Aktuell Wald unter Druck - 2|2020 - Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft
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2. Quartal 2020; ISSN 1435-4098; Einzelpreis: € 5,– aktuell 2|2020 Ausgabe 125 Wald unter Druck Das Magazin der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft im Zentrum Wald-Forst-Holz Weihenstephan
Inhalt Klimawandel Wald & Mehr 6 Der bayerische Weg 41 Holzlogistik: Chancen und Risiken zu zukunftsfähigen Wäldern bayerischer Rundholzfrächter Hans-Joachim Klemmt, Wolfgang Falk, Ottmar Ruppert, Sebastian Gößwein und Herbert Borchert Wolfram Rothkegel, Alwin Janßen und Stefan Tretter 44 Debarking Heads 10 Extremjahre im Laubwald Caroline Bennemann, Joachim B. Heppelmann, Stefan Wittkopf, Stephan Thierfelder Andrea Hauck, Jochen Grünberger, Bernd Heinrich und Ute Seeling 14 Die Zukunft der Kiefer in Franken 47 Die Vögel in meinem Garten Tobias Mette und Christian Kölling Peter Hagemann 18 Risiken mindern durch Mischung 50 Vier Jahrzehnte forstliche Ressortforschung Stefan Friedrich und Thomas Knoke Sabine Hahn und Franz Binder 22 Das Risiko ist entscheidend: Baumarten 52 Natura 2000 in die Fläche bringen betriebswirtschaftlich kalkuliert Kathrin Böhling, Helena Eisele und Alexander Rumpel Günter Biermayer 56 Der Steigerwald auf dem Weg zum 26 Klimawandel aus Nord(west)en! Europäischen Kulturerbe-Siegel Alexandra Wauer und Hans-Joachim Klemmt Luitpold Titzler, Thomas Büttner und Birgit Kastner 30 Satelliten erfassen Waldschäden 58 Waldbewirtschaftung im Kleinprivatwald Christoph Straub und Rudolf Seitz Holger Hastreiter 60 Angespannte Ertragslage für Waldbesitzer Friedrich Wühr 10 18 Extremjahre im Laubwald: Die Jahre 2015, 2018 und 2019 waren zu Risiken mindern durch Mischung: Jeder kennt dieses Weisheiten: »Wer trocken und zu heiß. Besonders litten die unter- und mittelfränki- streut, rutscht nicht« oder »Nicht alles auf eine Karte setzen«. Und auch schen Laubwaldbestände. Der Umgang mit den geschädigten in der Finanzwirtschaft ist Diversifikation ein gängiges Prinzip. »Die Mi- Wäldern ist eine große Herausforderung für Waldbesitzer und schung macht’s« gilt auch in der Forstwirtschaft – ökologisch wie auch Forstleute. Foto: S. Thierfelder, AELF Schweinfurt ökonomisch. Foto: G. Brehm, AELF Fürstenfeldbruck Titelseite: Heiße und trockene Sommer prägten die letzten Jahre - ebenso schwere Stürme und Orkane. Schwer lasten die Folgen des Klimawandels auf Wald und Forstwirtschaft. Fotos: grafxart8888, Herzstaub, Viktor Cap, Ivanco Vlad, Fotomontage: C. Hopf, LWF 2 LWF aktuell 2 |2020
Editorial Rubriken Kalender Seite 35 4 Meldungen Forstliche Veranstaltungen auf einen Blick 33 Zentrum Wald-Forst-Holz 37 Amt für Waldgenetik 63 Waldklimastationen 69 Medien 70 Holzwerkstatt 72 Impressum Liebe Leserinnen und Leser, Die trockenen Sommer der letzten Jahre haben in unseren Wäldern zu besorgniserregenden Schäden geführt. Nördlich der Donau waren die Bäume sogar doppelt so vielen Trockenstresstagen ausgesetzt als südlich der Donau. Neben der trockenheitsemp- findlichen Fichte vertrockneten auch ältere Buchen und Hainbu- chen, in Teilen Frankens starben auch Kiefern in großer Zahl ab. Auch der Schwächeparasit Diplodia pinea, der Erreger des Kiefern- triebsterbens, tritt zusehends häufiger auf – auch an der klima- toleranten Schwarzkiefer. In vielen Fichtenwäldern explodierten die Populationen der Fichtenborkenkäfer. An unseren Ahornarten trat in den letzten Jahren die Ahorn-Rußrindenkrankheit auf, die auch gesundheitliche Probleme für den Menschen mit sich bringt. Schwammspinner und Eichenprozessionsspinner fraßen in Franken Eichen und Buchen kahl. Forstkulturen vertrockneten, die hoff- nungsvoll gepflanzten Bäumchen fielen aus. Viele Waldbesitzer resignieren angesichts dieser Situation und stellen immer wieder die Frage, »Was sollen wir pflanzen? Wie soll es weitergehen?« Diese Befürchtungen sind verständlich, dennoch würde ich nicht von »Waldsterben 2.0« sprechen. Wald- bestände, insbesondere Fichtenbestände, sterben tatsächlich ab, aber wir können trotzdem wieder Wald begründen. Allerdings wird der neue Wald ein anderer Wald sein. Die Baumartenmischung wird größer, Pionierbaumarten nehmen an Bedeutung zu, zuwachsstar- ke Nadelbäume gehen landesweit zurück. Der Wald wird dadurch 47 vielerorts vielfältiger und risikoärmer, aber auch ertragsschwächer. Aber Forstleute und Waldbesitzer können für den neuen Wald die Weichen stellen. So gestalten sie auch die Zukunft für unsere Ge- sellschaft mit und erhoffen sich durch Förderung auch Unterstüt- zung für diese riesige Aufgabe des Waldumbaus. Daher möchte ich Die Vögel in meinem Garten: Ein Vierteljahrhundert lang hat Peter mich hier dem zuversichtlichen Wort Martin Luthers anschließen: Hagemann akribisch Buch geführt über die zahlreichen Vogel arten, die seinen Garten zum Verweilen, zur Nahrungssuche »Und wenn morgen die Welt unterginge, will ich heute noch mein und zur Fortpflanzung aufsuchten. Sein Engagement für seinen Apfelbäumchen pflanzen!« In diesem Sinne pflanzen auch wir Garten haben die Gartenvögel durchaus honoriert. unsere neuen Bäumchen und gestalten aktiv den Wald der Zukunft Foto: Anne-Nikolin Hagemann für unsere Enkel und Urenkel! Ihr Olaf Schmidt 2 |2020 LWF aktuell 3
Meldungen Bioplastik aus Holz Herkömmliche Kunststoffe belasten die Umwelt gleich in zweifacher Weise: Zum einen wird für deren Herstellung Erdöl benötigt, darüber hinaus belasten nach ihrem Gebrauch achtlos weggeworfene Kunst- stoffverpackungen Meere und Landschaft. Problematisch dabei ist der Umstand, dass Kunststoffe in der Natur erst nach einigen Jahr- zehnten, im Extremfall Jahrhunderten vollständig abgebaut sind. Ab- hilfe will jetzt das Forschungsprojekt »SusPackaging« der Universität Stuttgart schaffen. Im Interesse der Forschenden stehen dabei biolo- gisch abbaubare und damit bioverträgliche Verpackungen aus nach- Kindergarten St. Laurentius Archtiektur: goldbrunner + hrycyk; Foto: Stefan Müller Naumann haltig produzierbaren Ausgangsstoffen wie Fette oder Kohlehydrate. Forschungsziel sind Biokunststoffe aus Polyhydroxyfettsäuren, wel- che in Mikroorganismen beispielsweise aus Holzabfällen aufgebaut CO2-Senke Holzbau werden, und darüber hinaus biologisch sehr gut abbaubar sind. Ziel des Forschungsprojekts ist eine Kreislaufwirtschaft: Bäume fixieren Der Bau von immer mehr neuen Gebäuden führt Kohlendioxyd und Wasser, aus Holzabfällen werden über Mikroorga- nicht nur zu einer vermehrten Flächenversiege- nismen biopolymere produziert, welche am Ende ihres Lebenszyklus lung, sondern auch zu einem gestiegenen Bedarf wieder zu Wasser und Kohlendioxyd mineralisiert werden. an den Baustoffen Stahl und Zement. Deren Pro- Das Forschungsprojekt wird vom Institut der Mikrobiologie der Uni- duktion gilt als der größte Verursacher von Treib- versität Stuttgart in Kooperation mit dem Fraunhofer-Institut für hausgasen. In einer Studie der Yale University Grenzflächen und Bioverfahrenstechniken, anderen Instituten, und schlägt das Team um die Wissenschaftlerin Galina den ökologisch orientierten Kosmetikkonzernen Wala und Weleda Churkina vor, vermehrt auf den Baustoff Holz zu getragen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) setzen. fördert das Projekt mit über zwei Millionen Euro. M. Hanöffner Eine vermehrte Verwendung von Holz beim Ge- https://www.uni-stuttgart.de/universitaet/aktuelles/presseinfo/document/ bäudebau würde sich aus zwei verschiedenen 004_20_bioplastik.pdf Gründen positiv auf das Weltklima auswirken: Zum einen würde ein zunehmender Ersatz von Beton durch Holz eine geringere Emission von Treibhausgasen bei der Stahl- und Zementin- dustrie bedeuten. Abhängig davon, welcher An- teil der Neubauten zukünftig aus dem nachhalti- gen Rohstoff Holz bestehen, ließen sich bei der Zementindustrie jährlich zwischen zehn und 700 Asiatische Hornisse in Deutschland Millionen Tonnen Kohlenstoff-Emission einspa- ren. Der zweite klima freundliche Aspekt von Die als invasive Art geltende Asiati- ruhe. LWF aktuell berichtete darüber Holzbau beruht auf der Tatsache, dass bestehen- sche Hornisse (Vespa velutina nigri- in der Ausgabe 103. Nun ist in Ham- de Holzhäuser als CO2-Senke fungieren. Ein thorax) wurde 2004 aus China nach burg wieder ein Nachweis gelungen. fünfstöckiges Wohngebäude aus Brettschicht- Frankreich eingeschleppt und hat Noch ist unklar, ob sich dort bereits holz kann beispielsweise bis zu 180 kg Kohlen- sich dort erfolgreich etabliert. In eine Population der Asiatischen Hor- stoff pro Quadratmeter speichern. Derartige CO2- Deutschland erstmals nachgewiesen nisse angesiedelt hat. Derzeit sind Senken sind wichtig, um bis Mitte des Jahrhun- wurde sie 2014 in der Nähe von Karls- vor allem Imker alarmiert. Obwohl derts den Ausstoß von Treibhausgasen auf netto sich diese Art gegenüber Menschen Null zu senken, was für die Einhaltung des Zwei- vergleichbar harmlos wie die heimi- Grad-Ziels notwendig ist. sche Hornisse (Vespa crapro) verhält, Hierzu passt es, dass Bayerns Forstministerin Mi- wird die Asiatische Hornisse wegen chael Kaniber im Februar dieses Jahres einen ihres aggressiven Verhaltens gegen- Runden Tisch für eine Bayerische Holzbau-Initia- über Honigbienen als ernsthafte Be- tive mit Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft drohung wahrgenommen. Markantes und Verbänden einberufen hat – mit dem Ziel, Merkmal der Asiatischen Hornisse ist dass Bayern künftig beim Holzbau eine Spitzen- ihr schwarzer Brustpanzer, worauf stellung einnehmen soll. Laut Kaniber soll das auch ihr wissenschaftlicher Name Bauen mit Holz künftig zur Selbstverständlich- hinweist. Ansonsten gleicht die Art, keit werden. Nicht nur Wohnhäuser und Büroge- abgesehen von ihrer etwas geringe- bäude, auch Kitas und Vereinsheime sollen in Zu- ren Größe, den bei uns heimischen kunft vermehrt aus Holz gebaut werden. Von den Hornissen. Informationen hält auch Teilnehmern wünscht sich die Staatsministerin das Institut für Bienenkunde und Im- einen intensiven Dialog und den Mut, über neue kerei der Bayerischen Landesanstalt Weichenstellungen nachzudenken. M. Hanöffner für Weinbau und Gartenbau (LWG) www.nature.com/articles/s41893-019-0462-4 bereit. M. Hanöffner www.stmelf.bayern.de/service/presse/pm/2020/240015/ Foto: UHH/CeNak, Dalsgaard 4 LWF aktuell 2 |2020
Meldungen Klimawirkungskarten Bayern veröffentlicht Das Landesamt für Umwelt (LfU) hat im Rahmen einer Pilotstudie Klimawirkungs- karten für Bayern veröffentlicht. Diese me- Wölfe in Bayern thodisch sehr komplexen Karten mit hohen Seit 2006 konnten in Bayern wiederholt Anforderungen an die Datengrundlagen Wölfe nachgewiesen werden. Dabei han sollen dem Anwender einen schnellen delt es sich immer um Einzelgänger – also Foto: R. Vornehm Überblick über die klimarelevanten Fakto- einzelne durchwandernde Tiere, die ihre ren der jeweiligen Region verschaffen. Ziel Elternrudel verlassen haben. Die baye Wolfssichtungen und sonstige Hinweise der Studie ist die Erprobung der Klimawir- rischen Wölfen entstammen zwei ver- auf die scheuen Wildtiere werden nach kungskarten in den einzelnen Handlungs- schiedenen Populationen: entweder der den sogenannten SCALP-Kriterien be- feldern wie beispielsweise Boden- und zentraleuropäischen Tieflandpopulation, wertet. Hierbei handelt es sich um eine Naturschutz. Die Ergebnisse dienen als Ar- also aus Polen bzw. Nord-Ost-Deutsch- europaweit angewandte Methodik für gumentationshilfe, um die Belange der Kli- land, oder aber der Alpenpopulaton. Ne- das Monitoring von Großbeutegreifern. maanpassung bei der Raumplanung zu ben den herumstreifenden Tieren gibt Die Meldungen werden nach deren stärken. Lokale Experten können auf die es in vier bayerischen Regionen auch Überprüfbarkeit eingeteilt und nach drei jetzt vorliegenden Ergebnisse zurückgrei- standorttreue Wölfe. Für das Kriterium Gruppen unterschieden: fen. Damit können diese die Bedeutung des »standorttreu« müssen sich die Tiere C1: Fakten, Nachweise: harte Fakten Klimawandels für den jeweiligen Raum ein- zum einen wenigstens sechs Monate am wie beispielsweise Bildaufnahmen schätzen und darüber hinaus konkrete selben Ort aufhalten, darüber hinaus oder ein Totfund sind hierfür notwen- Anpassungsmaßnahmen vor Ort ermittelt muss eine eindeutige genetische Indivi- dig. und umsetzen. Durch eine gemeinschaftli- dualisierung des Wolfes möglich sein. C2: Bestätigte Hinweise: Riss oder Spur che Betrachtung der verschiedenen Klima- Der Nachweis standorttreuer Tiere müssen durch eine erfahrene Person wirkungen können jetzt die Handlungsfel- konnte bisher im Nationalpark Bayeri- bestätigt werden. der einer Region erkannt werden, welche scher Wald, am Truppenübungsplatz C3: Nicht bestätigte Hinweise: nicht zu möglicherweise von einer Klimaänderung Grafenwöhr, im Veldensteiner Forst und bestätigende Ereignisse wie Beobach- am stärksten betroffen sein werden. M. Han- in der Rhön erbracht werden. tungen oder Lautwahrnehmungen. öffner M. Hanöffner www.bestellen.bayern.de/shoplink/lfu_klima_00168. htm Olaf Schmidt Spatz nutzt »Stunde der Wintervögel« 20 Jahre Leiter der LWF Foto: J. Böhm Das zweite Jahr in Folge erobert der Haussperling in Bayern Am 1. März 2000 über- Platz 1 bei der »Stunde der Wintervögel« (10. bis 12. Januar 2020). nahm Olaf Schmidt Zum 15. Mal bereits organisierten der Landesbund für Vogel- als Nachfolger von Dr. schutz in Bayern e.V. (LBV) und der Naturschutzbund Deutsch- Günter Braun die Lei- land (NABU) die Volkszählung der Vögel. Über 110 Vogelarten tung der Bayerischen und insgesamt mehr als 685.500 Vögel haben die rund 27.000 Landesanstalt für Wald bayerischen Teilnehmer dem LBV gemeldet. Und so lautet die und Forstwirtschaft. Reihenfolge der häufigsten Wintervögel in Bayerns Gärten: Bei seiner Antrittsrede Haussperling vor Kohlmeise, Feldsperling, Blaumeise und Am- hob er die überragende sel. Pro Garten ergibt sich ein Schnitt von etwa 35 Vögeln und Bedeutung der Nach- damit zwei Vögel weniger als 2019. Ursache: Bei den milden haltigkeit hervor und Temperaturen ohne Schnee am Zählwochenende haben viele erinnerte daran, dass Vögel vermutlich noch genug Nahrung gefunden und deshalb die Wurzeln dieses Begriffs in der Forstwirtschaft lie- weniger die bayerischen Gärten besucht. M. Mößnang, LWF gen. Eine Hauptaufgabe der LWF war für Schmidt die www.lbv.de Nachhaltigkeit in Wald und Forstwirtschaft. Dafür leg- www.nabu.de te er neben der Fortführung und Weiterentwicklung der forstlichen Forschung sehr großes Augenmerk auf den Wissenstransfer und die Fortbildung von Waldbe- sitzern und Forstleuten. Zweifelsohne prägte Schmidt während seiner 20-jährigen Amtszeit die LWF auch in besonders nachhaltiger Weise, zumal seine drei Vor- Der Haussperling gänger, Dr. Hanskarl Goettling, Dr. Robert Holzapfl und ist auf Platz 1 der bayerischen Dr. Günter Braun, insgesamt auf eine 18-jährige Dienst- Volkszählung zeit zurückblicken können. M. Mößnang, LWF Foto: Zdenek Tunka 2 |2020 LWF aktuell 5
Klimawandel Der bayerische Weg zu zukunftsfähigen Wäldern Baumartenwahl und Waldbaukonzepte im Klimawandel Hans-Joachim Klemmt, Wolfgang Falk, Ottmar Ruppert, sowie erwartetes), Boden und Baumart Wolfram Rothkegel, Alwin Janßen und Stefan Tretter müssen möglichst optimal aufeinander Der Klimawandel ist vollumfänglich auch in Bayern angekommen. Mit einer abgestimmt sein. Hierfür erstellt die LWF Durchschnittstemperatur von 9,5 °C war 2019 das zweitwärmste Jahr seit entsprechende Beratungswerkzeuge und 1881. Die Auswirkungen der Klimaerwärmung und der damit verbundenen Praxishilfen. Witterungsextreme: Vitalitätseinbußen, Zuwachsrückgänge und eine ge steigerte Mortalität vieler Baumarten. Die derzeit noch als außergewöhn- Vier Bausteine zur richtigen Baum lich angesehenen Beobachtungen werden zukünftig eher der Normalität artenwahl entsprechen. Daher sind deutliche waldbauliche Anpassungsmaßnahmen Die Empfehlungen der LWF zur Baumar notwendig – mit dem Fokus auf an Wärme und Trockenheit angepasster tenwahl der Zukunft basieren hierbei auf Baumarten und Herkünfte. Die LWF erarbeitet Grundlagen und Hilfsmittel, vier grundlegenden, aufeinander abge um standörtlich geeignete Baumarten bestmöglich zu empfehlen. Außerdem stimmten Bausteinen – Artverbreitungs gibt es kurze und konkrete waldbauliche Behandlungsrezepte, um unsere modelle, Analogklimate, Anbauversuche Bestände zukunftsfähig zu behandeln. und Herkunftsversuche (Abbildung 1). Artverbreitungsmodelle Forschung zur Baumarteneignung einer In der fernen Zukunft reicht die Spann Zu Beginn der Überlegungen zur An seits sowie zu den Folgen einer Klimaer breite von +3% bis zu einer Abnahme von baufähigkeit und Anbauwürdigkeit von wärmung auf den Wald andererseits stel –17% (LfU 2016). Dazu kommen Extrem Baumarten wird die Technik der Artver len schon seit langem Arbeitsschwerpunk ereignisse, wie sie in den Jahren 2018 breitungsmodellierung (synonym: Spe te an der Bayerischen Landesanstalt für und 2019 in Teilen Bayerns zu beobach cies distribution modelling bzw. SDM) Wald und Forstwirtschaft (LWF) dar (vgl. ten waren. angewendet. Hierbei werden für gesamt z. B. LWF aktuell 20 aus dem Jahr 1999 Diese Veränderungen bedingen bisher europäisch aufbereitete Forstinventur mit dem Titel »Fremdländische Baum gänzlich unbekannte Wachstumsbedin daten, die mit hochaufgelösten Klimada arten: (Un)beliebte Dauergäste?« oder gungen für unsere Wälder, auf die es ten und bestmöglich verfügbaren Boden LWF aktuell 37 aus dem Jahr 2003 mit durch geeignete Anpassungsmaßnahmen daten verknüpft sind, die Artvorkommen dem Titel »Klimawandel und Nachhal zu reagieren gilt. Insbesondere auf die bzw. deren Nichtvorhandensein in ihren tigkeit aus forstlicher Sicht«). Während zukünftig voraussichtlich vermehrt auf derzeitigen Verbreitungsgebieten analy in der Anfangszeit Forschungsaktivitä tretenden Engpässe in der Wasserversor siert. Mit Hilfe geeigneter Modellierungs ten noch mit vielen grundsätzlichen Fra gung der Bäume in den Sommermonaten techniken werden diese Erkenntnisse auf gen zum Klimawandel behaftet waren, ist sollte diese Anpassung ausgerichtet sein. regionalisierte Klimaprojektionen auf zu mittlerweile die Grundausrichtung unbe Der Boden mit seiner Funktion als Was künftige bayerische Wachstumsverhält stritten: Wir müssen für Bayern mit einer serspeicher rückt vermehrt in den Fokus. nisse übertragen und Vorkommenswahr generellen, deutlichen Erwärmung in der Die geeignete Baumartenwahl zur Anrei scheinlichkeiten ermittelt bzw. Anbau Zukunft rechnen. Nach den Ergebnis cherung oder zum Um- oder Wiederauf risikoeinschätzungen vorgenommen. Das sen des Projektes Klimazukunft Bayern bau unserer Waldbestände ist hierbei das Artverbreitungsmodell setzt den Rahmen, (BayKLIZ) wird für Bayern mit einem wichtigste Instrument. Klima (aktuelles innerhalb dessen mit einer Art gearbeitet Temperaturanstieg in naher Zukunft zwi werden kann. Außerhalb der als typisch schen +0,9 °C und 1,7 °C und +2,3 °C und Artverbreitungs- Unsicherheit angesehenen Gebiete und Klimate ist modelle der Aussagen +3,6 °C zum Ende des 21. Jahrhunderts der Erfolg der Baumart fraglich. Inner gerechnet. Derzeit beobachten wir eine halb der als geeignet angesehenen Ge Erwärmung von 0,4 °C pro Dekade. Die biete sind weitere Aspekte wie zum Bei Analogklimate Niederschlagsentwicklung zeigt keine spiel die Wuchsleistung oder besondere einheitliche Tendenz. Zur Mitte des Jahr Ansprüche an den Boden (Thurm & Falk hunderts wird eine Änderung im Winter 2019) zu bewerten. halbjahr von –1% bis +11% und in der Anbauversuche fernen Zukunft von –2 bis +21% model 1 Schematische Darstellung der »Bau- liert. Im Sommerhalbjahr werden in der steine« zur Herleitung von Baumar- tenempfehlungen in Bayern unter sich nahen Zukunft Abnahmen als auch Zu Antwortzeit für Praxisfragen Herkunftsversuche wandelnden klimatischen Wachstumsver- nahmen zwischen –2 und +5% erwartet. hältnissen (verändert nach Thurm et al. 2017) 6 LWF aktuell 2 |2020
Klimawandel Analogklimate 2 Schwarzkiefern- Weiterhin wenden wir bereits jetzt den Herkunftsversuch Geibenstätten bei Blick in Gebiete mit sogenannten Analog Siegenburg klimaten. Wir schauen also in Wuchsräu Foto: S. Krause, AWG me, in denen bereits heute klimatische Verhältnisse herrschen, die wir zukünftig in Bayern erwarten. Aus diesen Gebieten können wir viel über Baumartenzusam mensetzung, Bewirtschaftung, aber auch zu Herkünften lernen. Hierzu läuft der zeit an der LWF in Kooperation mit dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Roth und den dortigen Waldbe sitzervereinigungen ein vom Waldklima orten möglichst genaue Erkenntnisse praktischen Fragestellungen. Die Reali fonds finanziertes Projekt, in welchem über Verwendung, Chancen und Risiken sierung beider Bausteine ist zeitnah mög versucht wird, die forstlichen Erkennt der nichtheimischen Baumarten liefern lich und liefert bereits jetzt für Bayern nisse aus Analoggebieten zeitnah den (Springer et al. 2019). Gleichzeitig wer regionalisierte Aussagen, ob der Anbau Waldbesitzern zur Verfügung zu stellen. den vom AWG Versuchsanbauten heimi einer Art unter zukünftigen Wachstums Aufbauend auf den Erkenntnissen aus scher Baumarten, jedoch mit Herkünften bedingungen aussichtsreich erscheint. beiden Bausteinen wurden und werden aus anderen Klimaregionen, durchge Detailliertere Erkenntnisse liefern hinge Anbauversuche konzipiert und angelegt. führt. gen Anbauversuche und darauf aufbauen de Herkunftsversuche, da sie letztendlich Anbauversuche und Rückschlüsse Herkunftsversuche den Beweis erbringen, ob eine Baumart für die waldbauliche Praxis Da für den zukunftsfähigen Anbau von sich auch unter zukünftigen Wachstums Versuchsanbauten zu verschiedenen Baum nichtheimischen Baumarten bzw. ande bedingungen entsprechend entwickelt. arten gab und gibt es schon seit langer rer Herkünfte heimischer Baumarten Die ersten beiden Bausteine liefern da Zeit. In der Vergangenheit lag der Fokus gesicherte Erkenntnisse notwendig sind her rasch grundlegende Erkenntnisse, die meist auf Ertragsoptimierung. Auswer und diese in vielen Fällen erst gesammelt letzteren dienen mittel- bis langfristig der tungen und Ableitungen auf die heute werden müssen, ist es wichtig, dass sol Validierung und Konkretisierung der ers drängende Thematik Klimatauglichkeit che Versuche durch das AWG fachlich ten beiden Bausteine. Aufgrund des rasch und -angepasstheit sind bei diesen An begleitet und wissenschaftlich ausgewer fortschreitenden Klimawandels erscheint bauversuchen schwierig bis unmöglich, tet werden. Eine Steuerung der Anbau uns diese aufeinander aufbauende Abfol da die verwendeten Herkünfte des seiner ten ist außerdem wichtig, da geeignetes ge von Arbeitsschritten zur Generierung zeitigen Anbaus oft nicht gesichert bzw. Saat- und Pflanzgut meist nur sehr einge von Wissen zur künftigen Baumarteneig klärbar sind. Außerdem sind diese Bäu schränkt vorhanden ist. nung als zukunfts- und sicherheitsorien me bzw. Bestände im bisherigen Klima tiert. erwachsen und können deshalb nur ein Zusammenspiel der Ansätze geschränkt Aussagen zur Eignung unter Die jeweiligen Ansätze haben Stärken BaSIS – Bayerns Standortinformations- künftigen Bedingungen liefern. und Schwächen. In ihrem Zusammen system Im Jahr 2012 hat die LWF zusammen mit spiel können sie sich aber sinnvoll ergän Die Erkenntnisse aus den eben beschrie dem Bayerischen Amt für Waldgenetik zen. Die Anwendung der Technik der Art- benen Bausteinen münden in Bayern in (AWG) erstmals in Bayern Anbauversu verbreitungsmodelle ermöglicht rasche der Weiterentwicklung des Bayerischen che mit speziellem Blick auf die Klima Erkenntnisse und Aussagen darüber, ob Standortinformationssystems BaSIS als zukunft unserer Wälder angelegt, das Baumarten bisher bereits unter bestimm Bestandteil des Bayerischen Waldinfor Projekt KLIP 18. Dabei sind Saatgut und ten klimatischen und standörtlichen Ver mationssystems BayWIS. Aufbauend Herkunft bekannt und klar definiert. Zu hältnissen in Europa vorkommen bzw. auf den Forschungsprojekten »Maps for sechs ausgewählten Baumarten wurden angebaut wurden. Aufgrund der einzigar the Future« und »Trees for the Future« zwei jeweils etwa 2 ha große Versuchsflä tigen Datenbasis, die im Projekt B76 zur hat die Bayerische Forstverwaltung seit chen in Nordbayern angelegt. Zusätzlich Untersuchung des Anbaurisikos seltener 2013 dieses digitale, bayernweit einheit sind weitere Versuchsstandorte in Thü heimischer und nichtheimischer Baum liche Standortinformationssystem für die ringen, der Schweiz und Österreich Teil arten in Bayern aufgebaut wurde, kön forstliche Beratung im Einsatz. Mit hoher des Projekts. Diese Anbauten stecken na nen hiermit deutlich bessere Aussagen räumlicher Auflösung können die Forst turgemäß noch in den »Kinderschuhen«. für einzelne Baumarten als in der Ver behörden die Waldbesitzer über standört Deshalb liegen Auswertungen, Ergebnis gangenheit getroffen werden. Der Blick liche Begebenheiten und das Anbaurisi se und Erfahrungen bisher nur zur Eta in Analogregionen, also in Regionen, in ko von 32 Baumarten auch mit Blick auf blierungsphase vor. Weitere Praxisver denen bereits heute klimatische Bedin den Klimawandel informieren. Das Sys suche mit wissenschaftlicher Begleitung gungen herrschen, die zukünftig bei uns tem wird im Rahmen von internen und sollen folgen. Sie sollen in verschiedenen erwartet werden, vertieft diese Erkennt externen Forschungsprojekten und im Regionen und auf verschiedenen Stand nisse und beantwortet gleichzeitig forst Dialog mit der Praxis ständig weiterent 2 |2020 LWF aktuell 7
Klimawandel wickelt und erweitert (z.B. Wasserspei 3 Der erste Band der Prasishilfe cherfähigkeit der Böden). Zuletzt wurden »Klima-Boden-Baumartenwahl« umfasst 16 wichtige Baumarten. 2019 weitere elf seltene heimische oder Im Sommer 2020 wird der zweite nichtheimische Baumarten (u. a. Edelkas Band mit weiteren 16 Baumarten tanie, Wildbirne, Vogelkirsche, Küsten erscheinen. tanne, Roteiche, Robinie, Schwarzkiefer) in BaSIS aufgenommen. Aktuell sind die Standort- und Bodenin formationen in BaSIS weitgehend an die Auflösung der Übersichtsbodenkarte des Band mit den seltenen heimischen und Landesamts für Umwelt gebunden. In zu nichtheimischen Baumarten, ergänzt um künftigen Weiterentwicklungen sollen Da einen genetischen Teil, vorliegen. ten der forstlichen Standortkartierungen in Bayern für BaSIS kompatibel aufberei Waldbauliche Anpassungsmöglichkeiten tet werden. Fernziel wäre die Realisierung zur Schaffung zukunftsfähiger Bestände der Möglichkeit, Anbaurisikoeinschätzun Die Schaffung zukunftsfähiger und kli Auf Flächen, in denen das Potenzial gen für Flächeneinheiten der Standortkar matoleranter Wälder war von Anfang an der Naturverjüngung artenarm ist oder tierung vornehmen zu können. das Leitmotiv der Waldbautrainings der durch zusätzlich gewünschte Baumarten Weiterhin zielt die Weiterentwicklung Bayerischen Forstverwaltung. Für das ergänzt werden soll, sollten zunächst ge von BaSIS darauf ab, Anbaurisikoein waldbauliche Vorgehen zur Schaffung eignete heimische klimatolerante Baum schätzungen für erwartete klimatische klimaangepasster Bestände gelten ein arten im Vordergrund stehen. Hierbei ist Entwicklungen vorzunehmen, die auf paar einfache grundsätzliche Leitsätze, das Angebot an standörtlich geeigneten grund der realen Entwicklungen der letz die das Risiko in jeder Beziehung mini und klimatoleranten Baumarten in den ten Jahrzehnte als wahrscheinlicher ein mieren sollen: meisten Fällen groß, nicht zu vergessen tretend eingestuft werden. Wer streut, rutscht nicht: die Bestände sind seltene heimische Baumarten wie Ein weiterer inhaltlicher Entwicklungs sollen gemischt und strukturreich sein. Feldahorn, Sorbusarten, Wildobst und schritt zielt auf eine Erweiterung der Die Förderung der Stabilität führen Eibe. Bei Nutzung vorhandener Natur reinen Anbaurisikobetrachtung, die ei der Einzelbäume fördert auch die Be verjüngung und Sukzession reicht für ner Anbaufähigkeitseinschätzung gleich standsstabilität. die Einbringung weiterer Baumarten, kommt, auf eine Anbauwürdigkeitsein Frühe und konsequente Sicherung und wenn diese in Trupps, Klumpen oder schätzung, die Aspekte wie zum Beispiel Förderung der Vitalität gewünschter Nelderrädern an freien Stellen einge die Wuchsleitung berücksichtigt. Erste Einzelbäume führt schneller und si bracht werden. Damit können Ressour Entwicklungsschritte hierzu wurden be cher zum Produktionsziel. cen, Aufwand und Kosten bei der Kultur reits erfolgreich für die Baumart Edel Natürliche Prozesse, vor allem Natur begründung gespart, bei Pflege sinnvoll kastanie unternommen und vorgestellt verjüngung, sollen ermöglicht und ge investiert und dabei mit gleicher Pflan (Thurm & Heitz 2018). nutzt werden. zenzahl eine größere Flächenwirkung er Vorangestellt werden soll den benannten reicht werden. inhaltlichen Weiterentwicklungen die Bestandsbegründung – die Basis Im gleichen System können gewünschte Umsetzung eines soliden technischen Un für Vielfalt oder notwendige alternative Baumarten terbaus mit einheitlichen Datenquellen Vielfalt schützt vor Risiken. Bei der Be aus anderen Ländern begründet werden. bzw. einer flexiblen Datenanbindungs standsbegründung sollte deshalb mög Das Grundgerüst bilden Naturverjün möglichkeit. lichst die ganze Palette der naturgegebe gung und heimische Baumarten. Kleine nen Möglichkeiten an Naturverjüngung Inseln mit den alternativen Baumarten Praxishilfe »Klima–Boden–Baumarten- und Sukzession ausgeschöpft werden. fördern Vielfalt und senken das Risiko. wahl« Ungestörtes Wurzelwachstum und An Genauso wie bei den heimischen Baum Ergänzend zu BaSIS hat die Bayerische passung an den Kleinstandort sind dabei arten sind zwingende Voraussetzung die Landesanstalt für Wald und Forstwirt die großen Vorteile. Auch bisher weniger Kenntnisse über die klimatische und schaft 2019 eine Praxishilfe »Klima– beachtete Baumarten wie Birke, Vogel standörtliche Eignung und die genetische Boden–Baumartenwahl« herausgebracht, beere, Aspe und Weiden tragen zu Viel Herkunft der Pflanzen. in der der aktuelle Wissenstand zu 16 falt und Risikostreuung bei und können Für jede künstliche Einbringung von Baumarten, die in BaSIS enthalten sind, bei richtiger Behandlung und Förderung Baumarten durch Pflanzung ist in Zeiten in Form von vierseitigen Steckbriefen Nutzholz produzieren. Auch für die Zu trockener und heißer Vegetationsperio dargestellt ist (Forster et al. 2020). Die kunft weniger gewünschte Baum- und den die Beachtung besonderer Sorgfalt ses Produkt, in das alle Abteilungen der Straucharten dienen in Bei- oder Zeitmi bei der Pflanzung unbedingt notwendig. LWF gleichsam ihr Wissen eingebracht schung der Bodendeckung und können Insbesondere sind die Wahl vitaler Pflan haben, erfreut sich derzeit großer Beliebt wertvollen Lebensraum und Nahrung zen mit harmonischem Wurzel-Spross- heit, wie die intensive Nachfrage aus Bay für Tiere bieten. Voraussetzung für best Verhältnis, der ständige Erhalt der Pflan ern sowie aus dem gesamten Bundege mögliche Vielfalt in der Naturverjüngung zenfrische und eine wurzelgerechte Ein biet zeigt. Für Mitte 2020 soll ein zweiter sind angepasste Wildbestände. bringung in den Boden zu beachten. 8 LWF aktuell 2 |2020
Klimawandel Bestandspflege – die Grundlagen sichern bilität durch frühzeitige Standraumer die gewünschte grünastfreie Schaftlänge Unter den Vorzeichen des Klimawan weiterung deutlich verbessert und gesi erreicht haben, beginnt deren Dimensio dels steigt auch die Bedeutung der Be chert werden, auch die Wasserkonkur nierung. Dabei wird zum Erhalt und zur standspflege. Bei aller Sorge um die Wie renz wird für die verbleibenden Bäume Verbesserung von Vitalität und Stabilität derbestockung von Verjüngungs- und entlastet. die Phase des höchsten Höhen- und Vo Schadflächen darf man die Pflege der Strukturreiche gemischte Bestände ent lumenzuwachses genutzt. Die Zielbäu vorhande nen Bestände, die flächenmä wickeln sich ungleich. Manche gewünsch me sind damit festgelegt und werden so ßig überwiegen dürften, nicht vergessen. te Baumart braucht länger und einzelne umlichtet, dass sich die Krone ungestört Denn nur durch rechtzeitige und konse vitale Baumarten und Individuen wach entwickeln kann. Ziel ist dabei neben ei quente Pflege können Mischung und Vi sen vor und erreichen schneller die nächs ner Erhöhung der Vitalität des Einzel talität der Einzelbäume so gesteuert wer te Phase der Behandlung. Auch deshalb baumes in möglichst kurzer Zeit – und den, dass möglichst klimatolerante Be ist ein einzelbaumbezogener Ansatz bei damit risikoärmer – Qualitätsholz gut stände entstehen. Deshalb muss mit der der Bestandspflege effizient und von der vermarktbarer Dimensionen zu schaffen. Bestandespflege sofort nach der Etablie Wuchsdynamik her sinnvoll. Die Abstände von Zielbaum zu Zielbaum rung begonnen werden. Mit Blick auf die ergeben sich aus den erwarteten Kronen Faktoren Vitalität, Stabilität, Vielfalt und Dimensionierung – jetzt Schub geben durchmessern der beteiligten Baumarten. Struktur muss jeder Bestand regelmäßig Unter den Vorzeichen des Klimawandels Die Zwischenräume zwischen den Ziel beurteilt werden (vgl. LWF-Merkblatt steigt die Unsicherheit und damit auch bäumen bleiben unbehandelt. In der Fol Nr. 29/2013 Jungbestandspflege). Darauf die Unsicherheit, mit welchen Produkti ge werden die Zielbäume in regelmäßigen hin sind gegebenenfalls angepasste und onszeiträumen bei den einzelnen Baum Abständen kontrolliert und von Bedrän zielführende Maßnahmen durchzufüh arten gearbeitet werden kann. Aus die gern stets so freigestellt, dass es zu keiner ren. Erleichtert wird die Pflege durch sem Grund muss es waldbauliches Ziel Berührung mit Nachbarbäumen kommt. die punktuelle Beurteilung im Abstand sein, durch frühe und konsequente För Durch die rein punktuelle Betrachtung der gewünschten Zielbaumabstände. Der derung die Zielbäume möglichst früh und individuelle Pflege der Zielbäume ist Aufwand wird begrenzt und auf die Ziele in erntefähige Dimensionen zu bringen. es gut möglich, im gleichen Bestand lang fokussiert, die Zwischenbereiche können Dies bedeutet auch einen gegenüber klas sam- und schnellwüchsige, Pionier-, Licht- sich natürlich entwickeln und ggf. Ersatz sischen waldbaulichen Modellen deutlich und Schattbaumarten zu beteiligen. Hier bei Ausfall von Zielbäumen bieten. früheren Einstieg in die gezielte positive durch ergeben sich schon Vielfalt und In der Phase der Etablierung und Quali Förderung. Struktur, zum anderen entstehen diese fizierung steht das besondere Augenmerk Sobald gewünschte Zielbäume den Brust aber auch in den immer kleiner werden auf der Sicherung der Baumartenmi höhendurchmesser von etwa 14 cm und den Zwischenräumen. schung. Das gilt sowohl für die natürlich verjüngten, als auch für die gepflanzten Zusammenfassung Literatur Forster, M.; Hopf, C.; Falk, W.; Reger, B.; Bäumchen. Erleichtert wird die Betrach Mit fortschreitendem Klimawandel wird die Forstwirtschaft mit Klemmt, H-J.; Nißl, A. (2020): LWF-Praxishilfe tung der Bestände durch das Augenmerk immer neuen, größer werdenden Herausforderungen konfron- für Baumartenwahl im Klimawandel. LWF aktuell tiert. Mit dem Bayerischen Standortinformationssystem BaSIS 124, S. 60–61 auf Optionen gewünschter Baumarten LfU – Landesamt für Umwelt (2016): Bayerische und der Praxishilfe stehen zwei Werkzeuge zur Verfügung, im Abstand von 8 bis 10 m zum einen, mit denen die Forstpraxis die Anbaueignung der wichtigsten Klimaanpassungsstrategie. Ausgabe 2016 (i.d.F. der 1. Aktualisierung vom März 2017). Bayerisches zum anderen auf die durch Markierungs Baumarten im Klimawandel umfassend beurteilen kann. Aus Staatsministerium für Umwelt und Verbraucher- schutz, 222 S. stäbe gut auffindbaren Trupps gepflanz waldbaulicher Sicht erleichtert – mit dem ständigen Fokus Thurm, E.A.; Mette, T.; Huber, G.; Uhl, E.; Falk, ter Anreicherungen. In Regionen, in de auf Vielfalt, Vitalität und natürliche Prozesse – die punktu W. (2017): Anbauempfehlungen – von der For- elle Behandlung der gewünschten Bäume von klein auf eine schung in die Fläche. AFZ/DerWald 22, S. 19–21 nen noch nennenswerte Fichtenanteile Thurm, E.A.; Heitz, R. (2018): Anbaueignung zukunftsfähige und risikoarme Bewirtschaftung. Dabei sollten aus dichten Fichtennaturverjüngungen auch künftig geeignete, also möglichst klimatolerante, heimi- der Edelkastanie in Deutschland. LWF Wissen 81, S. 31–39 am Bestand beteiligt sind oder beteiligt sche Baumarten unser waldbauliches Rückgrat bilden. Die oben Thurm, E.A.; Falk, W. (2019): Standortansprüche seltener Baumarten. AFZ/DerWald 15, S. 32–35 werden sollen, können Vitalität und Sta geschilderten waldbaulichen Konzepte erlauben jedoch auch die Springer, S.; Frischbier, N.; Binder, F. (2019): Beteiligung geeigneter nichtheimischer Baumarten. Seltene hei- Heute schon für morgen testen. LWFaktuell 123, mische und nichtheimische Baumarten werden das Waldbild der S. 14–18 Zukunft stärker als bisher mitprägen. Bei der Auswahl sollte das Vorsichtsprinzip überwiegen: Je weniger praktische Erfahrungen mit einer Baumart vorhanden sind, desto zurückhaltender soll- ten diese eingebracht werden. Die auf wissenschaftlichen Er- kenntnissen und Methoden beruhenden Empfehlungen der Bay- erischen Forstverwaltung sollten dabei als Richtschnur dienen. 4 In Zukunft muss der Wald- Autoren bauer seinen Blick noch mehr auf Dr. Hans-Joachim Klemmt leitet die Abteilung »Boden und Klima« der Bayerischen den Einzelbaum richten. Wegen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft. Wolfgang Falk ist wissenschaftlicher der Unsicherheiten im Zuge des Mitarbeiter in dieser Abteilung und befasst sich intensiv mit Fragen zur Baumarten- wahl in Abhängigkeit von Standort- und Klimabedingungen. Ottmar Ruppert und Klimawandels sollten die Ziel- Wolfram Rothkegel sind die beiden in der Forstverwaltung verantwortlichen Wald- bäume möglichst rasch durch bautrainer. Sie sind Mitarbeiter in der Abteilung »Waldbau und Bergwald« der LWF. frühe und konsequente Förde- Stefan Tretter leitet die Abteilung »Waldbau und Bergwald«. Dr. Alwin Janßen leitet rung erntefähige Dimensionen das Bayerische Amt für Waldgenetik (AWG) in Teisendorf. erreichen. Foto: O. Ruppert, LWF Kontakt: Hans-Joachim.Klemmt@lwf.bayern.de; Stefan.Tretter@lwf.bayern.de 2 |2020 LWF aktuell 9
Klimawandel 1 Mischbestand im Steigerwald, Oktober 2018: vorzeitiger Blattfall an Buche, voll belaubte Eiche Foto: S. Thierfelder, AELF Schweinfurt die Schäden schwer zu erkennen, ins besondere bei dichtem Nebenbestand. So wurden die ersten Beobachtungen bevorzugt an gut einsehbaren Waldrän dern bzw. beim Blick auf Gegenhänge gemacht. Es handelte sich um in der Vegetati onsperiode fortschreitende Prozesse. Das Absterben setzte sich von der Kro nenspitze nach unten fort. Besonders augenscheinlich war dies in der star ken Hitzewelle im letzten Julidrittel zu beobachten. Vorher noch vital grün belaubte Äste wurden fahlgrün und starben ab. Im Amtsbereich, den Landkreisen Schwein furt und Haßberge, traten die Schäden zunächst schwerpunktmäßig an Süd- und Westhängen des Steigerwald- und Haß berganstiegs, süd- und westexponierten Extremjahre im Laubwald Waldrändern und Kuppenlagen mit ein geschränktem Wasserhaushalt (Muschel kalkstandorte) auf. Aber auch auf tief Entwicklungen und Maßnahmen in den Trockenjahren gründigen Lößstandorten starben Bu 2018/19 in Unterfranken chen ab. Im Laufe des Sommers kamen Meldungen, dass die Schäden sich auf Schatthänge und regional anfangs wenig betroffene Bereiche ausweiten. Im übri Stephan Thierfelder gen Unterfranken lagen besondere Scha 2018 war in Unterfranken außergewöhnlich heiß und trocken. Das densschwerpunkte im westlichen Land letzte Extremjahr 2015 lag erst kurz zurück. 2019 brachte keine kreis Würzburg (Muschelkalkkuppen) Entspannung, sondern ebenfalls Phasen großer Hitze und Tro- und dem sehr warmen Untermaingebiet ckenheit. Lagen die Beobachtungen zu den Reaktionen der Laub- bei Aschaffenburg. bäume 2018 noch weitgehend im Bereich des bisher Bekannten, Schäden zeigten sich sowohl an Bäumen veränderte sich die Situation mit dem Laubaustrieb 2019. Örtlich in aufgelockerten Bestandessituationen, wurden insbesondere an Buche zum Teil deutliche Schäden sicht- zum Beispiel wegen laufender Waldver bar. Über Beobachtungen, Entwicklungen und Maßnahmen in den jüngung, als auch in weitgehend geschlos Laubwäldern Unterfrankens insbesondere im Amtsbereich des senen Waldstrukturen. Klare Gesetzmä AELF Schweinfurt berichtet nachfolgender Artikel. ßigkeiten waren häufig nicht zu erken nen. Das Schadensausmaß war häufig einzeln Hitzewellen und Trockenperioden in ei Rotbuche bis truppweise, örtlich aber auch flächig, ner Häufigkeit und Dauer, wie sie die 2018 zeigten Altbuchen häufig frühzeiti insbesondere im westlichen Landkreis Wälder in Unterfranken bislang noch ge Blattverfärbung, teilweise vorzeitigen Würzburg. nicht kannten, hinterließen bei den Blattfall. Diese Reaktionen auf das Ex Überproportional betroffen waren Alt durchaus an Trockenheit erprobten un tremwetter gingen nicht über unsere Be buchen. Örtlich wurden aber auch terfränkischen Waldbäumen sichtlich obachtungen in 2015 hinaus. Die Schä massive Schäden im Buchenunter- und Spuren ernster Schädigungen. Schäden den an den Altbuchen wurden erst 2019 zwischenstand erkennbar, insbesondere in einem solchen Umfang überstiegen Zug um Zug sichtbar. Dies hatte im We unter Alteiche. auch die Vorstellungskraft der Waldbe sentlichen zwei Gründe: Hinsichtlich der Waldverjüngung wur sitzer und Förster. Betroffen waren mehr Nur teilweise starben Bäume komplett den folgende Beobachtungen gemacht: oder weniger alle Baumarten. ab. Überwiegend wurde die obere Kro 2018 blühte die Buche auf großer Flä ne dürr, die untere blieb belaubt. Stand che sehr stark und es entwickelte sich man direkt unter den Bäumen, waren entsprechender Fruchtanhang. Dies 10 LWF aktuell 2 |2020
Klimawandel 2 Buchenschäden im Mai 2019 am Steigerwaldanstieg Foto: S. Thierfelder, AELF Schweinfurt Handlungsempfehlungen für Waldbesitzer Anfang Juli entwarf das AELF ein Hand lungskonzept für das weitere Vorgehen bei den geschädigten Buchen. Es wurde bis in den Herbst immer wieder fortge schrieben, um über neue Erkenntnisse und erledigte Arbeitsschritte zu infor mieren. Alle Mitarbeiter sollten eine ein heitliche aktuelle Ausgangsbasis für die Beratung der Waldbesitzer haben. We war sicherlich in dem Extremjahr eine Im Februar 2019 hatte es bereits eine Be sentliche Fragen waren, wie mit geschä Zusatzbelastung für die Buche. Örtlich sprechung der Bayerischen Landesan digten Buchen verkehrssicherungsmäßig reiften die Bucheckern nicht aus, son stalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) und vermarktungsmäßig verfahren wer dern wurden ab Ende Juli alle taub ab mit den unterfränkischen Ämtern zu den den kann, welche Handlungsalternativen geworfen. Schäden im Trockenjahr 2018 gegeben. möglich sind und wie sich diese auf die In der Buchennaturverjüngung fiel Ende Juli folgte ein Waldtermin im Raum weitere Bewirtschaftung auswirken könn 2018 auf manchen Standorten das Oberschwarzach. Die LWF informierte ten. Laub vorzeitig ab. Im eigenen Amtsbe sich über die Buchenschäden am Steiger reich hielten sich 2019 die Absterbeer waldanstieg und diskutierte mit AELF Verkehrssicherheit geschädigter Buchen scheinungen in der Buchennaturver Schweinfurt und Forstbetrieb Ebrach den Ein »Einschlags-Muss« sind jene Bäume, jüngung örtlich in Grenzen, örtlich sah Forschungsbedarf. Unmittelbar anschlie von denen eine Gefahr für die Verkehrs es aber ähnlich aus wie im westlichen ßend leitete die LWF das Forschungspro sicherheit ausgeht. Dazu startete die FBG Landkreis Würzburg. Hier waren An jekt BeechSAT in die Wege, das auch eine Haßberge gemeinsam mit dem AELF fang August an manchen Stellen ge Untersuchungsfläche im Amtsbereich um eine Reihe von Informationsabenden für schätzt 30 bis 40% der jungen Bäum fasst (siehe Beitrag Straub & Seitz, S. 30 in betroffene Waldbesitzer. Aufgrund der chen abgestorben oder sehr stark zu diesem Heft). besonderen Gefahren beim Einschlag rückgetrocknet. Die Universität Würzburg startete ein trockengeschädigter Buchen war dies Mitte Juli war in etwa mannshoher vi Forschungsprojekt, bei dem sie die Jahr Schwerpunktthema der jährlichen UVV- taler Buchennaturverjüngung auf Süd ringentwicklung von 3.000 geschädigten Belehrungen der Forstbetriebsgemein hang zu beobachten, dass die Blätter Buchen im westlichen Landkreis Würz schaften im Landkreis Schweinfurt ge zusammengefaltet wurden. burg analysiert, um zu klären, ob und meinsam mit der Sozialversicherung für Die mit Laubaustrieb 2019 zu beobach wann bereits in der Vergangenheit An Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau tenden Schäden waren für Waldbesitzer zeichen für eine Schwächung der Bäume (SVLFG). und Förster weitgehend neu, deckten festzustellen sind. sich nicht mit den bisherigen Erfahrun gen. 3 Trockenschäden Im ersten Schritt war es daher notwen in Buchennaturver- jüngung, Sommer 2019, dig, sich zunächst einen Überblick über westlicher Landkreis Art und Ausmaß der Schäden zu ver Würzburg Foto: S. Thierfelder, AELF schaffen. Dies war ein fließender Prozess Schweinfurt (siehe oben). Dann ging es darum, die Schäden fach lich einzuordnen und Handlungskonzep te zu entwickeln. Zunächst orientierten wir uns sehr stark an den Fachveröffentli chungen angrenzender Bundesländer: Die Schadsituation bei Buche in Thüringen einschließlich Nationalpark Hainich wur de frühzeitig thematisiert. Die Nordwest deutsche Forstliche Versuchsanstalt ver öffentlichte Mitte Juni eine ausführliche Waldschutzinfo zu den Buchenschäden. 2 |2020 LWF aktuell 11
Klimawandel 4 Altbuche mit starkem Schleimfluss und ersten Rindenrissen: Im Regelfall kann dieses Schadensstadium nicht mehr als Stammholz verwertet wer- den. Eine Handlungsoption ist für den Waldbesitzer, solche Bäume für den Waldnaturschutz als Biotopbaum oder Totholz stehen zulassen – vorausge- setzt, es sind damit keine speziellen Gefahren für Waldbesucher bzw. die weitere Waldbewirtschaftung ver- bunden. Foto: S. Thierfelder, AELF Schweinfurt Vermarktung geschädigter Buchen Ein wesentlicher Gesichtspunkt für die Waldbesitzer ist, bis zu welchem Schä digungsgrad ein Verkauf als Stammholz noch markttechnisch möglich und wirt schaftlich ist. Mit der Zeit zeigte sich für die privaten und kommunalen Waldbesit 5 Vom Absterben sind auch Buchen mit Specht- zer, dass es schwierig ist, eine allgemein höhlen betroffen. Foto: S. Thierfelder, AELF Schweinfurt gültige Linie zu finden: Die Qualitäten des eingeschlagenen Holzes differieren abgestorbener Krone als Biotopbaum- künftigen klimastabileren Verjüngung von Bestand zu Bestand und auch die Kronentotholz. Viele private und kom (z. B. Eichenverjüngung) in den kommen Ansprüche und Möglichkeiten der ein munale Waldbesitzer im Amtsbereich den Jahren intensive Betriebsarbeiten auf zelnen Sägewerke sind unterschiedlich. sind traditionell sehr aufgeschlossen für der Fläche erfordert (Pflanzungen, Pfle Für den Stammholzeinschlag kamen Waldnaturschutz und das Förderpro ge, Schutzmaßnahmen). grundsätzlich nur solche Bäume äußer gramm VNP-Wald. So fand seitens des Bei zahlreichen Waldbegängen – auch lich infrage, die im unteren Kronenbe AELF mit beiden Unteren Naturschutz gemeinsam mit forstlichen Zusammen reich noch angemessene Anteile grüner behörden ein Waldbegang statt, um die schlüssen und Verbänden – wurde die Äste hatten und auf der Stammoberflä fachlichen und abwicklungstechnischen Schadenssituation in Unterfranken Wald- che keinen Pilz- oder Insektenbefall oder Details einer verstärkten VNP-Förderung besitzern, Politikern sowie Bürgern und Schleimfluss aufwiesen. Tage nach dem bei den trockengeschädigten Buchen ein Presse vorgezeigt und erläutert. Einschlag konnten sich nachträgliche vernehmlich abzustimmen. Verfärbungen an den Schnittflächen zei Schwammspinner und Buche gen. Im Stamm gab es zonenweise Unter Folgen für die weitere Waldbewirtschaf- Neben den witterungsbedingten Schä schiede der Holzfeuchte. Auch stand die tung den war die Buche örtlich auch von Frage im Raum, wie rasch die Entwer Eine zentrale Frage bei der Entscheidung Schwammspinnerfraß betroffen. Inzwi tungsprozesse am stehenden Baum im »Einschlagen oder Stehenlassen« ist, wel schen ist zu beobachten, dass die Eiabla Laufe des Jahres 2019 vorangeschritten che Gefahrenpotenziale für die künftige ge des Schwammspinners verstärkt auch sind, so dass frühzeitiger Einschlag an Waldbewirtschaftung entstehen. Damit an Buche stattfindet: dere Qualitäten erwarten ließ als ein spä war die Frage zu klären, in welchem Zeit Innerhalb des bisherigen, eichen terer Wintereinschlag. So waren manche raum wohl ein Großteil der abgestorbe dominierten Befallsareals tritt der Angebote von Käufern zunächst nur bis nen Kronenäste abbrechen und zu Boden Schwammspinner nun auch in Waldbe November befristet. fallen wird. Mit allen Unwägbarkeiten ständen mit höheren Buchenanteilen aufgrund spezieller örtlicher Einflussfak (bis hin zu führenden Buchenbestän Handlungsalternative Waldnaturschutz toren steht als erste Orientierungsgröße den) auf. Angesichts der vorab schwer einschätzba der Zeitraum von fünf Jahren im Raum. Zugleich weitet der Schwammspin ren Vermarktungssituation beim Buchen Zur Verprobung haben wir markante Alt ner sein Befallsareal in nördlichere, stammholz aus Trockenschäden und der buchen, von denen wir Fotos aus dem buchenreichere Regionen aus. Unfallgefahr für Forstwirte haben Wald Absterbejahr hatten, 2019 nochmals fo Örtlich fallen ein witterungsbedingt re besitzer häufig geprüft, welche weiteren tografiert und den bisherigen Kronen duzierter Laubaustrieb und Schwamm Handlungsalternativen bestehen. Eine abbau in der Dienstbesprechung disku spinnerfraß am Restaustrieb zusammen. ist, geschädigte Bäume für den Waldna tiert. Zur Reduzierung der Unfallgefahr Im westlichen Landkreis Würzburg kam turschutz stehen zu lassen und in das bei der künftigen Bewirtschaftung wurde es zu einer größeren Kahlfraßfläche in Vertragsnaturschutzprogramm Wald ein der Einschlag speziell in den Einzelfäl führender Buche. zubringen: komplett abgestorbene Bäu len empfohlen, wo bei höherer Schadens me als Totholz oder Bäume mit partiell quote im Altbestand die Sicherung einer 12 LWF aktuell 2 |2020
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