Schwaben BAYERN - Ablinger Garber
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PROMOTION-MAGAZIN Oktober 2017 BAYERN Schwaben im Aufschwung Weichenstellung Metropolregion Gestern für für Schwaben München Heute Andreas Kopton über Andreas Brill über Digitali- Katharina Bäumls die Erfolgsstory sierung und Vernetzung Capella de la Torre mit einer Region als Herausforderung dem „Englischen Gruß“
WIR ERSCHAFFEN DIE ZUKUNFT. Rahofer. PALFINGER AG · 5101 Bergheim, Österreich · E-Mail h.roither@palfinger.com Inmitten des vierten industriellen Zeitalters können wir durch neue technische Möglichkeiten und die zunehmende Vernetzung schon heute beginnen, die Maschinen von morgen zu erschaffen. Als Innovationsführer und Global Player auf dem Gebiet von Lade-, Hebe- und Handling-Lösungen sind wir maßgeblich an dieser Entwicklung beteiligt. Denn es liegt in unserer DNA, die Branche auch in Zukunft mit intelligenten Systemlösungen und einzigartiger Funktionalität zu prägen. WWW.PALFINGER.AG 2 STARKES LAND Bayern
Editorial/Aus dem Inhalt Liebe Leserinnen Starkes Land Bayern ist ein Promotion-Magazin des und Leser! Verlages Ablinger.Garber für die Leser des SPIEGEL. E s muss nicht immer München sein: Dass auch Schwaben einiges zu bieten hat, diesem Thema widmet sich unser Autor Reinold Rehberger Cover: Schwaben avanciert in der Titelstory und erzählt uns von den Stärken vom einstigen Bauern- und einer Region, die der Hauptstadt in vielem nicht Textilland zum neuen nachsteht. Innovationsaufsteiger. Bayern wird digital, damit sind aber nicht nur Mechatronik, Luft- und WALTER GARBER Hoffnungen, sondern auch Ängste verbunden: Raumfahrt, Umwelttechnik GESTALTUNG: MISTER KG HERAUSGEBER Diesem Thema widmete sich einer der Keynote- und Ressourceneffizienz Speaker der Metropolkonferenz des EMM e. V. Seiner sind die Zukunftsfelder. Meinung nach eröffnet die neue digitale Welt vor Mehr dazu in der Titelstory S. 4 allem viele Chancen, die man nutzen muss: Zu lesen im Interview in unserer Strecke zur Metropolregion München. Außerdem befassen wir uns mit Gesund- TITELSTORY heit, Tagen und Shopping. Nicht zuletzt wollen wir 4 Die Job-Maschine Ihnen Lust machen auf die Top-Veranstaltungen Schwaben auf der Überholspur der nächsten Monate: Das reicht von Kultur- und 7 Weichenstellung auf dem Hochplateau CHRISTIAN EDER Ausstellungstipps bis hin zu Anregungen, wie Sie Interview mit IHK-Präsident Andreas Kopton REDAKTIONSLEITER Ihre Freizeit am besten genießen können. PANORAMA Viel Vergnügen mit dieser Ausgabe wünscht Ihnen 10 Energie das Team des Verlages Ablinger.Garber. Keimzellen der Energiewende Die Modellregion C/sells 15 Metropolregion München Metropolkonferenz 2017 Digitalisierung und Vernetzung als Chance 16 Alte Mechanismen greifen nicht mehr Interview mit Andreas Brill 18 Transfer durch Vernetzung Erster Transfertag der Metropolregion REGIONAL 26 Messen Erfolgsstorys aus der Region ISPO Munich 2018 Unser Regionalmagazin „Starkes Land“ hat die 28 Tagen und Geschäftsreisen Region im Fokus. Wir bringen Geschichten, die Erfolgreich in München ebenso gut recherchiert wie nützlich und unterhalt- 31 Auszeit sam sind: Storys über mittelständische Größen und Wo schon Kaiserin Sisi entspannte Start-ups, über Kultur und Lifestyle, über Menschen 34 Kurztrip Inn-Salzach und Projekte, die weit über die Region hinaus erfolg- Geheimtipp zwischen Natur und Geschichte reich sind. 38 Erlebnisreiches Bayern Dahoam is Dahoam 42 Besinnliches Bayern Adventmärkte und mehr 44 Shopping & Lifestyle Medienturm · 6060 Hall in Tirol, Österreich Glamour am Schneefeld Tel. +43/5223/513-0 · verlag@ablinger-garber.at 48 Genussland Bayern Medienturm Hall in Tirol www.ablinger-garber.at Für das Brennen brennen 53 Kultur Luther und die Liebe Impressum: 58 Urlaubserlebnis Alpen Herausgeber: Ablinger & Garber GmbH; Leitung Deutschland: Emanuel Garber, Matthias Häussler; Projektleitung: Thilo Bohatsch; Redaktion: Thomas Bloch, Christian Eder, Andrea Lichtfuss, Daniel Naschberger, Reinold Rehberger, Der Winter kann kommen Werner Ringhofer, Gloria Staud, Markus Weckesser, Nadia Weiss; Abwicklung: Karin Ablinger-Hauser, Samrawit Araya, Monika Schlögl; Grafik & Produktion: Christian Frey, Franziska Lener, Kathrin Marcher; Advertorials/Anzeigen: Tasso Astl, HINWEIS ZUR GENDERFORMULIERUNG: Im Sinne einer besseren Lesbarkeit der Texte wurde Thomas Eilenberger, Klaus Grabherr, Marion Halper, Heidi Holstein, Astrid Kröll, Thomas Lindtner, Silvia Moser, Teresa Steiner, entweder die männliche oder die weibliche Form von personenbezogenen Hauptwörtern Marcus Tütsch; Geschäftsführung: Walter Garber; Druck: Stark Druck, Pforzheim. Coverfoto: Mike Mareen, Ociacia, grey; gewählt. Dies impliziert keinesfalls eine Benachteiligung des jeweils anderen Geschlechts. Portraitfotos Cover: IHK Schwaben, Augsburg (1), EMM e.V./Sylvia Dobler (2), Andreas Greiner-Napp (3) Frauen und Männer mögen sich von den Inhalten gleichermaßen angesprochen fühlen. STARKES LAND Bayern 3
Die Job-Maschine FOTO: BAUFRITZ Schwaben, das einstige Bauernland an der Westflanke des Freistaates, rangiert schon lange nicht mehr „unter ferner liefen“. Nach dem Niedergang der einst dominierenden Textilindustrie hat die Region mit einer atemberaubenden Aufholjagd Anschluss an ihre prosperierende Nachbarschaft gefunden. von Reinold Rehberger Der „Holzkopf“ an der Lindauer Autobahn bei Erkheim: Botschafter einer aufgeklärten Epoche D as Ungetüm taucht bei Kilometer Fraktion der aufgeklärten Unternehmen im ren Seite der A96 begleiten Aphorismen wie 78,0 auf. Links, direkt an der Auto- Lande. Seit fast zehn Jahren darf sich die Fir- „Zum Erfolg gibt es keinen Lift, man muss bahn München–Lindau, steht dieser ma aus der Nähe von Mindelheim mit dem die Treppe nehmen“. Bau Fritz hatte schon Holzkopf. Er ist der größte in ganz Etikett „Familienfreundlichstes Unterneh- immer seit seiner Gründung als kleiner Zim- Europa und sieht aus wie ein Kunstwerk. Tat- men im Mittelstand“ schmücken. Aber auch mermannsbetrieb anno 1896 die Treppe ge- sächlich ist Kreativität hier nicht weit. Denn sonst wird dem Besucher schnell klar, dass nommen. Heute beschäftigt die Firma 350 in den fünf Etagen arbeiten Architekten und es hier im Unterallgäu um mehr als nur um Mitarbeiter und macht einen Jahresumsatz Techniker, und das „Denker-Stüble“ als krea- bloßes Planen, Bauen und Verkaufen geht. von rund 70 Millionen Euro. tiver Rückzugsort ist auch gleich um die Ecke. Das signalisiert im Übrigen auch das Terrain: Fünfzig Kilometer nordöstlich, in Aretsried Die Bau Fritz GmbH aus Erkheim (Landkreis Den Verbindungspfad zwischen dem Holz- (Landkreis Augsburg), hat Müller Milch sei- Unterallgäu) ist auf ökologische Fertighäuser kopf hier und den Produktionshallen und nen Sitz. Das Unternehmen in der 300-See- spezialisiert und zählt nicht nur deshalb zur Ausstellungsräumen drüben auf der ande- len-Gemeinde mit seinen weltweit 27 000 4 STARKES LAND Bayern
Titelstory Mitarbeitern hat sich innerhalb von 30 Jah- Glasfassaden beim Doppel- FOTO: KUKA AKTIENGESELLSCHAFT ren von der einstigen Dorfmolkerei zu einem büroturm der Europäischen europäischen Top-Nahrungsmittelkonzern Zentralbank in Frankfurt gin- gemausert. Zu seinem Portfolio gehören gen und diese in Gersthofen nicht nur die Produktion von „Joghurt mit bestellten. der Ecke“ oder „Reine Buttermilch“, sondern Sieht man einmal von den auch Verpackungen und Logistik. Jahresum- Lobeshymnen ab, die wohl im satz: 6,5 Milliarden Euro. alltäglichen Politgeschäft ver- fasst werden müssen, kommt KUKA bleibt – sagen die Chinesen der Beobachter nicht an der Holz und Milch. So lauten die schon fast ar- Feststellung vorbei, dass es chaischen Wurzeln einer Region, die mit 1,8 sich bei der Region tatsächlich Millionen Einwohnern der zweitgrößte bay- um eine der interessantesten erische Regierungsbezirk ist, aber die schon Wirtschaftsstandorte Deutsch- lange nicht mehr nur von Holz und Milch lands handelt. Innerhalb von lebt. Denn Schwaben mit seinem „Verdich- nur zehn Jahren gelang es den tungsraum“ Augsburg ist das geografische Beteiligten, den Spieß umzu- Scharnier zwischen den Metropolen Stutt- drehen. In der Region, der gart und München und heute attraktiver noch 2002 das Niedersächsi- Standort und Heimat von Produkten (und sche Institut für Wirtschafts- Dienstleistungen), von denen die meisten förderung (NIW) in seinem mit Land- und Forstwirtschaft nur noch we- „Schwabengutachten“ erheb- nig gemeinsam haben. Auch in der einstigen liche Strukturdefizite attestier- Agrarregion arbeitet nur noch ein Bruchteil te, haben sich laut Prognos AG der Beschäftigten in der Land- und Forst- Roboter-Produktion bei KUKA in Augsburg: Wirbel um eine (2012) „erhebliche positive wirtschaft. Einzig eine ausgeprägte Verpa- Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts Veränderungen“ ergeben. ckungs- und Landmaschinenindustrie lassen Rückschlüsse auf den Humus zu. Und so pro- 3500 der insgesamt 12 300 weltweiten KU- Vier Zukunftsfelder duziert man inzwischen hier nahezu alles, KA-Mitarbeiter sein – zumindest bis zum Jah- Dabei fallen drei wichtige Faktoren auf: Die was von den Großen in München, Stuttgart, re 2024. Dann läuft die Jobgarantie aus. Alle positive Bevölkerungsentwicklung von 13 Ingolstadt und Deggendorf gebraucht wird. Beteiligten sind sich trotzdem sicher, dass es Prozent plus seit 1990 (Bayern 12, Deutsch- Daimler, Porsche, Siemens, Audi und BMW noch nach diesem Datum weitergehen wird. land 3 Prozent) signalisiert eine große Be- wissen das zu schätzen. Ein sichtbares Zeichen für die neue Ära wird liebtheit bei Einheimischen und Zuzüglern; Dabei fühlt man sich in Blaichach oder der Campus, der Bürokomplex mit seinem auch steigt die Zahl der Erwerbstätigen, die Donauwörth nicht unbedingt als verlängerte 17-stöckigen Büroturm, sein. hier ebenfalls stärker ist als in Bayern und Werkbank irgendwelcher Multis. Das Selbst- im Bund – und damit Schwaben zur Jobma- bewusstsein reicht aus, um die eigene Positi- Lob vom Apple-Boss schine macht, und schließlich scheint das on sachlich zu beschreiben: „Das Schöne an In der weltweiten Champions League spielen Bekenntnis zur Produktion und damit auch Schwaben ist, dass es hier zahlreiche Famili- viele schwäbische Unternehmen. Zum Bei- die Entscheidung, sich auf Zukunftsfeldern enunternehmen gibt, die auf dem Weltmarkt spiel die Seele GmbH aus Gersthofen (Land- zu bewegen, zum Konsens dieser Region zu eine beachtliche Position erobert haben“, kreis Augsburg) und die Josef Gartner GmbH gehören. Die vier „Zukunftsfelder“ heißen sagt Peter Lintner, der für Standortpolitik zu- aus Gundelfingen (Landkreis Dillingen). Mechatronik, Luft- und Raumfahrt, Um- ständige Referent bei der IHK Schwaben. Das Während Seele Glasfassaden produziert, welttechnik, Ressourceneffizienz. Johannes alles klingt extrem unaufgeregt, beschreibt machte sich Gart- Glückler, Professor aber dennoch auf eindrucksvolle Weise eine ner als Aluminium- für Wirtschafts- Art von Bescheidenheit, wie man sie wohl fassaden-Produzent und Sozialgeografie nur außerhalb der „Metropolregionen“ an- einen Namen. Die Wir sind gut an der Universität trifft, wo man von Natur aus nicht viel Auf- Glasbauer aus dem Heidelberg, der in hebens um die eigenen Stärken macht. Augsburger Norden aufgestellt, sehr der Vergangenheit Dennoch hat man auch hier seine eigenen Multis – und was für welche. KUKA zum Bei- waren es, denen schließlich ein ganz produktionsorientiert. häufig in der Nach- barschaft geforscht spiel. Der vor einigen Monaten nach China besonderer Coup Andreas Kopton, IHK Präsident hatte, sieht „Süd- verhökerte Augsburger Roboter-Spezialist ist gelang. Sie lieferten deutschland ge- ein Synonym für die Schlüsseltechnologie die Hülle für den nerell von einem des 21. Jahrhunderts. Die 1898 von Johann Campus 2 des kalifornischen Computer- hohen Innovationsgrad geprägt“. Das sei Josef Keller und Jakob Knappich als Hersteller riesen Apple im kalifornischen Cupertino. in Schwaben nicht viel anders. Glückler: von Acetylen-Generatoren gegründete Un- Apple-Boss Tim Cook war zuvor extra nach „Durch die vielen kleinen und mittleren ternehmen ist weltweit aktiv. KUKA-Roboter Gersthofen angereist, um sich an Ort und Familienunternehmen im ländlichen Raum arbeiten u. a. in der Automobilindustrie, im Stelle von der Qualität des Materials zu wurde hier eine hohe Wettbewerbsfähigkeit Schienenverkehr, in der Luft- und Raumfahrt überzeugen. „Ihr seid die Besten der Welt“ erreicht.“ sowie in der Photovoltaik. Inzwischen gehört zitierte ihn hinterher die Tageszeitung „Die Das sah alles auch einmal anders aus. KUKA zum chinesischen Hausgeräte-Riesen Welt“. Ähnliches werden sich wohl auch die Noch vor 30 Jahren befand sich die Regi- Midea, doch wollen die neuen Eigentümer Kreativen des Wiener Architekturbüros Coop on zwischen Nördlinger Ries und Neu- am Lech ein verlässlicher Arbeitgeber für die Himmelb(l)au gedacht haben, als sie an die schwanstein in einem schmerzhaften STARKES LAND Bayern 5
Anpassungsprozess. Grund dafür war der FOTO: OLIVIER HESS PHOTOGRAPHY Niedergang der jahrhundertelang dominie- renden Textilindustrie. Dutzende von Betrie- ben schlossen oder wanderten ab; die einst so stolze Textilhochburg Augsburg ging in die Knie und nicht wenige gaben damals der Region abseits der Metropolen nur geringe Chancen. „Inzwischen haben wir Vollbe- schäftigung und in manchen Sparten eben- falls einen eklatanten Arbeitskräftemangel“, sagt IHK-Präsident Andreas Kopton (siehe auch Interview). Der Vorstandsvorsitzende des Ingenieur-Unternehmens HPC AG in Harburg (Landkreis Donau-Ries) sieht in Schwaben eine Wachstumsregion, der er allerdings „keinen Blick nach innen“ emp- fiehlt, das Umland als Chance zu begreifen. Zu dieser Philosophie gehört auch der Blick auf die drei südbayerischen IHK. Aber auch im Westen, jenseits der Iller und daher in Baden-Württemberg lassen sich gemein- same Projekte und Ziele ausmachen. Zum Beispiel die gemeinsame Planungsregion Donau-Iller. Bei ihr stehen grenzüber- schreitende Themen zwangsläufig auf der Tagesordnung – von der Struktur- bis zur Förderpolitik. Ähnliches lässt sich vom „Schwabenbund“, dem Zusammenschluss Apple-Boss Tim Cook überzeugte sich bei Hightech-Fassadenkonstrukteur Seele von der Qualität des Materials. der Gebietskörperschaften entlang der Landesgrenze sagen. Lintner: „Dieser länd- baus. In Memmingen werden bei Goldhofer durch, die angewandte Forschung stärker liche Raum zwischen den Metropolen ist jene Pusher gebaut, die die Flugzeuge auf die zu positionieren. Ausschlaggebend dafür wirtschaftlich immens stark, und die Idee, Rollbahn ziehen. Ebenfalls in Memmingen war nicht zuletzt auch die technologische im Spannungsgebiet Stuttgart – München sitzt mit Pfeifer ein Spezialist für hochspekta- Entwicklung im unmittelbaren Umfeld, die zusammenzustehen und die gemeinsamen kuläre Seilbau- und Hebetechnik, dessen Pro- nach einer Kooperation mit technisch-na- Anliegen voranzubringen, ist nicht nur le- dukte vor allem bei den Architekten großer turwissenschaftlichen Fächern der neuen gitim, sondern notwendig.“ Brücken und Stadien rund um den Globus Hochschule geradezu schrie. Inzwischen Auch für Peter Lintner, der einst über Flä- gefragt sind. haben drei Fraunhofer Institute sowie ein chenverbrauch in Bayern promoviert hatte, Die Facettenvielfalt, wie sie großen Orga- Institut des Deutschen Zentrums für Luft- ist klar, dass ohne eine ausreichende Ver- nisationen anhaftet, gilt auch fürs Kleine. und Raumfahrt (DLR) ihren Sitz am Lech. kehrsinfrastruktur, zu der natürlich auch der So haben die Allgäuer eine andere Struktur Der Austausch von Theorie und Praxis ist Memminger „Allgäu-Airport“ zählt, alle Be- als etwa die Region um Ulm oder Augsburg. längst an der Tagesordnung. Jüngstes Beispiel mühungen Bayerisch-Schwaben wirtschaft- Bei dieser Gelegenheit fällt auf, dass sich der sind die zehn Millionen Euro, die das Bun- lich nach vorne zu bringen, für die Katz Standort Nordschwaben, also die Gegend desministerium für Bildung und Forschung gewesen wären. Tatsächlich hat kaum eine um Nördlingen, dramatisch zu seinem Vor- in den „Wissenstransfer Region Augsburg“ Region – zumindest in Sachen Straßenbau – teil verändert hat. Noch zu Zeiten des popu- investiert. Diese Summe soll der Realisie- in den letzten zwanzig Jahren einen derar- lären Wirtschaftsministers Anton Jaumann rung eines Konzepts dienen, mit dem die tigen Auftrieb erhalten wie Schwaben. Zwei (1970/88) galt diese Ecke als innerbayerisches Uni und die regionale Wirtschaft den He- Ost-West-Verbindungen (A8 und A96) sowie Fördergebiet. Das ist nun vorbei. Mit Dehner rausforderungen der Digitalisierung in der eine Nord-Süd-Achse (A7) durchziehen das (Gartenbau), Valeo (Automotive) und Airbus Produktion gemeinsam begegnen wollen. Land. Es sind internationale Routen, deren (Helikopter) haben nicht nur bedeutende Un- Als zentrales Instrument dafür sei ein „In- Knotenpunkte Logistiker aller Art anziehen. ternehmen das Terrain erobert, die Gegend novationslabor“ vorgesehen, eine Plattform, um Donauwörth hat mit 1,7 Prozent eine auf der interdisziplinäre und anwendungs- Traktoren und Helikopter der niedrigsten Arbeitslosenquote Bayerns. relevante Forschungsthemen aus Robotik, Bayerisch-Schwaben befindet sich im Auf- Werkstoffe und Produktion „in engem Aus- wind. Die Luft- und Raumfahrtindustrie Theorie trifft Praxis tausch mit der bayerisch-schwäbischen Wirt- beschäftigt, was den Arbeitsplatzbesatz Mit der Universität Augsburg hat sich in den schaft erforscht werden“, wie „UNI A“, das betrifft, an den Standorten Donauwörth vergangenen Jahrzehnten langsam, aber si- Mitteilungsorgan der Hochschule in seiner (Airbus Helikopter) etwa das Vierfache des cher eine Hochschule etabliert, die nicht nur jüngsten Ausgabe schreibt. Bundesdurchschnitts. Aber auch das Boden- als Ausbildungsadresse geschätzt, sondern Bei einer solchen Strategie kommt dem Be- ständige kommt nicht zu kurz: Der weitaus auch als kompetente Forschungseinrich- obachter zwangsläufig wieder Bau Fritz mit größte Teil aller Traktoren und Landmaschi- tung gesehen wird. Obwohl zunächst die seinem Gedankenpfad und den Aphorismen nen stammt aus Marktoberdorf (Fendt) oder geisteswissenschaftliche Ausrichtung stark in den Sinn: „Das Wesentliche im Umgang Lauingen (Deutz Fahr). Insgesamt gesehen, ausgeprägt war, setzte sich im Laufe der ver- miteinander ist nicht der Gleichklang, son- ist die Region eine Domäne des Fahrzeug- gangenen Jahre immer mehr die Erkenntnis dern der Zusammenklang.“ n 6 STARKES LAND Bayern
Titelstory Weichenstellung auf dem Hochplateau Einer der innovativsten Landstriche Deutschlands macht sich fit für die Zukunft. Im bayerischen Regierungsbezirk Schwaben setzt man auf Innovation und Digitalisierung. Ein Gespräch mit Andreas Kopton, dem Präsidenten der IHK Augsburg. Das Interview führte Reinold Reberger STARKES LAND: Herr Kopton, den Präsidenten der IHK Schwaben kann man nur beglückwünschen. Seinem Kammerbezirk geht es gut: hellwache Unternehmen, engagierte Mitarbeiter, niedrige Arbeitslosigkeit und ein gelungener Struktur- wandel. Was will man mehr? ANDREAS KOPTON: Das ist richtig. Dennoch gibt es einiges zu tun, denn wir sind an einer für unsere Industrie wichtigen Weggabelung angelangt. Hier heißt es, dass wir unsere Unternehmen dafür sensibilisieren müssen, dass wir bei der Digitalisierung und Automatisierung zum Beispiel in der für uns wichtigen Automotive- Sparte nicht abgehängt werden. Sieht es danach aus? Nein. Im Augenblick ist es so, dass wir uns seit Jahren auf einem Hochplateau befin- den. Das bestätigen auch unsere jährlichen Konjunkturumfragen. Das heißt, bildlich Wir sind gut auf- gestellt, sehr produktionsorientiert. Andreas Kopton, IHK Präsident FOTO: IHK SCHWABEN, AUGSBURG Der Unternehmer Andreas Kopton ist seit 2009 Präsident der IHK Schwaben gesprochen, dass wir auf diesem Plateau frei herumlaufen können und nicht, wie in der Zeitung lesen: Die Elektromobilität auf jeden Fall nicht abwarten, bis sich bei einem „Gipfel“, gleich wieder absteigen stellt eine immense Herausforderung dar, die Wolken verzogen haben. Abgesehen müssten. Wir sind gut aufgestellt, sehr pro- während das Diesel-Bashing auch keine davon hat diese Region einige Erfahrung duktionsorientiert. Eine Besonderheit der erbauliche Veranstaltung ist. Da ziehen in Sachen Strukturwandel, wenn Sie sich schwäbischen Wirtschaft ist es, dass rund schwarze Wolken auf, und wir müssen die Entwicklung der Textilindustrie in den 40 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts uns rechtzeitig darauf einrichten. Das sind letzten 70 Jahren anschauen, wo aus der aus der Produktion stammen, was man an- unsere Aufgaben für die nächsten Jahre. einstigen Hochburg Bayerisch-Schwaben gesichts der schönen Berge auf den ersten nur noch eine mehr oder weniger margina- Blick vielleicht gar nicht vermuten würde. Wie wollen Sie das organisieren? le Größe übriggeblieben ist. Diesen Struk- Das bedeutet andererseits aber auch, dass Wir bringen die Zulieferer mit den Herstel- turwandel haben wir im einst textillastigen wir aufpassen und dem Druck standhalten lern zusammen, um gemeinsam den vor Schwaben besser hingekriegt als Nord- müssen. Denn wir können es ja jeden Tag uns liegenden Weg auszuloten. Wir werden rhein-Westfalen mit Kohle und Stahl … STARKES LAND Bayern 7
… aber Sie hatten es hier auch einfacher, Was muss man sich unter der Kooperation Sie meinen die Ost-West-Verbindung? denn von einer uralten Industrietradition der IHK von Schwaben, Oberbayern Ja. Für uns war es nie nachvollziehbar, kann man in Schwaben nicht reden … und Niederbayern vorstellen? weshalb mit „Stuttgart 21“ in Ulm-Haupt- … das stimmt, was aber wiederum Diese Kooperation gibt es erst seit bahnhof Schluss sein sollte. Diese darauf hindeutet, dass wir eine Kurzem. Für uns ist es nichts anderes Erkenntnis hat sich schon vor einiger Zeit „Innovationskultur“ haben, also als eine Verlängerung der Technologie- in entsprechenden Planungen niederge- stark ausgeprägte innovative Unter- achse Karlsruhe – Passau. Sie müssen schlagen, und wir hoffen, dass wir eines nehmen, die schnell auf Marktver- sich vorstellen, dass wir es entlang nicht allzu fernen Tages den Ausbau der änderungen reagieren können. dieser Strecke mit einer ganzen Reihe Strecke bis nach Augsburg haben werden. hochinnovativer Unternehmen zu tun Denn damit wird auch das gesamte Heißt „Innovationskultur“ vielleicht haben. Etwa 50 Prozent aller deutschen Projekt „Stuttgart 21“ aufgewertet. Was auch „Investitionskultur“? Patente haben hier ihre geistigen jetzt noch fehlt, ist, dass in München die Falls Sie KUKA meinen, sind wir nicht Wurzeln. Die Verlängerung dieser geplante zweite Tunnelröhre so gebaut so unglücklich. Die chinesischen Achse bezieht sich in erster Linie auf wird, dass sie auch von Regionalzügen Investoren haben ja nicht nur die Aktien die Automotive-Strecke. Neben einer genutzt werden kann. Damit hätten wir aufgekauft, sie werden massiv in den ganzen Reihe gemeinsamer regio- einen schnellen Zugang zum Münchner Standort Augsburg investieren, rund nalpolitischer Interessen wollen wir Flughafen. Andererseits wären wir 100 Millionen Euro. Interessant ist, dass die hier angesiedelten Unternehmen schneller in Stuttgart … n der weitaus größte Teil dieser Summe sensibilisieren und sie damit fit für den i nicht in die Produktion, sondern in neuerlichen Strukturwandel machen. Innovation fließt. Das heißt, dass man neue Robotertypen entwickeln wird und Beim Begriff „Achse“ hört man Zur Person damit eindeutig auf die Zukunft setzt. das Stichwort „Verkehr“. Andreas Kopton, 60, ist seit 2009 Präsident der Was die Fernstraßen betrifft, können Industrie- und Handelskammer Schwaben. Also über das mit „Jobgarantie“ wir zufrieden sein; wir haben eine sehr Der promovierte Diplom-Ökonom stammt aus verbundene Jahr 2023 hinaus? gute Anbindung. Auf der Schiene sieht Wremen (Kreis Cuxhaven) und ist Vorstand der Andere Frage: Warum sollten sie es nicht das im Augenblick noch etwas anders HPC Harress Pickel Consultant AG, eines auf tun? Wenn sich KUKA weiterhin am aus. Aber auch da sind wir optimistisch, Umweltberatung spezialisierten Unterneh- Markt behauptet – was anzunehmen dass wir bald den Anschluss an das mens aus Harburg (Landkreis Donau-Ries). ist –, werden sie es von hier aus tun. 21. Jahrhundert geschafft haben. ANZEIGE Kraftplatz gefällig? FOTO: © MARCO RIEBLER Wer auf der Suche nach Entschleunigung und Genuss ist, für den gibt es einen Ort gleich hinter der bayrischen Grenze, wo man genau das findet: das Stiegl-Gut Wildshut – Österreichs 1. Biergut. G anz in der Nähe des Waginger Sees, dort wo Bayern auf Salzburg und Oberöster- reich trifft, gibt es einen ganz beson- deren Ort des Ausgleichs, des Wissens und des Glücks: das Stiegl-Gut Wildshut. Hier hat die Stieglbrauerei zu Salzburg einen wahren Kraftplatz zum Innehalten und Natur erle- ben geschaffen. Das Biergut – übrigens das Kreislaufwirtschaft zum Angreifen auf Österreichs 1. Biergut erste seiner Art in Österreich und vermut- lich auch in Europa – steht für nachhaltige halten und Urgetreidesorten kultiviert. Diese dem kommt noch auf den Teller, was das Landwirtschaft, für Vielfalt und vor allem für vermälzt man hier selbst und veredelt sie an- Gut hergibt wie selbst gekäster Käse, Lardo Experimentierfreude und Genussmomente. schließend in der ersten Vollholzbrauerei zu vom Mangalitza-Schwein oder dry aged beef Unter dem Motto „Kreislaufwirtschaft den Wildshuter Bierspezialitäten. vom Pinzgauer Rind. Dazu schmecken die zum Angreifen“ geht man hier ganz bewusst Im „Kråmerladen“ dreht sich dann alles Wildshuter Biere. Für die kleinen Besucher „back to the roots“ und nimmt alle Schritte um „Bier & Brot“. Schließlich haben Bier- steht eine Arche zum Spielen bereit. Mit des Bierbrauens wieder in die eigenen Hän- brauen und Brotbacken einiges gemeinsam. Mai 2018 wird außerdem ein Gästehaus mit de, denn Bierbrauen beginnt für Stiegl schon Die im hofeigenen Holzofen gebackenen 11 Zimmern fertig gestellt. n im Boden. In der Bio-Landwirtschaft werden Brote werden in den unterschiedlichsten alte, vom Aussterben bedrohte Tierrassen ge- Varianten – warm und kalt – belegt. Zu- www.biergut.at 8 STARKES LAND Bayern
ANZEIGE „Digitalisierung bietet FOTOS: RICHTER+FRENZEL GMBH + CO. KG eine große Chance“ Das Familienunternehmen Richter+Frenzel ist einer der führenden deutschen Großhändler für Sanitär- und Haustechnik. Wilhelm Schuster, Vorsitzender der Geschäftsführung, spricht im Interview über die Chancen der Digitalisierung. Herr Schuster, das Zukunftsressort „E-Business“ genießt bei Richter+Frenzel Was bedeutet die Digitalisierung für Sie oberste Priorität und steht für die Zukunft persönlich: Ist sie Segen oder Fluch? des Unternehmens. Welche Digitalisierungs- Wir sehen die Digitalisierung eindeutig als maßnahmen treiben Sie hiermit voran? Segen. Als Händler sind wir prozessgetrie- WILHELM SCHUSTER: Prozessvereinfachung ben und die Digitalisierung hat ein sehr steht bei uns an oberster Stelle – wir hohes Potenzial zur Vereinfachung – sie richten deshalb auch unsere Aktivitäten bietet eine große Chance für die Zukunft im Wesentlichen darauf aus. Unser Ziel und eine Verbesserung der Wertschöpfung ist es, mehr Wertschöpfung und mehr im Gesamtprozess zwischen Handwerker, Effizienz für unsere Kunden in ihren Lieferant und Handel. Deshalb helfen Geschäftsprozessen zu gewährleisten. Wir wir unseren Kunden dabei, sie für sich Wilhelm Schuster ist Gründer der Initiative „R+F versuchen also mit unseren Digitalisie- zu nutzen. So sichern wir langfristig die DIGITAL“, die es sich zum Ziel gesetzt hat, die rungsprojekten, die Handwerksbetriebe hohe Qualität und die Wettbewerbsfä- Prozesse der Fachhandwerker optimal zu gestalten. in die Lage zu versetzen, ihre Kunden higkeit des deutschen Handwerks. schneller, genauer und besser zu beraten und die Prozesse zu vereinfachen. Sie haben vor ungefähr einem Jahr Service- und Lösungsansätze, die weit das „Forum Handwerk Digital“ ins über den Aspekt der Digitalisierung von Wie sieht der digitale Mehrwert Leben gerufen. Wie kam es dazu? Arbeitsabläufen im handwerklichen für die Kunden etwa aus? Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, Tagesgeschäft hinausgehen. Aber das Ein Beispiel dafür ist unsere VR-Brille, dem Fachhandwerk alle Chancen und Forum ermöglicht nicht nur die Vernet- die wir seit zwei Jahren in all unseren Möglichkeiten des digitalen Wandels zung mit SHK-Handwerkern, die sich mit Bad-Centern einsetzen. Hiermit kann aufzuzeigen und die bestmögliche Sanitär, Heizung und Klima beschäftigen, der Kunde schon wenige Minuten nach Unterstützung anzubieten. Dazu gehört sondern auch mit Handwerkern und Abschluss der Planung sein zukünftiges eben auch die Vernetzung untereinan- Dienstleistern aus anderen Bereichen. Badezimmer als wirklichkeitsgetreue der. Bei dieser Veranstaltung erhalten Darstellung im 360-Grad-Modus be- Entscheider aus dem Handwerk kom- Wie schnell sollten Handwerksunter- trachten – als wäre alles schon fertig. petente Beratung sowie praxisbezogene nehmen mit der Digitalisierung ihrer Geschäftsbereiche beginnen? Jedes Unternehmen soll selbst entschei- den, mit welchem Tempo es sich der digitalen Welt annähert. Ich bin davon überzeugt, dass sich jeder Handwerker, der sich aktiv um sein Geschäft kümmert, schon heute in irgendeiner Form mit Digitalisierung beschäftigt. n www.richter-frenzel.de www.forum-handwerk-digital.de Info i Richter+Frenzel ist bereits seit 1895 im Bereich Sanitär- und Haustechnik tätig und gehört in diesen Segmenten zu den führenden Großhändlern in Deutschland. Das Familienun- ternehmen beschäftigt an über 170 Standorten rund 3500 Mitarbeiter und arbeitet mit ca. Digitaler Mehrwert: Mit einer VR-Brille kann der Kunde das zukünftige Badezimmer 40 000 Handwerkspartnern zusammen. als wirklichkeitsgetreue Darstellung betrachten. STARKES LAND Bayern 9
Die Keimzellen der Energiewende 100 Millionen Euro werden in den nächsten vier Jahren in der Modellregion „C/sells“ in Süddeutschland investiert – und machen sie zu einem „Schaufenster intelligenter Energie“. Damit wird der erste Weg in die Zukunft des digitalen Energiesystems beschritten. von Andrea Lichtfuss Mit C/sells soll demonstriert werden, wie die Energiewende und der Ausbau von Erneuerbaren Energien in Zukunft großflächig realisiert werden können. S üddeutschland vernetzt sich mit der schlossen sich 50 Partner aus Wissenschaft, nämlich zum einen sukzessive auf neue Sonne – 50 Partner aus Industrie, Industrie und Netzbetrieb zusammen, um Player einstellen, zum anderen muss sie bei Energiewirtschaft und Wissenschaft das 100-Millionen-Euro-Projekt über vier der Energieversorgung trotz aller Verände- wollen in den nächsten vier Jahren Jahre auf eine erfolgreiche Ausbreitung im rungen, Schwankungen und Ungewisshei- in Baden-Württemberg, Bayern und Hessen Massenmarkt vorzubereiten. ten für Stabilität sorgen“, erklärt Albrecht ein zelluläres Energiesystem umsetzen. Das Reuter, Gesamtprojektleiter von C/sells. Ziel: ein klimafreundlicher, effizienter und „Zellen“ mit autonomem Zu diesem Zweck entwickeln und demons- sicherer Einsatz Erneuerbarer Energien. Energiemanagement trieren die Projektpartner das Zusammen- Mit C/sells soll demonstriert werden, wie wirken jener Zellen 100 Millionen Euro – 50 Partner die Energiewende und der Ausbau im zukünfti- Bereits 2011 wurden die Ziele der Energie- von Erneuerbaren Energien gen Ener- wende für Deutschland durch die Beschlüs- in Zukunft großflächig re- giesys- se der Bundesregierung festgelegt und in alisiert werden können. tem. mehreren internationalen Vereinbarungen Dabei steht das „C“ weiterentwickelt. Geplant sind unter ande- für Cells – die Zellen, rem eine Dekarbonisierung der Infrastruk- die in Summe die turen bis zur Mitte des Jahrhunderts, die gesamte Modellre- vollständige Abkehr von der Nutzung von gion ausmachen. Kernkraft bis 2022 sowie der schrittweise „Sells“ hingegen Infrastruktur- Informationssystem (IIS) Umbau der Energieversorgungsstrukturen. verweist auf neue Auf diesem Weg soll aus der ressourcenba- Geschäftsmodel- sierten Energiewirtschaft ein technikorien- le, die mit der Netzwerk- management Gateway Administrator Flexibilitäten- Kataster tiertes System werden, das auf Erneuerbaren digitalen Ener- Fernwirk- Registry technik Energien fußt. giewende neue Zum Jahreswechsel 2016/17 fiel schließ- Wirtschaftsstruk- IKT- Plattform lich der Startschuss für fünf Demonstrati- turen und -chan- Intelligentes CLS- Messsystem Operator onsvorhaben in Deutschland, die im Rah- cen entstehen men des Förderprogramms „Schaufenster lassen. „Die Energie- intelligente Energie – Digitale Agenda für wirtschaft muss sich die Energiewende“ (SINTEG) bis Ende 2020 umgesetzt werden. Die größte dieser Mo- GRAFIK: © PPC AG dellregionen trägt den Namen „C/sells“ und erstreckt sich über die Bundesländer Ba- Zusammenspiel zwischen IIS den-Württemberg, Bayern und Hessen. Hier und der Energieinfrastruktur 10 STARKES LAND Bayern
C/sells Regiomärkte ermöglichen den intra- und interzellulären Handel Zentrale Märkte / von Energie und Strombörse Flexibilität. Netzbetreiber / System Operator Regiomarkt Regiomarkt Energie/Systemdienstleistung regionalisiert oder Standardprodukt FOTO: FOTOLIA/WOLFILSER Regiomarkt GRAFIK: © KIT Die Erzeugung, Verteilung und Speicherung von Energie innerhalb dieser Zellen soll je- doch möglichst autonom organisiert werden. Dabei ist die Definition einer „Zelle“ variabel: So kann diese sowohl Erzeuger und Netze als auch Verbraucher und Speicher umfassen, die wünsche und Kommunikationsbedürfnisse Dabei berücksichtigt das C/sells-Marktdesign sich in einer räumlichen Nähe zueinander von Bevölkerung und Wirtschaft aufgegriffen sowohl die Wechselwirkungen unterschiedli- befinden. Beispielsweise können also Städte werden können, ist eine frühzeitige, aktive cher parallel existierender Märkte als auch die und Quartiere, aber auch Straßenzüge und Einbindung notwendig. tatsächliche Umsetzbarkeit der Energieflüsse Areale wie Flughäfen oder Industriegebiete Die engagierte Teilnahme einer Vielzahl von aufgrund physikalischer Netzrestriktionen. als C/sells-Zellen fungieren. Ausgehend von Akteuren schafft hier eine gesamtgesellschaft- über 30 Demonstrationszellen ergibt sich so liche Bewegung, welche die Energiewende ak- Süddeutschland als Schaufenster eine Vielfalt zellulär strukturierter Energiesys- tiv vorantreibt und eine nötige Denkwende Süddeutschland, speziell Baden-Würt- teme, die durch die aktive Partizipation der ermöglicht. So können C/sells-Akteure nicht temberg, Bayern und Hessen, besitzt alle Beteiligten mitgestaltet werden. nur den Netzbetreiber bei Engpässen im Netz Voraussetzungen für ein eindrucksvolles „Wir haben die Demonstrationszellen, Schaufenster zur „Intelligenten Energie- die technische Lösungen und Marktansätze versorgung“. Schon heute gibt es hier über demonstrieren, und Partizipationszellen, wo 760 000 Prosumenten, die Strom nicht nur unser besonderes Augenmerk auf der Kom- Die Energiewirtschaft verbrauchen, sondern auch selbst erzeugen. munikation liegt“, so Reuter. „Wir laden aber auch ganze Städte ein, sich unserer Bewegung muss sich sukzessive Die Region ist nicht nur dank der höchsten solaren Erzeugung in Deutschland für dieses anzuschließen. Die ersten Kommunen haben auf neue Player einstellen. Projekt prädestiniert: Auch ihre vielschichti- bereits unterzeichnet. Das Interesse ist groß.“ ge Netzstruktur, die Kombination von indus- Albrecht Reuter, Gesamtprojektleiter von C/sells trialisierten und ländlichen Regionen sowie Massives Umdenken notwendig die zentrale Lage im europäischen Netzver- Um der Energiewende erfolgreich zu begeg- unterstützen, sondern auch den Strom un- bund stellen dafür eine optimale Basis dar. nen, braucht es aber vor allem Bewegung tereinander handeln oder zentral verkaufen. Europäische Vorhaben sind dabei mit C/sells in der Gesellschaft. Ein massives Umden- Wer zu viel Strom übrig hat, kann diesen abgestimmt, sodass sich sowohl die Vorteile ken, etwa bei Gewohnheiten im Umgang also etwa an einen Abnehmer im Nachbar- der europäischen Integration als auch einer mit Energie oder Energiedienstleistungen, dorf oder an der Strombörse zu Geld machen. Multiplikatorwirkung in den Nachbarslän- ist notwendig, um Reibungsverluste bei der Diese Handelsmöglichkeit schafft nicht nur dern entfalten werden. So wird mit C/sells ein Transformation des Energiesystems gering zu vielfältige Partizipationsmöglichkeiten, son- fließender Übergang von der Demonstration halten. Denn: Energiewende findet zuallererst dern gibt auch allen Akteuren im zukünftigen bis zum Massenmarkt ermöglicht – welcher im Kopf statt. Und damit die Entwicklungs- Energiesystem einen ökonomischen Rahmen. im besten Fall selbstverstärkend wirkt. n STARKES LAND Bayern 11
Intelligente Wärme für München FOTO: MORITZ HOFFMANN/WWW.MORITZHOFFMANN.COM Die Lösung der Energiefrage ist eine der zentralen gesellschaftlichen Zukunftsaufgaben. Im Rahmen des Forschungs- und Demonstrationsvorhabens C/sells im Solarbogen Süddeutschlands wird während einer Projektlaufzeit von vier Jahren gezeigt, wie die intelligente Energieversorgung der Zukunft funktionieren kann. von Daniel Naschberger Bis 2020 werden cirka 1000 Münchner Haushalte mit intelligenter Mess- und Steuertechnik ausgestattet. S icher, umweltfreundlich, kosten- Auf diesem Weg können unsere Kunden Aktive Beteiligung des Konsumenten günstig und auf die Bedürfnisse der aktiv an der Energiewende teilhaben – Das klassische lineare Bild der Energiekette Menschen ausgerichtet – so könnte ohne dabei auf Wärme und Komfort ver- von der Aufbringung über die Verteilung bis die Antwort auf die Frage lauten, wie zichten zu müssen.“ hin zum Endverbrauch wird wohl bald nicht das Energiesystem der Zukunft aussieht. mehr existieren. Vielmehr zeichnen sich Um dieses zu realisieren, sind umfassen- Intelligente Messsysteme zukünftige Energiesysteme vor allem durch de, langfristige und konsistente Strategien optimieren Verbrauch einen verstärkten Energiefluss in beide Rich- unumgänglich. Die Bewirtschaftung der Wärmeanlagen tungen aus – also auch von der Ebene des Die Stadtwerke München (SWM) sind beim Kunden erfolgt dabei über das virtu- Endverbrauchs über die Energieverteilung davon überzeugt, dass der Wärmesektor elle Kraftwerk (vKW), das die Stadtwerke bis hin zu den Transportnetzen. bei der Energiewende eine wichtige Rol- München schon seit vielen Jahren erfolg- Dank der erhöhten informationstechni- le spielen wird. Um dies zu verifizieren, reich betreiben. Von hier aus wird gesteuert schen Vernetzung der Elemente im System werden bis 2020 im C/sells-Teilprojekt und überwacht. Zur Abstimmung zwischen können nicht nur relevante Daten ausge- „Intelligente Wärme München“ ca. 1000 Stromproduktion und -bedarf werden die tauscht, sondern auch eine aktive Beteiligung Münchner Haushalte mit intelligenter entsprechenden Informationen mithilfe des Konsumenten ermöglicht werden. Mess- und Steuertechnik ausgestattet. „intelligenter Messsysteme“ direkt aus den Süddeutschland besitzt dabei ganz beson- Doch was steckt dahinter? „Die Grundidee Kundenanlagen gesammelt. Auch Wetter- dere Voraussetzungen für ein eindrucksvolles ist, dass sich Wärme wesentlich leichter daten und Impulse von den Strommärkten Schaufenster zu „intelligenter Energie“ auf speichern lässt als Strom“, erklärt Andreas werden herangezogen, um den Heizstrom- engem Raum: Der Ost-West-Solarbogen mit Weigand von den Stadtwerken München. bezug zu optimieren. Das Ziel ist es, den dem Schwerpunkt Photovoltaik, mit dicht be- „Wenn Photovoltaikanlagen oder Wind Strom in den Kundenanlagen zu jenem Zeit- siedelten Wohn-, Industrie- und Gewerbege- räder viel Strom erzeugen, kann das La- punkt zu verbrauchen, an dem möglichst bieten als Lastzentren sowie den umsatzstar- den von Elektrospeicherheizungen und viel Energie aus regenerativen Energiequel- ken Standorten der Geräteindustrie vernetzt Wärmepumpen diese Spitzen auffangen. len zur Verfügung steht. dabei alle erforderlichen Komponenten. n 12 STARKES LAND Bayern
C/sells Ein Stromnetz, FOTO: HARALD HELMLECHNER das mitdenkt Der Umstieg auf Erneuerbare Energien stellt das Stromnetz gerade im ländlichen Raum vor neue Herausforderungen. Im ostbayerischen Altdorf wurde deshalb ein Feldversuch initiiert. von Andrea Lichtfuss In Altdorf bei Landshut wird die Zukunft der Energiewende intensiv vorangetrieben. I n Ostbayern wird derzeit bewiesen, wie auch Verbrauchern. „Intelligente Netze, so- Hierfür implementiert der Verteilnetzbe- eine nachhaltige Energieversorgung auf genannte ‚Smart Grids‘, übertragen dabei treiber Bayernwerk in Kooperation mit den der Basis von Solarenergie mithilfe von nicht nur Strom, sondern auch Informati- Projektpartnern PPC, Intel und der OTH Smart Grids nicht nur sicher, sondern onen über Erzeugung und Verbrauch oder Regensburg – unter der wissenschaftlichen auch kostengünstig realisierbar ist. Der auch den aktuellen Netzzustand“, erklärt Koordination der FfE – ein Smart Grid mit Feldversuch in Altdorf liefert dabei wichti- Prof. Wolfgang Mauch von der Forschungs- mehreren 100 intelligenten Messsystemen ge Erkenntnisse für eine möglichst effiziente stelle für Energiewirtschaft e. V. (FfE). „Das und bis zu 150 steuerbaren Elementen in solare Energiewende. ermöglicht es dem Netz, flexibel auf unter- Ostbayern. Zentrales Ziel ist es, die Anfor- schiedliche Situationen zu reagieren.“ derungen an eine zukunftsfähige Netzinfra- Smart Grids – intelligente Stromnetze struktur zu ermitteln und zu identifizieren, Die Grundlage für die Umsetzung einer intel- Feldversuch in Altdorf wie Erzeuger, Speicher und Verbraucher ligenten Energieversorgung ist die Erfassung In Altdorf soll eine intelligente Stromnetzin- netz- und systemdienlich flexibilisiert wer- relevanter Daten vor Ort – bei Erzeugern wie frastruktur aufgebaut und erprobt werden. den können. n ANZEIGE Das Netz der Zukunft biet in Zukunft dazu dienen, die zunehmende Anwendung von Speichern und E-Mobility durch unsere Kunden zu erfüllen und die Die Bayernwerk AG, Bayerns größter Verteilnetzbetreiber, startete Stabilität des Netzes in gleichbleibend hoher kürzlich im Landkreis Deggendorf ein Pilotprojekt zur Einbindung flexibel Qualität zu sichern“, sagte Gotzel. steuerbarer Speicherleistung im Stromnetz. Energiewende 2.0 FOTO: BAYERNWERK AG/C. MARTENS Nachdem die Bayernwerk AG die erste Phase Bayerns Wirtschafts- der Energiewende – die Integration der Erneu- staatssekretär Franz erbaren Energien in das Netz und in den Markt Josef Pschierer – gerade erfolgreich absolviert hat, gilt es nun, und Bayernwerk- den nächsten Schritt für eine ressourcenscho- Vorstands- nende Zukunft zu verwirklichen. Durch das vorsitzender Reimund Projekt Distribat soll in Zukunft das zuneh- Gotzel (v. l.) vor dem mende Bedürfnis der Netzkunden befriedigt Schrank mit dem werden, dass sie grünen Strom auch dann Batteriespeicher nutzen können, wenn der Wind gerade nicht zum Test in weht oder die Sonne einmal nicht scheint. Im Langenisarhofen. Fokus steht für die Bayernwerk AG primär der immer wiederkehrende Kundenwunsch nach D as Projekt „Distribat“ der Bayernwerk formation der Energieversorgung weiter vor- gesamtheitlicher Versorgung durch Alterna- AG sucht in den nächsten zwei Jahren anzutreiben“, erläutert Reimund Gotzel, Vor- tivenergie. Das bayerische Wirtschaftsminis- nach Antworten auf die Frage, wie Bat- standsvorsitzender der Bayernwerk AG. „In terium unterstützt den Batteriespeicher-Test. teriespeichereinheiten in Verteilnetzen wir- einem ausgewählten Niederspannungsnetz Bayerns Wirtschaftsstaatssekretär Franz Josef ken und welche Möglichkeiten sich daraus in der Gemeinde Langenisarhofen wurden Pschierer war zum Start überzeugt, „dass das ergeben. „Wir entwickeln in Niederbayern insgesamt drei Speichereinheiten mit einer Projekt ein wichtiger Schritt für eine gelingen- das Netz der Zukunft stetig weiter und fügen Kapazität von jeweils 22,5 Kilowattstunden de Energiewende ist“. n dem Projekt einen weiteren Baustein hinzu, installiert. Die Ergebnisse des Pilotprojekts um die Energiewende und die digitale Trans- werden uns im gesamten bayerischen Netzge- www.bayernwerk.de STARKES LAND Bayern 13
Hier entsteht Energie neu. Deutschland hat ein wichtiges Ziel: Die Energiewende – klimafreundliche, auf erneuerbaren Energien basierende Infrastrukturen, die flexibel, vielfältig und gemeinschaftlich gestaltet sind. Die dafür um- fangreiche Umstrukturierung gelingt mit der Digitalisierung des Energiesystems. Welche Chancen sich dabei ergeben, wird derzeit in fünf Modellregionen erforscht und demonstriert – den so genannten SINTEG-Schaufenstern*. Das Größte befindet sich in Süddeutschland und erstreckt sich unter dem Solarbogen von Bayern über Hessen bis nach Baden-Württemberg. *SINTEG = Schaufenster intelligente Energie - Digitale Agenda für die Energiewende ie auch S Werden ells und C/s Teil von aus, welche Sie her auf Sie , finden C h ancen u n d r - Vorteile r Unte n H a u shalt, Ih chungs- Ihre re Fors m e n oder Ih ten: ne h r ic h t u ng war ein net csells. Mehr als 50 Partner, die vernetzt zusammenarbeiten Mehr als 300 Personen, die das C/sells-Großprojekt gestalten Rund 800.000 Prosumenten, die selbst Strom erzeugen und mitwirken Rund 30 Millionen Bürgerinnen und Bürger, die davon profitieren werden Unsere Partner: ads-tec, Bayerisches Zentrum für angewandte Energieforschung ZAE, Bayernwerk, Common Sense Projects, CUBE Engineering, DB Energie, Dr. Langniß Energie & Analyse, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt, devolo, EAM, EnergieNetz Mitte, EEBus Initiative, Ehoch4, EnBW Ostwürttemberg DonauRies, Energiedienst, FfE Forschungstel- le Energiewirtschaft, FfE Forschungsgesellschaft für Energiewirtschaft, Flughafen Stuttgart, Fichtner IT Consulting, Frauhofer-Gesellschaft, FZI Forschungszentrum Informatik, Hochschule Offenburg, Hochschule Ulm, House of Energy, IDS, ISC International Solar Energy Research Center Konstanz, Intel, Karlsruher Institut für Technologie, Limón, Lumenion, meteocontrol, MVV Energie, Netze Mittelbaden, Netze BW, Next Kraftwerke, Öko-Institut, OLI Systems, Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg, Power Plus Communications, Schleupen, Seven2one Informationsysteme, Smart Grids-Plattform Baden-Württemberg, Städtische Werke Netz + Service, SWM Services, 14 Stadtwerke Schwäbisch Hall, SWU Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm, TenneT TSO, TransnetBW, Technische Universität München, Universität Kassel, Universität Konstanz, Universität Stuttgart, Venios, STARKES LAND Bayern WIRCON, Vodafone, Wolff & Müller Energy, Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg ZSW
Metropolregion München FOTO: EMM E. V./SYLVIA DOBLER EMM e. V. Geschäftsführer Wolfgang Wittmann, stellv. Geschäftsführerin Eva Krumme, der Gastgeber Landrat Thomas Karmasin und Landrat Christoph Göbel, 1. stellvertretender Vorsitzender des EMM e. V. (von links) auf der Metropolkonferenz 2017 in Fürstenfeldbruck. Metropolkonferenz 2017 Digitalisierung und Vernetzung als Herausforderung „Digitalisierung und Vernetzung der Welt – Herausforderungen und Strategien für die Zusammenarbeit von Wirtschaft und Regionen“ war das Thema der Metropolkonferenz 2017, die vom EMM e. V. in Fürstenfeldbruck veranstaltet wurde. W achstum und Digitalisierung Fürstenfeldbruck die Region stärkt, stellte globalisierten Welt. „Wer erfolgreich sein waren die Themen der Metro- Bürgermeister Michael Schanderl, Kreisvor- will, muss zusammenarbeiten. Um die Früch- polkonferenz 2017: Zwei Be- sitzender des Bayerischen Gemeindetags, bei te und Lasten der Metropolregion München griffe, die eng zusammengehö- seinem Vortrag über die im Jahr 2016 ent- gerecht zu verteilen, braucht es in der Region ren. München und sein Umland wachsen wickelte Räumliche Entwicklungsstrategie eine starke Kultur der Gemeinsamkeit und weiter und stellen die einzelnen Städte und (RES) für den Landkreis vor und ermunterte funktionierende Strukturen der Abstimmung Gemeinden vor die Frage, wie viel davon damit andere Landkreise, diesem Beispiel zu zwischen den Gemeinden.” eigentlich noch verkraftbar sei. Gerade mit folgen. Er hob dabei besonders die Vorteile Helbrecht verwies auch darauf, dass eine dem damit eng verknüpften Thema Digita- eines interkommunalen Konzepts hervor, Metropolregion München ein Gefäß sei, lisierung verbinden sich nicht nur Chancen, bei dem auch die Bürger eingebunden wa- dass es zu füllen gelte – was bislang noch sondern auch Ängste. ren und das kostengünstig in Zusammenar- nicht ausreichend geschähe. Die Region um Rund 270 Vertreter aus Politik, Verwal- beit mit den Nachbargemeinden entwickelt München sei „in der glücklichen Situation, tung, Planung und Wirtschaft kamen im werden soll. seit Jahren zu wachsen”, sagte Helbrecht, Churfürstensaal, der heute zu den Räumlich- die lange in München gelebt hat. Andere keiten der Polizeischule gehört, zusammen. Gemeinsam für die Region Regionen hätten eher das gegenteilige Pro- Begrüßt wurden sie von den beiden Gastge- Gerade diese Zusammenarbeit sei wichtig, blem. „Es ist sicher schwieriger, den Mangel bern Thomas Karmasin, Landrat des Land- hieß es auch in den anderen Impulsvorträ- verteilen zu müssen, wie das in schrumpfen- kreises Fürstenfeldbruck, und vom stellver- gen: Zwar sei das Denken – gerade im Hin- den Regionen der Fall ist, als Wachstum zu tretenden Vorstandsvorsitzenden des EMM blick auf das Thema Digitalisierung – über gestalten.“ Trotzdem sei in der Metropolre- e. V. Landrat Christoph Göbel. Grenzen hinweg wichtig, aber, wie der stell- gion München noch viel zu tun, sagte Hel- Gleich zu Beginn der Konferenz machte vertretende Vorstandsvorsitzende des EMM brecht: „Obwohl es historische Erfahrung Keynote Speaker, Andreas Brill, Geschäfts- e. V. Christoph Göbel, Landrat des Land- im Umgang mit regionaler Kooperation führer b4b GmbH, bei seinem Vortrag deut- kreises München, sagte, müsse man stets gibt und genug Fachwissen und Organisa- lich, dass die Digitalisierung immer weiter im Blick behalten, sich „gemeinsam für die tionsmodelle vorhanden sind, kommt die voranschreiten wird, und ermahnte, dass Region“ einzusetzen. Region München dabei nicht voran.“ Hel- Unternehmen, genau wie Regionen, nicht Auch Ilse Helbrecht, Direktorin des Geo- brecht abschließend: „Es muss sich erst ein an alten Strukturen festhalten dürfen. Solche grafischen Institutes der Humboldt Univer- Wir-Gefühl des Gemeinsamen entwickeln: Herausforderungen zu meistern, ist nur als sität Berlin, legte den Fokus auf die Notwen- Diese Region müssen wir in den Köpfen und starke Region möglich. Wie der Landkreis digkeit der regionalen Vernetzung in einer Herzen erst werden.“ n STARKES LAND Bayern 15
Alte Mechanismen ANZEIGE Wo Idylle auf Zukunft trifft Der Landkreis Donau-Ries verbindet greifen nicht mehr dynamische Wirtschaftsstärke mit Andreas Brill, Geschäftsführer der b4b GmbH, bereitet Unternehmen ausgezeichneter Lebensqualität. und Institutionen auf die Digitalisierung vor. Bei der Metropolkonferenz E ine intakte Natur, vielfältige Freizeit- hielt er einen Impulsvortrag zum Thema, im Interview spricht er über und Kulturangebote und kurze Wege Chancen und auch Ängste, die damit verbunden sind. in die Großstädte Augsburg, München und Ulm: Donau-Ries ist nicht umsonst eine der lebenswertesten Regionen in ganz Deutschland. Das Interview führte Christian Eder liegen darin auch sehr viele Möglich- keiten, neue Geschäftsmodelle. Ich FOTO: OETTINGER BRAUEREI GMBH glaube, wir leben in der aufregendsten STARKES LAND: Herr Brill, wann begann Zeit, die es je gegeben hat. Aber viele für Sie persönlich die Digitalisierung? der Dinge, die heute passieren, sind ANDREAS BRILL: 1996 hat sich für mich für das menschliche Gehirn nicht das Denken verändert. Aus einem mehr vermittelbar, zum einen, weil kleinen Projekt heraus haben wir sie so komplex sind, zum anderen, begonnen, uns mit der Medien- und weil sie mit einer Geschwindigkeit Informationswirtschaft zu beschäftigen stattfinden, die so komplex ist. und auch mit vielen Fragen, die heute noch aktuell sind: Wenn ein Produkt vorher verkauft wird, dann auf einmal nichts mehr kostet, sondern gratis zur Verfügung steht, wie verändert sich Ich glaube, wir leben die Wirtschaft? Das hat mich nie mehr in der aufregendsten losgelassen. 1999 hat das durch den Börsen-Hype Fahrt aufgenommen. Zeit, die es je gegeben hat. Und heute ist es wichtiger denn je: Andreas Brill, Geschäftsführer der b4b GmbH Der Einzelhandels-, der Musik- und Buchhandelsbereich wurden schon durch die Digitalisierung verändert, Wie kann man nun den Menschen die aber eigentlich sind alle davon betrof- Angst nehmen, dass die Digitalisierung fen, das ist den Menschen inzwischen zum Beispiel Arbeitsplätze zerstört? Im Landkreis Donau-Ries sind viele erfolgreiche bewusst. Die alten Mechanismen Das ist sicher eine begründete Angst: Unternehmen beheimatet. greifen nicht mehr, es ist jedoch Die Digitalisierung wird Arbeitsplätze schwierig, auf neue umzustellen. zerstören! Wir müssen deshalb Ausgezeichneter Wirtschaftsstandort Wichtig ist, vor allem die Probleme beginnen, in unserer Gesellschaft Dabei überzeugt vor allem die einzigartige zu sehen, die Herausforderungen. anders zu denken. Wir sind gewohnt, Kombination aus ländlichem Lebensraum Aber man muss das Thema mit das derzeitige Modell als Ende der und optimalem Wirtschaftsstandort. Viele einer nach vorne gerichteten, Entwicklung zu sehen. Aber wir haben erfolgreiche Unternehmen sind hier behei- objektiven Haltung betrachten. zum ersten Mal in der Geschichte die matet – 58 davon wurden sogar mit dem Möglichkeit, die Versprechungen, die Label „TOP-Arbeitgeber DONAURIES“ aus- Viele der Unternehmen, mit denen bereits mit der industriellen Revolution gezeichnet. Sie zu tun haben, sehen das aus im 18. Jahrhundert gemacht wurden, einer defensiven Haltung? einzulösen: dass der Mensch von der Forschung 4.0 im TTZ Ja, alle. Wir müssen diese Denkweise Zumutung der Arbeit entlastet wird. Ein besonderes Highlight verbirgt sich im umpolen. Als erster Schritt dahin Es ist realistisch, dass sich viel ratio- Hochschulzentrum Donau-Ries: das Techno- muss man die Probleme zuspitzen, klar nalisieren lässt, körperliche und auch logietransferzentrum (TTZ). Die Mitarbeiter machen, wie dramatisch der Wandel geistige Arbeit. Wir müssen umdenken, des TTZ erarbeiten dabei laufend neue Wege ist, weil der Großteil der Veränderungs- nicht mehr den Sinn des Lebens in der zur Digitalisierung von Produktionsprozes- versuche das Problem noch trivialisiert, Arbeit sehen. Ich sage, es ist positiv, sen – und leisten so einen wichtigen Beitrag versucht wird, etwas Digitalisierung dass wir nicht mehr arbeiten müssen. zur Standort- und Fachkräfteentwicklung.n in das bestehende Geschäftsmodell zu integrieren. Dabei wird die essentielle Sie haben in Ihrem Vortrag auf der www.donauries.bayern Frage oft vergessen: Welche Relevanz Metropolkonferenz als positives Beispiel Wirtschaftsförderverband DONAURIES e. V. hat in der digitalen Zeit das eigentlich Udecity genannt, die freie Universität, die Pflegstr. 2, D-86609 Donauwörth noch, was ich mache? Für Unternehmer nur digital existiert. Kann und wird das Tel. +49/906/74-641, info@donauries.bayern ist das eine Herausforderung. Natürlich das Bildungssystem revolutionieren? 16 STARKES LAND Bayern
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