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wirtschafts 12|2021 1|2022 spiegel Nachhaltig wirtschaften Neue Positionen Neue Spitzenkräfte Neue Grenze IHK-Vollversammlung 34 Die besten Azubis 36 EU-Umsatzsteuer 54
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AUSRUFEZEICHEN Den Aufbruch gestalten Es gibt Jahre, die können gar nicht schnell genug enden: Das neue Jahr ist schon in Sicht und es ist verknüpft mit der Hoff- nung auf einen Neustart - möglichst ohne die Probleme des al- ten. Doch von allein gelingt er nicht. Genauso, wie Corona nicht von allein verschwindet. Ganz wesentlich, um dieses hartnäckige ger Regulierung: Mehr unternehmerischer Virus in den Griff zu bekommen, war Freiraum, um die Kraft auf die zentralen und ist die erfolgreiche Arbeit des Unter- Aufgaben und Ziele zu konzentrieren. Er nehmens BioNTec. Für die Erforschung, bedeutet zudem Vertrauen in die Kreati- Entwicklung und Herstellung eines vität der Menschen in den Betrieben vor mRNA-Impfstoffes gegen COVID-19 hat Ort. Denn klar ist: Nur mit Unternehmen, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die als Innovatoren und Investoren ver- das Start-up gerade mit dem „Deutschen antwortungsvoll ihre Freiräume nutzen, Zukunftspreis“ ausgezeichnet. Dabei zeigt werden wir die Zukunft unseres Landes diese herausragende Leistung der Gegen- erfolgreich gestalten. wart auch über ihre Funktion als „Leucht- Mit den richtigen Rahmenbedingungen turm für Innovationen“ hinaus, wie wir wird der Wandel gelingen. Diese Zu- die Zukunft meistern können. versicht möchten wir zum Ende eines Denn genau die gleiche un- schwierigen Jahres verbreiten. Optimis- ternehmerische Entschlos- mus ist ohnehin Pflicht in schweren Zei- senheit und Umsetzungskraft ten. Er ist Voraussetzung für Investitionen brauchen wir nun flächende- und Motivation. ckend nicht nur in der Wirt- Wir wünschen Ihnen eine gute Advents- schaft, sondern auch in der und Weihnachtszeit. Vielleicht liegt in der Politik. Sie setzt die Rah- Ruhe dieser Zeit, die durch Corona ver- menbedingungen für die Un- stärkt wird, die Kraft, die wir brauchen, ternehmen, die vor riesigen um den Aufbruch im neuen Jahr mit Er- Herausforderungen stehen: folg zu gestalten. Demografie, Digitalisierung, Dekarbonisierung und Ten- denzen zur De-Globalisierung führen zu einem tiefgreifen- den Strukturwandel, dem sich auch die nord-westfälische Dr. Benedikt Hüffer Dr. Benedikt Hüffer (l.) und Dr. Fritz Jaeckel Wirtschaft stellen muss. Präsident Foto: Mensing/IHK Die Erwartungen an die Par- teien, die sich jetzt zur Bildung einer „Fortschrittsregierung“ zusammen- getan haben, sind enorm hoch. Sie selbst versprechen einen echten Aufbruch. Den brauchen und unterstützen wir. Auf- Dr. Fritz Jaeckel bruch bedeutet für uns vor allem weni- Hauptgeschäftsführer Wirtschaftsspiegel Dezember 2021 | Januar 2022 3
INHALT 54 38 Die Tücken Spitzenleistungen: der Umsatzsteuer Die besten Azubis Deutschlands Titelthema Themen 15 Nachhaltigkeit - 17 Aus der Nische holen 30 Digitale Kompetenz für made in Nord-Westfalen Expertentipps zur Nachhaltigkeit Fachkräfte von morgen Nachhaltige Produktion wird zum Die ersten Wirtschaftsfachwirte und neuen Gütesiegel der Wirtschaft - 19 Chef als „Chancenradar“ Industriemeister im Projekt „Zert-Ex“ die nord-westfälische Wirtschaft Wie Marcus Ahlers nachhaltiges hat gute Startbedingungen Wirtschaften in seinem 34 Abbau der Rücklagen beendet Einrichtungshaus umsetzt Die IHK-Finanzen sowie Beschlüsse 16 Die Region geht voran zur Stärkung von Industrie und Handel Der IHK-Nachhaltigkeitsausschuss 21 Nachhaltig mit Freude bestimmten die Sitzung der will Nord-Westfalen als Vorbildregion Bei Christoph Schulte von IHK-Vollversammlung positionieren RK Verpackungen sind Strom- und Motivationsspeicher aufgeladen 36 „Vorbilder und Botschafter“ 12|2021 fts Die 246 besten Auszubildenden in wirtsscphieagel 1|2022 22 Das Comeback des Windrads IHK-Berufen aus NRW wurden Bei der apetito AG waren manche in Gelsenkirchen geehrt Ideen der Zeit voraus 38 Spitzenleistungen 24 Erfolgsfaktor EMAS Fünf der besten Auszubildenden aus ganz Deutschland kommen aus Na chhafltteign Parador will die CO2-Fußabdrücke entlang der vor- und nachgelagerten dem IHK-Bezirk Nord Westfalen wir t scha Wertschöpfungskette reduzieren ze 54 Neue Gren euer tzst EU-Umsa zenkräfte 36 Neue Spit Azubis 25.11.21 12:27 tionen 34 Die besten Neue Posi ersammlung IHK-Vollv 1 ag.indd _WiSpi-Umschl -IHK-NW 2021-12 4 Wirtschaftsspiegel Dezember 2021 | Januar 2022
INHALT 36 „Praktisch unschlagbar“: 60 Der Kampf der Verlage Ehrung der landesbesten Azubis ums Buchregal Rubriken VerlagsSpezial 40 Cookies auf dem Kieker 3 AusrufeZeichen 70 Starke Marken - Starke Macher Mit einem neuen Gesetz zum Datenschutz wird der Kreis der 6 TerminBörse betroffenen Unternehmen größer 8 BlickFang Den Wirtschaftsspiegel gibt es 42 Sweet home Münsterland auch als E-Paper Der Münsterland e.V. wirbt um 10 Nord-Westfalen abgewanderte Fachkräfte www.ihk-nw.de/wirtschaftsspiegel 25 KonsumGut 54 Keine leichte Materie Für Lieferungen an Verbraucher in 26 IHK-Service IHK-Telefonnummern der EU gilt eine Umsatzsteuergrenze von 10 000 Euro 30 Aus- und Weiterbildung 0251 707-0 (Münster) 58 Businessplan noch vor dem Abi 32 Recht 0209 388-0 (Gelsenkirchen) Serie Förderprogramme: 02871 9903-0 (Bocholt) Teil 2: Beratungsprogramm Wirtschaft 44 BetriebsWirtschaft 64 Amtliche Bekanntmachung 60 Kampf ums Buchregal Die Verlagswelt ist im Strukturwandel 68 Menschen ERGEBNISSE DER WAHL 80 LebensWert zur IHK-Vollversammlung ab 62 Berufliche Integration Anfang Dezember online unter: als Chance für alle 81 Spezialisten www.ihk-nw.de/bekanntmachungen Wer junge Geflüchtete ausbildet, hilft auch sich selbst 82 SchlussPunkt Wirtschaftsspiegel Dezember 2021 | Januar 2022 5
TERMINBÖRSE IHK-Sprechtage Gründergeist #Youngstarts Münsterland Unternehmensnachfolge mit Plan Steuern Die Nachfolgeexperten Britta Schulz von Unternehmensübernahme. Die Veranstal- Grundwissen und Tipps vom Steuerberater für Existenzgründer der Handwerkskammer Münster und Mi- tung ist ein Angebot des Verbundprojekts chael Meese von der IHK Nord Westfa- Gründergeist #Youngstarts Münsterland. 13. Dezember len geben Tipps für den Nachfolgeplan Eine Anmeldung ist erforderlich. 10. Januar im Unternehmen. Sie informieren praxis- » 27. Januar, 17 bis 18.30 Uhr, online 14. Februar online nah über Eckpunkte und Fallstricke einer www.ihk-nw.de, Nr. 156143509 www.ihk-nw.de, Nr. 156144623 Erfinder Jugend forscht 2022: Bühne frei für junge Talente Grundwissen und Tipps vom Patentanwalt über gewerbliche Schutzrechte 9. Dezember, 16 bis 19 Uhr Handwerkskammer in Münster „Zufällig genial?“ So lautet das Motto der 57. Runde von 9. Dezember, 16 bis 19 Uhr „Jugend forscht“. Den Regionalwettbewerb Münsterland IHK in Münster www.ihk-nw.de, Nr. 156132381 richtet erneut die IHK Nord Westfalen aus. Finanzierung „Jugend forscht“ ist Deutschlands be- nik (MINT) zu begeistern, Talente zu fin- Expertenrat zur Unternehmens- kanntester Nachwuchswettbewerb. Er hat den und zu fördern. finanzierung und Informationen das Ziel, Jugendliche für Mathematik, In- Den Regionalwettbewerb Münsterland über Förderprogramme formatik, Naturwissenschaften und Tech- organisiert seit über 30 Jahren die IHK 15. Dezember Nord Westfalen. Unterstützt wird sie da- 19. Januar bei seit vielen Jahren von der BASF Coa- 16. Februar tings GmbH in Münster. online www.ihk-nw.de, Nr. 156127179 Das Regionalfinale wird am 17. und 18. Februar 2022 in der Stadthalle in Müns- ter-Hiltrup ausgetragen. Lehrkräfte und Nachfolge Eltern, aber auch Vertreter von Unter- Beratung zu Rechtsfragen im Nachfolgeprozess durch einen nehmen sind eingeladen, die Projekte der Rechtsanwalt Jungforscherinnen und -forscher zu be- gutachten und mit den Jugendlichen ins 9. Februar, 9 bis 17 Uhr Gespräch zu kommen. Nur die Sieger qua- IHK in Münster www.ihk-nw.de, Nr. 156120521 lifizieren sich für das Landesfinale. » 17. und 18. Februar, CE-Sprechtag Regionalsieger Chemie: Steffen Benkhoff Stadthalle Münster-Hiltrup Beratung zur Anwendung von überzeugte bei Jugend forscht 2021 die www.ihk-nw.de, Nr. 156156759 Richtlinien und Normen bei der Jury. Foto: IHK/Grundmann www.jugend-forscht.de CE-Kennzeichnung 13. Dezember, 10 bis 14 Uhr MentorenNetz Nord-Westfalen 17. Januar, 10 bis 14 Uhr online www.ihk-nw.de, Nr. 156141263 Expertenrat für Jungunternehmer Im MentorenNetz der IHK stellen erfahrene Unternehmer und Führungskräfte ihr Wis- @ Alle Veranstaltungen der IHK Nord Westfalen: www.ihk-nw.de/termine sen Existenzgründern, jungen Unternehmen sowie Unternehmensnachfolgern zur Ver- fügung. Das Netz bietet Unterstützung und Coaching unter anderem zu Unternehmens- führung, Management, Strategie, Marketing oder Finanzierung. » 14. Dezember, 2. Februar, IHK in Münster; www.ihk-nw.de, Nr. 156131706 6 Wirtschaftsspiegel Dezember 2021 | Januar 2022
Foto: Dmitry Rukhlenko/Fotolia Singapur als Absatzmarkt entdecken Eine geförderte Unternehmensreise nach Singapur bietet die IHK Nord Westfalen zusam- men mit NRW.Global Business vom 28. Februar bis 4. März 2022 an. Zielgruppe sind ex- portorientierte Industrieunternehmen aus NRW mit innovativen Zulieferprodukten sowie Smart-Industry-Lösungen. Teilnehmende Unternehmen erhalten Tipps für den Einstieg in den singapurischen und südostasiatischen Markt und können erste Kontakte zu Institutio- nen und Unternehmen vor Ort knüpfen. »2 8. Februar bis 4. März www.ihk-nw.de, Nr. 156156362 IHK-Beratung Zuschüsse für Innovationen nutzen Der Sprechtag „Zuschussförderung Inno- traulichen Einzelgesprächen beantwor- vation und Digitalisierung“ der IHK Nord tet Dr. Kai Pflanz vom Beratungscenter Westfalen ist ein Angebot für kleine und Wirtschaftsförderung der NRW.BANK die mittlere Unternehmen sowie Freiberufler, Fragen von Unternehmerinnen und Un- die für die Digitalisierung von Geschäfts- ternehmern. Die Teilnahme an der IHK- prozessen, für Investitionen in IT-Sicher- Beratung ist kostenfrei, eine Anmeldung heit oder die Entwicklung neuer Produk- jedoch erforderlich. NACHHALTIG te öffentliche Fördermittel in Anspruch » 1 9. Januar, 9.30 bis 13 Uhr, online VERANTWORTUNG nehmen wollen. In 30-minütigen ver- www.ihk-nw.de, Nr. 156141116 TRAGEN Nachwuchsrecruiting „Münster gründet!“ Mit Social Media Starthilfe in die Azubis gewinnen Selbstständigkeit Mit unseren Services und Einen Einstieg in die Nutzung sozialer Das Seminar „Fahrplan in die Selbst- Medien für die Azubi-Gewinnung ver- ständigkeit“ vermittelt Praxiswissen, dem KlimaschutzBeitrag mittelt ein Online-Seminar der IHK um erfolgreich in Münster ein Unter- wählen Sie die nachhaltigste Nord Westfalen. Am Beispiel von Ins- nehmen zu gründen. Expertinnen und Lösung, Ihr Team mit Berufs- tagram erläutern Genevieve Wiehe, Ex- Experten stellen Gründungskonzep- kleidung auszustatten. pertin für Social-Media-Marketing, und te vor und erarbeiten mit den Teilneh- Jubin Honarfar, Geschäftsführer vom mern einen Fahrplan für die Gründung. Karriereportal watchado, erste Schritte Veranstalter ist die Initiative „Münster zum Aufbau eines eigenen Kanals so- gründet!“, in der die IHK Nord Westfa- wie Vor- und Nachteile sozialer Medien. len Mitglied ist. jetztneutralmieten.de »9 . Dezember, 10 bis 11.30 Uhr, online » 6. Dezember, 16 Uhr, online www.ihk-nw.de, Nr. 156156945 www.ihk-nw.de, Nr. 156132380 Wirtschaftsspiegel Dezember 2021 | Januar 2022 7
BLICKFANG Brot und Kekse Die Produktion des Weihnachtsgebäcks läuft auf Hochtouren, wie hier in der modernen Backstube der H. Krimphove GmbH in Münster. Bäckermeister Frank Schlothane (Mitte hinten) und Geselle Marcel Sprung (vorn) sind zwei von 45 Bäckern und Konditoren in der Großbäckerei, die für den fest- lichen Genuss sorgen. Alleine rund 9 000 Tüten Spekulatius, die mit einer alten Maschine geformt werden, gehen in dieser Saison in den 20 Krimphove- Filialen über die Theke. Viel gebacken wird aber nicht nur zur Weihnachtszeit. Neben diesen kleineren Back-Manufakturen gibt es in ganz Nordrhein-West- falen auch über 450 große Industriebackbetriebe. Ein Viertel des Produktionswertes von insgesamt 4,4 Milliarden Euro aller industriell hergestellten Backwaren in NRW, vom Brötchen bis zum Keks, entfällt nach Angaben des Statistischen Landes- amtes IT.NRW 2020 auf den IHK-Bezirk. 8 Wirtschaftsspiegel Dezember 2021 | Januar 2022
NORD-WESTFALEN Martin Hornung gestorben Begehbare Onlineplattform IT-Profil der Region geschärft in Ahaus besichtigt Martin Hornung, einer der Gründer Der IHK-Handelsausschuss unter Vorsitz von Michael Radau des IT-Forums Nord Westfalen, ist informierte sich über das Konzept „aufHaus“ der Firma TOBIT . nach schwerer Krankheit am 8. No- vember im Alter von 68 Jahren gestorben. Das ehemalige Modehaus Haverkamp unten. Vielmehr haben sich alle Aus- Die Wirtschaftsregion wurde zu einer Art begehbarer Online- steller dem gemeinsamen Ziel verschrie- hat mit ihm einen in- Plattform gewandelt – einer Kombinati- ben, den Besuchern ein Erlebnis bieten zu novativen Kopf und on aus Kaufhaus und Ausstellung. Mitt- können. Statt Kassen und Preisschildern tatkräftigen Förde- lerweile machen ungefähr 90 Händler gibt es QR-Codes. Kunden können sich rer verloren, der stets aus der Region mit und stellen auf drei vor Ort die Ware anschauen, bei Interesse über den Tellerrand Stockwerken rund 1600 Produkte aus. per Smartphone bezahlen und direkt mit- Martin Hornung seines eigenen Unter- Das „aufHaus“ hat an sieben Tagen in der nehmen. Weitere Themen im Handelsaus- Archivfoto: IHK nehmens geblickt hat. Woche geöffnet. Allerdings steht das Ver- schuss waren Lieferengpässe bei Handels- Bereits in den kaufen in der Prioritätenliste ganz weit waren und der Fachkräftemangel. 1990er-Jahren engagierte sich Martin Hornung im Wirtschaftsforum Greven e.V. dafür, die Attraktivität der Stadt Greven als Ort zum Leben und zum Ar- beiten zu steigern. In den IHK-Gremien setzte sich der IT-Unternehmer ab 1994 ehrenamtlich für die Interessen der Wirtschaft in der Region ein, zunächst im Regionalausschuss Kreis Steinfurt, ab 1998 im Regionalausschuss Müns- ter. Im selben Jahr wurde er in die IHK-Vollversammlung gewählt, in der er mit einer kurzen Unterbrechung bis 2010 mitarbeitete. Seinen unternehme- rischen Sachverstand brachte er auf Vorschlag der IHK mehr als zwei Jahr- zehnte als ehrenamtlicher Handelsrich- ter am Landgericht Münster ein. 2005 initiierte er mit den Vollver- Dieter van Acken (vorne rechts) von der TOBIT Software GmbH stellte im Handelsausschuss sammlungsmitgliedern Dr. Gabriele das Konzept "aufHaus" vor (links neben ihm Michael Radau, Vorsitzender des Handelsaus- Bülow und Cornelia Gaebert die Grün- schusses und Vorstandsvorsitzender der Superbiomarkt AG). Foto: Betz/IHK dung des IT-Forums Nord Westfalen mit dem Ziel, das Profil der Region als IT-Standort zu schärfen. Martin Hor- Koch-Event der Wirtschaftsjunioren nung trug maßgeblich dazu bei, dass sich das Forum zu einem schlagkräfti- Junge Wirtschaft im Dialog gen Branchennetzwerk entwickelt hat. Die Wirtschaftsjunioren Nord Westfalen anschließenden Abendessen dem Vortrag Bei der Verabschiedung aus dem Bei- suchen regelmäßig den Austausch und des ehemaligen Vizechefs Conrad Albert rat im vergangenen Jahr würdigte ihn Dialog mit Politik und Gesellschaft – und von ProSiebenSat1 Media zum Thema der amtierende Vorstand als „vorbild- finden dabei kreative Formate. So wurden „Machtwechsel in den Medien“. High- lichen Teamplayer mit Gespür für das sie beim Westfälischen Abend selbst zu lights des Jahres 2022: Gesamtinteresse“. Köchen und Köchinnen und folgten beim » www.wjnw.de 10 Wirtschaftsspiegel Dezember 2021 | Januar 2022
NORD-WESTFALEN Münster Verkehrsversuch In Münster wurden im Sommer einige Verkehrsversuche gestartet. Unter an- derem wurde vor dem Bahnhof eine Fahrspur zur Busspur gemacht. Um die wirtschaftlichen Auswirkungen Expressbrücke in Dülmen ausgezeichnet bewerten zu können, hat die IHK eine Umfrage unter rund 260 im Bahn- Innerhalb von nur 40 Tagen gelang es Straßen.NRW zusammen mit dem Bauunternehmen hofsviertel ansässigen Unternehmen Echterhoff (Osnabrück/Westerkappeln), die vielbefahrene Straßenbrücke der Ortsumge- durchgeführt. Ergebnis: Drei Vier- hung Dülmen (B 474) über der aktiven Bahnlinie Münster - Recklinghausen abzubrechen und durch eine neue Brücke zu ersetzen. Damit gehörte die Niederlassung Münsterland tel der Unternehmen spüren konkrete von Straßen.NRW mit dem Projekt „Expressbrücke“ zu den drei Preisträgern in der Katego- Auswirkungen des Verkehrsversuches rie „Innovation und Digitalisierung“ beim Deutschen Ingenieurpreis Straße und Verkehr der auf ihr Unternehmen. Die durch- Bundesvereinigung für Straßenbau- und Verkehrsingenieure e.V. (BSVI). Foto: Firma Echterhoff schnittliche Bewertung der Erreich- barkeit verschlechterte sich deutlich von 2,1 (vor dem Verkehrsversuch) auf IHK-Regionalausschuss Bottrop 4,2 (während des Verkehrsversuches). „Die Umfrageergebnisse zeigen deut- Vorrat an Gewerbeflächen notwendig lich die große Betroffenheit vieler Ge- Beim Austausch des IHK-Regionalaus- entierte Gewerbeflächenpolitik für unse- werbetreibenden im Bahnhofsumfeld schusses für die Stadt Bottrop mit Ober- re Stadt“ an. Ein Vorrat an Flächen sei durch die mit dem Verkehrsversuch bürgermeister Bernd Tischler bescheinigte notwendig, damit die Stadt als möglicher einhergehenden Verkehrsbehinde- die Vorsitzende des Regionalausschus- Unternehmensstandort wahrgenommen rungen auf“, betont Joachim Bren- ses, IHK-Vizepräsidentin Birgit Wiese- werde „Insbesondere fehlt es an Flächen del, Leiter des IHK-Geschäftsbereichs hahn-Haas (IBK Wiesehahn GmbH), dem für das verarbeitende Gewerbe, also dort, Handel, Verkehr und Infrastruktur. Die Stadtchef zwar sichtbare Erfolge bei der wo wichtige Wertschöpfung stattfindet“, IHK hat den Parteien sowie der Ver- Stadtentwicklung und -erneuerung. Sie unterstrich Lars Fiele, Geschäftsführer der waltung die Ergebnisse der Umfrage mahnte aber eine „stärkere angebotsori- Stremmer Sand + Kies GmbH. zur Verfügung gestellt. E N P R O D U K T IO N O H N UN G ! S W S R O A B Ü D HALLEN WIR B A U E N ROHB A U , F E RT IG B A U & PROJEK TIERUNG T. 02501.27 900 | info@nabbe.de Wirtschaftsspiegel Dezember 2021 | Januar 2022 11
NORD-WESTFALEN Carl Pinnekamp STARTEN IN NORD-WESTFALEN Starke Stimme aus dem Kreis Warendorf IHK-Vizepräsident Carl Pinnekamp ist Ende Oktober 70 Jahre alt geworden. Das ehrenamtliche Engagement des Unternehmers für die grundlegenden Inte- ressen der Wirtschaft in der Region begann bereits 1988 im IHK- Regionalausschuss für den Kreis Wa- rendorf. 2003 wur- de der Inhaber und Geschäftsführer der Carl Pinnekamp Foto: IHK Teutemacher Glas GmbH (Warendorf) zum stellvertreten- Bernd Block und Matthias Welp (v.l.) mit einem ihrer kleinen Elektromobile. Foto: Drive-Electro den Ausschussvorsitzenden gewählt, 2008 zum Vorsitzenden. In der IHK- Vollversammlung, arbeitet Pinnekamp seit 2003 mit, seit 2009 ist er zudem Günstige Mini-Mobilität Präsidiumsmitglied. Pinnekamps be- Der preisbewusste Pendler, der nur für die kurzen Strecken eine Alternative zu seinem teu- ren Benziner sucht, oder der Handwerker, der günstig und platzsparend in der Stadt fahren sonderer Einsatz gilt der Entwicklung und parken will – beide sind potenzielle Kunden der Drive-Electro BW einer leistungsfähigen Verkehrsinfra- GmbH in Emsdetten. Seit ein paar Monaten erst bieten Bernd Block struktur sowie der Förderung der be- und Matthias Welp kleine, sparsame Elektromobile sowie individuell trieblichen Aus- und Weiterbildung. konfigurierbare Elektrotransporter an. Die Fahrzeuge sind teilweise 2016 wurde er mit der goldenen IHK- schon für 16-Jährige nutzbar und können an der Haushaltssteckdose Ehrennadel ausgezeichnet. Auf Vor- aufgeladen werden. Mit ihrem Konzept sind Block und Welp sogar Teil schlag der IHK war Pinnekamp zudem des Forschungsnetzwerks Cargo-XS aus Chemnitz. 1988 zum ehrenamtlichen Handels- » www.drive-electro.com richter berufen worden. Dieses Amt nahm er ohne Unterbrechung bis 2016 wahr. Frauenkarrieren in der Emscher-Lippe-Region fördern IHK-Regionalausschuss Münster Auszeichnung für frauenfreundliche Firmen Standortstärken Fünfzehn Industrie- und Handelsbetriebe bilden Frauen in überwiegend männer- Vor dem Regionalausschuss Münster der Emscher-Lippe-Region wurden am 10. dominierten Berufen aus und bieten gute analysierte Enno Fuchs, Wirtschafts- November für ihr frauenfreundliches En- Arbeitsbedingungen für weibliche Fach- förderung Münster, die Stärken und gagement geehrt. Bürgermeister Christoph kräfte. Sie stehen für Chancengleichheit Schwächen des Standortes. Es gelte, Tesche überreichte die Auszeichnungen und begegnen so aktiv dem Fachkräfte- die vorhandenen Kompetenzbereiche, im Bildungszentrum des Handels in Reck- mangel. etwa im Bereich Batterieforschung linghausen. Die Unternehmen wurden mit Die Auszeichnung wurde vom Kompe- oder in der Nano-/Biotechnologie Fachleuten aus Industrie- und Handelsor- tenzzentrum Frau und Beruf Emscher- weiterzuentwickeln, aber auch weitere ganisationen nominiert. Die kleinen und Lippe zusammen mit Partnern entwickelt Wachstumsfelder zu erschließen. mittleren Unternehmen beschäftigen und und jetzt erstmalig vergeben. 12 Wirtschaftsspiegel Dezember 2021 | Januar 2022
NORD-WESTFALEN Vorfreude auf die Euro 2024 IHK-Umfrage Fachkräfte fehlen Noch steht nicht fest, welche Spiele bei der UEFA EURO 2024 Der Fachkräftemangel in der Region in Gelsenkirchen ausgetragen werden, aber die Vorbereitun- geht derzeit sogar über das Niveau der Vor-Corona-Zeit hinaus. Das be- gen laufen. legt eine IHK-Umfrage unter 500 Un- ternehmen im Herbst 2021. Mit der Anfang November besuchte eine Delega- und -spieler Célia Šašić und Philipp Lahm bald heranrollenden Verrentungswelle tion der EURO 2024 Gelsenkirchen, um sich als Gesichter der EURO 2024 sowie Steffi droht der Fachkräfteengpass zu einer persönlich ein Bild vom Spielort zu ma- Jones. Der künftige Turnierdirektor Philipp Wachstumsbremse für den Post-Coro- chen. Gelsenkirchens Oberbürgermeisterin Lahm stellte fest: „In Gelsenkirchen passt na-Aufschwung zu werden. Karin Welge begrüßte die Delegation und die Infrastruktur, das Stadion ist top und Mehr als zwei Drittel der nord- rund 100 weitere Gäste, zu denen auch der die Fans sind absolut fußballbegeistert.“ westfälischen Betriebe (71 Prozent) Leiter des IHK-Standorts Emscher-Lippe Welge nannte das große Ziel: „Dass wir berichten von personellen Engpäs- in Gelsenkirchen, Dr. Jochen Grütters, ge- uns als gute Gastgeber präsentieren und sen, was ein neues Allzeithoch ist. In hörte, zum Austausch im Musiktheater im den Gästen die Bühne und Tribünen für der Bauwirtschaft sind es sogar fast Revier (MiR). „Wie bei jeder Mannschafts- ein großes Fußball-Fest bereiten.“ 90 Prozent. An der Spitze der Qualifi- leistung gilt: Je- kationen, die gesucht, aber nicht ge- der Handgriff ist funden werden können, steht die du- wichtig, sehr viele ale Berufsausbildung mit 50 Prozent Räder müssen in- der Nennungen, und sogar 66 Pro- einandergreifen, zent bei den kleineren Betrieben. Die bei allen Themen, Nachfrage ist innerhalb von nur we- von Sicherheit nigen Jahren deutlich gestiegen. Fast über Mobilität zur gleichauf folgen Fachwirte, Meister Kommunikation“, oder andere Weiterbildungszertifi- stimmte Oberbür- kate. Überraschenderweise werden germeisterin Karin Arbeitskräfte ohne Qualifikation ge- Welge auf die ge- nauso stark nachgefragt wie Hoch- meinsamen Auf- schulabsolventen (38 Prozent). 67 gaben ein. Zu Gast Prozent der Firmen planen Maßnah- waren auch die men zur Steigerung der Arbeitgeber- ehemaligen Na- Vorfreude auf die Euro 2024 (v. r.): Karin Welge, Philipp Lahm, Célia attraktivität. tionalspielerinnen Šašić , Dr. Jochen Grütters und Steffi Jones. Foto: Stadt Gelsenkirchen » www.fkm-nrw.de Generalunternehmer Bauunternehmen in den Bereichen: Telefon (0 25 64) 93 66-0 Schlüsselfertigbau in den Bereichen: Telefon (0 25 64) 9 89 89-00 Industrie- und Gewerbehallen Gewerbe-, Industrie- u. Büroobjekte Ammeloe 35 · 48691 Vreden Ammeloe 35 · 48691 Vreden ● ● ● Wohn- und Geschäftshäuser ● Wohn-/Geschäftshäuser u. Märkte ● Landwirtschaftliche Gebäude info@temmink-bau.de ● Kindertagesstätten ● Ein- u. Mehrfamilienwohnhäuser info@ht-konzeptbau.de ● Kommunale Gebäude www.temmink-bau.de ● Bauträgermaßnahmen www.ht-konzeptbau.de Wirtschaftsspiegel Dezember 2021 | Januar 2022 13
Nachhaltigkeit made in Nord-Westfalen Viel Zeit bleibt nicht. Nicht, um einen Klimawandel mit katastrophalen Folgen abzuwenden und noch weniger, um das eigene Unternehmen zukunftsfest aufzustellen. Doch der Wandel zu Klimaneutralität und Nachhaltigkeit ist unumgänglich. » Von Carsten Taudt
NACHHALTIG WIRTSCHAFTEN D ie Wirtschaft muss und will nachhaltig werden. „Wir sehen uns als Teil der Lösung“, bekennt Carsten Sühling, Geschäftsführer der Spaleck GmbH Die Umstellung auf umfassende Nachhaltigkeit ist für jeden Betrieb eine anspruchsvolle Aufgabe. Ver- einfacht gesagt reicht es nicht, eine Solaranlage auf & Co. KG und Vorsitzender des IHK-Ausschusses für das Werksdach zu schrauben. Für wirklich nachhal- unternehmensverantwortliche Nachhaltigkeit. „Die tige Produkte müssen alle Prozesse neu ausgerichtet Wirtschaft hat den Klimawandel verursacht und werden. Vom Produktdesign über den Einkauf, den die Wirtschaft kann ihn stoppen. Für Greenwashing Transport, die Produktionsweise bis hin zur Frage, bleibt keine Zeit.“ Der notwendige Wandel zu einer ob das Produkt überhaupt verkauft oder vielleicht nachhaltigen Wertschöpfung dient dabei nicht nur nur auf Zeit überlassen werden soll. Letztlich wer- Der Autor Carsten dem Erhalt der natürlichen Lebens- und Wirtschafts- den in weiten Teilen neue Geschäftsmodelle unum- Taudt betreut den IHK-Nachhaltigkeits- grundlagen, sondern in gleichem Maße dem Erhalt gänglich. ausschuss und ist der Wettbewerbsfähigkeit. Die stetig wachsende Nachfrage nach nachhaltigen Geschäftsbereichs- Produkten und Dienstleistungen bietet gewaltige leiter Bildung und Weltkonzerne befeuern Nachfrage Chancen: Denn die IHK-zugehörigen Betriebe sind Fachkräftesicherung. Denn in dem Umfang, in dem sich die Staaten und im weltweiten Vergleich sehr gut aufgestellt, eine internationalen Wirtschaftsräume konkrete Ziele solche anspruchsvolle Umstellung konsequent und etwa zur Klimaneutralität setzen, steigt die Nachfra- kompetent umzusetzen. Das ermöglicht einen Vor- ge nach nachhaltigen Produkten. Dabei setzen nicht sprung gegenüber dem internationalen Wettbewerb. allein Staaten Impulse. Immer mehr Betriebe und End- Mentalität und Bildungsniveau erlauben es den Un- kunden erwarten von ihren Lieferanten nachhaltig ternehmen, die notwendigen Schritte mit hoher Qua- produzierte und transportierte Materialien und Pro- lität umzusetzen. Der Ruf der deutschen Wirtschaft dukte. Ein sichtbares Zeichen setzte während des Welt- für gute Qualität kann und muss um die Dimension klimagipfels in Glasgow die sogenannte „First Movers der Nachhaltigkeit erweitert werden. Coalition“. 31 Weltkonzerne mit Teilnehmern wie Boe- „Wer irgendwo auf der Welt ein nachhaltiges Pro- ing, Apple, Amazon aber auch Deutsche Post DHL dukt kaufen möchte, muss zukünftig an deutsche Group und der Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen Produkte denken. Oder noch besser: an Produkte aus verpflichten sich, ihre Nachfrage nach emissionsfrei- Nord-Westfalen“, formuliert Dr. Benedikt Hüffer, Prä- en Produkten wesentlich zu steigern. Die Marktmacht sident der IHK Nord Westfalen, ein Ziel. Bisher war dieser Riesen wird den Angebotsmarkt befeuern. „made in Germany“ ein Label für präzise konstruier- te, qualitativ hochwertige Waren. Zukünftig könnte es heißen: Nachhaltigkeit made in Germany. Mitmachen! Wer es rechtzeitig schafft, sich hier gut aufzustel- len, erlebt in den Folgejahren einen immer weiter Unternehmen, die mitmachen wollen beim IHK- zunehmenden Wett- Netzwerk zur Nachhaltigkeit, Erfahrungen aus- tauschen oder über Veranstaltungen informiert bewerbsvorteil. Auf werden möchten, können gerne Kontakt auf- den Punkt gebracht nehmen zu den IHK-Nachhaltigkeitsreferenten: lautet die Devise: NACHH Erfolg durch Ver- ALTIG » Markus Lübbering Tel. 0251 707-306 änderung! hergest markus.luebbering@ihk-nw.de » Inna Gabler Viele Betriebe Nord-W ellt in Tel. 0251 707-305 sind weiter als die Politik ih- estfalen inna.gabler@ihk-nw.de nen zutraut. » www.ihk-nw.de/nachhaltigkeit Und Abwarten ist für niemanden eine Option. « Wirtschaftsspiegel Dezember 2021 | Januar 2022 15
Der neu gegründete IHK-Nachhaltigkeitsausschuss möchte die Wirtschaft unterstützen auf dem Weg in die Nachhaltigkeit. Foto: münsterview/IHK Die Region geht voran Der Nachhaltigkeitsausschuss der IHK Nord Westfalen will „einen spürbaren Bei- trag leisten“, um die Emscher-Lippe-Region und das Münsterland bundesweit als Vorbildregion für nachhaltiges Wirtschaften zu positionieren. Gefragt ist der Input aller IHK-Mitglieder. D er Nachhaltigkeitsausschuss der IHK Nord West- falen will „einen spürbaren Beitrag leisten“, um die Emscher-Lippe-Region und das Münster- Die IHK-Mitgliedsunternehmen werden vom Aus- schuss unterstützt auf dem Weg in die Nachhaltig- keit, der schon längst ohne Alternative ist. Rechtli- land bundesweit als Vorbildregion für nachhaltiges che Vorgaben, die sich aus dem Green Deal der EU Wirtschaften zu positionieren. Gefragt ist der Input ergeben, sind beispielsweise die Verschärfung des aller IHK-Mitglieder. Die Vollversammlung der IHK Emissionshandels, aber auch die bereits ab 2024 avi- Nord Westfalen hatte An- sierte Berichtspflicht für Unternehmen ab 250 Mit- fang Juni beschlossen, einen arbeitenden. Unter dem Stichwort „Sustainable Fi- „Ausschuss für unterneh- nance“ werden Vorgaben für die Kreditwirtschaft mensverantwortliche Nach- gemacht. Unternehmen werden dann ihren Kreditin- „Dieses haltigkeit“ einzurichten, und stituten ihre Bemühungen zur Nachhaltigkeit nach- Zielbild zudem „Grundsätze für eine weisen müssen. leitet einen nachhaltige Wirtschaft im IHK-Bezirk Nord Westfalen“ Austausch der Unternehmen untereinander tiefgreifen- aufgestellt. Carsten Sühling Der IHK-Ausschuss setzt hier auf Weiterbildungsan- den Wandel (48), Geschäftsführer der Spa- gebote der IHK, aber vor allem auf den Austausch ein.“ leck Holding GmbH & Co. KG der Unternehmen untereinander, den er organisieren (Bocholt), betonte nach seiner will. „Viele Betriebe in der Region sind fast unbe- Carsten Sühling Wahl zum Ausschussvorsit- merkt bereits große Schritte in Richtung Nachhaltig- zenden: „Es ist damit Konsens keit gegangen“, sagt Hetfeld und betont: „Das sind in der regionalen Wirtschaft, Vorbilder, von deren Erfahrungen andere lernen und dass Ziele der ökologischen profitieren können.“ „Dieses Zielbild für unsere zu- Nachhaltigkeit nicht im Widerspruch zum Gesamt- künftige Wirtschaft leitet einen tiefgreifenden Wan- interesse der regionalen Wirtschaft stehen.“ Zur del ein“, betont Sühling. Damit so viele Betriebe wie zweiten Vorsitzenden wählte der Ausschuss Tatjana möglich ihre Sichtweise beisteuern können, wird dem- Hetfeld (39), Geschäftsführerin der RDN Agentur für nächst auch das neue Onlinebeteiligungstool der IHK, Public Relations GmbH & Co. KG (Recklinghausen). „IHKimpuls“, dafür genutzt werden. « 16 Wirtschaftsspiegel Dezember 2021 | Januar 2022
NACHHALTIG WIRTSCHAFTEN Aus der Nische holen Wie starten kleinere und mittlere Unternehmen gut in die Nachhaltigkeit? Drei Experten sparen nicht an Tipps und Informationen. » Von Dominik Dopheide „W ir brauchen eine große Transformation hin zu einer sozial-ökologischen Wirtschaft und müssen alle dazu beitragen“, sagt Patrick Botter- rie helfen, Energieverluste zu vermeiden, etwa durch die Optimierung von Druckluftsystem und Material- flüssen. „Bisweilen muss man aber auch abwägen, mann. Er ist Leiter der Abteilung „Nachhaltiges Wirt- dass digitale Lösungen ihrerseits sehr energieintensiv schaften und Unternehmertum“ der CSCP gGmbH. sein können“, ergänzt Bottermann. Das gemeinnützige Institut ist in Wuppertal ansässig Zum besten Einstieg ins nachhaltige Wirtschaften und unterstützt Unternehmen, die nachhaltiger wirt- formuliert er eine Schlüsselfrage: „Was ist in mei- schaften wollen. Bottermann leitet zudem das „Lan- nem Unternehmen besonders relevant und verbes- desweite Zentrum für Wirtschaft und digitale Ver- serungswürdig?“ Zugleich aber kann auch der Blick antwortung CSR.digital“, das sich speziell an KMU auf das Positive weiterführen. Ein Unternehmen hat wendet. „Es geht uns darum, Nachhaltigkeit aus der einen Zulieferer, der nach einem hohen Ökostandard Nische zu holen“, erklärt er. Als gutes Beispiel nennt agiert? Dann bitte weitersagen, denn es gelte, ande- er ein metallverarbeitendes Unternehmen, das in die re zu motivieren, erklärt Bottermann. Unbedingt mit- Kreislaufwirtschaft eingestiegen ist und daraus ein nehmen auf den Nachhaltigkeitskurs sollten Unter- Geschäftsmodell gemacht hat. Es befreit Altmetall nehmen ihre Belegschaft. von Zink, um den Rohstoff dann am Markt zu „ver- silbern“. Mitarbeiter mitnehmen „Erfolgreich wird ein Projekt nur dann, wenn moti- vierte Mitarbeitende daran beteiligt sind“, bestätigt Gudrun Engelhardt, Bereichsleiterin „Nachhaltiges „Nachhaltiges Wirtschaften Wirtschaften“ bei der B.A.U.M. Consult GmbH. Die wird immer wichtiger für die Agentur berät seit 20 Jahren Unternehmen, die an einer Strategie und an Um- Kreditvergabe.“ setzungsinitiativen für mehr Nachhaltigkeit arbeiten, und Gudrun Engelhardt unterstützt sie beispielsweise im Zuge des Programms „Öko- profit”. Wenn Mitarbeitende zu Nachhaltigkeitsbotschaftern Ökonomie und Ökologie: Das sei kein Gegeneinan- werden und die Geschäftslei- der, sondern ein Miteinander, betont der vormali- tung als Vorbild vorangehe, ge Produkt- und Vertriebsmanager. Was aber kann, sei viel gewonnen, erklärt En- branchenübergreifend, jedes Unternehmen umsetzen, gelhardt. Sehr gut für die Zu- um Welt und Wirtschaft nachhaltiger zu machen? kunft sieht sie Unternehmen „Da gibt es viele individuelle Ansätze“, sagt Botter- gerüstet, die schon jetzt über mann. Die Wirtschaft habe ja in der Corona-Krise ihre Nachhaltigkeits-Aktivitä- einen riesigen Digitalisierungsschritt gemacht. Dies ten berichten, auch wenn sie biete viele Chancen, um den CO2-Fußabruck zu ver- nicht der CSR-Berichtspflicht kleinern. So können beispielsweise Rechnungen di- unterliegen. Das schaffe Trans- gital versendet, Videokonferenzen statt Dienstreisen parenz – zum einen intern für anberaumt werden und mit Home-Office-Tagen die Standortbestimmung, zum an- Patrick Bottermann ist Leiter der Abteilung Pendelei zum Arbeitsort reduziert werden. Digitale deren extern für Stakeholder, „Nachhaltiges Wirtschaften und Unterneh- Technologie könne auch in der traditionellen Indust- inklusive Investoren und Ban- mertum“ der CSCP gGmbH Foto: Dora Wirtschaftsspiegel Dezember 2021 | Januar 2022 17
NACHHALTIG WIRTSCHAFTEN ken. „Es zeichnet sich ab, dass nachhaltiges Wirtschaf- Für den weiteren Kurs in die Nachhaltigkeit hat Reu- ten und die entsprechende nicht-finanzielle Berichter- ter drei Ansätze parat, die ihr Verband in einer For- stattung immer wichtiger für die Kreditvergabe wird“, mel zusammenfasst: EBM. Das E steht für Energie, weiß Engelhardt. Das passe zur EU-Strategie, die vor- das B für Bank, das M für Mobilität. Auf echten Öko- sehe, Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitenden strom zu setzen, sei in der Regel die einfachste und ab 2024 stärker in die Berichtspflicht zu nehmen. effizienteste Maßnahme, den CO2-Fußabruck zu ver- Die Umweltberaterin und DNK-Schulungspartnerin nennt gängige Rahmenwerke, „Der erste Organisationsschritt die Unternehmen eine Grund- ist, die Klimabilanz des Unter- lage für diese Arbeit bieten: GRI (Global Reporting Initia- nehmens zu erstellen." tive), DNK (Deutscher Nach- haltigkeitskodex), UNGC (UN Dr. Katharina Reuter Global Compact), zudem die GWÖ (Gemeinwohlökonomie)- Bilanz. „Außerdem rücken die 17 Nachhaltigkeitsziele der UN kleinern, so Reuter. „Die echten Ökostrom-Anbieter als wichtige Leitplanken ei- sorgen dafür, dass es wirklich einen Zubau an erneu- ner nachhaltigen Entwicklung erbaren Energien gibt“, erläutert die Agrarökonomin. auch bei Unternehmen immer Dann die Finanzen. „Die wenigsten haben auf dem Gudrun Engelhardt, Bereichsleiterin stärker in den Fokus“, so En- Schirm, welche Kraft ihr Geld für die Transformation „Nachhaltiges Wirtschaften“ bei der gelhardt. der Wirtschaft hat“, sagt die BNW-Vorsitzende und B.A.U.M. Consult GmbH Foto: B.A.U.M. empfiehlt, ethisch-ökologische Aspekte bei der Wahl Strom, Geld, Mobilität der Hausbank zu berücksichtigen. Ein niedrigschwel- Auch kleinere Unternehmen liger Einstieg in nachhaltige Mobilität könne das E- und kleinste Maßnahmen Bike-Leasing sein, schlägt Reuter vor. Authentisch, können, summa summarum, betont sie, sei ein Unternehmen aber nur dann, wenn einen großen Einfluss haben es Nachhaltigkeit in seinem Kerngeschäft verankert auf den Nachhaltigkeitspro- habe, wenn beispielsweise ein Lebensmittelhersteller zess am Standort Deutschland, Rohstoffe aus ökologischem Anbau verarbeite oder betont Dr. Katharina Reu- ein Bauunternehmen Material mit hohem Recycling- ter. Die Geschäftsführerin des anteil einsetze. Bundesverband Nachhaltige Wenn ein Unternehmen ein Stück auf seinem Nach- Wirtschaft e.V. (BNW) bringt haltigkeitskurs zurückgelegt hat, sollte es Ausschau Beispiele: Bei Print-Produk- halten: nach Auszeichnungen und Preisen. „Tue Gu- ten auf das Siegel „Blauer tes und rede darüber, das gilt auch hier“, sagt Reuter. Engel“ achten oder Standby Dabei müsse ein Unternehmen nicht perfekt sein, be- vermeiden: Das könnten wirk- tont sie. Allein schon, dass es sich auf den Weg in die Dr. Katharina Reuter, Geschäftsfüh- lich alle Unternehmen. Nach- Nachhaltigkeit gemacht habe, werde im Wettbewerb rerin des Bundesverbandes Nach- haltigkeit habe viele Formen um Kunden und Fachkräfte gewürdigt. « haltige Wirtschaft e.V. (BNW) – von der Glasflasche mit re- Foto: BNW e.V/Farys gionaler Biomilch bis zum smarten Heizungsthermostat. Emissionsrechner Doch auch Reuter empfiehlt, dem Maßnahmenkata- log eine Grundlage zu verschaffen. „Der erste Organi- Wieviel Emissionen produziert unser Unterneh- men? – Diese Frage lässt sich beantworten mit dem sationsschritt ist, die Klimabilanz des Unternehmens Emissionsrechner des Bundesverbandes Nachhaltige zu erstellen, um zu sehen, wo im Haus die größten Wirtschaft. Die Werte werden mit Branchenwerten Brocken liegen“, erklärt sie und verweist in diesem verglichen. Zusammenhang auf das kostenfreie Tool, das der » plana.earth/bnw-emissionsrechner BNW entwickelt hat, den Emissionsrechner. 18 Wirtschaftsspiegel Dezember 2021 | Januar 2022
NACHHALTIG WIRTSCHAFTEN „Chancenradar“ Das Motiv der ökologischen Nachhaltigkeit zieht sich wie ein grüner Faden durch ein Einrichtungshaus in Nottuln. » Von Dominik Dopheide D er Begriff „Nachhaltigkeit“ hat im Wald sei- ne Wurzeln. Hans Carl von Carlowitz forderte bereits im Jahr 1713, nur so viel Holz zu schlagen, ist der Nottulner Unternehmer über- zeugt. wie nachwachsen kann. Die Idee des nachhaltigen Einfach machen: Wirtschaftens ist also eng mit diesem Rohstoff und Nach dieser Devise seinen Branchen verbunden. „Seit Generationen ist hat es das Einrich- es in unserem Familienunternehmen üblich, alle Res- tungshaus Ahlers sourcen, die uns zur Verfügung stehen, im Sinne der mit Photovoltaik, Umweltfreundlichkeit vollständig zu nutzen“, sagt Solarthermieanla- Marcus Ahlers. Er ist Inhaber des gleichnamigen, in ge und der High- Nottuln ansässigen Einrichtungshauses, dem auch Tech-Holzheizung eine Tischlerei, eine Polsterei und ein Gardinenate- bis zur Energie- lier angegliedert ist. Schon 1979 hat sein Vater in die autarkie gebracht. erste Feststoffheizung investiert, um Holzabfälle in „Wir produzieren Wärme zu wandeln. Im Jahr 1999, beim Bau der neu- sogar mehr Strom en Produktionshallen, hat das Unternehmen erneut als wir brauchen, aufgerüstet. Eine automatisch gesteuerte Holzschnit- der Rest wird ein- zelheizung mit nachgeschaltetem 8500-Liter-Wär- gespeist“, freut mespeicher sorgt seitdem für mehr Energieeffizienz. sich der Inhaber. „Fachleute haben uns damals gesagt, dass sich das Das nächste Pro- nicht rechnen wird“, erzählt Ahlers. Ein Irrtum. Be- jekt wird deshalb Hat sein Einrichtungshaus mit Photovoltaik, Solar- reits nach knapp sechs Jahren hat sich die Anlage ins Rollen ge- thermie und Hightech-Holzheizung bereits energie- bracht. Die Fahr- autark gemacht: Marcus Ahlers. Foto: Grundmann/IHK zeugflotte soll komplett auf Elektro-Mobilität umgestellt werden. „Ich kann entscheiden, Zudem ist geplant, Photovoltaik weiter auszubauen was ich verkaufe“ und für Elektrofahrzeuge Ladesäulen zu errichten. Insbesondere für kleinere Einzelhandelsbetriebe, Marcus Ahlers prüft räumt Ahlers ein, sei es nicht immer einfach, das auch seine Lieferanten auf Thema Nachhaltigkeit im Tagesgeschäft zu veran- nachhaltiges Wirtschaften. kern. Schließlich müsse kontinuierlich Zeit investiert werden, etwa um das Innovationsgeschehen zu be- obachten. amortisiert. Zudem profitiert das Unternehmen von Invest in Nachhaltigkeit lohnt sich langfristig kalkulierbaren Energiepreisen. Im Nottulner Einrichtungshaus ist der Chef zugleich Nachhaltiges Wirtschaften ist für Ahlers keine Fra- der „Chancenradar“, der neue Technik auf den Nutz- ge der Unternehmensgröße, sondern der Willenskraft: und Nachhaltigkeitswert für das eigene Geschäft „Es ärgert mich, wenn große Konzerne mit Klimaneu- prüft. Für Ahlers ist das keine Belastung, es macht tralität im Jahr 2040 werben, obwohl das beispiels- ihm Spaß - auch deshalb, weil die Risiken gering sei- weise im Onlinehandel viel schneller machbar wäre“, en. Ein Invest in Nachhaltigkeit lohne sich immer, Wirtschaftsspiegel Dezember 2021 | Januar 2022 19
NACHHALTIG WIRTSCHAFTEN betont er. Zudem sieht er gerade den Einzelhandel denen wir Möbel bauen“, nennt er ein Verkaufsargu- in guter Position, das Thema noch weiter in die Ge- ment, das mit dem Klimawandel immer stärker wird: sellschaft zu tragen. „Ich kann ja entscheiden, was Regionalität. ich verkaufe“, erklärt der Unternehmer. So setzt er ausschließlich auf inhabergeführte Familienbetriebe Wiederverwerten als Lieferanten, weil sie nach seiner Erfahrung in der In den Baumbergen bei Nottuln zum Beispiel werde Regel offen sind für nachhaltiges Wirtschaften. Er nur so viel Holz geschlagen, wie nachwachsen kann, überzeugt sich vor Ort davon, was auf welche Weise weiß Ahlers. Ohnehin müsse nicht immer alles gleich produziert wird. neu gekauft werden: In seiner Polsterei würden vie- le Möbel fit gemacht für die Übergabe an kommende Regionalität als Verkaufsargument Generationen. „Nachhaltigkeit hört ja nicht beim Umweltschutz auf, Und genau so sollte es auch mit unserer Umwelt es geht auch um Arbeitsbedingungen und Personal- sein, findet der Vater und Unternehmer. « struktur, dass nämlich auch Menschen mit Handi- cap oder Fluchthintergrund beschäftigt werden“, sagt Ahlers, bevor er zurückkommt auf die Wurzeln der Idee. „Wir wissen, wo die Bäume gewachsen sind, aus Anfangen – mit Förderprogrammen In manchem Unternehmen gibt es Überlegungen, Themen sind: beispielsweise das Beleuchtungskonzept im Betrieb - Umweltschutz zu modernisieren oder die Prozesswärme besser zu (Abfallvermeidung, Abwässer, Luft, Boden) nutzen. - Effiziente Maschinen und Anlagen Auf der Website der IHK finden Unternehmen, die sich - Energieeffiziente Gebäude selber das eine oder andere Projekt vorgenommen - Erneuerbare Energien erzeugen und nutzen haben, Informationen und Links zu vielen verschie- - Mobilität denen Förderprogrammen von Land, Bund und EU. » www.ihk-nw.de, Nr. 5263920 Gut geplant ist halb gebaut. Industrie- und Gewerbebau · www.lehde.de 20 Wirtschaftsspiegel Dezember 2021 | Januar 2022
Motivationsspei- cher aufgeladen: RK-Geschäftsführer Christoph Schulte beschäftigt sich gern mit dem Thema Nachhaltigkeit. Sein Tipp: Auf dem Dach anfangen. Foto: Grundmann/IHK Nachhaltig mit Spaß Bei RK Verpackungssysteme werden alle geplanten Neuinvestitionen und Veränderungen im Betrieb zunächst auf ihren Nachhaltigkeitswert überprüft. Geschäftsführer Christoph Schulte weiß: Das zahlt sich aus. » Von Dominik Dopheide „Q ualität, Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit haben bei RK Verpackungssysteme stets obers- te Priorität“, schreibt der in Gelsenkirchen ansässige te Versickerungsgrube. Gesparte Gebühren fließen ins Budget für neue Projekte. Sämtliche Flurförderfahr- zeuge hat RK auf Elektroantrieb umgestellt, auf dem Hersteller von Holzpackmitteln auf seiner Website. Hof stehen E-Auto und Ladesäule. Auf dem Dach hat Aber ist dieser Anspruch wirklich immer zu erfüllen? Schulte vor zehn Jahren eine 220-kW-Photovoltaik- Ist das Verhältnis zwischen Ökologie und Ökono- Anlage installieren lassen. mie nicht eine ganz schwierige „Kiste“? Diese Zeiten Seit Langem sensibilisiert er die Belegschaft für den sind längst passé, ist sich Christoph Schulte sicher. verantwortungsvollen Umgang mit Energie und Roh- „Langfristig wird nur das Unternehmen überleben, stoffen. „Die meisten unserer Mitarbeiter haben ein das nachhaltig wirtschaftet, und nachhaltig heißt im- starkes Bewusstsein für Nachhaltigkeit entwickelt mer mehr auch profitabel“, erklärt er und nennt die und tragen das auch in ihr privates Umfeld“, berich- Gründe: Immer öfter spiele nach seiner Erfahrung bei tet der Geschäftsführer. Ohnehin ist für ihn Kommu- der Vergabe von Aufträgen die Performance im Be- nikation ein entscheidender Faktor. So habe etwa das reich Ökologie eine Rolle. Zudem messe die jüngere Projekt „Ökoprofit“ die RK-Gruppe ein weiteres gutes Mitarbeitergeneration, auch in den Führungsebenen, Stück vorangebracht. „Wir haben viele Anregungen dem nachhaltigen Wirtschaften einen hohen Stellen- mitgenommen“, erzählt Schulte. Insgesamt rechnet wert bei. die Unternehmensgruppe infolge der im Projekt er- Die Familie Schulte hat direkt nach der Übernahme arbeiteten Maßnahmen mit einer jährlichen Energie- des Unternehmens im Jahr 2002 begonnen, in Nach- ersparnis von 40 750 kWh und einer Reduktion der haltigkeit zu investieren und als erste Maßnahme die CO2-Emissionen um 14,3 Tonnen. Heizung von Gas und Öl auf eine Anlage umgestellt, Für alle Unternehmen, die noch nicht wissen, wo sie in der Holzreste energetisch verwertet werden. Die starten sollen, hat Schulte einen Tipp parat: auf dem Investition hat sich so schnell amortisiert, dass RK Dach. Denn Photovoltaik bringe Ökologie und Ökono- in der Folge ein Nachhaltigkeitsprojekt nach dem an- mie schnell zusammen. Bei Christoph Schulte jeden- deren auf den Weg gebracht hat. Niederschlagswas- falls ist der Motivationsspeicher für nachhaltiges Wirt- ser fließt von 4000 Quadratmeter Dachfläche nicht schaften aufgeladen: „Es macht einfach Spaß, sich mit in die Kanalisation, sondern in eine eigens angeleg- diesem Thema zu beschäftigen.“ « Wirtschaftsspiegel Dezember 2021 | Januar 2022 21
Nachhaltigkeits- manager Thomas Reich würde am liebsten den Diesel- und den Gashahn bei apetito zudrehen. Foto: Grundmann/IHK Das Comeback des Windrads Als Nachhaltigkeitsmanager der apetito AG kennt Thomas Reich alle Facetten des Themas. Genau deshalb weiß er: Auch ein kleines Invest kann Großes bewirken. » Von Dominik Dopheide A ller Anfang ist schwer – vor allem für jene, die ihrer Zeit ein paar Ideen voraus sind. So hat sich 1992 das Bio-Menü von apetito mangels Nachfrage Development Goals – SDG). Zudem stellt sich das Unternehmen seit mehr als 20 Jahren regelmäßig den Zertifizierungen nach der europäischen EMAS- noch nicht durchgesetzt. Auch ein Windrad wurde am Verordnung und nach dem Standard des ZNU (Zent- Hauptsitz des Anbieters von tiefgekühlten Menüs und rum für Nachhhaltige Unternehmensführung). Verpflegungskonzepten in Rheine aufgebaut, aber Der härteste Prüfstein jedoch sind die Ansprüche, schließlich wieder zurückgebaut. Es war noch keine die das Unternehmen an sich selbst stellt. „Wir müs- echte Alternative im Energiemix, aber ein starkes sen lernen, noch systematischer mit dem Thema um- Symbol: Dem Familienunternehmen ist schon damals zugehen, denn die Anforderungen sind gestiegen“, bewusst, dass sich etwas drehen muss im Umgang mit sagt Thomas Reich, Geschäftsleiter und Nachhaltig- Ressourcen. Somit ist die apetito AG von der Pole-Po- keitsmanager der apetito AG. Gemeinsam mit den sition ins nachhaltige Wirtschaften gestartet. Nachhaltigkeitsverantwortlichen bei apetito entwi- ckelt er Maßnahmen, um „Scope-3-Emissionen“ zu Prüfstein: Zig Leitlinien und eigene Ansprüche senken. Die Aufgabe ist ambitioniert, denn es geht Die Berichterstattung orientiert sich an den Leitlinien um indirekte Emissionen in der vor- und nachgela- der „Global Reporting Initiative (GRI)“, an den Prin- gerten Liefer- und Wertschöpfungskette, die außer- zipien des „UN Global Compact“ und an den „UN- halb des eigentlichen Handlungsbereichs des Unter- Zielen für nachhaltige Entwicklung“ (Sustainable nehmens liegen. Wichtigstes Werkzeug bei dieser 22 Wirtschaftsspiegel Dezember 2021 | Januar 2022
NACHHALTIG WIRTSCHAFTEN Mission: Überzeugungsarbeit. Reich hat einige Tipps pier und schlagen vor, die gesamte Kommunikation Drei „Scopes“ oder Reich- für einen Einstieg ins Thema parat. Der erste Schritt so digital wie möglich zu gestalten“, berichtet Reich. weiten: sei immer, den Standort zu bestimmen und sich den Eine andere Maßnahme, die er empfiehlt: Wo immer Scope 1: Emissionen aus Schwächen zu stellen. Der zweite: „Einfach mal an- möglich, Lieferintervalle vergrößern, weil das Emis- Quellen, die direkt im Be- fangen, und zwar genau an diesen Punkten“, emp- sionen und Kosten reduziert. Viele Kunden hat er mit sitz des Unternehmens fiehlt Reich, der keinen Hehl daraus macht, welche diesen Ideen überzeugt. „Sie wollen ja ihre eigenen sind, wie Heizkessel oder Stellschrauben er bei apetito am liebsten ganz zudre- Nachhaltigkeitsstorys“, erklärt der Manager. Seine der Fuhrpark hen würde: den Diesel- und den Gashahn. Belegschaft schwört apetito auf Ressourcenschonung „Doch wir müssen auch den wirtschaftlichen Aspekt ein, ruft zu Verbesserungsvorschlägen auf. Scope 2: Emissionen aus sehen und die Balance finden zwischen Ökologie und Das Unternehmen manage Nachhaltigkeit in sechs der Nutzung von Energie, Ökonomie.“ So hat die apetito AG Klimaneutralität Handlungsdimensionen, darunter beispielsweise „Ak- die das Unternehmen direkt einkauft, also für am Standort Rheine auch deshalb erreicht, weil sie tiver Umweltschutz“ und „Nachhaltigere Lieferkette“. Wärme oder Kühlung bei- CO 2 -Kompensationsprojek- Ihnen sind Themen zugeord- spielsweise. Erzeugt das te gekauft hat. Ist das Green- net, etwa „Betriebliche Abfäl- Unternehmen die genutzte washing? Nein, meint Reich. le“ und „Wassermanagement“. elektrische Energie selbst, „Ich glaube, der Atmosphä- „Wir gehen davon aus, Jeder Handlungsdimension dann wird dieser Strom re ist es egal, wo wir das CO2 dass die Kunden stehen mindestens zwei Nach- nicht als Scope 2 bilanziert, sondern der eingesetz- einsparen“, sagt er. Doch steu- Nachhaltigkeit wollen.“ haltigkeitsverantwortliche te Brennstoff wird unter ert apetito dem Klimawandel vor. Werden Ziele nicht er- den Scope 1 -Emissionen auch in Deutschland gegen: Thomas Reich, reicht, wirkt sich das auf den bilanziert. „Wir werden im kommenden Nachhaltigkeitsmanager Bonus der Manager aus. Jahr in mehreren Pilotprojek- Ideen, um die CO2-Bilanz zu Scope 3: Emissionen, die ten E-Mobilität in der Auslie- verbessern, hat apetito auch aus Aktivitäten resultieren, ferung, Distribution und bei der Dienstwagenflotte auf dem Rezeptblock notiert. „Wir müssen den Fleisch- die nicht direkt zum Unter- einsetzen, um zu sehen, wie es funktioniert“, erläu- konsum deutlich reduzieren“, sagt der Geschäftsleiter. nehmen gehören, zum Beispiel aus Geschäfts- tert Reich und ist somit bei den Schritten drei bis Im eigenen Betriebsrestaurant hat das Unternehmen reisen oder dem Abfallma- fünf seiner Nachhaltigkeits-Roadmap angekommen: längst bewiesen, wie lecker Nachhaltigkeit sein kann. nagement. messen, messen, messen. Einmal jährlich wird kont- Täglich wird eine vegetarische Alternative angeboten. Quelle: EnergieAgentur.NRW rolliert, was die Maßnahmen bringen, im Bedarfsfall Reich glaubt nicht, dass apetito bei den Marktanteilen werden sie angepasst oder Ziele neu formuliert. abspecken muss, wenn das vegetarische Angebot aus- Dabei gibt es Ansätze, die für den niederschwelli- gebaut wird. „Wir gehen davon aus, dass die Kunden gen Einstieg bestens geeignet sind. Mit Digitalisie- Nachhaltigkeit wollen“, sagt er. rung etwa könne, bei geringem Kostenaufwand, der Und weil auch die Technik sich gewandelt hat, wird CO2-Fußabdruck geschmälert werden – auch in vor- bei apetito gerade das Comeback des Windrads ge- und nachgelagerten Wertschöpfungsketten, die so prüft. Vielleicht kann Thomas Reich sie eines Tages wichtig sind für die Senkung der Scope-3-Emissio- eigenhändig abmontieren: den Diesel- und den Gas- nen. „Wir versenden Rechnungen nicht mehr auf Pa- hahn. « Weiterbildung: „Sustainable Leadership“ und „Betrieblicher Mobilitätsmanager“ Auch die Weiterbildung der IHK Nord ter der Weiterbildung. Neu im Angebot der Landes Nordrhein-Westfalen gefördert Westfalen hat neue Webinare und Lehr- IHK-Weiterbildung sind Webinar-Reihen wird. Weitere Themen und Termine werden gänge in ihr Angebot aufgenommen, die und zwei geförderte Zertifikatslehrgänge, folgen. das Thema Nachhaltigkeit behandeln. der „Sustainable Leadership (IHK)“ und der „Das Thema Nachhaltigkeit ist aus dem „Betriebliche Mobilitätsmanager (IHK)“. Der » IHK-Kontakt: Portfolio der Weiterbildung nicht mehr Zertifikatslehrgang „Betrieblicher Mobili- Cornelia Scholz: wegzudenken und wird sich auch im Jahr tätsmanager“ ist ein erstes Angebot des cornelia.scholz@ihk-nw.de 2022 in verschiedenen Angeboten wider- IHK-Netzwerks „Betriebliche Mobilität Tel. 0251 707-318 spiegeln“, so Ulli Schmäing, Abteilungslei- NRW“, das vom Verkehrsministerium des www.ihk-bildung.de Wirtschaftsspiegel Dezember 2021 | Januar 2022 23
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