SCHWEIZ IMMOBILIA - SVIT Schweiz

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SCHWEIZ IMMOBILIA - SVIT Schweiz
# 12 — DEZEMBER 2020 — 87. Jahrgang / Erscheint monatlich / CHF 7.– / www.svit.ch

 SC HW E IZ       IMMOBILIA

 FOKUS
 INNENARCHI­
 TEKTIN SIBYLLA
­AMSTUTZ

   04

IMMOBILIEN-
WIRTSCHAFT
AUSBLICK 2021
WIEDER ZURÜCK
AUFS LAND?

   12

BAU & HAUS
INNENARCHI­
TEKTUR
                        INNENARCHITEKTUR
RAUMBILDENDE
ELEMENTE MIT
PFLANZEN
                        AUF DEM PRÜFSTAND
   40
SCHWEIZ IMMOBILIA - SVIT Schweiz
EDITORIAL
4
VON—ANDREAS INGOLD                                          R

                                                                LÜBER SYSTEM
                                                                Wasserbehandlungsanlagen

SIND SIE SCHON
«ZOOM FATIGUE»?                                       KORROSIONS-
     In der Schweiz wird wie anderswo jeweils zum
Jahreswechsel das Wort des Jahres gekürt –
                                                      SCHUTZ für Trink­
natürlich nach wissenschaftlichen Methoden und
in vier Landessprachen. Bezeichnend ist, dass ­
es hierzulande seit 2016 kein Unwort des Jahres
                                                      wassersysteme
mehr gibt. Nun kann dies kaum daran liegen, ­
dass wir in den letzten fünf Jahren in der Schweiz
nur noch nett miteinander umgegangen wären             Situation
und jedes Unwort aus unserem Wortschatz
­verbannt hätten. Vielmehr übernehmen wir ein-         Rostiges Wasser.
 fach das Unwort unserer nördlichen Nachbarn.
 2019 war es Klimahysterie.
     Ich jedenfalls hätte einen Vorschlag für das      Analyse
 Schweizer Unwort 2020: «Zoom fatigue». Ist
 zwar nicht deutsch, allenfalls eingedeutscht,         Untersuchung der Trink­
 greift aber derzeit in der Schweiz mit höheren
 Positivitätsraten um sich als die Covid-Pandemie.     wasserleitungen vor Ort.
 Ja, einverstanden, «you can’t e-mail a hand­
 shake». Das informelle Treffen im Büro oder am
 Mittagstisch ist durch Zoom und Co. nicht zu          Lösung
 ­ersetzen. Auch nervt zuweilen die schleppende
  Bild- und Tonqualität sowie die fehlende Online-     Zuverlässiger Schutz durch
  Sitzungskultur. Und im Homeoffice fällt einem        Hydrocleaner ® Plus.

  ETWAS MEHR AUGEN­
  MASS FÜR DIE WIRKLI­
  CHEN PROBLEME,
  BITTE.

  ANDREAS INGOLD

langsam die Decke auf den Kopf. Aber stellen Sie
sich vor, der Büro-Lockdown wäre vor zehn oder
nur schon fünf Jahren eingetreten. Die meisten
Dienstleistungsunternehmen und unsere Wirt-
schaft wären in kürzester Zeit zusammengebro-
chen. Die meisten Unternehmen hätten schlicht
keine Alternative zum Präsenzbetrieb gehabt,
geschweige denn unsere Bildungsinstitutionen.
   Die angeblich grassierende «Zoom fatigue»
zeigt doch vor allem eines: dass wir im Büro­sektor

                                                      IHR WASSER –
unseren Betrieb am Laufen halten, unserer Arbeit
nachgehen und vor allem unsere Arbeitsplätze er-
halten können. Der Zusatzaufwand ist nicht uner-
heblich, und weit über den Sommer 2021 hinaus
können wir nicht so weiterfahren. Aber Hand
aufs Herz: Fragen Sie doch einfach mal einen
                                                      IN GUTEN HÄNDEN
­Restaurantbetreiber, ob «Zoom ­fatigue» für ihn
 auch ein ernsthaftes Problem sei.                     Lüber System GmbH
                                                       Weinfelderstrasse 113, 8580 Amriswil
  Schöne Weihnachtstage wünscht Ihnen
  Andreas Ingold                                       T. 071 910 08 44, info@luebersystem.ch
                                                       www.luebersystem.ch
  2
SCHWEIZ IMMOBILIA - SVIT Schweiz
INHALT
IMMOBILIA —INHALT NR. 12 DEZEMBER 2020

                                                      FOTO: IVO SCHOLZ / SWISS-IMAGE.CH
                                                                                              FOKUS
                                                                                          04 «WIR SOLLTEN DIE NUTZENDEN EINBEZIEHEN»
                                                                                              Sibylla Amstutz, Professorin ­für Innenarchitektur an der HSLU, plädiert für

                                              11                                              weniger Flächen­verbrauch und mehr Qualität von Innenräumen.
                                                                                             IMMOBILIENWIRTSCHAFT
                             POLITIK                                                      16 «ERWERBSTÄTIGE SIND BEREIT, WEITER ZU PENDELN»
                                                                                              Die Pandemie wirft neue Fragen für den Immobilienmarkt auf – ziehen die
       PRAXISÄNDERUNG                                                                         Städter häufiger aufs Land? Diese Entscheidung hänge stark vom Alter ab,
      BEI DER ZULÄSSIGEN                                                                      sagt Ursina Kubli, die bei der ZKB für den Research verantwortlich ist.

            RENDITE                                                                       18 UMNUTZUNG VON GEWERBE- UND INDUSTRIEAREALEN
                                                                                              Die Transformation von Gewerbe- und Industriearealen gehört im aktuellen
 ZUWEILEN HABEN URTEILE DES BUNDESGERICHTS                                                    Marktumfeld zum Alltag. Dabei gibt es neben planungsrechtlichen Stolper-
 EINE POLITISCHE DIMENSION – WIE ZULETZT DER                                                  steinen auch diverse privatrechtliche Herausforderungen.
 ENTSCHEID ÜBER DIE BERECHNUNG DER ZULÄSSI-                                               20 IMMO’21: DER IMMOBILIENKONGRESS GEHT ONLINE
  GEN RENDITE EINER WOHNUNG IN DER WAADT.                                                     Die wichtigste Schweizer Immobilienmesse für Investoren IMMO’, findet
                                                                                              am 20. und 21. Januar 2021 Corona-bedingt virtuell statt.
                                                                                          22 WER SIND DIE WOHNUNGSNACHFRAGER?
                                                                                              Mit den «Sinus-Milieus Wohn- und Lebenswelten Schweiz», vom SVIT
                                                                                              Schweiz und Acasa Immo­bilien-Marketing, können Wohnungsnachfrager
                                                                                              ihre Zugehörigkeit zu den Sinus-Milieus ­analysieren.
                                                                                          24 DER MONAT IN DER IMMOBILIENWIRTSCHAFT

                                                                                             IMMOBILIENRECHT
                                                                                              EFAHR FÜR GRÜNDERSIEDLUNGEN
                                                                                          30 G

            12                                                                                Am Beispiel der Gründersiedlungen am Friesenberg wird deutlich, was pas-
                                                                                              siert, wenn der historische Wert den Wunsch nach Nachhaltigkeit und Mo-
                                                                                              derne übersteigt.
               IMMOBILIENWIRTSCHAFT                                                           ERSAMMLUNGEN IM ZEITALTER VON CORONA
                                                                                          32 V
                                                                                              Die Corona-Krise stellt Bewirtschafter von Stockwerk­eigentum vor neue
            WIEDER ZURÜCK                                                                     Frage­stellungen und Probleme. Mittlerweile ist etwas Routine eingekehrt
              AUFS LAND?                                                                      im ­Umgang mit der neuen Situation. Es ist Zeit für einen Überblick.
 HOHE PREISE F
             ­ ÜHREN DAZU, DASS DIE BALLUNGS-                                                BAU & HAUS
  ZENTREN BESTIMMTE SOZIALE SCHICHTEN AN
 LANDGEMEINDEN VERLIEREN. DIE PANDEMIE UND                                                34 I NNENAUSBAU FÜR DIE GANZE WELT
 DIE VERUNSICHERUNG VIELER MENSCHEN SCHEI-                                                   Hochwertiger Innenausbau aus Holz bringt sozusagen den Wald ins Haus.
 NEN DIE STADTFLUCHT WEITER ZU VERSTÄRKEN.                                                   Eine Firma, die das weltweit mit ihren Ausbau- und Schreinerarbeiten
                                                                                             macht, ist die Innerschweizer Traditionsfirma Karl Bucher AG aus Goldau.
                                                                                              WIR GLAUBEN AN EINE ERFOLGREICHE ZUKUNFT»
                                                                                          38 «
                                                                                             Karl Bucher im Gespräch über seine Firma, seine Kundschaft, den Innen-
                                                                                             ausbau und Zentralschweizer ­Tourismus in dieser Pandemiezeit.
                                                                                             IMMOBILIENBERUF
                                                                                              ATEN VERSUS EXPERTEN
                                                                                          45 D
                                                                                              «Daten sind gut. Experten sind besser», lautet die These von Felix Thurnheer,
                                                                                              der den ERFA-Experten als Gastreferent spannende Einblicke in die Welt der
                                                                                              raumrelevanten Daten gewährte.

                                               40                                         47 VIRTUELLER UNTERRICHT ALS GEBOT DER STUNDE
                                                                                             Mit dem zweiten Lockdown der Berufsbildung ist der Unterricht der SVIT
                                                                                             Swiss Real Estate School wieder im virtuellen Klassenzimmer. Eine Umfrage
                            BAU & HAUS                                                       zeigt, wie Teilnehmer und Dozenten den Online-Unterricht beurteilen.
                                                                                              ORONA-MASSNAHMEN AUF BAUSTELLEN
                                                                                          48 C
             RAUMBILDENDE                                                                    Liegenschaftenverwalter und Hausbesitzer sollten genau darauf achten,
             ELEMENTE MIT                                                                    dass Handwerker bei Unterhaltsarbeiten und kleineren Baustellen die
                                                                                             Corona-Schutzmassnahmen einhalten. Sonst droht notfalls ein Baustopp.
               PFLANZEN                                                                   50 E   LEKTROMOBILITÄT IN IMMOBILIEN
   NOCH BEDIENT SICH DIE INNENARCHITEKTUR                                                         Der Elektromobilitätssektor wächst rasant: Laut Autoschweiz waren 10 von
  WENIG DER AUSSERORDENTLICHEN QUALITÄTEN                                                         100 verkauften Autos im Jahr 2020 rein elektrisch oder Plug-in-Hybride.
  VON PFLANZEN. DOCH DIE BEISPIELE FÜR GRÜNE                                              51 SEMINARE UND TAGUNGEN
      RAUMLÖSUNGEN NEHMEN STÄNDIG ZU.                                                     52 KURSE DER SVIT-MITGLIEDERORGANISATIONEN

STANDARDS: STELLENMARKT 44 / MARKTPLATZ & PRODUKTE-NEWS 55 / BEZUGSQUELLENREGISTER 66 / ADRESSEN & TERMINE 69 / ZUGUTERLETZT & IMPRESSUM 70

IMMOBILIA / Dezember 2020                                                                                                                                              3
SCHWEIZ IMMOBILIA - SVIT Schweiz
«WIR SOLLTEN DIE
    NUTZENDEN MEHR
    IN DIE PLANUNG
    EINBEZIEHEN»

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SCHWEIZ IMMOBILIA - SVIT Schweiz
FOKUS INTERVIEW
                                           INNENARCHITEKTUR

                                      Sibylla Amstutz, Professorin ­für
                                      Innenarchitektur an der HSLU,
                                      plädiert für weniger Flächen­
                                      verbrauch und mehr Qualität
                                      von Innenräumen.
                                      INTERVIEW—DIETMAR KNOPF*
                                      FOTOS—URS BIGLER

                            Welchen Einfluss hat die anhaltende
                            ­Pandemie auf Ihre Arbeit und den Betrieb ­
                             an der Hochschule Luzern?
                              Sibylla Amstutz: Wir befinden uns, wie viele andere
                              auch, im zweiten Mini-Lockdown. Alle Studieren-
                              den sind angehalten, wieder im Homeoffice zu arbei-
                              ten. Insgesamt ist die Lage etwas weniger schlimm
                              als im März, weil unsere Hochschule weiterhin of-
                              fen ist und bestimmte Arbeiten in der Hochschule
                              erledigt werden können. Dennoch fehlt uns die phy-
                              sische Nähe, unsere Studierenden vermissen den ge-
                              genseitigen Austausch.
                            Und wie läuft der Hochschulbetrieb ­bezüglich
                            Semesteraufgaben und -prüfungen?
                              Da unsere Ateliers geöffnet sind, können die Studie-
                              renden ihre Modelle für die Semesteraufgaben wie
                              gewohnt bauen. Und für die Semesterprüfungen eig-
                              nen sich Online-Medien gut, in diesem Bereich
                              funktioniert der Hochschulbetrieb fast ohne

                                         ANZEIGE

IMMOBILIA / Dezember 2020                                                     5
SCHWEIZ IMMOBILIA - SVIT Schweiz
FOKUS INTERVIEW
      INNENARCHITEKTUR

  ­ inschränkungen. Allerdings gibt es einige Stu-
  E                                                                              dass monofunktionale Nutzungen von
  dierende, die allein weniger gut lernen können                                 ­Räumen ­seltener werden. Was bedeutet
  und deshalb gerne für Besprechungen zu uns                                      das für ­Ihre ­Berufsgruppe?
  kommen. Mein Forschungsteam und ich haben            BIOGRAPHIE                  Laut Bundesamt für Statistik repräsentiert die
  uns mit der Ausnahmesituation arrangiert, auch       PROF. SIBYLLA               klassische Familie heute nicht mehr die Mehrheit
  wenn wir insgesamt mehr Zeit für Abstimmun-          AMSTUTZ                     der Haushalte. Darum ist für mich unbegreiflich,
  gen und Telefonate brauchen.                         (*1965) Nach der ers-       warum weiterhin fast alle Wohnungen in der klas-
                                                       ten Ausbildung zur Pri-
Die Weltgesundheitsorganisation schätzt,               marlehrerin studierte       sischen Zimmerstruktur gebaut werden, obwohl
dass wir rund 90 Prozent unserer Lebens-               sie Architektur am          wir für ein Abbild der pluralistischen Gesellschaft
zeit ­in Innenräumen verbringen. Müsste                Technikum in Horw.          nutzungsneutrale und ähnlich grosse Räume
die ­Gestaltung unserer Räume angesichts               Seit 2007 arbeitet sie      bräuchten. Wir sollten es den Mieterinnen und
                                                       an der Hochschule
­dieser Zahl nicht höher gewichtet sein?               Luzern – Technik &          Mietern überlassen, in welcher Form sie sich ihre
  Diese Frage besteht für mich aus zwei Aspekten.      Architektur. Sie ist        Wohnungen aneignen wollen.
  Nach meiner Meinung ist die breite Masse wenig       stellvertretende Leite-   Wie sollte diese Neutralität der Räume
                                                       rin des Institutes für
  sensibilisiert für die Auswirkungen gestalteri-      Innenarchitektur und      baulich umgesetzt werden?
  scher Aspekte auf die Lebensqualität. Dieses feh-    leitet die Forschungs-      Die Erfahrungen zeigen, dass mobile Elemente,
  lende Wissen zeigt sich auch bei der Gestaltung      gruppe Innenarchitek-       wie beispielsweise flexible Trennwände, von
                                                       tur. Sie lehrt, forscht
  unserer Innenräume. Eine Ausnahme davon sind         und publiziert in den
                                                                                   Eigentümern und Mieterinnen kaum genutzt
                                                                                   ­
  Büros, in vielen Firmen wird mit sportlichem         Bereichen Wohn- und         werden. Deshalb scheint es mir richtiger zu sein,
  Ehrgeiz darum gerungen, wer die besten Büroräu-      Arbeitswelten, Inter-       die Raumdefinitionen den Nutzenden zu überlas-
  me anbieten kann. Im Wirtschaftsalltag ist die In-   aktion Mensch und           sen. Dies erklärt auch, warum die Häuser aus der
                                                       ­gebaute Umwelt und
  nenraumgestaltung ein wichtiger Teil der Corpo-       bedürfnisgerechtes         Gründerzeit weiterhin so beliebt sind: Die Zim-
  rate Identity. Wo ich kaum gute neue Konzepte         Planen und Bauen. Da-      mer in diesen Wohnungen sind alle ähnlich gross.
  sehe, ist im Mietwohnungsbau. Deshalb ist es für      bei geht sie der Frage   Eine zunehmende Multifunktionalität von
                                                        nach, wie Räume kon-
  mich umso wichtiger, dass wir weiterforschen          zipiert sein müssen,     Räumen kann zu einem Verlust ihrer Identi-
  und unseren Studierenden vermitteln, was gelun-       um neue Lebens- und      tät führen. Wie finden Innenarchitekten die
  gene Innenarchitektur ausmacht.                       Arbeitsformen zu er-     richtige Balance zwischen Neutralität und
Auch gesellschaftliche Veränderungen, ­                 möglichen sowie ver-     vorgegebenen Raumdefinitionen?
                                                        änderten Nutzerbe-
der Anteil von Familienhaushalten liegt                 dürfnissen zu              Hier würde ich private Wohnräume und öffentli-
heute bei rund 30 Prozent, führen dazu,                 entsprechen.               che Räume unterscheiden wollen. In privaten

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SCHWEIZ IMMOBILIA - SVIT Schweiz
FOKUS INTERVIEW
       INNENARCHITEKTUR

                                                                                                               HEUTE LIEGT
                                                                                                               DER ANTEIL VON
                                                                                                               FAMILIENHAUS-
                                                                                                               HALTEN MIT KIN-
                                                                                                               DERN NUR NOCH
                                                                                                               BEI RUND 30%.

                              Räumen sorgen die Nutzenden mithilfe der Möb-         schlossen. Obwohl ich danach für verschiedene
                              lierung und anderen Gestaltungselementen, zum         Innenarchitekten arbeitete, entschied ich mich
                              Beispiel mit farbigen Wänden oder Vorhängen,          damals bewusst für ein Architekturstudium, da
                              für ein individuelles Raumgefühl. Vorher müssen       ich möglichst viel über den Bauprozess lernen
                              wir Planenden mit werthaltigen Materialien eine       wollte. Nach einigen Jahren in der Praxis bin ich
                              gute Atmosphäre ermöglichen. Ganz anders sieht        2007 an die HSLU gekommen, wo ich mich in
                              es für mich in öffentlichen Räumen aus. Hier gilt     meinem ersten Forschungsprojekt mit Büroräu-
                              es eine Atmosphäre zu schaffen, die nicht belie-      men beschäftigte. Von da an hat mich das Thema
                              big ist und auch nicht an den Charme von Mehr-        gepackt, denn ich begriff sofort, wie spannend In-
                              zweckhallen erinnert.                                 nenarchitektur ist, vor allem deshalb, weil man
                            Sie sind studierte Primarlehrerin, Architektin          dabei sehr nah an den Menschen ist.
                            FH und arbeiten seit 2018 als Professorin             Sie sind Leiterin einer Forschungsgruppe.
                            für Innenarchitektur an der HSLU. ­Warum              Welche Projekte bearbeiten Sie derzeit?
                            wollten Sie Innenarchitektin­werden?                    Wir forschen in drei Gebieten: zukunftsfähiges
                              Manchmal brauchen wir Umwege, um ans Ziel zu          Wohnen, Innenräume für Spitäler und Pflege­
                              kommen. Wenngleich ich früh wusste, dass ich          einrichtungen sowie die Entwicklung von Büro­
                              keine Kinder unterrichten möchte, habe ich das        räumen. Zurzeit untersuchen wir zusammen mit
                              Primarlehrerstudium als Grundausbildung abge-         ­unseren Partnern aus der Praxis, wie man

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SCHWEIZ IMMOBILIA - SVIT Schweiz
FOKUS INTERVIEW
    INNENARCHITEKTUR

Wohnungs­­grundrisse kompakter entwerfen könn-        Nochmals zurück zum Wohnflächen­
te. Dabei beschäftigen uns folgende Fragen: Wie       konsum in der Schweiz. Was sind die
können wir Quantität durch Qualität substituie-       ­wichtigsten Erkenntnisse dieser Studie?
ren? Welche Eigenschaften müssen Wohnungen              Wir wissen, dass der Wohnflächenkonsum in der
haben, damit Mieter und Eigentümerinnen bereit          Schweiz über die letzten Jahrzehnte überpropor-
sind, auf Fläche zu verzichten? Zudem arbeiten wir      tional zum Bevölkerungswachstum angestiegen
an einer Deckenkonstruktion in Spitalzimmern,           ist. Grund dafür ist einerseits die Zunahme von
damit Patienten während ihres Aufenthalts weni-         Singlehaushalten. Andererseits sind dafür auch
ger Stress empfinden und sich nach dem Aufwa-           Neubauten mit flächenmässig grösseren Miet-
chen aus der Narkose schneller wieder orientieren       wohnungen verantwortlich. So ist zum Beispiel
können. Bei den Büroräumen sind wir mit dem             die Fläche von 3- und 4-Zimmerwohnungen in
Staatssekretariat für Wirtschaft an einem For-          Neubauten heute 13 Prozent grösser als der
schungsprojekt, bei dem es darum geht, ein Pla-         Durchschnitt des Wohnungsbestandes. In einem
nungsinstrument für die Praxis zu entwickeln, das       Forschungsprojekt haben wir über 500 Grundris-
aufzeigt, welche Arbeitssettings für welche Tätig-      se untersucht und herausgefunden, dass unter an-
keitsmerkmale geeignet sind. Wir unterscheiden          derem eine offene Küche ohne optische Abtren-
dabei, ob eine Tätigkeit eher Routine, neuartig,        nung zum Wohnbereich mit einer grösseren
komplex oder kreativ ist. Entsprechend leiten sich      Wohnungsfläche korreliert. Um einen Beitrag
daraus die Kriterien für die Räume ab, wie zum Bei-     zum nachhaltigen Umgang mit unseren Land­
spiel der Grad der visuellen und akustischen Gren-      reserven zu leisten, möchten wir mit kompakten
zen und die Raumgrösse.                                 Grundrissen den Flächenverbrauch wieder

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SCHWEIZ IMMOBILIA - SVIT Schweiz
FOKUS INTERVIEW
       FOKUS
       THEMAINTERVIEW
       INNENARCHITEKTUR

    r­ eduzieren. Dabei suchen wir in einem unserer       Fachdisziplinen kann nur gelingen, wenn jeder und
     Forschungsprojekte nach einer Antwort auf die        jede grundsätzlich versteht, wovon der Andere
     Frage, welchen Mehrwert diese Wohnungen bie-         spricht. Das bedeutet für uns, wir müssen unseren
     ten müssen, damit sie von den Mietern und Eigen-     Studierenden auch Grund­lagen der Gebäudetech-
     tümerinnen trotz kleinerer Fläche nachgefragt        nik und Architektur vermitteln. Ausserdem sollten
     werden.                                              die Fachbereiche gemeinsam nach Lösungen su-
 Bei Neubauten stehen oft energetische                    chen, wie unser gebauter Lebensraum nachhaltig
 und nachhaltige Aspekte im Vordergrund.                  weiterentwickelt werden kann. Doch schlussend-
 Geht diese Entwicklung zu Lasten der                     lich begegnen sich Menschen, und das verläuft nicht   MIGRANTEN-
­Innenraumgestaltung?                                     immer reibungslos. Deshalb halte ich BIM für eine     FAMILIEN
                                                                                                                ­LEBEN AUF
    Ich bin der Meinung, dass die von Ihnen genann-       gute Sache, weil diese Methode auf der Zusammen­
                                                                                                                 DEUTLICH
    ten Aspekte im Vordergrund stehen müssen. Den-        arbeit aller am Bauprozess beteiligter Planer ba-      ­WENIGER
    noch wäre es aus meiner Sicht ein Gewinn, wenn        siert. Doch auch hier würde ich sagen, dass wir die     FLÄCHE ALS
    wir dies nicht ausschliesslich der Haustechnik        Stimmen der Nutzenden wenigstens anhören und            SCHWEIZER
    überlassen, sondern nach anderen Lösungen su-         wenn möglich berücksichtigen sollten.                   FAMILIEN.
    chen, die sowohl die Bedürfnisse der späteren Be-   Welche Gestaltungstrends bezüglich
    wohner als auch innenarchitektonische Gestal-       ­Oberflächen, Farben und Materialien
    tungsaspekte berücksichtigen würden. Allgemein       ­beobachten Sie in Ihrer Branche?
    gesprochen, würde ich einen weniger techni-           Im Moment sehe ich eine Rückbesinnung zur Na-
    schen Ansatz der Architektur begrüssen, sondern       türlichkeit. Man rückt etwas weg von glänzenden
    für Bauweisen plädieren, die eher einem Low-          kalten Materialien wie beispielsweise Chrom-
    Tech-Ansatz folgen. Warum schaffen wir zum            stahl hin zu Messing oder Bronze. Also Materia-
    Beispiel keine Räume, die von der Haustechnik         lien, die eine wärmere Ausstrahlung besitzen und
    entkoppelt sind und im Sommer und Winter ein          im Laufe der Zeit eine Patina bilden. Die Farben
    Zwischenklima bieten, wie dies früher gemacht         sind eher gedämpft, die Oberflächen werden mat-
    wurde?                                                ter gehalten.
 Unter welchen Voraussetzungen verläuft                 Wenn Sie einen Wunsch frei hätten,
 die Zusammenarbeit zwischen Architek-                  ­welchen Innenraum würden Sie gerne
 ten, Innenarchitekten und Fachplanern                   noch entwerfen?                                        *DIETMAR
                                                                                                                KNOPF
­reibungslos?                                             Ich würde gerne einen Bahnhof gestalten. Die He-
    Genau dieses interdisziplinäre Zusammenspiel ver-     rausforderung dabei ist der Umgang mit der Kom-       Der diplomierte
                                                                                                                Architekt ist
    suchen wir unseren Studierenden beizubringen. Ei-     plexität von Personenströmen, guter Orientie-         Chefredaktor der
    ne gute Zusammenarbeit zwischen v­ erschiedenen       rung und Aufenthaltsqualität.                        Zeitschrift Immobilia.

IMMOBILIA / Dezember 2020                                                                                                          9
SCHWEIZ IMMOBILIA - SVIT Schweiz
Du musst kein Aristoteles                     KURZMELDUNGEN
 Du
  Du     musst
        musst      kein  kein         Aristoteles
                             Aristoteles
  Du musst
sein,     um Logik kein und  Aristoteles
                                    Ethik
 sein,
  sein,     umum  LogikLogik und      und Ethik
                                     Ethik
  sein,     um    Logik
des Wassersparens zu         und     Ethik
 des
  des       Wassersparens
         Wassersparens               zu    zu
  des    Wassersparens
verstehen.                           zu
 verstehen.
  verstehen.
  verstehen.
Mit «NeoVac myEnergy» behalten Bewohner
  Mit   «NeoVac
       «NeoVac
   Mit Energie-
ihren                myEnergy»
                 myEnergy»
                und          behalten behalten
                     Wasserverbrauch   immer unterBewohner
                                      Bewohner
   Mit
  ihren«NeoVac
   ihren Energie-
Kontrolle        myEnergy»
          Energie-
          – ohne und   und   behalten Bewohner
                            Wasserverbrauch
                      Wasserverbrauch
                  fachspezifisches      immer unter immer unter
                                    Wissen.                 SCHWEIZ
   ihren Energie-
  Kontrolle       und
                – ohne
   Kontrolle – ohne   Wasserverbrauch   immer unter
                         fachspezifisches
                    fachspezifisches Wissen.    Wissen.
   Kontrolle – ohne fachspezifisches Wissen.                KLARER AUFTRAG
                                                                                       AN DIE VERMIETER
                                                                                          Der SVIT Schweiz sieht in
                                                                                      der definitiven Ablehnung ­               häufigste Ursache von Proble-
                                                             technology               des Covid-19-Geschäftsmiete­              men mit Werkverträgen. Und
                                                                    2020
                                                              technology              gesetzes weniger einen Erfolg
                                                                                   technology                                   schliesslich sollen die Mög-
                                                                     2020
                                                              technology                    2020
                                                                                      für die Vermieter als vielmehr            lichkeiten des Bauherrn zur
                                                                     2020             einen klaren Auftrag an die               Abwendung einer Eintragung
                                                                                      ­Eigentümer, die bilateralen              das Handwerkerpfandrecht
                                                                                       Verhandlungen über eine                  verbessert werden.
                                                                                       Mietzinsreduktion während
                                                                                       der Schliessungsperiode im               GEGENVORSCHLAG
                                                                                       Frühjahr jetzt fortzusetzen.             ZUR FAIR-PREIS-­
                                                                                       Dabei können sich die Parteien           INITIATIVE
                                                                                       an die vom Nationalrat im                   Der Ständerat hat in der
                                                                                       Grundsatz beschlossene                   ersten Sessionswoche die Fair-
                                                                                       50:50-Regelung halten. Der               Preis-Initiative abgelehnt und
                                                                                       SVIT Schweiz hat bereits im              dafür dem Gegenvorschlag des
                                                                                       Frühsommer einen Leitfaden               Bundesrats zugestimmt. Der
                                                                                       und einen Kalkulator für ­               von der kleinen Kammer mit
                                                                                       die Mietzinsreduktion bereit­            30 zu 13 Stimmen verabschie-
                                                                                       gestellt.                                dete indirekte Gegenvorschlag
                                                                                                                                beinhaltet Verschärfungen
                                                                                       SVIT BEGRÜSST                            im Kartellrecht. Bei einigen
                                                                                       REVISION DES                             ­Bestimmungen geht das Parla-
                                                                                       MÄNGELRECHTS                              ment weiter als der Bundesrat.
                                                                                                Der SVIT Schweiz spricht
                                                                                         sich im Vernehmlassungs­               DIFFERENZEN IM
                                                                                         verfahren für die vom Bundes-          ERBRECHT
                                                                                         rat vorgeschlagenen Änderun-                  Bei der Modernisierung
                                                                                         gen von Obligationenrecht zur            des fast hundertjährigen Erb-
                                                                                         Revision des Baumängelrechts              rechts verbleibt zwischen den
                                                                                         aus. Die Vorschläge der Regie-            Räten eine letzte Differenz.
                                                                                         rung sind massvoll und not-               Diese betrifft die ehegüter-
                                                                                         wendig. In der Praxis zeigen              rechtliche Mehr- und Meist-
                                                                                         sich die Komplexität von Kauf-            begünstigung des überleben-
Energie- und Wasserkostenabrechnung mit NeoVac:                                          und Werkverträgen im Bau-                 den Ehegatten. Der Nationalrat
   Energie-
Mehrwert
    Energie-fürund und    Wasserkostenabrechnung
                   Bewohner,      weniger Aufwandmit
                     Wasserkostenabrechnung               fürNeoVac:      mit NeoVac:und Immobiliensektor und die
                                                                Verwaltungen.                                                     möchte weiterhin, dass sich
    Energie-
    Mehrwertund
   Mehrwert          Wasserkostenabrechnung
                 für für  Bewohner,
                     Bewohner,     weniger weniger
                                              Aufwand   mitfürNeoVac:
                                                               Aufwand
                                                                 Verwaltungen.           zahlreichen Fallgruben, derer
                                                                              für Verwaltungen.                                   Ehegatten mittels Ehevertrag
                                                                                         sich private Einmalkäufer                auf den Tod hin jeweils mehr
FürMehrwert
     über 400’000für Bewohner,
                       Wohnungen   weniger
                                      erstelltAufwand
                                               NeoVac die   fürAbrechnungen
                                                                 Verwaltungen.
                                                                                         ­vielfach nicht bewusst sind             als die gesetzlich vorgesehene
zumFür   über
    FürEnergie-
         über     400’000        Wohnungen
                  und Wasserverbrauch.
              400’000    Wohnungen           AlsNeoVac
                                        erstellt      erstellt
                                                  Marktleader      NeoVac
                                                                    mit einemdie Abrechnungen
                                                            die Abrechnungen              und die erhebliche finanzielle          Hälfte der Errungenschaft
    Für
    zumüber
   zum
schweizweiten 400’000
           Energie-
          Energie-  und Wohnungen
                   Vertriebsnetz        erstelltAls
                         und Wasserverbrauch.
                                    überzeugen
                         Wasserverbrauch.        NeoVac
                                                    wir  mitdieumfassenden
                                                    Marktleader  Abrechnungen
                                                                 AlsmitMarktleader
                                                                         einem        mitSchäden
                                                                                               einemfür Käufer bzw. Bau-          ­zuweisen können. Der Stände-
    zum   Energie-
   schweizweiten
Leistungspaketen    und  Wasserverbrauch.
                            Vertriebsnetz
                       inklusive Messung,
    schweizweiten Vertriebsnetz                 Als Marktleader
                                                  überzeugen
                                               Abrechnung
                                      überzeugen                     mit einem
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                                                                 und Monitoring.
                                                      wir mit umfassenden          umfassenden
                                                                                          herren nach sich ziehen                  rat möchte die in der Rechts-
Die schweizweiten
     praktische AppVertriebsnetz
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                                                                   Abrechnung             ­können. Konkret schlägt der
                                                                       Monitoring. und Monitoring.
                                                                   Haus-
                                                                  und                                                              lehre umstrittene Frage
    Leistungspaketen
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bewohnernpraktische
              aktuelle
    Die praktische       inklusive   Messung,
                           App «NeoVac
                      AppInformationen
                           «NeoVac         zum Abrechnung
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                                                 Verbrauch        und
                                                                und
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                                                                      liefert
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                                                                    Haus-      allen Haus- ­Bundesrat eine 60-tägige               ­zu­gunsten der Kinder klären.
    Die  praktische
diebewohnern
     Energie-
    bewohnern   und   App  «NeoVac
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                                                                     Verbrauch
                                                                   abruf-
                                                                  und  macht                ­Mängelrügefrist vor, allerdings
                                                                                    und macht                                       Konkret ­soll die ehegüter-
    bewohnern     aktuelle  Informationen
                                sparen, die zum    Verbrauch                                 als ­dispositives Recht, was der       rechtliche Begünstigung auch
   die
bar.     Energie-
     SoEnergie-
    die   kann man      und
                   undgezielt  Wasserkostenabrechnungen
                                              Umwelt
                        Wasserkostenabrechnungen            direktund
                                                         schonen       macht
                                                                     und
                                                                    abruf-den direkt abruf-
                                                                                             SVIT bemängelt. Weiter w  ­ ill        bei der Berechnung der Pflicht­
    die
    bar.Energie-
   bar.   Sokann
Verwaltungs
         So   kann und
               aufwand  Wasserkostenabrechnungen
                   manman        gezielt
                           verringern.
                         gezielt            sparen,
                                  sparen, die   Umwelt die  direkt  abruf-
                                                                 Umwelt
                                                           schonen    und denschonen und          den
                                                                                             die Regierung die Freizeich-           teile der gemeinsamen Kinder
    bar. So kannaufwand
   Verwaltungs
    Verwaltungs    man   gezielt
                       aufwand    sparen,  die Umwelt schonen und den
                                      verringern.
                              verringern.                                                    nung des Unternehmers in           zur Pflichtteilsmasse hinzu­
    Verwaltungsaufwand verringern.
neovac.ch/myenergy                                                                           Kombination mit der Abtre-         gerechnet werden. Diesen
   neovac.ch/myenergy
    neovac.ch/myenergy                                                                       tung der Mängelrechte unter-       ­Entscheid fällte die kleine
    neovac.ch/myenergy                                                                       binden. Diese Praxis ist aus        ­Kammer in der ersten Sessi-
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IMMOBILIENPOLITIK
    MIETRECHT

PRAXISÄNDERUNG BEI                                                                    Zuweilen haben Urteile des Bundesgerichts
                                                                                      eine politische Dimension – wie zuletzt
DER BERECHNUNG                                                                        der Entscheid über die Berechnung der
                                                                                      ­zulässigen Rendite im Mietwesen.
DER NETTORENDITE                                                                      TEXT—IVO CATHOMEN*

 KORREKTUR EINER                                nachhaltig gesunkenen Zinssätze für Hypo-       nalrat Olivier Feller «Zeitgemässe Berech-
WELTFREMDEN PRAXIS                              theken bzw. des massgebenden Referenz-          nung der zulässigen Rendite im Mietrecht»
    Mieter können unter gewissen Voraus-        zinssatzes. Diese Entwicklung habe dazu         im Ständerat veröffentlicht. Dies kann als
setzungen die Höhe des Anfangsmietzinses        geführt, dass gemäss bisheriger Berech-         Signal an die Mietervertreter gedeutet wer-
für Wohn- und Geschäftsräume als miss-          nungsmethode mittlerweile sehr niedrige         den, dass das Gericht künftig wirtschaftli-
bräuchlich anfechten und dessen Herab-          Mieterträge resultierten. Diese stünden in      che Gesichtspunkte berücksichtigt. Eine
setzung verlangen. Ob ein Mietzins miss-        keinem angemessenen Verhältnis zur Nut-         andere Lesart ist allerdings, dass nun ein
bräuchlich ist, bestimmt sich entweder          zung betreffender Wohnungen. Sie seien          nach links gerücktes Parlament (tiefe) fixe
danach, ob damit ein übersetzter Ertrag aus     namentlich für Pensionskassen, die Renten       Aufschläge ins Gesetz schreiben könnte
der Mietsache erzielt wird (Nettorendite,       an ihre Versicherten zahlten und dement-        oder dass damit sogar eine Revision des
absolute Methode) oder ob sich der Miet-        sprechend einen hinreichenden Ertrag aus        Mietrechts Auftrieb erhält.
zins im Rahmen des Orts- oder Quartier­         ihren eingeschränkten Anlagemöglichkei-
üblichen bewegt (relative Methode).             ten erwirtschaften müssten, nicht ausrei-       NEUE FRAGEN UND PROBLEME
    Im     Urteil     des     Bundesgerichts    chend. Das gelte aber auch für die übrigen           Mit der Praxisänderung führt das Bun-
4A_554 / 2019 vom 26. Oktober 2020, das         Immobilieneigentümer, die ebenfalls Risi-       desgericht einen Schwellenwert des Refe-
jetzt vorliegt, betrug der monatliche An-       ken eingehen würden (u. a. Mietzinsverlus-      renzzinssatzes von 2 Prozent ein. Dies führt
fangsmietzins für eine 4,5-Zimmer-Woh-          te, leerstehende Räumlichkeiten).               konsequenterweise dazu, dass der Auf-
nung im Kanton Waadt 2190 CHF (exkl.                Diese wirtschaftliche Sichtweise ist für    schlag bei einem Referenzzinsatz von
Nebenkosten) und für die zwei Einstellhal-      das Gericht beachtenswert. Die Festset-         2,25Prozent oder mehr weiterhin nur
lenplätze je 130 CHF. Das zuständige Miet-      zung des zulässigen Mietzinses durch die        0,5 Prozentpunkte betragen darf. Bei einem
gericht senkte die Wohnungsmiete auf            Vorinstanz auf 900 CHF pro Monat                Referenzzinssatz von 2,25 Prozent wäre die
­Klage der Neumieter aufgrund einer Be-         ­bezeichnet das oberste Gericht denn auch       zulässige Rendite somit 2,75 Prozent bei
 rechnung der Nettorendite auf 900 CHF           als «schockierendes Ergebnis». Es muss         ­einem Referenzzinssatz von 2 Prozent je-
 pro Monat, die Miete für die beiden             den Richtern gedämmert haben, dass unter        doch 4 Prozent. Hier urteilt das Bundesge-
 Parkplät­ze auf je 50 CHF pro Monat. Das                                                        richt erneut praxisfremd und nur auf den
 Waadtländer Kantonsgericht bestätigte                                                           gerade vorliegenden Fall bezogen. In dieser
 diesen Entscheid.                                                                               Sache muss eine Nachbesserung des Bun-
    Das Bundesgericht heisst die Beschwer-                                                       desgerichts folgen, beispielsweise mit ab-
 de der Vermieterin – einer Pensionskasse –              IN SACHE MIETRECHT IST                  gestuften oder gleitenden Aufschlägen.
 teilweise gut. Es legt den zulässigen monat-            ES JETZT WICHTIG, DASS                      In der dritten Woche der Wintersession
 lichen Mietzins für die Wohnung auf                     DAS PARLAMENT DIE                       wird sich der Ständerat mit verschiedenen
                                                         ­REGELUNG ZUR ORTS-
 1390 CHF fest und für die Parkplätze auf je                                                     Vorstössen zum Mietrecht beschäftigen.
                                                          UND QUARTIERÜBLICHKEIT
 73 CHF. Bei seinem Entscheid ändert das                  DER MIETZINSE MODERNI-
                                                                                                 Aus der Sicht von Olivier Feller ist sein
 Bundesgericht seine bisherige Rechtspre-                 SIERT. DAS IST DIE NEUE                Vorstoss praktisch gegenstandslos gewor-
 chung zur Berechnung der Nettorendite.                   POLITISCHE PRIORITÄT.                  den. Wesentliche Teile seines Anliegens
 Konkret geht es dabei um zwei Parameter:                                                        seien nun im Bundesgerichtsurteil berück-
 Erstens ist das investierte Eigenkapital neu                                                    sichtigt worden. Zurückziehen lässt sich
 zu 100 Prozent – und nicht wie bisher nur               NATIONALRAT OLIVIER FELLER              die parlamentarische Initiative allerdings
 zu 40 Prozent – an die Teuerung anzupas-                                                        nicht mehr. Der SVIT Schweiz hat darum
 sen. Zweitens darf der Ertrag den Referenz-                                                     den bürgerlichen Mitgliedern des Stände-
 zinssatz um 2 Prozent – und nicht wie bis-     den aktuellen Umständen der von ihnen            rats – in Absprache mit dem Initianten – ein
 her nur um 0,5 Prozent – übersteigen, wenn     eingeschlagene und seit Jahren beschritte-       Nein ans Herz gelegt. Ebenso lehnt der Ver-
 der Referenzzinssatz 2 Prozent oder weni-      ne Weg zu absurden Ergebnissen führt, ge-        band zwei parlamentarische Initiativen
 ger beträgt. Im Weiteren bestätigt das Ge-     rade in der Westschweiz.                         von Nationalrat und Uspi-Präsident
 richt jedoch seine Praxis, etwa indem es die       Dass hier eine Praxisänderung angezeigt      ­Philippe Nantermod sowie die Motion der
 Hierarchie von absoluter und relativer Me-     ist, dürfte bereits bei der Besetzung des Ge-     Rechtskommission des Ständerats zur To-
 thode aufrechterhält.                          richts berücksichtigt worden sein. Übli-          talrevision der Mietzinsgestaltung im
                                                cherweise werden solche Verfahren in              Mietrecht ab.
ÜBERRASCHENDER ZEITPUNKT                        ­einer Dreier- und nicht wie nun in einer
   Interessant ist, wie das Bundesgericht        Fünferbesetzung geführt. Die Vorsitzende
sein Urteil in einer eigens dazu publizierten    des Verfahrens und Präsidentin der Ersten
Medienmitteilung begründet: Die Recht-           zivilrechtlichen Abteilung, Christina Kiss,
sprechung zu den beiden nunmehr geän-            gilt ansonsten als mieterfreundlich. Die
derten Parametern datiere aus den Jahren         Gewichtung der Argumente dürfte auch
1994 bzw. 1986. Massgebend für die aktuel-       politischen Niederschlag finden, wird das                    *IVO CATHOMEN
le Praxisänderung seien die seither einge-       Urteil doch just vor der Behandlung der                      Dr. oec. HSG, ist Herausgeber der
tretenen Veränderungen, insbesondere die         parlamentarischen Initiative von Natio-                      Zeitschrift Immobilia.

IMMOBILIA / Dezember 2020                                                                                                                   11
IMMOBILIENWIRTSCHAFT
                AUSBLICK IMMOBILIENMARKT 2021
                                                                                Knappheit und hohe Preise haben
                                                                                ­dazu geführt, dass die Ballungszentren

  WIEDER ZURÜCK
                                                                                 bestimmte soziale Schichten an Land-
                                                                                 gemeinden verlieren. Die Pandemie
                                                                                 und die Verunsicherung vieler Men-
  AUFS LAND?                                                                     schen scheinen die Stadtflucht weiter
                                                                                 zu verstärken. Experten e
                                                                                                         ­ rwarten,
                                                                                 dass sich dieser Trend 2021 fortsetzt.
                                                                                TEXT— JÜRG ZULLIGER*

                     Leben auf dem Land:
BILD: PIXABAY

                     Der Suchradius bei der
                     Wohnungssuche ist
                     grösser geworden.

                STÄDTE BLEIBEN ATTRAKTIV       wiegt die Anziehungskraft der Städte und     zer Städte sind demnach von einem ne-
     Der Lockdown im letzten Frühling          Wirtschaftszentren, dann folgt wieder        gativen Saldo bei der Binnenwanderung
  dürfte noch lange nachwirken. Plötzlich      eine Phase der Stadtflucht. «Krisen wie      betroffen; das gilt in sehr ähnlichem Mass
  sehnten sich viele Leute nach Sicher-        Kriege oder die Pest fördern das Bild der    für Zürich, Bern, Basel, St. Gallen, Genf,
  heit, Distanz, Natur und Freiheit. Das be-   ländlichen Idylle. Aber häufig nimmt die-    aber auch für den Raum Lausanne, Bellin-
  schauliche Leben auf dem Land und auf        se Anziehungskraft mit dem Ende einer        zona, Chur, Biel und Neuchâtel. «Dieser
  dem Dorf erwies sich als verheissungsvol-    Krise auch schnell wieder ab», schreibt      Trend wird sich auch 2021 fortsetzen»,
  ler Gegenentwurf zum stressigen Leben        Bätzing. Für ihn liegt die These auf der     so die Prognose von Donato Scognamig-
  in den Wirtschafts- und Ballungszentren.     Hand: «Nur wenn Corona noch zwei oder        lio, CEO des IAZI. Einer der Hauptgründe
  Und die Pandemie- und Krisensituation        drei Jahre bleibt, wird das Gespür für die   liegt darin, dass Eigenheime für den Mit-
  ist noch nicht ausgestanden. Enge Platz-     Anfälligkeit der globalisierten Welt ein     telstand kaum noch erschwinglich sind.
  verhältnisse in Büros, Gedränge beim         nachhaltiges Umdenken bewirken. Dann            Negativer Saldo heisst konkret, dass
  Einkaufen oder schon morgens an der S-       wird das Land im Vergleich zu den Zen­       die Bilanz der ständigen schweizerischen
  Bahn-Station machen viele Leute nervös.      tren an Bedeutung gewinnen.»                 Wohnbevölkerung (Zuwanderung mi-
     Folgt jetzt eine neue Welle der Stadt-                                                 nus Abwanderung) negativ ausfällt. Eine
  flucht? Der renommierte Kulturgeograf         STÄDTE: NEGATIVE                            solche klare Tendenz sei bereits seit fünf
  und Alpenforscher Werner Bätzing hat         ­BINNENWANDERUNG                             Jahren zu beobachten, erläutert Scogna-
  die komplexe Beziehung zwischen Stadt           Aktuelle Auswertungen des Informa-        miglio. Typisch sind auch hier die Wellen-
  und Land in seinem Buch «Landleben»          tions- und Ausbildungszentrums für Im-       bewegungen – immerhin gab es Zeiten, als
  detailliert aufgearbeitet. Über Jahrzehn-    mobilien (IAZI) zeigen, dass schon vor       man zum Beispiel in Zürich über 400 000
  te und sogar Jahrhunderte zeigen sich ty-    der Pandemie eine Abkehr von den Städ-       Bewohnerinnen und Bewohner zählte.
  pische Wellenbewegungen. Einmal über-        ten einsetzte. Fast alle grösseren Schwei-   Scognamiglio ist überzeugt, dass es jetzt

                12                                                                                                   IMMOBILIA / Dezember 2020
AUSBLICK IMMOBILIENWIRTSCHAFT 2021
   Wie wird sich dieses aussergewöhnliche Jahr auf die Immobilienwirtschaft auswirken? Der Artikel (Seite 12) unse-
   res Autors Jürg Zulliger hat dazu verschiedene Stimmen gesammelt. Aktuelle Auswertungen des Informations- und
   Ausbildungszentrums für Immobilien (IAZI) zeigen, dass schon vor der Pandemie eine Abkehr von den Städten ein-
   setzte. Fast alle grösseren Schweizer Städte sind demnach von einem negativen Saldo bei der Binnenwanderung
   betroffen; das gilt besonders für Zürich, Bern, Basel, St. Gallen, Genf, aber auch für den Raum Lausanne, Bellinzo-
   na, Chur, Biel und Neuchâtel. «Dieser Trend wird sich auch 2021 fortsetzen», so die Prognose von Donato Scogna-
   miglio, CEO des IAZI. Einer der Hauptgründe liegt darin, dass Eigenheime für den Mittelstand kaum noch erschwing-
   lich sind.
   Ursina Kubli (Interview Seite 16), bei der ZKB für Research und Bewertungsmodelle von Immobilien verantwortlich,
   beurteilt die aktuelle Lage etwas anders: «Die Städte sind sehr begehrt und attraktiv. Es liegt auf der Hand, dass
   jüngere, gut qualifizierte Ausländer zuerst in eine Stadt ziehen. Wenn sie später ein Netzwerk aufgebaut haben, viel-
   leicht eine Familie gründen und andere Wohnbedürfnisse haben, suchen sie etwas Passendes ausserhalb der Stadt.
   Es ist überhaupt nicht so, dass die Leute nicht gerne in der Stadt leben würden. Ich sehe das Problem eher darin,
   dass der Wohnungsmarkt in den Städten einfach nicht mehr hergibt. Umso mehr gilt dies für Eigenheime: Wer die-
   sen Traum verwirklichen will, wird aufgrund der Preise und der Verfügbarkeit eher auf dem Land suchen.»

klar in die andere Richtung geht: «Im Zei-
chen der Pandemie scheint sich die Ab-
kehr von den Städten zu verstärken – nach
dem Motto hinaus aufs Land, hinaus in die
Natur.»
   Andere Experten gehen allerdings da-
von aus, dass noch weitere Faktoren den
Wohnungsmarkt der Zukunft bestimmen

             IM ZEICHEN DER
             ­PANDEMIE SCHEINT ­
              SICH DIE ­ABKEHR ­
              VON DEN STÄDTEN
              VORERST ZU
              VERSTÄRKEN.

            DONATO SCOGNAMIGLIO, CEO IAZI

werden. «Die Städte werden weiterhin ih-
re Sogwirkung haben», betont der Zürcher
Immobilienexperte Beny Ruhstaller, der
sich seit vielen Jahren mit Gebiets- und
Arealentwicklungen befasst. Die Nach-                   ganz oder teilweise in die Berg- oder Tou-                Beim Wohnstandort suchen somit vie-
frage nach Wohnungen im Glattpark, im                   rismusregionen verlagern würden. Das                      le Leute nach einem Kompromiss zwi-
Norden direkt vor den Toren Zürichs, sei                mag in Einzelfällen wohl zutreffen, dürf-                 schen Wohn­standorten, die etwas mehr
zum Beispiel ungebrochen. «Zu pauschal                  te aber für die Gesamtbevölkerung kaum                    Ruhe und Privatsphäre versprechen, und
und falsch wäre auch die These, dass jetzt              repräsentativ sein. Diesen Eindruck be-                   Lagen, die dennoch gut an die Verkehrs-
alle Leute mehr Wohnfläche nachfragen,                  stätigen mehrere Makler und Bewirt-                       achsen und sonstige Infrastruktur ange-
um sich zuhause für das Homeoffice ein-                 schafter vor Ort: «Es wäre völlig falsch                  bunden sind.
zurichten», so Ruhstaller. Unter dem Ein-               zu glauben, es käme im Zuge der Pande-
druck der schwierigen wirtschaftlichen                  mie quasi zu einer Völkerwandung von                      KLEINE UND MITTLERE ZENTREN
Bedingungen in vielen Branchen rechnet                  Zürich in Richtung Chur und Tourismus-                    IM AUFSCHWUNG
er damit, dass die nächste Zeit von gros-               regionen», sagt zum Beispiel Alfred Con-                     «Gesucht sind zum Beispiel ver-
ser Preissensitivität geprägt sein wird. So-            rad von der Immobilien-Treuhand-Firma                     gleichsweise preiswerte Kaufangebote
wohl der Unter- als auch der Mittelstand                Conrad + Magnin in Chur. Der erfahrene                    in den kleineren und mittleren Zentren
werde sich in nächster Zeit kaum grösse-                Treuhänder beobachtet eher eine Verla-                    oder teils sogar in Richtung Berge», stellt
re Wohnungen leisten können.                            gerung von Chur weg in die umliegenden                    Hervé Froidveaux vom Beratungsunter-
                                                        Gemeinden. Es zeichne sich zum Bei-                       nehmen Wüest Partner in Genf fest. Da
FOLGEN FÜR TOURISMUS­                                   spiel ein Trend in Richtung Ems, Dom-                     auch im Raum Genf und im ganzen Wirt-
REGIONEN                                                leschg, Zizers, Trimmis, Rhäzüns oder                     schaftsraum rund um den Lac Léman das
   Eine andere These lautet, dass die Men-              Bonaduz ab. Kaufobjekte und überhaupt                     Leben und Arbeiten im Homeoffice stark
schen aus den Städten und aus dem Unter-                Wohnraum seien aber auch in der ande-                     an Bedeutung gewonnen hat, sind immer
land ihren Lebensmittelpunkt nun sogar                  ren Richtung begehrt, etwa in Maienfeld.                  mehr Menschen bereit, in g­ rösseren

IMMOBILIA / Dezember 2020                                                                                                                               13
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    AUSBLICK IMMOBILIENMARKT 2021

                                                                                                Die begehrtesten Wohnlagen: ruhig, mit
                                                                                                ­Aussicht, sonnig und doch gut erschlossen
                                                                                                 (im Bild: Zürichsee). BILD: ZÜRICH TOURISMUS

                                                                                                radius der Menschen enger wird und sie
                                                                                                nicht mehr an fünf Tagen die Woche in
                                                                                                die Zentren pendeln, verändert dies eini-
                                                                                                ges. Plötzlich verzeichnen Take-aways im
                                                                                                Dorf bzw. Wohnquartier, der lokale Coif-
                                                                                                feur, Optiker, Bäcker oder Metzger stei-
                                                                                                gende Umsätze. Die Passantenfrequenzen
                                                                                                haben sich von der Stadt in die Wohnquar-
                                                                                                tiere und sogar Dörfer verlagert. Die ZKB-
                                                                                                Ökonomin Ursina Kubli hält dazu fest: «So
                                                                                                stimmt die oft zitierte These, wonach Zen-
                                                                                                tralität vor Krisen schützt, aktuell nicht.
                                                                                                Solange die Leute mehr zuhause sind und
                                                                                                der Bewegungsradius kleiner ist, profi-
Entfernungen zu den Arbeits- und Wirt-          Daraus folgt, dass kleinere und mittel-         tiert das lokale Gewerbe.» (Siehe dazu se-
schaftszentren zu wohnen. Im Kanton Ju-         grosse Städte mit neuen Impulsen rech-          parates Interview)
ra könnte dies zu einer zusätzlichen Nach-      nen können.
frage führen (Erreichbarkeit in Richtung           Vieles hängt zudem davon ab, ob und in-
Basel), dasselbe gilt für die Region rund       wiefern die Pandemie das Angebot an Ar-
                                                                                                                *JÜRG ZULLIGER
um Murten und den Murtensee (gute An-           beitsplätzen verändern wird. Zahlen der
                                                                                                                Der Autor, lic. phil. I, ist Fachjour-
bindung in Richtung Bern). Froi­devaux          ZKB zeigen zum Beispiel, dass typische lo-                      nalist und Buchautor mit dem
geht davon aus, dass sich dieser Trend          kale Versorger und Dienstleister tenden-                        Themenschwerpunkt Immobilien
auch nächstes Jahr noch fortsetzen wird.        ziell profitieren. Wenn der Bewegungs-                          und Immobilienwirtschaft.

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  nauer nach Serneus. Hier führt Kaspar         holzmöbel, Betten mit ausgeklügeltem            setzt die Firma WIR vielfältig ein: Autokauf,
  Flütsch in zweiter Generation das Familien-   Schlafkonzept, natürliche und langlebige        neue Maschinen, Gastronomie, um nur
  unternehmen Kaspar Flütsch Vitalmöbel         Parkettböden und ausgereifte Küchen-            einige Beispiel zu nennen. «Wir können
  AG, das als Möbelschreinerei und Möbel-       einrichtungen. Die zwölf hellen und unver-      nur profitieren.» Auch vom Umstand, dass
  Designer auf harmonische Wohn- und            wechselbaren Wohnungen erhalten da-             WIR in seiner Gegend nicht zu stark ver-
  Schlafkonzepte aus Holz spezialisiert ist.    durch grossen Charme.                           breitet sei. «Ich bin einen Schritt voraus.»
  Den Namen seiner Firma erklärt Flütsch so:
  «Holz ist für uns mehr als einfach Holz, es   «Zu den Wohnungen gehört nicht nur die
  ist vital.»                                   individuelle und hochwertige Innenein-
                                                richtung», sagt Flütsch, «sondern auch der
  Die Schreinerei ist unter anderem beim        wunderschöne Ausblick auf Gotschna und
  Ausbau von Wohnungen, Hotels, Res-            Casanna sowie auf die Sunnibergbrücke
  taurants oder Bars aktiv. Beim Projekt        Richtung Klosters.» Dank der Lage auf der
  «Casannablick» setzte man auf einen           Sonnenseite von Serneus sind ausserdem
  langjährigen Partner. Flütsch beschreibt      viele Sonnenstunden inklusive. Die WIR
  die Zusammenarbeit mit der WIR Bank           Bank ist für die Kaspar Flütsch Vitalmöbel
  bei der Finanzierung als unkompliziert        AG aber nicht nur Finanzierungspartner,
  und flexibel. «Es entstehen die schicksten    sondern kommt auch beim Einsatz der
  Zweitwohnungen», schwärmt Flütsch, der        weltgrössten Komplementärwährung WIR,
  beim Innenausbau auf die firmeneigene         ins Spiel. Erstmals in Kontakt damit kam
  bergchic®-Linie setzt: stimmige Farb-         Flütsch in der Unternehmerschule: «Das
                                                 Die WIR Bank Genossenschaft
                                                 Aus der Schweiz. Für die Schweiz. Seit 1934.
                                                 Jetzt von WIR profitieren: wir.ch/paket
                                                 info@wir.ch | 0800 947 947                      Bild: Kaspar Flütsch ©Tobias Sutter Photography

IMMOBILIA / Dezember 2020                                                                                                                         15
IMMOBILIENWIRTSCHAFT
  INTERVIEW ZKB RESEARCH
                                                                                   Die Pandemie wirft neue Fragen für

«ERWERBSTÄTIGE                                                                     den Immobilienmarkt auf – ziehen die
                                                                                   Städter häufiger aufs Land? Die künfti-
                                                                                   ge Präferenz für Wohnstandorte hän-
SIND BEREIT, WEI-                                                                  ge stark vom Alter ab, sagt Ursina
                                                                                   Kubli, die bei der ZKB für Research
TER ZU PENDELN»                                                                    und Bewertungsmodelle von Immobili-
                                                                                   en verantwortlich ist. TEXT—JÜRG ZULLIGER*

                                                                                     nach dem Lockdown im Frühling häufiger umgezo-
                                                                                     gen. Interessant ist das Verhalten der erwerbstäti-
                                                                                     gen Bevölkerung: Sie zieht heute Wohnstandorte
                                                                                     weiter weg vom Zentrum in Betracht. Das bedingt
                                                                                     längere Pendlerzeiten. Das ist gut nachvollziehbar,
                                                                                     wenn man nicht an fünf Werktagen im Büro präsent
                                                                                     sein muss. Ausserdem sind die Lagen ausserhalb
                                                                                     der Städte natürlich günstiger. Diese Neuorientie-
                                                                                     rung beobachten wir vor allem bei Leuten, die zur
                                                                                     Miete wohnen und flexibel bleiben wollen. Weniger
                                                                                     eindeutig ist dies bei den Eigenheimen. Denn der
                                                                                     Kauf eines Eigenheims ist ein Entscheid auf länge-
                                                                                     re Sicht.
                                                                                   Was erwarten Sie für die nächsten Monate?
                                                                                     Jüngere Menschen werden weiterhin flexibel agie-
                                                                                     ren und auch häufig umziehen. Ältere Menschen
                                                                                     schieben Entscheidungen eher auf. Bei den Eigen-
                                                                                     heimen wird die aktuelle Lage eher dazu führen,
                                                                                     dass 2021 weniger Angebote aus dem Bestand auf
                                                                                     den Markt kommen.
                                                                                   Was sind die konkreten Motive oder Treiber
                                                                                   der Umzüge?
                                                                                     Wir stellen fest, dass Umzüge in fast alle möglichen
                                                                                     Richtungen stattfinden. Die These wäre sicher
                                                                                     falsch, dass plötzlich ganz bestimmte Regionen klar
                                                                                     im Fokus sind. Weder will eine grössere Gruppe von
                                                                                     Zürich in den Kanton Aargau noch sehen wir einen
                                                                                     allgemeinen Trend von den Städten weg in die Fe-
                                                                                     rienwohnungen und Tourismusgebiete. Die eigene
                                                                                     Herkunft, das soziale Netzwerk und die Familie
                                                                                     sind meist wesentliche Motive. Glarner oder Inner-
                                                                                     schweizer überdenken ihre Wohnsituation und zie-
                                                                                     hen in die Gemeinde zurück, aus der sie kommen.
                                                                                   Derzeit zeichnet es sich ab, dass die
                                                                                   Schweizer Städte unter Ausklammerung
Frau Kubli, werden sich gewisse Trends                                             der Zuwanderung aus dem Ausland netto
auch 2021 fortsetzen, insbesondere die                                             an Einwohnern verlieren. Wird sich dieser
häufigere Berufstätigkeit im Homeoffice?                                           Trend der Binnenwanderung weg von ­der
  Ursina Kubli: Vieles hängt vom weiteren Verlauf                                  Stadt fortsetzen?
  der Pandemie und der Verfügbarkeit eines Impf-                                     Das müssen wir etwas anders interpretieren. Die
  stoffes ab. Allein aus Gründen der Sicherheit vor                                  Städte sind sehr begehrt und attraktiv. Es liegt auf
  Ansteckung wird das Homeoffice weiter seine Be-                                    der Hand, dass jüngere, gut qualifizierte Ausländer
  deutung haben. Darüber hinaus wird dies je nach                                    zuerst in eine Stadt ziehen. Wenn sie später ein
  Firma und deren Kultur unterschiedlich aussehen.                                   Netzwerk aufgebaut haben, vielleicht eine Familie
  Manche Unternehmen, die mit sehr sensiblen Da-         BIOGRAPHIE                  gründen und andere Wohnbedürfnisse haben, su-
  ten arbeiten, werden die Mitarbeitenden lieber bei     URSINA KUBLI                chen sie etwas Passendes ausserhalb der Stadt. Es
  sich im Haus haben wollen. In anderen Firmen, die      (41) hat an der Univer-     ist überhaupt nicht so, dass die Leute nicht gerne in
  dezentral oder international organisiert sind, könn-   sität Zürich Ökonomie       der Stadt leben würden. Ich sehe das Problem eher
                                                         studiert und war wis-
  te sich das Homeoffice bis zu einem gewissen Grad      senschaftliche Mitar-       darin, dass der Wohnungsmarkt in den Städten ein-
  durchsetzen.                                           beiterin an der Kon-        fach nicht mehr hergibt. Umso mehr gilt dies für Ei-
Haben viele Menschen ohnehin schon                       junkturforschungs-          genheime: Wer diesen Traum verwirklichen will,
                                                         stelle KOF in Zürich.
ihre Wohnsituation verändert oder sind ­sie              Anschliessend war           wird aufgrund der Preise und der Verfügbarkeit
umgezogen?                                               sie in verschiedenen        eher auf dem Land suchen.
  Hier stellen wir grosse, altersbedingte Unterschie-    Funktionen bei            Wie hoch ist aktuell der Stellenwert des
  de fest. Ältere Menschen und auch betagte Perso-       Schweizer Banken          Wohnens in der Schweiz?
                                                         tätig. Heute ist sie
  nen haben ihre Umzugspläne oder den Wechsel in         ­Leiterin Immobilien        Zunächst fällt die enorme Nachfrage nach Eigenhei-
  ein Altersheim eher aufgeschoben. Jüngere sind          Analytics bei der ZKB.     men auf. Generell scheint es sich zu bestätigen, dass

  16                                                                                                                    IMMOBILIA / Dezember 2020
59

   Immobilien als Sachwerte in Krisenzeiten gefragt
   sind. Das Zuhause und das Wohnen haben natürlich
   einen hohen Stellenwert. Wenn die Leute länger und    Und was zeichnet die gute Wohnung aus?
   häufiger daheim sind, sehen sie den unmittelbaren       Weil eben heute auch alle Nachbarn oft zuhause
   Nutzen. Und es gibt sogar noch neue Käuferkreise:       sind, legen die Menschen Wert auf Privatsphäre
   Leute, die sich zwar ein Eigenheim leisten könnten,     und Rückzugsmöglichkeiten. Wichtig sind die pri-
   aber aus Gründen der Flexibilität darauf verzichtet     vaten Aussenräume, bei Häusern natürlich der ei-
   haben. Viele davon neigen jetzt dazu, die eigenen       gene Garten. Nun sind Gartenwohnungen sehr be-
   vier Wände zu kaufen. Diese Faktoren werden uns         liebt, was früher nicht unbedingt der Fall war. Und
   wohl noch eine Weile lang begleiten.                    generell die Grösse: Anhand der Zahlen zur Ver-
Der Gedanke, mit etwas mehr Abstand zu                     marktungsdauer sehen wir heute eine verstärkte
den Nachbarn und sehr individuell auf ­                    Nachfrage nach 4- und 5-Zimmer-Wohnungen.
dem Land zu wohnen, ist für viele Leute                    Nicht zu vergessen sind die veränderten Anforde-
reizvoll. Werden sich in Zukunft mehr                      rungen an Wohnungsgrundrisse. Ein grosser
­Menschen ­gegen das verdichtete Wohnen                    Wohn- / Essbereich, der direkt vom Wohnungsein-
 in den ­Städten wenden?                                   gang zugänglich ist, bewährt sich im aktuellen Um-
   Nein, in den Daten ist kein solcher Trend erkenn-       feld weniger. Viele Leute wünschen sich jetzt einen      *JÜRG ZULLIGER
   bar. Wir sehen keine rückläufige Nachfrage in ver-      flexibleren Grundriss. Wichtig ist vor allem eine        Der Autor, lic. phil. I, ist
   dichteten Siedlungen der Städte. Auch Angebote in       klarere Trennung der Funktionen – zum einen              Fachjournalist und
   Hochhäusern laufen nach wie vor gut. Sind die Ge-       Rückzugsmöglichkeiten zum Arbeiten oder Schla-           Buchautor mit dem
                                                                                                                    Themenschwerpunkt
   bäude mit einem Lift ausgestattet, werten dies vie-     fen und zum anderen die Flächen, wo die Leute Be-        Immobilien und
   le Leute als Qualitätsmerkmal.                          such empfangen.                                         Immobilienwirtschaft.

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                                                                                                                 Immo
          sagt Marco Hodel
          Leiter Digitalisierung Redinvest Immobilien AG
IMMOBILIENWIRTSCHAFT
  PROJEKTENTWICKLUNG
                                                                                           Die Transformation von Gewerbe- ­

UMNUTZUNG VON                                                                              und Industriearealen gehört im aktuel-
                                                                                           len Marktumfeld zum Alltag. Neben
                                                                                          ­planungsrechtlichen Stolpersteinen
GEWERBE- UND                                                                               ­stellen sich bei komplexer Eigentümer-
                                                                                            struktur auch diverse privatrechtliche
INDUSTRIEAREALEN                                                                            Herausforderungen.
                                                                                          TEXT—MARTIN BÜHLER & RAINER MARTI*

  MODELL­                                                                   Marktwert neu              Marktwert neu
  RECHNUNG                                    Marktwert aktuell
                                                                               effektiv               gemäss Coupon
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  Quelle: Modellierung       Grundstück A       5 000 000           25%    40 000 000       100%      10 000 000          25%            – 30 000 000
  durch FPRE
                             Grundstück B      15 000 000           75%              0        0%      30 000 000          75%             30 000 000

                             Total             20 000 000          100%    40 000 000       100%      40 000 000         100%                        0

                                     Marktwert aktuell                           Marktwert neu                            Marktwert
                                                                                                                        gemäss Coupon
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                                                       75%                                                                                75%

                                     25%                                                                              25%

                                                                                                0%

                               Grundstück A        Grundstück B            Grundstück A     Grundstück B           Grundstück A       Grundstück B

  FORTLAUFENDER TRANSFORMATIONS­                                                          vatrechtliche Herausforderungen, welche Umnutzungs-
PROZESS                                                                                   prozesse verhindern, oder zumindest verzögern können.
   Das Bundesamt für Raumentwicklung (ARE) veröf-                                         Eine dieser Herausforderungen ist der Umgang mit pla-
fentlichte im Jahr 2008 einen Bericht zum Stand der                                       nungsbedingten Mehr- und Minderwerten. Grund ge-
brachliegenden Areale in der Schweiz. Damals kam der                                      nug, diesen Aspekt einmal genauer zu beleuchten.
Bund zum Schluss, dass auf solchen Arealen ein Verdich-                                      Arealentwicklungen können unfair sein. Ein Grund-
tungspotenzial von der Grösse der Stadt Genf bestehe.                                     stück verliert, ein anderes gewinnt an Wert, je nachdem,
Seither wurden viele dieser Brachen, insbesondere an                                      wie Nutzungsmass und -mix über einzelne Arealberei-
guten Lagen, umgenutzt. Bedeutet dies nun für die Zu-                                     che festlegt werden. Ein Grundeigentümer darf auf sei-
kunft, dass die Entwicklungspotenziale in der Schweiz                                     nem Grundstück nach erfolgter Transformation ein
langsam ausgeschöpft sind?                                        WERTAUS­                Hochhaus bauen, ein anderer soll einen Park anlegen.
   Fahrländer Partner identifizierte zuletzt schweizweit          GLEICHE ALS             Hochhaus und Park bilden nach städtebaulicher Vorga-
rund 1500 mögliche Transformationsareale. Dabei han-              ­GEBOT DER              be jedoch eine Einheit. Da das Hochhaus somit nur ge-
delt es sich hauptsächlich um Industrie- und Gewerbe­              ­FAIRNESS –            baut werden darf, wenn auch ein Park angelegt wird, die
areale, welche zwar noch genutzt werden, jedoch über ein            UND DER ÖKO­          beiden Grundeigentümer also aufeinander angewiesen
grosses Standort- bzw. Marktpotenzial verfügen. Mehr                NOMISCHEN             sind, müssen sie sich auf einen Wertausgleich einigen.
als die Hälfte dieser Areale befinden sich in den Regio-            VERNUNFT.
nen Mittelland und Zürich, jeweils rund 15% in den Re-                                    MECHANIK DES WERTAUSGLEICHS
gionen Genfersee und Ostschweiz. Durch den anhalten-                                         Grundlage für die Berechnung eines Wertausgleichs
den Strukturwandel dürften diese Areale auch künftig                                      innerhalb einer Arealentwicklung sind die aktuellen
solchen Transformationsprozessen zugeführt werden.                                        Landwerte. Diese werden nach dem Prinzip einer best-
Im Gegensatz zu den Brachen einer «ersten Generati-                                       möglichen Nutzung der Grundstücke (highest and best
on» weisen die heutigen Gewerbe- und Industrie­areale                                     use), also auch unter Berücksichtigung von Ausnut-
oftmals kleinteilige und sehr komplexe Eigentumsstruk-                                    zungspotenzialen, ermittelt. Angenommen, in einem
turen auf.                                                                                Areal mit einem aktuellen Gesamtwert von 20 Mio. CHF
   Neben den mit der Arealentwicklung verbundenen                                         hat Grundstück A einen Wert von 5 Mio. CHF und
planungsrechtlichen Stolpersteinen stellen sich bei                                       Grundstück B einen Wert von 15 Mio. CHF. Grundstück
komplexer Eigentümerstruktur fortwährend auch pri-                                        A repräsentiert damit einen Wertanteil von 25%, Grund-

  18                                                                                                                                 IMMOBILIA / Dezember 2020
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