Die Ostschweizer Lösung für den FCSG

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Die Ostschweizer Lösung für den FCSG
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                                                                                                     August 6/2012
                                                                                                      Preis Fr. 8.50

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                                                                                                     das Fürstentum
                                                                                                       Liechtenstein

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                                                                           Die Ostschweizer
                                                                        Lösung für den FCSG
                                                                                                 Seite 6

                                                                                             Rorschach:

                                                                                      Aufbruch zu
                                                                                     neuem Glanz
                                                                                                Seite 20

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                                                                                      DENK

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                      Adrian Künzi, CEO der Notenstein AG, über das Starthalbjahr,
                      die weiteren Aussichten und den Stellenwert der Ostschweiz
                      für die Privatbank.
                      Seite 14                                                        ANSTOSS!
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Die Ostschweizer Lösung für den FCSG
Editorial 3

                                              Jodeln gegen den Druck
                                              aus Deutschland
                                              Bekanntlich jodeln wir Schweizer ausnahmslos, und das vom frühen Morgen bis zum
                                              ­späten Abend. Das jedenfalls ist das Bild, das deutsche TV-Macher in einer Reportage
                                               über die Schweiz vermittelten. Aber wir singen nicht nur, wir sind auch Helfershelfer
                                               böser Steuerhinterzieher. Nun aber wehrt sich das arme Deutschland, und deshalb sin-
                                               gen wir Schweizer, wie es ein Sprecher sagte: «Und so jodeln sie an gegen den Druck,
                                               der da von aussen kommt.» Kein Wort über die eigene, eines Rechtsstaates unwürdi-
                                               ge Rolle, die auf Zusammenarbeit mit Kriminellen fusst und Diebesgut mit geheimen
                                               Daten ankauft.
                                               Dabei ist der ganze Zauber doch schwergewichtig politisch begründet. Die Schweiz
                                               hält Deutschland Tag für Tag den Spiegel vor. Wir beweisen: Es ist möglich, mitten in
                                               Europa, mit eigener Währung und ohne EU-Mitgliedschaft erfolgreich zu wirtschaften
                                               und einen florierenden Aussenhandel zu betreiben. Die Schweiz ist der Gegenentwurf
                                               zum Moloch EU, der seit jeher von einer schönen, aber unrealistischen Vision ausging:
                                               Kulturell, ­mentalitätsmässig und in ihrer Leistungsbereitschaft völlig unterschiedliche
                                               Nationen werden über einen Kamm geschert, die Schwächen des einen müssen, wenn
                                               nötig unter Druck der tonangebenden Eurokraten, vom anderen ausgebügelt werden.
                                               Mit der Steuerhinterziehungsdebatte soll die Schweiz nun wenigstens am Rande mit
                                               hineingezogen ­werden in den Umverteilungsschlamassel, den die Brüsseler Verwal-
                                               tungsdiktatur im ­Zusammenspiel mit den einzelnen Regierungen angerichtet hat.
                                               Die schweizfeindlichen Kräfte in Deutschland – vornehmlich rot regierte Bundeslän-
                                               der – agieren einerseits aus einer Position der Stärke, anderseits erinnern sie an Kin-
                                               der, die ­wütend «stämpfelen», weil sie merken, dass der andere bessere Karten in der
                                               Hand hat. Damit tut Deutschland im Fall der Schweiz exakt das, was es seit vielen Jah-
                                               ren mit den ­eigenen Unternehmern tut: Statt sich zu freuen über positive Beispiele und
                                               von ihnen zu profitieren, macht man den Erfolgreichen mit einer Hochsteuerpolitik
                                               das Leben schwer. Mit dem Resultat eben, dass deutsche Unternehmer dorthin flüch-
                                               ten, wo man sie zu ­schätzen weiss… Liebe Nachbarn, respektiert die Gesetze anderer
                                               Länder (wozu etwa das Schweizer Bankgeheimnis gehört), setzt Eure Steuerpolizisten
                                               an die Luft und stellt dafür eine Reihe von unternehmerisch denkenden Leuten ein.
                                               Schickt diese dann zu uns in einen Lehrgang für unternehmer- und wirtschaftsfreund-
                                               lichen Umgang mit Steuerzahlern. Das füllt die Kassen nachhaltig – und ohne Raub­
                                               züge in souveränen Nachbarstaaten.

                                              Natal Schnetzer
                                              Verleger

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Die Ostschweizer Lösung für den FCSG
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                                        achten wir auf den
                                        eine hohe Servicequalität.»

                                              Nina Jordi
                                              Stellvertretende Geschäftsführerin
                                              RailAway AG

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Die Ostschweizer Lösung für den FCSG
Inhalt 5

                                                                         «Konfiskation
                                                                         wird salonfähig»
                                                                         Der neue Präsident des Hauseigentümer-
                                                                         verbandes Kanton St.Gallen, Kantonsrat
                                                                         Walter Locher, hat grosse Vorbehalte ge-
                                                                         gen das verschärfte Raumplanungsrecht.

                                                                         Seite 10

                      20   Rorschach blüht auf                      40   Hirslanden investiert in die Ostschweiz
                           In Rorschach wird gebaut, neue                Die St.Galler Klinik Stephanshorn liess inner-
                           Arbeitsplätze entstehen – dank                halb weniger Tage aus Fertigbauelementen ein
                           unternehmerisch geprägter Politik.            neues Gesundheitszentrum errichten.

                      26 Eingeschränkte Pensionskassenbezüge        46   Treffpunkt Ost
                      		 für Immobilienerwerb                            Der Romanshorner Unternehmer Roland
                         Albert Koller, SGKB, zu den neuen               Gutjahr ist als Oberthurgauer des Jahres 2012
                         Mindestanforderungen für die Belehnung          ausgezeichnet worden.
                         von Wohnliegenschaften.
                                                                    48   Der Gestalter in der Verwaltung
                      28   Medien                                        Markus Walt leitet seit Kurzem das Amt für
                           Die «Greater Zurich Area» (GZA) will          Wirtschaft im Kanton Appenzell Innerrhoden.
                           die ganze Deutschschweiz vereinnahmen.
                           Die St.GallenBodenseeArea winkt ab.      54   Nach der Finanzkrise die Talentkrise
                                                                         Die Sorge vieler Unternehmen gilt einer neuen
                      30    Faserplast AG auf Erfolgskurs                Herausforderung: dem wachsenden Mangel
                           Pascal Kesseli, CEO der Faserplast AG,        an qualifizierten Fachkräften.
                           Rickenbach, hat seine Firma zu einem
                           schweizweit und international tätigen    57   Der erste «Diamant»-Preisträger
                           ­Handels- und Industrieunternehmen            Der erstmals verliehene Jungunternehmer-
                            geformt.                                     preis STARTFELD Diamant ging an die Verpa-
                                                                         ckungsfirma Weibel CDS AG aus Waldstatt.
                      36 «Gute Rahmenbedingungen,
                      		 kurze Wege, wenig Bürokratie»              61   Von Hypes und Trends
                         Werkplatzkampagne des Thurgauer                 Vorschau auf den diesjährigen Networking-Tag
                         Standortmarketings.                             der FHS Alumni St.Gallen mit Freddy Nock.

                                                                    64   Sechs Teams greifen nach der Trophäe
Der Hochseilläufer                                                       Der WTT Young Leader Award wird
Freddy Nock in                                                           Ende September in St.Gallen verliehen.
adrenalinintensiver
Situation                                                           73   «Bei uns wird schon nichts passieren»
                                                                         Kleine und mittlere Unternehmen sind für die
                                                                         Sicherheit ihrer IT oft zuwenig sensibilisiert.

                                                                                                     LEADER | August 2012
Die Ostschweizer Lösung für den FCSG
6 Interview

 «Wir wollen die Abhängigkeit
 vom Sport verkleinern»
                  Seit bald zwei Jahren führt Dölf Früh aus Teufen den FCSG. Er will erfolg­
                  reichen Fussball in der Ostschweiz nachhaltig sichern, und das, indem er den
                  FC St.Gallen geografisch und thematisch auf eine breitere Basis stellt.
                  Bislang scheint die Rechnung aufzugehen. Und Früh hat bereits bewiesen,
                  dass ihn Rückschläge nicht aus der Bahn werfen können. Eine Annäherung.

                  Text: Stefan Millius Bild: Bodo Rüedi

                  Am Anfang der Geschichte stand ein Kalauer aus der        feld. Darauf angesprochen, ob die Marke FCSG unter
                  Blick-Redaktion. «Es ist nie zu spät – jetzt kommt        der erneuten Zweitklassigkeit gelitten habe, ob sie
                  Früh» titelte das Blatt, als der Teufener Dölf Früh       sich auf Sponsoring und Merchandising auswirkte,
                  im Spätherbst 2010 im Zusammenhang mit dem FC             winkt Dölf Früh energisch ab. «Ganz und gar nicht,
                  St.Gallen in Erscheinung trat. Der Medienunterneh-        im Gegenteil.» Nach dem Abstieg habe man viel po-
                  mer kam als einer von mehreren Rettern, die Geld          sitives Feedback erhalten aus dem Umfeld, und fast
                  einschossen, in Frühs Fall 2,7 Millionen Franken. Da-     alle Sponsoren hätten ihr Engagement beibehalten
                  rüber hinaus übernahm er an der Vereinsspitze auch        oder sogar erhöht. Früh weiter: «Im Merchandising,
                  die Verantwortung. Früh war seit langer Zeit Weg-         bei Fanartikeln, haben wir zudem eine deutliche Um-
                  gefährte des Ostschweizer Clubs, nun avancierte er        satzsteigerung erzielt, die uns ebenso aufzeigt, dass
                  zum ersten Mann. Und das aus höchster Not heraus,         wir auf dem richtigen Weg sind. Durch den souverä-
                  zu einem Zeitpunkt, als es um Leben und Tod ging für      nen Aufstieg haben wir nun weiteren Rückenwind
                  den FCSG – einmal mehr.                                   erhalten, mit dem wir die Saison in der Super League
                                                                            angehen werden.»
                  Turbulenter Start
                  Das war vor bald zwei Jahren. Und in dieser kurzen        Auf hohem Niveau gehalten
                  Zeit hatte Dölf Früh die zweifelhafte Ehre, das Wech-     Unternehmerische Erfahrung und eine ruhige Hand
                  selbad der Gefühle, dem der FC St.Gallen seit lan-        stellte die Clubführung nicht zuletzt dadurch unter
                  ger Zeit ausgesetzt ist, gleich selbst auszukosten. Der   Beweis, dass sie nach dem Abstieg den «Apparat»
                  sportliche Abstieg in die Niederungen der Challenge       rund um den FCSG nicht etwa panikartig nach unten
                                                                            fuhr, sondern – auch dank treuer Sponsoren – die In-
                                                                            frastruktur auf dem hohen Niveau hielt. Denn einen
 «Im Merchandising haben wir eine                                           einmal gedrosselten Motor nach dem Aufstieg wie-
 deutliche Umsatzsteigerung erzielt.»                                       der auf Touren zu bringen, wäre zweifellos teurer ge-
                                                                            wesen und hätte seine Zeit gedauert. Nach dem Auf-
                                                                            stieg – dem stets erklärten Ziel – sofort wieder auf Su-
                  League war ein Imagedämpfer – und ein Rückschlag          per-League-Niveau arbeiten zu können, das war die
                  im Fahrplan, den Club nach der Rettung in ruhigere        Absicht.
                  Wasser zu führen. Allerdings: Schon hier zeigte sich,     Doch wie deckungsgleich sind sie überhaupt, die
                  dass der FCSG mit Recht auf einen erfahrenen Unter-       beiden Bereiche Wirtschaft und Sport? Es gebe vie-
                  nehmer gesetzt hatte. Für Früh war die Saison in der      le Parallelen, sagt Dölf Früh: «Man braucht die rich-
                  Challenge League sicher eine unangenehme Erfah-           tige Strategie, die richtigen Führungsleute, und man
                  rung, aber eine kalkulierbare. «Es war von vornherein     muss Mitarbeiter zu einem funktionierenden Team
                  klar, dass wir in der Challenge-League-Saison mit dem     zusammenfügen. Es ist entscheidend, die Marktsi-
                  Ziel des sofortigen Wiederaufstiegs ein wirtschaftli-     tuation richtig zu beurteilen und den Markt mit Pro-
                  ches Minus einfahren würden», erinnert er sich. «Dies     dukten zu beliefern, die beim Konsumenten, beim
                  war einkalkuliert, von daher haben wir vorab sicher-      Publikum ankommen.» Anders hingegen sei sicher-
                  gestellt, dass der Verlust aufgefangen wird.»             lich, dass der Erfolg im Sport nicht immer planbar ist:
                  Diese Sicherheit, die der neue Präsident damals aus-      «Es gibt viel Hektik in diesem Geschäft, die Betrach-
                  strahlte, übertrug sich offenbar auch auf das Um-         tung von ausserhalb ist sehr emotional geprägt. Und

                                                                                                               LEADER | August 2012
Die Ostschweizer Lösung für den FCSG
Interview 7

Dölf Früh:
Erfolgreich dank Erfahrung,
Vernetzung und Visionen.

                              LEADER | August 2012
Die Ostschweizer Lösung für den FCSG
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Die Ostschweizer Lösung für den FCSG
Interview 9

                  im Gegensatz zur Wirtschaft ziehen wir nach jedem        digt worden, man habe die Dinge nun im Griff, klaff-
                  Spiel ein Fazit, nicht quartals- oder jahresweise.»      te auch schon das nächste Loch in der Kasse – und die
                                                                           treuen Supporter wurden abermals gebeten zu hel-
                  Reine Ostschweizer Lösung                                fen. Ein Zustand, der einem Vollblutunternehmer ein
                  Wo Parallelen vorhanden sind, war Dölf Früh ohne         Dorn im Auge sein muss. «Alle unsere Anstrengun-
                  Zweifel der richtige Mann; an seinen Qualitäten in       gen gehen dahin, dass wir langfristig auf gesunden
                  Sachen Unternehmensführung zweifelt kaum je-             Beinen stehen», sagt Dölf Früh zu diesem Thema. Die
                  mand. Darüber hinaus war es – gerade in den Tagen        Abteilung Verkauf werde nachhaltig ausgebaut; in
                  und Wochen vor der dringend nötigen Rettung – sei-       den Bereichen Werbung, Sponsoring und Merchan-
                  ne starke Vernetzung innerhalb der Ostschweizer          dising wolle man das gesamte Einzugsgebiet von der
                  Wirtschaft, die segensreich war. Denn nicht nur er,      Region Zürich bis ins Bündnerland bedienen und die
                  eine ganze Gruppe von Persönlichkeiten aus der Re-       reine Abhängigkeit vom Sport verkleinern.
                  gion griff tief in die Tasche. Und das hätte sie kaum    Ganz entscheidend in den Bemühungen sei auch
                  getan, wäre das Vertrauen in den neuen starken           das Projekt «FutureChampsOstschweiz». Früh dazu:
                  Mann im Verein nicht vorhanden gewesen. Dölf Früh        «Wir leisten hier mit unseren Partnern eine einma-
                  wies damals vor den Medien auch darauf hin, dass es      lige, herausragende Nachwuchsförderung, die be-
                  zahlreiche «exotische Angebote» gegeben habe, wie        reits heute auf fünf Jahre hinaus durch Sponsoring-
                  immer, wenn es um einen Sportverein geht. Ihm war        beiträge gesichert ist. Selbstverständlich ist es un-
                  es trotz aller Dramatik der Situation jedoch wichtig,    ser Ziel, aus dieser Nachwuchsförderung heraus
                  dass die Grün-Weissen mittels einer Ostschweizer         junge Spieler aus der Region in unserem Profikader
                  Lösung gerettet wurden – was dann auch geschah.          einbauen zu können – aber auch, Transfererlöse zu
                                                                           generieren.» Der Teufener ist kein Verdränger und
                                                                           weiss, dass schwierige Situationen im Sport bei al-
«Es gibt viel Hektik in diesem Geschäft; die Betrach­                      ler Planung stets wieder auftreten können. Man wol-
tung von ausserhalb ist sehr emotional geprägt.»                           le finanzielle Reserven bilden, um solche – sollten sie
                                                                           kommen – überstehen zu können.

                  Ebenfalls vorteilhaft war die Tatsache, dass mit Früh    Wirtschaft als Partner
                  einer auf den Plan trat, der dem Club zwar sehr ver-     Weil das Eintrittsgeld der Fans und die unberechen-
                  bunden ist, aber dennoch eine gewisse Distanz zum        baren Erlöse aus dem Transfergeschäft nicht reichen,
                  Geschehen pflegt und sich bei aller Liebe zum Fuss-      um einen Verein auf diesem Niveau zu betreiben,
                  ball nicht von Emotionen leiten lässt. Er habe durch     bleibt die Wirtschaft für den FCSG ein notwendiger
                  diese Distanz auch in hektischen Situationen die         Partner. Dölf Früh will auf sportlicher und anderer
                  Ruhe bewahren können, «und das ist eine wichtige         Ebene beweisen, dass der Fussballclub eine Bedeu-
                  Aufgabe für einen Verwaltungsratpräsidenten».            tung für die Ostschweiz hat und so die Verbundenheit
                                                                           zur Wirtschaft stärken. Neben ideellen Werten gebe
                  Neuorganisation greift                                   man interessierten Unternehmen aber auch Handfes-
                  Als der Club nach der Euphorie rund um das neue          tes. «Die AFG Arena bietet hervorragende Möglich-
                  Stadion im Wechselspiel finanziell und sportlich ins     keiten für Firmen, sich zu präsentieren. Diese Wer-
                  Schlingern geriet, wurde auch Kritik an der Organi-      beflächen und Dienstleistungen wollen wir weiter
                  sation laut. Viele Anhänger hatten kaum mehr den         ausbauen und verbessern. Und nicht zuletzt steht die
                  Durchblick angesichts der verschiedenen Aktienge-        Betreuung unserer Partner und Sponsoren in unse-
                  sellschaften, die sich rund um den FCSG und das Sta-     rem Fokus, um die guten Beziehungen weiter zu pfle-
                  dion tummelten. Bei der Sanierung habe man die Or-       gen und langfristig gemeinsam erfolgreich zu sein.»
                  ganisation bewusst geändert, so Früh, und die neu-       Das alles ist schnell und leicht dahingesagt – aber
                  en Strukturen greifen laut ihm. «Die Stadion AG als      nur mühsam zu realisieren. Nicht nur, aber auch an
                  Besitzerin ist absolut eigenständig, die FC St.Gallen    der Spitze des FCSG fällt diese Arbeit an. Derzeit be-
                  Event AG ist für den wirtschaftlichen Bereich zustän-    deute das sicherlich ein enormes Engagement für ihn
                  dig und die FC St.Gallen AG für den Sport. Die kla-      persönlich, stellt Dölf Früh fest, aber dieses trage er
                  re Trennung der einzelnen Kompetenzbereiche war          gern, «denn der Verein ist eine Herzensangelegen-
                  wichtig und hat sich absolut bewährt. Dadurch, dass      heit». Im Unterschied zu seinen Vorgängern ist Früh
                  die Event AG wie die FC St.Gallen AG vom gleichen        weniger Kritik ausgesetzt, und öffentliche Polemik
                  Verwaltungsrat geführt werden, haben wir wesent-         hat er kaum zu ertragen. Weshalb das so ist, mag er
                  lich einfachere Entscheidungswege.»                      nicht selbst beurteilen. «Wichtig für mich in meiner
                  Das alles dient vor allem einem Ziel: einer nachhalti-   täglichen Arbeit ist, den Verein nach vorne zu brin-
                  gen Gesundung, einer langfristigen Sicherung. Denn       gen und weiterzuentwickeln. Es geht nicht um die
                  was über Jahre und Jahrzehnte an der Substanz des        Person Dölf Früh, sondern um den FC St.Gallen.» Die
                  Vereins geknabbert hatte, waren die sich laufend         Feststellung ist verbunden mit einem Versprechen:
                  wiederholenden Rettungsaktionen. Kaum war nach           «Von daher freue ich mich auf weitere spannende
                  einer Massnahme oder einer Bettelaktion angekün-         und erfolgreiche Jahre mit dem FCSG.»

                                                                                                             LEADER | August 2012
Die Ostschweizer Lösung für den FCSG
10 Interview

               Walter Locher:
               «Die Linke will nicht Aus-
               gleich, sie will Gleichheit
               und Konfiskation.»

                            LEADER | August 2012
Interview 11

«Es führt kein Weg an einer echten
Dezentralisierung vorbei»
                  Der neue Präsident des Hauseigentümerverbandes Kanton St.Gallen,
                  ­Kantonsrat Walter Locher, äussert sich im LEADER-Interview besorgt über
                   die zunehmend kritische Betrachtung von Wohlstand bis hin zu eigen­
                   tumsfeindlichen Tendenzen. Grosse Fragezeichen setzt er zum verschärften
                   Raumplanungsrecht sowie zum Raumplanungskonzept des Bundes,
                   das die Ostschweiz massiv benachteiligen würde.

                  Interview: Richard Ammann Bilder: Bodo Rüedi

                  Dem Eigentum und seiner Förderung weht ein rau-          – Der aufziehende Sturm über Europa – verursacht
                  er Wind entgegen. Wird Konfiskation salonfähig?            durch hemmungsloses Schuldenmachen einzelner
                  Leider immer mehr, ja. In den letzten beiden Jahren        Volkswirtschaften – wird unsere Konjunktur sehr
                  wurden auf Stufe Bund und in einzelnen Kantonen            belasten und die Versuchung der Politik mit sich
                  politische Entscheid gefällt und Vorlagen aufgegleist,     bringen, benötigtes Geld zum Ölen der Staatma-
                  die das Verständnis für die Wichtigkeit von Eigen-         schinerie und überbordender Sozialwerke vor al-
                  tum immer mehr vermissen lassen. Wir entwickeln            lem bei jenen zu holen, die es sich selbst erspart
                  uns immer deutlicher zu einer Neidgesellschaft, in         haben. Die Grundeigentümer und der Mittelstand
                  der vor allem denen etwas genommen wird, die es            werden, weil sie nicht mobil sind, als erste betrof-
                  sich selbst erarbeitet haben. Wohlstand wird viel kri-     fen sein.
                  tischer betrachtet und die Bereitschaft wächst, ihn
                  steuerlich stärker abzuschöpfen oder durch Verbote       Die Zeche bezahlt in erster Linie der Mittelstand, da-
                  zu beschränken:                                          bei ist jede in Freiheit und Demokratie verfasste Ge-
                                                                           sellschaft auf ein Mindestmass an Solidarität der
                                                                           Leistungsstarken mit den Schwachen angewiesen.
«Wir entwickeln uns immer deutlicher zu einer                              Die Linke aber will etwas ganz anderes: Sie will nicht
Neidgesellschaft, in der vor allem denen etwas ge­                         Ausgleich, sie will Gleichheit und Konfiskation.

nommen wird, die es sich selbst erarbeitet haben.»
                                                                           Wo liegen für den HEV die Fragezeichen beim ver-
                                                                           schärften Raumplanungsrecht?
                  – Im März 2011 ist die im Kern eigentumsfeindliche       Sowohl die Rückzonungspflicht von zu grossen Bau-
                    Zweitwohnungsinitiative angenommen worden.             zonen als auch die Verpflichtung zur Zwangsüber-
                  – Vor zwei Monaten hat das eidgenössische Parla-         bauung der Grundstücke innert bestimmter Fristen
                    ment im Rahmen der Behandlung des Raumpla-             und die zwingende Bundeslösung zur Mehrwert-
                    nungsgesetzes die umstrittene Mehrwertabschöp-         abgabe schränken die verfassungsmässigen Eigen-
                    fung von 20 Prozent beschlossen und – in vorausei-     tumsrechte massiv ein. Der Ausgleich für erhebliche
                    lendem Gehorsam – hat das Thurgauer Stimmvolk          planerische Vorteile erfolgt zu einem wesentlichen
                    zu einer solchen Mehrwertabgabe im Juni bereits        Teil bereits heute über die Grundstückgewinnsteuer.
                    ja gesagt. Im Entwurf zu einem st. gallischen Bau-     Mit gutem Grund wurden denn auch in verschiede-
                    gesetz werden sogar 30 Prozent vorgeschlagen.          nen Kantonen bis heute Gesetzesvorlagen im Zusam-
                  – Angekündigt und am Horizont bereits spürbar ist        menhang mit dem weitergehenden Ausgleich von
                    die nationale Erbschaftsteuer, die den freien Über-    Planungsvorteilen abgelehnt. Dies gilt umso mehr,
                    gang auch von Grundeigentum von einer Generati-        als im gegenteiligen Fall, nämlich bei der Entschä-
                    on auf die nächste empfindlich einschränken und        digung von Planungsnachteilen (Auszonungen, Be-
                    besteuern will. Der Grundsatz, dass Eigentum un-       schränkungen des Grundeigentums) die bundesge-
                    geschmälert erhalten, gemehrt und an die nächs-        richtliche Rechtsprechung sehr restriktiv ist.
                    te Generation übertragen werden kann, ist damit        Die Bestimmungen des revidierten Raumplanungs-
                    hochgradig gefährdet.                                  gesetzes führen zudem auf allen drei Staatsebenen

                                                                                                             LEADER | August 2012
12 Interview

                                                                           die Schweiz derzeit jährlich um rund 80‘000 Einwoh-
                                                                           ner pro Jahr wächst. Unser Wohlstand und der aus-
                                                                           gebaute Sozialstaat können längerfristig nur so auf-
                                                                           recht erhalten werden.
                                                                           Wachstum ist durch flexible Lösungen zu ermög-
                                                                           lichen. Will man die gesellschaftliche und wirt-
                                                                           schaftliche Dynamik nicht vollständig abwürgen,
                                                                           sind Zonenerweiterungen unabdingbar. Die Initiati-
                                                                           ve behindert neue Einzonungen an raumplanerisch
                                                                           sinnvollen Orten: konkret in Städten oder Agglome-
                                                                           rationen mit guter Anbindung an den öffentlichen
                                                                           Verkehr. Folge wird sein, dass vermehrt an periphe-
                                                                           ren Lagen gebaut wird, wo noch Baulandreserven
                                                                           verfügbar sind. Damit schreitet die Zersiedelung
                                                                           weiter voran.
                                                                           So oder so wären in gewissen Gebieten wegen der
                                                                           durch die künstliche Verknappung des Baulandes be-
                                                                           wirkten Preissteigerungen Wirtschaft und Bevölke-
                                                                           rung die Opfer der starren Vorgaben der Initiative.
                                                                           Der Boden würde sich an den raumplanerisch sinn-
                                                                           vollen Standorten weiter verteuern, was wiederum
                                                                           die Kaufpreise und die Mieten in die Höhe treiben
                                                                           dürfte. Mit dem Einfrieren der Bauzonen während
                    insgesamt zu mehr Bürokratie und komplizierteren       20 Jahren würden ausgerechnet Gemeinden und
                    Verfahren, etwa bei der Mehrwertabgabe oder der        Kantone bestraft und ihrer Entwicklungspotentiale
                    Rückzonungspflicht.                                    beraubt, die bisher eine restriktive Siedlungspolitik
                    Raumplanung ist zudem grundsätzlich Sache der          verfolgt haben.
                    Kantone. Der Bund soll nur die Grundsätze festle-
                    gen. Die Situation ist in der Stadt Basel anders als   Befürworter der Gesetzesrevision befürchten be-
                    im ländlichen Appenzell, die Siedlungsstruktur in      reits «Last-Minute-Einzonungen» während der lau-
                    Zürich weicht von jener im Kanton Uri völlig ab. Die   fenden Referendumsfrist. Kann man in so kurzer
                                                                           Zeit überhaupt Zonenplanrevisionen realisieren?
                                                                           Die Initianten befürchten das und machen bereits
   «Die Bestimmungen des revidierten                                       jetzt Druck. Die Stiftung für Landschaftsschutz hat
   Raumplanungsgesetzes führen auf allen                                   bereits ein Moratorium für Einzonungen gefordert.
                                                                           So kommen wir nicht mehr weiter. Neues Recht gilt
   drei Staatsebenen insgesamt zu mehr                                     ab dann, wenn es angenommen ist. Sonst wird der
   Bürokratie und komplizierteren Verfahren.»                              Rechtsstaat total ausgehöhlt. Wenn einzelne Ge-
                                                                           meinden versuchen, bereits laufende Planungspro-
                                                                           zesse zu beschleunigen, so ist das legal und legitim.
                    vom Parlament beschlossene Revision des RPG ver-       Es ist darin nichts Verwerfliches zu erkennen.
                    stärkt die Kompetenzen des Bundes, der den Kanto-      Zonenplanrevisionen brauchen Zeit und können
                    nen zum Beispiel neue detaillierte Vorschriften zur    nach Gesetz nicht beliebig oft in die Wege geleitet
                    Ausgestaltung der Richtpläne aufzwingt. Diesen An-     werden. Es gilt der Grundsatz der Planbeständig-
                    griff werden auch die Haus- und Grundeigentümer        keit, der es erst nach einer bestimmten Zeit wieder
                    zu spüren bekommen.                                    erlaubt, Zonenpläne abzuändern. Damit ist der Ge-
                                                                           meindeautonomie im Planungsbereich eine klare
                    Wie würde sich die Zwangsredimensionierung             Grenze gesetzt.
                    grosser Bauzonen und das Verbot zur Neueinzo-          Es ist allerdings typisch, dass auch diese Gesetzesre-
                    nung auf 20 Jahre hinaus auswirken?                    vision seitens bestimmter Kreise bereits wieder dazu
                    Zunächst muss eines festgehalten werden: Ein haus-     benutzt wird, neue Beschränkungen zu verlangen.
                    hälterischer Umgang mit dem Boden ist geboten.         So hat der Geschäftsführer der Stiftung für Land-
                    Starre Begrenzungen des Flächenkonsums sind aber       schaftsschutz jüngst eine Ausdehnung des Verbands-
                    auch aus Sicht der Haus- und Grundeigentümer ab-       beschwerderechtes auf Einzonungen verlangt – an-
                    zulehnen.                                              geblich, um der drohenden Zersiedelung entgegen-
                    Der HEV verschliesst sich den Problemen und Defi-      zuwirken. Es handelt sich dabei in Tat und Wahrheit
                    ziten in der Raumordnung nicht und ist bereit, ver-    aber einfach um ein altes Postulat einzelner Umwelt-
                    antwortungsvolle Antworten darauf zu unterstüt-        verbände, das nun so – gewissermassen als Neben-
                    zen. Radikallösungen sind jedoch abzulehnen. Es ist    effekt der Gesetzesrevision – möglichst geräuschlos
                    in diesem Zusammenhang daran zu erinnern, dass         eingeführt werden sollte.

                                                                                                             LEADER | August 2012
Interview 13

                 Grundeigentümer sollen für ausgezontes Bauland         stösst. In Zentren arbeiten – an der Peripherie woh-
                 entschädigt werden. Reicht das aus der Mehrwert-       nen. Will man das Problem aber nachhaltig lösen,
                 abschöpfung bei Neueinzonungen vorgesehene             führt kein Weg an einer echten Dezentralisierung
                 Geld dafür aus?                                        – auch wieder der Arbeitsplätze – vorbei. Die Men-
                 Nach Schätzungen von Experten müssten in der           schen sollten wieder verstärkt dort arbeiten können,
                 Schweiz insgesamt rund 18‘800 Hektaren aus der         wo sie wohnen und die Lebensqualität besonders
                 Bauzone betroffener Gemeinden ausgezont werden.        hoch ist. Zum Beispiel in der Ostschweiz.
                 Geht man von einem Durchschnittspreis von hundert
                 Franken aus, so ergeben sich Gesamtkosten von 18.8     Was für Ziele haben Sie sich als HEV-Präsident für
                 Milliarden Franken Wenn die Mehrwertabschöpfung        die nächsten Jahre gesetzt?
                                                                        Ich will den Eigentumsgedanken und den Wert des
                                                                        Eigentums wieder verstärkter fördern und Entwick-
«Einen Vertreter des Kantons St.Gallen sucht man                        lungen – auch steuerliche Belastungen – entgegen-
in der Projektgruppe des Bundes vergeblich.»                            treten, die immer mehr ins Eigentum eingreifen und
                                                                        dieses auszuhöhlen versuchen.
                                                                        Der HEV soll durch unsere Mitglieder weiterhin als
                 zur Bezahlung dieser Entschädigungen nicht aus-        wertvoller Dienstleister, der mit Rat und Tat zur Sei-
                 reicht – Berechnungen hierzu sind schwierig – wer-     te steht wahr- und in Anspruch genommen werden
                 den die Kosten einfach zu Lasten der betroffenen Ge-   können. Die Sektionen leisten dabei eine sehr wich-
                 meinden oder besser des Steuerzahlers gehen.           tige Arbeit. Sie sollen durch den Verband aktiv unter-
                                                                        stützt werden.
                 Was halten Sie vom Raumkonzept des Bundes mit          Der erfreuliche starke Mitgliederzuwachses in den
                 vier Grossregionen Zürich, Basel, Genf und Bern?       letzten 10 Jahren von + 35 Prozent auf derzeit rund
                 Werden die Interessen der Ostschweiz darin ver-        27 500 Mitglieder soll möglichst weitergehen. Wir
                 nachlässigt?                                           freuen uns über jeden Haus- und Grundeigentümer,
                 Das Raumkonzept Schweiz stellt einen nächsten Ver-     der zu uns stösst – ob alt oder jung. Denn jedes Mit-
                 such dar, in Fragen des Bodenrechtes und der Raum-     glied unterstützt uns in unseren Bemühungen zur
                 planung den Kantonen und Gemeinden weitere             Stärkung des Haus- und Grundeigentums.
                 Kompetenzen zu entziehen. Es spurt Entscheidun-        Aktuell setze ich mich für die Annahme der HEV-Ini-
                 gen vor, welche ausschliesslich von demokratisch       tiative «Sicheres Wohnen im Alter» ein, über die wir
                 gewählten Gremien getroffen werden müssen. Inte-       im September abstimmen. Tausende ältere Wohnei-
                 ressant ist, dass das Konzept durch ein zufällig zu-   gentümer aus dem Mittelstand leiden unter der un-
                 sammengestelltes Team von Planern, Verwaltungs-        fairen Besteuerung des Eigenmietwertes. Sie haben
                 fachleuten und Politikern erarbeitet wurde, in dem     ihre Hypothekarschulden abbezahlt und werden für
                 die Ostschweiz praktisch nicht vertreten war. Einen    ihre Schuldenfreiheit mit hohen, ungerechten Steu-
                 Vertreter des Kantons St. Gallen sucht man in der      ern bestraft, sodass sie ihr Eigentum unter Umstän-
                 Projektgruppe sogar ganz vergeblich! Es verwun-        den veräussern müssen. Damit gefährdet der Fiskus
                 dert daher nicht, dass die Interessen der Ostschweiz   nicht nur unsere Volkswirtschaft, sondern torpediert
                 im Konzept massiv vernachlässigt wurden.               auch eine zielführende Vorsorgepolitik und unter-
                 Das Konzept sieht nur noch drei Metropolitanregio-     gräbt Rechtschaffenheit und Eigenverantwortung.
                 nen vor: Zürich, Basel und Genfersee sowie das Ge-     Die Schuldenfreiheit wird damit bestraft – das darf
                 biet um die Hauptstadt Bern. Vorwiegend in diesen      nicht länger sein.
                 Räumen soll die internationale und nationale Wett-
                 bewerbsfähigkeit erhalten und gefördert werden.
                 Die Ostschweiz hat nur noch Vorzimmerfunktion zu
                 diesen Räumen. Eine Metropolitanregion St.Gallen
                 – beispielsweise mit den Kantonen St.Gallen, Thur-       Zur Person
                 gau, Appenzell Inner- und Ausserrhoden, Vorarlberg,      Dr. iur. Walter Locher ist selbständiger Rechtsanwalt
                 Süddeutschland und dem Fürstentum Liechtenstein          in St.Gallen. Seit 2003 ist er Kantonsrat (Mitglied der
                 sucht man dagegen vergeblich. Die Ostschweiz gilt        FDP-Fraktion), Präsident der Rechtspflegekommissi-
                 nur noch als «ländlicher Raum» und es wird einseitig     on. 2010/11 präsidierte er den Kantonsrat. Locher ist
                 einfach auf den Schutz- und Erholungsaspekt unse-        Verwaltungsratsmitglied verschiedener Ostschwei-
                 rer Region verwiesen, obwohl sie ein sehr bedeuten-      zer Unternehmen, so u.a. bei der Druckguss Systeme
                 der Wirtschafts- und Wohnraum ist. Die Ostschweiz        AG St.Gallen (Präsident), der Gebrüder Knie Schweiz
                 hat in beiden Bereichen weiterhin grosse Entwick-        National-Circus AG und der HEV-Verwaltungs-AG
                 lungschancen, welche nicht verunmöglicht werden          St.Gallen. Seit kurzem präsidiert er den kantonalen
                 dürfen, sondern gefördert werden müssen. Davon           Hauseigentümerverband. Walter Locher ist ausser-
                 liest man nichts.                                        dem Stiftungsrat der Walter und Verena Spühl-­
                 Mit dem Raumkonzept Schweiz wird eine Entwick-           Stiftung, der J.S. Bach-Stiftung und der Kinder- und
                 lung verstärkt, die immer mehr an ihre Grenzen           Jugendpsychiatrischen Dienste St.Gallen.

                                                                                                            LEADER | August 2012
14 Interview

   «Man muss stets einen Plan B
   und einen Plan C bereithaben»
                    Der Bankenplatz St.Gallen hat aufregende Monate hinter sich: Anfang
                    Jahr entstand aus der ehemaligen Wegelin & Co. die Notenstein Privatbank.
                    Als neue Eigentümerin trat Raiffeisen auf den Plan. Adrian Künzi, CEO der
                    Notenstein AG, im Gespräch über das Starthalbjahr, die weiteren Aussichten
                    und den Stellenwert der Ostschweiz für die Privatbank.

                    Interview: Stefan Millius Bild: Bodo Rüedi

                    Adrian Künzi, nach den ersten drei Monaten als           Angesichts der turbulenten Entstehungsgeschich-
                    Notenstein Privatbank haben Sie in verschiede-           te muss sich aber mehr geändert haben als nur
                    nen Interviews eine Startbilanz gezogen. Inzwi-          Name und Eigentümer. Allgemein wurde erwartet,
                    schen sind wieder einige Monate vergangen. Wie           dass die neue Bank einiges anders anpackt als die
                    präsentiert sich die Bilanz jetzt?                       Vorgängerin. Hat das – zusätzlich zu den zurückge-
                    Wir können definitiv feststellen, dass wir das Schiff    wonnenen Kunden – eine neue Art von Kunden ge-
                    aus dem Sturm herausführen konnten. Per Ende Juni        bracht?
                    haben wir 21 Milliarden Franken Kundengelder ver-        Am Anfang stand natürlich die Frage: Wie positio-
                    waltet. Das entspricht einem Rückgang von rund           nieren wir uns strategisch im aktuellen Umfeld? Tat-
                                                                             sächlich bot sich die einmalige Gelegenheit, mit dem
                                                                             Aufbau einer neuen Bank bewusste Akzente zu set-
   «Uns bot sich die einmalige Gelegenheit,                                  zen. Erste Priorität hatte für uns von Anfang an der
   mit dem Aufbau einer neuen Bank                                           weitere Ausbau des Geschäfts in der Schweiz, wo wir
   bewusste Akzente zu setzen.»                                              an 13 Standorten vertreten sind. 70 Prozent unse-
                                                                             rer Kundengelder stammen aus der Schweiz, das ist
                                                                             ein stolzer Wert. Das ist im Übrigen auch die Quali-
                    fünf Prozent gegenüber der Endphase der Bank We-         tät, die Raiffeisen sofort erkannt hat. Die Übernah-
                    gelin. Damit können wir von einem sehr erfolgrei-        me der neuen Bank war für Raiffeisen eine einmalige
                    chen Start sprechen. Mittlerweile konnte der Abfluss     Gelegenheit, und sie weist eine hohe Logik auf, weil
                    gestoppt werden.                                         wir eben beide im Heimmarkt sehr stark sind und gut
                                                                             zusammenpassen. Die zweite Priorität ist der Ausbau
                    Worauf führen Sie es zurück, dass der Aderlass           des institutionellen Bereichs, vor allem mit Schwei-
                    nach dem medial stark begleiteten Wechsel von            zer Pensionskassen. Schon heute betreuen wir rund
                    Wegelin zu Notenstein und Raiffeisen als neuer Ei-       150 Kunden in diesem Segment. Wir weisen hier ein
                    gentümerin nicht grösser war?                            sehr gutes Produkteangebot aus und verstehen uns
                    Ich sehe im Wesentlichen zwei Gründe. Zum einen          auf dieses Geschäft. Entsprechend wollen wir in die-
                    sind uns unsere Kundenberater treu geblieben, unter      sem Segment weiter wachsen. An dritter Stelle sind
                    gesamthaft rund 150 hatten wir nur sechs Abgänge         die internationalen Privatkunden zu nennen.
                    zu verzeichnen. Das zeigt, dass auch unsere Mitar-
                    beiter an den Erfolg von Notenstein glauben. Diesel-     Erst auf Platz drei kommt also das Kundensegment,
                    be Treue stellen wir bei unseren Kunden fest. Das hat    das man gemeinhin als typisch für eine Schweizer
                    sicher mit der Geschichte zu tun. Schon Wegelin ist      Privatbank halten würde. Wie ist das zu erklären?
                    organisch und nicht durch Zukäufe gewachsen, und         Die internationale Finanzwelt hat grosse Umwälzun-
                    viele Kunden kamen offenbar zum Schluss: Es gibt         gen erlebt und steht weiter im Umbruch. Als Bank
                    zwar einen klaren Schnitt, aber vieles bleibt auch be-   muss man sich genau überlegen, in welchen Aus-
                    stehen, die Geschichte wird unter neuem Namen und        landmärkten man tätig sein will. Es ist nicht möglich,
                    mit einem neuen Eigentümer fortgesetzt, die Anla-        überall aktiv zu sein; es gilt, sich die Zielmärkte aus-
                    gephilosophie, die Kundenverantwortlichen und das        zusuchen. Die Kunden erwarten von uns, dass wir
                    Know-how bleiben erhalten.                               die lokalen Bedingungen wie beispielsweise die steu-

                                                                                                                LEADER | August 2012
Interview 15

Adrian Künzi:
«Wir haben das
Schiff aus dem Sturm
herausgeführt.»

                       LEADER | August 2012
16 Interview

                      erliche Situation genau kennen. Aus diesem Grund           Ja. In vielerlei Hinsicht war es der absolut richtige
                      beschränkt sich eine Bank von unserer Grösse sinn-         Weg. Ich bin überzeugt, dass wir dadurch auf viele
                      vollerweise auf zehn bis zwölf Zielmärkte. Für uns         Mitbewerber fünf Jahre Vorsprung haben. Was im Mo-
                      liegt es nahe, dass wir im angrenzenden und im na-         ment auf dem Finanzplatz zu beobachten ist, bezeich-
                      hegelegenen Ausland aktiv sind, weiter in ein bis          ne ich als Wiederentdeckung des Schweizer Kunden.
                      zwei osteuropäischen und zwei bis drei lateinameri-        Eine Zeit lang wollten viele Banken nur noch interna-
                      kanischen Ländern. Mit diesem Segment runden wir           tional tätig sein, jetzt beobachten wir eine Rückkehr
                      unser Kundenportfolio ab.                                  auf den Schweizer Markt. Nur: Dieser Markt ist nicht
                                                                                 ganz einfach. Man kann ihn nicht ausschliesslich von
                      Eine erklärte Absicht war es, Synergien mit Raiffei-       den Finanzzentren Zürich und Genf aus bedienen. Die
                      sen als neuer Eigentümerin zu finden. Vor einigen          geografische Nähe ist sehr wichtig. Der Rechtsanwalt
                      Monaten haben Sie von rund vierzig Synergiepro-            aus Bern will in Bern betreut werden, der Anleger aus
                      jekten gesprochen. Wo stehen Sie diesbezüglich?            Schaffhausen wünscht sich ein Unternehmen vor Ort.
                      Zunächst muss man festhalten: Beiden Seiten war von        Der Schweizer Markt besteht aus vielen kleinen Teil-
                      Anfang an klar, wie wichtig es ist, dass Notenstein eine   märkten. Viele Anbieter versuchen nun, dem gerecht
                      eigenständige Bank ist und dass die Marke entspre-         zu werden – wir tun das bereits seit Langem.
                      chend aufgebaut werden soll. Die ersten Monate unter
                                                                                 Und Sie tun das mit einer gesunden Kostenstruk-
                                                                                 tur, wie Sie vor Kurzem in einem Interview gesagt
   «Beiden Seiten war klar, wie wichtig es ist,                                  haben, vor allem auch dank «sehr vielen sehr jun-
   dass Notenstein eine eigenständige                                            gen» Mitarbeitern. Geht das nicht auf Kosten der
                                                                                 Erfahrung?
   Bank ist und dass die Marke entsprechend                                      Was die Lohnkosten angeht, profitieren wir vor allem
   aufgebaut werden soll.»                                                       davon, dass rund 350 Mitarbeiter hier in St.Gallen
                                                                                 tätig sind; die Löhne in der Ostschweiz sind be-
                                                                                 kanntlich tiefer als beispielsweise in Zürich. Was
                      dem neuen Dach haben dies bestätigt. Aber natürlich        das Durchschnittsalter angeht: Dieses ist tatsächlich
                      gibt es viele Möglichkeiten der Zusammenarbeit. Al-        recht niedrig, aber das liegt daran, dass wir in Berei-
                      lerdings handelt es sich hier um Prozesse, die wachsen     chen wie Informatik, Services und Operations viele
                      müssen; man kann nicht einfach heute in einem Kon-         jüngere Leute beschäftigen. Das sind gut ausgebilde-
                      zept Synergien beschliessen und diese sofort umsetzen.     te und sehr motivierte Mitarbeiter. Im Segment der
                                                                                 Anlageberater ist das Profil ein anderes, hier spielt
                      Mit Raiffeisen ist Notenstein aber sicher gegenüber        die Berufserfahrung eine grössere Rolle, und ent-
                      der Vorgängerbank Wegelin schweizerischer ge-              sprechend ist das Durchschnittsalter höher.
                      worden. Spüren Sie das bereits? Ist Interesse an Ih-
                      rer Bank erwacht aus Kreisen, die genau das suchen,        Blicken wir zurück auf Anfang 2012, als aus Wege-
                      beispielsweise bestehende Raiffeisenkunden?                lin Notenstein wurde. Von aussen betrachtet ha-
                      In erster Linie stelle ich fest, dass man unsere Kunden    ben sich die Dinge damals förmlich überschlagen.
                      nicht typisieren oder standardisieren kann. Da gibt        Im Grunde müsste man für einen solchen gross-
                      es diejenigen, die gleichzeitig Kunde bei Raiffeisen       en Schritt entsprechend viel Planungszeit haben.
                      und Notenstein sind, einige Raiffeisenkunden ha-           Wie beurteilen Sie das im Nachhinein?
                      ben uns entdeckt, in anderen Fällen können unsere          Es gehört für mich zur Pflicht eines Unternehmers,
                      Kunden von Raiffeisen profitieren. Jedenfalls steht        nicht einfach am Alten festzuhalten. Man muss stets
                      fest, dass die angeblichen kulturellen Unterschiede,       einen Plan B und auch einen Plan C bereithaben. Im
                      von denen immer wieder die Rede war, nicht existie-        Januar wurde uns bewusst, dass wir Plan B auslösen
                      ren. Raiffeisen und Notenstein sprechen über weite         und umsetzen müssen – und zwar kompromisslos.
                      Strecken dieselbe Sprache. Beide sind unternehme-          Sobald ein solcher Schritt nötig wird, muss man ihn
                      rische Banken und wollen Marktanteile gewinnen.            in aller Konsequenz durchziehen, dann gibt es kein
                      Die Grundchemie zwischen uns stimmt. Und nicht             Zurück, und es gilt, alle Beteiligten von der Notwen-
                      zu vergessen: Raiffeisen hat viel Erfahrung im Füh-        digkeit zu überzeugen. Auf veränderte Rahmenbe-
                      ren von unabhängigen Banken, jede Raiffeisenbank           dingungen und eine neue Situation muss man sich
                      ist ja eigenständig.                                       einfach einstellen. Das haben wir getan, innerhalb
                                                                                 von 18 Tagen eine neue Bank kreiert und einen er-
                      Sie haben eingangs vom organischen Wachstum                folgreichen Start hingelegt.
                      gesprochen, das bei Wegelin geherrscht habe. Es
                      war allerdings ein sehr schnelles Wachstum: 700            Für Sie persönlich bedeutete das, dass Sie in Re-
                      Mitarbeiter, 13 Geschäftsstellen: Würden Sie das           kordzeit in eine neue Rolle gerutscht sind. Norma-
                      auch so organisieren, wenn Sie keinen bestehen-            lerweise kann man sich auf eine solche Aufgabe
                      den Apparat übernommen, sondern auf einem                  vorbereiten. Wie sind Sie selbst mit dem fliegen-
                      weissen Blatt Papier neu angefangen hätten?                den Wechsel umgegangen?

                                                                                                                   LEADER | August 2012
Kolumne 17

Entscheidend ist, dass man offen ist für eine solche
Veränderung und Sie nicht nur akzeptiert, sondern
                                                           Innovation ist
aktiv mitgestaltet und prägt. Ich habe am 8. Januar
den Auftrag erhalten, eine neue Bankenstruktur zu
                                                           Grundlage, nicht Ziel
erarbeiten. In diesem Moment wurde mir klar, dass
                                                           Der Begriff Innovati-
sich mein Lebensmittelpunkt von der Westschweiz            on hat Hochkonjunk-
nach St.Gallen verschieben wird. Die ganze Situa-          tur. Täglich mehrt sich
tion war eine Herausforderung, aber wenn es sich           die Zahl jener, die von
dann – so wie jetzt – gut entwickelt, dann ist das sehr    der Wirtschaft lautstark
stimulierend. Man muss eine grosse Bereitschaft für        Innovationen fordern.
Veränderung haben, sonst ist man am falschen Ort.          Sie reden darüber wie
Vor allem in der Finanzbranche.                            über gutes Wetter und
                                                           entleeren damit den Be-
Inwiefern ist diese Branche in dieser Hinsicht be-         griff ebenso wie jenen
sonders?                                                   der «Nachhaltigkeit»,
An den Finanzmärkten haben wir es laufend mit ra-          der «Prozessorientie-          Carmen Haag ist CVP-
santen Wechseln und dauernd neuen Situationen              rung» oder der «Durch-         Kantonsrätin im Thurgau
                                                           lässigkeit». Es ist diese      und Fraktionspräsidentin
zu tun. Man muss die Lage ständig neu beurteilen.                                         der CVP/glp-Fraktion.
                                                           Unschärfe, an denen Be-
Wir arbeiten bei Notenstein in der Anlageanalyse mit
                                                           griffe zugrunde gehen.
fünf verschiedenen Szenarien, die teilweise parallel
                                                           Innovation bedeutet «Erneuerung». Erneuern
eintreten können. Die Welt ist unvorhersehbar ge-
                                                           kann man nur, was schon ist. Was noch nicht ist,
worden; man muss bereit sein, für jede Entwicklung         braucht Kreativität, Einfallsreichtum und den Mut
und auf jede Gefahr die richtige Antwort zu haben,         zum Unbekannten.
und das von heute auf morgen.                              Wir leben in einer Innovationsgesellschaft. An
                                                           kaum etwas anderem lässt sich der Erfolg unserer
Welche Bedeutung hat die engere Notenstein-                mittelständischen Firmen festmachen. Das wis-
Heimat, die Ostschweiz?                                    sen unsere Industrie und auch das Gewerbe schon
Eine grosse. Wir sind hier sehr stark verankert, vor al-   lange. Völlig unnötig also, dass sich Politik und
lem in der Region St.Gallen und den beiden Appen-          Funktionäre täglich darin gefallen, die Wirtschaft
zell. Unser Ziel ist generell eine noch stärkere Positi-   an Innovationen zu erinnern. Solches ringt unse-
onierung in der Schweiz, vor allem in der Ostschweiz.      ren Patrons lediglich ein müdes Lächeln ab. Seit
Ich wünsche mir beispielsweise mehr Präsenz im             Jahrzehnten sausen die High-Tech-Sensoren der
                                                           Baumer Group in Frauenfeld in Formel-1-Renn-
                                                           autos, in Raumfahrzeugen und an den Rotoren
                        «Ich bin überzeugt, dass           von Grosswind-Kraftwerken mit. Der «Bamix» aus
                                                           dem Thurgau quirlt schon ebenso lang rund um
                        wir auf viele Mitbewerber fünf     die Welt in der Hand renommierter Küchenchefs
                        Jahre Vorsprung haben.»            Köstlichkeiten zu Mousse. Täglich verlassen Tau-
                                                           sende von Mikro-Pumpen für Kaffeemaschinen
                                                           die Fabrikationsräume im Oberthurgau. Unaufge-
Rheintal. Dort gibt es viele erfolgreiche Unternehmen,     fordert leistet unser Gewerbe an der Innovations-
die sehr gut zu uns passen. Ich kann mir gut vorstellen,   front Spitzenleistungen – und überlebt dank Tech-
künftig in dieser Region ganz bewusst Akzente zu set-      nologievorsprung. Die ehemalige Dorfschmiede
zen. Ich persönlich bin oft im Alpstein unterwegs, un-     Sauter in Sulgen entwickelte sich im Lauf ihrer
sere Inserate zeigen Bilder aus der Ostschweiz – und       Geschichte sprichwörtlich zur High-Tech-Schmie-
auch wir als Bank verstehen uns als Bergführer, der        de mit internationaler Ausstrahlung – und fertigt
das Wetter im Auge behält, alternative Routen in Be-       als Belimed-Gruppe Geräte von höchster Güte.
tracht zieht und entsprechend handelt.                     Der Frauenfelder Stahlbauer Tuchschmid gibt den
                                                           Ideen des Star-Architekten Jean Nouvel ihre Form
                                                           und liess vom KKL Luzern bis zum Baldachin in
                                                           Bern atemberaubende Werke entstehen. Die ­Liste
                                                           solcher Beispiele lässt sich ohne weiteres fort­
Zur Person
                                                           setzen.
Adrian Künzi (*1973) ist CEO der Notenstein Privat-
                                                           Angesichts solcher Leistungen müssen sich jene
bank. ­Zuvor war er unbeschränkt haftender und ge-
                                                           Politiker, die leichtfertig nach Innovationen ­rufen,
schäftsführender Teilhaber bei Wegelin & Co. Dort
                                                           schon mal fragen lassen, worin denn die Innova-
war er unter anderem für den Aufbau von Wegelin in         tion ihrer eigenen Tätigkeit liegt. In täglich neu-
der Romandie und für das Geschäft mit institutionel-       en Gesetzen und Verordnungen, in tranigen Voten
len Kunden verantwortlich. Künzi hat an der Univer-        für die Galerie – oder eben darin, für unsere Wirt-
sität St.Gallen in Finance promoviert und an der Uni-      schaft solide Grundlagen zu schaffen, auf denen
versität Cambridge den Master in Management Stu-           sie ihren Vorsprung auf die Konkurrenz halten
dies absolviert.                                           und ausbauen kann.

                                                                                           LEADER | August 2012
Optimized
Print Services –
und endlich
wieder mehr
Zeit für das
Wesentliche!

● Druckkostenreduktion von über 30%
● Follow-me-Printing für maximale Sicherheit
                                                Lösungen
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                                                Riedstrasse 10
                                                CH-8953 Dietikon
                                                058 551 11 11
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 Dokumentenerfassung und -verteilung

 Leistungsfähige Systeme für
 das Dokumentenmanagement
                   Digitale Systeme unterstützen Unternehmen in nahezu allen Bereichen. Im
                   Austausch mit Kunden, Partnern oder Lieferanten werden aber nach wie vor
                   häufig Dokumente in Papierform eingesetzt. Ausgedruckte Rechnungen,
                   Lieferscheine, Angebote oder Vertragsdokumente sind in einer Geschäftsbe-
                   ziehung also immer noch weit verbreitet, für eine effiziente Verarbeitung in
                   den nachgelagerten digitalen Systemen sind sie aber alles andere als praktisch.

                   In praktisch jedem Unternehmen arbeiten Menschen          wendungen und Geschäftsprozesse integrieren.
                   Tag für Tag mit grossen Mengen papierbasierter und        Mittels der individualisierbaren Scanoberfläche
                   elektronischer Informationen. Und in vielen Fällen        werden Dokumente direkt eingescannt, konver-
                   ist es eine echte Herausforderung, ein zuverlässiges      tiert, weitergeleitet und verwaltet. Als leistungs-
                   Dokumentenmanagement einzurichten, mit wel-               starke Desktop-Dokumentenmanagementlösung
                   chem Dokumente effektiv erfasst, verwaltet, bear-         können Anwender mit der Unity Document Sui-
                   beitet, wiedergefunden und mit anderen geteilt wer-       te PDF-Dateien erzeugen und konvertieren, wo-
                   den können. So ist es naheliegend, dass Firmen jeder      bei beliebige Dokumente kombiniert werden kön-
                   Grösse bestrebt sind, dokumentenbasierte Prozesse         nen. Zudem verfügt die Software über OCR-Texter-
                   zu vereinfachen, um die Produktivität zu steigern,        kennung (Optical Character Recognition) und die
                   die Effizienz zu erhöhen und die Kosten zu senken.        Möglichkeit, Dateien zu kommentieren und Bilder
                   Kurz: Die Umwandlung von Daten in jederzeit ver-          zu bearbeiten.
                   fügbares Wissen ist für Unternehmen von strategi-         Für den unternehmensweiten Einsatz bietet sich die
                   scher Bedeutung.                                          Lösung AutoStore an. AutoStore optimiert den Da-
                   Im Idealfall umfasst eine Lösung für das Dokumen-         tenaustausch zwischen verschiedenen Anwendun-
                   tenmanagement ein leistungsstarkes Gesamtsystem,          gen, indem sie an die im Unternehmen eingesetz-
                   welches auf verschiedenen, aufeinander abgestimm-         ten Applikationen anknüpft und diese erweitert.
                   ten Komponenten basiert, die Dokumente und Da-            Der Mehrwert: Es entstehen neue Möglichkeiten,
                   ten erkennen, erfassen, aufbereiten und archivieren.      Informationen zu erfassen und zu verarbeiten. Ob
                   Durch den Einsatz von professionellen Lösungen für        Papierdokumente oder Dateien, die Informationen
                   die Dokumentenerfassung und -verteilung, wie sie          werden im gewünschten Format an das Zielsystem
                   von Graphax angeboten werden, kann die Produk-            oder die nachgelagerten Anwendungen übermittelt
                   tivität enorm gesteigert werden. Lösungen wie die         – mit minimalem manuellem Aufwand. Auf diese
                   Unity Document Suite oder AutoStore erleichtern die       Weise sind digitalisierte Dokumente in Sekunden-
                   Erfassung von Informationen aus physischen Doku-          schnelle auffindbar, sparen Ablageplatz und kön-
                   menten, vereinfachen deren Verarbeitung und Ab-           nen einfach und rasch verteilt werden. Und durch
                   lage oder automatisieren ganze Geschäftsprozesse.         die vollständige Integration in die Bedienoberflä-
                   Das spart viel Zeit, erhöht die Effizienz und reduziert   che von im Unternehmen vorhandenen Multifunk-
                   die Kosten.                                               tionsgeräten bietet die Lösung höchste Benutzer-
                                                                             freundlichkeit. AutoStore verfügt als beliebig er-
                   Für jedes Bedürfnis die richtige Lösung                   weiterbare Serverlösung ausserdem über diverse
                   So stellt beispielsweise die Dokumentenmanage-            Möglichkeiten, um bedürfnisorientiert weitere Pro-
                   mentlösung Unity Document Suite alle Features             zesse zu automatisieren.
                   zum Scannen, Verwalten, Suchen und Archivie-
                   ren direkt auf dem PC-Desktop bereit, sodass die
                   Schreibtischarbeit effizienter erledigt werden
                   kann. Die verschiedenen Softwareapplikationen
                   der Unity Document Suite sind anwenderfreund-
                   lich und lassen sich vollständig in bestehende An-

                                                                                                             LEADER | August 2012
20 Wirtschaft

   Rorschachs Aufbruch
   zu neuem Glanz und neuer Grösse
                    Rorschach ist im Aufbruch. Überall wird gebaut, neue Arbeitsplätze entste­
                    hen, unattraktive Liegenschaften weichen anziehenden Überbauungen.
                    Stadtpräsident Thomas Müller gilt als Treiber dieser Entwicklung. Damit hat
                    er den Negativtrend gebrochen, unter dem Rorschach lange litt – und von
                    dem die Stadt existenziell bedroht war. Doch dem Politiker trägt dieser Kurs
                    nicht nur Lob ein.

                    Text: Stefan Millius Bilder: Bodo Rüedi

                    Ein Tag Anfang Juli. Keine Sommerhitze, aber warm        sollte dem Gesamtwohl dienen, selbst wenn Einzelne
                    genug, um das Mittagessen draussen, direkt an der        aufschreien. Arbeitsplätze, eine intakte Infrastruk-
                    Seepromenade, zu geniessen. Thomas Müller isst ei-       tur, schöner Wohnraum, ein positives Image: Das al-
                    nen Wurst-Käse-Salat. Er plaudert mit der Kellnerin,     les braucht eine Stadt. Rorschach hat sämtliche die-
                    winkt einigen Leuten zu, diskutiert kurz mit einem       ser Werte trotz einer hervorragenden Ausgangslage
                    anderen Gast, der an unserem Tisch vorbei geht. Ei-      innerhalb weniger Jahrzehnte verspielt. Müller führt
                    nen Monarchen stellt man sich anders vor. Distan-        seit seiner Wahl 2003 einen verzweifelten Wettlauf
                    zierter und mit edleren Vorlieben, was die Speisen       gegen die Zeit: Er will Rorschach so schnell wie mög-
                    angeht. Aber genau das soll er sein, der Rorschacher     lich wieder fit trimmen.
                    Stadtpräsident: Ein Dorfkönig. Das jedenfalls sugge-     Der Blick zurück ist verklärt. Rorschach ist im Grun-
                    rierte ein kurz zuvor erschienener Artikel in der lin-   de eine Perle. Die Lage am See: Ein Geschenk. In vie-
                    ken «WOZ». Mit rund 1700 Worten versuchte der            len Bereichen war die Hafenstadt bei der Wende zum
                    Journalist, seine These vom diktatorischen Dorfkö-       20. Jahrhundert eine Pionierin: Früh mit der Bahn
                    nig zu untermauern. Er scheiterte kläglich. Wer un-      erschlossen, die erste Betonstrasse der Schweiz, ei-
                    voreingenommen ist und den Stadtpräsidenten und          nes der ersten Kinos im Land, eine aufstrebende In-
                                                                             dustriekleinstadt mit einer rekordverdächtigen Be-
                                                                             siedlung – 1910 zählte Rorschach 14‘000 Einwohner.
   «Prozesse, die sonst Jahre in Anspruch nehmen,                            Eine so glorreiche Vergangenheit hätte ein Betrach-
   beschleunigte Müller um ein Vielfaches.»                                  ter in den siebziger Jahren aber kaum vermutet. Tho-
                                                                             mas Müller nennt diesen Zeitraum den „Bruch in der
                                                                             Stadtentwicklung». Drei Gründe seien ausschlagge-
                    SVP-Nationalrat nicht kennt, wird nach der Lektü-        bend gewesen: Als sich der Trend zum Wohneigen-
                    re zum Schluss kommen: Da versteht einer sein Ge-        tum entwickelte, war Rorschach bereits praktisch
                    schäft und hat eine an den Rand des Niedergangs          vollständig überbaut; wer seine Wohnsituation ver-
                    heruntergewirtschaftete Stadt wieder auf eine gute       ändern wollte, zog weg. Der Zusammenbruch des
                    Spur gebracht. Sein einziger Schönheitsfehler: Er        Stickereiunternehmens Feldmühle mit dem Verlust
                    steht politisch auf der anderen Seite als die WOZ. Das   von 1500 Arbeitsplätzen sorgte für den nächsten
                    reicht für einen Verriss. Oder den Versuch eines Ver-    grossen Abwanderungsschub, weil es an Ersatzar-
                    risses.                                                  beitsplätzen fehlte. «Damit begann ein Teufelskreis
                                                                             am Immobilienmarkt», sagt Müller. Die Eigentümer
                    Stadt wieder fit trimmen                                 investierten nicht mehr in ihre Liegenschaften, weil
                    «Man kann es in der Politik nicht jedem recht ma-        sie damit rechnen mussten, diese nicht vermieten
                    chen, wer das probiert, hält es nicht lange aus», sagt   zu können. Viele Gebäude verlotterten, die Bausub-
                    Thomas Müller und schiebt den leeren Teller zur Sei-     stanz veraltete, Rorschach zog in der Folge nur noch
                    te. Kritik nimmt er ernst, er fragt nach, geht auf Ar-   anspruchslose Mieter an. Das wiederum waren oft
                    gumente ein. Aber am Ende eines solchen Prozesses,       Leute, die nichts zum Steuersubstrat der Stadt beizu-
                    das hat er wie kaum ein anderer Lokalpolitiker verin-    tragen vermochten und gleichzeitig hohe Kosten ver-
                    nerlicht, muss eine Entscheidung stehen. Und diese       ursachten – als Bezüger öffentlicher Beiträge.

                                                                                                              LEADER | August 2012
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