FACH- WERK 2017 - Kanton Bern

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FACH- WERK 2017 - Kanton Bern
2017
FACH-
  WERK
DAS MAGAZIN DER DENKMALPFLEGE DES K ANTONS BERN
L A REVUE DU SERVICE DES MONUMENTS HISTORIQUES
DU CANTON DE BERNE
FACH- WERK 2017 - Kanton Bern
2     EDITORIAL                                                                                                                                                    INHALT | SOMMAIRE     3

    Fachwerk 2017                                                                                     Inhalt | Sommaire

                     Liebe Leserin, lieber Leser           Chère lectrice, cher lecteur,
                                                                                                                               4     AKTUELL | ACTUEL
                     Auf meinem Schulweg lag ein           Sur le chemin de l’école, je passais
                     Coiffeursalon. Ein kleiner Holzbau,   devant un salon de coiffure. Une                                          In Szene gesetzt | Mise en scène
                     innen nur ein Raum. Und aussen        petite maison de bois. Dedans, une                                    4   Von der Adelsburg zur Arbeiterburg: Einleitung
                     war die Farbe: Farbige Fensterläden   seule pièce, et des couleurs au                                       8   Details
                     und Fensterrahmen, farbige Säulen,    dehors : volets, encadrements de                                     16   Couleur
                     überall farbige Verzierungen. Für     fenêtres, colonnes, partout de la                                    22   Form
                     uns Kinder war das Häuschen im­       couleur. Pour des enfants, cette
                     mer etwas geheimnisvoll. Vor allem    maison avait quelque chose de                                        26   Revision Bauinventar 2020 |
                     aber gehörte es für uns fest zum      mystérieux. Mais surtout, elle était                                      Révision recensement architectural 2020
                     Schulweg. Hier hatte sich um 1900     là, sur le chemin de l’école.                                        28   Modernes Wohnen im Bauernhaus
                     ein Frisör mit seinem Laden regel­    Un coiffeur, vers 1900, s’était mis en
                     recht in Szene gesetzt. Das Haus
                     steht noch heute, und ich schaue
                                                           scène avec sa boutique. La maison
                                                           existe toujours et je la regarde cha­
                                                                                                      Tavannes, Cinéma Royal
                                                                                                                               32    IM GESPRÄCH | DIALOGUE
                     immer noch hin.                       que fois que je passe par là.
                     Manchmal ist eine Kleinigkeit, eine   L’impression laissée par une chose                                   32   Vermittler alter Handwerkstechniken –
    Michael Gerber
                     Nebensächlichkeit dafür verant­       tient parfois à un détail. Mais il n’y a                                  Restaurator Alain Fretz
                     wortlich, wie etwas auf uns wirkt.    pas d’architecture sans détails. Les
                     Solche Spezialitäten gehören un­
                     trennbar zum Entwurf eines Baus.
                                                           enlever, c’est faire perdre à l’objet
                                                           une part essentielle de son carac­                                  34    BERICHTE | RAPPORTS
                     Entfernt man sie, geht ein wesent­    tère. On reproche souvent aux con­
                     licher Teil seines Charakters ver­    servateurs des monuments histo­                                      34   Geschichtsträchtige Wohnung am See in Biel/Bienne
                     loren. Der Denkmalpflege wird         riques d’être des obsédés du détail.                                 36   Die Entdeckung des «Säli» im Pfarrhaus Gampelen
                     manchmal eine gewisse Detailver­      Rien de plus vrai. Pour nous, les                                    38   Lokomotivdepot in Huttwil
                     sessenheit nachgesagt. Zu Recht!      détails sont le grain de sel indispen­                               40   Das Geschichtsbuch geöffnet im Schloss Jegenstorf
                     Details gehören für uns zum gros­     sable. Ils font partie de l’ensemble.                                42   Nécessité et agrément à La Neuveville
                     sen Ganzen. Sie sind das Salz in      L’amour du détail, nous le parta­
                     der Suppe. Die Liebe zum Detail
                     teilen wir mit Bauherrschaften und
                                                           geons avec les maîtres d’ouvrage et
                                                           les gens de métier soucieux d’une
                                                                                                      Schloss Jegenstorf
                                                                                                                               44    OBJEKTE | OBJETS
                     Bauschaffenden, die sich für qua­     architecture de qualité. Ce sont eux
                     litätvolle Architektur einsetzen –    qui font de notre patrimoine un patri­                               55   Entdeckung | Découverte
                     früher wie heute. Sie machen unser    moine culturel. Fachwerk fait dé­                                    56   Auswahl | Sélection
                     Erbe zum Kulturerbe. Das Fachwerk     couvrir des mises en scène d’archi­                                  58   Verluste | Pertes
                     2017 geht der Frage nach, mit wel­    tecture, avec un regard pointé sur
                     chen Mitteln Gebäude in Szene ge­     les détails, la couleur et la forme.                                 59   EINBLICKE | APERÇUS
                     setzt werden – mit speziellem Blick
                     auf Details, Farbe und Form.          Et nous pouvons de nouveau mon­                                      60   ZAHLEN | CHIFFRES
                                                           trer toute une série de maisons qui
                     Daneben haben wir auch in diesem      ont été restaurées ou réaffectées                                    62   PUBLIK ATIONEN | PUBLICATIONS
                     Jahr eine Reihe von Bauten parat,     avec beaucoup d’attention et de
                     die mit viel Engagement restauriert   soin.                                                                64   TERMINE | CALENDRIER
                     oder umgenutzt wurden.
                                                           Michael Gerber                                                       66   PERSONELLES | PERSONNEL
                     Michael Gerber                        Chef du Service des monuments              Pfarrhaus Gampelen
                     Kantonaler Denkmalpfleger             historiques
FACH- WERK 2017 - Kanton Bern
4        AKTUELL: IN SZENE GESETZT                                                                                                                                                                                              ACTUEL : MISE EN SCÈNE              5

    Von der Adelsburg zur Arbeiterburg
    Wie Form, Detail und Farbe die Wirkung des Gebauten prägen.

                                                                                                                                      alterliche Burg in Szene gesetzt war.
                                                                                                                                      Viele der Schiessscharten, Pechna­
                                                                                                                                      sen und Zinnen schreckten den Feind
                                                                                                                                      in erster Linie ab. Die Burgen wirkten
                                                                                                                                      wehrhafter als sie es waren. In der
                                                                                                                                      frühen Neuzeit entwickelten sich die
                                                                                                                                      Burgen von der festen, doch kargen
                                                                                                                                      Behausung zu komfortableren Wohn­
                                                                                                                                      schlössern. Dabei blieben die Merk­
                                                                                                                                      male der Burg erhalten oder wur­den
                                                                                                                                      noch verstärkt. Zu einer solchen In­
                                                                                                                                      szenierung gehörten Wappen: Was
                                                                                                                                      dem Ritter sein Schild, das war dem
                                                                                                                                      Bauherrn der frühen Neuzeit sein Fa­      03

                                                                                                                                      milienwappen am oder im Haus.
                                                                                                                                      Die Aufsteiger in der Stadt und auf
                                                                                                                                      dem Land leisteten sich Bauten aus        auf, ob die Bilder von Heiligen nach       men die Grisaillemalereien Schriften.
                                                                                                                                      Stein statt Holz. Wer «steinreich» war,   dem Entfernen durch andere Bilder          Das Wort an sich war es wert, darge­
                                                                                                                                      erlaubte sich gerne eine Zutat aus        ersetzt werden sollten.                    stellt zu werden.
                                                                                                                                      dem Schlossbau, ein hoch aufragen­        Als mögliche Lösung setzten sich die       Das geschriebene Wort trat seinen
                                                                                                                                      des Ziegeldach mit Firststangen und       auch im Profanbau beliebten Grisaille-     Siegeszug nicht nur in den Kirchen
                                                                                                                                      Knäufen etwa oder einen schmucken         Malereien durch: Girlanden und Che­        an. Auch an den Bauernhäusern wur­-
                                                                                                                                      Erker. Diese, salopp gesagt, Türme        rub-Köpfe eigneten sich für Predigt­       de ihm zunehmend Platz eingeräumt.
                                                                                                                                      des kleinen Mannes kamen im 16.           saal und Festsaal gleichermassen.          Namentlich im Oberland, wo sich von
    01                                                                                      02                                        Jahrhundert in Mode.                      Damit nicht genug: In den ganz auf         der eingekerbten Antiqua bis zur kal­
                                                                                                                                      Exemplarisch lässt sich diese Art zu      den Wortgottesdienst ausgerichteten        ligraphisch gemalten Fraktur unzäh­
                                                                                                                                      bauen am Hof in Ligerz (Gemeinde La       Kirchenräumen machte das Wort dem          lige Hausinschriften über die Holzfas­
                                                  In Szene gesetzt. Das klingt nach         Burgen einzurichten, die es dem Adel      Neuveville) zeigen. Sein Erbauer, Ro­     Bild seinen Platz bildwörtlich streitig.   saden ziehen. Zu den bau- und so­­-
                                                  Bühne und Spektakel. Manege frei,         abgetrotzt hatte. Es verstand sich als    dolphe II de Gléresse, war von nicht      Vermutlich in Anlehnung an die Ge­         zialhistorisch wertvollen Angaben zu
                                                  dürfte sich Jakob Egger gesagt ha­        Nachfolger der früheren Landesher­        adeligem, doch wohlhabendem Auf­          botstafeln, wie sie beispielsweise 1669    Bauherrschaft, Zimmermeister und
                                                  ben, als er 1767 die Fassade seines       ren. Die exponierte Lage der Burgen       steiger-Geschlecht. Stolz bekrönt sein    in der Kirche Ligerz angebracht wor­       Baujahr kommen Berichte von Wet­
                                                  Wohnsitzes mit Zirkustieren bemalen       gewährte Bern einen von weitem sicht­     Wappen in Allianz mit demjenigen sei­     den waren, erhob sich die Schrift zum      ter- und Himmelserscheinungen, Ge­
                                                  liess. Die künstlerisch gestaltete Fas­   baren Auftritt.                           ner dritten Gemahlin, Claudine Pérus­     Bildinhalt. In den Kirchen von Biglen,     treide- und Brotpreise sowie Haus­
                                                  sade verweist auf den Beruf des           Äusseres Merkmal der von Bern über­       set von Estavayer, die Fenstersäule im    Gränichen AG oder Würzbrunnen rah­         segen und Psalmen hinzu. Diese In-
                                                  Haus­­besitzers. Egger besass eine        nommenen Burgen ist das Berner            Erker-Saal.
                                                  Menagerie. Das «Tierli-Huus» ist nach     Wappen. Für Schloss Bipp, über Jahr­
                                                  seiner Bemalung benannt und steht in      hunderte Sitz der gleichnamigen Land­     Wenn Worte zu Bildern werden
    01  A arwangen, Tierli-Huus, Fassaden­
                                                  Aarwangen.                                vogtei, schuf 1551/52 der Maler Jakob     Im Kirchenbau stellte sich nach der
         ansicht.
                                                  In Aarwangen befindet sich auch ein       Kallenberg das Wappen am Palas. 25        Reformation ein Problem: Vor der Re­
    02  A arwangen, Tierli-Huus, Detail
                                                  ehemaliges Landvogteischloss. Wie         Jahre später frischte es der Maler Hans   formation hatten die Kirchenwände
         Ründe-Malerei.
                                                  viele der Berner Landvogteisitze war      Griff auf. Bern liess sich seinen Auf­    oft als Bildträger für Heiligendarstel­
    03  Caspar Wyss, Schloss Bipp, kolorierter
         Umrissstich, um 1790.                    es einst als Adelsburg erbaut wor­-       tritt auf der Landschaft etwas kosten.    lungen gedient, wie beispielsweise in
    04  L a Neuveville/Ligerz, Hof Le Fornel,    den. Im 15. Jahrhundert gelangte das      Die aktuelle Forschung zur Burg- und      der St. Katharinenkapelle in Wiedlis­
         Gesamtansicht.                           Schloss an den aufstrebenden Stadt­       Schlossarchitektur von Werner Meyer,      bach. Das weitreichende Verbot der
    05  L a Neuveville/Ligerz, Hof Le Fornel,    staat Bern. Bern war darauf erpicht,      Joachim Zeune, Jürg Schweizer und         Reformatoren, Heilige darzustellen,
         Kapitell der Fenstersäule.               seine neuen Herrschaftssitze in den       anderen zeigt, dass schon die mittel­     warf im reformierten Bern die Frage       04                                         05
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6        AKTUELL: IN SZENE GESETZT                                                                                                                                                                                                           ACTUEL : MISE EN SCÈNE                     7

                                                                                                                                                                                           Bauschmuck, Farbe und Schriftzug stehen
                                                                                                                                                                                           für die architektonische Aussage eines
                                                                                                                                                                                           Baudenkmals.

    06

    07                                           08                                                                                 09                                                10

                                                 schriften wurden mit Bildern, geo­       In umgekehrter Richtung verläuft die      Farben möglich. Die Theorie für die               aus den 1930er-Jahren ist der Name               lich, Bauschmuck, Farbe und Schrift­
         LITERATURHINWEISE                       metrischen Mustern oder plastisch        Namensgebung durch den Volks­             neue Gestaltungspraxis lieferten die              als Schriftzug Teil der Fassadenge­              zug sind keine willkürliche Zutat an
         Zur Farbkultur des 20. Jahrhunderts:    mit Holzschnitzereien weiter ausge­      mund. In Moutier bekam ein 1903 er­       Moderne mit Le Corbusier, Bauhaus                 staltung. Das Haus trägt aufgrund                das Baudenkmal, sondern stehen we­
         Isabel Haupt, Ortskolorit und Farb-­
                                                 schmückt.                                bautes Geschäftshaus den bis heute        und De Stijl sowie der in Deutschland             seiner geschlossen Erscheinung und               sentlich für dessen architektonische
         räume, in: NIKE Bulletin, 6, 2015,
                                                 Damit ist das «angeschriebene Haus»      gültigen Spitznamen «Chicago», weil       geführte Diskurs zur bunten Stadt. Im             der ursprünglichen Bewohnerschaft                Aussage. Damit sind sie ein denkmal­
         S. 18 – 23.
                                                 noch nicht genannt. Die Wirtshäuser      es damals das höchste Gebäude im          «farbenfrohen» Biel (Robert Walker)               den Zusatznamen Arbeiterburg. Ähn­               pflegerisches Anliegen ersten Ranges.
         Stefanie Wettstein, Lino Sibillano,
         Farbkultur im Baselbiet, in: Jahres-
                                                 versinnbild­
                                                            lichen in ihren Schildern     Ort war. Hier hat die Architektur die     finden sich kürzlich mustergültig res­            lich bilden beim «Jurahaus» und beim
         heft Kantonale Denkmalpflege 		         Namen wie Bären, Adler, Schlüssel        Wortschöpfung angeregt.                   taurierte Beispiele dazu. Im tiefrot be­          «Murtenhaus» Baukörper, Farbe und                                                 Richard Buser

         Basel-Landschaft, 2015, S. 15 – 26.     oder Kreuz und vereinen damit He­        In den Städten setzte im späten 19.       malten Mehrfamilienhaus «Brühlhof»                Schrift ein Ganzes. Es ist offensicht­
         Robert Walker, Das farbenfrohe Biel,    raldik, Wort und Bild.                   Jahrhundert eine vermehrt werbe­
         in: Bieler Tagblatt vom 1. März 2016.                                            wirksame Fassadengestaltung ein.
                                                 Erhaschte Aufmerksamkeit                 Der Maler Conrad Bolliger gestaltete
                                                 Nicht nur Wirtshäuser tragen Namen,      seine Fassade am Unteren Quai in               DU CHÂTEAU NOBLE AU                           le bois et s’offre des maisons en pierre.       C’est parfois l’architecture qui inspire
                                                 auch Geschäfts- und Warenhäuser          Biel mit Ornamenten im Jugendstil als          CHÂTEAU OUVRIER                               Après la Réforme, l’écriture remplace           une appellation : un immeuble commer-
                                                 wenden diesen Kniff gerne an, um         Reklame und Musterbeispiel für sein                                                          l’image peinte ou sculptée, et dans les         cial construit à Moutier en 1903 re­ç oit
                                                 sich in Szene zu setzen. Wohlklin­       Malergeschäft. Mit der aufkommen­              La forme, le détail et la couleur sont dé-    églises, les représentations de saints          le nom de « Chicago » parce qu’il est
                                                 gende Namen wie «Zur Stadt Paris»        den Moderne verschwand das Orna­               terminants pour l’effet d’une architec-       sont interdites. L’écriture promue image        alors l’édifice le plus élevé de la localité.
                                                 (Interlaken, 1906) verleihen Besitzern   ment zusehends von den Fassaden.               ture. Une façade au dessin travaillé peut     est bordée de peinture en grisaille. Sur        Le 19 e siècle finissant voit apparaître
    06  Wiedlisbach, Katharinenkapelle,                                                                                                 donner un indice sur le métier du pro-        les maisons rurales aussi, l’écrit se fait      dans les villes des façades aux couleurs
                                                 und Kundschaft ein mondänes Flair        Ähnlich wie im reformierten Kirchen­
          Innenraum.                                                                                                                     priétaire. Les châteaux occupent des          plus présent. Des inscriptions ornent les       intenses. Le décor, la couleur et les in-
                                                 und regen bis heute die Phantasie an.    bau seinerzeit das Wort für das Bild in
    07  Wiedlisbach, Katharinenkapelle,                                                                                                 sites qui les rendent visibles de loin, et    façades en bois. Les enseignes des au-          scriptions ne sont donc pas des agré-
                                                 Etwa jene des Schriftstellers Peter      die Bresche gesprungen war, tat es in
          Detail Wandmalerei.                                                                                                            les armoiries appliquées sur les édifices     berges – à l’Ours, à l’Aigle, à la Clef, à la   ments quelconques, mais des éléments
    08  Würzbrunnen, Reformierte Kirche,
                                                 Bichsel, der 1993 in seinem gleichna­    der frühen Moderne die Farbe für das           accentuent encore leur mise en scène.         Croix – associent blason, texte et image.       essentiels du propos architectural.
          Kirche von innen mit Schriftmalerei.   migen Buch lakonisch feststellt: «In     Ornament. Dank der Weiterentwick­              Dès la Renaissance, le confort s’amé­­-       Des bâtiments commerciaux se don-               Pour lire le texte intégral de l’article en
    09  Moutier, Geschäfts- und Wohnhaus        Langnau im Emmental gab es ein Wa­       lung der Keimschen Mineralfarben               li­o re dans les châteaux. En ville comme     nent une touche mondaine en affichant           français sur Internet : www.be.ch/fach-
          «Chicago», Gesamtansicht.              renhaus. Das hiess Zur Stadt Paris.      waren ab den 1920er Jahren gross­              à la campagne, l’élite montante délaisse      un nom du genre « À la ville de Paris ».        werk.
    10  B iel, Jurahaus, Gesamtansicht.         Ob das eine Geschichte ist?»             flächige Anstriche in kräftigen, satten
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8        AKTUELL: IN SZENE GESETZT                                                                                                                      ACTUEL : MISE EN SCÈNE   9

    In Szene gesetzt – Details
    Inschriften, Reklame und spezielle Formen von Bauschmuck
    fallen beim Betrachten eines Hauses ins Auge und formen
    den Charakter eines Gebäudes wesentlich mit. Sie stehen in
    diesem Beitrag im Zentrum.

    Die (bau-)künstlerischen Details an          ler, Schreiner, Schmiede, Steinmetze,         der Stilkunde ist der Bauschmuck
    einem Haus gehören zum architek­             Wagner, Holzschnitzer oder Zimmer­            deshalb ein wichtiges Einordnungs­
    tonischen Entwurf. Sie stammen in            leute erweisen sich als wahre Künst­          kriterium. Als Teil der Gestaltung ver­
    der Regel aus der Feder der Planen­          ler ihres Fachs.                              weisen die Details bisweilen auch auf
    den und sind für das Erscheinungs­           Die Art einer Verzierung unterliegt häu­      die Bauherrschaft, die sich ein Ge­
    bild eines Gebäudes entscheidend.            fig den aktuellen Modeströmungen              bäude nach ihrem Geschmack, ihren
    Die Detailgestaltung der Bauzier ob­         und steht damit in enger Verbindung           Vorstellungen und dem Zeitgeist ent­
    liegt jedoch den Handwerkern. Ma­            mit Ort und Zeit ihrer Entstehung. In         sprechend erbauen lässt.

                                                                                                                                              03

                                                                                                 MISE EN SCÈNE – LES DÉTAILS

                                                                                                 Il y a des choses qui frappent sur une
                                                                                                 maison : des inscriptions, des enseig-
                                                                                                 nes, la couleur, des formes particuliè­
                                                                                                 res de décor. Des éléments qui con-
                                                                                                 tribuent à lui donner son caractère.
                                                                                                 C’est le sujet de cet article.
                                                                                                 Les détails – architecturaux ou artis­
    01                                           02
                                                                                                 tiques – font partie de la conception
                                                                                                 du bâtiment. Dessinés en général par
                                                                                                 les auteurs du projet, ils sont décisifs
         Reklame                                                                                 pour l’aspect du bâtiment. Mais c’est
                                                                                                 aux artisans qu’incombe la concep­
         Auffällige Schilder mit bildlich dar­   01  A llmendingen, Thunstrasse 10. Gasthof     tion détaillée de l’ornementation : peint­
                                                                                                                                                   05
         gestellten (Wirts-)Hausnamen haben           Hirschen, 1759 – 60, verschiedentlich      res, menuisiers, forgerons, tailleurs de
         sich seit dem Mittelalter als ausge-         erweitert. Kunstvoll geschmiedetes         pierres, charrons, sculpteurs sur bois,
         zeichnete Werbeträger bewährt.               Wirtshausschild wohl von 1801.             charpentiers, tous sont d’authenti­
         Sie erwecken die Aufmerksamkeit         02  Renan, Place Ami-Girard 2. Hôtel           ques artistes dans leur domaine.
         hungriger und durstiger Passanten            Restau­rant Cheval blanc, wohl             Le genre de décor est souvent tribu-
         und bezeichnen das Ziel müder Rei-           18. Jahrhundert.                           taire des modes et donc étroitement
         sender. Im 19. Jahrhundert begann       03  Tavannes, Grand-Rue 28. Ciné Royal         lié à une époque et à un lieu. L’orne­
         man auch Fassaden werbewirksam               von 1917 – 1918.                           mentation est de ce fait un critère im-
         einzusetzen: Fabriken, Gewerbe-         04  Seeberg, Regenhaldenstrasse 36.            portant de l’appréciation du style. En
         und Dienstleistungsbetriebe liessen          Ehem. Liqueur-Fabrik von 1890.             tant qu’éléments de la conception
         dekorative Schriftzüge direkt auf den   05  B iel/Bienne, Unterer Quai 90. Ehem.       formelle d’ensemble, les détails sont
         Gebäuden anbringen. Einige Bei-              Malergeschäft Conrad Bolliger von          parfois aussi des indices sur les goûts
         spiele dieser frühen Form von Mar-           1898/99.                                   et les idées du maître de l’ouvrage et
         keting haben sich trotz Umnutzung       06  Tavannes, Rue de Pierre-Pertuis 4.         sur l’esprit de l’époque.
         der Bauten erhalten.                         Uhrenfabrik Geiser, um 1880, später
                                                      Tavannes Watch.
                                                                                                                                              04   06
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                                                  01  Seeberg/Oschwand, Dörfli 12. Linoleum-    07  Interlaken, Bernastrasse 30. Ehem.

          Bauschmuck                                   boden im Atelierhaus von Cuno Amiet,           Hotel «Fortuna & Pension Blaues Kreuz»
                                                       1910 erbaut.                                   in Interlaken, erbaut um 1905.
                                                  02  B iel/Bienne, Mühlebrücke 8. Wohn- und    08  B leienbach, Kirchgasse 19. Pfarrhaus
          Bauschmuck dient der Verschöne-
                                                       Geschäftshaus von 1901/02. Terrazzo-           von 1704. Reliefarbeit mit Berner- und
          rung eines Gebäudes. Häufige
                                                       boden im Treppenhaus.                          Standeswappen.
          Schmuckträger sind Tür- und Fenster-
                                                  03  B iel/Bienne, Albrecht-Hallerstrasse 2.   09  B iel/Bienne, Bahnhofstrasse 53.
          Rahmen, Ründi oder Dachuntersicht.
                                                       Wohnhaus von 1902. Fliesenboden im             Wohn- u. Geschäftshaus von 1904.
          Konstruktive Bauteile wie Säulen,
                                                       Treppenhaus.                                   Jugendstilmaske im Dachbereich.
          Konsolen oder Arkaden eignen sich
                                                  04  Burgdorf, Hohengasse 35. Ehem.            10  Burgdorf, Bahnhofstrasse 3. Restaurant
          gut für plastische Akzente. Expo-
                                                       Grosskaufmannshaus «Zum Ochsen».               Bahnhof in Oberburg, erbaut 1879.
          nierte Treppen und Balkone werden
                                                       Rankendecke von 1684.                          Feingliedriges Dekor im Schweizer
          oft speziell ausgezeichnet. Im Innern
                                                  05  B iel/Bienne, Nidaugasse 5. Dachunter-         Holzstil.
          wie am Äussern setzte man stets
                                                       sicht am Geschäftshaus «Zur Stadt
          auf aktuelle Motive, Materialien, und
                                                       Mülhausen», später «Kaufhaus Merkur»,
          Techniken. Dem Ideenreichtum und
                                                       erbaut 1912 – 1915.
          der Vielfalt sind keine Grenzen ge-
                                                  06  D iemerswil, Schüpbergstrasse 40.
          setzt – weder an pittoresken Ober-
                                                       Stöckli aus dem 19. Jahrhundert,
          länder Bauernhäusern noch an städ-
                                                       erweitert wohl 1914. Ründimalerei mit
          tischen Jugendstilbauten.
                                                       Rütlischwur.

                                                                                                                                               05

     01                                           02                                             03                                            06   07   08

     04                                                                                                                                        09   10
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12        AKTUELL: IN SZENE GESETZT                                                                                                                      ACTUEL : MISE EN SCÈNE   13

                                                 01  Belp, Wiesenweg 13. Arbeiterwohnhaus      07  B iglen, Enetbach 63. Wohnstock

          Hausinschriften                             von 1946.                                      von 1783. Erbauliche Sprüche an den
                                                 02  Ferenbalm, Jerisberghof 22. Ehem.              Putzfassaden im Erdgeschoss.
                                                      Bauernhaus von 1703, heute Bauern­        08  Köniz, Schwarzenburgstrasse 810.
          An zahlreichen Bauernhäusern fin-
                                                      museum «Althuus». Geometrisierende             Stöckli von 1784 in Niederscherli,
          den sich Hausinschriften. Sie geben
                                                      Malerei an der Laube.                          Dekorationsmalerei mit Inschriften von
          meistens Auskunft über Bauherr-
                                                 03  D ürrenroth, Feld 93. Bauernhaus von           Christian Megert.
          schaft, Zimmermeister und Baujahr.
                                                      1787. Familienwappen an den Stirnseiten   09  K appelen, Dorfstrasse 63. Hieroglyphen
          Auch Himmelserscheinungen,
                                                      der Lauben.                                    am ehem. Zehntenspeicher in Kappelen,
          Psalmen und Segnungswünsche –
                                                 04 – 06 Biel/Bienne, Murtenstrasse 41. 		           dat. 1574.
          manchmal ergänzt mit heraldischen
                                                      «Olympiahaus», Wohn- und Geschäfts        10  Stocken-Höfen, Stockentalstrasse 72.
          und astrologischen Motiven – wer-
                                                      haus von 1938. Dekorative Klinker­par-         Bauernhaus, wohl von 1750. Inschrift
          den auf die Fassaden gebannt und
                                                      tien mit Flachreliefs von Sportszenen.         und farbige Blumen- und Rankenmuster
          gelegentlich mit dekorativen geomet-
                                                                                                     an der Giebelwand.
          rischen Mustern versehen. An städ-
          tischen Gebäuden vereinigen sich
          mitunter Namen, Schriftzug, Farb-
          und Skulpturen-Dekor zu einer Ein-
          heit, wie etwa am so genannten
          Olympiahaus in Biel.

                                                                                                                                               07

     01                                          02                                             03

                                                                                                                                                    09

     04                                          05                                             06                                             08   10
FACH- WERK 2017 - Kanton Bern
14        AKTUELL: IN SZENE GESETZT                                                                                  ACTUEL : MISE EN SCÈNE   15

                                                           01  M eiringen, Casinoplatz N.N. Wetter­

          Spezialitäten                                         station von 1903.
                                                           02  T hun, Gwattstrasse 17a. «Olympia-Tor»,
                                                                baubewilligt 1950.
          Bei vielen Bauten ist die Verzierung
                                                           03  Trub, bei Dorfstrasse 31. Trinkhalle
          eng mit der Funktion verbunden.
                                                                beim Gasthof Löwen, um 1910.
          Einzelne Baugattungen lassen sogar
                                                           04  O rvin, La Charrière 8a. Bienenhaus,
          vermuten, dass der Dekorations-
                                                                um 1920.
          Gedanke im Vordergrund stand: Die
                                                           05  Wangen a.A., Städtli N.N. 2. Brunnen
          Form bestimmte die Funktion we-
                                                                von 1789.
          sentlich mit. Die Rede ist dann mei-
                                                           06  W iedlisbach, Städtli 21. Ehem. Rathaus,
          stens von Schmuckkästchen oder
                                                                im Kern um 1540. Gemaltes Zifferblatt
          Strassenmöbeln, die – auch in volu-
                                                                von Jakob Obrecht.
          minöserer Gestalt – durch Kontrast­
                                                           07  Zweisimmen, Bahnhofstrasse 18.
          reich­tum, Zier- und Farbenfreude
                                                                Bahnhof der Montreux-Oberland
          auffallen. Platzmitten, Torsituatio­n en,
                                                                Bernois-Bahn von 1905.
          Auf­e nthaltsorte und die Zeitlichkeit
                                                           08 + 09 Sumiswald, Marktgasse 1. Hotel
          (in Form von Zifferblättern) sind
                                                                und Gasthof zum Bären, im Kern wohl
          für solche Dekorformen besonders
                                                                von 1746, heutiges Erscheinungsbild
          beliebt.
                                                                von 1896.

                                                                                                           06

     01                                               02   03

                                                                                                                08

     04                                                    05                                              07   09
FACH- WERK 2017 - Kanton Bern
16        AKTUELL: IN SZENE GESETZT                                                                                                                                                             ACTUEL : MISE EN SCÈNE                 17

     Mise en scène – couleur
                                                                                                                                                                                          01  Johann Wolfgang von Goethe,
                                                                                                                                                                                               Traité des couleurs, 1790 à 1823.
                                                                                                            La couleur est                                                                     Ouvrage de près de deux milles

     Les couleurs sont un moyen de mettre en scène                                                          « fille de la lumière »                                                            pages sur la couleur.
                                                                                                                                                                                          02  Vue de La Neuveville. Huile sur toile
                                                                                                            Le Corbusier
     les bâtiments et leur aménagement intérieur.                                                                                                                                              attribué à Johann Grimm, vers 1740.
                                                                                                                                                                                               Musée d’Art et d’Histoire de
     Une balade le long du lac de Bienne fait découvrir                                                                                                                                        La Neuve­ville.
                                                                                                                                                                                          03  D ouanne, unité dans les coloris de
     des façades en couleur de diverses époques.                                                                                                                                               façades.

                                                          Les couleurs sont des perceptions            logiques locales. La pierre jaune de      nouveaux matériaux ou de nouvelles       Le développement spectaculaire
                                                          sensorielles provoquées par la lumi­         Hauterive, via La Neuveville, Gléresse    techniques de construction eurent        des pigments et de la palette de
                                                          ère. Selon Le Corbusier, la couleur          et Douanne, finit par arriver à Bienne.   souvent aussi une influence sur la       couleurs au 19 e siècle
                                                          est « fille de la lumière ». La manière      Les pierres de couleur étaient gé­        couleur des maisons. La couleur ser­     Les pigments sont des substances
                                                          de ressentir les couleurs et les pro­        néralement utilisées pour l’ossature      vit de plus en plus, en complément à     colorantes. Il existe des pigments na­
                                                          priétés que nous leur attribuons sont        du bâtiment : soubassements, en­          l’architecture, à protéger, à décorer,   turels et des pigments synthétiques.
                                                          variables d’une personne à l’autre. La       cadrements de portes et de fenêtres,      à simuler ou à souligner un motif ar­    L’homme utilise des colorants natu­
                                                          perception des couleurs est soumise          chaînes d’angles, qui ressortaient        chitectural (pointes de diamant, chaî­   rels depuis plus de quinze mille ans.
                                                          à l’influence de différents facteurs, y      sur la chaux claire des façades. Mais     nes d’angles), ou encore à masquer       Les couleurs des peintures rupestres
                                                          compris l’homme lui-même. Depuis             l’évolution du goût ou l’apparition de    des petits défauts.                      du Paléolithique étaient obtenues par
                                                          la nuit des temps, les couleurs imp­
                                                          règnent notre environnement quoti­
                                                          dien par une symbolique qui relève
                                                          du registre religieux, social ou psy­
                                                          chologique. Jusqu’au début du 20e
                                                          siècle, par exemple, le rose était la
                                                          couleur réservée aux petits garçons,
                                                          et le bleu clair aux filles. C’est le con­
                                                          traire aujourd’hui. Goethe, dans son
                                                          Traité des couleurs, de 1810, a été l’un
                                                          des premiers à décrire en détail l’effet
                                                          sensoriel et moral des couleurs, aux­
                                                          quelles il attribuait diverses qualités.
                                                          En architecture, les couleurs appor­
                                                          tent une contribution essentielle à la
                                                          mise en scène des bâtiments et des
                                                          intérieurs.

                                                          La nature donne le ton
                                                          La ville de Soleure doit sa couleur
                                                          blanche à l’emploi d’un calcaire com­
                                                          munément appelé « marbre de So­
                                                          leure ». Neuchâtel affiche le jaune de
                                                          la pierre de Hauterive, tandis qu’à
                                                          Bâle domine le rouge du grès des
                                                          Vosges. Ces trois exemples illust­
                                                          rent très bien la prédominance que,
                                                          jusqu’à la fin du 19e siècle, une cou­
                                                          leur pouvait avoir sur l’architecture. La
                                                          couleur n’était pas choisie par hasard,
                                                          mais en fonction des données géo­
     01                                                                                                02                                                             03
FACH- WERK 2017 - Kanton Bern
18        AKTUELL: IN SZENE GESETZT                                                                                                                                                          ACTUEL : MISE EN SCÈNE               19

     04  Zurich, proposition d'une palettes de
          couleurs pour la vieille ville, Das Werk,
          juin 1927.                                                                                La vieille ville
     05  Zurich, plan de la ville avec proposition
          des interventions au niveau des rues
                                                                                                    de Bienne présente
          et des places.                                                                            des nuances de
     06  B iel/Bienne, diversité des coloris des
          façades en vieille ville.                                                                 couleurs diverses.

                                                      une préparation de terre ou de plan­       gagné la Suisse alémanique. En Al­
                                                      tes délayées dans de l’eau ou de la        lemagne, la mise en couleurs quel­
                                                      graisse animale. La gamme des cou­         que peu anarchique de façades anci­
                                                      leurs était par conséquent limitée au      ennes par les propriétaires provoqua
                                                      noir, rouge, vert, brun et jaune. Les      des réactions critiques de la part
                                                      colorants naturels furent ensuite utili­   d’architectes, d’artistes et des autori­
                                                      sés dans la fresque, l’enluminure et la    tés. C’est pour éviter de pareils déra­
                                                      peinture sur bois et sur toile.            pages que la ville de Zurich édicta
                                                                                                 une règlementation des couleurs ap­
                                                      En 1706, Johann Jakob Diesbach in­         plicable au cœur historique de la ville.
                                                      venta accidentellement le « bleu de        La vieille ville de Bienne présente elle
                                                      Prusse » dans son laboratoire ber­         aussi des nuances de couleurs très
                                                      linois. Ce sont précisément les ha­        diverses. Les couleurs actuelles des
                                                      sards de ce genre qui dans la deuxi­       façades sont cependant relativement
     04
                                                      ème moitié du 19e siècle amenèrent         récentes par comparaison avec l’âge
                                                      au développement spectaculaire des         des bâtiments. Pour la plupart, elles
                                                      colorants, parallèlement à l’essor de      datent de 1935 et sont le résultat d’un
                                                      l’industrie chimique. Vers 1878, Adolf     projet réalisé avec des chômeurs et
                                                      Wilhelm Keim découvrit que le verre        destiné à donner à la cité historique
                                                      liquide a des propriétés qui peuvent       un habillage mieux adapté au goût du
                                                      en faire un liant pour des pigments mi­    jour. C’est donc aussi en 1935 que le          06
                                                      néraux. Il est donc considéré comme        bâtiment le plus connu peut-être de
                                                      l’inventeur de la couleur minérale, la­    la vieille ville, juste à côté de l’église
                                                      quelle, à la différence des badigeons      allemande, la maison de la corpo­
                                                      traditionnels à la chaux, permet de        ration des Bûcherons, dont le cœur
                                                                                                                                                     La couleur devint un outil important de la
                                                      réaliser des enduits de façade aux         date du bas Moyen Âge, a été revêtu                 création formelle.
                                                      couleurs vives et lumineuses qui con­      de rouge foncé. Lors de la rénovation
                                                      servent longtemps leur éclat.              en 2004, on a découvert un enduit de
                                                                                                 couleur qui avait été appliqué lors de
                                                      La couleur dans les rues des               la transformation de 1899/1900. On             La couleur comme manifeste               En architecture, le mouvement mo­
                                                      vieilles villes                            a donc décidé de rétablir cette anci­          Durant l’entre-deux-guerres, la cou­     derniste avec sa recherche de simp­
                                                      En été 1927, le Musée des arts déco­       enne teinte jaune clair. Mais ce choix         leur en façade devint pour les nou­      licité et son refus du décor vint, par
                                                      ratifs de Zurich organisa une exposi­      a été mal accueilli par une partie de          velles constructions aussi un outil      une nette rupture, supplanter l’histo­
                                                      tion sur le thème « Die Farbige Stadt »    la population, que dérangeait cette            important de la création formelle. Fa­   ricisme. Bienne en offre un exemple
     05                                               (« Les couleurs dans la ville »), mon­     atteinte à l’aspect de la ville. Pour­         vorisé par l’apparition des couleurs     très expressif avec sa gare, édifice
                                                      trant « des projets de mise en cou­        tant, la couleur retrouvée ici corres­         minérales, ce changement s’explique      conçu encore dans le style néoclas­­
                                                      leurs de rues de vieilles villes ou de     pond assez à l’aspect que devait avoir         aussi par le contexte politique et       sique en 1923, alors même que le
                                                      bâtiments isolés » en Suisse et en Al­     l’ensemble de la vieille ville à l’origine :   so­­­cial. Au lendemain de la Grande     quartier alentour était en cours de
                                                      lemagne. Le mouvement d’« embel­           des façades claires où dominaient les          Guerre en effet s’ouvrit une ère de      planification dans le style moderne
                                                      lissement » des vieilles villes par la     tons naturels de la chaux, avec des            bouleversements marquée par l’émer­-     du « Neues Bauen ».
                                                      couleur, répandu en Allemagne sur­         encadrements de fenêtres en pierre             gence du mouvement ouvrier et l’op-      S’inspirant de la célèbre école du
                                                      tout dès les années 1920, avait aussi      de Hauterive.                                  position aux valeurs traditionnelles.    Bauhaus à Weimar (puis à Dessau),
20        AKTUELL: IN SZENE GESETZT                                                                                                                                                                                                        ACTUEL : MISE EN SCÈNE                     21

     07  B iel/Bienne, Mattenstrasse 83 – 87.
         Restauration 2007 – 2010 selon la palette
         de couleurs trouvés après avoir effectué                                                                                             La prudence est
         des sondages.
     08 + 09  Biel/Bienne, Ring 8. La maison de
                                                                                                                                              de rigueur avec
     01  la corporation des forestiers à gauche                                                                                              les couleurs dans
         avec son enduit de 1935 et à droite
         après rénovation de 2001/2003.                                                                                                       une restauration.
                                                                                                                                              Hans-Jörg Gerber, restaurateur

                                                                                                et sur une idéologie visionnaire. On        L’étude s’appuie sur trois genres de
                                                                                                donna surtout aux immeubles coopé­          documents : les vues et gravures
                                                                                                ratifs à Berlin, Vienne et Zurich des fa­   peintes, les relevés photographiques
                                                                                                çades richement colorées afin de les        et les sondages. Antérieurement à
                                                                                                faire se distinguer des maisons de          l’invention de la photographie, les
                                                                                                                                                                                          08                                          09
                                                                                                la bourgeoisie. À Bienne également,         gravures peintes constituent la princi­
                                                                                                des rangées de nouveaux immeubles           pale source. Elles doivent néanmoins
                                                                                                à façades en couleur témoignaient           être traitées avec prudence, parce
                                                                                                de l’importance que le courant mo­          qu’elles expriment une interprétation         présentent un revêtement de façade          des couleurs. Les bâtiments peuvent
                                                                                                derniste accordait à cet outil de mise      qui peut déformer la réalité. Il existe       beige pâle ou gris. Cependant, des          ainsi changer rapidement d’aspect,
                                                                                                en scène de l’architecture. La couleur      par exemple une vue de Neuchâtel à            investigations effectuées au cours          et dans les investigations sur les cou­
                                                                                                pouvait ainsi servir à mettre en évi­       la fin du 18e siècle qui montre des fa­       des dernières années sur plusieurs          leurs, les découvertes surprenantes
                                                                                                dence une individualité qui ne s’était      çades peintes en blanc, sans le jaune         bâtiments ont permis de retrouver la        ne sont pas rares. Les couleurs d’ori­
                                                                                                peut-être jamais présentée ainsi (les       si caractéristique de la ville. « Ce n’est    couleur d’origine – parfois très vive –     gine – qu’elles soient appliquées ou
                                                                                                « maisons pittoresques de la vieille        qu’avec l’apparition de la photogra­          et dans certains cas de la mettre au        propres au matériau mis en œuvre –
                                                                                                ville ») tout autant qu’à symboliser une    phie en couleur que l’on commence             jour. Mais comme le modernisme ne           sont indissociables de l’idée qui est à
                                                                                                entité collective qui dans la réalité       à disposer de documents plus fiab­            s’exprima pas seulement par la cou­         la base du projet architectural, et de
                                                                                                n’eut probablement jamais cette co­         les », explique Hans-Jörg Gerber. La          leur, il n’est pas exclu que le blanc       ce fait importantes pour la compré­
                                                                                                hésion.                                     lecture la plus sûre passe toutefois          que montrent d’autres façades soit          hension d’un édifice. Elles permettent
     07
                                                                                                                                            par des sondages destinés à retrou­           leur couleur d’origine.                     des conclusions sur les premiers pro­
                                                                                                Visite en compagnie du                      ver les différentes couches picturales.       Les enduits de façade doivent être          priétaires et l’histoire des origines du
                                                                                                restaurateur                                À Bienne, la plupart des bâtiments de         refaits assez souvent, et à chaque          bâtiment.
          Dans l’architecture moderne la conception                                             Pour les questions concernant les           l’entre-deux-guerres, à la différence         réfection, les préférences des maî­
          de la couleur se fondait sur un nouvel                                                couleurs, les conseillers du Service
                                                                                                des monuments historiques colla­bo­-
                                                                                                                                            de la vieille ville avec ses couleurs,        tres de l’ouvrage influencent le choix               Sandra Grossenbacher, René Koelliker

          état d’esprit.                                                                        rent étroitement avec les restaura­
                                                                                                teurs. Selon l’un d’entre eux, Hans-
                                                                                                Jörg Gerber, « dans une restauration,
     de nombreux architectes intégrèrent             formule restée célèbre : « La polychro­-   la prudence est de rigueur avec les           IN SZENE GESETZT – FARBE                     auch in Städten der Deutschschweiz ein     Farbenlehren und Farbsystemen. Den
     les différentes théories des couleurs           mie, aussi puissant moyen de l’archi-      couleurs. Il faut une bonne connais­                                                       Thema. Die Altstadt von Biel bspw. zeigt   Farbkonzepten des Neuen Bauens lag
     dans leurs réflexions, et certains,             tecture que le plan et la coupe. Mieux     sance de l’histoire des techniques            Farben sind Sinneswahrnehmungen,             sich heute in den unterschiedlichsten      ein neuer Zeitgeist, eine visionäre Ideo-
     à l’instar de Le Corbusier, créèrent            que cela : la polychromie, élément         de peinture et de coloration, des pig­        die durch Licht hervorgerufen werden.        Farbnuancen. Die farbigen Fassaden         logie zu Grunde. Originale Farbfassun­
     même leur propre système chroma­                même du plan et de la coupe. »             ments naturels ou synthétiques ent­           Die Wahrnehmung von Farbe ist sehr in-       stammen mehrheitlich von 1935, als sie     gen sind untrennbar mit der Grundidee
                                                                                                                                              dividuell. In der Architektur trägt Farbe    im Zuge eines Arbeitslosenprojektes der    des Architekturentwurfs verbunden und
     tique. La frontière séparant l’art de                                                      rant dans la composition des couleurs
                                                                                                                                              wesentlich dazu bei, Gebäude und In-         damaligen Mode entsprechend ein bun­       deshalb für das Verständnis eines Bau-
     l’architecture était floue, les architec­       La mise en couleurs de la vieille ville    minérales, mais aussi de l’his­toire de
                                                                                                                                              terieurs in Szene zu setzen. Die Farbig-     tes Gewand bekamen. In den Zwischen­       denkmals zentral. So lässt etwa die ur-
     tes collaboraient fréquemment avec              était d’abord une mesure de sauve­         l’architecture, et avoir une idée du
                                                                                                                                              keit entstand nicht von ungefähr, son-       kriegsjahren wurden farbige Fassaden       sprüngliche Farbigkeit Rückschlüsse
     des artistes, quand ils ne peignaient           garde esthétique du patrimoine tradi­      milieu socioculturel des maîtres de           dern war ursprünglich von den örtlichen      auch bei Neubauprojekten zu einem          auf die Urheber und die Entstehungsge-
     pas eux-mêmes aussi. La conception              tionnel et d’occupation de chômeurs        l’ouvrage. Il faut aussi prendre en           geologischen Verhältnissen geprägt. Die      wichtigen Gestaltungselement. Inspiriert   schichte eines Objekts zu.
     architecturale engloba désormais le             en une période économiquement dif­         compte l'altération des matériaux de          «künstliche» farbliche «Verschönerung»       von den Künstlern des Bauhauses in         Lesen Sie den vollständigen Artikel auf
     choix des couleurs, lequel s’étendait           ficile, tandis que la conception de la     couleur en raison d'une longue ex­            der Altstädte wurde seit den 1920er Jah-     Wei­m ar beschäftigten sich viele Archi-   Deutsch im Internet: www.be.ch/fach-
     souvent à l’aménagement intérieur.              couleur dans l’architecture moderne        position aux intempéries ou de réno­          ren nicht nur in Deutschland, sondern        tekten in ihren Entwurfstheorien mit       werk.
     Comme l’écrivit Le Corbusier en une             se fondait sur un nouvel état d’esprit     vations ultérieures. »
22        AKTUELL: IN SZENE GESETZT                                                                                                                                                                                          ACTUEL : MISE EN SCÈNE                   23

     In Szene gesetzt – Form
                                                                                                                                                                      01  Das Schlössli Pieterlen von Südosten.       03  B lickfang der Anlage ist der donjon-
                                                                                                                                                                           Das Bild hat in den 1840er Jahren                artige Wohnturm mit seinen neugotischen
                                                                                                                                                                           Sigmund Heinrich Wildermeth (im Vor-             Architekturelementen. Aufnahme von
                                                                                                                                                                           dergrund mit Hund) angeblich selbst              1968.
     Standesgemäss setzte Baron Sigmund Heinrich                                                                                                                           gemalt. Privatbesitz.                       04  Südseite, um 1925: Gut zu erkennen ist

     Wildermeth seinen Wohnsitz in Pieterlen im Stil eines                                                                                                            02  D er Bauherr Sigmund Heinrich Wilder­            der niedrige Bau aus Holz, der nach
                                                                                                                                                                           meth als preussischer Offizier. Ölgemälde        1912 die Lücke zwischen dem Schlössli
     Schlosses in Szene – und erregte damit Aufsehen.                                                                                                                      von George Dawe, 1827. Stiftung Kinder-          im Vordergrund und dem «Chalet» mit
                                                                                                                                                                           spital Biel, Leihgabe im Museum Neuhaus.         Rundturm schloss.

                                                                                rasant entwickelnden technischen Er­       Bauwerk, sondern Jahre später auch
                                                                                rungenschaften noch kaum auf ihr           mit seinem Testament: Mit dem Vermö­
                                                                                Leben ausgewirkt hatten. Wer das           gen des ohne Nachkommen geblie­
                                                                                fremdartige Schloss erbaut und sich        benen Ehepaars Wildermeth-Schnei­
                                                                                dort niedergelassen hatte, wusste          der wurde das Kinderspital Biel ge-
                                                                                man allerdings genau: Es war Sig­          gründet.
                                                                                mund Heinrich Wildermeth, Spross
                                                                                einer ebenso alteingesessenen wie          Burgenromantik im 19. Jahrhundert
                                                                                be­deutenden Bieler Familie. Sein Va­      In vorindustrieller Zeit waren die Haus­
                                                                                ter stand von 1786 bis 1791 in preus­      landschaften weitgehend in sich ge­
                                                                                sischen Diensten und spielte später in     schlossen und geprägt durch die al­
                                                                                der Politik eine wichtige Rolle. Er        ten regionalen Bautraditionen. Doch
                                                                                selbst wurde 1818 im zarten Alter von      schon damals gab es auffällige Ge­
                                                                                17 Jahren ebenfalls nach Preussen          bäude, sei es aufgrund ihrer Funktion
                                                                                geschickt, wo er in einem Potsdamer        oder des sozialen Status des Eigentü­
                                                                                Regiment Dienst tat und später zum         mers wegen. Denken wir an die Bur­
                                                                                Rittmeister aufstieg. 1834 quittierte er   gen des Mittelalters oder an die stei­
                                                                                den Dienst, nannte sich Baron von          nernen, weiss verputzten Bauten der
                                                                                Wildermeth und kehr­­te in die Schweiz     Obrigkeit, beispielsweise an die Pfarr­
                                                                                                                                                                      03                                               04
                                                                                zurück, wo er sich – angeblich 1838 –      häuser, die sich von den hölzernen
                                                                                ausserhalb des alten Weinbaudorfs          Bauernhäusern mit ihren weit herun­
     01                                                                         Pieterlen einen schloss­   artigen Sitz    tergezogenen, mit Stroh oder Schin­        Mehrzahl ist dem letzten Drittel des             Gegen Westen schliesst, wenig zu­
                                                                                baute. Die Wildermeths unterhielten        deln gedeckten Dächern radikal unter­      19. Jahrhunderts zuzuordnen; einzig              rückspringend, ein Zwischentrakt an,
                                      Wer von Biel Richtung Solothurn fährt,    dort seit langer Zeit Besitzungen. Auf­    schieden. Dass sich Sigmund Hein­rich      das kleine Schlössli im Park des                 der in einen rechteckigen Eckturm mit
                                      erblickt westlich des Dorfs Pieterlen     sehen erregte er nicht nur mit seinem      Wildermeth junior mit seinem Reprä­        Schuhfabrikanten C. F. Bally in Schö­            Spitzhelm übergeht. Auf der Rück­
          Romantische                 am Hang der ersten Jura-Anhöhe                                                       sentationsanspruch für eine auffälli­ge,   nenwerd (um 1865) und das Schloss                seite bildet ein runder steinsichtiger
          Schlösschen waren           einen hellen, in der Form auffälligen                                                schlossähnliche Erscheinung seines         Oberbipp (1853 – 1855) sind etwas äl­            Treppenturm mit oben angesetztem
                                      Ge­bäudekomplex – das so­­genannte                                                   Wohnsitzes entschied, er­staunt auf­       ter. Für das Wildermeth-Schlössli ist            Runderker den Abschluss. Die beiden
          im 19. Jahrhundert          Schlössli Pieterlen. Ursprünglich stand                                              grund seiner Biografie nicht. Roman­       es trotz intensiver Quellenrecherche             östlich anschliessenden Gebäudevo­
          in Mode.                    es frei, einer Landmarke gleich. Unter­                                              tische Schlösschen waren im späten         nicht gelungen, das Bau­datum 1838               lumen, mit drei Stockwerken etwas
                                      dessen ist es von den sich ausbrei­                                                  19. Jahrhundert in Mo­de, Burgenro­        zu bestätigen oder zu widerlegen.                niedriger, wirken wie Anbauten. Wäh­
                                      tenden Siedlungen eingeholt worden.                                                  mantik ein architektonisches Thema.                                                         rend die Architekturglieder des Wohn­
                                      Trotzdem fällt das mehrteilige Ge­                                                   Pieterlen ist nicht der einzige derar­     Schlössli Pieterlen: Wohnturm                    turms konsequent der neugotischen
                                      bäude mit seinem zinnenbekrönten,                                                    tige Prominentensitz am Jurasüdfuss.       in neugotischem Stil                             Formensprache folgen, ihn richtigge­
                                      flachgedeckten «Donjon» und dem                                                      Von La Neuveville bis Aarau lassen         Wie ist das Schlössli Pieterlen archi­           hend in Szene setzen, finden sich an
                                      spitzen Helm auf dem benachbarten                                                    sich mühelos acht weitere Objekte          tektonisch zu charakterisieren? Domi­            den übrigen Volumen bloss beschei­
                                      schlanken Turm noch heute auf. Wie                                                   aufzählen, die alle mit einem verklär­     nierendes Element ist der massige,               dene Fenstereinfassungen in der Art
                                      viel exotischer und Aufsehen erregen­                                                ten Blick auf das Mittelalter entstan­     quadratische und flach gedeckte Don­             des späten 18. und frühen 19. Jahr­
                                      der, vielleicht auch provokativer muss                                               den sind. Allerdings unterscheiden sie     jon, der mit einem Zinnenkranz abge­             hunderts sowie klassizistische Bal­
                                      der Bau im mittleren 19. Jahrhundert                                                 sich durch verschiedene Ausgangs­          schlossen wird und durch vier ange­              kongeländer. Diese auffällige Formen­
                                      auf die ländliche Bevölkerung gewirkt                                                lagen, im formalen Ausdruck und in         setzte polygonale Ecktürmchen ak­­-              diskrepanz lässt vermuten, dass das
                                      haben, in einer Zeit, als sich die sich   02                                         der Entstehungszeit erheblich. Die         zen­tuiert ist; er zählt vier Stockwerke.        Schlössli nicht als vollständiger Neu­
24        AKTUELL: IN SZENE GESETZT                                                                                                                                                                                                               ACTUEL : MISE EN SCÈNE                    25

     05  Das vielgliedrige Schlössli von Nord­        08  Bauzeitliche Gusseisenkonsole des
          westen, rechts das sogenannte Chalet.             grösseren der beiden Balkone an der
          Bleistiftskizze von Joseph Nieriker, 1859.        Südfassade des Schlössli.
     06  Das Schlössli Pieterlen als Altersheim im    09  Bauzeitliches Balkongeländer aus
          Jahr 1968: Ganz links der Neubau von              Flacheisen, Blechscheiben und
          1926, anschliessend der später auf­­ge-           Maschendraht, vielleicht aus dem
          stockte Trakt von 1932, der das eigent-           Drahtzug in Bözingen bei Biel.
          liche Schlössli arg bedrängt.
     07  Das Schlössli Pieterlen von Süden,
          heutiger Zustand. Mit dem Umbau des
          westlich anschliessenden Trakts 1978                                                                                              07                                               08                                             09
          wurde das oberste Turmgeschoss mit
          dem Spitzhelm wieder freigespielt.

                                                                                                  turm 1889 angebaut wurde. Älter sind      nannte Haus diente möglicherweise
                                                                                                  der neugotische Turm von Mon-Re­          als Kutscher- oder Gärtnerunterkunft.
                                                                                                  pos in Lausanne (1821/22) und die         1885, drei Jahre nach Wildermeths
                                                                                                  Umgestaltung eines mittelalter­lichen     Tod, wurde das Anwesen verkauft
                                                                                                  Turms in Rolle (nach 1836).               und der Erlös dem Ka­pitalfundus für
                                                                                                  Die Vorbilder für Pieterlen sind wohl     das Kinderspital Biel überwiesen; bis
                                                                                                  ausserhalb der Schweiz zu suchen.         1912 gelangte es siebenmal in neue
                                                                                                  Obwohl man sich an englische Bei­         Hände. Schliesslich wurde der «Ver­
                                                                                                  spiele erinnert fühlt, sind preussische   ein für ein deutsches Altersheim in
                                                                                                  Vorbilder naheliegender. Während sei­     der Schweiz» neuer Eigentümer, der
                                                                                                  nes Aufenthalts in Berlin ist Wilder­     alsbald durch eifrige Bautätigkeit auf­
                                                                                                  meth zweifellos auf die neu­­en Archi­    fiel. Rasch liess man die Lücke zwi­
                                                                                                  tekturströmungen aufmerksam ge­           schen dem Schlössli und dem Chalet
                                                                                                  worden, die sich beispielsweise an        durch einen niedrigen hölzernen Ver­
                                                                                                  den Bauwerken von Karl Friedrich          bindungsbau schliessen. 1926 ent­
                                                                                                  Schinkel manifestierten. Elemente,        stand westseitig ein stattliches, zwei­
                                                                                                  die am Donjon in Pieterlen verwendet      stöckiges Haus mit steilem Man­sard-
                                                                                                  wurden, finden sich etwa am Rathaus       dach, 1932 wurden das Chalet und
                                                                                                  von Kolberg in Pommern (1832), am         der Verbindungsbau abgebrochen
                                                                                                  Schloss Stolzenfels am Mittelrhein        und die Lücke mit einem zweige­                  06

                                                                                                  (1832 – 1842) und am Jagd­schloss Gra­    schossigen, in sachlichem Stil gehal­
     05                                                                                           nitz auf Rügen (ab 1836 von Johann        tenen Trakt aufgefüllt; Fassade und              dem der sogenannte Rittersaal voll­            gelingt es mittelfristig, die neueren
                                                                                                  Gottfried Steinmeyer), dessen Mittel­     Satteldach schlossen ohne Zäsur an               ständig zum Opfer fiel, eine tiefgrei­         Gebäude des Seniorenheims vom al­
     bau entstanden ist, sondern unter Ein­            rer Beleg ist die detailgetreue Blei­      turm auf einen Entwurf Schinkels zu­      das Schlössli an und beraubten es                fende Sanierung. Wie er ausgestattet           ten Schlössli zu lösen und dieses
     bezug eines älteren Bauwerks. Auch                stiftzeichnung von Joseph Nieriker         rückgeht.                                 seiner Eigenständigkeit. Während der             gewesen ist, wissen wir nicht.                 fachgerecht zu restaurieren. Dann wä­
     wiederverwendete Steingewän­de und                aus dem Jahr 1859 (Abb. 05). Selbst                                                  1950er und 1970er Jahre entstanden               Heute ist die verschiedene Häuser              re auch eine um­fassende Bauunter­
     Holzeinfassungen unterstützen diese               wenn der neugotische Donjon erst in        Heutige Nutzung                           Neubauten im Park. 1978 wurde der                umfassende Anlage im Eigentum der              suchung möglich, die viele offene Fra­
     Überlegung. Die schriftlichen Quellen             den 1850er Jahren gebaut worden            Die weitere Geschichte des Wilder­        Bau von 1926 abgebrochen und der                 Stiftung Schlössliheim Pieterlen, die          gen in der Geschichte die­ses auffäl-
     – insbesondere die Kaufbeile vom                  sein sollte und nicht 1838, ist dies im    meth-Schlössli ist rasch zusammen­        Wohntrakt umfassend umgebaut und                 mit Engagement ein Zentrum für Be­             ligen Bau­­werks beantworten könnte.
     November 1837 und die Ortspläne                   Vergleich mit ähnlichen Bauwerken          gefasst: Zur ausgedehnten Liegen­         vergrössert. Im Schloss selbst er­               tagte betreibt. Mit ihr steht die Denk­
     von 1830 – sprechen jedoch für einen              der Burgenromantik immer noch be­          schaft gehört auch ein Landwirt-          zwang 1981 ein bösartiger Pilzbefall,            malpflege in gutem Kontakt; vielleicht                    Peter Bannwart, Hans Peter Würsten
     vollständigen Abbruch des alten Reb­              merkenswert früh. Auch schweizweit         schaftsbetrieb mit einem Bauernhaus
     hauses, das nahe der Stelle der spä­              gehören jene romantischen Schloss-         sowie eine Parkanlage mit einem als
                                                                                                                                                 MISE EN SCÈNE – FORME                        lui est adossée, terminée par une tour        le nom de Karl Friedrich Schinkel. Le
     teren Schlossanlage gestanden hatte.              und Villenbauten, die Ähnlichkeiten        Gartenhaus genutzten Aussichtsturm,
                                                                                                                                                                                              d’angle carrée à flèche. Au 19 e siè­c le,    domaine a connu plusieurs adjonctions
                                                       mit Pieterlen haben, eher der zweiten      ebenfalls neugotisch geprägt und mit
     Ein Stück Importarchitektur?                                                                                                                Probablement en 1838 Siegmund Hein­          les manoirs romantiques étaient à la          et démolitions durant le 20 e siècle. Il
                                                       Hälfte des 19. Jahrhunderts an, so         ruinenhaften Anspielungen. Nierikers
                                                                                                                                                 rich Wildermeth se fait construire une       mode. C’est probablement hors de la           appartient aujourd’hui à la Fondation
     Wie das mehrteilige und formal diver­             das formal verwandte, allerdings we­       Zeichnung von 1859 zeigt, dass be­             résidence aux allures de château et          Suisse qu’il faut chercher les modèles        Schlössliheim Pieterlen, qui y exploite
     gierende Bauwerk auch zustande ge­                sentlich kleinere Bally-Schlössli in       reits damals westlich des Schlössli            donne ainsi une manifestation impo-          de celui de Perles. Wildermeth avait          une maison de retraite.
     kommen sein mag, fest steht, dass es              Schönenwerd (um 1865), das Bürgli          ein kleines, mit einem spitzen Erker­          sante de son besoin de prestige. Un don­     sans doute eu l’occasion à Berlin de dé­      Pour lire le texte intégral de l’article en
     im Jahr 1855 in der heutigen Form                 in Wädenswil (1862 – 1873), das Säli-      türmchen versehenes Nebengebäude               jon massif à couverture plate domine         cou­v ­r ir les nouveaux courants architec-   français sur Internet : www.be.ch/fach-
     existiert hat. Dies beweist der älteste           Schlössli bei Olten (1870/71) und die      stand, das im Schweizer Holzstil ver­          l’ensemble. Du côté ouest, une aile basse    turaux, et l’on peut notamment avancer        werk.
     Katasterplan von Pieterlen; ein weite­            Villa Wartstein in Luzern, deren Wohn­     ziert war. Das später «Chalet» ge­
26   AKTUELL | ACTUEL                                                                                                                                                  AKTUELL | ACTUEL               27

                        Revision                                                                             Révision recensement
                        Bauinventar 2020                                                                     architectural 2020

                        Seit Januar 2016 überarbeitet die          haltenswerte Objekte werden in den        Sur mandat du Grand Conseil, le             d’importance majeure pour le patri­
                        kantonale Denkmalpflege im Auf-            nächsten vier Jahren im Rahmen von        Service cantonal des monuments              moine architectural. C’est la raison
                        trag des Grossen Rates das Bauin-          Workshops im kantonalen Querver­          historiques révise depuis janvier           pour laquelle l’évaluation portera tout
                        ventar. Mit dem Newsletter «Bauin-         gleich beurteilt.                         2016 le recensement architectural.          d’abord sur les objets dignes de con­
                        ventar 2020» informiert die Fach-          Die Objekte werden dazu nach gleich­      Par le biais de la lettre d’information     servation : dans les quatre années à
                        stelle regelmässig über den aktuel­        artigen Baugattungen, Regionen und/       « Recensement architectural 2020 »,         venir, 25'000 d’entre eux seront com­
                        len Stand der Arbeiten.                    oder Baujahren zusammengefasst und        le service vous tient régulièrement         parés et évalués dans le cadre d’ate­
                                                                   auf der Grundlage von wissenschaft­       au courant de l’avancée des travaux.        liers de travail.
                        Mittlerweile ist die Überprüfung der       lichen Kriterien überprüft. So werden                                                 Ces objets seront regroupés en fonc­
                        Baugruppen abgeschlossen. Über den         beispielsweise die Wohnhäuser aus         L’étape d’évaluation des ensembles          tion de leur nature (types de construc­
                        ganzen Kanton gesehen werden rund          einer bestimmten Zeit und Region          bâtis est achevée. Sur l’ensemble du        tion), de la région où ils se trouvent et/
                        25 % der Baugruppen aufgelöst. Die         miteinander verglichen. Die flächen­      territoire cantonal, environ 25 pour        ou de leur année de construction.
                        Reduktion wird in den verschiedenen        deckende Inventarisierung des Kan­        cent des ensembles bâtis seront sup­        L’évaluation se fera sur la base de
                        Gemeinden unterschiedlich ausfallen.       tons macht den Vergleich ähnlicher        primés de l’inventaire. Cette réduc­        critères scientifiques. La comparaison
                        Bevor das Inventar mit den überar­         Objekte überhaupt erst möglich.           tion touchera toutefois diversement         portera par exemple sur des typolo­
                        beiteten Baugruppen zur öffentlichen       Die Reduktion des Bauinventars er­        les communes. Avant la mise à l’en­         gies de bâtiments d’une certaine épo­
                        Einsichtnahme aufgelegt wird, erhal­       folgt nicht linear über alle Baugattun­   quête publique des recensements ré­         que et d’une certaine région. L’in­ven­
                        ten die einzelnen Gemeinden Gele­          gen. Sie ist davon abhängig, wie viele    visés, les communes se verront offrir       taire généralisé à l’échelle du canton
                        genheit, zu den Entwürfen Stellung zu      vergleichbare Bauten vorhanden sind       la possibilité de se prononcer à leur       rend possible la comparaison d’objets
                        nehmen.                                    und welche Bedeutung diesen im Ein­       sujet.                                      de même nature/typologie.
                                                                   zelnen zukommt.                                                                       La réduction du recensement archi­
                        Überprüfung und Reduktion                                                            Evaluation et réduction du nombre           tec­­tural ne se fait pas de manière liné­
                        der Inventarobjekte                        Newsletter «Bauinventar 2020»             d’objets inscrits au recensement            aire sur tous les types de construc­
                        Im Februar 2017 hat die Denkmalpfle­       abonnieren                                architectural                               tion. Elle dépend du nombre d’objets
                        ­ge mit der Überprüfung der im Bauin­      Der Newsletter mit den aktuellen In­      En février 2017, le Service des monu­       comparables existant et de l’impor­
                         ventar verzeichneten Baudenkmäler         formationen zur Revision des Bauin­       ments historiques a commencé à              tan­ce de chacun d’entre eux.
                         begonnen. Das revidierte Baugesetz        ventars erscheint nach Bedarf und         éva­luer les monuments historiques
                         gibt vor, dass die Anzahl der Inven­­-    kann im Internet abonniert werden         inscrits au recensement architectural.      Abonnement à la lettre d’infor­ma­
                         tar­objekte 7 % des Gesamtgebäude-        (siehe unten). Die nächste Ausgabe        La loi sur les constructions révisées       tion « Recensement architectural
                         ­bestandes im Kanton nicht überstei­      folgt voraussichtlich im Juni 2017.       prévoit que la totalité des monuments       2020 »
                          gen darf. Rund ein Drittel aller Bau­­                                             historiques dignes de protection ou         La lettre d’information contenant des
                          denkmäler muss daher aus dem In­         www.erz.be.ch/newsletter-bi-2020          de conservation figurant dans l’inven-      informations actuelles sur la révision
                          ventar entlassen werden. Dies ent-                                                 taire ne doit pas dépasser l’équivalent     du recensement architectural ne pa­
                          spricht in etwa 11'000 Objekten.                                                   de sept pour cent de l’ensemble du          raît pas à dates régulières. L’abonne­
                          In der Kategorie der schützenswer­-                                                parc immobilier du canton. Environ          ment se fait sur internet (voir dessous).
                          ten Baudenkmäler ist die Reduktions­                                               un tiers des monuments historiques          L’édition prochaine est prévue pour
                          möglichkeit klein, da es sich hier um                                              doivent donc être supprimés de l’in­-       juin 2017.
                          die bedeutendsten Objekte des bau­                                                 ven­taire, ce qui représente quelque
                          kulturellen Erbes handelt. Die Über­                                               11'000 objets recensés.                     www.erz.be.ch/lettre-info-ra-2020
                          prüfung konzentriert sich deshalb zu­                                              Pour les monuments dignes de pro­
                          nächst auf die erhaltenswerten In-                                                 tection, les possibilités de suppres­
                          ventarobjekte. Insgesamt 25'000 er­                                                sion sont réduites car il s’agit d’objets
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