Schwaben BAYERN - Ablinger Garber

Die Seite wird erstellt Stefan-Nikolai Siebert
 
WEITER LESEN
Schwaben BAYERN - Ablinger Garber
PROMOTION-MAGAZIN                                                Oktober 2017

                                                     BAYERN

                      Schwaben
                                              im Aufschwung

Weichenstellung       Metropolregion                  Gestern für
für Schwaben          München                         Heute
Andreas Kopton über   Andreas Brill über Digitali-    Katharina Bäumls
die Erfolgsstory      sierung und Vernetzung          Capella de la Torre mit
einer Region          als Herausforderung             dem „Englischen Gruß“
Schwaben BAYERN - Ablinger Garber
WIR ERSCHAFFEN DIE ZUKUNFT.

                                                                                          Rahofer.
                                                                                          PALFINGER AG · 5101 Bergheim, Österreich · E-Mail h.roither@palfinger.com

Inmitten des vierten industriellen Zeitalters können wir durch neue technische
Möglichkeiten und die zunehmende Vernetzung schon heute beginnen, die Maschinen von
morgen zu erschaffen. Als Innovationsführer und Global Player auf dem Gebiet von Lade-,
Hebe- und Handling-Lösungen sind wir maßgeblich an dieser Entwicklung beteiligt. Denn
es liegt in unserer DNA, die Branche auch in Zukunft mit intelligenten Systemlösungen
und einzigartiger Funktionalität zu prägen.

WWW.PALFINGER.AG
   2   STARKES LAND Bayern
Schwaben BAYERN - Ablinger Garber
Editorial/Aus dem Inhalt

                                      Liebe Leserinnen                                                                                            Starkes Land Bayern
                                                                                                                                                  ist ein Promotion-Magazin des

                                      und Leser!                                                                                                  Verlages Ablinger.Garber für die Leser des SPIEGEL.

                                     E
                                           s muss nicht immer München sein: Dass auch
                                           Schwaben einiges zu bieten hat, diesem Thema
                                           widmet sich unser Autor Reinold Rehberger                                                                                                Cover: Schwaben avanciert
                                      in der Titelstory und erzählt uns von den Stärken                                                                                             vom einstigen Bauern- und
                                      einer Region, die der Hauptstadt in vielem nicht                                                                                              Textilland zum neuen
                                      nachsteht.                                                                                                                                    Innovationsaufsteiger.
                                         Bayern wird digital, damit sind aber nicht nur                                                                                             Mechatronik, Luft- und
     WALTER GARBER                    Hoffnungen, sondern auch Ängste verbunden:                                                                                                    Raumfahrt, Umwelttechnik

                                                                                                                                   GESTALTUNG: MISTER KG
      HERAUSGEBER                     Diesem Thema widmete sich einer der Keynote-                                                                                                  und Ressourceneffizienz
                                      Speaker der Metropolkonferenz des EMM e. V. Seiner                                                                                            sind die Zukunftsfelder.
                                      Meinung nach eröffnet die neue digitale Welt vor                                                                                              Mehr dazu in der Titelstory S. 4
                                      allem viele Chancen, die man nutzen muss: Zu lesen
                                      im Interview in unserer Strecke zur Metropolregion
                                      München. Außerdem befassen wir uns mit Gesund-                                                                       TITELSTORY
                                      heit, Tagen und Shopping. Nicht zuletzt wollen wir                                          4                        Die Job-Maschine
                                      Ihnen Lust machen auf die Top-Veranstaltungen                                                                        Schwaben auf der Überholspur
                                      der nächsten Monate: Das reicht von Kultur- und                                             7                        Weichenstellung auf dem Hochplateau
     CHRISTIAN EDER                   Ausstellungstipps bis hin zu Anregungen, wie Sie                                                                     Interview mit IHK-Präsident Andreas Kopton
     REDAKTIONSLEITER                 Ihre Freizeit am besten genießen können.
                                                                                                                                                           PANORAMA
                                      Viel Vergnügen mit dieser Ausgabe wünscht Ihnen                                             10 Energie
                                      das Team des Verlages Ablinger.Garber.                                                         Keimzellen der Energiewende
                                                                                                                                     Die Modellregion C/sells
                                                                                                                                  15 Metropolregion München
                                                                                                                                     Metropolkonferenz 2017
                                                                                                                                     Digitalisierung und Vernetzung als Chance
                                                                                                                                  16 Alte Mechanismen greifen nicht mehr
                                                                                                                                     Interview mit Andreas Brill
                                                                                                                                  18 Transfer durch Vernetzung
                                                                                                                                     Erster Transfertag der Metropolregion
                                                                                                                                                           REGIONAL
                                                                                                                                  26 Messen
                                      Erfolgsstorys aus der Region                                                                   ISPO Munich 2018
                                      Unser Regionalmagazin „Starkes Land“ hat die                                                28 Tagen und Geschäftsreisen
                                      Region im Fokus. Wir bringen Geschichten, die                                                  Erfolgreich in München
                                      ebenso gut recherchiert wie nützlich und unterhalt-                                         31 Auszeit
                                      sam sind: Storys über mittelständische Größen und                                              Wo schon Kaiserin Sisi entspannte
                                      Start-ups, über Kultur und Lifestyle, über Menschen                                         34 Kurztrip Inn-Salzach
                                      und Projekte, die weit über die Region hinaus erfolg-                                          Geheimtipp zwischen Natur und Geschichte
                                      reich sind.                                                                                38 Erlebnisreiches Bayern
                                                                                                                                     Dahoam is Dahoam
                                                                                                                                  42 Besinnliches Bayern
                                                                                                                                     Adventmärkte und mehr
                                                                                                                                  44 Shopping & Lifestyle
                                      Medienturm · 6060 Hall in Tirol, Österreich
                                                                                                                                     Glamour am Schneefeld
                                      Tel. +43/5223/513-0 · verlag@ablinger-garber.at
                                                                                                                                  48 Genussland Bayern
  Medienturm Hall in Tirol            www.ablinger-garber.at
                                                                                                                                     Für das Brennen brennen
                                                                                                                                  53 Kultur
                                                                                                                                     Luther und die Liebe
Impressum:                                                                                                                        58 Urlaubserlebnis Alpen
Herausgeber: Ablinger & Garber GmbH; Leitung Deutschland: Emanuel Garber, Matthias Häussler; Projektleitung:
Thilo Bohatsch; Redaktion: Thomas Bloch, Christian Eder, Andrea Lichtfuss, Daniel Naschberger, Reinold Rehberger,
                                                                                                                                     Der Winter kann kommen
Werner Ringhofer, Gloria Staud, Markus Weckesser, Nadia Weiss; Abwicklung: Karin Ablinger-Hauser, Samrawit Araya,
Monika Schlögl; Grafik & Produktion: Christian Frey, Franziska Lener, Kathrin Marcher; Advertorials/­Anzeigen: Tasso Astl,        HINWEIS ZUR GENDERFORMULIERUNG: Im Sinne einer besseren Lesbarkeit der Texte wurde
Thomas Eilenberger, Klaus Grabherr, Marion Halper, Heidi Holstein, Astrid Kröll, Thomas Lindtner, Silvia Moser, Teresa Steiner,   entweder die männliche oder die weibliche Form von personenbezogenen Hauptwörtern
Marcus Tütsch; Geschäftsführung: Walter Garber; Druck: Stark Druck, Pforzheim. Coverfoto: Mike Mareen, Ociacia, grey;             gewählt. Dies impliziert keinesfalls eine Benachteiligung des jeweils anderen Geschlechts.
Portraitfotos Cover: IHK Schwaben, Augsburg (1), EMM e.V./Sylvia Dobler (2), Andreas Greiner-Napp (3)                             Frauen und Männer mögen sich von den Inhalten gleichermaßen angesprochen fühlen.

                                                                                                                                                                                           STARKES LAND Bayern          3
Schwaben BAYERN - Ablinger Garber
Die Job-Maschine

                                                                                                                                                     FOTO: BAUFRITZ
                             Schwaben, das einstige Bauernland an der Westflanke des Freistaates,
                      rangiert schon lange nicht mehr „unter ferner liefen“. Nach dem Niedergang der einst
                dominierenden Textilindustrie hat die Region mit einer atemberaubenden Aufholjagd Anschluss an
                                         ihre prosperierende Nachbarschaft gefunden.

                                                                    von Reinold Rehberger

Der „Holzkopf“ an der Lindauer Autobahn bei Erkheim: Botschafter einer aufgeklärten Epoche

D
        as Ungetüm taucht bei Kilometer                Fraktion der aufgeklärten Unternehmen im          ren Seite der A96 begleiten Aphorismen wie
        78,0 auf. Links, direkt an der Auto-           Lande. Seit fast zehn Jahren darf sich die Fir-   „Zum Erfolg gibt es keinen Lift, man muss
        bahn München–Lindau, steht dieser              ma aus der Nähe von Mindelheim mit dem            die Treppe nehmen“. Bau Fritz hatte schon
        Holzkopf. Er ist der größte in ganz            Etikett „Familienfreundlichstes Unterneh-         immer seit seiner Gründung als kleiner Zim-
Europa und sieht aus wie ein Kunstwerk. Tat-           men im Mittelstand“ schmücken. Aber auch          mermannsbetrieb anno 1896 die Treppe ge-
sächlich ist Kreativität hier nicht weit. Denn         sonst wird dem Besucher schnell klar, dass        nommen. Heute beschäftigt die Firma 350
in den fünf Etagen arbeiten Architekten und            es hier im Unterallgäu um mehr als nur um         Mitarbeiter und macht einen Jahresumsatz
Techniker, und das „Denker-Stüble“ als krea-           bloßes Planen, Bauen und Verkaufen geht.          von rund 70 Millionen Euro.
tiver Rückzugsort ist auch gleich um die Ecke.         Das signalisiert im Übrigen auch das Terrain:       Fünfzig Kilometer nordöstlich, in Aretsried
Die Bau Fritz GmbH aus Erkheim (Landkreis              Den Verbindungspfad zwischen dem Holz-            (Landkreis Augsburg), hat Müller Milch sei-
Unterallgäu) ist auf ökologische Fertighäuser          kopf hier und den Produktionshallen und           nen Sitz. Das Unternehmen in der 300-See-
spezialisiert und zählt nicht nur deshalb zur          Ausstellungsräumen drüben auf der ande-           len-Gemeinde mit seinen weltweit 27 000

4   STARKES LAND Bayern
Schwaben BAYERN - Ablinger Garber
Titelstory

Mitarbeitern hat sich innerhalb von 30 Jah-                                                                                                          Glasfassaden beim Doppel-

                                                                                                                     FOTO: KUKA AKTIENGESELLSCHAFT
ren von der einstigen Dorfmolkerei zu einem                                                                                                          büroturm der Europäischen
europäischen Top-Nahrungsmittelkonzern                                                                                                               Zentralbank in Frankfurt gin-
gemausert. Zu seinem Portfolio gehören                                                                                                               gen und diese in Gersthofen
nicht nur die Produktion von „Joghurt mit                                                                                                            bestellten.
der Ecke“ oder „Reine Buttermilch“, sondern                                                                                                             Sieht man einmal von den
auch Verpackungen und Logistik. Jahresum-                                                                                                            Lobeshymnen ab, die wohl im
satz: 6,5 Milliarden Euro.                                                                                                                           alltäglichen Politgeschäft ver-
                                                                                                                                                     fasst werden müssen, kommt
KUKA bleibt – sagen die Chinesen                                                                                                                     der Beobachter nicht an der
Holz und Milch. So lauten die schon fast ar-                                                                                                         Feststellung vorbei, dass es
chaischen Wurzeln einer Region, die mit 1,8                                                                                                          sich bei der Region tatsächlich
Millionen Einwohnern der zweitgrößte bay-                                                                                                            um eine der interessantesten
erische Regierungsbezirk ist, aber die schon                                                                                                         Wirtschaftsstandorte Deutsch-
lange nicht mehr nur von Holz und Milch                                                                                                              lands handelt. Innerhalb von
lebt. Denn Schwaben mit seinem „Verdich-                                                                                                             nur zehn Jahren gelang es den
tungsraum“ Augsburg ist das geografische                                                                                                             Beteiligten, den Spieß umzu-
Scharnier zwischen den Metropolen Stutt-                                                                                                             drehen. In der Region, der
gart und München und heute attraktiver                                                                                                               noch 2002 das Niedersächsi-
Standort und Heimat von Produkten (und                                                                                                               sche Institut für Wirtschafts-
Dienstleistungen), von denen die meisten                                                                                                             förderung (NIW) in seinem
mit Land- und Forstwirtschaft nur noch we-                                                                                                           „Schwabengutachten“ erheb-
nig gemeinsam haben. Auch in der einstigen                                                                                                           liche Strukturdefizite attestier-
Agrarregion arbeitet nur noch ein Bruchteil                                                                                                          te, haben sich laut Prognos AG
der Beschäftigten in der Land- und Forst-         Roboter-Produktion bei KUKA in Augsburg: Wirbel um eine                                            (2012) „erhebliche positive
wirtschaft. Einzig eine ausgeprägte Verpa-        Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts                                                          Veränderungen“ ergeben.
ckungs- und Landmaschinenindustrie lassen
Rückschlüsse auf den Humus zu. Und so pro-        3500 der insgesamt 12 300 weltweiten KU-                 Vier Zukunftsfelder
duziert man inzwischen hier nahezu alles,         KA-Mitarbeiter sein – zumindest bis zum Jah-             Dabei fallen drei wichtige Faktoren auf: Die
was von den Großen in München, Stuttgart,         re 2024. Dann läuft die Jobgarantie aus. Alle            positive Bevölkerungsentwicklung von 13
Ingolstadt und Deggendorf gebraucht wird.         Beteiligten sind sich trotzdem sicher, dass es           Prozent plus seit 1990 (Bayern 12, Deutsch-
Daimler, Porsche, Siemens, Audi und BMW           noch nach diesem Datum weitergehen wird.                 land 3 Prozent) signalisiert eine große Be-
wissen das zu schätzen.                           Ein sichtbares Zeichen für die neue Ära wird             liebtheit bei Einheimischen und Zuzüglern;
   Dabei fühlt man sich in Blaichach oder         der Campus, der Bürokomplex mit seinem                   auch steigt die Zahl der Erwerbstätigen, die
Donauwörth nicht unbedingt als verlängerte        17-stöckigen Büroturm, sein.                             hier ebenfalls stärker ist als in Bayern und
Werkbank irgendwelcher Multis. Das Selbst-                                                                 im Bund – und damit Schwaben zur Jobma-
bewusstsein reicht aus, um die eigene Positi-     Lob vom Apple-Boss                                       schine macht, und schließlich scheint das
on sachlich zu beschreiben: „Das Schöne an        In der weltweiten Champions League spielen               Bekenntnis zur Produktion und damit auch
Schwaben ist, dass es hier zahlreiche Famili-     viele schwäbische Unternehmen. Zum Bei-                  die Entscheidung, sich auf Zukunftsfeldern
enunternehmen gibt, die auf dem Weltmarkt         spiel die Seele GmbH aus Gersthofen (Land-               zu bewegen, zum Konsens dieser Region zu
eine beachtliche Position erobert haben“,         kreis Augsburg) und die Josef Gartner GmbH               gehören. Die vier „Zukunftsfelder“ heißen
sagt Peter Lintner, der für Standortpolitik zu-   aus Gundelfingen (Landkreis Dillingen).                  Mechatronik, Luft- und Raumfahrt, Um-
ständige Referent bei der IHK Schwaben. Das       Während Seele Glasfassaden produziert,                   welttechnik, Ressourceneffizienz. Johannes
alles klingt extrem unaufgeregt, beschreibt       machte sich Gart-                                                                  Glückler, Professor
aber dennoch auf eindrucksvolle Weise eine        ner als Aluminium-                                                                 für Wirtschafts-
Art von Bescheidenheit, wie man sie wohl          fassaden-Produzent                                                                 und Sozialgeografie
nur außerhalb der „Metropolregionen“ an-          einen Namen. Die                  Wir sind gut                                     an der Universität
trifft, wo man von Natur aus nicht viel Auf-      Glasbauer aus dem                                                                  Heidelberg, der in
hebens um die eigenen Stärken macht.              Augsburger Norden                 aufgestellt, sehr                                der Vergangenheit
   Dennoch hat man auch hier seine eigenen
Multis – und was für welche. KUKA zum Bei-
                                                  waren es, denen
                                                  schließlich ein ganz
                                                                               produktionsorientiert.                                häufig in der Nach-
                                                                                                                                     barschaft geforscht
spiel. Der vor einigen Monaten nach China         besonderer Coup          Andreas Kopton, IHK Präsident                             hatte, sieht „Süd-
verhökerte Augsburger Roboter-Spezialist ist      gelang. Sie lieferten                                                              deutschland ge-
ein Synonym für die Schlüsseltechnologie          die Hülle für den                                                                  nerell von einem
des 21. Jahrhunderts. Die 1898 von Johann         Campus 2 des kalifornischen Computer-                    hohen Innovationsgrad geprägt“. Das sei
Josef Keller und Jakob Knappich als Hersteller    riesen Apple im kalifornischen Cupertino.                in Schwaben nicht viel anders. Glückler:
von Acetylen-Generatoren gegründete Un-           Apple-Boss Tim Cook war zuvor extra nach                 „Durch die vielen kleinen und mittleren
ternehmen ist weltweit aktiv. KUKA-Roboter        Gersthofen angereist, um sich an Ort und                 Familienunternehmen im ländlichen Raum
arbeiten u. a. in der Automobilindustrie, im      Stelle von der Qualität des Materials zu                 wurde hier eine hohe Wettbewerbsfähigkeit
Schienenverkehr, in der Luft- und Raumfahrt       überzeugen. „Ihr seid die Besten der Welt“               erreicht.“
sowie in der Photovoltaik. Inzwischen gehört      zitierte ihn hinterher die Tageszeitung „Die                Das sah alles auch einmal anders aus.
KUKA zum chinesischen Hausgeräte-Riesen           Welt“. Ähnliches werden sich wohl auch die               Noch vor 30 Jahren befand sich die Regi-
Midea, doch wollen die neuen Eigentümer           Kreativen des Wiener Architekturbüros Coop               on zwischen Nördlinger Ries und Neu-
am Lech ein verlässlicher Arbeitgeber für die     Himmelb(l)au gedacht haben, als sie an die               schwanstein in einem schmerzhaften

                                                                                                                                                                STARKES LAND Bayern   5
Schwaben BAYERN - Ablinger Garber
Anpassungsprozess. Grund dafür war der

                                                                                                                                                               FOTO: OLIVIER HESS PHOTOGRAPHY
Niedergang der jahrhundertelang dominie-
renden Textilindustrie. Dutzende von Betrie-
ben schlossen oder wanderten ab; die einst
so stolze Textilhochburg Augsburg ging in
die Knie und nicht wenige gaben damals der
Region abseits der Metropolen nur geringe
Chancen. „Inzwischen haben wir Vollbe-
schäftigung und in manchen Sparten eben-
falls einen eklatanten Arbeitskräftemangel“,
sagt IHK-Präsident Andreas Kopton (siehe
auch Interview). Der Vorstandsvorsitzende
des Ingenieur-Unternehmens HPC AG in
Harburg (Landkreis Donau-Ries) sieht in
Schwaben eine Wachstumsregion, der er
allerdings „keinen Blick nach innen“ emp-
fiehlt, das Umland als Chance zu begreifen.
Zu dieser Philosophie gehört auch der Blick
auf die drei südbayerischen IHK. Aber auch
im Westen, jenseits der Iller und daher in
Baden-Württemberg lassen sich gemein-
same Projekte und Ziele ausmachen. Zum
Beispiel die gemeinsame Planungsregion
Donau-Iller. Bei ihr stehen grenzüber-
schreitende Themen zwangsläufig auf der
Tagesordnung – von der Struktur- bis zur
Förderpolitik. Ähnliches lässt sich vom
„Schwabenbund“, dem Zusammenschluss              Apple-Boss Tim Cook überzeugte sich bei Hightech-Fassadenkonstrukteur Seele von der Qualität des Materials.
der Gebietskörperschaften entlang der
Landesgrenze sagen. Lintner: „Dieser länd-       baus. In Memmingen werden bei Goldhofer                  durch, die angewandte Forschung stärker
liche Raum zwischen den Metropolen ist           jene Pusher gebaut, die die Flugzeuge auf die            zu positionieren. Ausschlaggebend dafür
wirtschaftlich immens stark, und die Idee,       Rollbahn ziehen. Ebenfalls in Memmingen                  war nicht zuletzt auch die technologische
im Spannungsgebiet Stuttgart – München           sitzt mit Pfeifer ein Spezialist für hochspekta-         Entwicklung im unmittelbaren Umfeld, die
zusammenzustehen und die gemeinsamen             kuläre Seilbau- und Hebetechnik, dessen Pro-             nach einer Kooperation mit technisch-na-
Anliegen voranzubringen, ist nicht nur le-       dukte vor allem bei den Architekten großer               turwissenschaftlichen Fächern der neuen
gitim, sondern notwendig.“                       Brücken und Stadien rund um den Globus                   Hochschule geradezu schrie. Inzwischen
   Auch für Peter Lintner, der einst über Flä-   gefragt sind.                                            haben drei Fraunhofer Institute sowie ein
chenverbrauch in Bayern promoviert hatte,           Die Facettenvielfalt, wie sie großen Orga-            Institut des Deutschen Zentrums für Luft-
ist klar, dass ohne eine ausreichende Ver-       nisationen anhaftet, gilt auch fürs Kleine.              und Raumfahrt (DLR) ihren Sitz am Lech.
kehrsinfrastruktur, zu der natürlich auch der    So haben die Allgäuer eine andere Struktur                 Der Austausch von Theorie und Praxis ist
Memminger „Allgäu-Airport“ zählt, alle Be-       als etwa die Region um Ulm oder Augsburg.                längst an der Tagesordnung. Jüngstes Beispiel
mühungen Bayerisch-Schwaben wirtschaft-          Bei dieser Gelegenheit fällt auf, dass sich der          sind die zehn Millionen Euro, die das Bun-
lich nach vorne zu bringen, für die Katz         Standort Nordschwaben, also die Gegend                   desministerium für Bildung und Forschung
gewesen wären. Tatsächlich hat kaum eine         um Nördlingen, dramatisch zu seinem Vor-                 in den „Wissenstransfer Region Augsburg“
Region – zumindest in Sachen Straßenbau –        teil verändert hat. Noch zu Zeiten des popu-             investiert. Diese Summe soll der Realisie-
in den letzten zwanzig Jahren einen derar-       lären Wirtschaftsministers Anton Jaumann                 rung eines Konzepts dienen, mit dem die
tigen Auftrieb erhalten wie Schwaben. Zwei       (1970/88) galt diese Ecke als innerbayerisches           Uni und die regionale Wirtschaft den He-
Ost-West-Verbindungen (A8 und A96) sowie         Fördergebiet. Das ist nun vorbei. Mit Dehner             rausforderungen der Digitalisierung in der
eine Nord-Süd-Achse (A7) durchziehen das         (Gartenbau), Valeo (Automotive) und Airbus               Produktion gemeinsam begegnen wollen.
Land. Es sind internationale Routen, deren       (Helikopter) haben nicht nur bedeutende Un-              Als zentrales Instrument dafür sei ein „In-
Knotenpunkte Logistiker aller Art anziehen.      ternehmen das Terrain erobert, die Gegend                novationslabor“ vorgesehen, eine Plattform,
                                                 um Donauwörth hat mit 1,7 Prozent eine                   auf der interdisziplinäre und anwendungs-
Traktoren und Helikopter                         der niedrigsten Arbeitslosenquote Bayerns.               relevante Forschungsthemen aus Robotik,
Bayerisch-Schwaben befindet sich im Auf-                                                                  Werkstoffe und Produktion „in engem Aus-
wind. Die Luft- und Raumfahrtindustrie           Theorie trifft Praxis                                    tausch mit der bayerisch-schwäbischen Wirt-
beschäftigt, was den Arbeitsplatzbesatz          Mit der Universität Augsburg hat sich in den             schaft erforscht werden“, wie „UNI A“, das
betrifft, an den Standorten Donauwörth           vergangenen Jahrzehnten langsam, aber si-                Mitteilungsorgan der Hochschule in seiner
(Airbus Helikopter) etwa das Vierfache des       cher eine Hochschule etabliert, die nicht nur            jüngsten Ausgabe schreibt.
Bundesdurchschnitts. Aber auch das Boden-        als Ausbildungsadresse geschätzt, sondern                  Bei einer solchen Strategie kommt dem Be-
ständige kommt nicht zu kurz: Der weitaus        auch als kompetente Forschungseinrich-                   obachter zwangsläufig wieder Bau Fritz mit
größte Teil aller Traktoren und Landmaschi-      tung gesehen wird. Obwohl zunächst die                   seinem Gedankenpfad und den Aphorismen
nen stammt aus Marktoberdorf (Fendt) oder        geisteswissenschaftliche Ausrichtung stark               in den Sinn: „Das Wesentliche im Umgang
Lauingen (Deutz Fahr). Insgesamt gesehen,        ausgeprägt war, setzte sich im Laufe der ver-            miteinander ist nicht der Gleichklang, son-
ist die Region eine Domäne des Fahrzeug-         gangenen Jahre immer mehr die Erkenntnis                 dern der Zusammenklang.“                  n

6   STARKES LAND Bayern
Schwaben BAYERN - Ablinger Garber
Titelstory

                                 Weichenstellung
                                auf dem Hochplateau
                                Einer der innovativsten Landstriche Deutschlands macht sich fit für die Zukunft.
                           Im bayerischen Regierungsbezirk Schwaben setzt man auf Innovation und Digitalisierung.
                                     Ein Gespräch mit Andreas Kopton, dem Präsidenten der IHK Augsburg.

Das Interview führte Reinold Reberger

STARKES LAND: Herr Kopton, den Präsidenten der
IHK Schwaben kann man nur beglückwünschen.
Seinem Kammerbezirk geht es gut: hellwache
Unternehmen, engagierte Mitarbeiter, niedrige
Arbeitslosigkeit und ein gelungener Struktur-
wandel. Was will man mehr?
ANDREAS KOPTON: Das ist richtig. Dennoch
gibt es einiges zu tun, denn wir sind
an einer für unsere Industrie wichtigen
Weggabelung angelangt. Hier heißt
es, dass wir unsere Unternehmen
dafür sensibilisieren müssen, dass
wir bei der Digitalisierung und
Automatisierung zum Beispiel in
der für uns wichtigen Automotive-
Sparte nicht abgehängt werden.

Sieht es danach aus?
Nein. Im Augenblick ist es so, dass wir uns
seit Jahren auf einem Hochplateau befin-
den. Das bestätigen auch unsere jährlichen
Konjunkturumfragen. Das heißt, bildlich

     Wir sind gut auf-
     gestellt, sehr
produktionsorientiert.
Andreas Kopton, IHK Präsident

                                                                                                                                         FOTO: IHK SCHWABEN, AUGSBURG
                                                   Der Unternehmer Andreas Kopton ist seit 2009 Präsident der IHK Schwaben
gesprochen, dass wir auf diesem Plateau
frei herumlaufen können und nicht, wie             in der Zeitung lesen: Die Elektromobilität            auf jeden Fall nicht abwarten, bis sich
bei einem „Gipfel“, gleich wieder absteigen        stellt eine immense Herausforderung dar,              die Wolken verzogen haben. Abgesehen
müssten. Wir sind gut aufgestellt, sehr pro-       während das Diesel-Bashing auch keine                 davon hat diese Region einige Erfahrung
duktionsorientiert. Eine Besonderheit der          erbauliche Veranstaltung ist. Da ziehen               in Sachen Strukturwandel, wenn Sie sich
schwäbischen Wirtschaft ist es, dass rund          schwarze Wolken auf, und wir müssen                   die Entwicklung der Textilindustrie in den
40 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts             uns rechtzeitig darauf einrichten. Das sind           letzten 70 Jahren anschauen, wo aus der
aus der Produktion stammen, was man an-            unsere Aufgaben für die nächsten Jahre.               einstigen Hochburg Bayerisch-Schwaben
gesichts der schönen Berge auf den ersten                                                                nur noch eine mehr oder weniger margina-
Blick vielleicht gar nicht vermuten würde.         Wie wollen Sie das organisieren?                      le Größe übriggeblieben ist. Diesen Struk-
Das bedeutet andererseits aber auch, dass          Wir bringen die Zulieferer mit den Herstel-           turwandel haben wir im einst textillastigen
wir aufpassen und dem Druck standhalten            lern zusammen, um gemeinsam den vor                   Schwaben besser hingekriegt als Nord-
müssen. Denn wir können es ja jeden Tag            uns liegenden Weg auszuloten. Wir werden              rhein-Westfalen mit Kohle und Stahl …

                                                                                                                                 STARKES LAND Bayern             7
Schwaben BAYERN - Ablinger Garber
… aber Sie hatten es hier auch einfacher,        Was muss man sich unter der Kooperation                  Sie meinen die Ost-West-Verbindung?
denn von einer uralten Industrietradition        der IHK von Schwaben, Oberbayern                         Ja. Für uns war es nie nachvollziehbar,
kann man in Schwaben nicht reden …               und Niederbayern vorstellen?                             weshalb mit „Stuttgart 21“ in Ulm-Haupt-
… das stimmt, was aber wiederum                  Diese Kooperation gibt es erst seit                      bahnhof Schluss sein sollte. Diese
darauf hindeutet, dass wir eine                  Kurzem. Für uns ist es nichts anderes                    Erkenntnis hat sich schon vor einiger Zeit
„Innovationskultur“ haben, also                  als eine Verlängerung der Technologie-                   in entsprechenden Planungen niederge-
stark ausgeprägte innovative Unter-              achse Karlsruhe – Passau. Sie müssen                     schlagen, und wir hoffen, dass wir eines
nehmen, die schnell auf Marktver-                sich vorstellen, dass wir es entlang                     nicht allzu fernen Tages den Ausbau der
änderungen reagieren können.                     dieser Strecke mit einer ganzen Reihe                    Strecke bis nach Augsburg haben werden.
                                                 hochinnovativer Unternehmen zu tun                       Denn damit wird auch das gesamte
Heißt „Innovationskultur“ vielleicht             haben. Etwa 50 Prozent aller deutschen                   Projekt „Stuttgart 21“ aufgewertet. Was
auch „Investitionskultur“?                       Patente haben hier ihre geistigen                        jetzt noch fehlt, ist, dass in München die
Falls Sie KUKA meinen, sind wir nicht            Wurzeln. Die Verlängerung dieser                         geplante zweite Tunnelröhre so gebaut
so unglücklich. Die chinesischen                 Achse bezieht sich in erster Linie auf                   wird, dass sie auch von Regionalzügen
Investoren haben ja nicht nur die Aktien         die Automotive-Strecke. Neben einer                      genutzt werden kann. Damit hätten wir
aufgekauft, sie werden massiv in den             ganzen Reihe gemeinsamer regio-                          einen schnellen Zugang zum Münchner
Standort Augsburg investieren, rund              nalpolitischer Interessen wollen wir                     Flughafen. Andererseits wären wir
100 Millionen Euro. Interessant ist, dass        die hier angesiedelten Unternehmen                       schneller in Stuttgart …                 n
der weitaus größte Teil dieser Summe             sensibilisieren und sie damit fit für den

                                                                                                                                                                  i
nicht in die Produktion, sondern in              neuerlichen Strukturwandel machen.
Innovation fließt. Das heißt, dass man
neue Robotertypen entwickeln wird und            Beim Begriff „Achse“ hört man                                  Zur Person
damit eindeutig auf die Zukunft setzt.           das Stichwort „Verkehr“.                                       Andreas Kopton, 60, ist seit 2009 Präsident der
                                                 Was die Fernstraßen betrifft, können                           Industrie- und Handelskammer Schwaben.
Also über das mit „Jobgarantie“                  wir zufrieden sein; wir haben eine sehr                        Der promovierte Diplom-Ökonom stammt aus
verbundene Jahr 2023 hinaus?                     gute Anbindung. Auf der Schiene sieht                          Wremen (Kreis Cuxhaven) und ist Vorstand der
Andere Frage: Warum sollten sie es nicht         das im Augenblick noch etwas anders                            HPC Harress Pickel Consultant AG, eines auf
tun? Wenn sich KUKA weiterhin am                 aus. Aber auch da sind wir optimistisch,                       Umweltberatung spezialisierten Unterneh-
Markt behauptet – was anzunehmen                 dass wir bald den Anschluss an das                             mens aus Harburg (Landkreis Donau-Ries).
ist –, werden sie es von hier aus tun.           21. Jahrhundert geschafft haben.

ANZEIGE

 Kraftplatz gefällig?

                                                                                                                                                                      FOTO: © MARCO RIEBLER
                Wer auf der Suche nach
   Entschleunigung und Genuss ist, für
 den gibt es einen Ort gleich hinter der
    bayrischen Grenze, wo man genau
   das findet: das Stiegl-Gut Wildshut –
                 Österreichs 1. Biergut.

G
       anz in der Nähe des Waginger Sees, dort
       wo Bayern auf Salzburg und Oberöster-
       reich trifft, gibt es einen ganz beson-
deren Ort des Ausgleichs, des Wissens und
des Glücks: das Stiegl-Gut Wildshut. Hier hat
die Stieglbrauerei zu Salzburg einen wahren
Kraftplatz zum Innehalten und Natur erle-
ben geschaffen. Das Biergut – übrigens das       Kreislaufwirtschaft zum Angreifen auf Österreichs 1. Biergut
erste seiner Art in Österreich und vermut-
lich auch in Europa – steht für nachhaltige      halten und Urgetreidesorten kultiviert. Diese            dem kommt noch auf den Teller, was das
Landwirtschaft, für Vielfalt und vor allem für   vermälzt man hier selbst und veredelt sie an-            Gut hergibt wie selbst gekäster Käse, Lardo
Experimentierfreude und Genussmomente.           schließend in der ersten Vollholzbrauerei zu             vom Mangalitza-Schwein oder dry aged beef
   Unter dem Motto „Kreislaufwirtschaft          den Wildshuter Bierspezialitäten.                        vom Pinzgauer Rind. Dazu schmecken die
zum Angreifen“ geht man hier ganz bewusst          Im „Kråmerladen“ dreht sich dann alles                 Wildshuter Biere. Für die kleinen Besucher
„back to the roots“ und nimmt alle Schritte      um „Bier & Brot“. Schließlich haben Bier-                steht eine Arche zum Spielen bereit. Mit
des Bierbrauens wieder in die eigenen Hän-       brauen und Brotbacken einiges gemeinsam.                 Mai 2018 wird außerdem ein Gästehaus mit
de, denn Bierbrauen beginnt für Stiegl schon     Die im hofeigenen Holzofen gebackenen                    11 Zimmern fertig gestellt.              n
im Boden. In der Bio-Landwirtschaft werden       Brote werden in den unterschiedlichsten
alte, vom Aussterben bedrohte Tierrassen ge-     Varianten – warm und kalt – belegt. Zu-                  www.biergut.at

8   STARKES LAND Bayern
Schwaben BAYERN - Ablinger Garber
ANZEIGE

„Digitalisierung bietet

                                                                                                                                                                FOTOS: RICHTER+FRENZEL GMBH + CO. KG
eine große Chance“
Das Familienunternehmen Richter+Frenzel ist einer der führenden deutschen
Großhändler für Sanitär- und Haustechnik. Wilhelm Schuster, Vorsitzender der
Geschäftsführung, spricht im Interview über die Chancen der Digitalisierung.

Herr Schuster, das Zukunftsressort
„E-Business“ genießt bei Richter+Frenzel               Was bedeutet die Digitalisierung für Sie
oberste Priorität und steht für die Zukunft            persönlich: Ist sie Segen oder Fluch?
des Unternehmens. Welche Digitalisierungs-              Wir sehen die Digitalisierung eindeutig als
maßnahmen treiben Sie hiermit voran?                   Segen. Als Händler sind wir prozessgetrie-
WILHELM SCHUSTER: Prozessvereinfachung                 ben und die Digitalisierung hat ein sehr
steht bei uns an oberster Stelle – wir                 hohes Potenzial zur Vereinfachung – sie
richten deshalb auch unsere Aktivitäten                bietet eine große Chance für die Zukunft
im Wesentlichen darauf aus. Unser Ziel                 und eine Verbesserung der Wertschöpfung
ist es, mehr Wertschöpfung und mehr                    im Gesamtprozess zwischen Handwerker,
Effizienz für unsere Kunden in ihren                   Lieferant und Handel. Deshalb helfen
Geschäftsprozessen zu gewährleisten. Wir               wir unseren Kunden dabei, sie für sich         Wilhelm Schuster ist Gründer der Initiative „R+F
versuchen also mit unseren Digitalisie-                zu nutzen. So sichern wir langfristig die      DIGITAL“, die es sich zum Ziel gesetzt hat, die
rungsprojekten, die Handwerksbetriebe                  hohe Qualität und die Wettbewerbsfä-           Prozesse der Fachhandwerker optimal zu gestalten.
in die Lage zu versetzen, ihre Kunden                  higkeit des deutschen Handwerks.
schneller, genauer und besser zu beraten
und die Prozesse zu vereinfachen.                      Sie haben vor ungefähr einem Jahr              Service- und Lösungsansätze, die weit
                                                       das „Forum Handwerk Digital“ ins               über den Aspekt der Digitalisierung von
Wie sieht der digitale Mehrwert                        Leben gerufen. Wie kam es dazu?                Arbeitsabläufen im handwerklichen
für die Kunden etwa aus?                               Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht,          Tagesgeschäft hinausgehen. Aber das
Ein Beispiel dafür ist unsere VR-Brille,               dem Fachhandwerk alle Chancen und              Forum ermöglicht nicht nur die Vernet-
die wir seit zwei Jahren in all unseren                Möglichkeiten des digitalen Wandels            zung mit SHK-Handwerkern, die sich mit
Bad-Centern einsetzen. Hiermit kann                    aufzuzeigen und die bestmögliche               Sanitär, Heizung und Klima beschäftigen,
der Kunde schon wenige Minuten nach                    Unterstützung anzubieten. Dazu gehört          sondern auch mit Handwerkern und
Abschluss der Planung sein zukünftiges                 eben auch die Vernetzung untereinan-           Dienstleistern aus anderen Bereichen.
Badezimmer als wirklichkeitsgetreue                    der. Bei dieser Veranstaltung erhalten
Darstellung im 360-Grad-Modus be-                      Entscheider aus dem Handwerk kom-              Wie schnell sollten Handwerksunter-
trachten – als wäre alles schon fertig.                petente Beratung sowie praxisbezogene          nehmen mit der Digitalisierung ihrer
                                                                                                      Geschäftsbereiche beginnen?
                                                                                                      Jedes Unternehmen soll selbst entschei-
                                                                                                      den, mit welchem Tempo es sich der
                                                                                                      digitalen Welt annähert. Ich bin davon
                                                                                                      überzeugt, dass sich jeder Handwerker,
                                                                                                      der sich aktiv um sein Geschäft kümmert,
                                                                                                      schon heute in irgendeiner Form mit
                                                                                                      Digitalisierung beschäftigt.            n

                                                                                                      www.richter-frenzel.de
                                                                                                      www.forum-handwerk-digital.de

                                                                                                         Info
                                                                                                                                                            i
                                                                                                         Richter+Frenzel ist bereits seit 1895 im Bereich
                                                                                                         Sanitär- und Haustechnik tätig und gehört
                                                                                                         in diesen Segmenten zu den führenden
                                                                                                         Großhändlern in Deutschland. Das Familienun-
                                                                                                         ternehmen beschäftigt an über 170 Standorten
                                                                                                         rund 3500 Mitarbeiter und arbeitet mit ca.
Digitaler Mehrwert: Mit einer VR-Brille kann der Kunde das zukünftige Badezimmer                         40 000 Handwerkspartnern zusammen.
als wirklichkeitsgetreue Darstellung betrachten.

                                                                                                                                    STARKES LAND Bayern     9
Schwaben BAYERN - Ablinger Garber
Die Keimzellen der Energiewende
100 Millionen Euro werden in den nächsten vier Jahren in der Modellregion „C/sells“
in Süddeutschland investiert – und machen sie zu einem „Schaufenster intelligenter Energie“.
Damit wird der erste Weg in die Zukunft des digitalen Energiesystems beschritten.

von Andrea Lichtfuss

Mit C/sells soll demonstriert werden, wie die Energiewende und der Ausbau von Erneuerbaren Energien in Zukunft großflächig realisiert werden können.

S
       üddeutschland vernetzt sich mit der             schlossen sich 50 Partner aus Wissenschaft,                    nämlich zum einen sukzessive auf neue
       Sonne – 50 Partner aus Industrie,               Industrie und Netzbetrieb zusammen, um                         Player einstellen, zum anderen muss sie bei
       Energiewirtschaft und Wissenschaft              das 100-Millionen-Euro-Projekt über vier                       der Energieversorgung trotz aller Verände-
       wollen in den nächsten vier Jahren              Jahre auf eine erfolgreiche Ausbreitung im                     rungen, Schwankungen und Ungewisshei-
in Baden-Württemberg, Bayern und Hessen                Massenmarkt vorzubereiten.                                     ten für Stabilität sorgen“, erklärt Albrecht
ein zelluläres Energiesystem umsetzen. Das                                                                            Reuter, Gesamtprojektleiter von C/sells.
Ziel: ein klimafreundlicher, effizienter und           „Zellen“ mit autonomem                                            Zu diesem Zweck entwickeln und demons-
sicherer Einsatz Erneuerbarer Energien.                Energiemanagement                                              trieren die Projektpartner das Zusammen-
                                                       Mit C/sells soll demonstriert werden, wie                                              wirken jener Zellen
100 Millionen Euro – 50 Partner                        die Energiewende und der Ausbau                                                              im zukünfti-
Bereits 2011 wurden die Ziele der Energie-             von Erneuerbaren Energien                                                                        gen Ener-
wende für Deutschland durch die Beschlüs-              in Zukunft großflächig re-                                                                          giesys-
se der Bundesregierung festgelegt und in               alisiert werden können.                                                                                tem.
mehreren internationalen Vereinbarungen                Dabei steht das „C“
weiterentwickelt. Geplant sind unter ande-             für Cells – die Zellen,
rem eine Dekarbonisierung der Infrastruk-              die in Summe die
turen bis zur Mitte des Jahrhunderts, die              gesamte Modellre-
vollständige Abkehr von der Nutzung von                gion ausmachen.
Kernkraft bis 2022 sowie der schrittweise              „Sells“ hingegen                                             Infrastruktur-
                                                                                                           Informationssystem (IIS)
Umbau der Energieversorgungsstrukturen.                verweist auf neue
Auf diesem Weg soll aus der ressourcenba-              Geschäftsmodel-
sierten Energiewirtschaft ein technikorien-            le, die mit der                         Netzwerk-
                                                                                              management
                                                                                                                        Gateway
                                                                                                                       Administrator
                                                                                                                                                 Flexibilitäten-
                                                                                                                                                    Kataster

tiertes System werden, das auf Erneuerbaren            digitalen Ener-                                                               Fernwirk-
                                                                                                            Registry
                                                                                                                                      technik
Energien fußt.                                         giewende neue
   Zum Jahreswechsel 2016/17 fiel schließ-             Wirtschaftsstruk-                                                   IKT-
                                                                                                                        Plattform

lich der Startschuss für fünf Demonstrati-             turen und -chan-                                  Intelligentes                 CLS-
                                                                                                         Messsystem                  Operator
onsvorhaben in Deutschland, die im Rah-                cen entstehen
men des Förderprogramms „Schaufenster                  lassen. „Die Energie-
intelligente Energie – Digitale Agenda für             wirtschaft muss sich
die Energiewende“ (SINTEG) bis Ende 2020
umgesetzt werden. Die größte dieser Mo-                                                                                                                            GRAFIK: © PPC AG

dellregionen trägt den Namen „C/sells“ und
erstreckt sich über die Bundesländer Ba-                                   Zusammenspiel zwischen IIS
den-Württemberg, Bayern und Hessen. Hier                                   und der Energieinfrastruktur

10     STARKES LAND Bayern
C/sells

                                                                                                                                                                   Regiomärkte
                                                                                                                                                                   ermöglichen den
                                                                                                                                                                   intra- und
                                                                                                                                                                   interzellulären Handel
                                                                                                                                   Zentrale Märkte /               von Energie und
                                                                                                                                     Strombörse                    Flexibilität.

                                                                                                                                    Netzbetreiber /
                                                                                                                                   System Operator

                                                                                                Regiomarkt                                                                Regiomarkt
                                                                                                                                Energie/Systemdienstleistung
                                                                                                                             regionalisiert oder Standardprodukt
                                                FOTO: FOTOLIA/WOLFILSER

                                                                                                                                       Regiomarkt

                                                                                                                                                                                    GRAFIK: © KIT

Die Erzeugung, Verteilung und Speicherung
von Energie innerhalb dieser Zellen soll je-
doch möglichst autonom organisiert werden.
Dabei ist die Definition einer „Zelle“ variabel:
So kann diese sowohl Erzeuger und Netze als
auch Verbraucher und Speicher umfassen, die                               wünsche und Kommunikationsbedürfnisse                            Dabei berücksichtigt das C/sells-Marktdesign
sich in einer räumlichen Nähe zueinander                                  von Bevölkerung und Wirtschaft aufgegriffen                      sowohl die Wechselwirkungen unterschiedli-
befinden. Beispielsweise können also Städte                               werden können, ist eine frühzeitige, aktive                      cher parallel existierender Märkte als auch die
und Quartiere, aber auch Straßenzüge und                                  Einbindung notwendig.                                            tatsächliche Umsetzbarkeit der Energieflüsse
Areale wie Flughäfen oder Industriegebiete                                   Die engagierte Teilnahme einer Vielzahl von                   aufgrund physikalischer Netzrestriktionen.
als C/sells-Zellen fungieren. Ausgehend von                               Akteuren schafft hier eine gesamtgesellschaft-
über 30 Demonstrationszellen ergibt sich so                               liche Bewegung, welche die Energiewende ak-                      Süddeutschland als Schaufenster
eine Vielfalt zellulär strukturierter Energiesys-                         tiv vorantreibt und eine nötige Denkwende                        Süddeutschland, speziell Baden-Würt-
teme, die durch die aktive Partizipation der                              ermöglicht. So können C/sells-Akteure nicht                      temberg, Bayern und Hessen, besitzt alle
Beteiligten mitgestaltet werden.                                          nur den Netzbetreiber bei Engpässen im Netz                      Voraussetzungen für ein eindrucksvolles
   „Wir haben die Demonstrationszellen,                                                                                                    Schaufenster zur „Intelligenten Energie-
die technische Lösungen und Marktansätze                                                                                                   versorgung“. Schon heute gibt es hier über
demonstrieren, und Partizipationszellen, wo                                                                                                760 000 Prosumenten, die Strom nicht nur
unser besonderes Augenmerk auf der Kom-                                         Die Energiewirtschaft                                      verbrauchen, sondern auch selbst erzeugen.
munikation liegt“, so Reuter. „Wir laden aber
auch ganze Städte ein, sich unserer Bewegung
                                                                                muss sich sukzessive                                       Die Region ist nicht nur dank der höchsten
                                                                                                                                           solaren Erzeugung in Deutschland für dieses
anzuschließen. Die ersten Kommunen haben                                  auf neue Player einstellen.                                      Projekt prädestiniert: Auch ihre vielschichti-
bereits unterzeichnet. Das Interesse ist groß.“                                                                                            ge Netzstruktur, die Kombination von indus-
                                                                          Albrecht Reuter, Gesamtprojektleiter von C/sells
                                                                                                                                           trialisierten und ländlichen Regionen sowie
Massives Umdenken notwendig                                                                                                                die zentrale Lage im europäischen Netzver-
Um der Energiewende erfolgreich zu begeg-                                 unterstützen, sondern auch den Strom un-                         bund stellen dafür eine optimale Basis dar.
nen, braucht es aber vor allem Bewegung                                   tereinander handeln oder zentral verkaufen.                      Europäische Vorhaben sind dabei mit C/sells
in der Gesellschaft. Ein massives Umden-                                  Wer zu viel Strom übrig hat, kann diesen                         abgestimmt, sodass sich sowohl die Vorteile
ken, etwa bei Gewohnheiten im Umgang                                      also etwa an einen Abnehmer im Nachbar-                          der europäischen Integration als auch einer
mit Energie oder Energiedienstleistungen,                                 dorf oder an der Strombörse zu Geld machen.                      Multiplikatorwirkung in den Nachbarslän-
ist notwendig, um Reibungsverluste bei der                                Diese Handelsmöglichkeit schafft nicht nur                       dern entfalten werden. So wird mit C/sells ein
Transformation des Energiesystems gering zu                               vielfältige Partizipationsmöglichkeiten, son-                    fließender Übergang von der Demonstration
halten. Denn: Energiewende findet zuallererst                             dern gibt auch allen Akteuren im zukünftigen                     bis zum Massenmarkt ermöglicht – welcher
im Kopf statt. Und damit die Entwicklungs-                                Energiesystem einen ökonomischen Rahmen.                         im besten Fall selbstverstärkend wirkt.     n

                                                                                                                                                                     STARKES LAND Bayern        11
Intelligente Wärme für München

                                                                                                                                                    FOTO: MORITZ HOFFMANN/WWW.MORITZHOFFMANN.COM
Die Lösung der Energiefrage ist eine der zentralen gesellschaftlichen Zukunftsaufgaben.
Im Rahmen des Forschungs- und Demonstrationsvorhabens C/sells im
Solarbogen Süddeutschlands wird während einer Projektlaufzeit von
vier Jahren gezeigt, wie die intelligente Energieversorgung
der Zukunft funktionieren kann.

von Daniel Naschberger

Bis 2020 werden cirka 1000 Münchner Haushalte mit intelligenter Mess- und Steuertechnik ausgestattet.

S
       icher, umweltfreundlich, kosten-                Auf diesem Weg können unsere Kunden              Aktive Beteiligung des Konsumenten
       günstig und auf die Bedürfnisse der             aktiv an der Energiewende teilhaben –            Das klassische lineare Bild der Energiekette
       Menschen ausgerichtet – so könnte               ohne dabei auf Wärme und Komfort ver-            von der Aufbringung über die Verteilung bis
       die Antwort auf die Frage lauten, wie           zichten zu müssen.“                              hin zum Endverbrauch wird wohl bald nicht
das Energiesystem der Zukunft aussieht.                                                                 mehr existieren. Vielmehr zeichnen sich
Um dieses zu realisieren, sind umfassen-               Intelligente Messsysteme                         zukünftige Energiesysteme vor allem durch
de, langfristige und konsistente Strategien            optimieren Verbrauch                             einen verstärkten Energiefluss in beide Rich-
unumgänglich.                                          Die Bewirtschaftung der Wärmeanlagen             tungen aus – also auch von der Ebene des
   Die Stadtwerke München (SWM) sind                   beim Kunden erfolgt dabei über das virtu-        Endverbrauchs über die Energieverteilung
davon überzeugt, dass der Wärmesektor                  elle Kraftwerk (vKW), das die Stadtwerke         bis hin zu den Transportnetzen.
bei der Energiewende eine wichtige Rol-                München schon seit vielen Jahren erfolg-            Dank der erhöhten informationstechni-
le spielen wird. Um dies zu verifizieren,              reich betreiben. Von hier aus wird gesteuert     schen Vernetzung der Elemente im System
werden bis 2020 im C/sells-Teilprojekt                 und überwacht. Zur Abstimmung zwischen           können nicht nur relevante Daten ausge-
„Intelligente Wärme München“ ca. 1000                  Stromproduktion und -bedarf werden die           tauscht, sondern auch eine aktive Beteiligung
Münchner Haushalte mit intelligenter                   entsprechenden Informationen mithilfe            des Konsumenten ermöglicht werden.
Mess- und Steuertechnik ausgestattet.                  „intelligenter Messsysteme“ direkt aus den          Süddeutschland besitzt dabei ganz beson-
Doch was steckt dahinter? „Die Grundidee               Kundenanlagen gesammelt. Auch Wetter-            dere Voraussetzungen für ein eindrucksvolles
ist, dass sich Wärme wesentlich leichter               daten und Impulse von den Strommärkten           Schaufenster zu „intelligenter Energie“ auf
speichern lässt als Strom“, erklärt Andreas            werden herangezogen, um den Heizstrom-           engem Raum: Der Ost-West-Solarbogen mit
Weigand von den Stadtwerken München.                   bezug zu optimieren. Das Ziel ist es, den        dem Schwerpunkt Photovoltaik, mit dicht be-
„Wenn Photovoltaikanlagen oder Wind­                   Strom in den Kundenanlagen zu jenem Zeit-        siedelten Wohn-, Industrie- und Gewerbege-
räder viel Strom erzeugen, kann das La-                punkt zu verbrauchen, an dem möglichst           bieten als Lastzentren sowie den umsatzstar-
den von Elektrospeicherheizungen und                   viel Energie aus regenerativen Energiequel-      ken Standorten der Geräteindustrie vernetzt
Wärmepumpen diese Spitzen auffangen.                   len zur Verfügung steht.                         dabei alle erforderlichen Komponenten. n

12     STARKES LAND Bayern
C/sells

                           Ein Stromnetz,

                                                                                                                                                                                        FOTO: HARALD HELMLECHNER
                           das mitdenkt
                           Der Umstieg auf Erneuerbare
                           Energien stellt das Stromnetz
                           gerade im ländlichen Raum vor
                           neue Herausforderungen. Im
                           ostbayerischen Altdorf wurde
                           deshalb ein Feldversuch initiiert.

                           von Andrea Lichtfuss                            In Altdorf bei Landshut wird die Zukunft der Energiewende intensiv vorangetrieben.

          I
                               n Ostbayern wird derzeit bewiesen, wie      auch Verbrauchern. „Intelligente Netze, so-            Hierfür implementiert der Verteilnetzbe-
                               eine nachhaltige Energieversorgung auf      genannte ‚Smart Grids‘, übertragen dabei               treiber Bayernwerk in Kooperation mit den
                               der Basis von Solarenergie mithilfe von     nicht nur Strom, sondern auch Informati-               Projektpartnern PPC, Intel und der OTH
                               Smart Grids nicht nur sicher, sondern       onen über Erzeugung und Verbrauch oder                 Regensburg – unter der wissenschaftlichen
                           auch kostengünstig realisierbar ist. Der        auch den aktuellen Netzzustand“, erklärt               Koordination der FfE – ein Smart Grid mit
                           Feldversuch in Altdorf liefert dabei wichti-    Prof. Wolfgang Mauch von der Forschungs-               mehreren 100 intelligenten Messsystemen
                           ge Erkenntnisse für eine möglichst effiziente   stelle für Energiewirtschaft e. V. (FfE). „Das         und bis zu 150 steuerbaren Elementen in
                           solare Energiewende.                            ermöglicht es dem Netz, flexibel auf unter-            Ostbayern. Zentrales Ziel ist es, die Anfor-
                                                                           schiedliche Situationen zu reagieren.“                 derungen an eine zukunftsfähige Netzinfra-
                           Smart Grids – intelligente Stromnetze                                                                  struktur zu ermitteln und zu identifizieren,
                           Die Grundlage für die Umsetzung einer intel-    Feldversuch in Altdorf                                 wie Erzeuger, Speicher und Verbraucher
                           ligenten Energieversorgung ist die Erfassung    In Altdorf soll eine intelligente Stromnetzin-         netz- und systemdienlich flexibilisiert wer-
                           relevanter Daten vor Ort – bei Erzeugern wie    frastruktur aufgebaut und erprobt werden.              den können.                              n

                                                                                                                                                                              ANZEIGE

                           Das Netz der Zukunft                                                                                   biet in Zukunft dazu dienen, die zunehmende
                                                                                                                                  Anwendung von Speichern und E-Mobility
                                                                                                                                  durch unsere Kunden zu erfüllen und die
                           Die Bayernwerk AG, Bayerns größter Verteilnetzbetreiber, startete                                      Stabilität des Netzes in gleichbleibend hoher
                           kürzlich im Landkreis Deggendorf ein Pilotprojekt zur Einbindung flexibel                              Qualität zu sichern“, sagte Gotzel.
                           steuerbarer Speicherleistung im Stromnetz.
                                                                                                                                  Energiewende 2.0
FOTO: BAYERNWERK AG/C. MARTENS

                                                                                                                                  Nachdem die Bayernwerk AG die erste Phase
                                                                                                      Bayerns Wirtschafts-        der Energiewende – die Integration der Erneu-
                                                                                                      staatssekretär Franz        erbaren Energien in das Netz und in den Markt
                                                                                                      Josef Pschierer             – gerade erfolgreich absolviert hat, gilt es nun,
                                                                                                      und Bayernwerk-             den nächsten Schritt für eine ressourcenscho-
                                                                                                      Vorstands-                  nende Zukunft zu verwirklichen. Durch das
                                                                                                      vorsitzender Reimund        Projekt Distribat soll in Zukunft das zuneh-
                                                                                                      Gotzel (v. l.) vor dem      mende Bedürfnis der Netzkunden befriedigt
                                                                                                      Schrank mit dem             werden, dass sie grünen Strom auch dann
                                                                                                      Batteriespeicher            nutzen können, wenn der Wind gerade nicht
                                                                                                      zum Test in                 weht oder die Sonne einmal nicht scheint. Im
                                                                                                      Langenisarhofen.            Fokus steht für die Bayernwerk AG primär der
                                                                                                                                  immer wiederkehrende Kundenwunsch nach

               D
                                 as Projekt „Distribat“ der Bayernwerk     formation der Energieversorgung weiter vor-            gesamtheitlicher Versorgung durch Alterna-
                                 AG sucht in den nächsten zwei Jahren      anzutreiben“, erläutert Reimund Gotzel, Vor-           tivenergie. Das bayerische Wirtschaftsminis-
                                 nach Antworten auf die Frage, wie Bat-    standsvorsitzender der Bayernwerk AG. „In              terium unterstützt den Batteriespeicher-Test.
                           teriespeichereinheiten in Verteilnetzen wir-    einem ausgewählten Niederspannungsnetz                 Bayerns Wirtschaftsstaatssekretär Franz Josef
                           ken und welche Möglichkeiten sich daraus        in der Gemeinde Langenisarhofen wurden                 Pschierer war zum Start überzeugt, „dass das
                           ergeben. „Wir entwickeln in Niederbayern        insgesamt drei Speichereinheiten mit einer             Projekt ein wichtiger Schritt für eine gelingen-
                           das Netz der Zukunft stetig weiter und fügen    Kapazität von jeweils 22,5 Kilowattstunden             de Energiewende ist“.                         n
                           dem Projekt einen weiteren Baustein hinzu,      installiert. Die Ergebnisse des Pilotprojekts
                           um die Energiewende und die digitale Trans-     werden uns im gesamten bayerischen Netzge-             www.bayernwerk.de

                                                                                                                                                            STARKES LAND Bayern   13
Hier entsteht Energie neu.
   Deutschland hat ein wichtiges Ziel: Die Energiewende – klimafreundliche, auf erneuerbaren Energien
   basierende Infrastrukturen, die flexibel, vielfältig und gemeinschaftlich gestaltet sind. Die dafür um-
   fangreiche Umstrukturierung gelingt mit der Digitalisierung des Energiesystems. Welche Chancen sich
   dabei ergeben, wird derzeit in fünf Modellregionen erforscht und demonstriert – den so genannten
   SINTEG-Schaufenstern*. Das Größte befindet sich in Süddeutschland und erstreckt sich unter dem
   Solarbogen von Bayern über Hessen bis nach Baden-Württemberg.

  *SINTEG = Schaufenster intelligente Energie - Digitale Agenda für die Energiewende

                                                                                                                                                                                        ie
                                                                                                                                                                              auch S
                                                                                                                                                                 Werden ells und
                                                                                                                                                                             C/s
                                                                                                                                                                 Teil von aus, welche
                                                                                                                                                                      Sie her              auf Sie
                                                                                                                                                                                                    ,
                                                                                                                                                             finden          C   h ancen
                                                                                                                                                                      u n d                     r -
                                                                                                                                                            Vorteile                    r Unte
                                                                                                                                                                    n H  a u shalt, Ih chungs-
                                                                                                                                                               Ihre                 re Fors
                                                                                                                                                                 m e n oder Ih             ten:
                                                                                                                                                            ne h
                                                                                                                                                                        r ic h t u ng war
                                                                                                                                                                    ein
                                                                                                                                                                                        net
                                                                                                                                                                                 csells.

Mehr als 50 Partner, die vernetzt zusammenarbeiten
Mehr als 300 Personen, die das C/sells-Großprojekt gestalten
Rund 800.000 Prosumenten, die selbst Strom erzeugen und mitwirken
Rund 30 Millionen Bürgerinnen und Bürger, die davon profitieren werden

Unsere Partner:
ads-tec, Bayerisches Zentrum für angewandte Energieforschung ZAE, Bayernwerk, Common Sense Projects, CUBE Engineering, DB Energie, Dr. Langniß Energie & Analyse,
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt, devolo, EAM, EnergieNetz Mitte, EEBus Initiative, Ehoch4, EnBW Ostwürttemberg DonauRies, Energiedienst, FfE Forschungstel-
le Energiewirtschaft, FfE Forschungsgesellschaft für Energiewirtschaft, Flughafen Stuttgart, Fichtner IT Consulting, Frauhofer-Gesellschaft, FZI Forschungszentrum Informatik,
Hochschule Offenburg, Hochschule Ulm, House of Energy, IDS, ISC International Solar Energy Research Center Konstanz, Intel, Karlsruher Institut für Technologie, Limón,
Lumenion, meteocontrol, MVV Energie, Netze Mittelbaden, Netze BW, Next Kraftwerke, Öko-Institut, OLI Systems, Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg,
Power Plus Communications, Schleupen, Seven2one Informationsysteme, Smart Grids-Plattform Baden-Württemberg, Städtische Werke Netz + Service, SWM Services,

      14
Stadtwerke Schwäbisch Hall, SWU Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm, TenneT TSO, TransnetBW, Technische Universität München, Universität Kassel, Universität Konstanz, Universität
Stuttgart, Venios, STARKES   LAND Bayern
                   WIRCON, Vodafone, Wolff & Müller Energy, Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg ZSW
Metropolregion München

                                                                                                                                                                  FOTO: EMM E. V./SYLVIA DOBLER
EMM e. V. Geschäftsführer Wolfgang Wittmann, stellv. Geschäftsführerin Eva Krumme, der Gastgeber Landrat Thomas Karmasin und
Landrat Christoph Göbel, 1. stellvertretender Vorsitzender des EMM e. V. (von links) auf der Metropolkonferenz 2017 in Fürstenfeldbruck.

                           Metropolkonferenz 2017
   Digitalisierung und Vernetzung als Herausforderung
                           „Digitalisierung und Vernetzung der Welt – Herausforderungen und Strategien
               für die Zusammenarbeit von Wirtschaft und Regionen“ war das Thema der Metropolkonferenz 2017,
                                      die vom EMM e. V. in Fürstenfeldbruck veranstaltet wurde.

W
            achstum und Digitalisierung                  Fürstenfeldbruck die Region stärkt, stellte              globalisierten Welt. „Wer erfolgreich sein
            waren die Themen der Metro-                  Bürgermeister Michael Schanderl, Kreisvor-               will, muss zusammenarbeiten. Um die Früch-
            polkonferenz 2017: Zwei Be-                  sitzender des Bayerischen Gemeindetags, bei              te und Lasten der Metropolregion München
            griffe, die eng zusammengehö-                seinem Vortrag über die im Jahr 2016 ent-                gerecht zu verteilen, braucht es in der Region
ren. München und sein Umland wachsen                     wickelte Räumliche Entwicklungsstrategie                 eine starke Kultur der Gemeinsamkeit und
weiter und stellen die einzelnen Städte und              (RES) für den Landkreis vor und ermunterte               funktionierende Strukturen der Abstimmung
Gemeinden vor die Frage, wie viel davon                  damit andere Landkreise, diesem Beispiel zu              zwischen den Gemeinden.”
eigentlich noch verkraftbar sei. Gerade mit              folgen. Er hob dabei besonders die Vorteile                 Helbrecht verwies auch darauf, dass eine
dem damit eng verknüpften Thema Digita-                  eines interkommunalen Konzepts hervor,                   Metropolregion München ein Gefäß sei,
lisierung verbinden sich nicht nur Chancen,              bei dem auch die Bürger eingebunden wa-                  dass es zu füllen gelte – was bislang noch
sondern auch Ängste.                                     ren und das kostengünstig in Zusammenar-                 nicht ausreichend geschähe. Die Region um
   Rund 270 Vertreter aus Politik, Verwal-               beit mit den Nachbargemeinden entwickelt                 München sei „in der glücklichen Situation,
tung, Planung und Wirtschaft kamen im                    werden soll.                                             seit Jahren zu wachsen”, sagte Helbrecht,
Churfürstensaal, der heute zu den Räumlich-                                                                       die lange in München gelebt hat. Andere
keiten der Polizeischule gehört, zusammen.               Gemeinsam für die Region                                 Regionen hätten eher das gegenteilige Pro-
Begrüßt wurden sie von den beiden Gastge-                Gerade diese Zusammenarbeit sei wichtig,                 blem. „Es ist sicher schwieriger, den Mangel
bern Thomas Karmasin, Landrat des Land-                  hieß es auch in den anderen Impulsvorträ-                verteilen zu müssen, wie das in schrumpfen-
kreises Fürstenfeldbruck, und vom stellver-              gen: Zwar sei das Denken – gerade im Hin-                den Regionen der Fall ist, als Wachstum zu
tretenden Vorstandsvorsitzenden des EMM                  blick auf das Thema Digitalisierung – über               gestalten.“ Trotzdem sei in der Metropolre-
e. V. Landrat Christoph Göbel.                           Grenzen hinweg wichtig, aber, wie der stell-             gion München noch viel zu tun, sagte Hel-
   Gleich zu Beginn der Konferenz machte                 vertretende Vorstandsvorsitzende des EMM                 brecht: „Obwohl es historische Erfahrung
Keynote Speaker, Andreas Brill, Geschäfts-               e. V. Christoph Göbel, Landrat des Land-                 im Umgang mit regionaler Kooperation
führer b4b GmbH, bei seinem Vortrag deut-                kreises München, sagte, müsse man stets                  gibt und genug Fachwissen und Organisa-
lich, dass die Digitalisierung immer weiter              im Blick behalten, sich „gemeinsam für die               tionsmodelle vorhanden sind, kommt die
voranschreiten wird, und ermahnte, dass                  Region“ einzusetzen.                                     Region München dabei nicht voran.“ Hel-
Unternehmen, genau wie Regionen, nicht                      Auch Ilse Helbrecht, Direktorin des Geo-              brecht abschließend: „Es muss sich erst ein
an alten Strukturen festhalten dürfen. Solche            grafischen Institutes der Humboldt Univer-               Wir-Gefühl des Gemeinsamen entwickeln:
Herausforderungen zu meistern, ist nur als               sität Berlin, legte den Fokus auf die Notwen-            Diese Region müssen wir in den Köpfen und
starke Region möglich. Wie der Landkreis                 digkeit der regionalen Vernetzung in einer               Herzen erst werden.“                        n

                                                                                                                                           STARKES LAND Bayern   15
Alte Mechanismen
ANZEIGE

Wo Idylle
auf Zukunft trifft
Der Landkreis Donau-Ries verbindet
                                                                                             greifen nicht mehr
dynamische Wirtschaftsstärke mit                                                      Andreas Brill, Geschäftsführer der b4b GmbH, bereitet Unternehmen
ausgezeichneter Lebensqualität.                                                      und Institutionen auf die Digitalisierung vor. Bei der Metropolkonferenz

E
    ine intakte Natur, vielfältige Freizeit-                                          hielt er einen Impulsvortrag zum Thema, im Interview spricht er über
    und Kulturangebote und kurze Wege                                                          Chancen und auch Ängste, die damit verbunden sind.
    in die Großstädte Augsburg, München
und Ulm: Donau-Ries ist nicht umsonst
eine der lebenswertesten Regionen in ganz
Deutschland.                                                                      Das Interview führte Christian Eder        liegen darin auch sehr viele Möglich-
                                                                                                                             keiten, neue Geschäftsmodelle. Ich
                                                  FOTO: OETTINGER BRAUEREI GMBH

                                                                                                                             glaube, wir leben in der aufregendsten
                                                                                  STARKES LAND: Herr Brill, wann begann      Zeit, die es je gegeben hat. Aber viele
                                                                                  für Sie persönlich die Digitalisierung?    der Dinge, die heute passieren, sind
                                                                                  ANDREAS BRILL: 1996 hat sich für mich      für das menschliche Gehirn nicht
                                                                                  das Denken verändert. Aus einem            mehr vermittelbar, zum einen, weil
                                                                                  kleinen Projekt heraus haben wir           sie so komplex sind, zum anderen,
                                                                                  begonnen, uns mit der Medien- und          weil sie mit einer Geschwindigkeit
                                                                                  Informationswirtschaft zu beschäftigen     stattfinden, die so komplex ist.
                                                                                  und auch mit vielen Fragen, die heute
                                                                                  noch aktuell sind: Wenn ein Produkt
                                                                                  vorher verkauft wird, dann auf einmal
                                                                                  nichts mehr kostet, sondern gratis zur
                                                                                  Verfügung steht, wie verändert sich
                                                                                                                                    Ich glaube, wir leben
                                                                                  die Wirtschaft? Das hat mich nie mehr             in der aufregendsten
                                                                                  losgelassen. 1999 hat das durch den
                                                                                  Börsen-Hype Fahrt aufgenommen.
                                                                                                                             Zeit, die es je gegeben hat.
                                                                                  Und heute ist es wichtiger denn je:        Andreas Brill, Geschäftsführer der b4b GmbH
                                                                                  Der Einzelhandels-, der Musik- und
                                                                                  Buchhandelsbereich wurden schon
                                                                                  durch die Digitalisierung verändert,       Wie kann man nun den Menschen die
                                                                                  aber eigentlich sind alle davon betrof-    Angst nehmen, dass die Digitalisierung
                                                                                  fen, das ist den Menschen inzwischen       zum Beispiel Arbeitsplätze zerstört?
Im Landkreis Donau-Ries sind viele erfolgreiche                                   bewusst. Die alten Mechanismen             Das ist sicher eine begründete Angst:
Unternehmen beheimatet.                                                           greifen nicht mehr, es ist jedoch          Die Digitalisierung wird Arbeitsplätze
                                                                                  schwierig, auf neue umzustellen.           zerstören! Wir müssen deshalb
Ausgezeichneter Wirtschaftsstandort                                               Wichtig ist, vor allem die Probleme        beginnen, in unserer Gesellschaft
Dabei überzeugt vor allem die einzigartige                                        zu sehen, die Herausforderungen.           anders zu denken. Wir sind gewohnt,
Kombination aus ländlichem Lebensraum                                             Aber man muss das Thema mit                das derzeitige Modell als Ende der
und optimalem Wirtschaftsstandort. Viele                                          einer nach vorne gerichteten,              Entwicklung zu sehen. Aber wir haben
erfolgreiche Unternehmen sind hier behei-                                         objektiven Haltung betrachten.             zum ersten Mal in der Geschichte die
matet – 58 davon wurden sogar mit dem                                                                                        Möglichkeit, die Versprechungen, die
Label „TOP-Arbeitgeber DONAURIES“ aus-                                            Viele der Unternehmen, mit denen           bereits mit der industriellen Revolution
gezeichnet.                                                                       Sie zu tun haben, sehen das aus            im 18. Jahrhundert gemacht wurden,
                                                                                  einer defensiven Haltung?                  einzulösen: dass der Mensch von der
Forschung 4.0 im TTZ                                                              Ja, alle. Wir müssen diese Denkweise       Zumutung der Arbeit entlastet wird.
Ein besonderes Highlight verbirgt sich im                                         umpolen. Als erster Schritt dahin          Es ist realistisch, dass sich viel ratio-
Hochschulzentrum Donau-Ries: das Techno-                                          muss man die Probleme zuspitzen, klar      nalisieren lässt, körperliche und auch
logietransferzentrum (TTZ). Die Mitarbeiter                                       machen, wie dramatisch der Wandel          geistige Arbeit. Wir müssen umdenken,
des TTZ erarbeiten dabei laufend neue Wege                                        ist, weil der Großteil der Veränderungs-   nicht mehr den Sinn des Lebens in der
zur Digitalisierung von Produktionsprozes-                                        versuche das Problem noch trivialisiert,   Arbeit sehen. Ich sage, es ist positiv,
sen – und leisten so einen wichtigen Beitrag                                      versucht wird, etwas Digitalisierung       dass wir nicht mehr arbeiten müssen.
zur Standort- und Fachkräfteentwicklung.n                                        in das bestehende Geschäftsmodell zu
                                                                                  integrieren. Dabei wird die essentielle    Sie haben in Ihrem Vortrag auf der
www.donauries.bayern
                                                                                  Frage oft vergessen: Welche Relevanz       Metropolkonferenz als positives Beispiel
Wirtschaftsförderverband DONAURIES e. V.                                          hat in der digitalen Zeit das eigentlich   Udecity genannt, die freie Universität, die
Pflegstr. 2, D-86609 Donauwörth                                                   noch, was ich mache? Für Unternehmer       nur digital existiert. Kann und wird das
Tel. +49/906/74-641, info@donauries.bayern                                        ist das eine Herausforderung. Natürlich    das Bildungssystem revolutionieren?

16      STARKES LAND Bayern
Sie können auch lesen