Universitäts- und Landesbibliothek Tirol - Innsbrucker Nachrichten. 1854-1945 1920 - Universitäts- und ...

 
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Universitäts- und Landesbibliothek Tirol

   Innsbrucker Nachrichten. 1854-1945
                  1920

                19.6.1920
Universitäts- und Landesbibliothek Tirol - Innsbrucker Nachrichten. 1854-1945 1920 - Universitäts- und ...
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                         Lrlerstvstze Rr . 7.                    !   vierdoifMrl , ML 27.—. Mit Po ^ «f«nLiu,z in das besetzte Gebiet ienftiti      MoncttS, in dem die fchnstkiche AbmelLmiq erfolgt.
           BoranLosEcker SchrrftletterJ . E. 8emgda«S.           ?   de« Brenners lSSdrirotz vten &tl. Are 3.31), ©K ^ taammer Lire — 15.                 Psfffpa «Ssffs«--KsmtO Mv. S2.S77.

        Rümmer 137                                                             Samstag , Den 19. Juni 1920                                                                         67. Jahrgang
    WochenkalekÄer
                : Msntag. 14. Joh. Noo. Dienstag. 15. Artus. Mittwoch. 16. Benno. Donnerstag. 17. Adolf. Freitag, 18. Gervasius. Samstag. 19. Sultane. Sonntag. 20. Srkoerius.

                                                                                                                                        Wir fordern also, und wissen den größten Teil der Be¬
                                                                                                                                     völkerung bei dieser Forderung hinter uns , eine rasche
                                                                                                                                     und zielbenmtzte Arbeit          der A n s chl n tzko m m i s-
                                                                                                                                     sio n, damij bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit
                                                                                                                                     der wirtschaftliche             Anschluß      an Deutsch¬
                                                                                                                                     land via facti ohne viel Rücksicht           auf das Aus¬
                                                                                                                                     land      und die Staatsregierung              dnrchgcführt
                          Eine Mahnung an                       die        ArrschlußZomrnMsrr
                                                                                          .                                          /
                                                                                                                                     werden könne. Ein Fortwursteln nach vormärzlicher
                                                                                                                                     Manier könnte-auch der Schafsgekuld mrserer Bevölke¬
         Die Nottvendigkeu des wirtschaftlicherr Arrschlrrsses. Lobensrnitteln zu leiden haben, znm Zusammen¬                        rung zu viel werden. Verhungern wollen wir nicht! Daß
                                                                    schluß    getmeben    haben,   bannt  sie sich gemeinsam         wir dos tun müsien, das steht nicht einmal im Schand-
       Morsen wird überall in deutschen Landen das Fest dieser Slot besser erwehren können. Es sind dies 'Verhält¬ vertrag von St . Germarn!
    der Sonnenwende gefeiert,- ans allen Höhen unserer nisse, deren endgültige Besserung nach Ansicht Tausender Sonnenwende                                    kommt      uns mit ihr hoffentlich
    ewig schönen Berge werden Feuer lodern, völkisch ge¬ nur durch den Anschluß Tirols an Deutschland erzielt auch die Wende im wirtschaftlichen Kanrpse nach auf¬
    sinnte Männer und Frauen werden '-m begeisterten Schcrr- werden kann.                                                            wärts, denn a b w 8 r t sgtng es wahrlich schon lange
    lied ihre Liebe und Treue zur deutschen Heimat bezeugen.                                                                         genug!
    Traurige Zeiten find es aber, in denen wir diese uralte            Der Siaatskarren ist nach vielem HüH und Hott endgA-
    deutsche Feier begehen. Ab Sonnwend werden die Tage t .g in dem Partei -haöersmnpf stecken geblieben: selbst, wenn
    kürzer,- sM mit dem -ÄneHmenden Tageslicht auch unsere es gelänge, ihn wieder flott zu machen, ist zu befürchten,
    Hoffnung          auf bessere Zeiten,.sM auch die Hoffnung aus daß er nach ein -paar irmdrebungen wieder an ein ande¬
                                                                                                                                                   in     Mtm»
                                                                                                                                                             WAsMWL
    die Vereinigung             mit unseren deutschen        Brü¬ res Hindernis airstößt und umfällt.                                    Herr S. W. schreibt uns : Die Errichtung einer solchen
    dern schwinden?                                                    Statt einmütig zusammen zu arbeiten, statt zu trachten, für das Land Tirol mit dem Sitze in Innsbruck stellt
        Bor wenigen Wochen haben aus den Ruf einiger pa¬ zu retten, was in unserem Staate noch zu retten ist, strei¬ sich angesichts unserer unhaltbaren                                 Ernäh¬
    triotisch gesinnter Männer hin Tausende und Abertau¬ ten sich die Parteien in Wien um leere Worte, denn rungslage                                   nicht bloß als etne begrüßenswerte Neue¬
    sende freudigen Sinnes und voll frühen Höffens für den anders kann man die verschiedenen                , langatmigen, meist rung ans dem Gebiete des Ernährungswesens , sondern
    Anschluß an Deutschland gestimmtein gewaltiger Ruf inhaltlosen, für unsere gegenwärtige Lage zwecklo'en als ein Gebot zwingender                                          Notwendigkeit
    war es, der irr den Nachbarländern und im Auslände ein Parieiprogramme nicht bezeichnen Bielen mrserer Volks- dar: die von jedem Einsichtigen gutgeheitzen und gefördert
    starkes Echo geweckt imd die Aufmerksamkeit auf unser rertreter ist eben leider die Wahl in die Nationalversamm¬ werden soll.
    armes , zerissenes Tiroler Land gelenkt Hat.                    lung, das „Mandat " nur Selb st zweck und nicht, wie Wenn sich rrotzdem Stimmen d a g e g e n erheben, so
        Dem unausgesetzten Drängen der deutschen Demokra¬ es sein sollte, eine übernommene Pflicht, alles darner¬ ist dies auf die Verschiedenheit der Anschauungen und
     ten endlich Folge leistend, hat der Tiroler Landtag nach setzen, um gedeihliche Arbeit für das Volk zu leisten. Ware nicht zuletzt ans M a chi n a t i o n e ü zurückzusühren,
     langen, widerwärtigen Verhandlungen die Bolksbewe- es so, dann wären die ewigen Parteizwiste, die sowohl in deren Bestreben die ofseubuudige Absicht vorwaltet,
    gung durch EtnseZung einer K o m m i s s i o n, die sich nur Nationalversammlung als auch den Tiroler Landtag lahm dem Unternehmen Jnteressenpolitik zu unterstellen. Ich
    urtt den Anschlußangelegenheitenzu befassen Hat, iu gere¬ gelegt haben, nicht möglich. Diese zerfahrenen Verhält¬ bin der Neberzeugung. daß dies bei der gegenwärtigen
    gelte Bahnen geleitet.                                          nisse sollten uns ein Fingerzeig sein, daß wir von einer Slot und der regen Anteilnahme aller Parteischichten der
        Wir waren der Meinung , daß jetzt, gestützt auf den so Staatsregierung , die nur von der Parteien Gunst und Bevölkerung nicht bloß nicht gut denkbar, sondern völ¬
    einmütig geäußerten Willen des größten Teiles der Be¬ Gnade abhängt, keine Besserung unserer Lage erhoffen lig ausgeschlossen ist, weil ja jede -Organisation im
    völkerung Tirols , eine frischfröhliche Arbeit der Kommis¬ können. Soll unser Land . aber nicht ganz verelenden, Einsetzen einer politischen. Agitation zu Gunsten irgend
    sion beginnen werde, frei von jedem Bnreankratismus, nicht gänzlich dem Untergänge geweiht sein, so rmrß rasch einer Partei den Hemmschuh für ein gedeihliches Wirken
     ledig jeder Fessel                                             ein Wandel eintrete». So wie die Lage gegenwärtig sieht der auf rein wirtschaftlichen Prinzipien ausgebauten Ver¬
        Wir haben uns getäuscht. Auch d e Anschlußkommisfiou— ein Beweis für die Behauptung ist überflüssig — ist brancherorganisation erblicken und sich dagegen im In¬
    hat vor ihren Karren einen lahmen Amtsschimmel                   nur durch den                                                    teresse der gmen Sache zur Wehre setzen müßte. Inter¬
     gespannt, der im langsamen Trott kaum von der Stelle                     Wirtschaftlicher» Anschluß an   Deutschland             es se n p o l i t t L verträgt sich mü einer reellen Wirt¬
     kommt.                                                                                                                           schaftspolitik         nicht und diejenigen, die dennoch eine
        Außer der politischen Gruppe, die mit aneickemrens- eine Besserung zu erwarten . Der Anschluß muß aber solche wittern , werden eine Enttäuschung erleben.
     wertem Eifer ihre Arbeit eingcleitet und airch bereits Er¬ rasch d u r chg e f ü h r t werden, es darf wirklich keine                -Anders steht die Sache freilich hinsichtlich der Be¬
     folge gezeitigt hat, scheint alle Arbeit          zu ruhen. Zeit mehr verloren                gehen. «In diesem Sinne hät¬ schaffung              der notwendigen         Levensmittel.
     Insbesondere die Grippen , die sich mit den f i n a n z i e l- ten mir daher erwartet, daß jene Gruppen, die sich mit den Wird es der Organisation gelingen, Auslandswarcn zu
     l e n und i n d u st r : e 11c u Fragen zu beschäftigen ha¬ finanziellen und wirtschaftlichen Fragen zu beschäftigen einem Preise zu erlangen, für den aufznkvmmen es auch
     ben (Bürgermeister Greil Mid                LandeSHauptznann haben, z n e r st ihre wichtige Arbeit ausgenommen hät:en, dem verarmten Mittelstände möglich sein wird ? Man
     S ch r a f f l ) sind n o ch n i cht einmal   gebildet,   ge¬ um möglichst bald einen Erfolg aufweisen zu können.                bedenke die Kosten, die durch den Ankauf der Ware in
     schweige denn, daß sie die Arbeit ausgenommen hätten, ob¬ Die unhaltbare Lage des Landes dürfte der Landes- ausländischer Valuta bei dem Kurswert mrserer Krone
    wohl reichlich vier Wochen seit der Einsetzung der Kommis¬tegrernng bekannt sein. Wenn dies der Fall ist, dann ist und mit Rücksicht auf die ungemein hohen Frachtspesen
     sion ins Land gezogen sind.                                     cs ihre Pflicht, den Landtag              ein zu berufen,         sich ergeben müssten! Ter gedachte eiserne Vorrat von
        Die Lage ist heute f chl e cht e r als im M ä r z, da die damit er sich a u f l ö se, weil er nicht arbeitsfähig ist. 50 Kilo Mehl und 10 Kilo Fett würde bei dieser Art
     deutschen Demokrater das Volk zur Abstimmung aufge¬ Ehestens sind dann Neuwahlen                             a n s z u schr ei - von Belieierung weit über 2000K zu stehen kommen, ein
     rufen haben. Sei: dieser Zeit haben sich in Nordtirol Ver¬ üen, damit sich im neuen               Landtag jene Männer Betrag , der beispielsweise von einem Festbesoldeten auf
     hältnisse hsrausgebilöct, die jene Bevlilkerungsschichten,zusanmienfinden, die zusam m e 1t arbeiten wollen nnd einmal nicht bezahlt werden könnte. Zudem müßte man
      die am meisten unter der Tenerimg und dem Mangel an cs auch können.                                                              die langwier-igeu Verhandlungen mir der Regierung in

                   Die Volksbücherei.                                           In Berlin war es der Historiker Friedrich von Nanmer , durch Die freie, öffentliche Bibliothek oder, wie wir sie nennen wollen,
                                                                             dessen neiunsrhrige Anstrengungen am 1. August IPSO die vier di« Volksbücherei, ist ihrem Wesen noch kein« Wohttätigkeitsan-
                           Von Hcms Margreitor.                    /         ersten Bolksbibliotheken eröffnet werden konnten; achtzehn Jahre ftalt, nicht für einzelne Schichten oder Klassen der Brvölkcrung be.
                                                                             chäter wurde in Wien, 9. Bezirk, eine Freibibliothek und Lesehalle stimmt, sondern ei re allgemein? Bildungsstätte , für alle Stände
       Lm Kampfe gegen die Schundliteratur , gegen Trunksucht und Ar¬ gegründet und 1898—09 hat Professor Eduard Rener die graßan¬ gleichermaßen nützl ch und notrvendig, ein legaler Zweig der öf-
    beitsscheu, gegen di« Kiuoseuche und andere ähnliche Vergnügungs¬ gelegte, heute noch erfolgrcrch tätige Zentralbibliothek mit zahlrei¬ fent' ichsn Erzichunc, ein Kulturgut der Gesamtheit.
    arten zweifelhafter Güte, gegen den verderblichen Müßiggang in chen Nebenstellen ins Leben gerufen. In der Folgezeit sind sowohl 3n richtiger Erkenntnis der grundlegenden Bedeutung der Volks-
    jeder Form , hat sich die „freie öffentliche Bibliothek" als beste Waffe 'tt Berlin als in Wien noch viele andere Dolksbücherei-Untenieh- bücherei im Rahmen der allgemeinen Volkserziehung hatte das für
    bewährt . Sie hat besonders in den angelsächsischen Staaten seil der mungen entstanden; in den meisten bedeutenderen Städten des Deutzchöstsrr-ich neugeschaffene            , dem Unterrichtsamte (ftüher Mini¬
    Mitte des vorigen Jahrhunderts eine Hohr Ausbildung ersahren. Deutschen Reiches und auch in manchen Orlen Oesterreichs lind sterium für Kultus und Unterricht) angegliedcrte und unter Lei¬
    Charakteristisch ist, wie sch der englische Naturforscher John Lubbock Dolksbibliotheken geschaffen worden; aber der selbstverftändliche tung des Professors Dr . Anton Lampa stehende Volksbrldungsamt
    im Jahre 1890 über den Wert der Volksbibliothekenäußerte : „Einen rmerjkanischc Standpunkt , Saß jeder Ort seine „freie ösfenüiche Bi- Mitte Mai einen 2 o i ks b ü che r eita g nach Wien einberufen,
    großen Prozentsatz von dem, was wir für diese Bücher ausgeben, bliothek besitzen solle, ist bei uns , selbst für die größeren Städte , noch auf dem die Haupt ächlichsten Fragen des Bolksbüchcreiwefens zur
    ersparen wir an ötefänanissen und Polizei. Nur ein Bruchteil der -ange nicht erreicht.                                                        Sprach : und Verhandlung kanwn.
    Verbrechen im Lamre is: di« Folge von verderbter Gesinnung: die             Lm Gegensätze zum nüchternen Angelsachsentum ist die Volks¬ Es ist hier nicht der Raum , die Ergeönisic- dieser erfolgreich und
    großen Qivellen des Verbrechens sind Trunk und Unwissenhert. Man bücherei in deutschen Gebieten, dem deutschen Geiste entsprechend, einmütig verlaufenen Tagung des weiteren auszuführen . Die für
    glaubt allgemein, daß unsere Schulen vel kosten. Nach meiner vchr aus idealen Erwägungen , aus Gründen wissenschaftlicher und den kominenden Juli in I n n s b r u ck und Bregenz                      geplaiiten
    Meinung läßt sich jedoch nochweisen, saß Unwissenheit arvßere 'ozialer sowie pädagogischerNatur hervorgegangen. Nach Frieorich volkstümlichen                       Hochschulkurse       und Volksbildner.
    Kosten verursacht als Bildung !"                                          oon Raumer sollte die Volksbibliothek von schlechter Leserei und tage werden hiezu noch Gelegenheit geben. Darin waren sich alle
       Dem praktischen angelsächsischen Sinne wird alles zum kaufnrän- chlechtsr Zerstreuung abholten, echte Kenntnis und wahre Bildung Teilnehmer einig, daß die deutsche Volksbüchereiin den von Malier
    nischen Rechcne^empel. Aus solchen Ueb^rlcgungen heraus sind in ocrbretten und dem geistigen Stillstehen u-rü Bersteiuern entgegen-, Hofmamr geleiteten städtischen Bücherhcllen zu Leipzig ihre glück¬
    England und Amerika tzne großen urrd zahlreichen „freien öffent¬ -r^ten. Es ist fast merkwürdig, daß dis deutsche Oeffentlichkcit die lichste Lösung und Vollendung . gefunden habe, wobei den Volks-
    lichen Bibliotheken" in eigenen Palästen erstanden, die aus privaten oviel für die sorgfättige Durchbildung des Schulwesens tat, fast bibltathekareu besonders in bezug auf Bncherauswahl und -Vermitt¬
    und öffentlichen- Mitteln reichlich unten'Ätzt übr -- MMonensm- nichts fiir die außer- und nachschulmäßigeFortbildungsnrvglichksit lung eine Rolle zugeteilt wird, die, dem hohen Ziele entsprechend,
    künftc verfügen, denen wir in deutschen Landen meist nur ärmliche durch die Volksbüchereien übrig hatte.                                      weit über das hmansgeht, mos Ntan sich gemeiniglich unter der 2luf»
    Dolksbibliotheken in unzulänglichen, gemieteten Räumen gegenüber¬ Allmählich verband sich mit de: Volksbücherei — und zwar nicht gab« und Leistung des Volksbibliothskars uoraestcllt hat.
    stellen können, die, niäsi ausreichend begabt, oft mit mühsam er¬ ;u ihrem Vorteil — auch der Begriff einer Wohltätigksitsanstalt.               Und der Volksbücherei narren noch grshe Aufgaben. In ihr fpru-
    bettelten Unterstützungen und durch Einh-bung von Leschellern sich Den ärmeren Schichten der Bevölkerung sollte durch die aus Wohl- dest noch vielfach unerschlofsen        , der lebendige Quell, daraus die Be¬
    armselig fortbrlngsn müssen.                                              :ätigkeit erhaltenen Büchereien das vermittsll werden, was die obe¬ sten aus allen Schichten unseres Volkes zu schöpfen berufen sind, auf
       Und doch ist das Bedürfnis nach allgemein zugänglichen Büche¬ ren Zehntarrsend und auch das felbstzufticdene Bürgertum in so rei- daß sie sich selbst mit neuem Leben erfüllen, das ausströmt aus dem
    reien bei uns erwiesenermaßen nicht geringer als bei den Angel¬ siem M«ßs zu besibsn glaubten. Bildung und Kultur mährend diese in den literarischen und wissenschaftlicherSchätzen enthaltenen Ech,
    sachsen. Auch hat die Bewegung zur Errichtung von Volksbüche¬ yoheu Meuschheitsgütcr aus L« n Allgemeinbesitz unseres Volkes lei¬ rem Hohern u. Rer rem, und so sie be?äh:,gt wenden, ihrerseits Stütz¬
    reien bei uns schon vor mehr als einem ' balbsn Jahrhundert kräftig der längst verschwunden waren und einem nur traurigen Ersatz hat- pfeiler urtd Träger einer neuen, von den Schlacken alter und jüng¬
    eingesetzt. Allerdings mar sie ursprünglich nicht getragen vom all- , :en weichen müssen: mehr oder weniger mühsam angelernten Le- ster Zeit möglichst gereinigten, lauteren Lebensauffassung zu sein,
    gemeinen Vertrauen und wurde aus öffentllchen Mitteln nicht aus¬ : öens- und Un:gangsformen, die im krittschen Augenblick, wo si« sich daran sich « n frisches Geschlecht emporranken kann zu reinem
    reichend unterstützt. SU entsvrcng einzig mrr den persönlichen Be¬ hätten bewähren sollen, zumeist vexsagten, und einoedrillten K>mtt- Glauben an de: Menschheit und vor allen unseres tief darnieder lie¬
    mühungen cdeldenk-nder Männer und wurde fortgesührt durch die : missen von oft recht zweiselhasteni Wert/di « der ' Besitzende durch genden Volkes Scnoung.
    Arbeit von ihnen gegründeter Derein«.                                   - Bezahlung van Schufen und Büchern sich cmschafsrn konnte.

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Universitäts- und Landesbibliothek Tirol - Innsbrucker Nachrichten. 1854-1945 1920 - Universitäts- und ...
Seite 2. Nr. 137.                                                     Innsbrucker        Nachrichten                                           Samstag, de« W. Fmrt WA.
  Wien wegen EinfubrSewilligung auf sich nehmen, was Borbeugnngsmatzregel gegen den Bolschewismus sei,                              Ei« Angriff auf die Andreas Hoscr-Fahne.
  eine große Erschwerung der Arbeit mit sich brächte und scheinen daher wohl berechtigt zu {ein.
  sie bei eventueller Ablehnung der Einfuhr illusorisch Wir halten cs für unsere Pflicht, die Bevölkerung zu Erschütteritt» wirkt du Kunde, daß in St . Leon¬
  machen würde.                                                                                                            hard der Versuch geuracht wurde, die Andreas
     Ich rate daher zu etwas anderem: Die heurige Ernte warnen,            reaktionären Unternehmungen beizustehen. Hofer sahne den wackeren Passciern megznnehmeu.
                                                               Namenloses U n g l ü ck würde über unser armes Land
  verspricht allerorts eine sehr ergiebige zu werden, so daß kommen. Den Hungcrtagen würden sich Tage bitte¬ lieber diesen Vorfall berichtet der „Vurggräsler " aus
  man mit Grund aunehmen kann, Latz den Landwirten ren Leides                                                              St. Leonhard:               z >
                                                                                  anschließen     um die armen Blut-          Die Reservisten m Nationaltracht, inner dem stram¬
  nach Ablieferung des vorgeschriebenen Kontingents noch
  eine erkleckliche Menge von Nahrungsmitteln zur freien opfer,Macht
                                                                      die dem Ehrgeize einiger Polstiker den' Weg zur men Kommando des Alois Pixner , TekSwirts, man.
                                                                       bahnen mußte». Ruhig Blut und kühle Besin¬ schierten vor dem Allerherltgsten. Auch die historische An-
  Verfügung übrig bleiben wird. Man wende sich daher nung sind             heute mehr als je Bürgerspsltchr.
  in erster Linie an die Gemeinden        Tirols    um Aus¬                                                                dreas Hofer-Fahne wurde wieder entfallet. Am meisten
  kunft, beziehungsweise Namhaftmachung jener Besitzer,           Dem   Landeshauptmann     raten wir aber, cs doch zu Aufsehen erregten dic vier strammen Männer , die Schilü-
  die Lebensmittelvorräte eingelagert haben, ersuche um versuchen, mit starker              Bane r it h a rt o, den gordi¬ höfler, welche in der alten Passeiertracht mit Hellebarden
  werktätige Unterstützung und laufe dann die Ware direkt      schen  Kirnten von   Verschwörungen     und Kabalen zu und Schild bewaffnst, oas Allerhetligste begleiteten. Frsi-
  aus e r ft e r Hand. Wenn die Menge auch nicht groß fein durchhanen, denn sonst könnte die öffentliche Meinung lich konnte schon die Fronleichnamsprvzesston nicht un.
  wird, so wird sie doch eine vegrützenswerte Zubuße für ihn        trotz seiner gegenteiligen Beteuerungen der Mit- gestört abgehalteir werden, so noch weniger die heutige.
  die Nichtselbstversorger bilden. Hoffentlich wirb auch schuld zeihen.                                                    Bor der Post haben einige Burschen in Uniform durch
  der Preis ein erschwinglicher sein, so daß den Leuten                                                                    ihr Benehmen die Teilnehmer an der Herz Jesu -Pro-
  damit tatsächlich geholfen wird. Das wäre für die Or¬                                                                    zession geärgert. Weiß man in ihrer Heimat nichts vom
  ganisation vorläufig ein kleiner, aber entschieden frucht¬
  bringender A «fang ihres Wirkens, dem dann, sobald
  sich die Verhältnisse mit dem Auslande klären und unsere
                                                                        Ak  AM!üMMÄ/
                                                              Die Zasaurrnenstötzc zwischen Earabinieri »ud der Zivil,
                                                                                                                           Allerheiligsten, nichts von Sakramentsprozession, oder hat
                                                                                                                           man dort sie nie gelchrr, die Ueberzengnng anderer zu
                                                                                                                           achten?    Sehr empört hat die Bevölkerung das Verhalten
  Valuta eine Besserung erfahren haben wird, größere Ak¬ bevölkerung anläßlich des Herz Jesusestes. — Gegen dieser Herren gegenüber der ehrwürdigen Andreas Hofer-
  tionen folgen könnten.                                                            7v Verhaftungen                        Fahne, die bekanntlich nur mehr aus Bruchstücken be¬
     Ganz besonders zu .empfehlen wäre dabei die Auf¬                                                                      steht. Während der Prozession trat der hiesige Vizebriga¬
  stellung von Vertrauens          männern       in den Ge¬       Wir haben bereits über die Zwischenfälle lit Südtirol dier an den Fahnenträger heran, um von ihm die
  meinden, die aus den Reihen der Nichtselbstversorgeranläßlich des .Herz Jesufestes berichtet. Die vis jetzt Fahne                     abzufovoeru?       die Nebergabe wurde aber
  gewählt werden sollen. Diese müßten trachten, schon jetzt vorliegenden Nachrichten aus Südirol teilen mit, daß verweigert, weil dies als Störung einer kirchlichen Fcirr
  mit den lieferungsfähigen Landwirten Verträge abzn- die Erregurrg in der Bevölkerung über das ganz unge¬ allgemeines Aergern :s erregen wiirde. Nun begleitete
  fchlteßen, damit ihnen die Händler aus der Stppe de: rechtfertigte Einschreiten der Earabinieri ungenrein der Bizcbrigadtcr die Reservisten bis zum Schluß der
  Wucherer und Schieber bei der Einbringung der Ernte groß war. Ueberetfrigkestcn, wie .sic am letzten Samstag Prozession und verlangte neuerdings die Ablieferung
  nicht zuvor kommen.                                         und Sonntag in Derrtschsüdtirol vorgctommcn sind tra¬ der Fahne. Die Kolonne begleitete den Fähnrich zur
     Damit will gesagt sein, daß weitschweifige Verhand¬ gen gewiß nicht dazu bei, den Landfrieden südlich des Carabinieriwachc, dort kam es zu einem sehr scharfen
  lungen in der. Organisation vermieden und so rasch Brenners zu erhalten oder gar zu jrärkerr. Die Ereig¬ Wortwechsel zwischen dem Bizebrigadier und den Reser¬
 als nur immer nröglich zu greifbaren Taten geschritten nisse geben aber auch ein Bild von der Nervosität der visten, deren Bertre -er erklärten, daß die Fahne ein
 werden soll. Wer zuerst kommt ha: die g ü n sti g e n italienischen Behörden. Wenn diese schon auf das un- altes Heiligtum                          des Passeiertales sei, das sie un¬
 Chancen        für sich und der langsam Nachkommende in simrige Gerücht hereinsallen, datz 21000 bis an die Zähne ter keinen Umständen verlassen. Ter Bizebrigadier
 der Regel das Nachsehen.                                     bewaffnete Bauern auf Bozen losmarschieren wollen drohte mit Verhaften und Etnsperren und schließlich
     tAnm. der Red." Der ständige Arbeitsausschuß wird und deswegen Vorkehrungen treffe», die der Unter¬ mochte er Miene, zum Revolver zu greifen. Das schlich                        -,
 sich mtt dieser, sowie jeder ihm zukommenden Anregung drückung eines berests auögebrochencn Aufstandes ent¬ terte die mackeren Männer aber nicht ein ? sic waren
 befassen)                                                    sprechen würden, italienische Soldaten am Samstag von gewillt, alle nttlzugehen . wenn einer cingesperrt wor-
                                                              ihren Angehörigen Abschied nahmen, als ob es in einem den wäre. Sie bleiben bei ihrer Fahne. Endlich begnügte
                                                              neuen Weltkrieg ginge, angesehene, wohlbekarrnte und der Bizebrigadier sich mit der Ablieferung einiger ,Fah-
                                                              sichere Leute wegen eines gerrngsügigen Deliktes ver¬ nenbänder, Schleifen mit den Erinnerungen , zum Bei¬
                                                              haftet, tagelang cingesperrt, ja sogar in Ketten nach spiel: „An die Jahrhundertfeier ", „An ocn Encharisti-
                                                              Trieist geschickt werden, so drängt sich sofort die Frage schen Kongreß 1912" und dergleichen. Vergeblich machte
                                                              nach dem „Warum" auf, auf oie man keine Antwort man ihn ans die Bedeutung dieser Schleifen aufmerk¬
                                                             findet. Die stalienischen Behörden müssen auf recht zwei¬ sam, die mit Polittk rein nichts zu tun haben. Man
                                                              felhafte Nachrichten von Spitzeln, auf die sie gewiß ge¬ überließ sie ihm unter Rechtsverwahrung und der Ver.
       Lavdeshavpimonn Schraffl soll abgesstzt werbe«.       baut   haben, ganz ordentlich hincurgefallen sein. Die Herz sichermig, daß man die Zurückgewinnung tti die Wege
                                                             Jesufeier ist eine alte Tiroler Lanöesfeier und niemand leiten werde. Dann zog die Kolonne in würdiger Ruhe
     Wir haben bereits wiederholt Gelegenheit gehabt, zu wird unseren Brüdern im Süden das Recht nehmen ab. Dieses Vorgehen der hiesigen Earabinieri ist der
 bemerken, tatz gewisse Kreise in Tiro ! eine rege monar¬ können, sie in der bisherigen Weise zu be¬ Bevölkerung einfach unfaßbar und hat sie auf das hef.
 chistische Agitation betreiben. Bisher war eö noch nicht gehen. Daß das Krachelt der Böller einem feindlichen tigste erbittert. Wo ist da die vielgepriesene Freiheit
 klar, ob die von Dr . Steiöle und Schutts aufgestellten Kanonendonner gleichgestellt wird, könnte uns zu einem und vielversprochene Schonung der nationale, : Gefühle?
 Heimrvehren m o n a r chi st i s che u Zwecken dienen. Lächeln verleiten, wenn wir nicht wüßten, wie schwer Wir werden ,ms zuständigen Ortes Recht verschaffen.
Dr . Steidle hat eS bekanntlich tu einem tm „Abendblatt" die italienischen Maßnahmen und das Vorgehen der
 veröffentlichten Brief in Abrede gestellt.                  Behörden die Deutschsüütiroler treffen würde. Die Boz-              Bestrebungen zur Freilastnng der Verhaftete«.
     Nach einer in. der „Bvlkszettung". wiedergegebencn ner Blätter der letzterr Tage standen sichtlich unter dem In Angelegenheft der Vorkommnisse erschien bereits
 Unterredung zwischen dem Landeshauptmann 2 chr a f fl Zeichen einer scharfen Zensur lind man hat nunmehr Montag vormtttags eine Abordnung des Deutschen Ver¬
 und den Abgeordneten Abram            und Napoldi,      die den Eindruck, als ob die Behörden das Unsinnige ihres bandes beim ZivilkonnnissttrPosttnger in Bozen und er-
 den Chef der Landesregierung . wegen des Waffen-            Vorgehens nunmehr eiitsehen es womöglich vor der hob energischen Protest gegen die verschiedenen Ausschrei¬
schmuc -gels aus Bayern interpelliert haben, zu schlie¬Oeffentltchkeit verhüllen wollen und die Folgen fürchten. tungen des Dttlstärs und der Earabinieri anläßlich der
ßen, kann man aber berechtigt annehmen, daß die kleri¬           Namentlich in Bozen, Branzoll . Auer, Latsch, Laos und Feier und forderte die Frellassung der widerrechtlich Ver¬
 kalen monarchistischen Kreise sich der Heimwehren sei¬ in der Heimat Andreas Hofers, St . Leonhard, kam es hafteten. Am Mittwoch wurde neuerdings von einer
nerzeit als Mittel für ihre reaktionären Zwecke bedienen zu bedeirtenüeren Zwischenfällen. Ueber die Vorgänge Abordnung des Deutschen Verbandes mit den, Zivilkom-
wollen, und daß sie cs eigentlich sind, die die Auf¬ in Bozen haben wir bereits berichtet, ebenso über missär hierüber verhandelt und tnSbesonderS Beschwerde
rüstung des Landes betreiben. Die Handlungsweise die Verhaftung des dortigen Apothekers Illing.                     Die¬ über nachträgliche neuerliche Verhaftungen geführt, zu
des Herrn Dr . S t e i d l e und des üeutschfreiheit-        ser wurde, ohne einvernvmmen- zu werden, in Fesseln denen jeder rechtmäßige Grund fehlt. Ztvilkommtflär
l i che n Landesyauptmannstellvertreters Tr . Schmid er¬ nach Trient abgeführt. Wie die Bozner Blätter berich¬ Posttnger sagte zu, daß er seinen ganzen Einfluß auf»
 scheint hiedurch allerdings in einem sehr merk¬ ten, wurde bei ihm am SamStag eine Hausdurchsuchung bieten werde, um die ganze Angelcgenhett in gesetzmäßige
 würdigen        Lichte . Besonders hervorzuhebcn wäre vorgenommen, wobei sogenannte „.Kanonenschtäge", eine Wege zu letten und zu erledigen. Ueber dies wurde ein
aber, daß Landeshauptmann Schraffl, die Finanzlandes- Art Feuerwerk, yvrgefmkdcn wurden, was die nervösen Telegraunn an Herrn Commendatore Salata nach Rom
virektion und das Kommando der Gendarmerie von all Behörden anscheinend noch nervöser gemacht hat, obwohl abgesandt und dringend die soforttge Freilassung der Ver¬
 den Vorgängen — Aufstellung der Heimwehren, Ein¬ sie wissen nmtzten, daß Apotheker Jlltng                    die Konzes¬ hafteten verlangt.
schmuggeln und Verteilen der Waffen — angeblich              sion   zum   Verschleiße  von  Feuermerkgcgenständen            In den nächsten Tagen wird sich eine Vertretung der
                                                                                                                      be¬ Stadtgemeinde
 keine Ahnung haben und sie erst aus der Z e i t u n g (!j sitzt.                                                                            Bozen nach Trient begeben, um bei Ge¬
erfahren haben.                                                                                                           neralkommissär Erekaro gegen die Vorfälle der letzten
                                                                 In Auer wurde der GemeindevorsteherJosef Gall- Tage und die zahlreichen Verhaftungen Protest zu er¬
    Auf die Interpellation wegen Gründung der Heim- netzer verhaftet und nach Neumarkt gebracht, weil er heben.
wehren und wegen des Wafsenschmuggelsaus Bayern am Frestag etliche Kilo Pulver für das Fest gekauft Zahlreiche der Verhafteten wurden nach Trient abgc-
erwiderte Landeshauptmann Schraffl, Satz die Bauern hatte.                                                                führt. ’
für die        Republik     seien und sich Nicht zu reaktio¬ In T r a m i n wurden am Sawstag mittags der Bür-
 nären Putschen mißbrauchen lassen. Die Monarchisten germeifter, der Pfarrer , der Kapellmeister, der ehemalige
stehen ganz anderswo als bei den Bauern , sic sind in Schützenhäuptmann und andere Personen in die Kanzlei Ae
den klerikalen          Kreisen    der StLöte zu finden, der Earabinieri vorgelaöen, wo ihnen lnltgetcilt wurde,                  Me mbi
                                                                                                                                       ®LMM unter
auf die der Landeshauptnumu Leinen Einfluß habe, daß mtt Ausnahme der Prozession am Herz Jesu -Sonn-
da diese auch seine erbitterten         Feinde seien . Ob tag keine andere Veranstaltung stattfinden dürfe. Abends                           MM
die Gründung der Heimatwehren mit den bayerischen wurde ein großer Fackelzug veranstaltet, währenddem Wie Oesterreich von der Entente unter Kuratel ge¬
                                                                                                                                                         Wen.
Reaktionären Zusammenhänge, w i s se e r nicht ? auch drei Personen wegen Böllerschießens verhaftet worden
erklärte der Landeshauptmann, keine Ahnung zu haben, sind. Nach dem Fackelzug zogen etwa 2000 Personen vor stellt wurde, so geht rtzt das Bestreben der westlichen
ob Waffen wirklich aus Bayern herein!ranSportrert die Wachstube der Earabinieri und forderten die Frei¬ Mächtegruppe dahin, auch Deutschlands Finanz - und
worden seien? er wisse das, was in der „Volkszeitnng" gabe der Verhaststen. Mit anfgepslanzten Bajonetten Stencrwesen in die Hände zu bekommen. Den äußeren
zu lesen war . Jedenfalls habe er ü i cht Sie Weisung an verließen die Soldaten das Haus und nahmen mit „Ge. Anlaß biezu soll die E-ewährung der internationalen An¬
die Kufsteiner Zollbehörden htnanSgegeben. die Waffen¬ mehr fertig !" auf dem Rarhausplatze Aufstellung. Es leihe au das Reich bieten. Wie ein holländisches Blatt
schiebung als Liebesgaben zu behandeln. Er wisse, daß flogen Steine             gegen die Earabinieri , nie sich darauf¬ zu berichten weiß, hat die alliierte Kommission, die diese
viel hinter       seinem R ü cke u geschehe   . Der „Volks¬ hin wieder in ihre Wachstube zurück^ögen. Durch das Anleihe vorzuberette» hat, ihre Beratungen beendet.
verein" (die Organisation Ser eigentlichen christlichsozta-Einschreiten des Bürgermeisters , der mit den Cara- Es soll sich um eine Anleihe von 3 bis 16 Milliarden
len Partei ) Innsbrucks habe ja                              btnieri verhandette, wurde die Menge veruhigl und Franken Gold handeln. Auch große Rohstoffsendungen sol.
     die Absetzung des Landeshauptmannes beschlosten, wurden einer der Äerhafteien sre,gelassen. Drc anderen zwei len zur Verfügung gestellt werden. Der gesamte Kredit soll
                                                                        um 4 Uhr früh gefesselt nach Ncumarkt abge¬ mit der von Deutschland zu zahlenden Schadensvergü-
weil er gewissen          Bestrebungen          im Wege      führt.  Infolge   dieser Ereiguisje unterbilcven am Sonn¬ tung verrechnet werden. Hauptbcdingung                   aber
st ehe. Aber er habe die Macht ni cht, drese Zerren von tag die feierliche Prozession und das übrige Festpro¬
                                                                                                                          sei, datz die deutsche Finanz - und Stenervcrwaltung
Schritten abzuhalten, die er nicht billige.                  gramm. Nur abends gab es wieder Böllerschüsse       , Höhen- unter die Aufsicht oer Berliner            Ententekom-
    Die in der gleichen Angelegenheit befragten ChefZ der belenchtung und — 16 Verhaftungen.                              m i s s i v n gestellt werden.
Finanzlandesdirektion                 und Landesgen¬             In Branzoll        wurden am Sonntag früh deL Ge¬ Diese Meldung hat in Deutschland zum Teil Erstau¬
darme ri« erklärten , daß ihnen von einem Waffen- meindevorsteher und einige Bdllerschießer verhaftet, Den nen, zum Teil Entrüstung ausgelöst. %In Deutschland
schuauggel ebenfalls n i chi s bekannt sei, sie werden aber ganzen Tag über war die Bevölkerung sehr erregt, es kann man sich dies eben trotz allem noch leisten. Die
Berichte einholen lassen. Wie wir aber an anderer Stelle kam wiederholt zu Zwischenfällen, besonders als von den Presse bringt empörte Kommentare und cs hat den An¬
berichten, wissen alle Finauzorgane Kufsteins von dem Earabinieri das Mittragcn einer grünen Ktrchcnfahne schein, als ob man nicht gewillt wäre, für eine „Hilfe",
Waffenschmuggel. Junge Leute in Innsbruck erzählen, bei der Prozession verboten wurde. Nur durch die ent¬ die. ihren „Spendern" reichliche Zinsen eintragen wird,
offen auf der Straße , daß ihnen dieser Tage gegen Be¬ schiedene Haltung der Branzoller, die vom Brauche auch noch die wirtschattliche Freiheit dahinzugeben
scheinigung Gewehre          mrb Munition        ausgegeben nicht ablassen wollten, wurden die Earabinieri van der So schreib, die „Frankfurter Zeitung" zu der erwähn¬
wurden.                                                      gewaltsamen Entfermmg der Fahne aügehalten. Im ten holländischen Meldung:
    Wir wären also so west, daß in der nächsten Zeit mit Laufe des Tages wurden zwei weitere Personen wer.                   „Wir wissen nicht, was dies bedeutet. Wenn man
einem Putsche gerechnet werden muß, der von einer hastet und abends kam es zur Berprügelung eines Deutschland eine Anleihe gewähren will, so wäre die
monarchistischeu           N e benre g ier u n g in Szene italienischen Offiziers, der in dem Garten des Bahn¬ erste Voraussetzung doch jedenfalls die, daß die Alliier¬
gesetzt wird. Die Ahnungslosigkeit der Behörden ist eine hofwirtshauses mit einer Pistole einigemalc auf die ten nicht nur unter sich, sondern datz sie mit Deutsch¬
beschämende Tatsache oder eine Marke. Unsere Zweifel Gäste gefeuert hatte, wodurch ein Mann verwundet land darüber verhandelten ? denn daß man jemandem
über die Behauptung , daß die ganze Rüsterei nur eine wurde.                                                              Geld borge, ohne datz der Borger zunächst selbst einmal
Universitäts- und Landesbibliothek Tirol - Innsbrucker Nachrichten. 1854-1945 1920 - Universitäts- und ...
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sage, was er braucht uns welche Bedingungen er dafür mentarischen Parteien , und zwar für den sozialdemokra¬
gewähren will, wäre doch wohl ein Verfahren, Las eben¬ tischen Verband die Abg. Dr . Adler , Dr . Bauer                und
so simrlos wie neuartig wäre. Auch Laß die Alliierten Eldersch, für die christlichsoziale Dereinigmrg die Ab¬
jetzt mit einenunale so große Summen für Deutschland geordneten K u n s cha k, Dr . Seipel               und Dr . Weis-
flüssig machen sollten, erscheint kaum glaublich. Viel kirchner, und für die grotzdeutsche Bereinigrmg die
näher lietzt die Vermutung , daß es sich um den Versuch Abg. Dr . Dinghofer             , Dr . Schönbanerund            Dr.
handelte, auf Grund der -deutschen Schadensersatzver¬Straffner.               Namens       der christlichsozialen Vereini¬
pflichtung eine internationale Anleihe für Frankreich gung stellte Abg. Seipel folgenden Vorschlag zur Dis¬
zu organisieren, dessen Bestreben ja schon seit langem kussion:
darauf hinzielt, die deutsche Wiedergutmachungsleistung Da sich alle drei Parteien darauf geeinigt haben, daß
zu kapitalisieren, um dadurch drtickende internationale in der gegenwärtigen politischen Lage nichts anderes
Verbindlichkeiten ebenso wie Schadenersatzleistungenan übrig bleibe, als mit aller Beschleunigung Neuwah¬
die Bewohner der zerstörten Gebiete und ähnliches ab¬ len         fiir die Nationalversammlung ausznschreiben und
                                                            durchzuführen    , da weiters die Parteien darüber einig
tragen zu können.                                           sind,  daß  tu   dieser kurzen Uebergcmgszettder National¬
    Wie dem auch sei, der Gedanke, zur besseren Sicherung versammlung und der           Regierung ein beschränkter Aus¬
einer solchen Anleihe, die deutsche Finanz - und Sieuer- gabenkreis obliegen wird,         so steht nach der Ueberzeu-
verwaltmig unter die Kontrvlle einer Berliner Entente- gnug der christlichsozialen Bereinigung nichts tm Wege,
kommission zu sielleu, erscheint uns einfach » nöisku-      daß alle drei Parteien ihrer gemeinsamen Pflicht Nach¬
tabeh                                                       kommen, für diese Zeit dem Staate eine gesetzmäßige
    Deutschland hat bis jetzt, mehr als anderthalb Jahre Regierung M geben Zu diesem Zwecke würde sich am
nach den: Abschluß des Waffenstillstandsvertrages, ohne meisten ein Kabinett, bestehend aus nerftralen Fachmän¬
die große internationale Anleihe sich behelfen müssen, nern empfehle», das von allen drei Parteien zu wäh¬
und es wird das auch weiterhin tun nnd andere Kre¬ len und M unterstützen wäre. Ob die Parteien in dieses
ditwege      anfzusrnden         suchen, wenn eine solche Kabinett Vertrauensmänner mit oder ohne Resiorts
Anleihe nur gegen die Preisgabe neuer Stücke unserer entsenden wollen, bleibt ihnen überlassen. Die christlich-
Freiheit und Selbständigkeit zu erlcurgen wäre . Daß wir soziale Vereinigung wäre im staatlichen Interesse be¬
uns nach ö ste r r e i chi s che m Muster einfach medsa¬ reit, die eine oder die andere Möglichkeit zu akzeptie¬
ttst er eu ließen , Lars nicht in Frage kommen. Die ren, wie sie sich schließlich auch M einem parlamen¬                    sie die Regierung durch Parlamentarier            ober Beamte
„Commission des Reparations " haben wir im FrtedeNs- tarischen                 Konzentrattonskablnett               nicht   leiten lassen wollen. Unser Verband kann ein bürgerliches
schluß gezwungen anerkennen müssen, und die furchtbar unbedingt ablehnend verhält. Entscheidet man sich für ein Kabinett, auch wenn es nur aus sogenannten Fachmän¬
weitgehenden Kompetenzen, die ihr nach diesem Friedens- neutrales Fachmännerkabinett, so wäre die selbstverständ¬nern zusammengesetzt ist weder wählen                          noch un¬
schlutz zustehen, sollen nicht bestritten werden. Aber daß liche Folge, daß dasselbe der Hauptsache nach nur die terstützen.               Den Soz aldcmokratcn fiele in diesem Falle
wir gar noch die Erweiterung dieser Kompetenzen in Verwaltungsfunkttonen übe, während die parlamenta¬ dte Rolle der Oppositionspartei                                     zu . Was spe¬
einem solchen Maße duldeten, wie es die holländischerische und politische Führung dem Hauytausschutz, in dem ziell die Beteiligung an einem Konzentrations¬
Meldung andeittet, muß für ausgeschlossen             ge¬ ja alle drei Parteien vertretest sind, znfiele. Dem Vor¬ kabinett,Las Dr . Seipel vorschlägt, betrifft, so ist für
halten werden. Immer wieder ist daraus hinzuweisen, schläge, das demissionierte Koalitiorlskabinett bis über die Sozialdemokraten ganz ausgeschlossen                              die Ent«
daß der Frtedensvertvag uns nicht nur Pflichten, sondern die Neuwahlen hinaus mit der Fortführung der Ge¬ sendung von Sozialdemokraten als Staatssekretäre tn ein
auch Rechte gibt, und zu diesen Rechten gehört u. a. auch schäfte zu betrauen, könnte die christlichsoziale Bereini¬ Kabinett der sogenannten Fachmänner. Ein Vorschlag für
dies, daß ans den ersten 20 Goldmilliaröen, die wir bis gung als dem Geiste der Verfassung durchaus wider¬                  die Wetterführung            der Geschäfte durch das bis¬
Mm 1. Mai 1921 zu zahlen haben, „diejenigen Mengen sprechend, unter keinen Umständen annehmen. herige Kabinett bis zu den Wahlen liegt nicht vor. Der
von Nahrungsmitteln nnd Rohstoffen, die von den Re-            Abg. Dr . Dinghofer         brachte tm Namen der Gro߬ Verband der sozialdemokratischen Mgeordueten werde nur
Sterlingen der alliierten und assoziierten Großmächte für deutscheu Bereinigung Mr Kenntnis, daß sie gemäß der äu st ersten                  Falles,    wenn infolge der Weigerung
nötig gehalten werden, um Deutschland die Möglichkeit bisherigen Haltung ebenfalls die Uebertragung der Re¬ der bürgerlichen Mehrtest die Regierung zu übernehmen,
 M Erfüllung seiner Verpflichtung zur Wiedergutma¬ gierungsgeschäfte an die derzeftige Regierung bis zu eine Regierung überhaupt zustande' kommen könnte, z u-
 chung M gewähren, mit Genehmigung der genamuev gen vollzogenen Wahlen des neuen Hauses ab lehne, lassen, daß die sozialdemokratischen Mitglieder des ge¬
Regierungen aus der bezeichneien Summe bezahlt wer- jedoch mit Rücksicht darauf, daß die Ausrechterhaltung genwärtigen Kabinettes bis zu Len Wahlen die Ge-
  -en können." Es wäre sehr nützlich, über die Ausführung und Sicherimg der Ruhe und Ordnmrg in unserem schäfte weiterführen,                            aber auch das nur unter der
 auch dieser Bestimmung des Frtedensvertrages einmal Staate derzeit die oberste Pflicht aller Parteien sein Voraussetzung,                          daß ganz bestimmte             Bedin¬
 etwas zu hören.                                            müsse  ,  berett  sei, einem  neutralen  Kabinett   als  Ueber- gungen      bezüglich  der Wahlordnung          ,  -c§  Wahl-
    Aber wie gesagt, wir verstehen zunächst überhaupt gangsregierung mit dem politischen Schwerpunkte im termtnes                            und der Vermögensabgabe                    er¬
                                                            Hauptcnrsschusse ihre Unterstützung zuzusichern        , wenn füllt würden . Die, Beteiligung an irgend einer Neu¬
nicht, was diese.ganzen Meldungen über eine solche An¬ alle drei Parteien sich hiezu verpflichten und zwischen bildung                   der Regierung ist für die Mitglieder des
 leihe besagen sollen, die an Deutschland zu gewähren den Parteien eine Vereinbarung iiber das restliche A r- Verbandes ausgeschlossen.                                           x
wäre , ohne daß Deutschland an den Beratungen teil- beitsprogramm                      urögltch erscheint. Der   Vorschlag,   Hieraus stellte Abg. Dr . Seipel ftst , daß seine Partei
 uähme."                                                         eine derartige Regierung Vertrauensmänner mit konkrete Vorschläge ftir die Lösung der RegterungS-
    Der höchstwahrscheinlich wieder von französischer Seite in
                                                            oder ohne Ressorts zu entsenden, erscheint der Groß- krise gemacht habe. De diese Vorschläge abgelehnt
 ausgeklügelte neue Anschlag gegen Deutschland dürfte deutschen Vereinigung derzeit nicht zweckmäßig und wurden, erwarte die christlichsoziale Bereinigung , daß
 daher, da das Blatt in diesem Falle nicht nur die An¬ ebenso bleibt die Frage der Blldung eines parlamentari¬ mnrmehr die sozialdemokratische                             Partei ihrer¬
 sichten der Hinter ihm stehenden großen Finanzkreise, schen Konzentrattonskabinettes mit Rücksicht auf die be- seits mit einem ernst M nehmenden Plan zur Ueber-
 sorrdern auch die der führenden Politiker und des ganzen retts bekannte ablehnende Haltung der sozialdemokrati¬ wtndnng der Krise hervortreten werde. Die Vorausset¬
 Volkes wtdergibt, wenig Aussicht auf Gelingen haben. schen Partei außer Betracht. Eine sogenannte „bürger¬ zungen der bisher von dieser Seite geäußerten Vor¬
 Mit dem Deutschen Reiche kann man eben doch nicht so liche" Regierung hält die Grotzdeutsche Vereinigung ans schläge. als ob sich hiebei dte nichtsozialdemokratischen
 leicht umspringen, wie in dem armseligen Oesterreich, wo Grund der gegebenen Machtverhältnisse für unmög¬                   Parteien $u einer neuen Mehrheit verbunden hätten,
 sogar ein obskurer französischer Hauptmann über Nacht lich, wobei überdies festgestellt wird, daß die Bezeich¬ widersprechen                     absolut den Taffachen. Dte sozial¬
   zu einer politischen Persönlichkeit ersten Ranges em¬ nung der BUdung einer Regierung durch die christlich- demokratische Partei , als die stärkste der Naffonalver-
 porsteigen kann und jedem seiner Worte wie einem soziale und Grotzdeutsche Bereinigung als „bürgerliche" sammlung, sei in erster Linie verpflichtet, zur Lösung
 Orakelspruche gelauscht wird.                              nicht zutreffend ist, da die Grotzdeutsche Bereinigung in der        Staatskrise mttzuwtrken, ebenso verwahre             er sich
                                                             ihren politischen Grundsätzen den Klassenstandpunkta b- gegen die Bezeichnung der Chrfftlichsozialen als einer
                                                                                                                             „bürgerlichen"        Pattei : ste ist und bleibe eine Volks.
            AkW M                 Ml     01 .                lchnt nnd
                                                             schaft steht.
                                                                                auf dem Boden oer Volksgemein¬               partei.
                                                                                                                               Die Verhandlungen wurden hierauf zum Zwecke der
                                                               Auf diese Erklärungen erwiderte Mg . Dr . A d l e r na¬ Berichterstattung
 Der christlichsoziale Vorschlag auf Bildung ei^ s Fach, mens des sozialdemokratische        « Verbandes, es bedeute einen                      au die einzelnen Parteivereinignngen
 mäuner - oder Konzentrationskabiuettcs von Len Sozial¬ F o r t s chr t t t in den Verhandlungen, daß die bürger¬ unterbrochen.
  demokraten abgelehut. — Die Sozialdemokraten lassen lichen Parteien sich nun auf einen gemeinsamen
    nur unter Bedingungen ihre Mitglieder im gegeu- Vorschlag geeinigt haben. Der Verband der sozial¬                                      Die Regierungskrise.
                      märtigen Kabinett.                     demokratischen Abgeordneten stehe nach wie vor aus dem             Wie«, 19. Juni (Privat .) Smvohl dte „Arbeüer Zei¬
    Wien, 18. Juni . Die Besprechung der Parteien über Standpunkte, daß er die bürgerlichen Parteien nicht hin¬ tung" als auch die „Reichspost" beschäftigten sich heute in
 die Neubildung eflrer Regierung wurde heute fortgesetzt. dern wolle, die Regierung zn ü b e r n e h m e n. Es ist ausführlicher Weise mft der Frage der Lösung der Regie¬
  Präsident Seitz empfing die Vertreter der drei parla¬ das ausschließlich Sache der bürgerlichen Parteien , ob rungskrise. Die „Arbefter Zeitung" erklärt zmn Bor-
 (SUdktaMt mM   »J                                         54  „Das wissen der Signor nit ? Haha!" lachte Lnigi. wohl bereit sein würde, nach Csatad htnausznfahren.
                                                           „Sitzt in Schuldarrest. Hat immer gespielt auf Puff, hat Aber nicht vor Mittag . Er möge sich doch noch einmal
            Sein Vaterhaus.                                Zettel unterschrieben, Schulden gemacht und dann ts nft her bemühen: ste werde alles ausrichten, wenn ihr
                                                           mehr konnnen. Bleibt weg und zahlt nit. Vorgestern Mann von seinen Morgenvisiten hetmkäme.
                                                            auf einmal erwischt ihn ein Spezi in der Stadt , will         Hell hatte so manches Geschäft tn Temeschwar z« er¬
          Roman von Adam Müller -Gutteubr »««.             schnell vorüber ; aber der macht keine Spatz, sagt: Pagare! ledigen: aber es fehlte jede Stimmung für etwas an¬
                                                           und läßt ihn sperren ein".                                  deres. Er mußte beständig an die arme, ahmmgslose
                              xm                               Mft einem „Scusi" war der Lnigi zu einem andern Frau in Csatad denken, die mn Krankenbett ihres Kindes
                                                           Frühstücksgast geeilt und ließ den Rentmeister in sprach¬ saß und seit drei Tagen auf einen Arzt wartete. Und
     Nikolaus Hell war am frühesten Morgen mit einem losem Erstaunen allein. Das soll sein Niembsch sein? auf ihren Mann . Das tiefe Mttletö, das er für sie
 Bauernwagen , in den er nur seinen Ledersitz etnhängen Sein erster Beamter, dem er die Gegenspcrre anvertraut empfand, konnte ihn aber nicht hindern, M erwägen,
 ließ, nach der Stadt aufgebrochen. Als die Kaufleute hatte? Er kam sich nie so einfältig vor im Leben wie in wie er sich künftig zn ihrem Man » zu stellen hätte. Er
 der Festung ihre Gewölbe öffneten und die Kinder zur diesem Augenblick. So also war es mit der Reverssette ging tn dem Marki ge wühl vor dem Stadthaus auf und
 Schule gingen, fuhr er schon über den Paradeplatz. Er des schönen Niembsch beschaffen? Das war sein zweites nieder, verloren tn seme Gedanken. Da drinnen saß der
 ließ den Wagen bet den „Sieben Kurfürsten" einstellen Gesicht! Er verstand plötzlich auch den ehelichen Zwie- Unglückselige und wartete auf seine Auslösung. Woher
 und sagte dem Vetter Kaspar, seinem Nachbar, daß er spaü, von dem immer wieder ein Teilchen fühlbar wurde sollte sie kommen? Selbst wenn Frau Therese imstande
 sich jeöerzeü bereichalten solle zur Heimfahrt,' es könne für die Nüherstehenden.                                     war, dte Summe tn absehbarer Zeit zn bezahlen, wird
 sein, daß er sehr bald wiederkomme.                           Was tun ? Ihn auslösen ? Fiel ihm nicht ein. Die es ja doch kaum mügftch sein, ihm noch ferner das Ver¬
     Dann begab er sich ins Cafe Delbondio zn einem Früh¬ Schande für das Kameralamt war nicht gering, aber für trau err zu schenken       , das er bisher genoß. Ein Spieler
 stück. Das war ja der Or , wo die Masse, zu der Niembsch solche Zwecke hatte es kein Geld, davon stand nichts in konnte nicht sein Gegmschreiber sein. Wer aus dem
 sich zählte, verkehrte. Da konnte er am ehesten Auskunft seiner Hausordnung . Wohl aber war Entlassung ans Schuldarrest kommt, den setzt man nicht an die Kaste des
 erhallen über den Verblech seines Gegenschreibers. Und solch standeswiöriges Verwalten der Beamten gesetzt. Kameraläuftes. Aber Niembsch war ja nicht bloß sein
 auch den Namen eines guten Arztes wird er da leicht Und er fragte sich, ob er nicht besser täte, einen Doktor Beamter, er war sozusagen auch der Freund des Hauses.
 erfahren . Denn ohne einen solchen wollte er keinesfalls zn suchen und augenblicklich heimzufahren. . . . Gar Und die Gevatterschaft verpflichtete auch. . . . Wird seine
 heimkehren. Und er täuschte sich nicht. Der Lnigi, der keine Kenntnis nehmen von dem Zwischenfall, mag er Anna zufrieden mit ihm sein, wenn er heimkommt, ohne
 erste Aufwärter des Kaffeehauses, ein ehemaliger Feld¬ sich herausschlagen wie er kann — das war vielleicht das mit Niembsch gesprochen, ohne von ihm erfahren zu ha¬
 webel ans einem lombardischen Regiment, kannte den Gescheiteste        . Er rief Luigt herbei, zahlte und fragte ihn ben, wie man ihn retten könne? Gewiß nicht. Sie wird
 ganzen Stadtklatsch,- chm entging nichts. Natürlich war nach einem beliebigen Arzt, der auch Kinder behandle. ihn schön auszanken. Was man an ihm tut, ist ja auch
  chm der Herr von Niembsch sehr gut bekannt. Der arme „Dottore Jäger , Filippo Jäger, " sagte dieser und nannte für seine Frau Therese getan. Und sie verdient jede
  Herr ! Er habe schon lange vorausgesehen, daß es so mit ihm seine Wohnung. „Und das Schnlöarrest, wo ist denn Rücksicht       , jeden Freundschaftsdienst.
  chm kommen würde. Verkehrte zu viel mit Kosaken, ließ dieses?" „Signor wollen besuchen die Herr von                      Er raffte sich mft zu einem Entschluß. Ja , er wird
  sich in allerlei Geschichten ein.                         NiemüS? IS erlaubt ! In Stadthaus tut er sitzen. Wer ihn zu sprechen suchen. Streng genommen ist es seine
     Der Rentmeister saß auf Nadeln, aber er ließ den Kell¬ zwanzigtausend Gulde zahlt, kann ihn gleick mitnehme," Pflicht, sich an der Quelle zu unterrichten, was mft ihm
  ner ruhig schwätzen   . Nur die Frage warf er dazwischen, sagte Lnigi und blinzelte Hell sragend. an. Er hätte zu geschah.
  ob er sich nicht irre , Herr Niembsch verkehre doch mehr gern gewußt, was der Fremde für ein Interesse an dem            Niembsch war ntcT  -i wenig beschämt, als der pfiffige
  mit Offizieren. „Im Anfang, ja", erwiderte Luigt. „Aber Cavaliere . Niembs habe.                                      alte Beschließer des Schuldarrestes, der schon viel größere
  nicht beste Offiziere. Viel zn viel mft meine Landsmann,     Dieser war tief betroffen über die Summe, die der Ge¬ Herren in der Kost hatte, den Herrn Rentmeister bet ihm
  die Capllano Patuzzt . Es er schon— wie sagt man — schwätzige ihm nannte . Ohne ein weiteres Wort verließ einltetz. Er stand mit niedergeschlagenen Augen da und
  gesprtzt. War Hallunk, falsche Spieler ".                  er das Kaffeehaus. Er suchte den Arzt auf, traf ihn wagte nicht, seinen AmtSrorstcmd anzubltcken.
      „So, so", erwiedcrte der Rentmeister. „Ein Haupt- aber nicht daheim und redete mft dessen Frmc. Sie
   mauu ? Aber bttte, wo ist der Herr Niembsch jetzt?"       glarrbte, daß ihr Manu tn einem so dringenden Fälle                                             (Fortsetzung Wßü;
Universitäts- und Landesbibliothek Tirol - Innsbrucker Nachrichten. 1854-1945 1920 - Universitäts- und ...
Seite 4. Nr . 137.
                                                                             Innsbrucker         Nachricht     «.                  «                      Samstag , den 19. Juni 1920.
     schlage Seipel, daß ein Kabinett aus neutralen Fach¬
     männern deshalb unmöglich sei, weil die Lage, in der budget           das im Jahre 1014 1435 Millionen betragen habe, tens der Bank beamten schalt liegt ; die Erklärung
                                                                 sich im Jahre 1020 auf 5041 Millionen belaufe. Der vor, daß sie von morgen ab die Durchführung von
    wir uns befinden, ein ununterbrochenes und andauern¬ Esfektiostand sei zwar gegenwärtig kleiner als im Jahre
    des Wirken der Negierung nötig mache, die lächerliche                                                                       Bankgeschäften            mit         Ungarn verweigern
    Bcamtenregicrung aber dieses Wirkens schlechthin un¬ 1014          aber die Ausgaben seien gewachsen. Im Jahre 1014 werde. Eben werde dem Redner die Mitteilung gemacht,
                                                                 sei nur der Unterhalt der in Marokko befindlichen ein
    fähig märe. Tie würde schon in den ersten Tagen ver¬ Zehntel des Effiktivstandcs betragenden Truppen mit daß in der Oesterreichtsch                         -ungarischen Bank 50 Millionen
    sagen, denn wer könne meinen, däß eine solche Schatten¬ größeren Kosten verbunden gewesen, während gegen¬ Kronen in Banknoten zum Versand                                      nach Ungarn
    regierung "'ähig sein könnte, auch nur eine der Schwierig¬ wärtig die in Marokko, in der Levante und im Orient bereit sind; es werde Vorsorge getroffen, daß Mer auch
    keiten zu bewältigen, welche in dem von Sorgen sonder befindlichen Truppen , sowie die, Besatznngstrnpyen die diese Sendung n i cf) i mehr nach Ungarn abgehen wird.
    Zahl gequälten Oesterreich seöer Tag hervorbringt. Die Hälfte des gesainten Trnppenstandes ausmachen. Es                                      Die Repressalien in Ungar».
    Sozialdemokraten könnten für das Unmögliche und Ge¬ ergebe sich demnach die gebieterische Notwendigkeit,
    fährliche eines solchen Kabinettes aus neutralen Fach¬ Deutschland zu entwaffnen und seine Entwaffnung zu                      KB. Budapest, 18. Juni . Ter Verein der christlich-
    männern unmöglich die Haftung übernehmen. Wenn die kontrollieren, um die militärischen Lasten Frankreichs- sozialen Eiserrbahner hielt heute eine Versammlung ab,
    Christlichsozialen aber der Meinung sind, daß keine herabsetzen zu können.                                                  in der beschlossen wurde, daß, wenn der Boykott am 20. ds.
    Kombination mößlid) sei, welche die Sozialdemokraten                                                                        tn Kraft tritt , die ungarischen Eisenbahner als Repression
    nicht unterstützen, so dürste das schon seine Richtigkeit                                                                   die nach Oesterreich und die übrigen Nachbarländer in-
    haben, aber daraus ergebe sich zwingend, daß sie ver¬                Grotze polnische Niederlagen.                          stradierten    und vertragsmäßig bereits abgeschlossenen
    pflichtet sind, auf die Meinung der Sozialdemokraten zu                                                                     Waren - und LebensmitteltranSporte zurückhalken uns
    achten und daß Erklärungen , daß irgend etrvas, weil es        Berlin , 10. Juni . (Priv .) Die alldeutsche„Tägliche den Absendern zur Verfügung stellen werden.
    vielleicht die Sozialdemokraten vorschlagen könnten, vor- Rundschau" weiß über große polnische Niederlagen zu be¬
    wegs als unter allen Umständen ausgeschlossen erachtet richten. Es sei jedoch gleich erwähnt, daß derzeit noch Die » ichtsozialdemokraMcheu              sich
                                                                                                                                                                     Gewerkschaftler beteiligen
                                                                                                                                                                  nicht.
    werden müsse, unbedingt unzulässig sind.                     keine amtliche         Bestätigung      dieser Nachrichten
       Die „Neichspost" dagegen, die in ihrem Leitartikel auch vorliegt. iHie „Tägliche Rundschau" berichtet:                      KB. Wie«, 19. Juni . Wie die „Reichspost" meldet,
   gegen die „bolschewistische Hungerblockade", die ■gegen Die polnische Offensive ist znsammengebrochen               , die fand gestern abends eine massenhaft besuchte Bertrauens-
   Horthy-Ungarn verhängt wurde, zu Felde zieht und darin Bolschewisten               haben gestern nachrs dst U m z i n g c- leute-Konferenz des Gewerkschaftsbundes der nich!sozial¬
   nur eine Unterbindung der Lebensmittelzufuhren für lung vervollständigt;                       die politischen Verluste      demokratischen Bost-, Telegrafen- unö Fernsprech-Ange-
   Oesterreich aus Ungarn und eine Hilfe für die Wiener sind sehr schw er , nantentlich die der Artillerie. Die stellten (Gewerkschaft christlicher Postler, Gewerkschaft
   Wucherer,erblickt, erklärt bei der Besprechung der poli¬ Polen halten Rowiw bis Podols -Pinök. Die Kämpfe deutscher Postler) statt, in der beschlossen wurde, daß der
   tischen Lage am Schlüsse des Artikels:                        dauern an. Gezeichnet ist diese Meldung mit P i l. vom tnternaitonalen sozialdemokratischen Gewerkschafts--
      „Wollen die Sozialdemokraten nur einen Versuch s u ö s kt.                                                                bund beschlossene Verkehrsboykott gegen Ungarn von den
   machen, ob sie ohne oder gegen die anderen Parteien re¬ Aus dem schlesischen Abstimmungsgebiete siltü weitere Angehörigen des Gewerkschaftsbundes nicht anerkannt
   gieren können, wohlan, aber parlamentarisch steht ihnen Meldungen eingegangeu, wonach die Polen 166 Geschützewerde/ Die christlichen und nationalen Postangestellten
  keine Mehrheit zur Verfügung und wenn sie mit ihren verloren haben, zwei Regimenter ausgerieben wurden seien gewillt, unter allen Umständen den Verkehr mit
  Drohungen die Diktatur einleiten wollen, so mögen sie und 30.000 Mann in bolschewistische Gefangenschaft ge¬ Ungarn aufrecht zu erhalten unö werden daher alle Sen¬
  dies wenigstens offen bekennen. Wenn sich die Dinge raten sind. Der Fall von Minsk                         wird täglich dungen, Telegramme und Ferngespräche nach Ungarn an¬
  so weiter entwickeln, werden die Sozialdemokraten am erwartet                 , die Front     von D ü u a b u r g ist biS nehmen und weiter befördern.
  Bankrotte des Staates schuldig werden. Die Wirkungen Podolsk zurückgegangen.                     Mit    der baldigen Be¬
  eines solchen sozialistischen Kabinettes auf die Länder setzung Warschaus                  wird gerechnet. In C z e n st o-
  sind unschwer vorauszusehen,' es würde damit der Auf¬ chan ist unter Sen Truppen der Haller-Armee ein Auf¬
  lösungsprozeß des Staates katastrophal beschleunigt. stand ausgebrochen. Die Soldaten weigern sich- an die
  Wollen das die Sozialdemokraten?
                                                                                                                                       Tagesneuigkeiten.
                                                                Front zu gehen. Bet Kiew sind die Polen bis auf die * Die Zuwendungen für Sie Pensionisten. Wien,
                                                                Linie vom 20. April d. I ., das heißt aus P i n s k zu¬
      Die Sektion Wien der Rermrations- rückgegangen. Die ersten Flüchtlinge der Front von 18.                                      Juni . Gegenüber Len Klagen aus Kreisen der Staats¬
                                                                                                                               pensionisten     über b‘e. Verzögerung der Auszahlung der
                      - Kommission.                             Kiew sind bereits bei Lemberg eingetroffen. Bon der durch das Pensionistengesetz                   im März dieses Jahres fest¬
                                                                Front werben fürchterliche Einzelheiten berichtet; es gesetzten             Zuwendungen       beziehungsweise     Vorschüsse, muß
                   Bevorstehende Konstituierung.                herrscht großer Mangel an Lebensniitteln m«d Munition, darauf verwiesen werden, daß die Anwendbarkeit                          des
     Wie», 18. Juni . (Prir .) Heute ist der Vertreter die Mannschaft«desertiert massenhaft. Ganz Polen befindet Gesetzes von gewissen Voraussetzungen                                   abhängig
  Frankreichs in der Reparationskommtsston K l o u - sich in großer Aufregung. Polnische Akten wurden be¬ ist, deren Zutrefsen vor der Anweisung der betreffenden
  kovsky, hier etngetroffen. Die erste Ätzung der reits von Warschau nach Posen überführt.                                     Zuwendungen festgestellt sein muß und daß die Bemes¬
  Sektion Wien der Reparattonskourmisston wird am                                                                              sung der erhöhten Ruhegenüsie nicht von ein«' einzigen
  1. Juli stattftnden. Der Vertreter Englands Sir William                                                                      Stelle zu erfolgen hat, sondern von verschiedenen Be¬
  Goode wird zum Präsidenten der Wiener Sektion ge¬                    Der     sozialistische     Koykoit      gegen           hörden. Die liguidierenden Ftnanzlandesdtrektionen sind
  wählt werden, als Vizepräsident der Italiener Scara-                                    Ungarn.                              beauftragt, mit der größtnrögltchsten Liberalität vorzu-
  manga und zum zweiten Vizepräsidenten der Vertreter
  Polens Mrozowski.                                                 Die Bedingungen der Wiener sozialdemokratische» gehen. Der größte Teil der Pensionisten steht heute tat¬
                                                                                                                               sächlich bereits im Bezüge der erhöhten Pensionen usw.
      Der Generalsekretär der amerikanischenKommission                                  Gewerkschaften.                4[      Das Staatsamt für Finanzen wird nach wie vor auf die
  Bath ist ebenfalls in Men etngetroffen.                          Wien, 18. Juni . (Priv .) Zum bevorstehenden Boykott möglichst rasche Durchstrhrung des Gesetzes hinwirken.
                                                                gegen Ungarn wird heute gemeldet, daß folgende politi¬
                                                                schen Forderungen an Ungarn für die Aufhebung des                 * Agitation gegen de» Zwangs -Gemüfehandel in Wie».
          Die UsubiLLmng des deutschen                         Boykottes gestellt werden: 1. Die Macht der Soldaten¬ Zur Freigabe des Obsthandels wird von der Staatskorre-
                         Kabinettes                            formationen mutz svwest gebrochen werden, daß jede fer¬ spondenz berichtet: Das Staatsamt für Bolksernährung
                                                               nere Gewalttat ausgeschlossen ist. 2. Alle unter poltti- hat dem «nlgeblich allgemeinen Wunsche der Händlerschaft
     Berlin , 19. Jbnt . (Priv .) Die vorläufige      Mini¬ scher Anklage eingekerkerten Personen müffen freigelas¬ nach Wiederherstellung des freien Handels stattgegeben.
 sterliste      ist folgende: FehrenLach,      Reichskanzler, sen werden. 3. Alle politischen Prozesse müssen nteder- Nunmehr werden in der Händlerschaft plötzlich, offenbar
 die demokratischen Minister Koch und G e ß l e r, ebenso gelegt und eine allgemeine politische Amnestie erlassen unter dem Eindruck der Verantwortung , wieder Wünsche
 die Zeutrumsmintster Gießberg          Post
                                         (    ), Wirth Fi¬
                                                         (     werden. 4. Politische Freiheit für Me Ungarn, politische laut, der freien Betätigung Schranken                      zu ziehen und
 nanzen), Hermes Reichsernährungsamt
                            (                     » behalten Freihest für die Arbeiterorganisationen. 6. Alle durch den eine genossenschaftliche          Z w a n g s w i r t s cha f t an Stelle
 ihre Aemter. Minister des Aeutzeren soll Simon oder „weißen Terror " geschädigten juristischen und physischender staatlichen zu setzen Die Behörden können hiezu nicht
 ein anderer Berufsdiplomat werden. Auch der frühere Personen urüssen entschädigt werden. Die Gewerkschaft die Hand bieten, nicht bloß deshalb, weil wirtschaftliche
 sächsische Gesandte in Wien Nostitz wird genannt. Das der Postbeamten hat für den Boykott ihre Maßnahmen Maßnahmen nicht nach der Laune der Händlerschaft von
 Neichswirtschaftsmintsterium ist dem Geheimen Rat getroffen und angeordnet, daß uneingeschriebeneSen¬ Tag zu Tag geändert werden können, sondern auch weil
 W i e d f e l d, das Reichsschatzamt Siemens       und das dungen nach Ungarn kursmätzig bis Wien-Ttaatsbahn- jede staatliche Jngerenz neuerlich als staatliche Zwangs¬
 Verkehrsministerium dem General Grö n c r angebotcu hof zu leiten sind. Bezüglich eingeschriebener Briefe wird wirtschaft angefeindet würde. Die Schleich- und Schie-
 worden.                                                       bemerkt, daß aus Gründen der Sicherheit von der Auf¬ berhänbler wird das Staatsamt für Volksernährung
                                                               gabe solcher Sendungen dringend abzuraten ist. Transit- selbstverständlich verfolgen. Unter Hinweis auf die durch
                                                               fendungen über Ungarn haben in gewohlster Weise wet- diese unbefugten Elemente drohende Gefahr erscheint es
             Die Situation in Albanien.                        tergeleitet zu werden. Ein Abbruch des Boykottes kann auch als ein Beweis dafür, daß auch Händlerkreise di«
     Italienischen Zeitungen zufolge, ist in den letzten nur von der Gewerkschaftsverbandslestung telegraphisch Behauptung, daß die bloße Einführung                                    des freien
 Tagen an der albanischen Front Ruhe eingetreten,- doch allen Stationen bekannt gegeben werden.                                Handels dem Schleichhandel ein Ende mache, als irrig
 erwaret man neue Angriffe. In Triest ist die Ruhe so¬                       Eine Masienversammlnng in Wien.                  erkannt haben. Im übrigen ist es Sache der Händler¬
 weit hergestellt, daß 250» Mann Sturmtruppen wider¬                                                                           schaft, - arzutnn . daß sie in der Lage ist, ihre Verspre¬
 standslos nach Albanien eingeschifft werden konnten. KB. Wien. 19. Juni . Die Korrespondenz Pappen¬ chungen zu erfüllen.
 Auch sollen in Balona Fliegergeschwader D'Annunztvs heim meldet : In der Volkshalle des Rathauses fand ge¬ * Frankreich sichert die Zufuhr von 20.000 Tonne»
 eingetroffen sein. Die Zahl der bisher von den Alba¬ stern tn Angelegenheit des Boykotts gegen Ungarn eine Mais für Oesterreich. Paris, 18. Juni . Der Präsident
 nern gemachten italienischen Gefangenen wird auf 600 Masienversammlnng des Verbandes der Handels-, Trans¬ der Friedenskonferenz Millerand hat an die interalliierte
 beziffert. Die gemeldeten Grausanrkeiten an italienischen port- und Verkehrs-Arbeiterschaft statt. Abg. Forstner             Donaukommtssion das Ersuchen gerichtet, den aus Bul¬
 Offizieren und Soldaten stellen die Blätter als über¬ als Obmann des Verbandes wies Ms die Berichte über garien erfolgenden Transport von 20.000 Tonnen
 trieben hin. In Mittelalbanien organisieren die Serben die unmenschliche Bestialität der ungarischen Soldateska Mais , die für Oesterreich bestimmt sind, zu sichern. Ein
 neue bewaffneie Banden gegen die Italiener . Die all¬ und erklärte, da die Entente, die einzige heute bestehende französisches Kanonenboot wtrd von der Kommission
 gemeine Meinung der italienischen Blätter geht dahin, Machtstelle auf Erden, n i ch ts unternehme, um den besonders bestimmt werden, das die Fahrt des Convoirs
 baß das Ansehen Italiens am Balkan durch geeignete Greueln                   ein Ende zu beresten, Habe die international bis Wien sichern wird.
 militärische Maßnahmen wiederhergesteüt werden müsse. organisierte Arbeiterschaft beschlossen        , den Kampf mit den
 General Pugltese, der Kommandant der italienischen Machthabern Ungarns aufzunehmen. Der Boykott                                  * Dt« Hilfsaktion für D«ttlschüsterreich        . Aus Bern,
 Truppen , wird die Truppenkonzentration in kürzester werde so lange dauern, bis die Greuel                  ein Enöe ge- 15. Juni , wird berichtet: Der Bunüesrat hat Diontag
 Zeit vollzogen und die beherrschenden Postttonen besetzt nommen haben, dte Offiziersbetachemeitts und die Sol¬ beschlossen                , die Schweiz sollte sich an einer internationa.
 haben, um die Einschließung der albanischen Truppen zu dateska ihre grauenvolle Tätigkeit eingestellt haben.                 len Hilfsaktion zugunsten Osteuropas, speziell Deutsch,
 vollenden. Die Albaner halten die Linie Babica—Pe-               Besonders die Wiener Arbeiter werden zeigen, daß sie österreichs, mit 25 Millionen Franken beteiligen. Fol.
 strova—Panara . Es heißt, daß sie serbische Verstärkungen auch Entbehrungen                auf sich nehmen werden, wenn gende Staaten haben sich beueits entschlossen                 , an der
 aus Goritza erwarten . Der „Tempo" sagt, die Albaner es gelte, gequälte Menschen zu befreien. Es handle sich um Aktion mitzuwirken: Die Bereinigten Staaten mit 113
 seien von den Griechen und Serben zum Kampfe gehetzt eine bolschewistische Aktion, wie der ungarische Minister Millionen Dollar, England mit 10 Millionen Pfund,
 und von den Franzosen bewaffnet worden. Die fremden gemeint hat. Der Redner weist gegenüber den Bchaup- Holland                          mit 42 Millionen Gulden, Italien mit 100 Mil¬
 Sendlinge schildern den Widerstand gegen Italien als lungen des ungarischen Ministerpräsidenten auf Grund lionen Lire.
 einen „heiligen Krieg". Den Italienern wird es schwer einer Liste nach, daß nicht weniger als 50 Menschen, son¬ * Reichsgewerbebundtagnug ln Wien, Am 3. Juni fand über Ein¬
 möglich sein, den Albanern in das Innere des Landes dern mehr als 500h i n g e r i cht e t worden seien und daß ladung des d.4i , Gewerbebundes in Wien eine Besprechung der Ge¬
zu folgen. Den Nachrichten Uder Belgrad zufolge, nimmt in Ungarn nicht bloß 2400 Menschen, sondern 27.000 i n werbebundespräsidenten der Länder statt Erschienen waren die
 der Kampf immer schärfere Formen an. Es besteht die Haft und Internierung sich befinden. Redner führte die Bundespräsidenten von Obemsterreich, Steiermark , Salzburg , Kärn>
Gefahr, daß auch Serbien und Griechenland in den be¬ zur Durchführung des Boykotts getroffenen Maßnahmen tcn                       und Tirol mit einigen Vertretern . Anwesend waren auch die
                                                                                                                              Abgeordneten cheinl und Portik , Es wurde einstimmig beschlossen,
waffneten Konflikt hineingezogeu werden. Die albanische an , wobei er benierktc, daßstür den Verkehr mit Lebens¬ in der Zeit vom 9, bis 11. e- sptembe ? einen Reichsgewerbetag nach
Bewegung macht in ganz Italien ungeheuren Eindruck, mitteln besondere Instruktionen an die Genossen in den Wien einzuberufen . Gleichzeilig wurde mich die Frag « des Zusam¬
soöatz sogar das Interesse für die inneren Angelegenheiten Grenzstationen ergingen, daß der Schiffsverkehr -wischen menschlusses in einen Reichsgewerbebund besprochen und durch¬
dagegen verstummt.                                            Pretzburg und Regensburg aufrecht bleiben und daß auch beraten . Dieser Gedanke färb allgemeinen Anklang . Einen weiteren
                             Giolitti.                        telephonische Gespräche nicht stattftnden werden. Von die¬ Gegenstand eingehender Beratungen bildet« auch die wirtschaftliche
                                                                                                                              Organisation . Im Anschluß daran fand am 4. Juli die Besichtigung
    Turin , 19. Juni . (Priv .) Die „Stampa " meldet aus sem Vorhaben, so schloß der Redner, wird uns niemand                 der vom Gewerbeförderunxs nstitut ins Leben gerufenen Betriebe des
Rom : Giolitti           verzichtet     auf die Aburtei¬      a  b b r i n g e n  können.  (Stürmischer  Beifall.)            Zentraloerbandes    der gewerblichen Erwerbs - und Wirtschafts»
lung von Deutschen und Oesterreichern wegen strafbarer Nachdem noch mehrere Redner gesprochen hatten, teUte genossenschasten im - .Bezirk , Zieglergasse und Schmalzosengasse, statt.
Handlungen im Krieg« mit Italien.                             Abg. Forstner         mit, daß eben von der Buchdruck « r- Die Teilnehmer waren überrascht über di« Großzügigkeit dieser Unter¬
                                                             Organisation            dte Mitteilung eingelangt sei, daß nehmungen , Aus dem Geschäftsbericht, der zur Einsicht norlag , und
Frankreichs militärische Last über 5 Milliarde « Francs. die Buchdrucker den Boykott gegen Ungarn in der Weise den                 Mitteilungen des Dr , Heinl ist zu entnehmen , daß es im Jahr«
                                                             unterstützen, daß sic sich weigern         werden , entstellte 1919 bereits einen Umsatz »on 1.050,863 .000 K hatte. Aus dieser
    KB. Paris , 18. Juni . Ag. Hav. Der Berichterstatter Berichte über die Vorgästge in Ungarn oder solche, die Fisfer allein ist die Größe dieses Unternehmens zu ersehen. Die
für das Kriegsbnöget Pate stell!« fest, daß das Kriegs¬ Stimmung                   machen sollen , zu setzen . Auch sei¬ Obmänner          der Länderorgan -sotionen haben sich das Studium dieser
                                                                                                                              Erwerb »- und Mrtschastsgcnossenschost zur Aufgabe gemocht, um
Universitäts- und Landesbibliothek Tirol - Innsbrucker Nachrichten. 1854-1945 1920 - Universitäts- und ... Universitäts- und Landesbibliothek Tirol - Innsbrucker Nachrichten. 1854-1945 1920 - Universitäts- und ... Universitäts- und Landesbibliothek Tirol - Innsbrucker Nachrichten. 1854-1945 1920 - Universitäts- und ... Universitäts- und Landesbibliothek Tirol - Innsbrucker Nachrichten. 1854-1945 1920 - Universitäts- und ... Universitäts- und Landesbibliothek Tirol - Innsbrucker Nachrichten. 1854-1945 1920 - Universitäts- und ...
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