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Angewandte ${protocol}://econtent.hogrefe.com/doi/pdf/10.1024/2297-5160/a000062 - Johanna Lott Fischer - Sunday, September 02, 2018 11:53:51 PM - IP Address:212.103.80.236 GERONTOLOGIE Appliquée Jahrgang 3 / Heft 3 / August 2018 Volume 3 / Magazine 3 / Août 2018 Sonderausgabe Hinter den Kulissen der Angewandten Gerontologie Édition spéciale Dans les coulisses de la gérontologie appliquée Herausgeber/ Editeur
Herausgeber/Editeur Schweizerische Gesellschaft für Gerontologie SGG Société Suisse de Gérontologie SSG Redaktionsleitung/ Stefanie Becker, Redaktionsleitung, Ehrenmitglied SGG, ${protocol}://econtent.hogrefe.com/doi/pdf/10.1024/2297-5160/a000062 - Johanna Lott Fischer - Sunday, September 02, 2018 11:53:51 PM - IP Address:212.103.80.236 Direction rédactionnelle Geschäftsleiterin Alzheimer Schweiz stefanie.becker@alz.ch Redaktionsteam/Team rédactionnel Pia Coppex-Gasche, Maître d’enseignement, M. A., Institut de Haute Ecole de la Santé La Source, Lausanne Valérie Hugentobler, Professeure HES·SO, Sociologue Hildegard Hungerbühler, Leiterin Stab Grundlagen und Entwicklung, Schweizerisches Rotes Kreuz, Vizepräsidentin Nationales Forum Alter & Migration Christoph Hürny, Prof. Dr. med., em. Chefarzt, Geriatrische Klinik, St. Gallen Miriam Moser, Wissenschaftliche Mitarbeiterin Grundlagenarbeit, Pro Senectute Schweiz Delphine Roulet-Schwab, Professeure ordinaire HES, Docteure en psychologie, Institut et Haute Ecole de la Santé La Source – HES-SO, Lausanne Hans Rudolf Schelling, Geschäftsleiter Zentrum für Gerontologie, Universität Zürich Andreas Sidler, Leiter Forschung & Wissensvermittlung, AGE Stiftung Zürich Dieter Sulzer, Leiter Pro Senectute Bibliothek, Zürich Stefano Cavalli, Scuola universitaria professionale della Svizzera italiana (SUPSI) Dipartimento economia aziendale, sanità e sociale, Centro competenze anziani Verlag/Edition Hogrefe AG, Länggass-Strasse 76, 3012 Bern, Tel. +41 (0) 31 300 45 00, zeitschriften@hogrefe.ch, www.hogrefe.ch Herstellung/Production Jean-Claude Poffet, Tel. +41 (0) 31 300 45 59, jean-claude.poffet@hogrefe.ch Anzeigenleitung/Annonces Josef Nietlispach, Tel. +41 (0) 31 300 45 69, josef.nietlispach@hogrefe.ch Für Anzeigen zeichnet sich der Verlag verantwortlich L’édition se porte garante des annonces Abonnemente/Abonnements Tel. +41 (0) 31 300 45 74, zeitschriften@hogrefe.ch Mehrere Printexemplare auf Anfrage Plusieurs exemplaires sur demande Satz/Typographie punktgenau GmbH, Bühl, Deutschland Druck/Impression Kraft Premium GmbH, Ettlingen, Deutschland Abonnementspreise/Prix des Pro Band/Par ouvrage : abonnements Institute/Institutions : CHF 183.– / € 155.– Private/Privé : CHF 87.– / € 74.– Einzelheft/Par numéro : CHF 35.– / € 29.– plus Porto- und Versandgebühren/Frais de port et d’expédition : Schweiz/Suisse : CHF 14.– Europa/Europe : € 13.– Übrige Länder/Autres : CHF 26.– Erscheinungsweise/Parution 4 Hefte jährlich/4 numéros annuels (= 1 ouvrage) (= 1 Band) © 2018 Hogrefe AG, Bern ISSN-L 2297-5160 ISSN 2297-5160 (Print) ISSN 2297-5179 (online) Die Angewandte Gerontologie /Gerontologie Appliquée ist das offizielle Mitgliederorgan der Schweizerischen Gesellschaft für Gerontologie SGG Gérontologie Appliquée est l’organe officiel des membres de la Société Suisse de Gérontologie SSG Das Abonnement ist für Mitglieder im Jahresbeitrag inbegriffen Pour les membres de la SSG l‘abonnement est inclus dans la contribution annuelle Zugriff auf die übersetzten Artikel: Alle Artikel dieser Zeitschrift stehen in der jeweiligen Übersetzung (Fran- zösisch oder Deutsch) online zur Verfügung. Sie gelangen zur jeweiligen Übersetzung des Artikels, indem Sie nebenstehenden Link eingeben oder den Code AGA-2018-03 verwenden. Mit einem QR-Reader auf Ihrem mobilen Gerät haben Sie so einfach und schnell Zugriff auf die gewünschte Übersetzung. Accès aux articles traduits : Les différentes traductions (en allemand ou français) des articles de ce maga- zine sont disponibles en ligne. Vous pouvez accéder à la traduction d’un article donné en introduisant le lien http://econtent.hogrefe.com/ ci-contre ou en utilisant le Code AGA-2018-03. Vous avez ainsi facilement et rapidement accès à la traduction toc/aga/current désirée avec le lecteur de code QR de votre appareil mobile.
Inhalt/Sommaire ${protocol}://econtent.hogrefe.com/doi/pdf/10.1024/2297-5160/a000062 - Johanna Lott Fischer - Sunday, September 02, 2018 11:53:51 PM - IP Address:212.103.80.236 Editorial Hinter den Kulissen der Angewandten Gerontologie 5 Dans les coulisses de la gérontologie appliquée Stefanie Becker Schwerpunkt/ Thème central Überblick/ Veränderte Bedingungen für gutes Altern 7 Vue d’ensemble Les conditions du bon vieillissement ont changé Antonia Jann, Andreas Sidler Forschung/Recherche Disruptive Vokalisationen bei Demenz 11 Les vocalisations perturbatrices en cas de démence Simeon Schietzel, Mathias Schlögl, Florian Riese Lebensqualität im Alter mit und trotz Sehbehinderung 19 Qualité de vie pour les personnes âgées avec et malgré un handicap visuel Alexander Seifert, Hans Rudolf Schelling Praxis & Theorie/ Pratique & Théorie Aus- und Weiterbildung/ Étudier les personnes âgées au Tessin 23 Formation et formation Studien zu älteren Menschen im Tessin continue Stefano Cavalli, Barbara Masotti, Dolores Guglielmetti Vermes Maltraitance envers les personnes âgées en Suisse: 27 état des connaissances et repères pour la pratique gérontologique Misshandlung älterer Menschen in der Schweiz: Wissensstand und Benchmarks für die gerontologische Praxis Delphine Roulet Schwab Transfer/Transfert Vielfältiges Altern jenseits der Active Ageing-Normen 31 Un vieillissement diversifié au-delà des normes du vieillissement actif Hildegard Hungerbühler Ethnogerontologie – Was wir lernen können 35 Ethnogérontologie – Ce qu’elle peut nous apprendre Stefanie Becker Diagnose Krebs: Wie gehen Hochbetagte damit um? 39 Diagnostic du cancer: comment est-il géré par les personnes très âgées? Christoph Hürny Die Suche nach Relevanz in einer informationsgesättigten Welt 43 La quête de la pertinence dans un monde saturé d’information Dieter Sulzer © 2018 Hogrefe Angewandte GERONTOLOGIE Appliquée 3/18
Inhalt/Sommaire Les enjeux de la marchandisation des services d’aide et de soins à domicile 47 Die Herausforderungen der Kommerzialisierung von häuslichen Pflege- ${protocol}://econtent.hogrefe.com/doi/pdf/10.1024/2297-5160/a000062 - Johanna Lott Fischer - Sunday, September 02, 2018 11:53:51 PM - IP Address:212.103.80.236 und Betreuungsleistungen Valérie Hugentobler Demenz als Modellfall für Palliative Care 51 La démence en tant que modèle de soins palliatifs Stefanie Becker Aus den Gesellschaften/ Mitteilungen aus der SGG und der SGAP 56 Informations de sociétés Communications de la SSG et de la SPPA Angewandte GERONTOLOGIE Appliquée 3/18 © 2018 Hogrefe
Editorial 5 Liebe Leserinnen und Leser, ${protocol}://econtent.hogrefe.com/doi/pdf/10.1024/2297-5160/a000062 - Johanna Lott Fischer - Sunday, September 02, 2018 11:53:51 PM - IP Address:212.103.80.236 liebe Mitglieder der SGG W ie heisst es so schön: Viele Wege führen nach Rom! In einem etwas übertragenen Sinnen Die Angewandte GERONTOLOGIE erscheint zweispra- haben wir dieses Motto auch für vorliegende chig, wobei die Artikel in der Ihnen vorliegenden Druck- Ausgabe der Angewandten GERONTOLOGIE umgesetzt. version jeweils in der Originalsprache gedruckt sind. In Ich freue mich daher, Ihnen mit diesem Heft eine Art Son- der Online-Version sind jedoch alle Artikel in Franzö- derausgabe in einer etwas anderen Form präsentieren zu sisch und Deutsch verfügbar. Sie gelangen zur jeweili- dürfen. Denn neben den bereits gewohnten Fachartikeln gen Übersetzung, indem Sie entweder den Link ganz auf hohem Niveau stellen wir Ihnen diesmal auch die Au- unten im Impressum eingeben oder den danebenste- torInnen und Autoren dahinter vor. Sie sind Mitglieder un- hende QR-Code verwenden. Mit einem QR-Reader auf seres Redaktionsteams oder der SGG und zeichnen sich Ihrem mobilen Gerät haben Sie so einfach und schnell daher mitverantwortlich dafür, dass es diese Zeitschrift Zugriff auf die gewünschte Übersetzung. überhaupt geben kann. Gerne nutze ich diese Gelegenheit, Sie werden dann in beiden Fällen dazu aufgefordert ihnen allen auch auf diesem Weg ganz herzlich für die den Code der jeweils aktuellen Ausgabe einzugeben wertvolle interdisziplinäre Zusammenarbeit zu danken! Der Zugangscode wechselt für jede Ausgabe. Sie fin- Die Beiträge der Mitglieder unseres Redaktionsteams den ihn jeweils im Impressum! zu ihren jeweils eigenen gerontologischen Schwerpunkt- themen werden ergänzt durch die Schilderung dessen, was sie genau zu dem gemacht hat, was sie heute sind: Gerontologinnen und Gerontologen. Die Kolleginnen und Kollegen gewähren Ihnen Einblicke in ihre individuellen Werdegänge und die Bedeutung gerontologischen Wis- Ich wünsche Ihnen daher diesmal ein besonders interes- sens für ihre jeweils aktuelle Tätigkeit. Das bietet Ihnen, santes Lesevergnügen liebe Leserinnen und Leser, einerseits einen kleinen Blick Ihre hinter die Kulissen der Zeitschrift. Andererseits zeigt es aber auch auf, wie vielfältig die Wege nach Rom – sprich zur Gerontologie sein können. Es geht aber keinesfalls darum, uns selbst zu feiern, son- dern vor allem möchten wir dazu beitragen, die Bedeu- tung gerontologischen Fachwissens an ganz praktischen und lebendigen Beispielen aufzuzeigen. Und wer weiss, Dr. Stefanie Becker ist Chef- vielleicht inspiriert dies ja auch jüngere Menschen, diesem redakteurin der Angewandten Thema ihre berufliche Laufbahn zu widmen. Denn wenn GERONTOLOGIE. die Beispiele in diesem Heft eines aufzeigen, dann dies: Sie ist Psychologin und Geronto- dass Gerontologie als gesellschaftlich relevantes Fachwis- login und als Geschäftsleiterin sen so aktuell ist wie nie zuvor. von Alzheimer Schweiz tätig. © 2018 Hogrefe Angewandte GERONTOLOGIE Appliquée 3/18
6 Editorial Chères lectrices, chers lecteurs, ${protocol}://econtent.hogrefe.com/doi/pdf/10.1024/2297-5160/a000062 - Johanna Lott Fischer - Sunday, September 02, 2018 11:53:51 PM - IP Address:212.103.80.236 chers membres de la SSG C omme le dit si bien le proverbe: tous les chemins mènent à Rome! Nous avons choisi cette devise GERONTOLOGIE Appliquée paraît en deux langues, en lui donnant un sens légèrement figuré pour les articles de la version papier étant publiés dans la cette édition de GERONTOLOGIE Appliquée. Je me ré- langue de l’auteur. Dans la version en ligne toutefois, jouis donc de pouvoir vous présenter avec ce magazine tous les articles sont disponibles en français et en al- une espèce d’édition spéciale d’une forme un peu diffé- lemand. Vous parvenez à la traduction d’un article rente. Car en plus des articles spécialisés de grande qua- donné en introduisant le lien correspondant tout en lité habituels, nous mettons cette fois également en va- bas dans l’impressum ou en utilisant le code QR en leur leurs auteures et auteurs. Ils sont membres de notre regard. Vous avez ainsi facilement et rapidement ac- équipe de rédaction ou de la SSG et sont donc corespon- cès à la traduction désirée avec le lecteur de code QR sables de ce magazine qui n’existerait pas sans eux. Je de votre appareil mobile. profite avec plaisir de cette occasion pour leur remercier Dans les deux cas, il vous sera demandé d’introduire toutes et tous très sincèrement de votre précieuse colla- le Code de l’édition actuelle. Le code d’accès est mo- boration interdisciplinaire! difié à chaque édition. Vous le trouverez dans chaque Les contributions des membres de notre équipe de ré- impressum! daction sur leurs différents points forts gérontologiques sont complétées par la description de ce qui a fait d’elles et d’eux ce qu’ils sont aujourd’hui: des gérontologues. Les collègues vous offrent un aperçu de leurs carrières respec- tives et de la signification des connaissances gérontolo- Je vous souhaite une bonne lecture stimulant la réflexion. giques pour leurs activités professionnelles actuelles. Un Votre petit coup d’œil derrière les coulisses du magazine pour vous, chère lectrice et cher lecteur, un regard qui vous montre aussi la grande variété des chemins vers «notre» Rome – la gérontologie. Il ne s’agit pas du tout de nous célébrer nous-mêmes, nous aimerions surtout contribuer à montrer l’importance des connaissances spécialisées en gérontologie par des Dr Stefanie Becker est exemples très pratiques et vivants. Et qui sait, ceux-ci ins- rédactrice en chef de la revue pireront peut-être les plus jeunes à consacrer leur parcours GERONTOLOGIE Appliquée. professionnel à ce thème. Car s’il y a bien quelque chose Elle est psychologue et géronto- qui ressort de ce magazine: c’est que la gérontologie en logue et actuellement agissante tant que compétence spécialisée sociétalement pertinente comme directrice général de est plus importante que jamais. Alzheimer suisse. Angewandte GERONTOLOGIE Appliquée 3/18 © 2018 Hogrefe
Schwerpunkt/Thème central 7 Veränderte Bedingungen ${protocol}://econtent.hogrefe.com/doi/pdf/10.1024/2297-5160/a000062 - Johanna Lott Fischer - Sunday, September 02, 2018 11:53:51 PM - IP Address:212.103.80.236 für gutes Altern Antonia Jann, Andreas Sidler In einer alternden Gesellschaft ist das gute Älterwerden mehr als ein individueller Wunsch. Es wird zur gesellschaftspolitischen Les conditions du bon vieillissement ont changé Zielsetzung. Sie hängt von einer Vielzahl Faktoren ab, die ein Au sein d’une société vieillissante, bien vieillir représente komplexes und dynamisches System bilden. Zur Fördertätigkeit plus qu’un désir individuel. Ce concept est devenu un objectif der Age-Stiftung gehört es, Veränderungen im Altersbereich zu socio-politique. Il dépend de nombreux facteurs qui forment erkennen, zu benennen und einzuschätzen. Einige Tendenzen, un système complexe et dynamique. L’action de promotion die wir in den letzten 15 Jahren beobachteten, beschreiben wir de la fondation Age Stiftung comprend la reconnaissance, la im Folgenden. désignation et l’évaluation des changements dans le do- maine de la vieillesse. Dans ce qui suit, nous décrivons cer- taines tendances observées ces quinze dernières années Accès à l’article traduit en introduisant le lien http://econtent.hogrefe.com/toc/aga/current ou en utilisant le code AGA-2018-03. S eit mehr als 15 Jahren beschäftigt sich die Age-Stif- Von der öffentlichen Versorgung tung mit dem Thema Wohnen und Älterwerden. zum privaten Marktplatz Sie fördert Projekte, die für das Thema Wohnen und Älterwerden einen praktischen Nutzen aufweisen In den letzten Jahren wurden Institutionen zunehmend und einen potenziellen Lerneffekt für andere Akteure aus der öffentlichen Verwaltung ausgegliedert, was auch versprechen. Die Erkenntnisse aus den Projekten werden mit der Neuordnung der Pflegefinanzierung zu tun hat. in Schlussberichten veröffentlicht und in eigenen Publi- Die Einführung des Subjektprinzips begünstigte das Auf- kationen verdichtet. Wir geniessen durch unser Stif- kommen von privaten Akteuren und das Führen über tungskapital das Privileg gesicherter Finanzen, was uns Leistungsverträge. Im stationären Bereich wird der Markt die Freiheit gibt, unabhängig zu agieren. beschränkt durch eine mehr oder weniger stringente Obwohl unser Fokus auf einzelnen Projekten liegt, Bettenplanung und eine mehr oder weniger explizite müssen wir immer wieder eine Analyse des Gesamtsys- Rationierung von Heimplätzen. Die Pensionäre tragen tems vornehmen, um die Erfahrungen aus den Einzelpro- die Hotellerie- und Betreuungskosten sowie einen Teil jekten in einen Gesamtkontext stellen zu können. Dazu der Pflegekosten selber. Im ambulanten Bereich sind die richten wir einen breiten Fokus auf das Feld der Altersar- Betriebsbewilligungen nicht an Mengen, sondern an beit (siehe Abbildung), und wir lassen uns davon leiten, Qualitätsanforderungen geknüpft. Hier gibt es definierte wie Umgebungsbedingungen hergestellt werden können, Leistungen, die finanziell abgerechnet werden können. die ein gutes Älterwerden ermöglichen. Indem wir mit Zusätzliche Leistungen müssen privat übernommen wer- unserer Projektförderung sichtbar machen, welche Be- den. Diese unübersichtliche Situation birgt volkswirt- strebungen im Altersbereich unternommen werden, bil- schaftliche Fehlanreize und ist sowohl für institutionelle den wir das Feld der Altersarbeit ab (und sind uns be- Akteure wie auch für Individuen schwierig. wusst, dass wir es gleichzeitig mitprägen). Dabei werden Handlungsmöglichkeiten für Gemeinden/Behörden: Tendenzen sichtbar. Sie weisen darauf hin, wo Innovatio- Für die Planung von Betten braucht es einen Gesamtblick nen möglich und notwendig sind. Im folgenden Über- auf das vorhandene «vorstationäre» Angebot. Eine Be- blick zeigen wir auf, welche Entwicklungen wir aus unse- grenzung von Heimplätzen für tiefe Pflegestufen erfordert rem Blickwinkel in den letzten Jahren festgestellt haben, ergänzende Massnahmen im ambulanten Bereich. Ko- und verweisen auf die Handlungsmöglichkeiten, die sich ordinationsaufgaben müssten in Leistungsverträge ein- auf den verschiedenen Ebenen bieten. fliessen und abgegolten werden. © 2018 Hogrefe Angewandte GERONTOLOGIE Appliquée 3/18
8 Überblick/Vue d‘ensemble Für Institutionen: Da Alterungsverläufe selten linear Handlungsmöglichkeiten für Gemeinden/Behörden: sind und die Pflegeheime mit Übergangs- und Kurzzeit- Wenn es ein Ziel ist, dass älter werdende Menschen ihre pflege neue Aufgaben übernehmen, braucht es eine ver- eigenen Ressourcen möglichst lange einsetzen können, ist ${protocol}://econtent.hogrefe.com/doi/pdf/10.1024/2297-5160/a000062 - Johanna Lott Fischer - Sunday, September 02, 2018 11:53:51 PM - IP Address:212.103.80.236 stärkte Zusammenarbeit zwischen Akutspital, Langzeit- es wichtig, im normalen Wohnumfeld Bedingungen zu pflege und der Spitex bzw. den Angehörigen. Das erfordert schaffen, die dies ermöglichen. Massnahmen zur Förde- entweder eine Integration der Angebote unter ein gemein- rung der Partizipation und des sozialen Austausches tra- sames Dach oder ein hohes Bewusstsein für Koordination gen dazu ebenso bei wie niederschwellige Hilfen zu einem zwischen den einzelnen Akteuren. frühen Zeitpunkt. Für Individuen: Alte Menschen und ihre Angehörigen Für Institutionen: Alte Menschen, die auf Unterstüt- brauchen aktuelle, zuverlässige und niederschwellige In- zung angewiesen sind, brauchen oft medizinische oder formationen darüber, auf welche Leistungen sie Anspruch pflegerische Interventionen. Sie brauchen aber auch ver- haben und welche Leistungen sie auf eigene Kosten bezie- lässliche Vertrauenspersonen, die sie ermutigen und in ih- hen müssen. rer Selbstpflegefähigkeit unterstützen. Dieser Aspekt der Betreuung muss in der Organisation der Leistungserbrin- gung mitbedacht werden. Von Gesundheit zu Healthy Ageing Für Individuen: Je besser die Umgebungsbedingungen sind, desto langsamer entwickeln sich körperliche Ein- Wenn wir vom «Altersbereich» oder vom «Feld der Alters- schränkungen zum Problem. Ein Bewusstsein für Vorsor- arbeit» sprechen, ist uns bewusst, dass dieses Konstrukt in ge und Eigenverantwortung nicht nur in finanzieller und der politischen Realität nicht existiert. In wenigen Behör- gesundheitlicher, sondern auch in sozialer und räumlicher den kommt das «Älterwerden» als Verwaltungseinheit Hinsicht ist wichtig. vor, und selten wird es explizit als Querschnittthema zwi- schen den verschiedenen Ämtern diskutiert. In der Regel wird das Thema Alter im Gesundheitswesen angesiedelt, Von Standardversorgung und so sind auch die Gesetze und Transferzahlungen auf zu individuellen Wünschen (körperliche) Krankheiten ausgerichtet. Das Konzept des Healthy Ageing der WHO fasst den Begriff der Gesundheit Die Modernisierung brachte uns die Chancen und Risi- deutlich weiter als das Reparieren von körperlichen Schä- ken der Individualisierung. Zunehmend können Men- den. Im umfassenden Gesundheitsbegriff der WHO geht schen darüber entscheiden, wie und wo sie alt werden es auch um einen gelingenden Umgang mit abnehmenden und gepflegt werden möchten. Für die Unterstützung körperlichen, sensorischen und geistigen Kräften. beim Älterwerden stehen neben traditionellen Non-Pro- Die Entwicklung eines gemeinsamen Blicks auf die Realität hilft, Zusammenhänge zu sehen, Analysen vorzunehmen und Ziele zu definieren. Im Bild der «Altersbereich», wie wir ihn sehen (Work in Progress, Stand März 2018). Angewandte GERONTOLOGIE Appliquée 3/18 © 2018 Hogrefe
Überblick/Vue d‘ensemble 9 fit-Organisationen auch neue Marktakteure zur Verfü- ge keine umfassenden Hilfe- und Pflegeleistungen über- gung. Doch die Vielfalt des Angebots darf nicht darüber nehmen (können), hat der soziale Austausch im Nahraum hinwegtäuschen, dass vulnerable alte Menschen oft nicht doch ein grosses Gewicht für das gute Älterwerden. Hier ${protocol}://econtent.hogrefe.com/doi/pdf/10.1024/2297-5160/a000062 - Johanna Lott Fischer - Sunday, September 02, 2018 11:53:51 PM - IP Address:212.103.80.236 davon profitieren können. Sie haben keinen Überblick ist jeder Einzelne gefordert, als Nachbar und Mitmensch über die Angebote, keine Kraft, diese zu koordinieren, seinen Teil beizutragen. und kein Geld, sie zu bezahlen. Handlungsmöglichkeiten für Gemeinden/Behörden: Damit sich professionelle Akteure austauschen und ihre Raum für Pioniertaten Angebote aufeinander ausrichten können, braucht es je- manden, der sie dazu einlädt. Die öffentliche Hand muss Unsere Gesellschaft ist (auch) aufgrund der demografi- hier ein neues Rollenverständnis entwickeln und sich als schen Alterung im Umbau und wir alle sind daran be- «Dirigentin eines Orchesters» verhalten. teiligt, diesen Umbau mitzugestalten. Dazu braucht es Für Institutionen: Insbesondere vulnerable Personen Studien, Analysen und Gesetzesänderungen. Aber es müssen nicht nur informiert, sondern langfristig beglei- braucht auch, und das in erster Linie, eine gemeinsame tet werden, indem Unterstützung entweder aus einer Vision von guten Umgebungsbedingungen für das Älter- Hand angeboten oder von einer Stelle koordiniert wird. werden in einer Gemeinde oder Region. Und es braucht Diese Aufgabe muss einer Organisation – zum Beispiel Akteure, die im Sinne dieser Vision handeln und nicht der Spitex – mit einer Leistungsvereinbarung übertragen tatenlos zuwarten, bis die letzte Unklarheit gesetzlich ge- werden. regelt ist. Für Individuen: Das Vorhandensein von familiären, sozialen oder finanziellen Ressourcen hilft beim Kom- pensieren von körperlichen Schwächen. Und obwohl es richtig ist, dass die ältere Generation selber einen subs- Die Autorin und der Autor dieses Artikels tanziellen finanziellen Beitrag leistet, muss politisch si- chergestellt werden, dass die Schwächsten solidarisch mitgetragen werden. Hier sind wir alle als verantwor- Dr. Antonia Jann ist seit 2001 tungsvolle Stimmbürger gefordert. Geschäftsführerin der Age-Stif- tung in Zürich und beschäftigt sich seit dieser Zeit mit neuen Von der Immobilie zum Sozialraum Entwicklungen zum Thema Woh- nen und Älterwerden. Die Stif- Wohnen und Älterwerden wurde lange im Lichte von Son- tung unterstützt inspirierende derwohnformen für ältere Menschen betrachtet. Der Fokus Wohnbeispiele mit finanziellen lag auf Heimen und Alterswohnungen, auf gemeinschaftli- Mitteln und informiert über gute chem und betreutem Wohnen. Gute Wohnmöglichkeiten Beispiele. Mehr dazu unter www.age-stiftung.ch für spezielle Bedürfnisse sind nach wie vor wichtig, ver- mehrt kommen aber auch die positiven Aspekte von «nor- Während dem Studium der Sozialpädagogik besuchte ich malen» Wohnumgebungen ins Blickfeld, insbesondere die eine Vorlesung über Lebenslauforientierung. Dies war Verbundenheit mit dem Quartier und der Nachbarschaft. der Anfang für meine Beschäftigung mit dem Thema Al- Um im eigenen Zuhause gut alt werden zu können, sollten ter. Ich studierte ein Jahr Soziologie bei Leopold Rosen- soziale Kontakte, Hilfe und Betreuung sowie Pflege im mayr in Wien und beschäftigte mich später bei Migros häuslichen Umfeld erreichbar sein. Kulturprozent (u. a. 1997 als Projektleiterin von senior- Handlungsmöglichkeiten für Gemeinden/Behörden: web.ch) und bei Pro Senectute Schweiz intensiv mit der Bevor in teure Grossprojekte investiert wird, sollte auch älteren Generation. Die Übernahme der Geschäftsfüh- die Förderung von günstigem Wohnraum und die Integra- rung der Age-Stiftung war im Zusammenhang mit mei- tion von ambulanten Strukturen in der Gemeinde oder in nen vorherigen Tätigkeiten ein Glücksfall. Im Dezember der Versorgungsregion erwogen werden. Nicht immer ist 2012 schloss ich meine Dissertation als Gerontologin bei die Gemeinde gross genug, um Spezialbedürfnisse abzu- Gertrud Backes in Vechta ab. decken. So braucht es für eine gute ambulante Palliativ- Gerontologisches Wissen ist für mich die Basis, um versorgung möglicherweise eine Kooperation in einem bei der Beurteilung von Projekten zu erkennen, welche Gemeindeverbund. psychologischen oder gesellschaftlichen Wirkungen sie Für Institutionen: Die Modularisierung von Angeboten auslösen könnten. Die Age-Stiftung unterstützt die stellt Organisationen vor grosse Herausforderungen. Oft- Akteure im Feld dabei, gute Lebensumfelder für alte mals sind kreative Kooperationsmodelle, in denen sich Menschen zu schaffen. Oft ist das Vorgehen der Akteure jeder Partner auf seine Kernkompetenz fokussieren kann, intuitiv und wird durch unsere Förderung einem Dis- ein Schlüssel für neue flexible Angebote. kurs zugänglich. Für Individuen: Zum Sozialraum gehört auch die Nach- barschaft. Obwohl Untersuchungen zeigen, dass Freiwilli- antonia.jann@age-stiftung.ch © 2018 Hogrefe Angewandte GERONTOLOGIE Appliquée 3/18
10 Überblick/Vue d‘ensemble Andreas Sidler arbeitet seit diese Projekte hervorbringen. Seit 2008 bin ich hier für For- 2008 als Verantwortlicher für schung und Wissensvermittlung verantwortlich. An dieser Forschung und Wissensvermitt- Schnittstelle zwischen Projektpraxis und Wissensvermitt- ${protocol}://econtent.hogrefe.com/doi/pdf/10.1024/2297-5160/a000062 - Johanna Lott Fischer - Sunday, September 02, 2018 11:53:51 PM - IP Address:212.103.80.236 lung bei der Age-Stiftung. lung offenbart sich, dass sich Projektumsetzungen vermehrt an gerontologischen Massstäben messen lassen müssen. Im Meine Forschungen zum Zusam- Gegenzug werden gerontologische Thesen verstärkt in der menhang zwischen Alter und poli- Realität der Projektpraxis geprüft. Diese spürbare Reibung tischem Verhalten haben mich zwischen Theorie und Praxis machen die Gerontologie zu nach meinem Studium und der einem dynamischen und gesellschaftspolitisch gestaltungs- kantonalen Assistenz am Züricher Institut für Politikwis- relevanten Arbeitsfeld. Hier braucht es flexible Menschen, senschaft zur Age-Stiftung geführt. Die Age-Stiftung för- die Gewissheiten in Frage stellen und neue Wege gehen. dert inspirierende Projekte, die dem guten Wohnen und Al- tern dienen, und sie vermittelt und vernetzt das Wissen, das andreas.sidler@age-stiftung.ch Anzeige Noch nicht abonniert? Bestellen Sie jetzt Ihre gewünschte Zeitschrift bequem über unseren Webshop und profitieren Sie von einer lückenlosen Lieferung sowie vom Zugriff auf die Volltexte im Online-Archiv. www.hogrefe.com Angewandte GERONTOLOGIE Appliquée 3/18 © 2018 Hogrefe
Schwerpunkt/Thème central 11 Disruptive Vokalisationen ${protocol}://econtent.hogrefe.com/doi/pdf/10.1024/2297-5160/a000062 - Johanna Lott Fischer - Sunday, September 02, 2018 11:53:51 PM - IP Address:212.103.80.236 bei Demenz Simeon Schietzel, Mathias Schlögl, Florian Riese Disruptive Vokalisationen sind inadäquate und häufig in ho- hem Masse störende stimmliche Äusserungen demenzkranker Les vocalisations perturbatrices en cas de démence Menschen («to disrupt» engl. für «stören», «unterbrechen»). Les vocalisations perturbatrices sont des expressions ver- Sie sind Teil des Spektrums demenzbedingter Verhaltens- bales inadéquates et fréquemment extrêmement déran- störungen (BPSD, Behaviorale und Psychologische Symptome geantes des personnes démentes («to disrupt» angl. pour der Demenz) und umfassen im Prinzip alle repetitiven verbalen «déranger», «interrompre»). Elles font partie des BPSD und non-verbalen Vokalisationen, die bezüglich Intensität, (symptômes comportementaux et psychologiques de la Frequenz und Dauer variieren können und für die Betroffenen démence) plus rares (Cerejeira et al, 2012) et comprennent sowie die Betreuer sehr belastend sind. en principe toutes les vocalisations verbales et non ver- bales répétitives. Leur intensité, leur fréquence et leur du- rée peuvent varier, mais elles sont toujours très éprou- vantes pour les personnes concernées et les soignants. Accès à l’article traduit en introduisant le lien http://econtent.hogrefe.com/toc/aga/current ou en utilisant le code AGA-2018-03. D as Spektrum disruptiver Vokalisationen ist sehr «Rufpatient» oder «Schreipatient» wird deutlich, welche breit (Tabelle 1) und dieses Symptom kann unter- Belastung für die Behandlungsteams von solchen Situatio- schiedliche Gründe haben wie z. B. Deprivation, nen ausgeht und wie schnell eine Abwehr und Kategorisie- Angst, Enthemmung oder Reizarmut. rung erfolgt. Häufig entstehen auch Beschwerden von Disruptive Vokalisationen sind in fortgeschrittenen Nicht-Fachleuten, z. B. Angehörigen, im Sinne von «Das ist Demenzstadien nicht ungewöhnlich, Prävalenzdaten unmenschlich, dass Sie eine Person so leiden lassen» bis schwanken je nach Betreuungssetting und Definition hin zum appellativen «Bringen Sie ihn zum Schweigen,» aber erheblich. Dies stellt erkennbar eine Risikosituation für Vernachlässi- gung und Missbrauch dar, so dass Angehörige aber auch Fachleute engmaschige Unterstützung benötigen. Definition und Bedeutung Das Spektrum disruptiver Vokalisationen ist breit (Tab. 1) Ursachen und die Ursachen sind vielfältig (Schmerzen, Angst, Über- forderung, Reizarmut, Enthemmung, etc.). In fortgeschrit- Pathophysiologische Grundlage ist primär eine fortge- tenen Demenzstadien sind disruptive Vokalisationen nicht schrittene dementielle Erkrankung. Diese limitiert für die ungewöhnlich, Häufigkeitsdaten schwanken je nach Be- Betroffenen in unterschiedlichem Masse einen sachdienli- treuungssetting und Definition aber erheblich. Für institu- chen und kommunikativ-adäquaten Umgang mit körper- tionalisierte Patienten werden Prävalenzen zwischen 10 lichen, psychischen, sozialen, umgebungsmässigen und und 40% beschrieben (von Gunten, 2008). alltäglichen Bedürfnissen und Notwendigkeiten. Disruptive Vokalisationen können eine extreme Heraus- Mit fortschreitender Erkrankung kann dies so weit ge- forderung für das behandelnde Team, andere Heimbewoh- hen, dass praktisch kein einziger Wunsch, keine innere nende oder Patient(inn)en sein. Bis anhin stabile Versor- Not und kein Kommunikationsbedürfnis mehr zielfüh- gungssituationen können in kürzester Zeit dekompensieren rend geäussert werden kann. Eine Einteilung der mögli- und wiederholte Hospitalisationen und Wohnortwechsel chen Ursachen in vier grosse Bereiche (siehe Graphik) notwendig werden. ist für eine systematische Herangehensweise hilfreich, es Bereits an den häufig zu hörenden (aber aufgrund der finden sich aber in der Zuordnung selbstverständlich negativen Konnotation zu vermeidenden) Bezeichnungen Überlappungen. © 2018 Hogrefe Angewandte GERONTOLOGIE Appliquée 3/18
12 Forschung/Recherche Tabelle 1. Erscheinungsformen disruptiver Vokalisationen Verbal Non-verbal ${protocol}://econtent.hogrefe.com/doi/pdf/10.1024/2297-5160/a000062 - Johanna Lott Fischer - Sunday, September 02, 2018 11:53:51 PM - IP Address:212.103.80.236 Repetitive verbale Äusserungen jeder Art Schreien, Brüllen, Kreischen Beschwerden, Klagen, Monierungen, Reklamationen, Beanstandungen Singen oder Summen (leise vor sich hin bis imperativ) Ständiges rufen (z. B. «Hilfe-hilfe-hilfe-hilfe») Jammern, Stöhnen, Wimmern Einzelne Wörter oder Sätze Repetivie non-verbale Vokalisationen jeder Art Unangemessene Forderungen Undefinierte non-verbale Agitation bis Aggression Beleidigende, ausfallende Sprache Brabbeln Verbale Agitiation bis Agression Ständiges Geräuschemachen Echolalie Heulen, Seufzen Repetitives sprechen, reden Murmeln, Brummeln, Murren, Grummeln Konstantes Einfordern von Aufmerksamkeit Grunzen Quasseln Sinnfrei erscheinende Klänge Spezifische / nicht-spezifische Wünsche Repetitive Anliegen Fluchen, Beschimpfen Unpassende verbale Äusserungen Dazwischenreden Unerfüllte Basisbedürfnisse (unmet needs) sehen. Arzneimittelreaktionen, Glaukome, Überlaufblasen, Obstipationen und Dranginkontinenz sowie Muskelkrämp- Unerfüllte Basisbedürfnisse wie Sehen/Hören (sensori- fe, Prolapsvorkommen und Juckreiz mit ausgeprägten sche Deprivation), Hunger/Durst, Bewegung, Schlaf, Aus- Kratzspuren, sind weitere explizit auszuschliessende Aus- scheidungen, menschlicher Kontakt (soziale Deprivation) löser unklarer Vokalisationen. usw. müssen primär und immer wieder evaluiert bzw. sys- tematisch ausgeschlossen werden. Neuro-psychiatrische Ursachen Körperliche Ursachen Eine häufige neuro-psychiatrische Ursache vokal heraus- fordernder Verhaltensstörungen demenzerkrankter Men- Die wichtigste körperliche Ursache von disruptiven Vokali- schen sind Ängste. Demenzkranke Patient(inn)en sind sationen sind Schmerzen. Weitere häufige Ätiologien sind krankheitsbedingt permanent mit für sie als unbekannt Infektionen, Entzündungen und Atemnot, sowie Entglei- erlebten Orten, Menschen und Situationen konfrontiert sungen von Blutzucker, Blutdruck, Volämie und Elektroly- bei gleichzeitig stark begrenzten Möglichkeiten einer ord- ten. Alterstypisch sind des Weiteren Gelenkaffektionen nend-verstehenden kognitiven Verarbeitung. Ferner kön- durch Arthrose, Chondrokalzinose und Gicht (alle Gelen- nen traumatische, längst vergangene Gedächtnisinhalte ke einzeln untersuchen). Lokale oder radikuläre Rücken- sich bedrohlich in den Vordergrund drängen. Obwohl viele beschwerden sind ebenfalls häufig (Degenerationen, Vokalisationsformen nach leisen oder imperativen Hilferu- Spinalkanalstenosen, foraminale Engen, osteoporotische fen klingen, sind sie keinesfalls immer Ausdruck von aku- Spontanfrakturen). Ein systematisches Infektions- und Ent- ter Not. Alltägliche Mitteilungs- und Teilnahmebedürfnis- zündungsscreening sollte regelmässig und vom Scheitel bis se sowie Stimulation und Spüren des eigenen Selbst, sind zur Sohle durchgeführt werden, um typische Ätiologien wie wichtige differentialdiagnostische Ätiologien. Wahnhaftes Blepharitis, relevante Augen- und Mundtrockenheit, Rhi- Erleben, Halluzinationen und innere Unruhe sind weitere no-Sinusitiden, enorale Läsionen, Lymphknoten-Schwel- Auslöser. Sie treten nicht nur bei akuten Delirien auf, son- lungen, einen Herpes Zoster, Thrombophlebitiden nach dern sind Teil des Spektrums neuro-psychiatrischer Symp- Venenverweilkanüle, Pneumonien, abdominale Prozesse, tome bei Demenz. Zuletzt sollte bei jeder neuro-psychia- Harnwegsinfekte, (atypische) Dekubiti, inguinalen Pilzbe- trischen Veränderung des Patienten eine unerwünschte fall oder einen eingewachsenen Zehennagel nicht zu über- medikamentöse Wirkung in Betracht gezogen werden. Angewandte GERONTOLOGIE Appliquée 3/18 © 2018 Hogrefe
Forschung/Recherche 13 Umgebungsfaktoren deutung. Sie hilft, eine akzeptierende Haltung gegenüber schwer veränderbaren Zuständen zu üben mit Wechsel Umgebungsfaktoren bilden die vierte Ursachengruppe. Da des Fokus auf Machbares, ohne die Situation als unverän- ${protocol}://econtent.hogrefe.com/doi/pdf/10.1024/2297-5160/a000062 - Johanna Lott Fischer - Sunday, September 02, 2018 11:53:51 PM - IP Address:212.103.80.236 die Patient(inn)en nicht mehr in der Lage sind, eine belas- derbar anzusehen und in diagnostischen oder therapeuti- tende Umgebung bewusst zu verlassen oder zweckmässige schen Nihilismus zu verfallen. Veränderungen zu initiieren, sollten unklare stimmliche Äusserungen auf ihren Ursprung in einer unpassenden Um- gebung überprüft werden. Vertrautheitsgrad, Geräuschku- Klassifikationen lisse, Licht- und Temperaturverhältnisse, Kontakt- oder Rückzugsmöglichkeiten sowie Präsenz von Nahestehenden Es existieren unterschiedliche Ansätze, disruptive Vokali- sind Beispiele für diagnostisch und therapeutisch nutzbare sationen zu klassifizieren. Folgende Typologien erschei- Umgebungsfaktoren. Sowohl Reizüberflutung als auch Rei- nen besonders hilfreich für die Praxis (Cohen-Mansfield & zarmut können Vokalisationen fördern. Werner, 1997; Ryan, 1988): Wie oben erwähnt sind disruptive Vokalisationen Teil des Spektrums demenzbedingter Verhaltensstörungen, d. h. im Kern Symptome von Neurodegeneration bzw. ze- Herangehensweise in der Praxis rebralen Krankheitsprozessen. Insofern lässt sich verste- hen, dass verbale und non-verbale Vokalisationen jeder Aufgrund der Vielzahl möglicher Ursachen ist eine syste- Art auch ohne erkennbaren Auslöser auftreten können. matische Herangehensweise essentiell. Dies gilt sowohl für Die Vergegenwärtigung dieser Tatsache ist von grosser Be- den diagnostischen als auch für den therapeutischen Pro- $ ([3] ! "!" Timing Vokalisation !%" • Verbal • Beschwerden • Ständig • Grad der Störung • Non-verbal Um Hilfe bitten Zufällig 1-5 (keine- Halluzinationen Klares Muster extrem) • Spez. Bedürfnisse • D=J03.2< • Wunsch nach 1-5 (nie-ständig) Aufmerksamkeit • Umgebung • Fluchen • Selbst- Stimulation • Andere • Unklar © 2018 Hogrefe Angewandte GERONTOLOGIE Appliquée 3/18
14 Forschung/Recherche ${protocol}://econtent.hogrefe.com/doi/pdf/10.1024/2297-5160/a000062 - Johanna Lott Fischer - Sunday, September 02, 2018 11:53:51 PM - IP Address:212.103.80.236 Systematische Herangehensweise für die Su- che nach häufigen und typischen Vokalisati- onsätiologien. zess. Ein Vokalisationsprotokoll ist als Grundlage einer Therapie strukturierten Evaluation von grossem Wert (Tabelle 2). Idealerweise fliessen dort in semi-quantitativer Weise Er- Nicht-medikamentöse fahrungen von allen Mitgliedern des «Care-Teams» (Ange- Interventionsmöglichkeiten hörige, Freunde, Pflegende, Therapeuten, Ärztinnen) mit ein. Darüber hinaus sollten typische Ursachen aus den vier Ein therapeutischer Goldstandard existiert nicht. Be- Bereichen «Unerfüllte Bedürfnisse», «Körperliche Be- handlungsbasis ist immer die nicht-pharmakologische, schwerden», «Psychische Leiden» und «Umgebung» im- therapeutische Begleitung (Yusupov & Galvin, 2014). Im mer wieder aktiv gesucht bzw. ausgeschlossen werden (De- Zentrum steht dabei primär das Adressieren unerfüllter tektivarbeit, siehe Graphik). Aufgrund der Häufigkeit von Bedürfnisse, die fachgerechte Therapie somatischer und Schmerzen als Ursache ist ein empirischer Therapieversuch psychiatrischer Leiden sowie das Schaffen einer indivi- mit Schmerzmitteln häufig sinnvoll (nach sorgfältiger Ab- duell adäquaten Umgebung (siehe Graphik). Generell wägung allenfalls auch mit geeigneten Opioiden). Wenn gilt, dass die jeweils gewählte Behandlung über einen suf- nach ausreichender Evaluationsperiode und systemati- fizienten Zeitraum und im Rahmen verschiedener Situa- schen Bemühungen klare Ursachen und wirkungsvolle tionen Anwendung finden sollte («Stick to the plan!»), Massnahmen immer noch nicht auszumachen sind, weist um die Massnahme valide und anhand der quantifi- dies auf die Grenzen des Machbaren angesichts einer fort- zierten Dokumentation als stark, mässig oder gar nicht geschrittenen Demenz hin. Zu diesem Zeitpunkt ist die Ver- hilfreich klassifizieren zu können. Das Wiederholen ei- änderung des Behandlungsfokus hin zu erreichbaren Zielen nes vormals wirkungslosen Therapieversuchs macht in wie z. B. Sicherheit, guter Schlaf und Erfüllung der Grund- längeren Abständen durchaus Sinn, da bei fortschrei- bedürfnisse mit immer wieder respektvollem und empathi- tender Erkrankung Behandlungen teilweise dankbar schem Gegenübertreten wichtig. Eine bekannte Herausfor- angenommen werden die vorher wiederholt abgelehnt derung beim Umgang mit Vokalisationspatienten besteht wurden. Nachfolgend eine Auswahl möglicher Therapie- darin, kein kommunikatives Vermeidungsverhalten gegen- strategien: über dem Betroffenen zu entwickeln. Bewusstes «Sich- • Bedürfnisse erfüllen, Therapie somatischer und psychi- Zeit-Nehmen», turnusmässiges Einräumung von Re-Evalu- atrischer Leiden, adäquate Umgebung ationsroutinen, Vergegenwärtigen der palliativen Schick- • Individueller, personenzentrierter Umgang unter Be- salssituation, Fokussierung auf positive Teilaspekte der rücksichtigung von persönlicher Situation, Lebensge- individuellen Beziehung zum Patienten sowie interdiszipli- schichte, medizinisch/pflegerischer Diagnosen und so- närer Austausch im Team können hierbei hilfreich sein. zialem Umfeld Angewandte GERONTOLOGIE Appliquée 3/18 © 2018 Hogrefe
Forschung/Recherche 15 Tabelle 2. Beispiel eines Vokalisationsprotokolls Vokalisationsprotokoll Frau / Herr geb. vom ${protocol}://econtent.hogrefe.com/doi/pdf/10.1024/2297-5160/a000062 - Johanna Lott Fischer - Sunday, September 02, 2018 11:53:51 PM - IP Address:212.103.80.236 Zeit Was? Wie lang? Störfaktor Kling nach Mögl. Ursache Massnahme Erfolgreich? (0–5) 1. Stress 1. Unmet need Ja/nein Wie laut? 2. Wunsch 2. Körperlich (0–5) 3. Kontakt 3. Psychisch Veränderung Störfaktor 4. Selbst-Stimulation 4. Umgebung 0–5 -> 0–5 5. Unklar 5. Unklar • Einbezug von Vertrauens- und informellen Hilfsperso- vin, 2014). Leider werden ältere Personen mit Vokalisatio- nen (Partner, Freunde, Kirche, Freiwillige) nen trotzdem sehr oft mit Psychopharmaka behandelt wo- • Geschulte Kommunikation (warme, Mut machende bei man primär die sedierende Wirkung der verordneten Stimme, Schwerpunkt auf non-verbale Kommunika- Substanzen einsetzen will. Nicht-pharmakologische Inter- tion, Augenkontakt, keine negativ wertenden Aussagen, ventionsmöglichkeiten sind bevorzugt einzusetzen und Geschehnisse in einfachen Worten erklären, störende sind Therapie der ersten Wahl. Umgebungsgeräusche reduzieren) Die nachfolgenden pharmakologischen Strategien be- • Einfache, immer gleiche, klare Tagesstruktur inkl. Rou- ziehen sich auf demenzbedingte agitierte Verhaltensstö- tinen in Aktivitäten des täglichen Lebens (ggf. Symbol- rungen im Allgemeinen. Beim Einsatz von Medikamenten anzeige über Ablauf) sind die «Grundsätze der Psychopharmaka Behandlung • Bewegung, Aromatherapie, Haustiere, Therapie-Hun- im Alter und bei Demenz» zu beachten (Savaskan, 2014)). de, Beschäftigung, sinnvolle Tätigkeit, Verantwortung Vor dem Einsatz soll eine klinische Untersuchung zu erfol- • Anwendung beruhigender oder individuell (früher) fa- gen und die Indikation der Medikation soll laufend über- vorisierter Musik prüft werden. Der Einsatz von Psychopharmaka muss zeit- • Physiotherapie, Ergotherapie, physikalische Therapie, lich limitiert erfolgen. Musiktherapie, Rhythmik Risperidon ist das einzige Neuroleptikum, welches bei • Aktivitäten, die Interaktion und Freude fördern (Rei- agitierten demenzbedingten Verhaltensstörungen zuge- gentanz, einfache Gartenarbeit, singen) lassen ist. Aripiprazol kann als mögliche, alternative Subs- • Handmassage mit langsamen Bewegungen in gleich- tanz versucht werden (Deuschl et al., 2016; Reeves & Per- mässigem Rhythmus ry, 2013). Auch andere atypische Neuroleptika finden • Redirektionstechnik. Bei dieser nützlichen und gut ein- off-label im Rahmen von 2.- und 3.- Linienbehandlung im setzbaren Intervention wird die ältere Person mit Voka- Alltag Anwendung. Generell ist es beim Einsatz von Neu- lisation mit kurzen Übungen (Vornamen aufsagen, tief roleptika zur symptomatischen Behandlung demenzbe- einatmen, bis 10 zählen, usw.) abgelenkt und die Auf- dingter Verhaltensstörungen sinnvoll allfällige sedieren- merksamkeit auf die Aufgabe fokussiert. Die Ablenkung de, anticholinerge, antipsychotische und extrapyramidale sorgt für 10–15 minutige vokalisationsfreie Episoden, (Neben-)Wirkungen im individuellen Fall zu berücksich- die bei wiederholter Übung immer schneller eintreten tigen und in die allgemeine Nutzen/Risiko-Abwägung un- und länger dauern. bedingt mit einfliessen zu lassen. Citalopram ist eine evi- • Reminiszenztechniken (Review wichtiger Lebenspha- denzbasierte Alternative zur Behandlung von agitiertem sen, Fotos, geliebte Aktivitäten, restorativ wirkende Verhalten bei Demenz mit Angststörung und kann als Off- Verbindung mit eigener positiver Vergangenheit) label-Therapie als vergleichsweise nebenwirkungsärmere • Snoezelen (Multi-sensorische Entspannungsräume, auch Alternative erwogen werden (Porsteinsson, 2014). Beim mit speziellen Wagen am Bett) Einsatz von Serotonin Wiederaufnahmehemmer ist die • Simulierte Präsenztherapien (Videos von Familienmit- bei älteren Personen häufige Nebenwirkung der Elektro- gliedern, welche zum Erkrankten sprechen) lytenstörung engmaschig zu überwachen. • Reflektive, interdisziplinäre Teamzusammenkünfte, Per- sonalschulungen, Supervisionen Take home Psychopharmakologische Behandlung • Disruptive Vokalisationen sind repetitive, inadäquate und häufig hochgradig störende verbale oder non-ver- Es existieren bislang wenig valide Untersuchungen medi- bale stimmliche Äusserungen von Menschen mit fortge- kamentöser Therapiestrategien zur expliziten Reduktion schrittener Demenz. disruptiver Vokalisationen. Es sind auch Übersichtsartikel • Sie sind Teil des Spektrums demenzbedingter Verhal- vorhanden, die den Einsatz einer Pharmakotherapie nicht tensstörungen und gehen häufig mit Agitation einher. empfehlen da der Nutzen der eingesetzten Medikamente • Eine systematische Herangehensweise ist wichtig (ätio- dem Nebenwirkungsprofil unterlegen ist (Yusupov & Gal- logische «Detektivarbeit», Vokalisationsprotokoll). © 2018 Hogrefe Angewandte GERONTOLOGIE Appliquée 3/18
16 Forschung/Recherche • Ursachen und Behandlungsansätze finden sich meist reichen in der Entwicklung, Durchführung und Unterstüt- in den Bereichen «Unerfüllte Bedürfnisse», «Körperli- zung von Forschungsprojekten in Alterspsychiatrie und che Beschwerden», «Psychisches Leiden» und «Um- -psychotherapie tätig. ${protocol}://econtent.hogrefe.com/doi/pdf/10.1024/2297-5160/a000062 - Johanna Lott Fischer - Sunday, September 02, 2018 11:53:51 PM - IP Address:212.103.80.236 gebung». Die Autoren dieses Beitrags sind an der Klinik für Al- • Eine Reihe nicht-medikamentöser und pharmakologi- terspsychiatrie, die Teil der Psychiatrische Universitäts- scher Therapieoptionen mit durchweg allerdings ge- klinik Zürich ist, beschäftigt ringem Evidenzgrad stehen zur Verfügung. Der Ein- satz erfolgt individuell, unter sorgfältiger Nutzen/ Risiko-Abwägung und in Form systematischer, in Län- ge und Dosis suffizienter Therapieversuche Die Autoren dieses Artikels • Nicht-medikamentöse Interventionsmöglichkeit sind primär einzusetzen. Der Einsatz von Psychopharmaka kann notwendig aber auch mit schweren Nebenwirkun- Simeon Schietzel gen verbunden sein. Mein medizinischer Hintergrund • Disruptive Vokalisationen können therapierefraktär sein. ist internistisch-geriatrisch ge- • Einbezug und Psychoedukation von Vertrauens- und prägt. Die Alterspsychiatrie er- Begleitpersonen sowie Supervisionen für das Behand- öffnete mir nochmals ganz lungsteam sind wichtige Massnahmen. neue Möglichkeiten, Krankheits- entwicklungen zu begreifen und differenzierte nicht-medikamen- Literatur töse und pharmakologische Be- handlungen kennen zu lernen. Cerejeira, J., L. Lagarto, and E. B. Mukaetova-Ladinska, Behavioral Gerontologisches Wissen ist für meine Arbeit wichtig, and Psychological Symptoms of Dementia. Front Neurol, 2012. 3. weil es grundlegend zum Verständnis älterer Menschen von Gunten, A., et al., Vocally disruptive behavior in the elderly: a systematic review. Int Psychogeriatr, 2008. 20(4): p. 653–72. sowie zur konzisen Diagnostik und zum therapeutischen Cohen-Mansfield, J. and P. Werner, Typology of disruptive vocaliza- Gelingen beiträgt. tions in older persons suffering from dementia. Int J Geriatr Psychiatry, 1997. 12(11): p. 1079–91. Ryan, D. P., et al., Noise-Making Amongst the Elderly in Long Term Care. The Gerontologist, 1988. 28(3): p. 369–371. Yusupov, A. and J. E. Galvin, Vocalization in dementia: a case report Mathias Schlögl and review of the literature. Case Rep Neurol, 2014. 6(1): p. Der klinische Hintergrund von 126–33. Savaskan, E., et al., [Recommendations for diagnosis and therapy Mathias Schlögl ist ebenfalls of behavioral and psychological symptoms in dementia (BPSD)]. geriatrisch-internistisch geprägt. Praxis (Bern 1994), 2014. 103(3): p. 135–48. Parallel zur klinischen Weiterbil- Deuschl G, Maier W et al. S3-Leitlinie Demenzen. 2016. In: Deut- dung erfolgte ein mehrjähriger sche Gesellschaft für Neurologie, Hrsg. Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie. Online: www.dgn.org/leitlinien Forschungsaufenthalt am Natio- (abgerufen am 10..04.2018). nal Institute of Health (USA), ei- Reeves, R. R. and C. L. Perry, Aripiprazole for sexually inappropriate ne Weiterbildung in geriatrischer vocalizations in frontotemporal dementia. J Clin Psychophar- Palliativmedizin (Universität Stanford, USA) sowie in kli- macol, 2013. 33(1): p. 145–6. Porsteinsson, A. P., Effect of Citalopram on Agitation in Alzheimer’s nischer Epidemiologie (Master in Public Health; Harvard, Disease – The. 2014. 311(7): p. 682–91. USA). Mathias Schlögl arbeitet zurzeit als Assistenzarzt an der Klinik für Alterspsychiatrie der Psychiatrischen Uni- versitätsklinik Zürich. Gerontologisches Wissen ist für meine Arbeit wichtig, da es hilft, die körperlichen, seeli- schen und sozialen Vorgänge des Alterns im Sinne der Pa- Die Schweizerische Gesell- tienten multidisziplinär zu betrachten. schaft für Alterspsychiatrie und -therapie (SGAP) Die Schweizerische Gesellschaft für Alterspsychiatrie und -psychotherapie (SGAP) ist die Florian Riese Fachvereinigung der in der Schweiz tätigen Psychiater/in- ist Oberarzt an der Psychiatri- nen und Psychotherapeuten/innen, die sich schwerpunkt- schen Universitätsklinik Zürich, mässig mit der Prävention, Diagnostik, Therapie und For- Klinik für Alterspsychiatrie, und schung der alterspsychiatrischen Störungen befassen. Die Forschungsgruppenleiter «Le- konfessionell und politisch unabhängige ärztliche Gesell- bensqualität bei Demenz» am schaft wurde 1991 gegründet. Forschungsschwerpunkt «Dyna- Ihre Mitglieder sind in ganz unterschiedlichen medizi- mik Gesunden Alterns» an der nisch-therapeutischen, aber auch wissenschaftlichen Be- Universität Zürich. Angewandte GERONTOLOGIE Appliquée 3/18 © 2018 Hogrefe
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