Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie - Österreichische Gesellschaft für Orthopädie ...
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Weitere Themen und Inhalte auf www.universimed.com Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie EUR 9,– Jahrgang 25/2020 ISSN 1997-8308 MZ 09Z038204M, P. b. b., Retouren an PF 555, 1008 Wien 3 / 2020 HÜFTCHIRURGIE BECKENCHIRURGIE RHEUMATOLOGIE Der direkt anteriore Zugang Begleitverletzungen bei SLE: Endlich auch auf dem in der Revisions Beckenringfrakturen Weg zur personalisierten endoprothetik Medizin © iStockphoto.com/vgajic FOKUSTHEMA Hüfte und Becken
Editorial ORTHOPÄDIE & TRAUMATOLOGIE RHEUMATOLOGIE Österreichische Gesellschaft für Unfallchirurgie m it: n sa m d er e i g Gemrestagun h 1. Ja Wirbelsäule 56. Jahrestagung 1. – 3. Oktober 2020 Salzburg 2020 Es wird angestrebt, die Jahrestagung nach den Kriterien des Österreichischen Umweltzeichens für 2 Green Meetings/Green Events auszurichten. Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 3 / 2020
Editorial © T. Mesic G. Thewanger, Linz ORTHOPÄDIE & TRAUMATOLOGIE RHEUMATOLOGIE Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Die chirurgische Versorgung von Brüchen des Beckens und haben wir die Autorenschaft für die Kapitel „Prothetik nach der Hüftpfanne ist mittlerweile als Spezialdisziplin in der Acetabulumfrakturen“ und „periprothetische Femurfrakturen“ Unfallchirurgie etabliert. Ausgehend von den auch heute noch ein wenig atypisch, aber durchaus richtungsweisend zwischen als wegbereitend zu bezeichnenden Arbeiten von Judet und orthopädischer und traumatologischer Expertise aufgeteilt. Letournel hat sich ein völlig neues Verständnis der Biomechanik Für die vorliegende Ausgabe haben Kollege Maurer-Ertl und des Beckens und des Entstehens verschiedener Frakturformen ich uns bemüht, Beiträge zusammenzustellen, die einen guten und deren Charakteristika entwickelt. Auch verfügen wir über Überblick über Bewährtes und teilweise auch Innovatives geben ein praktisch weltweit akzeptiertes Klassifikationssystem, das sollen. An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei allen einerseits hilfreich ist, um Ergebnisse zu vergleichen, anderer- Autoren und Mitwirkenden dafür bedanken, dass die Beiträge seits auch eine gewisse Unterstützung in der Therapieplanung trotz der derzeit – nicht nur im medizinischen Umfeld – widri- geben kann. gen Umstände rechtzeitig fertiggestellt werden konnten. Ein neues und besseres Verständnis der zugrunde liegenden Pathologien führt naturgemäß auch zu veränderten und teil- Viel Freude beim Lesen, weise neuen Behandlungskonzepten. Darüber hinaus haben sich aber auch – dem demografischen Wandel unserer Gesellschaft entsprechend – die Aufgabenstellungen geändert: Der typische Dr. Georg Thewanger Beckenpatient war noch vor etwa 25 Jahren jung, männlich und AUVA-Unfallkrankenhaus Linz üblicherweise Opfer eines Hochrasanztraumas. Nicht selten war die Beckenverletzung Teil eines Polytraumas. Heute bereits fast häufiger ist jedoch die über 70-jährige Patientin mit teilweise hochkomplexen Frakturen als Folge eines Bagatelltraumas. Diese stark differenten Verletzungsmuster benötigen unter- schiedliche und entsprechend angepasste Behandlungsstrate- Anmerkung der Redaktion: Wie Ihnen vermutlich aufgefallen gien, die oft auch ein interdisziplinäres Vorgehen erfordern. ist, haben wir die Titelseite unseres Journals einem dezenten aber Die Becken- und speziell die Hüftgelenkschirurgie dienen merklichen „Facelifting“ unterzogen. Wir hoffen, das neue Design meines Erachtens sehr gut als Beispiele, wie stark die Fachge- findet Ihre Zustimmung und trägt dazu bei, den praktischen Nut- biete der Orthopädie und Traumatologie bereits verwoben sind zen und den Wiedererkennungswert unserer Medien noch weiter und auch weiter zusammenwachsen müssen. Dementsprechend zu erhöhen! Impressum Herausgeber: Universimed Cross Media Content GmbH, Markgraf-Rüdiger-Straße 6–8, 1150 Wien. E-Mail: office@universimed.com. Tel.: +43 1 876 79 56. Fax: +43 1 876 79 56-20. Geschäftsführung: Dr. med. Bartosz Chłap, MBA. Chefredaktion: Mag. Christine Lindengrün. E-Mail: christine.lindengruen@universimed.com. Projektleitung: Mag. Manuela Moya. E-Mail: manuela.moya@universimed.com. Lektorat: DI Gerlinde Hinterhölzl, Dr. Patrizia Maurer, Mag. Sabine Wawerda. Grafik: Amir Taheri. Produktion & Druck: AV + Astoria (Print Alliance GmbH), 2540 Bad Vöslau. Artikel mit grauer Hinterlegung sind im Sinne des Österreichischen Mediengesetzes §26 als Werbung, Promotion oder entgeltliche Einschaltung zu verstehen. Gerichtsstand: Wien. Offenlegung: Herausgeber: Universimed Cross Media Content GmbH (100 %ige Tochter der Universimed Holding GmbH). Eigentümer und Medienin- haber: Universimed Holding GmbH Bezugsbedingungen Abonnement: Bestellung bei Universimed oder unter www.universimed.com. Jahresabo EUR 45,–, Einzelheft EUR 9,– inkl. MwSt. und Versand innerhalb von Österreich; im Ausland zzgl. Versandspesen. ISSN 1997-8308. Das Medium JATROS Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie ist für den persönlichen Nutzen des Lesers konzipiert und beinhaltet Informationen aus den Bereichen Expertenmeinung, wissenschaftliche Studien und Kongresse. Namentlich gekennzeichnete Artikel und sonstige Beiträge sind die persönliche und/oder wissenschaftliche Meinung des Verfassers und müssen daher nicht mit der Meinung der Redaktion und des Herausgebers übereinstimmen. Mit der Übergabe von Manuskripten und Bildern gehen sämtliche Nutzungsrechte in Print und Inter- net an Universimed über. Copyright: Alle Rechte liegen bei Universimed. Nachdruck oder Vervielfältigung – auch auszugsweise – nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers. Die wiedergegebene Meinung deckt sich nicht in jedem Fall mit der Meinung des Herausgebers, sondern dient der Information des Lesers. Die am Ende jedes Artikels vorhandene Zahlenkombination (z.B.: ■0918) stellt eine interne Kodierung dar. Geschlechterbe- zeichnung: Um die Lesbarkeit der Informationen zu erleichtern, wird bei Personenbezeichnungen in der Regel die männliche Form verwendet. Es sind jedoch jeweils männliche und weibliche Personen gemeint. 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© Opernfoto Hausleitner Editorial W. Maurer-Ertl, Graz ORTHOPÄDIE & TRAUMATOLOGIE RHEUMATOLOGIE Hüfttotalendoprothetik im Spannungsfeld zwischen Gelenksersatz und Sportgerät Historisch gesehen liegen die Anfänge der heutigen endopro- schen Bogen über österreichische Hüftgeschichte zu spannen. thetischen Versorgung vor fast 150 Jahren. Im Jahr 1891 Ich hatte die Gelegenheit, Herrn Dr. Wurzinger, Mitentwickler implantierte Themistokles Gluck die ersten künstlichen Kniege- des Zweymüllerschaftes, noch persönlich kennenzulernen. lenke aus Elfenbein und Nickelstahl. Darauf folgten zahlreiche Noch im Alter von fast 80 Jahren war er aktiv an der Entwick- heute noch klingende Namen wie 1943 Austin Morre oder die lung des ANA.NOVA®-Proxy®-Kurzschaftes beteiligt – für mich Gebrüder Judet, die den Hüftkopf 1946 durch Plexiglas ersetz- ein Beispiel für Pioniergeist bis ins hohe Alter. ten. Unterschiedlichste Materialien wie rostfreier Stahl, Chrom- War die Endoprothetik in ihren Anfängen damit befasst, Kobalt-Legierungen, Teflonpfannen, die im Jahr 1959 von Sir einen funktionellen Gelenksersatz bieten zu können, stehen wir John Charnley durch Polyethylen als Gleitpartner kombiniert heute vor der Herausforderung, immer häufiger jüngere Patien- mit Metallköpfen ersetzt wurden, kamen in den darauf folgen- ten mit insgesamt höheren funktionellen Ansprüchen zu ver- den Jahren der Pionierzeit mehr oder weniger erfolgreich zur sorgen. Anwendung. Der weltweit bekannte Name Zweymüller steht für Erlauben Sie mir, aus aktuellem Anlass noch ein abschlie- eine österreichische Pionierleistung der 1970er-Jahre. Gemein- ßendes Statement: Die Covid-19-Pandemie macht unter ande- sam mit Dr. Wurzinger hat Prof. Zweymüller einen weltweit rem die Anfälligkeit unserer Infrastruktur in Form von Versor- mehr als 1 Million Mal zementfrei implantierten Geradschaft gungsengpässen sichtbar. Aus diesem Grund sollten wir, wie konzipiert. 1997 kam die Oberflächenersatzprothese Birming- auch bereits von Gesundheitsminister Anschober gefordert, ham Hip Resurfacing (BHR) von McMinn auf den Markt. gerade im Medizinbereich darüber nachdenken, wie wir Dadurch wurde ein kurz anhaltender Hype um dieses Prothe- Produktionsstandorte in Europa bzw. in Österreich sichern sendesign mit teilweise katastrophalem Ausgang für Konkur- können. renzprodukte ausgelöst. Nicht zuletzt durch wissenschaftliche Studien und die Auswertung von internationalen Registerdaten Mit kollegialem Gruß haben sich Materiallegierungen aus Titan mit unterschiedlichen Oberflächenstrukturen und Beschichtungen sowie Gleitpaarun- gen aus Keramik mit Polyethylen oder Keramik mit Keramik Dr. Werner Maurer-Ertl etabliert. Universitätsklinik für Orthopädie und Traumatologie, Graz In dieser Ausgabe wird mit dem Beitrag über Langzeitergeb- nisse für den Zweymüllerschaft bis hin zu ersten Erfahrungen mit dem innovativen Kurzschaft Proxy® versucht, einen histori- Wissenschaftliche Beiräte D. Aletaha, Wien; W. Anderl, Wien; C. Bach, Wien; N. Böhler, Linz; P. Bösch, Wr. Neustadt; H. Boszotta, Eisenstadt; M. Breitenseher, Horn; W. Brodner, Krems; E. Cauza, Wien; K. Dann, Wien; M. Dominkus, Wien; U. Dorn, Salzburg; R. Dorotka, Wien; A. Engel, Wien; L. Erlacher, Wien; R. Eyb, Wien; C. Fialka, Wien; M. Friedrich, Wien; R. Ganger, Wien; A. Giurea, Wien; R. Graf, Stolzalpe; W. Graninger, Graz; W. Grechenig, Graz; F. Grill, Wien; J. Grisar, Wien; G. Grohs, Wien; G. Gruber, Graz; K. Gstaltner, Wien; J. Hochreiter, Linz; S. Hofmann, Stolzalpe; L. Holzer, Klagenfurt, H. Imhof, Wien; S. Junk-Jantsch, Wien; F. Kainberger, Wien; R. Kdolsky, Wien; K. Knahr, Wien; R. Kotz, Wien; P. Krepler, Wien; M. Krismer, Innsbruck; W. Lack, Wien; B. Leeb, Stockerau; R. Lunzer, Graz; K. Machold, Wien; R. Maier, Baden; S. Marlovits; Wien; M. Mousavi, Wien; T. Muellner, Wien; S. Nehrer, Krems; T. Neubauer, Horn; M. Nicolakis, Wien; M. Nogler, Innsbruck; A. Pachucki, Amstetten; G. Pflüger, Wien; R. Puchner, Wels; F. Rainer, Graz; H. Resch, Salzburg; P. Ritschl, Wien; K. Schatz, Wien; G. Schippinger, Graz; M. Schirmer, Innsbruck; W. Schneider, Wien; H. Seitz, Judenburg; F. Singer, Laab i. W.; H. Tilscher, Wien; K. Trieb, Wels; H.-J. Trnka, Wien; C. Tschauner, Stolzalpe; A. Ulreich, Gröbming; V. Vécsei, Wien; A. Wanivenhaus, Wien; R. Windhager, Wien; C. Wurnig, Wien; P. Zenz, Wien; J. Zwerina, Wien Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 3 / 2020 5
äg x t li ch 1 Ta b l e t te 1 Für erwachsene Patienten mit mittelschwerer bis schwerer aktiver RA bei unzureichendem Ansprechen auf DMARDs: EIN ÜBERLEGENER THERAPIEANSATZ Olumiant® zeigte statistische Signifikanz für die Überlegenheit gegenüber Adalimumab für ACR20-Ansprechen und mittlere Veränderung des DAS28-CRP, jeweils in Woche 12.1,2* Überlegene Wirksamkeit im direkten Vergleich mit Adalimumab 1,2* jeweils in Kombination mit MTX 1 Schnell: Wirkeintritt bereits in Woche 1 1** Langanhaltend: stabile Remissionsraten 3 Über 7 Jahre: günstiges Sicherheitsprofil 1 Monotherapie: auch als Monotherapie zugelassen RE1 dunkelgelbe Box * Statistisch signifikant höhere ACR50 und ACR70-Ansprechraten im Vergleich zu Adalimumab in Woche 12. Signifikante Verbesserung der Gesamt- beurteilung durch Arzt und Patient, des HAQ-DI, der Schmerzbewertung und des CRP in den Wochen 12, 24 und 52 unter Baricitinib im Vergleich XX Kurzfachinformation siehe Seite 50 zu Adalimumab. Signifikante Verbesserung der mittleren Dauer und des Schweregrades der morgendlichen Gelenksteifigkeit unter Baricitinib im Vergleich zu Adalimumab in Woche 12. ** Höhere Remissionsraten im Vergleich zu Placebo wurden bereits ab Woche 4 beobachtet. Unter Berücksichtigung der Daten aus der Langzeit- Verlängerungsstudie wurden die Raten von Remission und geringer Krankheitsaktivität für mindestens 2 Jahre aufrechterhalten. 1 Fachinformation Olumiant® Stand November 2019. 2 Taylor PC et al. N Engl J Med. 2017 Feb 16;376(7):652-662. 3 Genovese MC et al. Ann Rheum Dis 2019; 78 (Suppl 2): 308–309 PP-BA-AT-0330 Jänner 2020
Inhalt ORTHOPÄDIE & TRAUMATOLOGIE RHEUMATOLOGIE 35 Begleitverletzungen bei GESELLSCHAFTSMITTEILUNGEN Beckenringfrakturen 8 ÖGU/ÖGOuT M. Gregori, Wien S. Hajdu, Wien 9 ÖGO 40 Technik und Grenzen der perkutanen SI-Verschraubung 10 GOTS unter Bildwandlerkontrolle HÜFT- UND BECKENCHIRURGIE D. Krappinger, Innsbruck 12 30-Jahres-Ergebnisse des Alloclassic 44 Das Konzept der pfeilerkreuzenden Zweymüller® Geradschaftes Zugschrauben in der Osteosynthese kombiniert mit einer Schraubpfanne von Acetabulumfrakturen Alloclassic CSF® D. Krappinger, Innsbruck L. Pisecky, Linz G. Hipmair, Linz 48 „Missed injuries“ an Hüfte und Becken 16 4-Jahres-Ergebnisse mit dem J. Starlinger, Wien/Rochester Kurzschaft ANA.NOVA® Proxy® – eine österreichische Erfolgsgeschichte? RHEUMATOLOGIE W. Maurer-Ertl, Graz A. M. Smolle, Graz 53 Gebro Pharma: Astec® und Lafene® Opioidpflaster jetzt in neuem Design 20 „Return to sport“ nach Kurzschaftprothese 54 Lunge, Schmerz und Reha: C. Anderl, Linz interdisziplinäre Fortbildung 58 Rheuma als Risikofaktor 23 Hüftendoprothetik nach für Lunge und Herz Acetabulumfrakturen G. Thewanger, Linz 60 Aktualisierte EULAR-Empfehlungen zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis (RA) JAK-Inhibitoren wie Baricitinib sind 26 Periprothetische Frakturen etabliert und bDMARDs gleichzustellen bei geriatrischen Patienten M. A. Smolle, Graz 62 Systemischer Lupus erythematodes F.-J. Seibert, Graz W. Maurer-Ertl, Graz Endlich auch auf dem Weg zur personalisierten Medizin 29 Der direkt anteriore Zugang in der Revisionsendoprothetik 65 Antikörper gegen systemischen Lupus erythematodes M. Thaler, Innsbruck Hilft Anifrolumab oder nicht? 66 Interview 32 Altersfrakturen des Acetabulums: Anifrolumab Neues und Bewährtes in der „Ein Zeichen der Hoffnung“ operativen Versorgung M. Aringer, Dresden F. Baumann, Regensburg V. Freigang, Regensburg V. Alt, Regensburg 3 Impressum Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 3 / 2020 7
ÖGU/ÖGOuT K. Gstaltner, Wien Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Wir befinden uns mitten in herausfordernden Zeiten. Unsere fachgesellschaftspolitische Fragen haben derzeit nicht oberste Fachgruppe hat gelernt, mit unerwarteten Situationen umzuge- Priorität und wir müssen all diese Themen nach der Bewälti- hen, schwierige Probleme zu lösen. Wir wurden für die Bewälti- gung der derzeitigen Situation in Ruhe angehen. Vielleicht geht gung von Großschadensereignissen und den Anfall von zahlrei- dann alles auch etwas leichter von der Hand. Mit Glück haben chen Schwerverletzten geschult. wir dann aus der derzeitigen Situation gelernt, dass mitunter Nun sehen wir uns damit konfrontiert, dass eine medizini- das Gemeinsame im Vordergrund stehen sollte und Einzelinter- sche Problematik in einem völlig anderen Fachgebiet auftaucht, essen kurzsichtig sind. wir infolge der Entschleunigung der sozialen Kontakte keine Ich wünsche Ihnen allen, dass Sie und Ihre Lieben sicher und fachspezifisch großen Patientenzahlen zu bewältigen haben, gesund durch die nächsten Wochen oder Monate kommen und und dennoch sind wir auf eine Weise gefordert, wie in unser wir uns spätestens bei der gemeinsamen Jahrestagung der ÖGU aller Berufslaufbahn noch nie. und ÖGOuT vom 1. bis 3. Oktober 2020 in Salzburg in alter Fri- Die logistische Herausforderung des ressourcenschonenden sche wiedersehen. Mitarbeitereinsatzes, die endenwollend vorhandenen Schutz- ausrüstungen, der Umgang mit dem Bewusstsein, täglich einer Ihre unsichtbaren potenziellen Gefahr zu begegnen, und schlussend- lich das Wissen, dass weltweit zahlreiche Kolleginnen und Kol- Karin Gstaltner legen an den Folgen einer Covid-19-Infektion sterben, wirken Präsidentin der ÖGU sich auch auf uns und unseren beruflichen Alltag aus. Präsidentin der ÖGOuT Nichtsdestotrotz ist es im Moment unsere wichtigste Auf- gabe, die unfallchirurgische Akutversorgung im ganzen Land bestmöglich sicherzustellen. Alle anderen „Problemchen“ haben dabei in den Hintergrund zu rücken, sind aber trotzdem nicht zu übersehen. Voraussichtlich werden wir in beiden Fachgesellschaften, der ÖGU und der ÖGOuT, vor dem Sommer 2020 keine Fortbil- dungsveranstaltungen mehr anbieten können. Standes- und 8 Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 3 / 2020
© Sissi Furgler A. Leithner, Graz ÖGO Viren und Orthopädie Liebe Kolleginnen und Kollegen, aktuell Möglicherweise sind Viren in der Ent- Preise der sind ja Viren in aller Munde, leider nicht stehung von viel mehr orthopädischen Er- nur bildlich gesprochen. Der aktuelle Kon- krankungen beteiligt, als wir derzeit wis- Österreichischen nex zur Orthopädie besteht beim SARS- sen oder vermuten. So wird beispielsweise Gesellschaft CoV-2 (Abb. 1), aber vor allem in der Absa- die Liste der von Viren mitausgelösten ge elektiver orthopädischer Operationen Tumorerkrankungen länger. Die WHO geht für Orthopädie und (und den daraus resultierenden mittelfris- davon aus, dass etwa 10 % aller Tumoren orthopädische Chirurgie tigen Problemen wie längeren Wartelisten) weltweit durch Virusinfektionen (mit)be- sowie in der Absage großer internationaler dingt sind. Einreichungsfrist verlängert bis Tagungen. Die Aufgabe einer wissenschaftlichen 15. Juni 2020 Dabei sind Viren seit Jahrtausenden an Gesellschaft wie der ÖGO besteht unter https://intern.orthopaedics.or.at/ einer Vielzahl orthopädischer Krankheits- anderem auch darin, Forschung zu för- beilagen/preise/preise.html bilder beteiligt. Das wohl bekannteste, dern. In diesem Zusammenhang darf ich wenn auch zum Glück heutzutage fast aus- auf die Forschungsförderung der ÖGO in schließlich historische Beispiel ist die der Höhe von 15 000 Euro verweisen, die Poliomyelitis, oder kurz Polio. In einem im Rahmen des Kongresses für Orthopädie jahrzehntelangen Kampf der WHO konnte und Traumatologie 2021 vergeben werden Save the Date diese mutilierende viral bedingte Erkran- wird. Bitte sich mit interessanten und in- kung mit Impfungen auf letzte Herde in novativen Projekten darum bewerben 34. Jahrestagung der Vereinigung Afghanistan und Pakistan zurückgedrängt (Einsendeschluss wurde bis 15. Juni 2020 für Kinderorthopädie e. V. werden, die lokalen Ärzte werden aber verlängert). Wer weiß, vielleicht findet verschoben auf noch viele Jahre die Spätfolgen behandeln einmal jemand heraus, dass Viren bei der 29.–31. Oktober 2020, Graz müssen (Abb. 2). Entstehung eines Teils von Hüftdysplasien www.kinderorthopaedie.org/ Rötelviren andererseits können zu ver- eine Rolle spielen? kongress-fachkollegen.html schiedensten muskuloskelettalen Sympto- men wie Arthralgien und Arthritiden bzw. Herzliche Grüße 33. Jahrestagung EMSOS sogar zu angeborenen Fehlbildungen füh- verschoben auf ren. Aber auch andere virale Erreger kön- Andreas Leithner 16.–18. Dezember 2020, Graz nen reaktive Arthritiden nach sich ziehen. Präsident der ÖGO www.emsos2020.org © Wikimedia Commons © iStockphoto.com/aluxum Abb. 1: SARS-CoV-2 Abb. 2: Poliomyelitis-Spätfolgen in Indien Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 3 / 2020 9
GOTS-NACHRICHTEN Absage 23. GOTS-Kongress Hopfgarten 2020 Danksagung und Ausblick GOTS-Kongress 2021 Liebe Mitglieder der GOTS, Freunde der Sportmedizin, sehr geehrte Organisatoren und Sponsoren! Die Pandemie der Covid hat unsere Welt in unvorstellbarer Art verändert. Sie trifft uns alle, und mit ihr auch alle wunderbaren Vorausplanungen der GOTS, die bereits im Endspurt waren … Derzeit sind alle geplanten Veranstaltungen abgesagt und wir Die sorgfältige Vorbereitung des GOTS-Österreich-Treffens wollen diese Zeit nutzen, um Danke zu sagen an alle unermüd- in Hopfgarten durch Universimed unter der Leitung von Frau lich Aktiven, die bisher und zukünftig dazu beitragen, fortschritt- Dr. Christine Dominkus war schon abgeschlossen und ein viel- liche, wissenschaftlich relevante, interessante und freundschaft- versprechender Kongress lag vor uns. Aufgrund der Einschrän- liche GOTS-Veranstaltungen vorzubereiten, zu unterstützen und kungen durch Covid-19 war die Durchführung nicht mehr mög- durchzuführen: Danke für Ihre Unterstützung und Ihr Vertrauen! lich, denn die Gesundheit von uns allen stand im Vordergrund: Auch wollen wir antreten, die Bedeutung von Bewegung und Schützen wir uns selbst und schützen wir andere durch die Sport gerade in Zeiten von Isolation und Veränderungen im All- strenge Einhaltung der Verhaltensregeln! tag noch mehr zu betonen. Leben ist immer auch Bewegung, Das 23. GOTS-Treffen Österreich, das für 19. bis 23. März und Sport erhöht nachweislich die Widerstandskraft, sichert die 2020 in Hopfgarten im Brixental geplant war, hätte einen wich- Gesunderhaltung der Bevölkerung und stärkt das Selbstwertge- tigen Beitrag für die medizinische Aus- und Weiterbildung in fühl. Also bleiben wir in Bewegung, bleiben wir gesund! Hinblick auf die Prävention, Diagnostik und Therapie von Sportverletzungen leisten können. Geplant werden konnte diese Veranstaltung nur mit dem Wis- Berufsbegleitende Universitätslehrgänge sen, auf wissenschaftliche und finanzielle Unterstützung von internationalen Experten und Sponsoren der Industrie zählen zu können. Es wäre aber auch Ihre aktive Teilnahme vor Ort gewe- Sportmedizin sen, die wesentlich zum Erfolg unseres Treffens beigetragen hätte. Neben dem Besuch von Vorträgen und Workshops muss es claudia.gruber@donau-uni.ac.at, +43 (0)2732 893-2751 den Teilnehmerinnen und Teilnehmern ermöglicht werden, die www.donau-uni.ac.at/sportmedizin derzeit auf dem Markt angebotenen Produkte selbst kennenzu- lernen, zu vergleichen, zu diskutieren und Hintergrundinforma- Advanced Orthopedics tionen aus erster Hand zu erhalten. Dadurch lebt eine Veranstal- tung und hebt sich von Frontalvorträgen ab. and Traumatology Zurzeit kann niemand sagen, wie lange die Einschränkungen noch dauern werden, aber wir werden Sie rechtzeitig informieren, sabine.siebenhandl@donau-uni.ac.at, +43 (0)2732 893-2750 wann das 23. GOTS-Treffen der GOTS Österreich in Hopfgarten im www.donau-uni.ac.at/aot Brixental nachgeholt werden wird (www.gots.at, www.gots.org). Gerade nach einer Periode, in der das Ausüben vieler Sportar- Das Zentrum für Gesundheitswissenschaften und Medizin bietet Master- ten nicht möglich ist, wird auch mit einer vermehrten sportlichen studien für moderne orthopädische und traumatologische Operations- Aktivität zu rechnen sein. Lassen Sie uns dann wieder gemeinsam und Behandlungsstrategien von Erkrankungen des Bewegungsapparates einen Beitrag zur Ausbildung wie auch zur Weiterbildung von jun- und kompetente medizinische Betreuung von SportlerInnen aller gen wie arrivierten Sportärzten leisten! Leistungsstufen – vom Breiten- bis zum Spitzensport an. Im Namen der GOTS Österreich bedanken wir uns im Voraus Start: Auf Grund der Einschränkungen durch Covid-19 wird der für Ihr Vertrauen, dafür, dass Sie uns weiterhin in unseren Akti- Lehrgang auf Herbst verschoben, der genaue Starttermin wird vitäten unterstützen, für Ihr bisheriges Interesse, Ihre Treue sobald möglich bekannt gegeben. und freuen uns auf ein baldiges aktives Wiedersehen. Dauer: 5 Semester berufsbegleitend • Abschluss: Master of Science (MSc) Lehrgangsleitung: Univ.-Prof. Dr. Stefan Nehrer und Mit sportlichen Grüßen im Namen des GOTS-Österreich-Teams, Univ.-Prof. Dr. Dr. Thomas Klestil Priv.-Doz. Dr. Gerald Gruber, Kongressorganisator Donau-Universität Krems. Die Universität für Weiterbildung. Priv.-Doz. Dr. Lukas Negrin, Kongressorganisator Dr. Rolf Michael Krifter, GOTS-Vizepräsident Österreich Kooperationspartner Univ.-Prof. Dr. Stefan Nehrer, GOTS-Vizepräsident 10 Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 3 / 2020
23. GOTS-Treffen Österreich GOTS-NACHRICHTEN Vorträge | Diskussionen | Consensus | Workshops www.gots.at © iStockphoto/Jakob Helbig to be continued in 2021 Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 3 / 2020 11
Referat L. Pisecky, Linz HÜFT- UND BECKENCHIRURGIE G. Hipmair, Linz 30-Jahres-Ergebnisse des Alloclassic Zweymüller® Geradschaftes kombiniert mit einer Schraubpfanne Alloclassic CSF® Schraubpfannen und Geradschäfte, unzementiert eingebracht, sind in KEYPOINTS der Hüfttotalendoprothetik seit Jahrzehnten im Einsatz und haben vor $ Über Jahrzehnte haben unze- mentierte Geradschäfte und allem im zentraleuropäischen Raum lange Zeit den Versorgungs Schraubpfannen sehr gute standard gebildet. Diese etablierten Systeme werden nun zunehmend Ergebnisse in der Hüftgelenks- endoprothetik geliefert. durch kürzere, vornehmlich meta oder metadiaphysär verankerte $ Die Ansprüche an die Implan- Schaftsysteme in Kombination mit sphärischen Pfannen abgelöst. tate wurden zunehmend auch Wir zeigen durch eine retrospektive Betrachtung unserer eigenen in funktioneller Hinsicht grö- ßer, sodass nun mehrheitlich Patienten im Verlauf von 30 Jahren, ob es sich bei der beschriebenen anatomisch geformte, muskel- Versorgung lediglich um auslaufende Modelle handelt oder nach wie und knochenschonend ein- bringbare Implantate den vor um einen ernstzunehmenden Versorgungsstandard. Es handelt Markt beherrschen. sich weltweit um das erste Patientenkollektiv mit dieser Versorgung, $ Die Implantate müssen im welches über 30 Jahre beobachtet wurde. Verlauf der kommenden Dekaden ihre Überlegenheit auch im Sinne der Haltbarkeit Hintergrund Corail® und CLS® haben ebenso wie noch zeigen. Schraubpfannen (z. B. T-TAP ST) über De- $ Die Kombination aus der Aktuelle Trends führen zum Einsatz kaden ihre Berechtigung zum Einsatz in bewährten 30-jährigen Veran- kleinerer, anatomisch geformter Systeme, der Hüft totalendoprothetik unter Beweis kerungstechnik spezieller welche muskelschonend und knochen- gestellt. Titanlegierungen und den sparend eingebracht werden können. Je- Einige Studien und Registerdaten be- neuen, strukturschonenden doch liegen für die meisten Implantate schäftigen sich mit kurz- und mittelfristi- Kurzschaftsystemen zeigt noch keine Langzeitergebnisse vor, wel- gen Ergebnissen des Alloclassic®- einen weiteren Weg für zu che deren Überlegenheit gegenüber den Zweymüller SL- und CSF-Systems, welches erwartenden langfristigen seit Jahrzehnten im Einsatz befindlichen 1985 von Univ.-Prof. Dr. Karl Zweymüller Erfolg in der primären Hüft- Systemen zeigt. mit Sulzer Medica, Schweiz, entwickelt endoprothetik. Gut etablierte zementfreie Gerad- wurde. Wenige Studien berichten von Da- schaftsysteme wie Bicontact®, Taperloc®, ten nach bis zu 20 Jahren. Seit der ersten Publikation unserer Kohorte sind 15 Jahre 1,00 vergangen, was uns nun ermöglicht, ver- lässliche Langzeitdaten zu generieren. Bis 0,75 heute ist den Studienautoren keine weitere Arbeit mit 30 Verlaufsjahren bekannt. Das Survival Ziel der Arbeit war die Reevaluierung der 0,50 Überlebensraten des Hüfttotalendoprothe- sensystems nach 30 Jahren. 0,25 Patienten und Methoden 0 0 10 20 30 Von 1986 an hat unsere Abteilung das Elapsed System „Zweymüller hochgezogen“, ge- folgt vom „Alloclassic® SL“-System und Abb. 1: Kaplan-Meier-Überlebenskurve für den Endpunkt „aseptische Lockerung“ der CSF-Schraubpfanne bei Primär- und 12 Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 3 / 2020
Referat HÜFT- UND BECKENCHIRURGIE meter waren das Überleben der Endopro- 1,00 these und notwendige Folgeeingriffe in den letzten 30 Jahren. Nebenzielgrößen 0,75 waren radioluzente Linien nach DeLee und Charnley sowie Gruen im rezent ver- Survival 0,50 fügbaren Röntgenbild. Die Patientenzu- friedenheit wurde frei abgefragt. Über- 0,25 lebenskurven nach Kaplan-Meier wurden für aseptische Lockerung sowie jeden 0 Revisionsgrund berechnet. 0 10 20 30 Elapsed Resultate Abb. 2: Kaplan-Meier-Überlebenskurve für den Endpunkt „Revision aus jedem Grund“ Überlebensrate Definiert man den Endpunkt als asep- Revisionseingriffen, zementfrei implan- nisch interviewt und der Implanta- tische Lockerung von Schaft oder Pfanne tiert. 178 CSF-Schraubpfannen standen tionsstatus der Endoprothese wurde er- (3 Fälle), so erhält man eine Überlebens- 107 „Zweymüller hochgezogen“ und 71 fragt. Weiters wurden eventuell aufge- rate von 98,31 % (Abb. 1). Wenn der End- SL-Schäften gegenüber. Alle 178 Systeme, tretene Probleme in Zusammenhang mit punkt „Revision aus jeglichem Grund“ implantiert bei 171 Patienten zwischen der Endoprothese gezählt. Wenn mög- ist, so ergibt sich eine Überlebensrate 1986 und 1987, wurden in die Nachunter- lich, wurde eine klinische Untersuchung von 84,83 % (27 Fälle, Abb. 2). Elf Pati- suchung miteingeschlossen. In allen Fäl- mit Röntgendiagnostik vorgenommen. enten benötigten einen Wechsel von Kopf len wurde ein Standard-Polyethyleninlay Bei 17,1 % des gesamten Patientenkollek- und Inlay nach durchschnittlich 21,44 verwendet. Die Gruppe bestand aus 102 tivs war kein Follow-up möglich. Das Jahren (SD 5,92). Davon benötigte ein Frauen und 77 Männern. Das mittlere Al- mittlere Alter zum Zeitpunkt des Follow- Patient zweimal den Wechsel der beweg- ter bei der Operation lag bei 62,71 Jahren ups lag bei 83,1 Jahren (72,4–95,2; Stan- lichen Bauteile aufgrund einer Abriebre- (33,2–83,1; Standardabweichung 9,56). dardabweichung 6,86). Hauptzielpara- aktion. Jene Patienten, die innerhalb der Die Indikationen zum Eingriff vergangenen 30 Jahre verstor- waren primäre Coxarthrose in ben waren, lebten durch- 136 Fällen (76,40 %) und se- schnittlich 18,57 Jahre (2,5– kundäre Coxarthrose in 30 Fäl- 30,3; Standardabweichung len (16,85 %). Weiters waren 6,96) mit dem Implantat. Revisionsoperationen aus ver- schiedenen Gründen in 12 Fäl- Radiologie len (6,74 %) die Indikation zur Die Mehrheit der osteolyti- Implantation. schen Zonen der Pfanne wurde Nach 30 Jahren waren 136 an der lateralen Zone 1 nach Patienten verstorben. 29 von DeLee und Charnley gesehen 35 verbliebenen Patienten (n = 8; 87,5 %). Am Schaft fan- konnten ausgeforscht und per den sich radioluzente Linien Telefon kontaktiert werden. mehrheitlich an den proxima- Angesichts von Übersiedelun- len Zonen 1 und 7 nach Gruen gen in andere Regionen und (69,7 und 21,2 %). Keines der der teils sehr schlechten ge- Implantate wurde als gefährdet sundheitlichen Begleitum- betrachtet. stände konnten wir eine durchgehende klinische Nach- Klinisch untersuchung nicht erwarten. Abb. 3: Exzellentes Operationsergebnis eines 73-jährigen Patienten nach Die Zufriedenheit der Pa- Die Patienten wurden telefo- 30 Jahren (li.) tienten mit der implantierten Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 3 / 2020 13
Referat HÜFT- UND BECKENCHIRURGIE Endoprothese war hoch. Kein Patient be- Überlebensrate von 89 % nach 17 Jahren. schrieb residuale Schmerzen (Abb. 3). Das tschechische Endoprothetikregister zeigte für 2677 Schäfte nach 1–11 Jahren Ereignisse mit weiterer Operation ein Überleben in 99,81 %. In Anbetracht Jeweils 3 Fälle resultierten in asepti- der exzellenten Langzeitüberlebensdaten scher bzw. septischer Lockerung der Endo- muss ein nachfolgendes System ähnlich prothese. Bei 2 Pfannen trat eine asepti- gute Daten liefern, um Überlegenheit zu sche Lockerung ein, jeweils mit Lockerung beweisen. Es zählen hier andere, funktio- des Schaftes. Eine Pfanne lockerte auf- nelle Benchmarks, welche die Überlegen- grund eines vollständigen Abriebs aus heit der kürzeren, anatomisch geformten (Abb. 4, 5). 5 Patienten mussten aufgrund Schaftsysteme abbilden. Knochensparen- einer periprothetischen Fraktur und 3 auf- de, muskelschonend einzubringende Im- grund einer ausgedehnten heterotopen plantate, welche einen hohen Grad an Ossifikation revidiert werden. Eine Im- Reproduzierbarkeit eines guten Operati- plantatfraktur führte zur Revision der onsergebnisses versprechen, drängen auf Femurkomponente (Abb. 6). Eine peripro- den Markt. Jedoch weisen derzeit nur Ge- thetische Infektion und eine periprotheti- radschäfte ein ODEP-Rating von 13A* auf. sche Fraktur führten jeweils zu einer Die Limitierung unserer Nachuntersu- Girdlestone-Situation. Bei 3 Implantatio- chung liegt sicher in der geringen Zahl an nen wurde schon intraoperativ eine Fissur- Patienten, die nach 30 Jahren noch für bildung gesehen, wobei aber kein Zweitein- Nachuntersuchungen zur Verfügung stan- griff notwendig war, weil sie mittels Cer- den. Es war aber möglich, verwertbare clage versorgt werden konnte. Daten zum Überleben des Systems nach 30 Jahren zu generieren, was diese Kohorten- Diskussion analyse als alleinstehend auf dieser Ebene auszeichnet. Als Folgeuntersuchung unserer bisher Abb. 4 und 5: Absoluter Abrieb nach 25 Jahren Das beschriebene System ist sehr ver- publizierten Ergebnisse ist diese Kohorte lässlich in Primär- und Sekundäreingriffen die erste mit einer Langzeitbeobachtung zu verwenden. Jedoch arbeitet man auch von 30 Jahren. Während dieses Beobach- an unserer Abteilung seit zehn Jahren mit tungszeitraumes konnte eine gewisse einem metadiaphysär verankernden Bandbreite an Komplikationen gesehen Schaftsystem mit ebenfalls sehr guten Er- werden. Nichtsdestoweniger war die Ver- fahrungen. Für diesen Kurzschaft, Fit- sorgung für eine Mehrheit von 84,83 % der more® der Firma Zimmer Biomet, wurden Patienten der letzte notwendige Eingriff schon 10-Jahres-Ergebnisse publiziert und am Hüftgelenk. 15,17 % der Kohorte benö- er hat im ODEP-Rating („Orthopaedic Data tigten einen Revisionseingriff. Es muss an Evaluation Panel“) aktuell eine 10A-Emp- dieser Stelle festgehalten werden, dass die fehlung. Diese Schaftsysteme stellen sicher Hauptursache für den Folgeeingriff der die neue Basis der Versorgung in der Hüft- Abrieb des Standard-Polyethyleninlays totalendoprothetik dar. Die exzellenten war. Seit der Einführung der ultrahochver- Ergebnisse dieses Kurzschaftsystems, kom- netzten Ultrahochmolekulargewichts-Po- biniert mit dem bewährten 30-jährigen lyethylene 1998 wurden die Eingriffe unter Abb. 6: Implantatfraktur nach 20 Jahren Titaneinwachsverhalten, dürften den Weg Verwendung dieses Materials durchge- für die Zukunft zeigen. ◼ führt, was weniger Abrieb und weniger Revisionseingriffe verspricht. Die sehr gut trachtet. Eine Vorarbeit der Studiengruppe Autoren: nachgewiesene Kosteneffektivität der konnte die Reduktion der osteolytischen Dr. Lorenz Pisecky, Dr. Günter Hipmair Hüfttotalendoprothetik wird mit der Ver- Zonen rund um den Femurschaft nach Klinik für Orthopädie und Traumatologie wendung stärker haltbarer Materialien Kopf- und Inlay-Wechsel zeigen. Kepler-Universitäts-Klinikum Linz aufgrund des geringeren Abriebs und der Unsere Ergebnisse sind vergleichbar E-Mail: lorenz.pisecky@kepleruniklinikum.at geringeren Revisionsrate noch größer. mit jenen der Studiengruppe Delauny, guenter.hipmair@kepleruniklinikum.at Wie erwartet, wurden die radioluzenten welche Überlebensraten von 99 % für den ◾04 Linien der Pfanne in der lateralen Zone Schaft nach 7–8 Jahren zeigen konnte. Die nach DeLee und Charnley gesehen, ebenso Gruppe um Pieringer zeigte 2006 nach Literatur: wie am Femurschaft an den proximalen 157 Monaten eine Überlebensrate von bei den Verfassern Zonen 1 und 7. Diese Phänomene, typisch 98,4 % für die Pfanne bei aseptischer Lo- für die Implantate, waren bekannt und kei- ckerung. Die Studiengruppe Busch präsen- nes der Systeme wurde als gefährdet be- tierte 2012 für Schaft und Pfanne eine 14 Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 3 / 2020
1 3 6 2 12 4 Referat 3 HÜFT- 2 UND BECKENCHIRURGIE 11 9 10 Unger Instrumente für den Universalsystem speziell für den direkt anterioren Zugang beim direkt anterioren Hüftzugang totalendoprothetischen Hüftgelenkersatz Entwickelt von Anthony Unger, MD Wixson-Anteriores Aufhänge-Hakensystem Entwickelt von Richard L. Wixson, MD 9 Schenkelhalshebel Zur Femurpräparation nach 1 Breiter Hohmann-Hebel—mit einem Zinken Implantation der Pfannenkomponente 10 Weichteilschutz 2 Breiter Hohmann-Hebel—mit zwei Zinken 13 Schenkelhalshebel, lang 3 Schmaler Hohmann-Hebel 4 Schmaler Kobra-Hebel 11 12 Schmaler Offset-Hohmann- Hebel - rechts & links Zur Verwendung mit einem Standard-OP-Tisch; erleichtert 5 Kanal-Zugangsraspel, gerade die Elevation des proximalen Femurs bei der Implantation ARTIKELNUMMERN: von Hüft-TEPs über einen direkt 1 3001 [Breiter Hohmann-Hebel; mit einem Zinken] anterioren Zugang 2 3008 [Breiter Hohmann-Hebel; mit zwei Zinken] 6 Kanal-Zugangsraspel, gebogen 3 3002 [Schmaler Hohmann-Hebel] 4 3003 [Schmaler Kobra-Hebel, stumpf] 5 3004 [Kanal-Zugangsraspel, gerade] 6 3004-01 [Kanal-Zugangsraspel, gebogen] Kanal-Zugangsraspel, gebogen 6s mit glattem proximalem Abschnitt 6s 3004-02 [Unger Kanal-Zugangsraspel, gebogen mit glattem proximalem Abschnitt] 7 3005-R [Kastenmeißel, rechts] 8 3005-L [Kastenmeißel, links] 7 8 Kastenmeißel 9 3006 [Schenkelhalshebel] 10 3007 [Weichteilschutz] 11 3009-R [Offset-Hohmann-Hebel, schmal, rechts] 12 3009-L [Offset-Hohmann-Hebel, schmal, links] 13 3006-01 [Schenkelhalshebel, lang] ARTIKELNUMMER: HERGESTELLT IN DEN USA 6245-00 [Komplette Systemeinheit] HERGESTELLT melswiesen 9 D-78056 Villingen-Schwenn IN DEN USA stik GmbH In Ram H c / o Emons Logi 19 CH-6 330 Cham Schweiz Tel: 0041 (41) 740 67 ingen p e Gm b ha user s trasse 7 4 ed-Euro Alte Stein Innom -Europe LLC ed Einscannen Innom um zu unserer Tel: 0049 (0) 7720 46110 60 www.innomed-europe.com Website zu Fax: 0049 (0) 7720 46110 61 info@innomed-europe.com gelangen © 2020 Innomed, Inc. Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 3 / 2020 103 Estus Drive, Savannah, GA 31404 USA (912) 236-0000 info@innomed.net 15 www.innomed.net
© Opernfoto Hausleitner Referat W. Maurer-Ertl, Graz HÜFT- UND BECKENCHIRURGIE A. M. Smolle, Graz 4-Jahres-Ergebnisse mit dem Kurzschaft ANA.NOVA® Proxy® – eine österreichische Erfolgsgeschichte? Kurzschaft ist nicht gleich Kurzschaft. Auch wenn derzeit nur wenige Langzeitergebnisse für unterschiedliche Kurzschaftversionen vorliegen und daher eine definitive Aussage zu deren Wertigkeit im Vergleich zu seit Jahrzehnten verwendeten Standard-Geradschäften noch nicht abschließend möglich ist, halten wir es für absolut notwendig, diese Diskussion differenziert zu führen. D ie Implantation von Hüfttotalendo- prothesen (HTEP) wurde im „Lancet“ als eine der erfolgreichsten Operationen wird. 3 Historisch wurden nicht nur ope- rative Zugangswege und verwendete Ma- terialien verbessert, sondern auch Ober- Osteotomiehöhe beziehen. Die Klassifika- tion nach McTighe teilt Kurzschäfte in vier Gruppen ein, wobei sie definitionsge- des letzten Jahrhunderts gelistet.1 Zwi- flächen, Implantatdesigns und Veranke- mäß nicht über die Metaphyse reichen schen 2000 und 2015 stieg die Zahl der rungsphilosophien.4 dürfen.7 implantierten HTEP in allen OECD-Län- dern um durchschnittlich 30 %. 2 Öster- Wann ist ein Schaft ein Kurzschaft? Warum Kurzschäfte? Marketing- reich lag mit 271 HTEP pro 100 000 Ein- Hype oder Innovation? wohner und Jahr auf Platz 3 und deutlich Kurzschaftprothesen haben in den letz- über dem OECD-Schnitt von 156 pro ten Jahren an Popularität zugenommen. Auch wenn beispielsweise der Zwey- 100 000 Einwohner und Jahr. 2 Auch So machten sie bereits 9,7 % aller regis- müller-Geradschaft hervorragende lang- wenn die zu erwartende Standzeit bei trierten Prothesen im deutschen Endopro- fristige Standzeiten bewiesen hat, wird HTEP – unter anderem aufgrund neuer thesenregister (EPRD) 2018 aus, vergli- jeder Hüftchirurg bestätigen, dass eine Erkenntnisse in puncto Biomechanik, chen mit 6,6 % im Jahr 2015.5 Die Defini- mittlerweile zeitgemäße minimal invasive weiterentwickelter Oberflächenbeschaf- tion von Kurzschaftprothesen ist aller- Einbringung von Geradschäften über einen fenheit und neuer Operationstechniken dings nicht klar geregelt. Die Einteilungen anterolateralen bzw. anterioren Zugang im – heute nur abgeschätzt werden kann, ist von Learmonth6, McTighe7 und Khanuja8 Vergleich zu Kurzschäften deutlich schwe- mit Blick auf Registerdaten davon auszu- nehmen eine Klassifizierung nach dem rer möglich ist. Muskelverletzungen mit gehen, dass bei knapp mehr als der Hälf- Verankerungsmechanismus vor, während positivem Trendelenburg-Zeichen und te aller HTEP über einen Zeitraum von 25 sich die Einteilungen nach Feyen et Shim- Duchenne-Hinken sind, neben diaphysär Jahren keine Revision erforderlich sein min9, van Oldenrijk10 und Falez11 auf die knöcherner Hypertrophie mit Schaft- schmerzen und proximalem Resorptions- saum, bekannte mögliche Komplikationen nach Implantation diaphysär verankernder Geradschäfte. Diese Probleme und das Ziel einer einfacheren Implantationsmöglich- keit bezüglich Muskelschonung, komplet- tem Erhalt des Trochanter major sowie ei- ner möglichst proximalen Krafteinleitung in das Femur sind Anlass genug, neue De- signs zu evaluieren. Prospektive Postmarketing- Surveillance-Studie ANA.NOVA Proxy® Die Erstimplantation des Kurzschaftes Abb. 1: 4 Jahre radiologisches Follow-up, völlig reizlose knöcherne Integration der Prothese trotz ANA.NOVA Proxy® (ImplanTec GmbH, höchster sportlicher Beanspruchung mit über 60 000 abgespulten Radmarathonkilometern Mödling, Österreich) erfolgte, nach inten- (A: präoperativ, B: postoperativ, C: 1 Jahr postoperativ, D: 4 Jahre postoperativ) siver Entwicklungsarbeit rund um das 16 Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 3 / 2020
Referat HÜFT- UND BECKENCHIRURGIE Coxa vara Coxa norma Coxa valga p-Wert (n=124) (n=204) (n=143) Absolute Änderung CCD 15,0° ± 6,3° 8,1° ± 4,7° 4,7° ± 4,2°
Referat HÜFT- UND BECKENCHIRURGIE Autoren: 450 Dr. Werner Maurer-Ertl Dr. Maria Anna Smolle 400 Universitätsklinik für Orthopädie und 350 Traumatologie, Graz 300 Korrespondierende Autorin: 250 Dr. Maria Anna Smolle 200 E-Mail: maria.smolle@medunigraz.at ◾04 150 Literatur: 100 1 Learmonth ID et al.: The operation of the century: total 50 hip replacement. Lancet 2007; 370(9597): 1508-19 2 OECD: Geographic Variations in Health Care: What do we 0 know and what can be done to improve health system per- bis 30 31–40 41–50 51–60 61–70 71–80 >81 formance? Paris: OECD Publishing 2014 3 Evans JT et al.: How long does a hip replacement last? A systematic re- view and meta-analysis of case series and national regis- Abb. 2: Altersverteilung in Dekaden für 1222 Proxy®-Implantationen an der Universitätsklinik für try reports with more than 15 years of follow-up. Lancet Orthopädie und Traumatologie am LKH Graz im Zeitraum von Dezember 2015 bis Dezember 2019. 2019; 393(10172): 647-54 4 Wiles P: The surgery of the os- Nach den ersten Jahresauswertungen konnte die Anwendung ohne Alterslimit ausgedehnt werden teoarthritic hip. Br J Surg 1958; 45(193): 488-97 5 Grim- berg A, Jansson V: Endoprothesenregister Deutschland – Jahresbericht 2019: Mit Sicherheit mehr Qualität. Endopro- thesenregister Deutschland 2019 6 Learmonth ID: Conser- Diskussion nach zu einer sukzessiven Stabilisierung vative stems in total hip replacement. Hip Int 2009; 19(3): kommt.16 So wurde in einer Studie zum 195-200 7 McTighe T et al.: JISRF Classification System for Innovation braucht innovative Akteure. Optimys®-Kurzschaft (Mathys) eine mitt- Short Stem Uncemented THA. JISRF Publication 2012 Unter diesem Gesichtspunkt sehe ich es als lere Migration von 0,21 mm nach 6 Wo- 8 Khanuja HS et al.: Short bone-conserving stems in ce- Auftrag, insbesondere an Universitätskli- chen beobachtet, wobei die Schäfte nach- mentless hip arthroplasty. J Bone Joint Surg Am 2014; 96(20): 1742-52 9 Feyen H, Shimmin AJ: Is the length of the niken, Forschung nach „Good clinical folgend alle sekundär knöchern integ- femoral component important in primary total hip replace- practice“-Kriterien zu betreiben und damit rierten.16 Insbesondere zeigt sich durch ment? Bone Joint J 2014; 96-B(4): 442-8 10 van Oldenrijk J objektive Ergebnisse transparent bereitzu- diese vereinzelt beobachtete Frühmigra- et al.: Revision rate after short-stem total hip arthroplasty: stellen. Jene metaphysär verankerten tion kein erhöhtes Risiko für eine asepti- a systematic review of 49 studies. Acta Orthop 2014; 85(3): Kurzschäfte, die bis heute auf dem Markt sche Lockerung. Damit sind EBRA-Daten 250-8 11 Falez F et al.: Current concepts, classification, and results in short stem hip arthroplasty. Orthopedics sind, zeigen mittelfristig ein mit Standard- für Kurzschäfte differenziert von bishe- 2015; 38(3 Suppl): S6-13 12 Giardina F et al.: Short stems Geradschäften vergleichbares Outcome.12 rigen Erfahrungen mit Geradschäften zu versus conventional stems in cementless total hip arthro- Demgegenüber haben einige Kurzschäfte, diskutieren. plasty: a long-term registry study. J Arthroplasty 2018; die sich hauptsächlich im Schenkelhals Generell weisen die meisten Autoren 33(6): 1794-9 13 Hauer G et al.: Survival rate of short-stem verankern, an Popularität verloren bzw. darauf hin, dass die Erfolgsrate von Kurz- hip prostheses: a comparative analysis of clinical studies and national arthroplasty registers. J Arthroplasty 2018; sind teilweise wieder vom Markt ver- schäften mit der Erfahrung des Opera- 33(6): 1800-5 14 Thalmann C et al.: An excellent 5-year schwunden, da diese Schäfte erhöhte Kom- teurs mit dem Schaftsystem steigt, da so- survival rate despite a high incidence of distal femoral cor- plikationsraten wie aseptische Lockerun- wohl die richtige Osteotomiehöhe am tical hypertrophy in a short hip stem. Hip Int 2020; 30(2): gen aufzuweisen scheinen.13 Schenkelhals als auch die adäquate Press- 152-9 15 Malahias MA et al.: The clinical outcome of the Andere Kurzschäfte, die eine meta- fit-Verankerung des Schaftes entscheidend Metha short hip stem: a systematic scoping review. Hip Int 2020: 1120700020903719 16 de Waard S et al.: The migra- physäre Verankerung haben, wie der für eine gute Rekonstruktion der Hüftana- tion pattern and initial stability of the Optimys short stem Fitmore®-Schaft (Zimmer Biomet), zei- tomie sowie stabile Fixierung im Knochen in total hip arthroplasty: a prospective 2-year follow-up gen sehr gute klinische Ergebnisse, auch sind.17 study of 33 patients with RSA. Hip Int 2020: wenn es immer wieder zu kortikalen Hy- 1120700020901844 17 Padilla JA et al.: The learning curve pertrophien kommt.14 Diese Hypertro- Zusammenfassung following adoption of a novel short-stem prosthesis in total hip arthroplasty: implications on short-term patient out- phien scheinen unabhängig von Schaft- comes. Eur J Orthop Surg Traumatol 2019; 29(4): 819-25 schmerzen zu sein, die bis zu 16 % der Unsere ersten Erfahrungen nach über Patienten berichten.14 Auch mit dem 1200 Implantationen und die Studienda- Metha®-Kurzschaft (B. Braun Aesculap) ten nach 4 Jahren Follow-up liefern für konnten insbesondere bei jungen Patien- den Kurzschaft ANA.NOVA® Proxy® her- ten gute klinische Ergebnisse erzielt wer- vorragende Ergebnisse. Entsprechend den.15 Auch wenn in einigen Studien für dem Studienprotokoll werden laufend unterschiedliche Kurzschafttypen Nach- Auswertungen der Röntgenbilder inklusi- sinterung berichtet wird, scheint diese ve EBRA-Migrationsanalysen sowie die nur in den ersten Monaten nach Operati- Erhebung der klinischen Patientenzufrie- on eine Rolle zu spielen, während es da- denheit folgen. ◼ 18 Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 3 / 2020
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© Krankenhaus BHS Linz Referat HÜFT- UND BECKENCHIRURGIE C. Anderl, Linz „Return to sport“ nach Kurzschaftprothese Sowohl das steigende Aktivitätslevel der älteren Patienten als auch KEYPOINTS die wachsende Anzahl an jungen Patienten stellen die Hüftendo $ Das Prinzip der Kurzschaft- prothese zeigt gerade bei prothetik vor neue Herausforderungen. Dabei wird vor allem der sportlich aktiven Patienten Anspruch auf sportliche Aktivität nach Hüftimplantation weiter an entscheidende Vorteile. Bedeutung gewinnen. Es zeigt sich nun zunehmend, dass die $ Studien belegen die Über- legenheit gegenüber tradi- Kurzschaftprothesen auch in diesem Bereich deutliche Vorteile tionellen Prothesendesigns, bringen. was die immer mehr in den Fokus tretende Thematik „return to sport“ betrifft. D ie exzellenten Ergebnisse der moder- nen Hüftendoprothetik haben zu einer kontinuierlichen Zunahme der Erwar- welche oft eine lebenslange muskuläre In- suffizienz zur Folge hat. Beim Geradschaft hingegen verlangt das Prothesendesign $ Um Komplikationen bei der knöchernen Integration tungshaltung unter den Patienten ge- eine diaphysäre und damit deutlich weiter zu vermeiden, sollte in der führt, mit einem besonderen Augenmerk distal gelegene Verankerung. Um diese zu Frühmobilisation auf Spitzen- auf die Wiederaufnahme von sportlichen erreichen, kommt es während der Präpa- belastungen verzichtet Aktivitäten. ration bzw. Implantation unvermeidlich zu werden. einer knöchernen Schwächung der Tro- Kurzschaft vs. Geradschaft: Der chanterregion wie auch zu einer deutli- Unterschied liegt im Design chen Traumatisierung der pericoxalen in vielen Fällen noch über dem präopera- Muskulatur.2 Es konnte auch gezeigt wer- tiven Niveau liegt. Die besseren Resultate betreffend sport- den, dass durch die Schenkelhals-erhalten- In einer an unserer Abteilung durchge- liche Aktivitäten nach Kurzschaftimplan- de Implantationstechnik des Kurzschaftes führten Studie wurden 137 Patienten nach tation im Vergleich zur Geradschaftim- eine physiologische Rekonstruktion des einzeitiger Implantation einer zementfrei- plantation sind höchstwahrscheinlich Offsets und damit der natürlichen Kinema- en Kurzschaftprothese (Optimys; Mathys, durch mehrere grundlegende Unterschiede tik des Hüftgelenkes erreicht werden Bettlach, Switzerland) nachuntersucht.5 Es zwischen diesen Prothesendesigns begrün- kann.3 Dies ist sicherlich eine Grundvor- wurde dabei die postoperative sportliche det. Eine entscheidende Rolle scheint dabei aussetzung, um ein hohes postoperatives Aktivität mit der Hypothese abgefragt, der Optimierung der Operationstechnik in Level der sportlichen Aktivität zu erlangen. dass nach Kurzschaftimplantation ein Er- Kombination mit einem minimal invasiven reichen des ursprünglichen sportlichen Zugang zuzukommen. Die Implantations- Wissenschaftliche Datenlage – Levels bei erhöhtem körperlichem Wohlbe- technik unterscheidet sich dahingehend Sport nach Kurzschaft finden möglich ist. Die Daten wurden mit- deutlich vom Geradschaft, als bei vielen tels Fragebogen betreffend die prä- und Kurzschäften eine anatomische Führung An Abteilungen mit langjähriger Erfah- postoperative Durchführung von gesamt der Prothese entlang des Calcars erfolgt, rung in der minimal invasiven Hüftchirur- 26 verschiedenen Sportarten und Rehabi- mit dem Ziel einer metaphysären Fixation gie ist das Bild des früh mobilisierten Pati- litationsmaßnahmen erhoben, wobei die und damit physiologischen Krafteinlei- enten, welcher ohne gluteales Schonhin- präoperativen Angaben die Zeit vor dem tung. In einer rezenten Publikation konnte ken beim Gangtraining mit den Physiothe- Einsetzen von restringierenden Sympto- nach Kurzschaftimplantation eine Zunah- rapeuten angetroffen wird, bereits Alltag men betrafen. Es wurde auch nach den me der Knochendichte genau in den Area- geworden.4 In Anbetracht der rasch zuneh- Gründen für einen etwaigen Wechsel der len nachgewiesen werden, welche beim menden Verbreitung der Kurzschäfte er- sportlichen Aktivität sowie nach dem Zeit- Geradschaft am deutlichsten vom Stress- höht sich nun auch zunehmend die Aussa- punkt der Wiederaufnahme der selbigen Shielding betroffen sind.1 Durch die ge- gekraft von wissenschaftlichem Datenma- gefragt. Ergänzend wurden der VAS wäh- schwungene Prothesenform ist es schließ- terial, welches sich mit den klinischen und rend des Sports und die Schmerzmedika- lich auch möglich, das Implantat gewebs- radiologischen Ergebnissen dieses Verfah- tion erhoben. schonend im Muskelintervall einzubrin- rens beschäftigt. In mehreren wissen- Erfreulicherweise konnte über alle Pa- gen. Hierbei kommt es insbesondere zu schaftlichen Nachuntersuchungen konnte tienten hinweg eine „Return to sports“- keiner Schwächung des Trochanter major, nun zuletzt gezeigt werden, dass auch nach Rate von 91 % nachgewiesen werden. Über wodurch die gefürchtete Komplikation ei- Kurzschaftimplantation ein hohes sportli- die Hälfte der Patienten (56 %) nahmen nes Trochanterabrisses vermieden wird, ches Level erreicht werden kann, welches ihre sportlichen Aktivitäten bereits zwi- 20 Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 3 / 2020
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