MAGAZIN - Operation graue Energie Woher kommt meine Mobilität? - VCS Verkehrs-Club der Schweiz
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VCS mAGAZIN 1 / März 2017 F Ü R Z E I T G E M Ä S S E M O B I L I TÄT Operation graue Energie Woher kommt meine Mobilität? Seite 18
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EDITORIAL P O L I T IK 4 Kurz & bündig Detektivarbeit mit Wichteln 7 NAF Raubzug auf die Bundeskasse geglückt Eine knifflige Operation ist © VCS/François Gribi es, hinter die Geheimnisse 8 Zehn Jahre FLUX Bringt ein Preis mehr Lebensqualität? der grauen Energie zu kom- 11 Fernbusse men: Die Definition ist rasch Gefahr für den öffentlichen Verkehr klar. Aber herauszufinden, 14 Was steckt hinter TTIP, TISA und Co.? wie viel Energie es braucht, Stefan Giger (VPOD) erklärt, wieso um einen Staubsauger herzustellen, ist eine Tüftelei. Widerstand gegen die Verträge nötig ist. Ich danke meinen vielen Helfern, Wichteln fast schon, die mich in der Vorweihnachtszeit durchs Zahlen- und D OS SIE R Faktendickicht geführt haben! Eine Frage hat stets zur 18 Graue Energie nächsten geführt. Immerhin weiss ich nun, dass man Mobilität ist selbstverständ- auf einem Velo zehn Stunden strampeln muss, um eine lich – aber woher kommen Kilowattstunde Strom zu produzieren. Ein gutes Argu- unsere Velos, Züge und Autos? Im Dossier werfen ment, wenn irgendwo mal wieder Licht brennt, weil wir einen Blick hinter jemand zu faul war, rasch auf den Knopf zu drücken. die Kulissen. Sie lesen auf den Seiten 18 bis 25, wie sich drei Schweizer Unternehmen dafür einsetzen, möglichst 27 MITGLIEDER ANGEBOTE effizient zu produzieren und damit die graue Energie zu reduzieren. Mich hat in allen drei Betrieben das En- 32 BERICHTE AUS DEN VC S-REGIONEN gagement, der Stolz und die Freude an der täglichen Arbeit beeindruckt. Und seit ich bei Arnold Ramel war, R E I SE N schaue ich jedes Velo, an dem ich vorbeispaziere, kurz 44 Berge und Meer an: Vielleicht wurde es ja in Gretzenbach produziert? Korsika verzaubert (fast) Falls Ihnen die Decke vor lauter Wintergrau auf den das ganze Jahr über Kopf zu fallen droht: Unsere beiden Reisen lenken Sie 48 Mit dem Velo der Regnitz entlang ab. In Korsika weiss man fast nicht, welchen Winkel Am Fluss der Geschichte und des Biers man zuerst erkunden möchte. Urs Geiser hat die Berge 51 Wandertour erkundet, mich zieht es immer ans und ins Meer. Auch Mit Schneeschuhen durch den Jura die Velosaison steht vor der Türe: Wieso nicht einmal 54 Debatte zwei Städte mit einer Radtour verbinden? Peter Krebs Braucht es Züge ohne Lokführer? ist von Nürnberg nach Bamberg gefahren, durch die 57 Frédéric Mazzella Mit BlaBlaCar auf der Erfolgsstrasse «Heimat der Biere», wie sich Franken gerne nennt. Viel Vergnügen! Dominique Eva Rast, Verantwortliche VCS-Magazin 64 WETTBEWERB 65 AUS DER WERK ZEUGK ISTE PS: Ein kleines Büchlein erklärt auf Französisch wun- Vom Rasenmäher und der direkten Demokratie derbar, was es mit der grauen Energie auf sich hat: «En voiture, Simone» von Lucien Willemin. 66 C ARTOON Titelbild: Viel Geduld und Detailarbeit ist nötig, um hinter die Geheimnisse der grauen Energie zu kommen. (© Fabian Lütolf) VCS MAGAZIN 1/17 3
POLITIK Ist Ihr Fahrrad frühlingsfit? © VCS/François Gribi Herrlich! Der Frühling steht vor der Tür und es wird wärmer. Höchste Zeit, aufs Fahrrad zu steigen, auf längeren oder kürzeren Ausfahrten die frische Luft im Haar zu spüren und die Natur zu geniessen. Viele Velos haben allerdings den ganzen Winter über im Keller gestanden und durch Feuchtigkeit und Kälte etwas gelitten. Deshalb gibt der VCS folgende Tipps und wünscht genüssliche, unfallfreie Fahrten. Vor der ersten Ausfahrt im Frühling sollte man somit prüfen, ob das Rad voll funktionstüchtig ist: 1. Frühjahrsputz: Ein gepflegtes Rad sieht nicht nur schöner aus, es fährt auch besser und verschleisst nicht so schnell. Das gesamte Velo reinigen, insbesondere die Kette gut säubern oder wechseln. 2. Lockere Schrauben nachziehen: Überprüfen Sie alle Schrauben auf festen Sitz und ziehen Sie sie gegebenenfalls nach. 3. Bremsen überprüfen: Die Bremsen müssen einwandfrei funktio- Mit viel Herzblut ist die Begegnungszone entstanden. Am Fest in Burgdorf nieren. Kontrollieren Sie zudem, ob noch genügend Bremsbelag waren Andreas Wirth, Hans Kaspar Schiesser, Stadtpräsidentin Elisabeth vorhanden ist. Zäch und Caroline Beglinger dabei. 4. Reifen auf optimalen Druck pumpen (Strassenfahrräder 3,5 bis 4 bar; siehe Aufschrift auf Reifenseite). Beachten Sie zudem, ob Feiern in der Begegnungszone noch genügend Profil vorhanden ist, der Mantel darf keine porösen Stellen aufweisen. Am 3. Dezember wurde in Burgdorf gefeiert: Seit 20 Jahren gibt es Begegnungszonen mit Tempo 20; die erste war in Burgdorf 5. Licht: Auch wenn die Tage wieder länger werden, sollte das Rad (anfänglich unter dem Namen «Flanierzone»). «Mutig und heftig gut beleuchtet sein. Laut Gesetz sind vorne ein weisses und hinten umstritten» ist das Projekt gewesen, sagte Caroline Beglinger, ein rotes Licht sowie vorne ein weisser und hinten ein roter Reflek- Co-Geschäftsleiterin VCS. «Geklappt hat es, weil alle zusammen- tor vorgeschrieben. gearbeitet haben», erklärten Hans Kaspar Schiesser, der beim VCS federführend fürs Projekt war, und Andreas Wirth, damals Stadt- Tipp: Wem dies alles zu kompliziert erscheint, lässt beim Mecha- baumeister in Burgdorf. niker einen Frühlingscheck durchführen. Danach ist das Gefährt in einem tadellosen, betriebssicheren Zustand. Schluss mit Investitionen in fossile Energie Der Velofrühling steht vor der Tür. Schweizer Pensionskassen pumpen Milliarden Schweizerfranken in © Fotolia die Kohle-, Erdöl- und Erdgasindustrie. Dies ist ein Risiko für das Klima und für die Sicherheit unserer Renten. Deshalb hat die Klima- Allianz Schweiz die Kampagne «Renten ohne Risiko» lanciert: Direkt und einfach kann man auf der Website seine Pensionskasse per Mail kontaktieren und Renten ohne Risiken für die Umwelt und die Altersvorsorge fordern. www.renten-ohne-risiko.ch 4 VCS MAGAZIN 1/17
© SBB/CFF/FFS POLITIK r ’O rd n eu Flâ © Umfassend mobil mit der «SBB Green Class» Flâneur d’Or 2017: Der Fussverkehrspreis Grosses Interesse an «SBB Green Class» wartet auf Siegerprojekte Rund 2500 Kunden haben sich für eine Teilnahme an «SBB Green Alle drei Jahre prämiert der «Flâneur d’Or – Fussverkehrspreis Class» gemeldet. Nach einem mehrstufigen Auswahlverfahren Infrastruktur» Projekte, die den Fussverkehr in speziellem Masse erhalten rund 150 Testkunden seit Mitte Januar das umfassende fördern und attraktiver machen. Gesucht sind noch bis Ende April Mobilitätsangebot für Schiene und Strasse. Für einen Fixpreis kom- 2017 sowohl Konzepte zur Förderung des Fussverkehrs als auch biniert es SwissPass inkl. Generalabonnement 1. Klasse, BMW-i3- umgesetzte Bauvorhaben, die die Wege der Fussgängerinnen und Elektroauto, PubliBike, Mobility, P+Rail und mehr. Dies im Rahmen Fussgänger angenehmer gestalten. Der VCS ist in der Jury vertreten. eines einjährigen Markttests in Zusammenarbeit mit BMW, der von der ETH Zürich wissenschaftlich begleitet wird. Die SBB will damit Alle Infos gibt es auf www.flaneurdor.ch. Erkenntnisse für die Gestaltung der Tür-zu-Tür-Mobilität gewinnen. Quellen von Zürich–New York: http://interaktiv.tagesanzeiger.ch/2016/co2ausstoss/; Grafik: © www.muellerluetolf.ch FLIEGEN BELASTET DAS KLIMA ½ Winter = = 1 Flug 1 Jahr mit Öl heizen bzw. Zürich–New York 13 000 km 7 Winter ökologisch retour 1,6 Personen heizen Fliegen ist viel zu billig: Herr und Frau Schweizer fliegen doppelt so oft Dafür setzt sich die die Koalition Luftverkehr Umwelt und Gesundheit wie ihre europäischen Nachbarn und die Nachfrage nach Flügen steigt. (KLUG) ein. KLUG will, dass die Eidgenossenschaft sich endlich für die Der Luftverkehr macht derzeit 16 Prozent der Schweizer Klimabelastung Bevölkerung und die Umwelt einsetzt und nicht fürs Wachstum der aus, Tendenz stark steigend (Welt 5 Prozent). Will die Schweiz aber die Luftfahrt. KLUG fordert deshalb: Ziele erreichen, die am Klimagipfel (COP21) in Paris festgelegt wurden, Ausbau der Flughafen-Infrastrukturen bremsen muss sich dieser Trend unbedingt ändern. Die Schweiz muss die wirkli- nächtliche Sperrstunden sichern, die auf die Gesundheit der chen Preise der Luftfahrt bekannt machen und eine Abgabe einführen, Bevölkerung Rücksicht nehmen damit das Verursacherprinzip zum Zug kommt. Zudem braucht es weite- Planungen fordern, welche auf den an der COP21 in Paris re Anstrengungen, damit der öffentliche Verkehr, insbesondere interna- festgelegten Zielen beruhen tionale Bahnverbindungen und Nachtzüge, attraktiv bleiben. VCS MAGAZIN 1/17 5
POLITIK Kein Grund zum Heulen Von Dominique Eva Rast Mitte Januar hat die SVP ihr Referendum gegen die Energiestrategie eingereicht. Hauptargument: Weinende Kinder, die keine Familienferien mehr machen können, weil das Haushaltsbudget von den steigenden Strompreisen aufgefressen wird. Tränen trocknen und Kopf schütteln – die Zahlen sind falsch. D ie Energiestrategie 2050 wird vom Bun- desrat, National- und Ständerat und den Kantonen als pragmatischen Kompromiss inhaltet nicht nur den Stromverbrauch, son- dern auch Erdöl und Erdgas. Der Verkehr trägt mit 36 Prozent stark zum Gesamtener- 40 Franken pro Jahr 3200 Franken pro Jahr zahle eine Familie mehr, werde die Energiestrategie 2050 ange- unterstützt. Dieser bringt für die Umwelt gieverbrauch bei. Das neue Ziel ist deshalb nommen – das schreibt das Referendums- zahlreiche konkrete Verbesserungen. Argu- nur mit zusätzlichen Massnahmen erreich- komitee. Die Rechnung ist aber irreführend, mente dafür sind etwa, dass mit der Förde- bar. Ein Schritt in diese Richtung ist, die weil darin Massnahmen enthalten sind, über rung der einheimischen Energie das Geld im Autohersteller zu verpflichten, ihre Fahrzeu- die das Parlament noch gar nie diskutiert Land bleibt. Denn die Schweiz importiert je- ge endlich effizienter zu bauen. So soll etwa hat. Die Befürworterinnen und Befürworter, des Jahr Energie im Wert von rund zehn Mil- der CO2-Ausstoss von Neuwagen verbind- darunter der VCS, kommen auf eine ande- liarden Franken. Der Verdienst davon geht lich gesenkt werden. Die EU-Vorgaben se- re Zahl: Was teurer wird, ist der Zuschlag auf ins Ausland, teilweise auch in Länder, deren hen vor, dass Neuwagen bis in maximal fünf dem Strom, um erneuerbare Energien zu för- Regierungen diktatorisch sind. Wird in der Jahren nur noch 95 Gramm CO2 pro Kilo- dern. Dieser Beitrag steigt um 40 Franken von Schweiz produziert, sinkt diese Abhängig- meter ausstossen dürfen. Die Schweiz über- 75 Franken auf 115 Franken. Alles ande- keit und dafür steigt die Versorgungssicher- nimmt dieses EU-Ziel. Aktuell beträgt der re, zum Beispiel Heizöl und Benzin, wird bei heit. Gestärkt wird damit auch das einheimi- CO2-Ausstoss von neuen Personenwagen in einem Ja am 21. Mai wird nicht teurer. Diese sche Gewerbe. Durch das Gebäudeprogramm der Schweiz im Schnitt 135 Gramm pro Kilo- Zahlen stammen vom Bundesamt für Energie. etwa wurden 2014 Bauinvestitionen ausgelöst. meter. Schon heute gibt es zahlreiche Model- 40 Franken mehr für saubere, einheimische Mit den 700 Millionen Franken wurden 5000 le (fast) aller Kategorien, die den Wert von 95 Energie – das sollte möglich sein, ohne dass zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen. Gramm pro Kilogramm bereits unterschrei- Kinder in Tränen ausbrechen oder auf Ferien ten. Und vom Entscheid profitiert nicht nur verzichten müssen. Was sie dafür bekommen, Mobilität profitiert die Umwelt, sondern auch das Portemon- ist garantiert mehr wert: Sinnvolle Investitio- Nicht nur die Wirtschaft profitiert, sondern naie. Wer ein sparsames Auto kauft, spart nen in eine Zukunft, die zum Beispiel auch auf auch das Klima und die Nachhaltigkeit im bis zu 500 Franken Treibstoffkosten pro Jahr. neue Atomkraftwerke verzichtet. Mobilitätsbereich: Die Schweiz setzt sich zum Ziel, den gesamten Energieverbrauch bis 2035 um 43 Prozent zu senken. Das be- Bei einem JA zur Energiestrategie 2050: CO2-Vorschriften © BFE 2016 Personenwagen Reduktion bis Ende 2020 auf durchschnittlich 95 g CO2/km Lieferwagen Reduktion bis Ende 2020 auf durchschnittlich 147 g CO2/km Geltendes CO2-Gesetz: Reduktion von Personenwagen auf 130 g CO2/km ab Ende 2015, keine Vorschriften für Lieferwagen. Die Energiestrategie bringt sparsamere Neuwagen. 6 VCS MAGAZIN 1/17
POLITIK Der Raubzug ist geglückt Von Dominique Eva Rast Der VCS hat ohne grosse Unterstützung gegen den Nationalstrassen- und Agglomerationsfonds NAF gekämpft. Am 12. Februar hat das Volk den NAF angenommen. Die Niederlage schmerzt: Das Geld aus der Bundeskasse wird an anderer Stelle fehlen. Griff in die Bundeskasse K O M M E N T A R Nutzerfinanzierung bleibt mit dem NAF für Autofahrer weiterhin ein Fremdwort: Der Beitrag der Autofahrerinnen und Autofah- Das Abstimmungsergebnis © zVg rer bleibt marginal, denn der Benzinpreis haben wir kommen sehen: wird um gerade mal vier Rappen pro Liter ein Ja zum neuen Strassen- erhöht. Und das auch nur dann, wenn sich die Reserven des Fonds dem Ende zuneigen. fonds NAF. Die Stimmbe- Der durchschnittliche Autofahrer bezahlt völkerung hat mit 62% Ja also lediglich 0,5 Prozent zusätzlich. Anders gesagt zu einer langfristi- die Nutzerinnen und Nutzer des ÖV: Bei gen Finanzierung der Stras- FABI (Finanzierung und Ausbau der Bahn- seninfrastruktur, will den Evi Allemann, infrastruktur) gab es gerade mal 100 Milli- bereits heute bestehenden VCS-Präsidentin onen aus der Bundeskasse. Die Billettpreise im ÖV wurden wegen FABI um fast 10 Prozent Infrastrukturfonds durch ein erhöht. neues Konstrukt ablösen und greift dazu tief in die Bundeskasse. Das freut uns nicht, gilt es Mogelpackung aber zu akzeptieren. Das Abstimmungsresultat Die Agglomerationsprogramme – das A im zeigt aber, dass die Bevölkerung die erfolgrei- NAF – hätten auch mit dem bisherigen In- chen Agglomerationsprogramme weiterführen frastrukturfonds-Gesetz weitergeführt wer- den können. Dafür braucht es aber keine will. Dieses Versprechen muss nun ernsthaft Verfassungsänderung. eingelöst werden. Denn diese Programme at- Es geht beim NAF um neue Autobahnen: men nicht den Geist der Asphaltlobby, sondern A ls harmlose Vorlage für den Unterhalt von Strassen und zur Förderung des Agglomerationsverkehrs kam der National- 90 Prozent des Geldes ist für Strassen reser- viert. Für Tram, Bus und Velowege wird es mit dem NAF etwa gleich viel Geld geben verkörpern vielerorts, was man von einer zu- kunftsgerichteten Verkehrspolitik erwarten darf: eine koordinierte Planung von Verkehr, strassen- und Agglomerationsfonds NAF wie bisher. daher. Geschickt hat das rechtsbürgerliche Siedlung und Landschaft in urbanen Räumen. Parlament sich nun mit 650 Millionen di- Mobilität der Zukunft Die Zukunft bringt in der Mobilität grosse Ver- rekt aus der Bundeskasse bedient und auf Die Mobilität der Zukunft – soll sie denn änderungen. Im Zuge der Digitalisierung sind Vorrat Geld für den Strassenausbau gesi- nachhaltig sein – sieht anders aus. Mit di- die Menschen viel intermodaler unterwegs. Sie chert. Nun drohen harte Sparprogramme, gitalem Carpooling können wir Fahrzeuge kombinieren verschiedene Verkehrsmittel und etwa bei der Bildung, im öffentlichen Ver- besser auslasten. Wenn wir sie in Zukunft setzen Komfort und Geschwindigkeit an erste kehr, der Entwicklungszusammenarbeit noch selber fahren, helfen uns Fahrassis- und beim Sozialen. Und was dazu kommt: tenz-Systeme die Spur zu halten und recht- Stelle. In den Städten und Agglomerationen, Der Strassenkasse des Bundes stehen nun zeitig zu bremsen. In absehbarer Zeit werden wo das prognostizierte Verkehrswachstum knapp fünf Milliarden Franken jährlich zur wir von autonom gesteuerten Shuttles her- am grössten ist, ist das je länger je weniger Verfügung. Dabei sind unsere Strassen heu- um geführt werden. Damit fahren wir tro- das Auto. Deshalb hätten wir gehofft, dass die te schon de facto (menschen-)leer, denn Au- cken und sicher zum Bahnhof – von dort neue Fondslösung von der bisherigen Logik des tos sind durchschnittlich nur mit 1,6 Men- weiter mit der Bahn bis zum Bestimmungs- Strassenbaus wegkommen würde. Darauf müs- schen besetzt, im Pendlerverkehr sogar nur ort. An der Mobilität der Zukunft bleibt der mit 1,1 Personen. Drei Plätze sind also im- VCS dran, auch wenn der NAF nun Realität sen wir nun bis zur nächsten Reform warten – mer frei. Mit zusätzlichen Spuren wird der wird. und die wird kommen, notgedrungen wohl eher Stau nicht kürzer, sondern breiter. früher als später. VCS MAGAZIN 1/17 7
POLITIK Zehn goldene Knoten Von Françoise Lanci-Montant Was haben Visp, Baden, Renens, Wil, der Flughafen Zürich, Interlaken Ost, Scuol, Wallisellen und Delémont gemeinsam? Alle diese Gemein- den haben den FLUX gewonnen, einen der wichtigsten Mobilitätspreise der Schweiz. FLUX wertet ÖV auf © Philippe Gasser, Citec Ingénieurs Conseils Am Ursprung des FLUX stand der gemein- same Wille des VCS, des VöV und von Post- Auto, die Rolle des öffentlichen Verkehrs und die Bedeutung des intermodalen Ver- kehrs – Grundpfeiler für nachhaltige Mobi- lität – aufzuwerten. Wie Caroline Beglinger, Co-Geschäftsleiterin des VCS unterstreicht: «Die Verkehrsknoten sind unabdingbare Glieder in der Verkehrskette. Von ihrem effi- zienten Betrieb und ihrer optimalen Umset- zung hängt jeden Tag die Mobilitätskette Tau- sender von Pendlerinnen und Pendlern in der Schweiz ab. Sie spielen eine zentrale Rolle.» Der Wille der Gemeinden Es darf deshalb nichts vernachlässigt wer- den. Die Vielfalt des Angebots, die Kombi- nation der Fahrpläne der verschiedenen Ver- kehrsmittel, die Qualität der Einrichtungen und der Empfang der Nutzenden stehen na- türlich im Zentrum der Evaluation. Die Jury berücksichtigt aber weitere Faktoren, die zum Erfolg eines Bahnhofs beitragen, wie die Gehzeit zu den Haltestellen, die Beschil- Vor dem Bahnhof Delémont haben die Autos derung, das kombinierte Angebot für Fuss- den Fussgängern Platz gemacht. gänger und Velofahrende oder die Einrich- tung des öffentlichen Raums rund um die D er seit zehn Jahren von PostAuto, dem VCS Verkehrs-Club der Schweiz und dem Verband öffentlicher Verkehr (VöV) Bahnhöfe. Lebensqualität verbessern vergebene FLUX-Preis zeichnet exemplari- Die Gewinner des FLUX bestätigen, dass sche oder innovative Verkehrsknoten aus. die Gemeinden sich nicht damit begnügen Wie Peter Vollmer, ehemaliger VöV-Direk- dürfen, die Einrichtung und Umsetzung tor und erster Präsident des FLUX, sagt, der Verkehrsknoten zu managen und zu si- «sind diese Verkehrsknoten ein Zeichen für chern, sondern dass sie auch Ziele wie Stra- die Entwicklung und den Erfolg des öffentli- tegie definieren und sich aktiv für deren Rea- chen Verkehrs in der Schweiz». lisierung einsetzen müssen. Diese proaktive Die vom heutigen VöV-Direktor Ueli Stü- Haltung der Behörden ist bei fast allen be- ckelberger präsidierte Jury setzt sich aus elf suchten Verkehrsknoten sichtbar. Für Caro- Schweizer ÖV-Expertinnen und -Experten zu- line Beglinger ist sie sogar einer der wichtigs- sammen. Sie übergibt den Preis – eine kleine ten Erfolgsfaktoren: «Im Lauf der Jahre und Bronzestatue und 5000 Franken – anlässlich Besuche in den verschiedenen Gemeinden des Mobilitätsforums «Movimento», das jedes ist die Jury zur Überzeugung gelangt, dass Jahr in Bern von PostAuto organisiert wird. das Engagement der Gemeindebehörden für 8 VCS MAGAZIN 1/17
den Erfolg eines Verkehrsknotens eine zent- rale Rolle spielt.» Das bestätigt auch Tinet- ta Maystre, Gemeinderätin der Stadt Re- nens (Waadt), welche den Preis 2011 erhalten hat: «Am Ursprung unseres Projekts rund © Philippe Gasser, Citec Ingénieurs Conseils um den Bahnhof Renens steht der politische Wille, die Lebensqualität unserer Stadt zu verbessern und insbesondere aus dem Bahn- hof einen verbindenden Ort zu machen, der den Langsamverkehr fördert, statt einen trennenden Raum zwischen den Gemein- den, der dem Autotransit dient.» Preisübergabe des FLUX 2016 an die Stadt Delé- Delémont gewinnt Flux 2016 mont am Forum für Mobilität «Movimento»: VöV- Das Thema des Jahres 2016 und des zehnten Direktor Ueli Stückelberger, Stadtplaner Hubert FLUX-Preises – mittelgrosse Verkehrskno- Jaquier, Stadtpräsident Damien Chappuis, Leiter PostAuto Daniel Landolf und Martin Enz, Co- ten mit einer Grösse von 5000 bis 10 000 Rei- Geschäftsleiter des VCS (v.l.n.r.) senden pro Tag – hat die Stadt Delémont als Siegerin hervorgebracht. Unter 28 bewerteten Bahnhöfen wurde je- zen Reihe von Funktionen. Ausgehend von ner von Delémont von den Jurymitgliedern der ursprünglichen Strassensituation hat es einstimmig als bestes Projekt ausgewählt. die Gemeinde verstanden, die Dinge Schritt Seine Trümpfe sind zahlreich: Er kombiniert für Schritt wachsen zu lassen.» Während vor auf ideale Weise die verschiedenen Trans- Beginn der Arbeiten 2005 vor dem Bahnhof portarten. Für die Fussgänger ist er zudem ein täglich 4500 Fahrzeuge zirkulierten, verleiht angenehmer Flanierort, die Orientierung ist heute eine 20 Meter lange Fussgängerzone einfach und der Zugang für alle gewährleistet. dem Raum einen angenehmen und friedli- Besonders beeindruckt hat die Jury die chen Charakter. Raumentwicklungsstrategie am Bahnhof und die Vision bzw. der Einbezug der Gemeinde. www.postauto.ch/flux Wie Jurymitglied Philippe Gasser, Associate Engineer bei Citec, betont: «Eine der Stärken Das sind die Preisträger zwischen 2007 und 2016: dieses Verkehrsknotens ist die Integration des Visp, Baden, Frauenfeld, Horgen, Renens und Wil, Bahnhofplatzes – ursprünglich eine Strasse Bahnhof Zürich Flughafen, Interlaken Ost, Scuol, Fast wie ein Oscar: Der FLUX belohnt – als natürliche Verlängerung, mit einer gan- Wallisellen, Delémont. Vortrefflichkeit und ermutigt Innovation. ANZEIGE Ausfliegen und geniessen! • thurbo.ch/aktiv VCS MAGAZIN 1/17 9
POLITIK Schlechte Karten für Umweltanliegen Von Dominique Eva Rast Der vor einem Jahr angetretene Nationalrat stimmt deutlich seltener im Interesse des Umweltschutzes als in der letzten Legislatur. Das zeigt das Umweltrating von WWF, Pro Natura, Greenpeace und VCS. Energiestrategie 2050 ein Kompromiss ge- © Fotolia funden werden, der von der Mehrheit der FDP-Politiker unterstützt wird. Mittlerweile hat ein Komitee aus SVP-Kreisen jedoch das Referendum eingereicht (siehe Seite 6). Was tun? In diesem Jahr stehen einige Entscheide im Verkehrsbereich an, die umweltpolitisch Ge- wicht haben. Dazu gehören der Güterverla- gerungsbericht, die Aufrechterhaltung des Nachtfahrverbots für LKW, das CO2-Ge- setz, der Kredit für den regionalen Personen- verkehr, aber auch der Pendlerabzug für Ge- schäftswagenbesitzer. Wer wissen will, wie die Nationalrätinnen und Nationalräte aus dem eigenen Kanton im ersten Jahr nach den Wahlen abgeschnitten haben, findet alle Re- sultate auf der Umweltrating-Internetseite. Dort ist ersichtlich, wer es auch bei den nächs- ten Wahlen verdient, gewählt zu werden. Mehr Infos: www.umweltrating.ch Umweltanliegen haben es im Bundeshaus deutlich schwerer. E ine Überraschung ist es nicht: Der Natio- nalrat ist nach rechts gerutscht, Umwelt- anliegen haben einen schwierigeren Stand deutlich besser als die besten aus den übri- gen Parteien. So wird ausgewertet Die Umweltallianz aus WWF, Greenpeace, Pro Natura und VCS wertet das Abstim- als in der letzten Legislatur. Das Umwelt- Deutliche Verschlechterung mungsverhalten der Parlamentarierinnen rating zeigt, dass die CVP-Nationalrätinnen Ausgewertet wurde auch das konkrete Ab- und Parlamentarier aus. Für das Umwelt- und -Nationalräte in ihrem Abstimmungs- stimmungsverhalten der einzelnen Rats- rating 2016 wurden 32 Abstimmungen verhalten enger zusammengerückt sind und mitglieder. Die durchschnittliche Umwelt- analysiert. Wer umweltpolitischen Vorlagen die FDP im Rating stark verloren hat. Im freundlichkeit der Nationalräte hat sich von immer zustimmt, erhält dementsprechend ersten Jahr der neuen Amtszeit stimmt der 52 auf 46 Prozent verschlechtert. Zudem po- 100 Prozent. Im Bereich Mobilität wurden Nationalrat in rund 38 Prozent aller um- larisiert der Umweltschutz: 69 der zweihun- die Abstimmungen zu folgenden Themen weltpolitisch besonders wichtigen Anliegen dert Nationalratsmitglieder haben Werte zugunsten des Umweltschutzes. In der letz- über 66 Prozent. Die Hälfte aller Ratsmit- ausgewertet: ten Legislatur war die Zustimmung deutlich glieder hingegen haben Werte unter 33 Pro- Verlagerungsziel für LKW höher, damals wurden 60 Prozent der wich- zent. Es wird also enorm schwierig, Mehr- Verwendung Auto-Importsteuer tigen Abstimmungen zugunsten von Natur heiten für eine nachhaltige Entwicklung zu Elektroauto-Steuer und Umwelt entschieden. Die Nationalrä- gewinnen. Besonders gross ist der Einfluss Trams und Metro in Lausanne nicht tinnen und Nationalräte von SP, GLP, Grü- von SVP und FDP auf das Resultat: Die bei- benachteiligen nen und EVP schneiden auch dieses Mal im den Parteien haben 14 Mandate dazugewon- Gefahrenguttransporte über den Umweltrating alle gut bis sehr gut ab (alle nen und stimmen seither noch weniger um- Simplonpass zwischen 80 und 100 Prozent). Sie sind alle weltfreundlich ab. Immerhin konnte zur Nachtfahrverbot für LKW 10 VCS MAGAZIN 1/17
POLITIK Bedrohung für den Service public Von Filippo Rivola Kein Zweifel: Ein Fernbusnetz für den Schweizer Binnenmarkt – parallel zum Bahnnetz, dem es einen Teil der Reisenden wegnehmen würde – bringt der Allgemeinheit keinen Nutzen. D as Bundesamt für Verkehr zeigt of- fen seine Sympathie für eine Öffnung des Schweizer Binnenmarktes für die gros- Kein Rückgang Bei der hohen Qualität des Angebots des öf- fentlichen Verkehrs in der Schweiz haben Au- Die Verteidiger der Liberalisierung bezie- hen sich häufig auf eine Studie aus unserem nördlichen Nachbarland, die vorgibt, dass sen Buslinien der privaten Gesellschaften, tofahrerinnen und Autofahrer, die aufs Auto die Busse ökologischer seien als die Bahn. so wie das auch bei unseren Nachbarn ge- verzichten wollen, bereits umsteigen können. Allerdings vergleicht diese Studie in Tat und macht wurde. Diese Busse würden zu tie- Der Fernbus füllt keine wirklichen Lücken im Wahrheit Charterbusse, welche Touristen- fen Preisen die wichtigsten Ortschaften der Service public, wie das z.B. in Frankreich der gruppen zu ihrem Kreuzfahrtschiff bringen Schweiz miteinander verbinden. Das würde Fall ist. Das heisst, der grösste Teil der Schwei- mit den deutschen Zügen. In Deutschland ist nicht ohne Folgen für unseren öffentlichen zer Kundschaft wird der Bahn weggenom- aber nur 60 Prozent des Netzes elektrifiziert Verkehr bleiben. Wenn die privaten Ge- men. Mit einer Liberalisierung des Marktes und der Strom kommt teilweise aus Kohle- sellschaften im Vergleich zur Bahn Dum- der Hauptlinien besteht die Gefahr, dass un- kraftwerken. Die Situation in der Schweiz pingpreise anbieten können, dann deshalb, sere Strassen mit Cars überschwemmt wer- ist einmal mehr nicht vergleichbar: Unser weil sie eine unfaire Konkurrenz darstel- den, was mehr Verkehr, mehr Verschmutzung Bahnnetz ist elektrifiziert und wird durch len. Sie sind nicht den gleichen Regeln un- und mehr Lärm auf den Hauptverkehrsach- saubere und erneuerbare Energien gespiesen. terstellt wie die Bahngesellschaften, was sen und in den Stadtzentren bedeutet. All das, Die Bahn ist und bleibt das umweltfreund- Löhne, Schutz und Arbeitszeit ihrer An- ohne dass es einen entsprechenden Rückgang lichste Massenverkehrsmittel der Schweiz. gestellten betrifft. Zudem müssen sie keine des Autoverkehrs geben würde. Dies ist ein Nutzerkosten für die Infrastruktur über- schlechtes Zeichen für die Umwelt und steht im nehmen und verfügen über eine grössere Widerspruch zu den Klimazielen des Bundes. Flexibilität bei ihren Fahrplänen und bei der Fahrzeugflotte. Übrigens sind die Ge- © Fotolia sellschaften nur selten auch die Besitzer der Fahrzeuge, die sie betreiben: In den meis- ten Fällen lagern sie die Transportleistung auf Dritte aus, womit sie ihre Risiken noch stärker senken. Die Öffentlichkeit investiert Milliarden von Franken – bezahlt vom Steuerzahler – in den Unterhalt und den Ausbau unserer Bahninfrastrukturen. So verfügen wir heute über das beste öffentliche Verkehrssystem in Europa: Mit nur einem Ticket können wir auch in die entlegensten Regionen des Landes fahren. Das Fernbusnetz hingegen bedient nur die grossen Ortschaften und die Gesellschaften können es sich leisten, nur die rentablen Verbindungen aufrechtzuerhalten. Der Service public und die privaten Gesell- schaften spielen nicht nach den gleichen Re- geln und Bedingungen, was einmal mehr zur Folge hat, dass sich der Private die Gewinne schnappt, während die Allgemeinheit die Verluste tragen muss. Fernbusse haben negative Auswirkungen auf unseren öffentlichen Verkehr. VCS MAGAZIN 1/17 11
POLITIK Statt Garagen gibt’s Veloabstellplätze Von Samuel Bernhard Autofreie Siedlungen haben spezielle Bedürfnisse. Etwa viel Platz, ums Velo sicher abzustellen. Wissen, Erfahrungen und Meinungen dazu gibt’s auf der Plattform autofrei/autoarm Wohnen PAWO, einem Engagement des VCS. zen investiert. Damit stehen für alle Bewoh- nicht überall erreicht. Bei offenen Abstellan- © zVg nerinnen und Bewohner der 20 Wohnungen lagen finden sich oft ungedeckte Abstellplät- je zwei Abstellplätze zur Verfügung. «Wir ha- ze, teilweise gar ohne Anlehnbügel, welche ben gemerkt, dass dieser Raum von autofrei zum Abschliessen der Räder gebraucht wer- lebenden Menschen in einer Stadt wie Biel den. Bei den abschliessbaren Anlagen gibt es auch tatsächlich genutzt und benötigt wird.» zwar keine unbrauchbaren Systeme wie «Fel- Zahnd und Sigrist leben seit August 2014, als genkiller». Recht verbreitet sind aber bei- die Siedlung fertiggestellt wurde, dort. Bei- spielsweise die bei vielen Velofahrenden un- de sind überzeugt, dass sich Velo-Investitio- beliebten Lenkerhaltersysteme anstelle von nen lohnen, auch an Orten, die perfekt an den Anlagen mit Schieberinnen oder Vorderrad- öffentlichen Verkehr angeschlossen sind. Das halter. «Das spart Platz», argumentieren die ist bei der Siedlung fab-a in Biel der Fall, der Verwaltungen. Doch was nützt eine Anlage, Bahnhof ist nur 700 Meter entfernt. Dennoch: die nicht gebraucht wird, etwa aus Angst vor «Viele Bewohnerinnen und Bewohner sind Kratzern am Lenker oder gar dem Defekt Viel Platz für Velos und Zubehör lieber frei und unabhängig mobil.» Deshalb der Bremskabel? Bei der Planung lohnt es seien eine ebenerdige Zufahrt, kurze Distan- sich, Experten wie Thomas Zahnd und Da- zen zur Wohnung, Wetterschutz, Diebstahlsi- niel Sigrist beizuziehen. Die beiden sind Mit- «F ür unsere autofreie Genossenschafts- siedlung war es klar, dass dem Velo eine überragende Rolle zukommen wird», er- cherheit und viel Platz auch für Zubehör wie Anhänger, Kickboards der Kinder wichtig. inhaber der Planum Biel AG und haben das Handbuch «Veloparkierung» mitverfasst. Und: Wer eine Anlage plant, sollte selber im zählen Thomas Zahnd und Daniel Siegrist. Keine «Felgenkiller» Alltag Velo fahren. Denn nur, wer selber je- Sie haben in Biel die autofreie Siedlung fab- Die Siedlung fab-a gilt auch unter den «best den Tag in die Pedale tritt, kennt die Bedürf- a mitgeplant. fab-a hat das Geld, das anders- practice»-Beispielen auf der PAWO-Websi- nisse von Velofahrenden. wo in den Bau einer Garage fliesst, in eine te als Musterbeispiel. Leider wird auch bei grosszügige Veloeinstellhalle mit 100 Plät- autoreduzierten Siedlungen dieser Standard Alle Infos unter www.autofrei-leben.ch ANZEIGE Creator of innovation since 1880 NEU PROFIL MAX FP60 qualitativ hochwertige Standpumpe Pumpengriff aus Buchenholz (FSC) bis 12 bar / 174 psi Druck breiter und verstärkter Standfuss grosser Manometer hergestellt in Frankreich Händler- & Artikelinfos:
POLITIK Fakten und Einordnungen Von Dominique Eva Rast Die Auto-Umweltliste 2017 informiert, ordnet ein und bezieht Stellung. Zu Wort kommt auch Jos Dings, bis Januar Direktor von Transport and Environment (T&E). E s lohnt sich, auch dieses Jahr die Auto- Umweltliste (AUL) zu lesen: Die Fak- eine Auflistung von Tabellen zu sein: Des- halb empfiehlt es sich auch für Menschen März 2017 ten sind sorgfältig aufgearbeitet und es ist ohne Auto, das Magazin zumindest durch- AUTO transparent erklärt, wie ausgewertet wird. Wieso ist der Toyota Prius zurück auf Platz zublättern. Oder wussten Sie zum Beispiel, dass in Portland sieben Prozent der Pend- UmwelTlisTe Der Ratgeber für den umweltbewussten Autokauf 1? Wann kann man mit ruhigem Gewissen lerinnen und Pendler mit dem Velo zur Ar- wieder ein Dieselfahrzeug kaufen? Auf diese beit fahren? Die USA schätzt man landläufig und viele weitere Fragen antwortet die AUL. eher als autoverliebt ein. Portland hingegen In Zeiten von Diesel- und anderen Schum- hat einen Plan und fördert den Veloverkehr meleien geht gern vergessen, wie viel Arbeit aktiv, etwa mit geführten Velotouren und hinter unaufgeregten, journalistischen Wer- einem Bikesharing-System mit 1000 Velos ken steckt. Als solches Werk versteht sich die an 100 Stationen. 39 Elektroautos Fahrt auf nehmen Auto-Umweltliste. Die AUL ist ein kompe- Neue Modelle mit grösserer Reichweite tenter Ratgeber, der Hintergrund bietet, Un- Eine politische Dimension 48 Kompromiss zwischen Vernunft und Emotion gereimtheiten aufdeckt und ganz bewusst Was es auf der verkehrspolitischen Ebene in Wie Autodesign entsteht auch gedruckt erscheint: Die Aktualität wird den nächsten Jahren zu tun gibt, kann Jos auf der Internetseite zur Verfügung gestellt, Dings einordnen. 13 Jahre lang hat er Trans- zwei Mal pro Jahr informiert ein elektroni- port and Environment (T&E) geprägt, die Partner: scher Newsletter Interessierte zusätzlich. Dachorganisation von nichtstaatlichen eu- ropäischen Organisationen aus dem Bereich Mehr als ein Autoheft des nachhaltigen Verkehrs. Seit Februar ar- Die Auto-Umweltliste informiert umfassend. Die Macherinnen und Macher der AUL beitet er für Tesla. Was ihn daran reizt, er- Aktualisierungen gibt es unter überlegen jedes Jahr von neuem, was das läutert er ebenfalls in der AUL. www.autoumweltliste.ch. Heft zusätzlich bieten kann, um mehr als ANZEIGE Bis Fr. 50.– sparen Bestgeräte auf einen Blick. gegenüber Original-Druckerpatronen + 1 Patrone GraTIs! + 1 Energieeffizienz im Haushalt. 100% Qualität, Schweizer Profilabor Schweizerische Agentur für Energieeffizienz energybox.ch PCtipp Testsieger, Kassensturz Empfehlung Lieferung gegen Rechnung GraTIs www.energieeffizienz.ch Die besten Leuchten. www.thinkshop.ch/1xGratis oder Tel.-Bestellung 061 315 10 20 THINKshop.ch CRTechnologies AG Parkstr. 6 · 4402 Frenkendorf 17041_saf_Inserat_96x64mm.indd 4 31.01.17 18:10 VCS MAGAZIN 1/17 13
POLITIK © Unschuldslamm@photocase.de «Widerstand lohnt sich immer» Interview:Dominique Eva Rast Gemeinsam mit dem Verband des Personals öffentlicher Dienste (VPOD) und vielen Partnerorganisation weltweit wehrt sich der VCS gegen die Verträge TTIP, TISA und CETA. VPOD-Generalsekretär Stefan Giger erklärt, wieso es Widerstand braucht und was es zu tun gibt. VCS-Magazin: Stefan Giger, wieso weh- droht: Ein Schweizer Fuhrhalter hat seinen ren Sie sich gegen TTIP, TISA und CETA? Fuhrpark darauf ausgerichtet, nicht aber ein Stefan Giger: Die drei Abkommen sind völlig ausländischer Anbieter. Dieser kann nun unterschiedlich in ihren Auswirkungen auf die klagen, er werde durch die Schweizer Vorga- Schweiz. Aber: Alle drei setzen Entwicklungen ben diskriminiert, denn er müsste ja andere in Gang, die nicht mehr umkehrbar sind. Lastwagen kaufen, wenn er damit durch die Schweiz fahren will. Mit TISA müssen aber Welche? alle Anbieter gleich behandelt werden. Nehmen wir als Beispiel das TISA-Abkom- men. Da verhandeln 23 Partner, unter an- Wie weit sind die Verhandlungen? derem die EU, welche 28 Mitgliedsländer Unterschiedlich. Bei TTIP ist aktuell unklar, vertritt, und die Schweiz. TISA betrifft alle ob und wann die Verhandlungen weiterge- Dienstleistungen und somit auch die Trans- hen; bei TISA gibt es zwar einen Unterbruch, portbranche. In der Schweiz gilt ein Verbot bis die neue Trump-Administration ihr Per- von Gigalinern. Dieses ist durch TISA be- sonal ausgewechselt hat, es ist aber anzuneh- 14 VCS MAGAZIN 1/17
POLITIK men, dass die Verhandlungen im Laufe des ten, dass die Schweiz zum Beispiel über- Jahres 2017 wiederaufgenommen werden; bei haupt keinen Einfluss darauf hätte, wer Darum geht es: CETA läuft bereits der Unterzeichnungspro- Streitigkeiten schlichtet: Aktuell ist näm- Transatlantic Trade and Investement Partner- zess. Gerade bei CETA hat sich gezeigt, dass lich vorgesehen, dass das private Schiedsge- ship, TTIP, ist ein geplantes Handelsabkommen sich Widerstand lohnt: Heute stehen im Ab- richte übernehmen. Und die Schweiz müss- zwischen der Europäischen Union und den kommen Klauseln, die ursprünglich nicht te auch ihre Rechtsentwicklung immer der Vereinigten Staaten, das die Schaffung einer vorgesehen waren. So dürfen bestehende EU und den USA anpassen: TTIP schreibt transatlantischen Freihandelszone vorsieht. Ziel Schutzbestimmungen für Arbeitnehmerin- vor, dass vor Gesetzesänderungen die Ver- ist, den Handelsaustausch durch die Abschaf- nen und Arbeitnehmer, die Umwelt und den tragsparteien konsultiert werden müssen. Datenschutz nicht aufgehoben werden, die Da die Schweiz aber nicht Vertragspartne- fung von Zollrechten, die Harmonisierung von Gesetzgebung in diesen Bereichen darf nicht rin ist, müsste sie zwar die anderen konsul- Normen und Regelungen sowie eine Öffnung tieren, hätte aber umgekehrt der öffentlichen Ausschreibungen zu vereinfa- keine Rechte. chen. Gegenwärtig gelten in Europa strengere Die drei Abkommen sind völlig unterschied- Herstellungsnormen, beispielsweise ist es Wie betrifft CETA die verboten, Wachstumshormone einzusetzen oder lich in ihren Auswirkungen auf die Schweiz. Schweiz? Pouletfleisch mit Chlor zu behandeln. In den CETA ist ein ähnliches Ab- USA hingegen sind diese Praktiken geläufig. Aber: Alle drei setzen Entwicklungen in kommen wie TTIP, aber die Deshalb ist es nicht möglich, amerikanisches Gang, die nicht mehr umkehrbar sind. Vertragsparteien sind Kana- Pouletfleisch nach Europa zu importieren. Eine da und die Europäische Uni- Harmonisierung der Normen könnte also zu ei- on. CETA beinhaltet keine ner Lockerung der europäischen Regeln führen. beeinflusst werden. Auch soll – im Gegensatz Klausel, die den Anschluss weiterer Part- zu TTIP – nicht ein privates Schiedsgericht ner erlauben würde. Die Schweiz ist aber Comprehensive Economic and Trade Agree- Streitigkeiten schlichten, sondern ein öffent- Mitglied der EFTA, und die EFTA und Ka- ment, CETA, ist ein europäisch-kanadisches lich-rechtlicher Gerichtshof mit vollamtli- nada führen derzeit Gespräche darüber, ob Freihandelsabkommen, das ähnlich wie TTIP chen Richterinnen und Richtern. Und: Ent- die CETA-Inhalte in den bestehenden Frei- aufgebaut ist. CETA enthält umfassende scheide dieses Gerichtshofs sind rekursfähig. handelsvertrag EFTA–Kanada übernommen Handels- und Zollerleichterungen. Für seine werden. Kritiker gilt er auch als Testfall für das US- Von Economie Suisse oder von der FDP amerikanisch-europäische Transatlantische ist zu lesen, dass die Schweiz beim Und wie sieht das bei TISA aus? Freihandelsabkommen (TTIP/TAFTA). Umstrit- TTIP-Abkommen andocken soll. Da ist die Schweiz seit Anbeginn selber am ten ist insbesondere der sogenannte «Investi- Was würde das bedeuten? Verhandlungstisch – die Verhandlungen tionsschutz», der es Unternehmen ermöglichen Länder, die bei TTIP andocken, überneh- finden übrigens auch in der Schweiz statt, soll, bei veränderter Rechtslage von Staaten men alle Regeln und Inhalte, ohne selber nämlich in Genf. Die Schweizer Verhand- Schadensersatz zu fordern (Investor-State Dis- Vertragspartei zu sein. Das würde bedeu- lungsdelegation hat zwar in den bisheri- pute Settlement). Die Verhandlungen began- gen Offerten den Service public so gut es nen im Jahre 2009, das Verhandlungsergebnis geht von den Bestimmungen des TISA-Ab- wurde am 26. September 2014 veröffentlicht. © zVg kommens ausgenommen. Wenn aber ganz Das Abkommen bedarf nun noch der Legiti- Europa etwa bei der Bahn Betrieb und Inf- mation durch das Europäische Parlament, den rastruktur trennt, kommt die Schweiz den- Rat der Europäischen Union wie auch durch noch unter Druck. Die EU möchte, dass die Parlamente der einzelnen Mitgliedsländer auch die Schweiz das vierte Eisenbahnpaket umsetzt. Was eine Trennung von Betrieb und es muss auch vom Kanadischen Parlament und Infrastruktur bringt, zeigt das Bei- ratifiziert werden. spiel Grossbritannien: Dort wurde die Inf- Trade in Service Agreement, TISA, ist ein Ab- rastrukturbetreiberin Railtrack privatisiert. kommen mit der Zielsetzung, grundsätzlich alle Mit der Folge, dass ein grosser Teil des Im- Dienstleistungen zu liberalisieren, also auch den mobilienbesitzes verkauft und den Aktio- gesamten Service public, vom Gesundheitswesen nären hohe Dividenden ausbezahlt wurden, bis zum Strafvollzug, von der Müllabfuhr bis zum während beim Unterhalt gespart wurde und das Netz verlotterte. Schliesslich drohte ein öffentlichen Verkehr, von der Bildung bis zu Post Zusammenbruch des Schienenverkehrs, und Telekommunikation. Zwar können die Länder Stefan Giger (58) ist Generalsekretär des und Railtrack musste mit riesigen Verlus- auf einer Ausnahmeliste einzelne Bereiche von VPOD. Ursprünglich Aargauer Sekundar- ten wieder verstaatlicht werden. Dabei wur- TISA ausnehmen, aber TISA setzt eine Dynamik lehrer, ist er seit 1989 beim VPOD und den nicht nur Steuergelder verschleudert, Richtung Deregulierung und Privatisierung des seit 2007 für internationale Fragen und der tägliche Ärger über verspätete oder aus- Service public und damit auch des öffentlichen Handelsverträge wie TTIP, TISA und CETA gefallene Züge war riesig. Und heute kostet Verkehrs in Gange. zuständig. eine Jahreskarte für eine einzelne Bahnstre- VCS MAGAZIN 1/17 15
POLITIK cke – etwa London–Brighton – mehr als in TTIP etwa würde bedeuten, dass die Schweiz der Schweiz ein Generalabonnement … zum Beispiel überhaupt keinen Einfluss darauf Beeinflusst die weltpolitische Lage die Abkommen? Grossbritannien tritt hätte, wer Streitigkeiten schlichtet. aus der EU aus, in den USA ist Donald Trump zum Präsidenten gewählt wor- den. Handelsverträge der EU. Grossbritannien mir schlecht vorstellen: Das würde China Sicherlich. Wenn Grossbritannien zur EU muss bei jedem einzelnen entscheiden und die Möglichkeit eröffnen, an den Verhand- austritt, sind sie nicht mehr Partner dieser möglicherweise nachverhandeln, wie es wei- lungen teilzunehmen und die Spielregeln Abkommen. Betroffen tergeht. Bezogen auf TTIP muss sich Gross- im Dienstleistungssektor mitzubestim- werden auch gut britannien entscheiden, ob sie andocken men. Die Absicht der TISA-Staaten ist, das 300 andere wollen, im Wissen, dass sie keinerlei Mit- fertige Vertragswerk in die WTO zurück- bestimmungsrecht haben werden. zuführen – damit sind die Regeln gesetzt Donald Trump hat sich vor und alle müssen sich fügen. Da werden die den Wahlen immer nur zu USA sicher mitreden wollen. TTIP, zum nordameri- kanischen NAFTA-Ab- Das klingt alles sehr komplex: Was kön- kommen und zum nen wir als Bürgerinnen und Bürger tun? transpazifischen Ab- Zum einen die Arbeit unterstützen, die wir kommen TPP ge- im Komitee leisten: Das beginnt damit, dass äussert, aber nie möglichst viele den offenen Brief an Johann zu TISA: Dieses Schneider-Ammann unterzeichnen. Dann Abkommen könnte kämpfen wir dafür, dass TISA referendums- er weiterverhandeln fähig wird. Dieses Referendum gilt es zu un- und erklären, dass terstützen – und dann natürlich die Abstim- er damit Arbeits- mung. Da bin ich zuversichtlich. plätze im Dienstleis tungssektor sichert. Was lässt Sie hoffen? Weil aber in den TISA hätte ursprünglich für die Schweiz nur USA bei einem Re- auf der nationalen Ebene gelten sollen. Nun gierungswechsel stets hat die EU verlangt, dass auch Kantons- und die ganze Administra- Gemeinderecht betroffen sind. Und das hat tion ausgetauscht wird, pas- dann sehr direkte Auswirkungen: Heute siert im Moment gar nichts. etwa bearbeitet eine Aargauer Firma die So- Einen Rückzug von TISA kann ich lothurner Steuererklärungen, die Daten sind auf einem Server in der Schweiz gespeichert. Damit gelten die schweizerischen Daten- schutzbestimmungen und das bleibt auch so, denn bestehende Regelungen werden nicht Wieso ist der VCS gegen TTIP und Co.? angegriffen. Wird TISA aber unterzeichnet und der Kanton Bern will seine Daten eben- Die Abkommen wollen die Privatisierung und Liberalisierung mehrerer Branchen einführen. Ob- falls von externen bearbeiten lassen, ist die schon die Schweiz bei TISA den öffentlichen Verkehr explizit ausklammern möchte, ist nicht klar, ob Vorgabe, dass die Daten in der Schweiz ge- es uns gelingen wird, das durchzusetzen. speichert werden, nicht mehr zulässig – denn Das würde in erster Linie bedeuten, dass Unternehmen wie PostAuto oder SBB noch stärker auf damit werden Inländer bevorzugt und das Rentabilität setzen müssen, anstatt den Service public für alle Einwohner, auch in abgelegeneren ist eine Diskriminierung. Schweizer Steuer- Gegenden, zu garantieren. daten könnten somit auf Servern auf den Fi- dschi-Inseln landen: Und dass das die SVP Insbesondere TTIP würde es erlauben, Handelshemmnisse bei privaten Schiedsgerichten einzukla- will, kann ich mir schlicht nicht vorstellen! gen, darunter könnte das Nachtfahrverbot, die 40-Tonnen-Limite oder die LSVA fallen, über den Kopf des Souveräns hinweg. Die Freihandelsverträge fördern Transporte über weite Distanzen. Solange der Transport aber seine Weitere Informationen: externen Kosten nicht zahlt und grosse umweltrelevante Probleme verursacht (CO2, Schwefel, Stick- www.verkehrsclub.ch/unsere-themen/politik/ttip oxid usw.), und daher zu billig ist, erachtet der VCS das als sehr problematisch. Offener Brief: http://konzerndiktatur-stoppen.ch/ Dem VCS ist wichtig, dass unsere demokratischen Prozesse nicht von Freihandelsverträgen unter- offener-brief-an-johann-schneider-ammann laufen werden. Kampagnenseite vpod: http://tisa-vpod.ch 16 VCS MAGAZIN 1/17
Publireportage POLITIK Radlerland Rügen Rügen, Deutschlands grösste Insel, eignet sich bestens für kurze und lange Radtouren. Auf vielen gut ausgeschilderten Wegen kann man das schöne, wilde Eiland abseits der grossen Strandbä- der erkunden, dabei einsame Buchten, kleine Dörfer mit Bodden- häfen und das weite Hinterland im Innern entdecken. Zum Ausru- hen laden feinkörnigen Strände ein. Eine besonders schöne Radtour Die kürzeste Fährverbindung Nord- beginnt in Putbus, das man mit deutschlands wird nicht mit gross- dem Zug bequem via Hamburg en Schiffen unterhalten, sondern oder Berlin und Stralsund erreicht. mit einem Ruderboot, in dem bis zu 15 Personen Platz finden. Fahr- Platz am Meer: eine kleine Radlerpause am Bodden bei Lauterbach © TMV/Würtenberger Die Route führt rund 30 Kilometer räder, E-Bikes und Kinderwagen weit über Lauterbach, Groß Stre- dürfen ebenfalls mit übersetzen. sow und Moritzdorf bis hin zur stil- Vom Ostseebad Baabe führt die zurück nach Putbus fahren oder len Halbinsel Mönchgut. Oft geht Route über den Dünenweg, der sich am Sandstrand und in der Ost- es dabei direkt am Bodden ent- Radweg geht nah am Strand ent- see von den Strapazen der Tour lang, einem vom offenen Meer ab- lang, ein kleiner Nadelwald trennt erholen . getrennten Küstengewässer, dann ihn von der Straße. In Göhren, mit durch kleine Waldstücke, in denen knapp 1300 Einwohnern einer der Informationen und Angebote es nach Pilzen riecht, und über Hü- wichtigsten Erholungsorte der für Ihre Ferien auf Rügen: gel, die tolle Ausblicke auf die Halbinsel, wird das Ziel dieser Tour www.auf-nach-mv.de Landschaft im Südosten bieten. erreicht. Hier kann man auf den info@auf-nach-mv.de, «Rasenden Roland», die histori- In Moritzdorf setzt die Ruderfähre Buchungsservice: sche, dampfbetriebene Schmal- über nach Baabe auf die Halbinsel +49 (0)381 40 30 500 Lange Tradition: Kay-Uwe Strandmann ist Kapitän der spurbahn, umsteigen und wieder Mönchgut. Ruderfähre in Moritzdorf © TMV/Würtenberger Das stilvolle Erlebnis im Alltag. Die Urban-E-Bikes von FLYER. Jetzt die FLYER Vielfalt entdecken und Ihr Lieblingsmodell Probe fahren www.flyer-bikes.com/flyer_e-bikes_sortiment VCS MAGAZIN 1/17 5
Viel Handarbeit steckt hinter unserer Mobilität. Operation graue Energie Von Dominique Eva Rast Mobilität ist selbstverständlich – aber woher kommen unsere Velos, Züge und Autos? Im Dossier werfen wir einen Blick hinter die Kulissen. 18 VCS MAGAZIN 1/17
DOSSIER © VCS/François Gribi E nergie, die vom Verbraucher nicht di- rekt eingekauft wird, jedoch für die Herstellung von Gütern sowie für Trans- anfängt, zu forschen, kommt vom Hun- dertsten ins Tausendste. Nur schon die Frage, aus wie vielen Einzelteilen etwa am frühen Morgen vollbesetzt durchs Land, braucht der einzelne Reisende im Vergleich viel Strom. port, Lagerung und Entsorgung benötigt ein Velo besteht, führt sogar bei einem Wer seine Mobilität hinterfragt, leis- wird: Das ist die Definition von grauer Velohersteller zu Gelächter und dann tet einen grossen Beitrag dazu, unsere Energie. Es geht also um die Energie hin- zu einem ratlosen Gesicht. Ein Zug – so Umwelt zu schützen und zu erhalten. ter dem Endprodukt, weder um den CO2- die Auskunft von Stadler Rail – besteht Niemand streitet ab, dass Autofahren ab Ausstoss noch um die Betriebsenergie. aus mehreren Millionen Einzelteilen. All und zu nötig ist. Und die Tendenz vieler, So weit, so gut: Aber woher kommt diese Einzelteile haben bei der Fertigung gerade junger Menschen, Autos zu teilen denn nun unsere Mobilität? Was braucht Energie verbraucht. Ist ein Zug dann mal oder Mitfahrgelegenheiten zu nutzen, es für eine moderne, nachhaltige Mobi- auf der Schiene, kommt die Betriebs- gehen in die richtige Richtung. Der Ein- lität, die Mensch und Umwelt gerecht energie ins Spiel. Fährt ein Zug also halb stieg in diese neue Mobilitätswelt mag wird? Das Thema ist abstrakt und wer leer statt wie in der Hauptverkehrszeit kompliziert wirken. Aber sie ist nötig. VCS MAGAZIN 1/17 19
DOSSIER Graue Energie, Konsum, Reparatur: Und bei Ihnen? Graue Energie ist ein spannendes Thema, über das zu wenig gesprochen wird. Aber was ist das eigent- lich genau? Was bedeutet es für den Konsum? Und was ist wichtiger: Preis, Qualität oder Ethik? Wir haben uns in den Strassen von Biel umgehört, um mehr über Ihre Konsumgewohnheiten zu erfahren. Hier ein paar Auszüge. Vinzenz Schläfli und Camille Marion Was ist graue Energie? wähle. Meine Kinder werden bald ihren Füh- rerschein haben, das ändert die Dinge.» Jean-Joseph «Hat das etwas mit dem Wetter von heute zu Brunner, 83-jährig tun? (lacht) Nein, im Ernst, ich weiss nicht, «Ich besitze kein Auto, werde mir aber ein ge- was das ist.» brauchtes kaufen.» Nathalie Bousquet, «Graue Energie? Nie etwas davon gehört …» 50-jährig Martin Schober, 25-jährig Alban Trachsel, «Ich glaube, das hat etwas mit den Autos zu Wie sehen Ihre Konsum- und Reparaturgewohnheiten für 23-jährig tun, oder? Ich bin mir nicht sicher, denke Ihre Alltagsgegenstände aus? Wenn zum Beispiel das Ra- aber an eine Art Verschmutzung.» dio oder das Telefon nicht mehr funktioniert, welche Lösung wählen Sie? «Keine Ahnung. Ich kenne nur die grüne Ener- gie. Vermutlich ist graue Energie etwas zwi- Christine Weber, «Eigentlich lasse ich die Dinge, die nicht schen guter und schlechter Energie» 55-jährig mehr funktionieren, gerne reparieren, manchmal geht das jedoch nicht. Leider Florian Heiniger, 31-jährig ist es oft so, dass man besser etwas Neues kauft.» Haben Sie ein Auto? Wenn ja, ist es ein Occasions-Auto? Hassan Dhagane «Ich kaufe ein neues. Eigentlich sollte ich Sylvie Rohrbach, «Ich habe ein Auto, das ich als Occasion ge- Mohidin, 57-jährig versuchen, die Dinge reparieren zu lassen, 59-jährig kauft habe. Wenn ich ein neues haben müss- doch das kommt teurer, als ein neues Pro- te, wäre es vermutlich wieder eine Occasion.» dukt zu kaufen.» Hassan Dhagane «Im Moment besitze ich kein Auto. Ich Alban Trachsel, «Meistens lasse ich die Dinge reparieren, Mohidin, 57-jährig möchte gerne eine Occasion kaufen, leider 23-jährig wenn sie nicht mehr funktionieren. Ich habe ich nicht die Mittel dazu.» weiss, dass mich das manchmal mehr kostet, als wenn ich ein neues Produkt kaufen wür- Christine Weber, «Ich habe kein Auto, benutze aber regelmäs- de, aber ich versuche einfach, nicht zu viele 55-jährig sig das meines Freundes. Wenn ich eines Abfälle zu produzieren und Überkonsum zu kaufen müsste, würde ich vermutlich einen vermeiden. In der Theorie ist das allerdings Neuwagen nehmen, mich aber bei den Elek- einfacher als in der Praxis!» tromodellen oder den etwas saubereren Energien umsehen.» «Mein eigenes Auto habe ich oft reparieren lassen. In meinem Alter kaufe ich aber sicher Nathalie Bousquet, «Ich habe ein Auto, das ich als Neuwagen ge- kein neues Auto mehr.» 50-jährig kauft habe. Aber wenn es mal nicht mehr läuft, weiss ich nicht, ob ich wieder einen Neuwagen Christian Grünig, 78-jährig 20 VCS MAGAZIN 1/17
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