsavers, in dessen Rahmen er zuletzt im Oktober 2015 u.a. in Berlin auf der Bühne stand – eine großartige Freude für mich, dies anzukündigen! | Katja Albrecht 5
06_07_aaa_online_Z.qxd 05.07.16 15:59 Seite 6 musikmarkt 07|16 branche online Die 10 meistgeklickten News im Juni auf www.musikmarkt.de www.musikmarkt.de 1. Midweek-Charts 25/2016: Böhse Onkelz vor Red Hot Chili Peppers 6. Rammstein 2016 auf Berliner Waldbühne | UPDATE: 3. Konzert be- und Radiohead stätigt www.musikmarkt.de/-349325 www.musikmarkt.de/-348482 2. „musikmarkt“ wird eingestellt 7. „Hurricane 2015“/„Southside 2015“ lockten 125 000 Besucher, www.musikmarkt.de/-349328 Termin 2016 steht www.musikmarkt.de/-343372 3. Sony Music sichert sich Udo-Jürgens-Aufnahmen langfristig 8. Volbeat-Tour 2016: acht Konzerte mit Airbourne und Crobot www.musikmarkt.de/-349362 www.musikmarkt.de/-349315 4. Charts 26/2016: Böhse Onkelz holen achte Nummer eins 9. Charts 25/2016: Volbeat behaupten sich gegen Motörhead und U2 www.musikmarkt.de/-349344 www.musikmarkt.de/-349303 5. Mark Forsters „Wir sind groß“ wird ZDF-EM-Song 2016 10. Edelmetall Mai 2016: Prince erntet posthum weitere Awards www.musikmarkt.de/-348529 www.musikmarkt.de/-349261 | Foto: xxxx Warner verkauft Chrysalis an Apple Music erreicht 15 Mio. CTS Eventim sichert sich Mehr- PIAS baut globales Geschäft aus Chris Wright und Blue Raincoat Abonnenten heit an FKP Scorpio Die Indie-Labelgruppe PIAS erwei- Warner Music startet den Rückver- Bei Apples jährlicher Worldwide CTS Eventim stockt seine Anteile tert seine weltweiten Geschäfte kauf seiner Anteile an Indie-La- Developers Conference gab der an der FKP Scorpio Konzertpro- und strukturiert sich neu. Nach- bels: Chrysalis Records gehört nun Tech-Riese bekannt, mit seinem duktionen GmbH von 45 auf 50,2 dem PIAS im Vorjahr harmonia offiziell wieder zu Blue Raincoat Musik-Streaming-Dienst Apple Prozent auf. Damit sichert sich der mundi gekauft hatte, wurden ei- Music, auch der Label-Gründer Music mittlerweile 15 Millionen Ticketingdienstleister die Mehr- nige Büros geschlossen, Labels ab- Chris Wright ist als nicht exekuti- zahlende Kunden gewonnen zu heit an der konsolidierten Tochter- gestoßen und die Struktur des ver Präsident beteiligt. Vor 27 haben. Ende April waren es noch gesellschaft FKP Scorpio mit Sitz globalen Netzwerks verschlankt. Jahren hatte er sein Label für 100 13 Millionen, womit der Streaming- in Hamburg. Der Vollzug der Trans- Leitende Positionen werden nun Millionen US-Dollar plus Schulden Dienst weiterhin ordentlich aktion steht noch unter dem Vor- neu besetzt. So wird Adrian Pope an EMI veräußert. Der Verkauf von wächst. Apple hatte den Service behalt der Freigabe durch die ab sofort als Managing Director Chrysalis ist mit hoher Wahr- erst vor einem Jahr gelauncht, zuständigen Kartellbehörden. Es der Artist & Label Services ein glo- scheinlichkeit Teil des 200 Millio- das Ziel sind 100 Millionen Abon- ist das zweite Mal, dass CTS Even- bales Team in vier Hauptbereichen nen US-Dollar Veräußerungspakets nenten. Zwar ist Apple davon noch tim die Mehrheitsbeteiligung an überwachen. Diese lauten: Artist & von Warner an Indies. Der 2013 an- weit entfernt, dennoch entwickelt FKP Scorpio hält. Schon im Jahr Label Services and Business Deve- gekündigte Deal wurde von Warner sich die Marke sehr gut. Strea- 2000 veräußerte das Hamburger lopment, Production and Supply und Merlin/IMPALA unterzeichnet, ming-Marktführer Spotify zählt Unternehmen seine Anteile von Chain, Insights and Digital Ser- als Warner Parlophone kaufte. rund 30 Millionen Abo-Kunden. 50,2 Prozent an CTS Eventim. vices und Business Operations. musikmarkt.de/-349210 musikmarkt.de/-349269 musikmarkt.de/-349204 musikmarkt.de/-349270 +++ Außerdem in den News +++ Club- und Diskotheken-Monitoring: GEMA bietet Upload-Möglichkeit kommen (musikmarkt.de/-349349) +++ DEAG platziert Wandelschuld- (musikmarkt.de/-349317) +++ BMG startet in Brasilien (musikmarkt.de verschreibung im Wert von 5,1 Mio. Euro (musikmarkt.de/-349352) +++ /-349190) +++ „Helene Fischer Show“ für drei weitere Jahre im ILMC verschiebt Termin auf Wochenmitte (musikmarkt.de/-349350) ZDF (musikmarkt.de/-349192) +++ Bundesregierung soll Rammstein +++ Sonys Dietmar Lienbacher wird IFPI-Austria-Präsident (musik- Schadensersatz zahlen (musikmarkt.de/-349295) +++ Instagram markt.de/-349290) +++ ICMP: Rolf Budde zum Vizepräsidenten ge- feiert 500 Millionen aktive User (musikmarkt.de/-349323) +++ FKP wählt (musikmarkt.de/-349259) +++ MusicTrace und GfK kombinie- Scorpio und Bravado erweitern Partnerschaft (musikmarkt.de/- ren Top 100 und Airplay-Charts (musikmarkt.de/-349301) +++ Namens- 349339) +++ UK-Musikbranche kritisiert Brexit, fordert Handelsab- rechte für ISS Dome verlängert (musikmarkt.de/-349337) 6
06_07_aaa_online_Z.qxd 05.07.16 15:59 Seite 7 musikmarkt 07|16 branche online Die 20 meistgeklickten News von 2010 bis 2016 auf www.musikmarkt.de www.musikmarkt.de 1. Spotify: Kollegah erzielt Streaming-Rekord 11. Andreas Bourani: „Auf uns“ wird WM-Song der ARD www.musikmarkt.de/-335170 www.musikmarkt.de/-335710 2. „DSDS 2013“-Gewinner: Beatrice Egli holt den Sieg 12. Pink-Tour 2013: über 70.000 Tickets verkauft – Zusatzkonzert www.musikmarkt.de/-325974 www.musikmarkt.de/-319343 3. Lenny Kravitz: neue Single, Album und Tour 2014 13. Windows 8: Werbesong von Lenka „Everything At Once“ www.musikmarkt.de/-335893 www.musikmarkt.de/-320267 4. Disney legt nach: „Frozen 2“/„Die Eiskönigin 2“ und Musical dazu 14. Wizard Promotions ehrt Böhse Onkelz für über 350.000 Besucher sind in Arbeit www.musikmarkt.de/-343450 www.musikmarkt.de/-339672 5. Charts Deutschland KW 15: Frei.Wild mit zwei neuen Alben in Top 5 15. You+Me: Pink startet neues Projekt, Debütalbum im Oktober www.musikmarkt.de/-337505 www.musikmarkt.de/-334491 6. Universal Music Publishing angelt sich Cro 16. Urheberrecht: Kanzlei versteigert 90-Millionen-Euro-Forderungen aus Filesharing-Abmahnungen www.musikmarkt.de/-311517 www.musikmarkt.de/-310310 7. Echo 2013: Frei.Wild von der Nominierten-Liste gestrichen 17. Kelly Family 2012 wieder auf „Stille Nacht“-Tour www.musikmarkt.de/-324116 www.musikmarkt.de/-317606 8. Marek & André Lieberberg steigen bei MLK aus und bei Live Nation Concerts Germany ein 18. Charts Deutschland KW 49: Frei.Wild auf 1, Die Toten Hosen auf 3 www.musikmarkt.de/-344037 www.musikmarkt.de/-331462 9. „The Voice Of Germany 2012“: Nick Howard ist der Gewinner 19. Kool Savas unterschreibt bei Sony Music, neues Album www.musikmarkt.de/-321877 „Märtyrer“ im Herbst www.musikmarkt.de/-336991 10. 1. Halbjahr 2015 Album-Charts: Helene Fischers „Farbenspiel“ immer noch am erfolgreichsten 20. Neue GEMA-Tarife im Überblick www.musikmarkt.de/-343895 www.musikmarkt.de/-314352 CONFERENCE · SESSIONS · John Giddings (Solo Agency / Isle Of Wight Festival) · Simon Napier-Bell (Snap-B Music) · Chelsea Collier (Impact Hub Austin) · Benji Rogers (PledgeMusic) · Christian Diekmann (DEAG) · Claire England (CTAN - Central Texas Angel Network) · Ralph Simon (Mobile Entertainment Forum - Americas) · Stephan Thanscheidt (FKP Scorpio) · Michael Kurtz (Record Store Day) · And More SHOWCASES · NETWORKING · MEETINGS · AWARDS FESTIVAL · 450 CONCERTS · Get Well Soon · Wild Beasts · MULE & MAN (Bonaparte & Kid Simius) · Gold Panda · Dota · Louane · Imarhan · Me And My Drummer · GROUPLOVE · Chefket · Die Heiterkeit · Lawrence Taylor · Tiger Lou · JAIN · ACID ARAB (live) · Declan McKenna · Okta Logue · Von Wegen Lisbeth · Seramic · Isaac Gracie · And More ARTS · WORD · FILM · WORKSHOPS & MORE REEPERBAHNFESTIVAL.COM Organiser: Reeperbahn Festival GbR & Inferno Events GmbH & Co. KG
08_09_aaa_archiv_Z.qxd 05.07.16 16:00 Seite 8 musikmarkt 07|16 branche war was? war was? Uwe Schleifenbaum durchforstet das „musikmarkt“-Archiv Juli 1959 Am 15. Juli vor 57 Jahren feiert der „musik- Kein Grund für Pessimismus verfügen, die meist in den Kassen der Schall- markt“ Premiere. Herausgeber Hans R. Beier- plattenhändler oder in den Musikautomaten lan- lein ergreift das Wort zur wohl wichtigsten Ebenfalls dämpfend wirkt sich die Einführung den. Die Schallplattenindustrie der gesamten Neuerung: „Markt-Analyse, nicht über den Dau- der neuen Stereotechnik aus: Der Absatz von westlichen Welt richtet sich heute nach ihnen. men gepeilt“, heißt die Devise, denn was ver- Plattenspielern schwächelt, „weil der Käufer Nach wem und nach was? Da geht’s schon los. lässliche, aussagekräftige Charts betrifft, noch zu wenig über Stereogeräte aufgeklärt Wir richten uns nach etwas aus, das wir im herrscht in der Bundesrepublik dringender war und ihm der Kauf einer Musiktruhe in der Grunde gar nicht kennen. Denn noch niemand Handlungsbedarf. „Jedes Land hat hat den Versuch gemacht, die Teenager seine ,Bestseller-Liste’, nach der sich in ihrer Vielfalt kennenzulernen.“ die Branche richten kann“, so Beier- lein. „Allen gemeinsam ist, dass sie ge- Der junge Mensch, das wissenhaft und nach demoskopischen unbekannte Wesen? Grundlagen zusammengestellt werden. Da gilt nur stichhaltiges Material, Nicht mehr lange, denn der „musik- nichts wird dem Zufall überlassen oder markt“ „wird künftig in jeder Nummer mit dem Daumen nach oben unter Teenager debattieren lassen. Auf un- unten gepeilt.“ sere Einladung hin, werden Monat für Monat Teenager aus allen sozialen Die Lücke wird gefüllt Schichten diskutieren und sich dabei ihre Sorgen, ihre Wünsche, ihren Ärger „In der Bundesrepublik“, so Beierlein, von der Seele reden.“ Das klingt jetzt „überließ man dieses gar nicht hoch ge- eher nach Sozialpädagogik, ergibt aber nug einzuschätzende Gebiet der Markt- Sinn, denn 1959 ist es höchste Zeit, die Analyse neben recht gewissenhaften jugendliche Pop-Kultur endlich ernst und beachtlichen Markt-Statistiken in ei- zu nehmen. nem Fachblatt der Automaten-Bran- che einem für Teenager gemachten Reden ist gut, Unterhaltungsblatt. Der ,musikmarkt’ hat die Absicht, diese Lücke zu füllen. Tanzen ist besser Er ist sich nicht nur der Schwierigkei- Das Wort „Diskothek“ steht 1959 noch ten bewusst, die einem solchen Plan ent- nicht im Duden, aber in diversen bun- gegenstehen, er ist sich auch der Ver- desdeutschen Städten eröffnen damals pflichtung bewusst, der Verpflichtung zu Lokalitäten, in denen „Konservenmu- absoluter Objektivität, völliger Unab- sik“ gespielt wird. Doch unter der hängigkeit und sorgsamer Gewissen- Überschrift „Interessanter Import aus haftigkeit.“ Über die nächsten Jahre in USA – Tausend Teenager tanzten in jeder Ausgabe gelistet: die Noten-Best- München“ ist von einem anderen Phä- bisherigen Ausführung wegen der Gefahr einer seller, Schallplatten-Bestseller, Rundfunk-Hits, nomen die Rede: „Als außerordentlicher Erfolg möglichen Veraltung als zu riskant erscheint“. Kapellen- und Automaten-Bestseller. Die erste erwies sich die erste ,Record-Hop’-Veranstal- Wenn weniger Abspielgeräte verkauft werden, offizielle Nummer-1 heißt „Die Gitarre und das tung, die AFN-Plattenjockey Mal Sondock in leidet konsequenterweise auch der Schallplat- Meer“ und stammt von Freddy. München durchführte. Unter dem Begriff ,Re- tenmarkt, aber „alle diese Ursachen geben kei- cord-Hop’ versteht man in den Vereinigten Staa- Video kills the radio star? neswegs Veranlassung, die weiteren Aussichten ten gesellige, zwangslose Tanzveranstaltungen, des deutschen Schallplattengeschäfts pessi- Nicht wirklich, aber Helmut Haertel von der zu denen ausschließlich Teenager Zutritt haben. mistisch zu beurteilen“. Stimmt. Schließlich Deutschen Grammophon Gesellschaft diagnos- Auf den ,Record-Hop’-Veranstaltungen wird flei- läuft das Wirtschaftswunder noch auf vollen tiziert beim Schallplattengeschäft eine „Ver- ßig getanzt, Musik gemacht und eine Übersicht Touren. schnaufpause, die es wohl in erster Linie dem über Schallplatten-Neuproduktionen gegeben.“ Boom im Fernsehen zu verdanken hat. Das Bud- Teenager sind anders Sondock plant regelmäßige Tanz-Sausen auch in get, das jede Familie für Freizeitbeschäftigung anderen Städten: „Es sollen Jugendveranstal- Verlass ist im Juli 1959 ganz besonders auf die tungen werden, in denen die Teenager unter und Unterhaltung zur Verfügung hat, ist nicht junge Kundschaft, genannt Teenager. Nur: Man sich sind. Sie sollen nicht viel zahlen und trinken unbeschränkt groß, und wenn das Geld für die weiß so wenig über sie. „Um es vorweg zu müssen und in jeder beliebigen Kleidung kom- Rate des Fernsehempfängers und für die Fern- sagen: Sie sind anders, als wir denken und den- men dürfen.“ Letzteres bedeutet 1959 natürlich sehgebühr ausgegeben wird, bleibt für andere ken anders, als wir glauben. Für die Musikbran- etwas anderes als 57 Jahre später. Aber die Dinge nicht mehr viel übrig. Darunter hat im Au- che sind sie von unerhörter Wichtigkeit, da sie Richtung stimmt: come as you are! | us genblick auch die Schallpatte zu leiden.“ spontane Käufer sind und über flüssige Mittel 8
08_09_aaa_archiv_Z.qxd 05.07.16 16:00 Seite 9 Deutschland hat einen neuen Hörbuchverlag CLAUS VASKE KARINN SLAUGH SLAUGHTER SLAUGHTE Jennifer Armentrout Daniel D niel i l Silva Sil S Alex Lake HOMER OMER MER HIC HICKAM TESS SS SSarah GERRITS GERRITSEN GER Morgan Nora Roberts R b
10_11_eu-kommission_brexit_Z 05.07.16 16:58 Seite 10 musikmarkt 07|16 branche wirtschaft EU-Mission Euro-Pop Die EU-Kommission präsentierte auf der MIDEM einen ersten Zwischenstand ihrer Bemühungen, für die europäische Musikbranche ein eigenständiges Förderprogramm zu lancieren. Noch allerdings heißt es warten, denn wenn überhaupt, kommt es erst 2021 dazu. Europa hat es derzeit nicht leicht. Europaweit „Music Moves Europe“, welche Erkenntnisse Gemeinsam für Europa engagieren lauern nationalistische Polit-Zombies auf ihre sie aus den Anhörungen mitgenommen hat. Was Reicherts betrifft, erscheinen ihre guten Chance, der Europäischen Union den Garaus „Lasst uns als Branche selbst helfen“, „Spielt Absichten zur Förderung von Künstlern der- zu machen. Während in den Medien aus Ak- live, denkt digital“, „Schaltet um von Labels zu zeit noch etwas romantisch. Immerhin hat tualitätsgründen das Thema „Nach dem Bre- Künstlern“, „Musik hat eine größere Wirkung sich bei realistischer Betrachtung bislang xit ist vor dem Brexit“ dominiert, ging bereits als Filme“, „Single-Markt für europäische Mu- kaum ein prominenter Künstler für ein ver- zuvor längst verloren, was diese Europäische sik“, sind unter anderem jene Aspekte, die ihre eintes Europa öffentlich ausgesprochen oder Union allen Unkenruf zum Trotz bislang besondere Beachtung fanden. gar eingesetzt. Selbst aus der Musikbranche schon alles zum Guten bewegt hat. sind bislang nur ganz vereinzelt pro-europäi- Gesellschaftlich aber gibt es offensichtlich Der Künstler als Unternehmer sche Töne zu vernehmen. mittlerweile überall genügend politisches Po- Noch interessanter gestalteten sich aber ihre Vielmehr war in den vergangenen Monaten tential für EU-kritische Massen, die, getrie- Ausführungen dazu, wie die Agenda eines rund um die Anhörungen in Brüssel zu beob- ben von Fremdenfeindlichkeit und geeint in Förderprogramms für die Musikbranche aus- achten, dass einige Interessenvertreter, vehe- ihrer Verachtung fürs politische Establish- sehen könnte: Musikunterricht in Schulen ment ihre Eigeninteressen in den Vorder- ment, Europa, wie wir es bislang kennen, ab- und selbst in Vorschulen, berufsbezogene grund stellten, und, wenn überhaupt, auf schaffen wollen. Ausbildungs-Maßnahmen, Meta-Data als sol- maßgeschneiderte Förderpakete zu ihren ches und wie die EU-Kommission künftig Gunsten pochten. Music Moves Europe Musikbranchen-Daten erheben will, die Un- Auch hat die EU-Kommission es bislang ver- Ausgerechnet jetzt kommt die Europäische terstützung der Zirkulation von Repertoire passt, einen ganzheitlichen Ansatz in ihren Kommission aus der Deckung und präsen- und der Mobilität von Künstlern, Fördermaß- Überlegungen zu berücksichtigen. Für die tiert auf der MIDEM 2016 unter der Über- nahmen dazu, wie Künstler sich selbst ver- Musikbranche bietet aber allein die Absicht schrift „Music Moves Europe“ ihre Überle- markten können und die Rolle der Festivals der EU-Kommission, ein solches Programm gungen zu einem Musikförderprogramm. und Konzertclubs sowie die Förderung von aus der Taufe zu heben eine Riesenchance, Über die Vorgeschichte dieses Vorhabens be- kleinen und mittleren Unternehmen im Mu- sich in ihrem ureigensten Interesse gemein- richtete der „musikmarkt“ mehrmals und sikbereich. sam für Europa zu engagieren. | Manfred Tari ausführlich (siehe unter anderem MM Geradezu fasziniert zeigte sie sich von der 01/2016). Gesucht wird der konzeptionelle Idee „Künstler als Unternehmer“. Und da sie Nachfolger für das Programm Creative ebenfalls für das Erasmus-Programm der EU Europe, in dessen Rahmen es erstmals auch zuständig ist, dem Förderprogramm für Bil- ein eigens auf die Bedürfnisse der Musik- dung, kündigte sie an, hierzu Anknüpfungs- branche zugeschnittenes Förderprogramm punkte zu entwickeln. Ebenfalls wichtig er- geben soll. Der Impuls hierzu ist keineswegs scheint ihr die Förderung von Online Music, den Lobbyisten der Musikbranche zu verdan- dem Vertrieb von Musik im Online-Zeitalter. ken, sondern der EU-Kommission selbst. Hierfür ist sie bereit, ein Pilotprojekt vorzule- Auf der MIDEM wurden nun erstmals die Er- gen, um so vor 2021 erste Erfahrungen für die gebnisse der seit Dezember letzten Jahres lau- Ausgestaltung eines Förderprogramms für fenden Konsultationen öffentlich diskutiert. die Musikbranche zu sammeln. Diese fanden in Brüssel und Lyon statt, und bis vor kurzen waren die Protokolle dieser Förderprogramm für den Musiksektor Anhörungen auf der Webseite der Europäi- Im Herbst dieses Jahres wird das EU-Parla- schen Kommission einsehbar. ment über die Verwendung nicht genutzter Noch aber gibt es einen Video-Mitschnitt auf Haushaltsmittel entscheiden. Schon 2017 Youtube, der dokumentiert, dass die EU-Kom- könnten freiwerdende Mittel dazu verwendet | Foto: Fotolia.com © DutchScenery mission ein solches Programm auf den Weg werden, erste Pilotprojekte zu finanzieren. bringen will. Besondere Beachtung in diesem Auch hat die EU-Kommission bereits den Zusammenhang sind den Aussagen von Mar- Haushalts- sowie den Kulturausschuss über tine Reicherts in ihrer Eigenschaft als Director ihre Absichten eines eigenständigen Förder- General for Education and Culture (DG EAC) programms für den Musiksektor informiert im Rahmen dieses Panels beizumessen. Rei- und formell ein sogenanntes „Prepatory-Ac- cherts schilderte zum Abschluss des Panels tion“-Verfahren eingeleitet. 10
10_11_eu-kommission_brexit_Z 05.07.16 16:58 Seite 11 musikmarkt 07|16 branche wirtschaft Brexit: what next? Vor dem Referendum zum Verbleib in bzw. Austritt aus der EU gab sich die britische Branche ge- schlossen: „Vote remain“, lautete das Motto. So bedrohlich die Hiobsbotschaften für einen letzt- endlich eingetretenen Brexit auch klangen, so schnell hat man sich mit der Situation abgefunden. In den Wochen vor dem Referendum konnte Musik und unseren man den Eindruck gewinnen, Musik aus Künstlern, die touren, si- Großbritannien habe es nicht aufgrund au- cherstellen“, so Taylor. ßergewöhnlicher Künstler zu weltweiter An- Er sei sich sicher, dass erkennung gebracht, sondern aufgrund von „britische Musik sich politischen Entscheidungen aus Brüssel. weiterhin enormer Be- Schreckensszenarien von Handelsstillstand liebtheit in ganze und Tourstopps aufgrund von Visumsproble- Europa“ erfreuen und men wurden in Aussicht gestellt. Nun, da das dass die BPI dafür sor- Referendum durch ist, besinnt sich die Bran- gen werde, dass UK-La- che wieder aufs Geschäft. bels die Nachfrage be- „Wir befinden uns in einer neuen Welt und friedigen könnten. müssen nun positiv voranschreiten“, sagte Viele vor allem junge | Foto: Fotolia.com © nerthuz etwa Andy Heath, Chairman des Lobbyver- Künstler taten ihren bands UK Music, und er fuhr fort: „Britische Frust über die Entschei- Musik ist stark und erfolgreich und wird wei- dung des britischen terhin ein essenzieller Teil einer reichhaltigen Volks auf ihren Social- und vielfältigen Europäischen Kultur sein.“ Media-Kanälen kund. „We’re really, really fu- Unverzichtbarer Player cked“, tweetete etwa John Reid, President of Concerts in Europe Lily Allen – Übersetzung bei Live Nation, sagte „Billboard“, dass der nicht notwendig. Ellie Goulding schrieb: „Ich nicht aus. Digitalexperte Mark Mulligan (Mi- Brexit das Gesamtgeschäft von Live Nation in glaube wirklich, dies ist eines der schlimms- dia) listete gegenüber dem „IQ Magazine“ Großbritannien nicht beeinflussen werde. ten Dinge, die in meinem Leben passiert sind. eine Reihe von möglichen Auswirkungen auf, Man müsse lediglich Wechselkursschwan- Heute morgen fühlte ich eine Angst, die ich nur um zu dem Schluss zu gelangen, dass kungen im Auge behalten. Alison Wenham noch nie gefühlt habe.“ Für detaillierte Be- diese eintreffen könnten oder auch nicht. vom britischen VUT-Pendant, dem Indie-Ver- gründungen reichten 140 Zeichen jedoch „Wir wissen es einfach nicht“, sagte er. | gg band WIN/AIM, sagte: „AIM wird eng mit unseren Mitgliedern, anderen Branchenver- kommentar Brexit bänden und Kollegen innerhalb der Musik- branche zusammenarbeiten, um sicherzustel- Seit einem Jahr und drei Monaten lebe ich nun in London, einer Stadt, in der die meisten Menschen len, dass die Stärke und das Ansehen der un- beim Brexit-Referendum mit „remain“, also „bleiben“, gestimmt haben. Die Leute, mit denen ich ge- sprochen habe, begründen ihre Pro-EU-Haltung in der Regel mit Weltoffenheit und Toleranz. Sie möch- abhängigen Musikgemeinschaft auf dem in- ten Teil der europäischen Familie sein. Diese hat jedoch nichts mit dem Konstrukt EU zu tun. Die ternationalen Marktplatz durch diese Events europäische Familie existierte vor der Schaffung eines gemeinsamen Wirtschafts- und Finanzraums, nicht geschmälert wird.“ und sie wird unabhängig von der Zahl der EU-Mitglieder weiterexistieren. Ein IMPALA-Statement liest sich wie folgt: „Veränderung kommt, soviel ist sicher.“ Si- In Griechenland, Spanien, Portugal und Italien bekommen die Menschen aktuell zu spüren, was es cher sei jedoch auch, dass der britische Mu- heißt, Souveränität in Wirtschafts- und Finanzfragen an Politiker abzugeben, die sie noch weniger zur siksektor nach wie vor ein „unverzichtbarer Verantwortung ziehen können als die im eigenen Land. Bezeichnend, dass eine der wenigen EU-skepti- schen Stimmen von Foals-Sänger und -Gitarrist Yannis Philippakis kam, dessen Familie in Griechenland Player in Europa“, und dass Europa nicht nur lebt. die EU sei. Geoff Taylor, Chef des Branchen- verbands BPI sowie der Brit Awards, sagte, Ein wenig erschreckend war die Art, wie nach dem Referendum auf den älteren Briten herumgehackt dass der Brexit der UK-Branche erlaube, stär- wurde, die mehrheitlich für „leave“ stimmten, während die meisten jüngeren ihr Kreuz bei „remain“ kere nationale Copyright-Gesetze zu verab- setzten. „Ihr habt ja nicht mehr lange mit der Entscheidung zu leben“, so der allgemeine Tenor. Viele, schieden, welche Investitionen fördern und die mit dem Ausgang der demokratischen (!) Entscheidung nicht zufrieden waren, setzten schlicht vo- Copyright-Schlupflöcher (Vorsicht YouTube!) raus, dass alte Menschen konservativ, egoistisch und gar rassistisch seien und nur mit „leave“ ge- stimmt hätten, um Immigration zu verhindern. Dass die Älteren bei ihrer Entscheidung an die Zukunft schließen würden. „Wir werden die Regie- ihrer Kinder und Enkelkinder dachten, las und hörte ich nirgends. rung natürlich dazu anhalten, schnell Han- delsabkommen zu verhandeln, die den unge- | Gideon Gottfried hinderten Zugang der EU-Märkte zu unserer 11
12_13_hip-hop-convention_Z.qxd 05.07.16 16:24 Seite 12 event branche musikmarkt 07|16 „Hätte mir 1000 Besucher mehr gewünscht“ Die Veranstalter der zweiten HipHop Convention in Berlin zeigten sich mit den Besucherzahlen nicht ganz zufrieden, setzen aber auf eine Fortführung 2017. den eigentlich branchenfremden Messever- anstalter, sich mit der Unternehmung in den HipHop-Bereich vorzuwagen, war auch der Zwang, sich als Messeveranstalter neue Ver- anstaltungsformate zu überlegen. Die Koppe- lung von Konzert und Messe plus Workshops sah die expotec GmbH letztlich als eine viel- versprechende Innovation und Möglichkeit für neue Perspektiven. Das Ganze sehen sie als „Messe-Event“, also weg von der oft schnöden reinen Ausstellerei, hin zu einem unterhaltsamen und spaßigen Mitmach- und Livemusikspektakel. „Wir sind wie ein Festi- val in der Stadt, mit dem Unterschied, dass wir alle Aussteller aus dem HipHop-Bereich vor Ort haben“, beschreibt Projektassistent Baran Ercan das Wesen des „Messe-Events“. Künftig mit B2B-Kongress | Veranstalter Frank Baumann blickt trotz weniger Besucher optimistisch auf die dritte Hip Hop Convention im Jahr 2017 Die Mischung von Konzert und Messe sah bei | Foto: Gunnar Leue der HipHop Convention dann so aus, dass in einer Ecke der Halle ein Dance Battle statt- Die zweite HipHop Convention ging am ers- Das Konzept, nämlich Publikum, Künstler fand, das von den Zuschauern besonders gut ten Juni-Wochenende mit rund 2500 Besu- und Aussteller aus der HipHop-Community aufgenommen wurde, während in einer an- chern in der Berliner Arena über die Bühne. unter ein Dach zu bringen und ihren Life deren Ecke ein Workshop über die Kunst des Besser gesagt über mehrere Bühnen, denn das Style in ganzer Breite zu präsentieren, sieht Rappens und Textens durchgeführt wurde Publikum konnte sowohl in der Arena Trep- Frank Baumann auf jeden Fall bestätigt. Die und ein paar Meter weiter eine junge Frau auf tow als auch in deren Außenbereich direkt ne- Ticketpreise lagen bei 35 Euro für einen Tag dem Tisch eines Tattoo-Studios lag und sich ben der Spree Künstler ansehen sowie selbst und 45 Euro für beide Tage. ein neues Tattoo auf den Bauch stechen ließ. kreativ künstlerisch tätig werden. Auf zwei Derweil sprühten draußen Graffiti-Freunde Bühnen spielten insgesamt 20 Künstler am Mitmach- und Livemusikspektakel ihre Bilder an eine Schaumauer, wobei sie von Sonnabend und Sonntag jeweils acht Stunden Die HipHop Convention war in diesem Jahr Graffiti-Profi Mark Marquardt alias Akte One lang live. Die HipHop Convention ist die das erste Mal in der Arena Treptow zu Gast. unterrichtet wurden. Die Künstler-Riege war erste Veranstaltung ihrer Art, die Messe und Im vergangenen Jahr fand sie bei ihrer Pre- ebenfalls von einer ziemlich großen Band- Konzert verbindet. miere noch in der Berliner Location Station breite. Neben Main Acts wie Motrip, Shindy Frank Baumann, Geschäftsführer des Veran- statt. Man habe den Veranstaltungsort ge- oder Lary traten auch jüngere, noch nicht so stalters expotec GmbH und Projektleiter der wechselt, so Frank Baumann, weil er größer bekannte Künstler auf. Veranstaltung, zeigte sich mit den Besucher- und besser geeignet sei, auch mit dem per- Für die Zukunft ist Frank Bauman jedenfalls zahlen nicht ganz zufrieden: „Ich hätte mir spektivischen Blick, „ein paar Jahre hier blei- zuversichtlich. „Klar, es kann ein Rohrkrepie- 1000 Besucher mehr gewünscht, aber zeit- ben zu können“. rer werden oder, salopp gesagt, abgehen wie gleich fand am Sonntag in der Waldbühne Die HipHop Convention ist laut den Veran- Schmidts Katze. Ich sehe aber, dass es gut an- das Benefiz-Konzert ‚Peace x Peace Festival’ staltern die erste und einzige Veranstaltung, gekommen wird und bin deshalb optimis- statt. Viele Leute gingen bei dem schönen bei der die beiden Elemente Messe und Kon- tisch.“ Künftig wollen die Veranstalter auch Sommerwetter wohl auch lieber an den zert zusammengebracht würden, ergänzt einen B2B-Kongress einrichten, mit Konfe- Strand oder in den Park. Trotzdem machen durch eine Rahmenprogramm, zu dem auch renz, Symposium und Reden von wir im nächsten Jahr weiter, denn jedes neue noch Workshops im Beatboxen, DJing und diversen HipHop-Größen. | Gunnar Leue Produkt ist erstmal ein Investment. Die meis- BMX-Kunstradfahren gehörten. „Das gibt es ten Besucher fanden es wunderbar und die in der Form woanders nicht“, so Frank Bau- Konzerte, vor allem von Motrip, ziemlich mann. Teilweise waren eigens internationale geil. Ich glaube, es ist eine tolle Geschichte für Teilnehmer eingeflogen worden, wie die Juro- Mehr Informationen: Berlin und den HipHop.“ ren fürs Dance Battle. Der Beweggrund für www.hiphopconvention.de 12
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14_17_midem_Z.qxd 05.07.16 16:01 Seite 14 musikmarkt 07|16 branche event Panels, Preise, Palmen Zum 50. Mal wurde am 3. Juni im südfranzösischen Cannes die internationale Musikmesse MIDEM eröffnet. Das Programm umfasste an vier Tagen diverse Workshops, Networking-Events, Keynotes und Panels sowie jede Menge Live-Musik. | Zum 50. fand die MIDEM im südfranzösischen Cannes statt – zum zweiten Mal im Sommer unter strahlend blauem Himmel | Foto: Des Jardins / Image & Co. Das Gedränge im Palais des Festivals hielt unabhängigen Unternehmen im weltweiten Einfluss auf die Musikindustrie der Vergan- sich in Grenzen, dafür traf sich die Branche bei Musikmarktin in den Fokus rücken. Die Indie- genheit, Gegenwart und Zukunft geehrt. Zu zahlreichen Meetings und Empfängen außer- Musikszene sei neben traditionellen Musik- den Preisträgern gehörten neben der MIDEM halb des Messegebäudes. Zu den interationa- unternehmen und jungen Start-ups bestens selbst auch Hit-Produzent Timbaland – des- len Teilnehmern, die am Eröffnungstag spra- fürs digitale Zeitalter gerüstet. Zum ersten sen Keynote im Rahmen des Konferenzpro- chen, zählten u.a. Daniel Glass (Glassnote) Mal sollen die weltweiten Anteile der Inde- gramms übrigens kurzfristig abgesagt wurde – und Agent Neil Warnock (United Talent pendent-Labels messbar gemacht werden. Die sowie BMG-Chef Hartwig Masuch. Live traten Agency). Marktanteile würden verzerrt, da viele Indies Far From Alaska auf. Die brasilianische Rock- Unter dem Titel „Bring Your Catalogue To mit Major-Musikunternehmen als Vertriebs- band wurde von der MIDEM-Community Germany“ diskutierten Dr. Florian Drücke partner zusammenarbeiteten. zum Gewinner des MIDEM Artist Accelerator (BVMI), Kurt Thielen (Zebralution), Michael Abends wurde bei der MIDEM-Opening- gewählt und erhielt hierfür den International Schuster (Cargo Records) und Benjamin Bai- Party im Hotel Carlton gefeiert. Nach der bra- MIDEM Coup de Coeur Award 2016. ler (Bailer Music) die Besonderheiten des silianischen Rockband Far From Alsaka sorg- deutschen Musikmarktes. ten u.a. auch die beiden Belgier von 2manydjs To be continued... Abends präsentierten Alison Wenham für gute Laune unter den Gästen. Zwischen dem 3. und 6. Juni kamen rund 4400 (Worldwide Independent Network WIN) und Am Abend des 4. Juni wurden erstmals die In- Fachbesucher von 600 Indie-Labels aus 85 Mark Mulligan (Midia Research) den ersten ternational MIDEM Awards im Rahmen eines Ländern zur 50. Ausgabe der weltweit größ- globalen Indie-Report. Der Bericht soll die Dinners verliehen. Mit der Auszeichnung wer- ten Musikmesse nach Cannes. Letztes Jahr wirtschaftliche und kulturelle Bedeutung der den herausragende Persönlichkeiten für ihren war die Besucherzahl etwas höher, weil auch 14
14_17_midem_Z.qxd 05.07.16 16:01 Seite 15 musikmarkt 07|16 branche event die Öffentlichkeit zugelassen war. Dieses Mal waren lediglich Fachbesucher mit Akkredi- tierung eingeladen. 2016 waren zehn Länder mehr dabei. Besonders der chinesische sowie der nigerianische Stand waren sehr gut be- sucht. Die USA, Japan, Frankreich, England und Deutschland waren erneut mit den meis- ten Firmen in Cannes am Start. Die MIDEM wird auch 2017 fortgesetzt. Ob- wohl einige Besucher die Zukunft der Messe angesichts der Kompaktheit im Palais des Fes- tivals in Frage gestellt hatten, soll die inter- nationale Musikmesse auch kommendes Jahr stattfinden. Dies versicherte Jérome Delhaye, Director of Entertainment Division der ver- anstaltenden Reed MIDEM, auf der Ab- schluss-Pressekonferenz in Cannes. Nächstes Jahr soll die Messe wieder im Juni über die Bühne gehen. Ein Datum steht aller- dings noch nicht fest. Der genaue Termin für die MIDEM 2017 werde rechtzeitig bekannt- gegeben, versicherte Delhaye. Es seien noch einige Abstimmungen mit anderen Veran- staltern notwendig. | red | Networking-Events gab es viele – u.a. auch ein Treffen der Finalisten des MIDEM Artist Accelerators | Foto: Champeaux Image & Co. | (im Uhrzeigersinn v.o.l.) Diskutierten den deutschen Markt (v.l.): Benjamin Bailer (Bailer Music), Florian Drücke (BVMI), Michael Schuster (Cargo Records) und Kurt Thielen (Zebralution); erstmals wurden im Rahmen eines Gala-Dinners die International MIDEM Awards verliehen – u.a. auch an die MIDEM-Macher selbst; bei der Eröffnung des deutschen Gemeinschaftsstands (v.l.) Prof. Dr. Rolf Budde (DMV-Präsident, Budde Music), Stefan Heck (CDU-Bundestagsmitglied) und Prof. Dieter Gorny (BVMI); Verschiedene Panel-Diskussionen lieferten Einblicke hinter die Kulissen der Branche: Warner/Chappell-Chef Jon Platt mit Singer/Songwriter Justin Tranter und Moderator | Fotos: mm, Des Jardins - Image & Co., zvg, Champeaux - Image & Co. 15
14_17_midem_Z.qxd 05.07.16 16:02 Seite 16 musikmarkt 07|16 branche event | (im Uhrzeigersinn v.o.l.) : In der Innovation Factory wurden die Geschäftsmodelle der Zukunft diskutiert, u.a. auch über Virtual Reality; Malky reiste aus Deutschland nach Cannes und überzeugte das internationale Publikum mit einem Live-Set; Jens-Markus Wegener (l.) begrüßte beim Imagem-Empfang u.a. Rell Lafargue-Reservoire und die Schedler-Familie | Foto: mm, Champeaux - Image & Co., Imagem midem 2016 midem 2016 Live-Biz gibt den Ton an „Go and see the support!“ | Neil Warnock, Head of Music Worldwide bei UTA | Foto: Champeaux - Image & Co. | Daniel Miller im Gespräch mit „musikmarkt“-Volontärin Katja Albrecht | Foto: mm Am 3. Juni sprach Neil Warnock, Head of Music Worldwide bei der United Am finalen MIDEM-Tag gab es u.a. ein Interview mit Daniel Miller, Gründer Talent Agency (UTA), in einer Keynote über Veränderungen und Heraus- & Chairman von Mute. Dieser gab Einblicke in die A&R-Arbeit eines Indies. forderungen für Agenten im globalisierten Musikgeschäft. Im Zuge der In- 1978 gründete Miller das Label in London, um unter dem Namen The Nor- ternationalisierung und dank neuer Möglichkeiten habe sich das Business mal seine Single „T.V.O.D./Warm Leatherette“ zu veröffentlichen. Zu den wesentlich verändert. Dieses sei heute von Live-Aktivitäten getrieben, Künstlern, mit denen Mute im Lauf der Jahre zusammengearbeitet hat, betonte er. In den Achtzigern wurde eine Tour abhängig vom Album ge- zählen New Order, Depeche Mode, Erasure, Nick Cave, Moby und Gold- plant und stand und fiel mit den Entscheidungen des Labels. Wurde eine frapp. In der fast 40-jährigen Firmengeschichte habe sich im Bereich A&R Platte doch später veröffentlicht, habe man durchaus auch die Tournee eigentlich gar nicht so viel verändert. Bei den Wegen, neue Künstler zu verschieben müssen. Heute hingegen würden Releases v.a. nach Tourplä- entdecken, allerdings schon. Bei Miller geschieht dies v.a. durch Empfeh- nen eines Künstlers geplant. Problematisch sei, dass Labels nicht mehr lungen von Freunden oder eigenen Acts, aber auch das Durchforsten des so stark in junge Acts investieren würden. Für Bands, die ihre Konzerte Internets ist ein guter Weg. Daneben seien nach wie vor Live-Auftritte selbst organisieren, sei der Verkauf von Merchandise z.B. hilfreich bei der sehr wichtig. Millers Tipp lautet: „Don’t just go and see the main band. Go Finanzierung. Beim Thema Secondary Ticketing gebe es beschämende Zu- and see the support!“ Daniel Miller entdeckte z.B. Depeche Mode, als stände, stellte Warnock klar. Dieser Bereich müsse transparenter werden. diese Support für Fad Gadget waren. Außerdem betonte er, dass A&R Weiterhin sollten noch mehr Möglichkeiten gefunden werden, um den Wei- nicht nur das Aufspüren neuer Künstler bedeute, sondern es sei „as much terkauf von Tickets zu übertriebenen Preisen zu verhindern. | ka about creating the music as finding it“. | ka 16
14_17_midem_Z.qxd 05.07.16 16:02 Seite 17 musikmarkt 07|16 branche event midem 2016 Hinter den Kulissen von Pandora Mit Pandora präsentierte sich bei der MIDEM ein Streaming-Dienst, der in den USA, Australien und Neuseeland mit 80 Millionen monatlichen Nutzern markt- führend ist. COO Sara Clemens erklärte zunächst das Innenleben Pandoras: Musikanalysten kategorisieren alle Songs nach 450 Kriterien, wodurch z.B. ein ruhiger Rock-Song nicht nur mit anderen Rock-Songs verknüpft wird, son- dern auch mit einem ruhigen Jazz-Stück. 80 Prozent der Künstler, die dort gestreamt werden, erhalten im US-amerikanischen UKW-Radio kein Airplay, finden so also eine neue Plattform über die je nach Nutzerverhalten persona- lisierte automatische Wiedergabe. Anschließend präsentierte Sara Clemens eine Menge Zahlen, Statistiken und Best Practices. Interessant dabei auch der Vergleich mit Facebook, Twitter und Co.: Rapstar Drake verzeichnet auf Pandora 57 Millionen Radiostationen, die Fans mit seiner Musik erstellt haben – eine deutlich größere Zahl als all seine Facebook-Fans, Twitter-Follower etc. zusammen. | Sara Clemens lieferte einen kompetenten Vortrag | Foto: Katja Albrecht / Musikmarkt Bei seinem Keynote-Interview am selben Tag formulierte Tim Westergren, Pandora-Gründer und -CEO, die Maxime seines Unternehmens so: "Jeder Künstler hat eine potenzielle Fanbase, wir müssen sie nur finden." Dabei kamen auch Pandoras Pläne zur Sprache, in den On-Demand-Sektor vorzusto- ßen. Westergren stellte diesen Schritt noch für 2016 in Aussicht. Auf die Frage von Moderator Daniel Glass, welcher Konkurrent Tim Westergren nachts um den Schlaf bringe, verteilte jener einen Seitenhieb in Richtung Spotify: Er kritisierte Piraterie-Anbieter und könne aber auch Leute nicht verstehen, die kostenlosen Musikkonsum propagieren – Spotify Freemium lässt grüßen. Ein weiterer Schritt zur direkten Konkurrenz mit Spotify wäre Pandoras Ausdeh- nung in andere Länder. Denn aufgrund lizenzrechtlicher Schwierigkeiten ist Pandora bislang z.B. in Europa nicht verfügbar. Dies könnte sich laut Wester- gren jedoch in Kürze ebenfalls ändern. | ap | Tim Westergren (Mi.) im Gespräch mit Daniel Glass und Flo Morrissey | Foto: MIDEM 994 EVENTS · 3,13 MIO BESUCHER · 10JAHRE 1/2 in.stuttgart Foto Handball: Heiko Potthoff DIE PORSCHE-ARENA FEIERT GEBURTSTAG 2006—2016
18_19_mexcon_2016_Z.qxd 05.07.16 17:05 Seite 18 musikmarkt 07|16 branche event Viele Fragen, viele Antworten Die Konferenz MEXCON – Meeting Experts Conference, veranstaltet vom Europäischen Verband der Veranstaltungs-Centren e.V. (EVVC) und vom GCB German Convention Bureau e.V., fand vom 6. bis 7. Juni 2016 in Berlin statt. Im Fokus standen künftige Herausforderungen für Venues. | Bei der MEXCON im Mercure Hotel in Berlin; Christopher Rörig (Bevenue), Michael Thenner (blaueQuelle Kommunikationsgesellschaft) und Rechtsanwalt Volker Löhr (Kanzlei Löhr) disku- tierten über die richtige Nutzung von Venues | Fotos: GCB, Gunnar Leue Störerhaftung eine klare Stellungnahme zum vorläufigen fällt weg Gesetzesentwurf abgegeben hatte. Der EVVC An dem Erfahrungs- forderte die vollkommene Abschaffung der austausch darüber Störerhaftung für Anbieter öffentlicher beteiligten sich rund WLAN-Zugänge. „Nur wenn generell ver- 400 Fachteilnehmer, hindert wird, dass WLAN-Anbieter für darunter etlichen Ex- rechtswidrige Handlungen eines Nutzers perten aus Deutsch- haftbar gemacht werden, wird das Ziel einer land, Österreich und verstärkten Ausdehnung des Angebotes der Schweiz. Zu den drahtloser Internetzugänge erreicht werden Referenten gehörten können“, so Präsident Joachim König, dessen Im Mittelpunkt des Kongresses, unter u.a. Netzwelt-Experte, Autor und Strategie- Verband 338 Mitglieder zählt und 750 Locati- Schirmherrschaft des Bundesministeriums berater Sascha Lobo, Event-Experte Dr. Tors- ons vertritt. „Wir gehen jetzt nicht mehr als für Wirtschaft und Energie, stand der Erfah- ten Knoll, Jacques Richter, Architekt vom Häuser in Haftung. Das heißt, jetzt können rungsaustausch zwischen den Teilnehmern, Swiss Tech Convention Center Lausanne, und wir loslegen. Das müssen wir natürlich auch die Wissensvermittlung relevanter Fachinfor- Professor Wolfgang Henseler, Experte für di- tun und uns auch neue Geschäftsmodelle ein- mationen sowie konstruktive Diskussionen gitale Medien und intermediales Design. Die fallen lassen.“ über Handlungsfelder, Strategien und Maß- Referenten boten an den beiden Veranstal- nahmen hinsichtlich zukünftiger Entwick- tungstagen Ideen und Anregungen zu The- Energetische Sanierung von Venues lungschancen der Branche zum Thema „Zu- men wie Meeting-Architektur und Event- Auch die energetische Sanierung von Stadt- kunft gestalten“. Schließlich stellen sich den Technologie, aber auch Ausblicke auf mo- hallen und Kongresszentren beschäftigte den Fach- und Führungskräften der deutschen derne Veranstaltungsformate und -didaktik EVVC. Auf Basis einer Mitgliederbefragung Veranstaltungswirtschaft jede Menge Fragen: sowie auf Menschen und Märkte. ermittelte eine Hochschule Einsparpoten- Wie macht sich die zunehmende Digitalisie- Eine der für die Veranstaltungshallen-Betrei- ziale, die durch die energetische Sanierung rung bemerkbar? Was sind die vernetzten ber wohl angenehmsten Nachrichten hatte öffentlicher Gebäude zu erzielen wären. Technologien von morgen, die bereits die Pla- auf der Jahreshauptversammlung des EVVC Diese Erkenntnisse bilden nun die Grundlage nungen von heute beeinflussen? Welche zu- dessen Präsident Joachim König verkündet. für die Erarbeitung von möglichen Förder- künftigen Eventformate wird es geben – real, Die Lobbyarbeit gegen die sogenannte programmen, die den Häusern für die ener- virtuell oder kombiniert? Wirken sich diese WLAN-Störerhaftung sei – im Verbund mit getische Sanierung unmittelbar zugutekom- Entwicklungen auf die Gestaltung von Event- anderen – erfolgreich gewesen. Die bevorste- men könnten. „Wir haben eine Studie in Auf- Locations aus? Und wo liegen eigentlich die hende Gesetzesänderung stärke die Meinung trag gegeben, um bei den Politikern in Berlin Märkte und Zielgruppen der Zukunft? des EVVC, der mit seinem Hauptstadtbüro mit Zahlen vorstellig zu werden und erfolg- 18
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