Rechenschaftsbericht des Rektors - März 2013 bis 31. August 2014 - Hochschule Rottenburg

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Rechenschaftsbericht des Rektors - März 2013 bis 31. August 2014 - Hochschule Rottenburg
Rechenschaftsbericht des Rektors

01. März 2013 bis 31. August 2014

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Rechenschaftsbericht des Rektors - März 2013 bis 31. August 2014 - Hochschule Rottenburg
INHALTSVERZEICHNIS

INHALTSVERZEICHNIS

1     VORWORT DES REKTORS....................................................................................................................... 3

2     HIGHLIGHTS ....................................................................................................................................... 6

3     HOCHSCHULPOLITISCHE RAHMENBEDINGUNGEN ...................................................................................... 8
    3.1      Novellierung des Landeshochschulgesetzes (LHG) ................................................................. 8
    3.2      Nachfolgeverhandlungen zum Solidarpakt II .......................................................................... 9
    3.3      Ausblick.................................................................................................................................. 12

4     BAULICHE ENTWICKLUNG DER HOCHSCHULE .......................................................................................... 13
    4.1      Kienzle-Bau ............................................................................................................................ 13
    4.2      Technikum ............................................................................................................................. 13

5     HAUSHALT ....................................................................................................................................... 14
    5.1      Finanzbericht 2013 (kameral)................................................................................................ 14
    5.2      Personal ................................................................................................................................. 16

6     PERSONALENTWICKLUNG .................................................................................................................... 17
    6.1      Pensionierung ........................................................................................................................ 17
    6.2      Zum Tod von Prof. Herbert Keller ......................................................................................... 22
    6.4      Entwicklung des Professorenkollegiums ............................................................................... 25
    6.5      Personalentwicklung im Überblick ........................................................................................ 27

7     LEHRE.............................................................................................................................................. 28
    7.1      Weiterentwicklung des Studiengang-Portfolios der HFR ...................................................... 28
    7.2      Bewerberentwicklung auf die Studienanfängerplätze .......................................................... 28
    7.3      Qualitätssicherung in der Lehre ............................................................................................ 29
    7.4      Die Professuren und ihr Fächerspektrum.............................................................................. 31

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INHALTSVERZEICHNIS
    7.5     Lehrbeauftragte..................................................................................................................... 34
    7.6     Zweitprüfer ............................................................................................................................ 36
    7.7     Gastvortragende.................................................................................................................... 37
    7.8     Lehrfahrten und Exkursionen ................................................................................................ 39

8     FORSCHUNG ..................................................................................................................................... 43
    8.1     Die personelle Ausstattung der Forschung ........................................................................... 43
    8.2     Die Forschungsleistung der HFR ............................................................................................ 44
    8.3     Die Forschungsschwerpunkte der HFR.................................................................................. 47
    8.4     Abgeschlossene Bachelor-, Diplom- Masterarbeiten ............................................................ 52
    8.5     Wissenschaftliche Publikationen........................................................................................... 61
    8.6     Sonstige Publikationen .......................................................................................................... 63
9     Gleichstellung ............................................................................................................................... 64

    9.1     Organisation der Gleichstellung ............................................................................................ 64
    9.2     Maßnahmen und Ergebnisse der Gleichstellungsarbeit an der HFR ..................................... 64

10    INTERNATIONALISIERUNG ................................................................................................................... 66

11    ÖFFENTLICHKEITSARBEIT ..................................................................................................................... 85
    11.1    Rottenburger Waldtage 2014................................................................................................ 85
    11.2    Teilnahme an Tagungen, Kongressen und Symposien .......................................................... 88
    11.3    Sonderveranstaltungen ......................................................................................................... 91

12    AUSZEICHNUNG ................................................................................................................................ 94

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VORWORT

                                                  Berichts auch schon Ereignisse, Neuigkei-
1 VORWORT DES REKTORS                             ten und Veränderungen mitzuteilen, die
                                                  sich zwischen März und August 2014 zu-
                                                  getragen haben. Auf diese Weise liegt
                                                  Ihnen nun ein nahezu aktueller Bericht
                                                  vor. Ich hoffe, diese Anpassung findet Ihre
                                                  Zustimmung.
                                                  Der jüngste Studiengang der HFR, „Natur-
                                                  raum und Regionalmanagement, (Narem)“
                                                  wurde zum Wintersemester 2012/2013
                                                  erstmals angeboten. Im vergangenen
                                                  Herbst wurde kein zusätzlicher Studien-
                                                  gang gestartet. Man ist fast geneigt zu
                                                  betonen, „ausnahmsweise“.
                                                  Gleichwohl waren auch das Jahr 2013 und
                                                  die erste Hälfte diesen Jahres ein ereignis-
                                                  und arbeitsreicher Zeitraum an der HFR:
                                                         Die Studierendenzahlen an der
Sehr geehrte Damen,                                      HFR nahmen durch den Aufwuchs
sehr geehrte Herren,                                     der beiden jüngsten Studiengänge
                                                         „Narem“ und „Holzwirtschaft“ weiter
                                                         zu und vier neue Professuren
bisher reichten die Berichtszeiträume der                konnten im zweiten Halbjahr 2013
Jahresberichte stets vom 1. März des ei-                 besetzt werden.
nen Jahres bis Ende Februar des darauf                   Bereits zum Sommersemester
folgenden Jahres. In diesem nun vorlie-                  2013 konnte das neue Seminar-
genden Bericht weichen wir davon teilwei-                und Bürogebäude („Kienzle-Bau“)
se ab, weil das neue Landeshochschulge-                  in Betrieb genommen werden, von
setz in Baden-Württemberg (LHG) am 9.                    dem zum Ende des letzten Be-
April 2014 in Kraft getreten ist. Zu diesem              richtszeitraums (28.02.13) nur vor-
Zeitpunkt waren die Abfragen bei den Kol-                bereitende Erdarbeiten ausgeführt
leginnen und Kollegen im Haus bereits                    waren.
abgeschlossen – und zwar für den traditi-                Inzwischen wurde vom Land die
onellen Berichtszeitraum März bis Febru-                 teilweise Finanzierung eines weite-
ar. Ab diesem Zeitpunkt sieht das Gesetz                 ren Neubaus bewilligt: spätestens
jedoch vor, den Bericht des Rektors zu-                  Ende März 2015 soll die HFR über
künftig in einer gemeinsamen Sitzung von                 eine Lehr- und Forschungshalle
Hochschulrat und Senat zu erörtern. Eine                 („Technikum“) verfügen, die ganz
solche Sitzung kurzfristig anzuberaumen                  aus Holz gebaut werden soll.
war leider nicht möglich, so dass dies erst              Anfang Juli 2013 trat unser neuer
im Oktober stattfinden wird. Aus diesem                  Kanzler, Gerhard Weik, seinen
Grunde haben wir uns entschlossen,                       Dienst an der HFR an und sein
Ihnen in den ausformulierten Teilen des                  Vorgänger Dieter Kienzle verab-
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VORWORT
      schiedete sich nach fast 30 Jahren                 richtszeitraum die gesetzliche Vor-
      als Chef der Hochschulverwaltung                   gabe zu vollziehen und ihre Vertre-
      in den Ruhestand.                                  tungsstrukturen in der Hochschul-
      Die Hochschule erhielt im Mai 2014                 selbstverwaltung in eine verfasste
      im     Ausbauprogramm         „Master              Studierendenschaft zu überführen.
      2016“ den Zuschlag für Ihren Wett-                 In diesem Kontext hat sich insbe-
      bewerbsbeitrag „Ressourceneffizi-                  sondere Frau Christine Kienzle
      entes Bauen“. Daraufhin wurde für                  sehr für die Studierenden enga-
      diesen Studiengang die Professur                   giert.
      „Baustatik“ ausgeschrieben. In
      Kürze hat die Hochschule somit              Allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
      neben ihrem „altbewährten Studi-            sowie allen Professorinnen und Professo-
      engang SENCE – Nachhaltige                  ren, die sich engagiert an der Bewältigung
      Energiewirtschaft und Energie-              dieser Aufgaben und Herausforderungen
      technik“ einen zweiten Masterstu-           beteiligt haben, danke ich ganz herzlich für
      diengang in ihrem Portfolio.                ihren Einsatz. Bisher konnte die Hoch-
      Die Nachfrage auf die Studienplät-          schule die Mehrbelastung im Bereich un-
      ze der HFR war auch zum Winter-             serer Angestellten leider fast ausschließ-
      semester 2014/2015 ungebrochen              lich nur mit befristeten Beschäftigungsver-
      hoch.                                       hältnissen „puffern“, bei weitem nicht kom-
      Die politischen Rahmenbedingun-             pensieren. Wir versuchen deshalb mit aller
      gen in Baden-Württemberg haben              Kraft – und vielleicht im Rahmen des sich
      sich im Berichtszeitraum deutlich           abzeichnenden „Hochschulfinanzierungs-
      verändert – die finanziellen Bedin-         vertrags“ mit dem Land (Laufzeit 2015 –
      gungen wurden im Rahmen der                 2020) unter günstigeren Vorzeichen – das
      Nachfolgeverhandlungen zum „So-             erfolgreiche Bemühen von Herrn Kienzle
      lidarpakt II“ diskutiert und in Frage       fortzusetzen, Stellen entfristen und zusätz-
      gestellt. Das gilt auch für die             liche Stellen schaffen zu können.
      Grundlagen der leistungsorientier-
      ten Professorenbesoldung (W-                Ganz besonders danke ich meinen Kolle-
      Besoldung).                                 gen im Rektorat, Prorektor Matthias
                                                  Scheuber und Kanzler Gerhard Weik. Sie
      Im März 2014 fand die Wahl des
                                                  unterstützen mich hier im Haus in meinem
      Rektors für die Amtsperiode ab
                                                  Engagement als Vorsitzender der Landes-
      dem 1. September 2014 statt.
                                                  rektorenkonferenz der Hochschulen für
      Die HFR wurde erneut von der
                                                  Angewandte Wissenschaften (HAW). Das
      UNESCO ausgezeichnet und hat
                                                  ist gut und beruhigend zu wissen. Dassel-
      damit die Dekade als offizielles
                                                  be gilt auch für Helga Schad, Petra Martin-
      Dekadeprojekt „voll gemacht“.
                                                  Jacob und meine HAW-Referentin, Marei-
      Das ganze Jahr, aber vor allem im
                                                  ke Bolsinger. Herzlichen Dank!
      Rahmen der „Rottenburger Wald-
      tage“ am 24. und 25. Mai 2014 fei-          Wie immer, aber keineswegs aus Ge-
      erte die HFR „60 Jahre forstliche           wohnheit, sondern aus vielen gegebenen
      Ausbildung am Schadenweilerhof“.            Anlässen, danke ich den Mitgliedern unse-
      Und schließlich hatten die Studie-          rer Hochschulgremien, Hochschulrat und
      renden unserer Hochschule im Be-            Senat. Ganz besonders den externen Mit-
                                                  gliedern unseres Hochschulrates (HSR),
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VORWORT
dem Geschäftsführer des Papierzentrums            tern der HFR, mit ihren Gremien, Freun-
in Gernsbach und Vorsitzenden unseres             den und Förderern.
HSR, Herrn Stephan Meißner, Bettina
Gräfin Bernadotte, Geschäftsführerin der
Mainau GmbH, Regierungsvizepräsidentin            Herzlichen Dank!
am RP Tübingen, Frau Grit Puchan, Herrn
Dr. Udo Hartmann, Leiter Umweltschutz im
Daimler Konzern, dem Landesforstpräsi-
denten Max Reger und Herrn Joachim
Walter, Landrat des Landkreises Tübingen
                                                  Rottenburg im August 2014
und Präsident des Landkreistages in Ba-
den-Württemberg.
Ich möchte diese Gelegenheit auch dazu
nutzen, Herrn Regierungsdirektor a.D.
Norbert Pohl ganz herzlich zu danken. Er
war viele Jahre der sog. „betreuende Be-
amte“ des Ministeriums für Wissenschaft,
Forschung und Kunst für die HFR. Ihm,
seiner Arbeit, seinem Einsatz und seinem          Prof. Dr. Bastian Kaiser
Verständnis verdanken wir viel. Für seinen
Ruhestand wünschen wir alles Gute und
hoffen, mit ihm in Kontakt bleiben zu dür-
fen.
Schließlich danke ich Herrn Prof. Dr.
Hans-Peter Ebert und Prof. Jörg Dieter
Schultz, zwei Ehemaligen unseres Profes-
sorenkollegiums, ganz herzlich dafür, dass
sie den Vorsitz im Verein der Freunde und
Förderer der HFR übernommen haben.
Diese Aufgaben und der Verein sind für
uns von hohem Wert.
Gestatten Sie mir noch ein Wort in „eige-
ner Sache“: Senat und Hochschulrat ha-
ben mich in ihren Sitzungen am 19. März
2014 für eine dritte Amtszeit einstimmig
wiedergewählt. Über diese Tatsache freue
ich mich sehr, in diesem einhelligen klaren
Votum sehe ich eine große Bestätigung für
meine Arbeit, aber auch eine deutliche
Verpflichtung und auf die nächsten acht
Jahre als Rektor der HFR (beginnend am
01.09.14) freue ich mich sehr. Ganz be-
sonders auf die weiterhin gute Zusam-
menarbeit mit fast allen Kolleginnen und
Kollegen, Mitarbeiterinnen und Mitarbei-
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HIGHLIGHTS

2 HIGHLIGHTS

                                                     Juli 2013: Rektor Kaiser wird zum Vorsitzen-
März 2013: Baubeginn Kienzle-Bau                     den der HAW gewählt

April 2013: Rektor Kaiser als Moderator um die       Juli 2013: Mission Olympic
Diskussion Nationalpark Nordschwarzwald

Juni 2013: Der Kienzle-Bau ist fertiggestellt

                                                     Juli 2013: Kanzler Dieter Kienzle verabschie-
                                                     det sich nach 30 Dienstjahren in den Ruhe-
                                                     stand

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HIGHLIGHTS

August 2013: Prof. Jörg Schultz verabschiedet       Oktober 2013 11. Rottenburger Energietage
sich in den Ruhestand

Sept. 2013: Alt-Kanzler Dieter Kienzle erhält       Nov. 2013: HFR arbeitet an der Energiewende
die silberne Ehrenmedaille der Stadt Rotten-        in Japan mit
burg

Sept. 2013: Summer School an der HFR                April 2014 Kleinwindkraftanlage nimmt Probe-
                                                    betrieb auf

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HOCHSCHULPOLITISCHE RAHMENBEDINGUNGEN

                                                         Angemessene Anerkennung, Aktu-
                                                         alisierung und Beschreibung der
3 HOCHSCHULPOLITISCHE                                    Bedeutung und Aufgaben der HAW
  RAHMENBEDINGUNGEN                                      im § 2 LHG, insbesondere ihrer
                                                         Leistung in der angewandten Wis-
Im Bereich der Hochschul- und Wissen-
schaftspolitik ist die grün-rote Landesre-               senschaft und deren Weiterent-
gierung nach ihrem Amtsantritt 2011                      wicklung zum Wohle des Landes,
schon relativ früh ganz konkret zu einer                 der Studierenden, Promovieren-
„Politik des Handelns“ übergegangen. Ers-                den, der Hochschulen und der
te und deutliche Hinweise darauf waren                   partnerschaftlichen, oft mittelstän-
                                                         dischen Wirtschaft in den Regionen
die Abschaffung der Studiengebühren und
deren Ersatz durch die sog. Qualitätssi-                 des Landes.
cherungsmittel sowie die gesetzliche Ein-                Anlage eines eigenständigen Pro-
führung sog. Verfasster Studierenden-                    motionsrechts für HAW im § 38
schaften (vgl. dazu auch den Rechen-                     LHG.
schaftsbericht des Vorjahres).                           Erleichterungen bzw. Steigerung
                                                         der Flexibilität für die Hochschullei-
                                                         tungen bei den Berufungsvoraus-
3.1   Novellierung des                                   setzungen im § 47 LHG.
      Landeshochschulgesetzes (LHG)               Als Mitglied des Vorstandes der Rektoren-
Im Jahr 2013 rangen insbesondere die              konferenz der HAW war ich von Anfang an
beiden Fraktionen der Regierungsparteien          in diese sehr intensive Gesetzgebungs-
sehr engagiert mit den Vertreterinnen und         phase involviert. Ab Juli 2013 als Vorsit-
Vertretern der Rektorenkonferenzen der            zender dieser Konferenz. Aus dieser „Nä-
verschiedenen Hochschularten im Land              he“ kann ich bestätigen, dass sich die Par-
(Universitäten, Hochschulen für Ange-             lamentarier und das Ministerium für Wis-
wandte Wissenschaften, Pädagogische               senschaft, Forschung und Kunst (MWK)
Hochschulen, Kunst- und Musikhochschu-            mit dieser Novellierung viel Arbeit gemacht
len,     Duale       Hochschule     Baden-        und durchaus zugehört haben.
Württemberg) um die Novellierung des              Insgesamt ist das neue, am 09.04.14 in
Landeshochschulgesetzes. Dabei galt es            Kraft getretene Gesetz für die HAW im
für die Politiker, ihre Vorsätze und Vorha-       Land gut geworden: Nicht alles, was wir
ben aus der Koalitionsvereinbarung nicht          gerne durchgesetzt hätten, ist gelungen;
aus den Augen zu verlieren, Bewährtes zu          manches noch nicht, das eine oder andere
bewahren und gleichzeitig neue Akzente            konnte erreicht und anderes konnte ver-
zu setzen.                                        hindert werden:
Den Hochschulen für Angewandte Wis-               Leider erkennen Politik und Ministerialbü-
senschaften (HAW) ging es dabei vor-              rokratie zwar unsere Leistungen im Diens-
nehmlich um folgende vier Punkte:                 te der angewandten Wissenschaften ver-
       Erhaltung der Hochschulräte mit            bal und per Schreiben durchaus an, konn-
       externen Mitgliedern als tatsächli-        ten sich aber nicht dafür entscheiden, die-
       ches Entscheidungsgremium.                 se Anerkennung auch im § 2 LHG zu ver-
                                                  ankern und sichtbar zu machen. Die Flexi-

RECHENSCHAFTSBERICHT                          8
Rechenschaftsbericht des Rektors - März 2013 bis 31. August 2014 - Hochschule Rottenburg
HOCHSCHULPOLITISCHE RAHMENBEDINGUNGEN
bilität in Berufungsverfahren ist zumindest        neun Jahre angehören soll. von dieser
angelegt und muss sich nun im „Betrieb“            Neuerung sind an der HFR zwei interne
bewähren. Ein eigenständiges Promoti-              und ein externes Mitglied „betroffen“ – und
onsrecht für HAW (mit oder ohne Aus-               damit, angesichts der sehr guten Arbeit
übungsvorbehalt durch das MWK) ist im              dieser Mitglieder und des Gremiums, die
§ 38 LHG leider noch immer nicht ange-             gesamte Hochschule.
legt. Es darf aber als großer Erfolg für die
HAW gewertet werden, dass dieses im
§ 76 LHG in einer sog. Weiterentwick-              3.2   Nachfolgeverhandlungen zum
lungsklausel („Experimentierklausel“) nun                Solidarpakt II
gezielt erprobt und vorbereitet werden             Seit Oktober 2013 verhandeln die Vor-
kann. Dort ist geregelt, dass geeigneten           stände der Landes-Hochschulrektoren-
HAW-Verbünden ein qualitätsgesichertes,            konferenzen mit den Ministerien MWK und
befristetes und thematisch eingegrenztes           MFW (Ministerium für Finanzen und Wirt-
Promotionsrecht verliehen werden kann.
                                                   schaft) über die Hochschulfinanzierung
Dafür bedarf es nun einer entsprechenden           nach Auslaufen des aktuellen Solidarpakt
Rechtsverordnung, auf deren zügige Erar-           II im kommenden Jahr.
beitung die HAW drängen werden.
                                                   In zahlreichen Gesprächen unterschiedli-
Mit dem neu gegründeten „Baden-
                                                   cher Zusammensetzung der Gesprächs-
Württemberg Center of Applied Research
                                                   partner wurden verschiedenste Themen
(BW-Car)“ sind wir auf einem sehr guten
                                                   behandelt. Am 23.07.14 konnten die Ver-
und aussichtsreichen Weg, alle erforderli-
                                                   handlungspartner gemeinsam ein erstes
chen Vorbedingungen zu erfüllen. Die Ini-
                                                   erfreuliches Zwischenergebnis verkünden:
tiativen der HAW in Baden-Württemberg
                                                   das Land Baden-Württemberg wird die
stoßen in diesem Zusammenhang auf ein
                                                   Grundfinanzierung um jährlich drei Pro-
bundesweites Interesse.
                                                   zent steigern (2015-2020) und über die
Für die HFR hat das neue LHG darüber               Laufzeit des Vertrags insgesamt 1.7 Mrd.
hinaus auch unmittelbare Folgen: der § 20          Euro Landesmittel zusätzlich ins System
LHG regelt neuerdings, dass kein Hoch-             geben.
schulratsmitglied dem Gremium länger als

RECHENSCHAFTSBERICHT                           9
HOCHSCHULPOLITISCHE RAHMENBEDINGUNGEN

                                            Abb. 1

Aufgrund des überproportionalen Enga-                2020 weitgehend aufgelöst werden soll.
gements der HAW in den Ausbaupro-                    Dies hat dann auch unmittelbare Auswir-
grammen des „Landes (Hochschule 2012“                kung auf die Stellenausstattung der Hoch-
und „Master 2016“) ist gerade für diese              schulen sowie auf die Dynamisierung die-
Hochschulart besonders erfreulich und                ser Stellen (z.B. im Falle tariflicher Lohn-
von elementarer Bedeutung, dass zugleich             und Gehaltserhöhungen).
der hohe Anteil sogenannter (unsicherer
und befristeter) Programmmittel zugunsten
einer Erhöhung der Grundfinanzierung (im
Plankapitel) deutlich reduziert und bis

RECHENSCHAFTSBERICHT                         10
HOCHSCHULPOLITISCHE RAHMENBEDINGUNGEN

                                            Abb. 2

Aus Sicht der HAW besteht jedoch in den              nehmen. Im Interesse des Landes,
weiteren Gesprächen im Herbst noch er-               seiner studierwilligen jungen Men-
heblicher Gesprächs- und Klärungsbedarf:             schen, der Wettbewerbsfähigkeit
                                                     des Hochschulsystems und der
    So sehen die veröffentlichten Eck-
                                                     Konkurrenzkraft der (mittelständi-
     punkte des Hochschulfinanzie-
                                                     schen) Wirtschaft in den Regionen
     rungsvertrags (siehe z.B. die hier
                                                     Baden-Württembergs. Es fehlt an
     abgebildeten Graphiken) Vorab-
                                                         o Dauerstellen für Dauerauf-
     Abzüge zugunsten der Universitä-
                                                            gaben,
     ten und der Hochschulmedizin vor.
                                                         o an dringend erforderlichen
     Diese basieren auf Besonderheiten
                                                            Flächen: ca. 8qm/zusätz-
     in deren Finanzierungssystem und
                                                            licher Studierender. Lan-
     sind insofern nachvollziehbar.
                                                            desweit an HAW ca.
     „Spezielle Bedarfe“ haben jedoch
                                                            200.000qm + ca. 2.500qm
     auch die HAW identifiziert und in
                                                            Forschungsflächen.
     den bisherigen Verhandlungen re-
                                                         o und an einer vergleichbaren
     klamiert. Diese führen bislang je-
                                                            und        konkurrenzfähigen
     doch      zu    keinerlei    Vorab-
                                                            Ausfinanzierung der Um-
     Privilegierungen (vgl. Abb. 3). Sol-
                                                            stellung unserer Studien-
     che Besonderheiten in der aktuel-
                                                            gänge auf das politisch ge-
     len Finanzlage der HAW resultie-
                                                            wollte Bologna-System.
     ren fast ausnahmslos aus ihrem
     schnellen Wachstum in den Jahren
     2006 bis 2014 – also aus ihrer ho-
     hen Bereitschaft, früh und konse-
     quent Verantwortung für die ambi-
     tionierten hochschulpolitischen Zie-
     le der Landesregierung zu über-
RECHENSCHAFTSBERICHT                         11
HOCHSCHULPOLITISCHE RAHMENBEDINGUNGEN
       Die flankierende Weiterfinanzie-                  HAW führen, weil bei den Universi-
        rung der (Programm-) Studiengän-                  täten eine Steigerung von 3% der
        ge aus Bundesmitteln (Hochschul-                  Grundfinanzierung 3% von ca. 90%
        pakt 2020) ist nach 2015 weder                    des Gesamtfinanzrahmens dar-
        klar noch gesichert.                              stellt, wohingegen es bei den HAW
       Die Eckpunkte werden (nur) „suk-                  nur ca. 3% von der Hälfte der Fi-
        zessive“ erreicht. Das heißt, dass                nanzmittel (Lehre) sind.
        bis auf Weiteres unklar bleibt, wer              Und auch die geplante Geset-
        wann in welchem Umfang von wel-                   zesnovelle zur Anhebung der
        cher Maßnahme profitieren wird.                   Grundgehälter in der W-Besoldung
        Dies kann z.B. dadurch zu einer                   wird die Spielräume für eine Leis-
        weiteren Weitung der Ungleichbe-                  tungsorientierung an den HAW
        handlungsschere zwischen Studi-                   deutlich stärker einschränken als
        engängen an Universitäten und                     an anderen Hochschularten.

                                               Abb. 3

3.3    Ausblick
In den kommenden Monaten muss der                  01.01.15 geltenden Gesetz konstruktiv
Hochschulfinanzierungsvertrag     weiter           umzugehen.
ausgehandelt werden. im Nachgang ste-
                                                   Außerdem werden die HAW ihr Interesse
hen dann Gespräche zur Novellierung der
                                                   an einer raschen Umsetzung der „Weiter-
Landes-Lehrverpflichtung (LVVO) auf dem
                                                   entwicklungsklausel“ (§ 76 LHG) vortragen
Programm. Zuvor gilt es jedoch die
                                                   und verfolgen. Die HFR hat gute Aussich-
schwierigsten Auswirkungen der Grund-
                                                   ten, mit einem bis drei Kollegen zu den
gehaltanhebung in der W-Besoldung zu
                                                   ersten zu gehören, die daran partizipieren
verhindern und mit dem vermutlich ab
                                                   könnten.

RECHENSCHAFTSBERICHT                          12
BAULICHE ENTWICKLUNG
                                                          das Büro für die beiden wissen-
                                                          schaftlichen Mitarbeiter der GIS-
4 BAULICHE ENTWICKLUNG                DER                 Arbeitsgruppe
  HOCHSCHULE                                              und Technikräume.

4.1   Kienzle-Bau
Was sich im letzten Rechenschaftsbericht           Der Vollbetrieb des Gebäudes wurde zum
nur in Form erster Erdarbeiten ankündigte,         Wintersemester 2013/2014 aufgenommen.
ist inzwischen längst fertiggestellte und
intensiv genutzte Realität auf dem Cam-
pus der HFR: in insgesamt nur 32 Wochen
Fertigungszeit (17 Wochen Vorfertigung im
Werk und 15 Wochen Bau und Ausbau vor
Ort) entstand ein neues Seminar- und Bü-
rogebäude am Schadenweilerhof. Finan-
ziert werden konnte das Gebäude aus
umgewandelten Mietmitteln des Landes
und gezielten Rücklagen der Hochschule
(vgl. Rechenschaftsbericht des Vorjahres).
Die Umwandlung der Mietmittel in „echte“                         Der „Kienzle-Bau“

Baumittel, die eine größere Investition von
Eigenmitteln der Hochschule erst sinnvoll
machte, ist vor allem dem erfolgreichen            4.2   Technikum
Bemühen unseres „Altkanzlers“ Dieter               Insbesondere die praxisnahen Lehr- und
Kienzle zu verdanken. Deshalb – und we-            Forschungsaktivitäten der Studiengänge
gen seiner vielen Verdienste um den Er-            „Erneuerbare Energien“ und „Holzwirt-
halt und den Ausbau der Hochschule wur-            schaft“ erfordern mehr und mehr über-
de der Funktionsbau nach ihm benannt. Er           dachte, wettergeschützte, variabel nutzba-
beherbergt inzwischen auf ca. 2.000 qm             re Freiflächen mit einer ausreichenden
Fläche                                             Raumhöhe. Der Förderantrag der HFR zur
       die Professorinnen und Professo-            Realisierung dieser als „Technikum“ be-
       ren sowie die Koordinatorinnen und          zeichneten Lehr- und Forschungshalle
       Koordinatoren der Studiengänge              wurde im zweiten Quartal 2014 durch das
       „Erneuerbare Energien“, „Holzwirt-          MWK genehmigt. Insgesamt 1,75 Mio.
       schaft“ und ab dem 01.10.2014               Euro Landesmittel fließen in diesen nächs-
       „Ressourceneffizientes Bauen“,              ten Funktionsbau, der bis Ende März 2015
       wesentliche Teile unserer Frei-             auf dem Campus der HFR fertiggestellt
       handbibliothek, einschließlich ge-          sein soll. In Zusammenarbeit mit dem
       eigneter Lese-, Recherche- und              Staatlichen Amt für Vermögen und Bau
       Arbeitsräume,                               Tübingen soll das Bauwerk ganz in Holz
                                                   ausgeführt werden.
       sieben Seminarräume,
       zwei EDV-Lehrsäle,
       ein Labor für Geographische In-
       formationssysteme (GIS) sowie

RECHENSCHAFTSBERICHT                          13
HAUSHALT

5 HAUSHALT
Die nachfolgenden Tabellen und Graphi-                   tigsten Finanz-Vollzugsdaten der HFR für
ken geben eine Übersicht über die wich                   das Haushaltsjahr 2013 im Vergleich zum
                                                         Vorjahr.

5.1      Finanzbericht 2013 (kameral)
Auszahlungen nach Finanzierungsquellen
                                                    2012                              2013

Landesmittel Hochschulkapitel 1462                2.115.960     33%                 2.396.195    22%
davon Personal                       1.897.486                        1.811.852
davon Sachmittel/Investitionen         218.474                          584.343

Sonderzuweisungen Land/Bund                       2.152.468     33%                 6.086.087    56%
davon Ausbauprogr. HS 2012/HP 2020   1.522.947                        5.240.310
davon Qualitätssicherungsmittel        302.495                          446.095
davon sonst. Programme                 327.026                          399.682

Drittmittel                                        784.630      12%                  862.715      8%

Rücklagen                                         1.424.168     22%                 1.545.928    14%

Summe Auszahlungen                               6.477.226    100%                10.890.925    100%
Tab. 1

Das Haushaltsvolumen der HFR steigt                             Für den Bau des Seminargebäu-
auch 2013 weiter an. Auffällig ist die ge-                      des erhielt die HFR zusätzliche
genüber dem Jahr 2012 außergewöhnli-                            Landesmittel. Dies wird auch in
che Steigerung um nahezu 70 %, die auf                          Tabelle 2 bei der Kostenart „Inves-
den folgenden Ursachen beruht:                                  titionen“ deutlich, wo das Semi-

RECHENSCHAFTSBERICHT                               14
HAUSHALT
         nargebäude mit ca. 3 Mio EURO                       Studiengängen alle Semester auf-
         zu Buche schlägt.                                   gefüllt sind. Dies wird voraussicht-
         Die Mittel aus den Hochschulaus-                    lich im WS 2015/16 der Fall sein.
         bauprogrammen (in Tab. 1 grün
         hinterlegt) sind von der Zahl der
         Studierenden abhängig. Sie stei-
         gen daher grundsätzlich so lange
         weiter an, bis auch bei den „neuen“

Tab. 2
Auszahlungen nach Kostenarten

Personalausgaben                               3.862.142     60%              4.418.340     41%

Sachausgaben                                    902.625      14%              1.602.497     15%

Investitionen                                   229.660       4%              3.275.984     30%

Sonstiges                                      1.482.799     23%              1.594.104     15%

Summe Auszahlungen                             6.477.226    100%             10.890.925    100%

Das Wachstum der Hochschule wird auch                 fungen von Professorinnen und Professo-
bei der Kostenart „Personalausgaben“                  ren sowie der Einstellung weiterer Mitar-
abgebildet. Die Zunahme in diesem Be-                 beiterinnen und Mitarbeiter für die HS
reich ist v.a. eine Folge der Ende                    2012-Studiengänge und für Forschungs-
2012/Anfang 2013 durchgeführten Beru-                 projekte.

RECHENSCHAFTSBERICHT                            15
HAUSHALT
Mittelverwendung 2013

Auf Grund der stark gestiegenen Sonder-               bildet nur noch die Studiengänge Forst-
zuweisungen ist der Anteil des verlässlich            wirtschaft und SENCE ab. Alle übrigen
und längerfristig planbaren Hochschulkapi-            Studiengänge sind in vollem Umfang von
tels 1462 einschl. der Drittmittel (in Tab. 1         den zeitlich befristeten Ausbauprogram-
blau bzw. violett hinterlegt) auf mittlerweile        men abhängig und müssten ohne diese
30 % gefallen. Dieser Teil des Haushalts              Mittel den Betrieb einstellen.

5.2   Personal

                             Beschäftigte   Beschäftigte   Beschäftigte    Frauen          VZÄ
                                 gesamt       männlich        weiblich      anteil      gesamt
Lehrbereiche, davon                  112              73            39         35%         58,0
          Lehrbeauftragte              56             35             21        38%           2,7
              Professoren              25             22              3        12%          25,0
         Wiss. Angestellte             31             16             15        48%          30,3
Verwaltung                            13              3             10         77%          8,6
Zentrale Einrichtungen                14              9              5         36%         11,1
Gesamt                               139              85            54         39%         77,7
Zur Gewährleistung des laufenden Hoch-                lenhülsen“ erreichte Verbesserung. Trotz-
schulbetriebs (Infrastruktur, zentrale Leis-          dem fehlen in zentralen Infrastrukturberei-
tungs- und Funktionsbereiche) bedarf es               chen weiterhin Stellen für Dauerarbeits-
immer noch eines Anteils an zeitlich befris-          verhältnisse bzw. deren angemessene
teten „Mittelbeschäftigten“ von 50%. Damit            Dotierung.
hat sich die Situation zwar gegenüber
2012 entspannt und die Hochschule ist
dankbar für die mit Unterstützung des
MWK durch die Einrichtung sogen. „Stel-

RECHENSCHAFTSBERICHT                             16
PERSONALENTWICKLUNG
                                                   gen im Haus sowie an anderen For-
                                                   schungseinrichtungen aktiv beteiligte.

6 PERSONALENTWICKLUNG
6.1   Pensionierung

               Aus dem aktiven Dienst
                ausgeschieden ist zum
                Ende des Sommerse-
                mesters 2013 Prof.
                Jörg Dieter Schultz.
                Die Inhalte seiner Pro-
                fessur wurden gemäß
internen Abstimmungen und auf der                  Nach fast 30 Jahren Tätigkeit am Scha-
Grundlage des genehmigten Struktur-                denweilerhof als Verwaltungschef – zu-
und Entwicklungsplans von anderen Kol-             nächst als Verwaltungsdirektor und ab
leginnen und Kollegen übernommen. Die              Juni 2005 als Kanzler der Hochschule –
so frei gewordene Professur soll für               verabschiedete sich auch Dieter Kienzle
Querschnittsaufgaben genutzt und im                in den Ruhestand. Für seine Verdienste
Herbst 2014 ausgeschrieben werden.                 um die Hochschule wurde ihm von der
                                                   Stadt Rottenburg am Neckar die silberne
Jörg Dieter Schultz gehörte zu den
                                                   Ehrennadel verliehen. Weil leider nicht
dienstältesten Mitgliedern der HFR und
                                                   alle seine Wegbegleiter und Kollegen bei
bleibt ihr als stellvertretender Vorsitzen-
                                                   dieser Feierstunde dabei sein konnten
der des Freundes- und Fördervereins
                                                   und um allzu trockene Formulierungen
verbunden. Sein ganz besonderes Ver-
                                                   zu vermeiden, wiederhole ich hier in
dienst ist es zweifellos, dass er sehr früh
                                                   Schriftform Auszüge der Laudation, die
die zunehmende Bedeutung von Pro-
                                                   ich zu diesem Anlass auf ihn halten durf-
zessoptimierungsmaßnahmen und –
                                                   te:
technologien in der Wald- und Holzwirt-
schaft erkannt und zielführend in die Leh-
re an der HFR integriert hat. Zu diesem               Bemerkenswertes ereignet sich heute
Zweck hat er sehr intensiv mit innovati-              im Rathaus der Stadt Rottenburg am
ven Persönlichkeiten der forstlichen Pra-             Neckar:
xis zusammengearbeitet, die sich in ganz
besonderem Maße für die HFR und ihre                  Dieter Kienzle, geb. am 29.09.1952 in
Studierenden engagiert haben und weiter               Herrenberg, wohnhaft in Herrenberg-
in diesem Bereich engagieren werden.                  Haslach „seit Geburt“, wie es in sei-
Jörg Dieter Schultz gebührt unser aller               nem offiziellen Personalbogen heißt,
                                                      erhält eine der höchsten Ehrungen,
Dank für sein Engagement in vielen Jah-
                                                      die die Stadt Rottenburg zu vergeben
ren forstlicher Ausbildung am Schaden-
                                                      hat. Bemerkenswert, wie gesagt: Ei-
weilerhof, aber auch ganz ausdrücklich                ner, der nie hier in Rottenburg ge-
für seine Bereitschaft und seinen Erfolg              wohnt hat wird da um seine Verdiens-
in der angewandten forstwirtschaftlichen              te für die Stadt ausgezeichnet.
Forschung, in der er ebenfalls immer                  Bemerkenswert, aber erklär- und
wieder neue Wege beschritt und Kolle-                 nachvollziehbar. Eine ebenso bemer-

RECHENSCHAFTSBERICHT                          17
PERSONALENTWICKLUNG
  kenswerte wie schöne Geste der                  denkschleife“ war sich die damalige
  Stadt und ihres Gemeinderates – und             Hochschulleitung um Rektor Martin
  eben auch eine nachvollziehbare:                Kuner und Prorektor Gerhard Schäfer
  Zwar war Dieter Kienzle nie Rotten-             sicher, in ihm den Richtigen für diese
  burger Bürger im Sinne des Einwoh-              Position gefunden zu haben.
  nermeldeamtes, er war aber in ge-               In diesem Amt – und nach ver-
  wisser und ganz bestimmter Weise                gleichsweise ruhigen ersten Jahren
  30 Jahre lang ein wichtiger und für             als „Berufs-Einpendler“ in Rottenburg
  die Stadt wirkungsvoller „Rottenbur-            wurde er 1987 zum Amtsrat beför-
  ger“.                                           dert. Es war die Zeit in der die Institu-
                                                  tion, die die „echten Rottenburger“ bis
  Aber der Reihe nach:                            heute am liebsten und durchaus lie-
                                                  bevoll „dr Schadenweilr“ nennen, im
  Nach der bereits erwähnten Geburt
                                                  eher „ruhigen Fahrwasser“ einer ver-
  1952, der Grundschulzeit in Haslach,
                                                  waltungsinternen Hochschule segelte
  dem Abitur 1969 am Schickhard-
                                                  und seit 1979 auf der Basis eines
  Gymnasium in Herrenberg, begann
                                                  Staatsvertrages ausschließlich dafür
  noch im selben Jahr die berufliche
                                                  zu sorgen hatte, dass die Staatsforst-
  Karriere von Dieter Kienzle mit dem
                                                  verwaltungen Baden-Württembergs,
  Vorbereitungsdienst beim Bürger-
                                                  von Rheinland-Pfalz, dem Saarland
  meisteramt in Nebringen und einem
                                                  und der Bundesforste ausreichend
  zweiten Abschnitt am Landratsamt in
                                                  viel und gut ausgebildeten Nach-
  Böblingen                      (1971-
                                                  wuchs für ihren gehobenen Forst-
  1972).Vorbereitungsdienst für das
                                                  dienst bekamen. Revierförster also –
  Studium an der Fachhochschule für
                                                  und einige wenige Revierförsterinnen.
  öffentliche Verwaltung in Kehl, wo er
                                                  Die Studierenden waren Beamte auf
  von 1972 bis 1974 studierte und am
                                                  Widerruf, die Professoren überwie-
  16. Juli 1974 die Staatsprüfung für
                                                  gend abgeordnete Forstbeamte des
  den gehobenen Verwaltungsdienst
                                                  höheren Dienstes, denen nach vier
  bestand – übrigens 9 Tage nachdem
                                                  bis fünf Jahren am Schadenweilerhof
  die deutsche Fußballnationalmann-
                                                  die Leitung eines Forstamtes in der
  schaft um Franz Beckenbauer in
                                                  eigenen Landesverwaltung winkte.
  München Weltmeister wurde. Fortan
                                                  Als Lohn oder Entschädigung. Das
  war er Dipl.-Verwaltungswirt (FH),
                                                  sei dahin gestellt.
  hatte aber noch seinen Wehrdienst
  beim 2. Fallschirmjägerbataillion in            Dieter Kienzle nutzte diese „ruhige
  Calw zu absolvieren.                            Phase“ zur Familiengründung. Er war
                                                  bereits seit 29. Oktober 1977 mit sei-
  Von 1976 bis 1978 war er Gemein-
                                                  ner Frau Anne verheiratet. Tochter
  deoberinspektor bei der Gemeinde
                                                  Sarah kam im August 1982 zur Welt
  Ammerbuch, von 1978 bis 1979 Re-
                                                  – und hat ihre Eltern inzwischen
  gierungsoberinspektor beim Ober-
                                                  schon zu Oma und Opa und ihre jün-
  schulamt Tübingen, wo er 1979 im Al-
                                                  gere Brüder Felix (im August 1985)
  ter von 26 Jahren zum Regierungs-
                                                  und Philipp (im Juni 1987) zu Onkeln
  amtmann ernannt wurde.
                                                  gemacht. Und er nutzte die Zeit dafür,
  Am 01.03.1983 rückte dann die Stadt             den Jagdschein zu machen. Dies war
  Rottenburg am Neckar in seinen be-              ihm auch deshalb wichtig, weil er sich
  ruflichen Fokus und Alltag: Er hatte            davon mehr fachliche Einblicke in die
  sich an der damaligen Fachhoch-                 Forstwirtschaft versprach. Womit er
  schule für Forstwirtschaft auf die Stel-        Recht behalten sollte.
  le des Verwaltungsdirektors bewor-
                                                  Anfang der 90er Jahre wurde der Job
  ben und - nach einer kleinen „Be-
                                                  an „dr Forstschul“, wie die Hochschu-

RECHENSCHAFTSBERICHT                         18
PERSONALENTWICKLUNG
  le oft genannt wurde (und noch im-            burg war sozusagen nur „auf Bewäh-
  mer wird), dann aber deutlich aufrei-         rung draußen“ und in Stuttgart war
  bender, herausfordernder und sicher-          man sicher ziemlich sicher, dass eine
  lich auch anstrengender: Es zeichne-          so kleine Einrichtung die bevorste-
  te sich ab, dass die genannten Ver-           henden Herausforderungen nicht be-
  tragspartner, getrieben von den Ein-          wältigen könne, die die absehbaren
  sparauflagen und Finanzministern,             Reformen mit sich bringen würden:
  den Staatsvertrag kündigen und da-            Reform des LHG, der Bologna-
  mit argumentieren würden, dass                Prozess, die Einführung einer leis-
  schrumpfende        Forstverwaltungen         tungsorientierten Besoldung für die
  weniger Forstbeamte benötigen wür-            Professorinnen und Professoren, die
  den. 1995 kam es dann auch genau-             leistungsorientierte Mittelvergabe an
  so. Sie übersahen dabei (geflissent-          die Hochschulen, die Delegation zahl-
  lich), dass der Wald, die öffentlichen        reicher Zuständigkeiten vom Ministe-
  Erwartungen an ihn - und deshalb              rium auf die Hochschulen, etc. Doch
  auch die Herausforderungen an die             die Fachhochschule bestand - und
  Forstprofis nicht weniger wurden. Ein         gab keinen Anlass, sie erneut in ihrer
  Trugschluss, der bis heute nicht voll-        Selbständigkeit zu bedrohen. Insbe-
  ständig auszuräumen war/ist.                  sondere die Verwaltung der Hoch-
  Inzwischen war der engagierte Rot-            schule unter Dieter Kienzle machte
  tenburger Kommunalpolitiker und               dabei das, was man heute gemeinhin
  Bürger, Gerhard Schäfer, vom Pro-             einen „guten Job“ nennt.
  rektor zum Rektor aufgerückt und              In der Zwischenzeit war mein Vor-
  hätte – abgesehen von der Unterstüt-          gänger Prof. Dr. Wolfgang Tzschupke
  zung hier in der Stadt (OB Löffler) -         fünf Jahre Rektor der Fachhochschu-
  einen fast einsamen Kampf um den              le. Diese kooperierte mit der Stadt
  Erhalt der FHF gekämpft, wenn er              Rottenburg und der Stadt Nagold in
  nicht seinen Verwaltungsdirektor Die-         der gemeinsamen Ausrichtung der
  ter Kienzle an seiner Seite gehabt            „Rottenburger Holzmesse“, die später
  hätte. Die Zukunft der Hochschule             in die Energietage mündete, welche
  stand buchstäblich auf Messers                wir in wenigen Wochen zum 11. Mal
  Schneide. Und mit ihr die Bemühun-            gemeinsam ausrichten werden.
  gen um den Erhalt von damals rund             Apropos Kooperation: Auch das ein
  40 Arbeits- sowie 300 Studienplätzen          strategischer Schachzug, bei dem
  in und für die Stadt Rottenburg. Die          Dieter Kienzle die Figuren aktiv über
  Bemühungen um deren Erhalt waren              das Spielfeld bewegte: Ihm war früh
  mühsam, aufreibend und anstren-               klar, dass die Hochschule nur dann
  gend. Vor allem für die beiden Vor-           würde überleben können, wenn sie
  kämpfer Schäfer und Kienzle. Dieter           sich aus dem vermeintlich sicheren
  Kienzles Beförderung zum Oberamts-            Status einer internen Hochschule
  rat 1993 war angesichts und unter             trauen würde in den freien Wettbe-
  anderem wegen des „Überlebens“                werb der Hochschullandschaft zu tre-
  der Hochschule mehr als verdient. Es          ten. Und er traute das der FHF und
  war in dieser schwierigen Phase nicht         ihrem Team zu.
  zuletzt der Weitsicht, den guten Kon-
                                                2001 wurde ich ins Amt gewählt und
  takten und den klugen Ratschlägen
                                                war schon wenige Monate später
  von Herrn Kienzle zu danken, dass
                                                heilfroh, einen inzwischen so erfahre-
  es gelang, die Hochschule als selb-
                                                nen und mit allen Wassern gewa-
  ständige Einrichtung zu erhalten.
                                                schenen Kanzler im Rektorat zu ha-
  Doch allzu lange währte die Ruhe              ben: Im September 2002 titelten die
  nicht. Die Fachhochschule Rotten-             Südwest-Presse und die Stuttgarter

RECHENSCHAFTSBERICHT                       19
PERSONALENTWICKLUNG
  Zeitung „Hochschule vor dem aus!“                 Auch an diesem für uns wichtigen Er-
  Dieses Mal waren es nicht die Fi-                 folg war er maßgeblich beteiligt: Er
  nanzminister mehrerer Bundesländer,               gestaltete unseren Wettbewerbsbei-
  die zum Angriff auf Rottenburg blie-              trag aktiv mit und war Teil der kleinen
  sen, sondern die eigene Landesregie-              Delegation, die uns im Finale in Berlin
  rung mit dem eigenen Wissen-                      vertreten hat. Aus ursprünglich 300
  schaftsminister von Trotha, der sich              Studierenden wurden inzwischen fast
  vorgenommen hatte, in seiner Amts-                1.000, aus einem Studiengang wur-
  zeit die Zahl der Hochschulen im                  den sechs, aus 14 Professoren 30
  Land zu reduzieren. Die Sozialhoch-               Professorinnen und Professoren, aus
  schulen in Mannheim und Esslingen                 ca. 40 Beschäftigten sind inzwischen
  wurden aufgelöst, bzw. fusioniert.                rd. 100 Arbeitsplätze in Rottenburg
  Rottenburg stand als nächstes auf                 geworden.
  der Streichliste. Es war Dieter Kienz-
  le, der in vielen Arbeitsstunden, die
                                                    Vieles, was den Job eines Hoch-
  Argumente für den Erhalt der Hoch-
                                                    schulkanzlers ausmacht und verän-
  schule ausarbeitete und für politische
                                                    dert hat, bleibt in einer solchen nüch-
  Entscheidungsträger aufbereitete –
                                                    ternen Aufzählung unerwähnt: Die ra-
  und es war er, der in vielen schlaflo-
                                                    sante Entwicklung der Forschung
  sen Nächten die Strategie ausheckte,
                                                    zum Beispiel, die nur funktionieren
  die über den damaligen (Rottenbur-
                                                    konnte, weil die Verwaltung sie eben
  ger) Sozialminister Friedhelm Repnik
                                                    auch noch gestemmt hat. Die ständi-
  buchstäblich in letzter Sekunde zum
                                                    ge Zunahme von Aufgaben und Zu-
  Erhalt der Hochschule führte. Dieter
                                                    ständigkeiten bei einer eigentlich
  Kienzle war auch klar, dass man
                                                    stagnierenden Personalausstattung,
  langfristig das Angebot ausbauen
                                                    die nur durch viel Kreativität und ei-
  müsste (diversifizieren) und sich nicht
                                                    nen guten Riecher für Programme
  alleine auf die Forstwirtschaft verlas-
                                                    sowie ein äußerst hilfreiches Netz-
  sen darf. Und klar war auch, dass es
                                                    werk kompensiert werden konnte. Die
  dafür kein „frisches Geld“ geben und
                                                    Entwicklung der baulichen Ausstat-
  der Weg in eine solche Diversifizie-
                                                    tung der Hochschule, die nach vielen
  rung nur über Kooperationen führen
                                                    Jahren erzwungenen Stillstands seit
  würde. Die Hochschule hat deshalb in
                                                    2009 bis heute fast 10 Mio. Euro In-
  den Folgejahren mehr als alle ande-
                                                    vestitionen erfahren hat – früher un-
  ren damit gepunktet, nicht nur koope-
                                                    denkbar!
  rationswillig, sondern auch kooperati-
  onsfähig zu sein.                                 Alles Beispiele, die in unmittelbar in
                                                    die Zuständigkeiten des Kanzlers fal-
  Heute würde man vermutlich sagen,
                                                    len: Haushalt, Personal, Liegenschaf-
  Dieter Kienzle hat mich, die Hoch-
                                                    ten.
  schulgremien und das Kollegium in
  dieser Zeit „gecoacht“. Ich trug seine            (…)
  Papiere und Argumente nach Stutt-                 Er hat diese hohe Auszeichnung
  gart und kehrte mit den neuesten                  ganz bestimmt verdient.
  Nachrichten immer zuerst zu ihm zu-
  rück. Der Rest ist bekannt: Aus dem               Vielen Dank.
  Verwaltungsdirektor Dieter Kienzle
  wurde am 15. Juni 2005 der Kanzler
                                                 Ende Januar 2014 schied auch Erhard
  Dieter Kienzle, aus der Fachhoch-
  schule für Forstwirtschaft 2006 die            Keller im Alter von 63 Jahren aus dem
  Hochschule und 2008 die kleinste               Dienst an der HFR aus. Begonnen hatte
  Exzellenzhochschule Deutschlands.              er hier zum 01.09.92, nachdem er sich

RECHENSCHAFTSBERICHT                        20
PERSONALENTWICKLUNG
auf eine „Tätigkeit im Hausdienst“ be-              Nicht von allen im selben Maße bemerkt,
worben hatte. Die damit insgesamt fast              aber von unschätzbarem Wert für die
21,5 Jahre seiner Tätigkeit am Scha-                Hochschule und das Rektorat war sein
denweilerhof sind hinsichtlich ihrer inhalt-        eher „heimlicher Aufgaben- und Verant-
lichen Entwicklung und der stetig zu-               wortungszuwachs“ im Rahmen der zu-
nehmenden Verantwortung ebenso un-                  nehmenden Bautätigkeit an der HFR: Er
gewöhnlich wie typisch:                             hat sich danach nicht gedrängt, aber er
                                                    bot sich aufgrund seiner Fachkompetenz,
                                                    seines Blickes für Notwendigkeiten und
                                                    seiner Leistungsbereitschaft dafür an.
                                                    Erhard Keller wurde so etwas wie der
                                                    „Baubeauftragte“ der Hochschule, hat
                                                    zusammen mit dem Kanzler Dieter
                                                    Kienzle an nahezu jeder Baubespre-
                                                    chung mit dem Staatlichen Amt für Ver-
                                                    mögen und Bau teilgenommen, wurde
                             Als gelernter
                                                    zum ersten Ansprechpartner unserer
Elektriker wurde er für den Hausdienst
                                                    betreuenden Architekten und der Fach-
gebraucht und eingestellt. Sein vorder-
                                                    planer bei Instandsetzungs- und Bau-
gründig am deutlichsten wahrnehmbarer
                                                    maßnahmen, dokumentierte akribisch
Zuständigkeitsbereich wurde das gesam-
                                                    und fotographisch einzelne Bauphasen,
te Kopierwesen, insbesondere die Ver-
                                                    Kanal-, Kabel- und Rohrverläufe, nahm
vielfältigung der zahlreichen Vorlesungs-
                                                    und hielt die Hackschnitzelheizung der
skripte in enger Abstimmung mit den
                                                    HFR in Betrieb.
Dozenten und Studierenden. Diese Tä-
tigkeit brachte ihm den Namen „Copy-                Diese Aufzählung ist sicherlich unvoll-
Keller“ ein. Ebenfalls wahrnehmbar war              ständig, zeigt aber das Ungewöhnliche
für alle sein stetig zunehmender Einsatz            seiner Entwicklung an der HFR. Leider
im      Bereich     vieler   Hausmeister-           ist sie in gewisser Weise aber eben auch
Zuständigkeiten: so entlastete er den               typisch für den Hochschulbereich allge-
früheren Hausmeister Anton Geiger mit               mein: Erhard Keller nahm immer mehr
dessen fortschreitender Erkrankung so,              hinzugekommene, durchaus komplexe
dass buchstäblich „nichts liegen geblie-            und anspruchsvolle Daueraufgaben im
ben“ ist. Unvergesslich bleiben uns allen           Interesse der Hochschule und des Lan-
auch seine zahlreichen Runden auf dem               des war – und blieb doch immer auf der-
Rasenmäher. Er sorgte nicht nur damit               selben Stelle. Die Möglichkeiten, ange-
für einen tadellosen Eindruck des Scha-             messen auf eine solche Entwicklung zu
denweilerhofes bei allen Besucherinnen              reagieren und sie auch zu honorieren
und Besuchern.                                      sind leider sehr begrenzt.
Ordnung und klare Regeln waren ihm                  Es bleibt deshalb nur, Erhard Keller noch
immer wichtig. Er hielt sie ein und achtet          einmal ganz herzlich für sein Engage-
auf deren Einhaltung durch andere. In               ment zu danken und ihm für seinen Ru-
diesem Punkt war er gelegentlich un-                hestand alles Gute, Glück und vor allem
nachgiebig und gegenüber Regelverstö-               Gesundheit zu wünschen.
ßen eher verständnislos. Dafür scheute
er auch Konflikte nicht.

RECHENSCHAFTSBERICHT                           21
PERSONALENTWICKLUNG
6.2    Zum Tod von Prof. Herbert Keller            auch etwas Tröstliches: Tröst-
Am 21. Oktober 2013 starb mit Prof.                lich war, dass wir in der Hoch-
Herbert Keller eine Persönlichkeit, die die        schule mit zu den ersten ge-
HFR in wichtigen Jahren entscheidend               hörten, die seine Frau Doris
mit geprägt hat, die der Hochschule im-            am nächsten Morgen benach-
mer nahe stand und sich ihr, nach vielen           richtigte. Dies war auch Aus-
Jahren in Frankreich mit seiner Rückkehr           druck der anhaltenden gegen-
nach Rottenburg an den Neckar, in sei-             seitigen Verbundenheit zwi-
nem letzten Lebensabschnitt auch räum-             schen der Familie Keller und
lich wieder genähert hat. Für alle, die ihn        der Hochschule. Und das fast
kannten und nicht bei seiner Beisetzung            20 Jahre nach seiner Pensio-
dabei sein konnten, folgt hier noch ein-           nierung.
mal ein Nachruf auf ihn:                           Und tröstlich war bzw. ist auch
                                                   das sichere Wissen, dass
                                                   Herbert Keller sein Leben bis
          Professor Herbert Keller                 unmittelbar vor seinen Tod so
      geb. 14.02.1932 - † 21.10.2013               leben konnte, wie er es uns in
                                                   den vielen Jahren unserer
      -    Ein Nachruf von Prof. Dr.
                                                   Verbundenheit bei vielen Ge-
           Bastian Kaiser -
                                                   legenheiten vorgelebt hat: ak-
                                                   tiv, ohne ruhelos zu sein, fröh-
       „Herbert Keller ist gestorben.“             lich, ein Lied auf den Lippen
      Eine Nachricht, die bis zu ih-               und lebensbejahend – auch in
      rem Eintreffen zu jenen gehör-               schwierigen Situationen -, oh-
      te, mit denen man am allerwe-                ne in irgendeiner Weise
      nigsten rechnet. Und das ging                gleichgültig oder oberflächlich
      vielen so. Nicht nur uns am                  gewesen zu sein, zuhause,
      Schadenweilerhof.                            ohne dass die eigenen vier
                                                   Wände für ihn wichtiger gewe-
      Eben jener Herbert Keller, der               sen wären als andere Men-
      noch wenige Tage zuvor den                   schen, andere Länder, andere
      „Stammtisch der Schadenwei-                  Kulturen, spontan, ohne sich
      ler-Pensionäre“ mit gegründet                beeilt zu haben.
      hat. Der Herbert Keller, von
      dessen fröhlichem Gesang auf                 Als ich 1998 an die Fachhoch-
      den Fluren der Hochschule die                schule für Forstwirtschaft nach
      Kolleginnen und Kollegen                     Rottenburg kam, war Herbert
      noch heute erzählen und des-                 Keller schon vier Jahre im Ru-
      sen munteres Pfeifen seine                   hestand. Und doch war er auf
      Nachbarn im Haus am Ram-                     eine bemerkenswerte Weise
      mert noch lange in den Ohren                 allgegenwärtig. Bis heute: Man
      haben werden. Umso unvor-                    spricht von ihm. Man kennt ihn
      bereiteter traf uns diese Nach-              nach wie vor. Man wusste von
      richt.                                       ihm – wo er gerade lebt, wie
                                                   es ihm und seiner Familie
      Doch hatte und hat sie bei al-               geht. Man freute sich auf seine
      ler Trauer und Betroffenheit                 Besuche, die herzlichen Grü-

RECHENSCHAFTSBERICHT                          22
PERSONALENTWICKLUNG
    ße, emails und Fotos, die er            Ruhestand        verabschiedet
    nach solchen Begegnungen                wurde.
    gerne schickte. Man erinnert
                                            Herbert Keller war Hochschul-
    immer wieder an ihn, an seine
                                            lehrer aus Berufung und aner-
    Besonnenheit, sein ausglei-
                                            kannter Praktiker zugleich. Er
    chendes Wesen, seinen Ein-
                                            konnte sich selbst für ein
    satz für unsere Studierenden
                                            Thema, für eine Neuigkeit, ei-
    und in besonderer Weise für
                                            ne Gelegenheit und andere
    die Freundschaft mit den Kol-
                                            Menschen begeistern – und,
    legen des ONF in Nancy.
                                            weil das so war, war er auch
    Herbert Keller hatte den                ein begeisternder Lehrer. Er
    Forstberuf von der Pike auf             war auf eine wunderbare Wei-
    gelernt: Zunächst absolvierte           se neugierig und aufgeschlos-
    er von 1949 – 1952 eine Forst-          sen gegenüber Neuem.
    lehre, wurde Kartierer (1952-
                                            Herbert Keller wusste bei aller
    1954) bei der Landesforstver-
                                            Offenheit aber auch immer
    waltung Baden-Württemberg,
                                            sehr genau, was er wollte –
    kam als sog. Dienstvertreter
                                            bzw. nicht wollte. Ein Beispiel
    nacheinander an die Forstäm-
                                            aus dem Jahre 1959 unter-
    ter Lörrach, Gegenbach und
                                            streicht dies und zeigt zu-
    Waldshut, bevor er 1956 an
                                            gleich, wie wichtig ihm stets
    der Forstdirektion Südbaden
                                            auch die Praxis war: In einem
    den „Sonderauftrag Bauer-
                                            dienstlichen Schreiben wurde
    wald“ übernahm. Kurz zuvor,
                                            ihm eine Bewerbung beim
    im August 1955 haben er und
                                            Bundesvermögensamt – dem
    seine Frau Doris geheiratet
                                            Bundesforstamt – angeraten.
    und den Grundstein für fast 60
                                            Bevor er sich aber bewerben
    gemeinsame Ehejahre gelegt.
                                            wollte, bat er am 22. Juni
    Im April 1957 trat er den Hilfs-        1959:
    försterlehrgang an der Lan-
                                               „Der      Unterzeichnende
    desforstschule Schadenwei-
                                               interessiert sich für die in
    lerhof an, dem sich der Revier-
                                               obiger Verfügung mitge-
    försterlehrgang, ebenfalls hier
                                               teilte Verwendungsmög-
    in Rottenburg, unmittelbar an-
                                               lichkeit (…) nur unter der
    schloss. Nach beruflichen
                                               Voraussetzung, dass es
    Verwendungen an den Forst-
                                               sich hierbei nicht um rei-
    ämtern Wolfach (Innendienst
                                               ne      Innendienststellen
    und Wegebau), Badenweiler
                                               handelt.“
    (Waldwertaufnahmen)        und
    Kandern kehrte er 1969 zu-              Drei Tage später schrieb ihm
    nächst im Wege der Abord-               die Forstdirektion Südbaden:
    nung an die Forstschule                    „Wir möchten anneh-
    Schadenweilerhof in Rotten-                men, dass es sich bei
    burg am Neckar zurück, wo er               der Bundesvermögens-
    erst 1994 als Professor in den             verwaltung sowohl um
                                               Innendienst- als auch

RECHENSCHAFTSBERICHT                   23
PERSONALENTWICKLUNG
       Forstbetriebsdienststel-                 und Förderer unserer Hoch-
       len handelt.“                            schule.
    Daraufhin verzichtete Herbert
    Keller vorsichtshalber dan-
                                                In dessen Namen, im Namen
    kend. Was heute, rückbli-
                                                der Hochschule sowie im Na-
    ckend, von Selbstbewusstsein
                                                men aller Mitarbeiterinnen und
    zeugt, war damals für einen so
                                                Mitarbeiter versuche ich (ein
    jungen Kollegen (zumindest)
                                                wenig hilflos) mit diesem
    mutig und ungewöhnlich. Un-
                                                Nachruf an einen Menschen
    gewöhnlich war es zu Herberts
                                                zu erinnern, an den man gar
    Kellers Zeiten auch, so lange
                                                nicht erinnern muss, weil er
    am Schadenweilerhof zu blei-
                                                unvergessen ist und bleiben
    ben. Die meisten Kollegen
                                                wird.
    seiner Zeit blieben nur einige
    Jahre. Bei Herbert Keller wur-              Ich möchte aber auch unsere
    den es 25, in denen er die                   tief empfundene Dankbarkeit
    Entwicklung von der Forst-                   zum Ausdruck bringen.
    schule, über eine Höhere                    Nach 45 Jahren engagierten
    Forstschule, eine verwaltungs-              Einsatzes für die Forstwirt-
    interne Fachhochschule bis                  schaft und die forstliche Aus-
    ganz nahe an die externe                    bildung und weiteren 20 Jah-
    Fachhochschule       miterlebte             ren enger Verbundenheit hin-
    und mitgestaltete.                          terlässt Herbert Keller eine
    Seine Lebensfreude, seine of-               schmerzliche Lücke.
    fene Art und hohe Fachkom-                  Wir werden ihm ein ehrendes
    petenz verschafften ihm inner-             Andenken bewahren.
    halb und außerhalb der Hoch-
    schule großes Ansehen und
    Sympathie. Bis zuletzt hat er               Rottenburg, 28.10.13
    an unseren regelmäßigen
    Treffen mit den Kollegen in
    Nancy teilgenommen, diese              Prof. Dr. Bastian Kaiser, Rektor
    auch von ihm angestoßene
    Freundschaft getragen und
    geprägt.
    Herbert Keller hat den Kontakt
    zur Hochschule nie abbrechen
    lassen. Erst vor zwei Jahren
    hat er zusammen mit seiner
    Frau den Lebensmittelpunkt
    wieder nach Rottenburg ver-
    legt und von da an unsere Ar-
    beit wieder mehr aus der Nähe
    verfolgt. Und er war darüber
    hinaus viele Jahre lang Mit-
    glied des Vereins der Freunde
RECHENSCHAFTSBERICHT                  24
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